Der Einstieg in die Welt des Tees
"Da steh' ich nun, ich armer Tor, Und bin so klug als wie zuvor!"
(Faust - Johann Wolfgang von Goethe)
Nanu? Ist dieser Hypnozyl nicht einer von den Neuen hier im Forum? Was könnte der schon Interessantes, oder gar Erleuchtendes schreiben wollen?
In erster Linie möchte ich diesen Blog führen, um für mich meinen eigenen Werdegang in der Welt des Tees zu dokumentieren. Das könnte ich zweifelsfrei auch für mich alleine machen, aber vielleicht findet sich in meinen Ausführungen ja auch der ein oder andere Neuling wieder. Vielleicht findet sogar einer von den vielen Profis in diesem Forum Gefallen an den Gehversuchen eines noch unwissenden Teeinteressierten. Stufenweise werde ich hier künftig meine Werdegang niederschreiben. Mal sehen ob ich hier auf Interesse stoße.
Ich fange mit der Frage an, wie ich überhaupt zu Tee komme.
Als Kampfsportler und Wasserballer aus dem Ruhrpott, der am Wochenende gerne auf der Tribüne im Fußballstadion steht, Bier tinkt und seine Mannschaft gröhlend anfeuert wirke ich auf den ersten Blick bestimmt nicht wie jemand, der sich mit der sanften und teils lieblichen Natur des Tees auseinander setzt. Ich hatte in meinem bisherigen Leben wenig Berührungspunkte mit Tee. Hier und da mal einen Beutel mit Kräuter- oder Früchtetee, oder auch mal einen schwarzen Tee. Zu mehr reichte es bislang nicht. Für mich gab es immer nur Kaffee. Entsprechend meiner eigenen natur, stark, schwarz, ungesüßt. Andere Kaffeetrinker mussten sich meinen gekochten Kaffee stets mit Wasser und Milch verdünnen. Ich mag es halt kräftig und rau. Selbst beim Wetter stehe ich auf raues Klima. Skandinavien wird dem Mittelmeerraum vorgezogen, ich mag kühle Temperaturen, bei denen ich nicht schwitze. Kälte statt Hitze. Wasserball statt Yoga. Schäferhund statt Chihuahua.
Aber wieso denn Tee, wenn es doch gar nicht zu meiner eigenen Natur zu passen scheint? Die Frage ist pragmatisch einfach zu beantworten: Im Büro gibt es einfach keinen guten Kaffee.
Ich habe die Abteilung gewechselt und die Kaffeemaschine in der neuen Abteilung hat, obschon ihres jungen Alters, ihre besten Tage bereits hinter sich. "Irgendjemand wird sich schon drum kümmern" scheint hier bei knapp 20 Mitarbeitern der allgmeine Gedankengang zu sein, wenn das Thema Reinigung der Kaffeemaschine aufkommt. Nun gut, ohne mich. Eine Alternative muss her. Kaffee vom Bäcker? Kaffee in der Thermoskanne von zu Hause? Alles nicht das Wahre. Aber wir dürfen am Platz eigene Wasserkocher betreiben. Ist vielleicht Muckefuck die Lösung? Nein, schmeckt grauenvoll. Relativ schnell bin ich beim Tee gelandet. Liegt ja auch auf der Hand. Beutel in die Tasse, heißes Wasser drauf und fertig. Halt stop! Wieso nicht direkt vernünftigen Tee? Diese ganzen Beuteltees schmecken doch letzten Endes alle gleich. Nein, ich will etwas Neues. Ich will richtigen Tee!
Ich dachte mir, es kann ja nicht all zu schwer sein, einen guten Tee zu bekommen und zu trinken. Tee trinken ist ja keine Wissenschaft. Aber wie fange ich an? Welchen Tee nehme ich? Ach, ist doch einfach. Es gibt (bei damaligem Kenntnisstand) schwarzen und grünen Tee, Kräuter- und Früchtetees und irgendetwas mit Roiboos. Letzteres könnte aber auch einfach nur eine Unterkategorie sein... Irgendwo muss ich anfangen, ich starte mit dem klassischen Schwarzen. Bei der Kleiderwahl macht mit dem kleinen Schwarzen ja auch selten etwas falsch. Aber welchen schwarzen Tee nehme ich? Es gibt ja die ein oder andere Sorte. Assam habe ich schonmal getrunken, Dajeeling ist ein Begriff und auch Ceylon hat man schon einmal irgendwo gehört oder gelesen. Nach kurzer Recherche im Internet wird mir aber bewusst, dass ich von Tee überhaupt keine Ahnung habe.
Plötzlich wird mir klar, dass es eben nicht nur schwarzen und grünen Tee gibt. Was zum Teufel ist denn Pu Erh, Oolong oder Matcha? Roten Tee gibt es auch? Ach ne, das ist eigentlich auch schwarzer Tee, aber aus China stammend. Wieso dann diese Differenzierung?! Und Kräuter- und Früchtetees sind gar keine Tees? Letztlich bin ich zu folgender Schlussfolgerung gekommen: Ich brauche Hilfe.
Ich suchte mir im Internet einen Laden in der näheren Umgebung, in dem ich mich beraten lassen konnte. Schnell wurde ich fündig und machte mich auf den Weg.
Ich schilderte dem Händler meine Situation (Kaffeetrinker, stark und rau, sucht Alternative, 0 Erfahrung, würde gerne mit Schwarztee starten). ich wollte von ihm wissen, welcher Tee für jemanden wie mich ein guter Einstieg wäre. Seine unermessliche Kompetenz offenbarte mir der Händler mit seiner ersten Gegenfrage: "Welchen Tee trinken Sie denn gerne?"
Bitte was? Ist die Frage sein Enst?! "Nun, bisher schmeckte mir Jagertee ganz gut. Für den Arbeitsalltag ist das allerdings keine Option, auch wenn es vieles erträglicher machen würde..."
Der Händler setzte noch einen oben drauf: "Da muss ich mal eben telefonieren, ich wüsste jetzt nicht, welcher Tee für Sie geeignet wäre".
Oh man, wo bin ich hier nur gelandet? Naja, sein Gesprächspartner am Telefon hatte ihm nahegelegt, mir einen Assam zu empfehlen. Darüber hinaus würde wohl auch eine georgische Teemischung eine geeignete Option für mich darstellen. Beide Sorten hielt er mir hin um daran zu schnuppern. Höflich habe ich eine Nase voll genommen, aber als Anfänger kann man mit den Gerüchen halt noch gar nichts anfangen. Nun gut, die beiden teste ich, auch wenn ich wenig überzeugt war.
Zu Hause wollte ich sofort loslegen, aber da stieß ich schon auf die nächsten Schwierigkeiten: Wie brühe ich den Tee jetzt auf? Ich brauche ja irgendeinen Filter oder so. Ein schneller Blick in dieses Forum brachte mich zunächst nicht weiter. Hier unterhielt man sich über Gaiwan, Kyiushu, Gong fu Cha und was weiß ich nicht noch alles. Das war mir alles noch zu viel, ich wollte doch nur diese beiden Tees trinken. Da fiel mir ein, dass ich doch irgendwo noch ein altes Teesieb in der Schublade hatte. Es handelte sich dabei um eine Teezange wie ich später herausfand. Damit startete ich nun also meine ersten Gehversuche. Nach einigen Versuchen mit unterschiedlichen Teemengen und Ziehzeiten kam ich zu meinem ersten Ergebnis: Der Assam war ok, die georgische Mischung dagegen schmeckte überhaupt nicht. Aber das kann es ja jetzt noch nicht gewesen sein. Ich brauchte mehr Input.
Ich suchte mir also den nächsten Teeladen aus, bei dem die Beratung ja nur besser werden konnte. Unterm Strich machte der zweite Händler einen wesentlich kompetenteren Eindruck, aber die große Erleuchtung blieb auch dieses mal aus. Dieser Händler schickte mich mit einem schwarzen Tee von/aus Java und einem mit Karamell und Sahne aromatisierten Schwarztee nach Hause. Bei letzterem habe ich mich bequatschen und vom Duft betören lassen. Die Erfahung, die ich mit diesen beiden Tees machte sind hier aber auch nicht unebdingt der Rede wert.
Meine ersten Gehversuche waren nicht besonders eindrucksvoll. Das konnte und sollte es aber nicht gewesen sein. Ich muss mich einfach ein bisschen mehr mit Tee auseinander setzen, Blogs lesen, in Foren stöbern und viel probieren. Ich änderte also meine Strategie. Weg von schlechten Beratungen in Teeläden hin zur Onlinerecherche. Ich verbrachte einige Tage damit, vor allem das Teetalk Forum zu durchstöbern. Ich war relativ schnell an einem Punkt angekommen, an dem ich glaubte meine Mitmenschen über Tee aufklären zu können. Unterscheiden konnte ich relativ schnell zwischen 6 verschiedenen Teesorten (schwarz, grün, weiß, gelb, Pu Erh, Oolong), sowie den Teeähnlichen Aufgussgetränken wie "Kräuter- und Früchtetees". Ich wusste sogar inzwischen wobei es sich um einen Gaiwan handelt, oder was Gongfu cha bedeutet und wieso schwarzer Tee aus China eigentlich als roter Tee bezeichnet wird. "Dann kann ich ja jetzt ein paar Tees bestellen" dachte ich mir. Aber nein, so einfach war es immer noch nicht. Es gibt einfach viel zu viele verschiedene Sorten alleine bei Assam Tees. Von Darjeeling, Ceylon usw. mal ganz zu schweigen.
Schnell kam ich zu der Erkenntnis: Da steh' ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor!
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