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Alishan Golden Olong: Verkostung


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An einem sonnigen Nachmittag Anfang Januar war ich ungestoert und hatte Zeit und Ruhe um es mir mit diesem Tee in der Kueche gemuetlich zu machen. Vorab noch, ich hoffe, ihr werdet nicht erschlagen von der Bilderflut. In Fotolaune war ich naemlich auch ;) 
 

Gekauft habe ich den Tee im Dezember letzten Jahres bei Lupicia gekauft. Ist dieser hier (japanische Website). Laut Haendler handelt es sich um einen Hochgebirgs-Olong aus der Region Alishan in Taiwan. Preislich liegt er mit ca. 15 Euro fuer 50g gerade noch im Rahmen, was ich derzeitig gewillt bin fuer einen Tee auszugeben.
 
Zum Aufgiessen habe ich mich fuer eine Seitengriffkanne aus Porzellan von Koransha entschieden. Sicherlich waere eine chinesische bzw. taiwanesische Tonkanne stilistisch passender gewesen, aber so etwas besitze ich (noch) nicht.
 

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Das verwendete Schaelchen kommt aus einem 5-teiligen Set von Fukagawa-Seiji. Als Motiv sind hier Bambus und Chrysantheme zu sehen. Ausgewaehlt habe ich es, da es meiner Meinung nach ganz gut zu dem fruchtigen und floralen Charakter des Tees passt.
 
Fuer das Vorwaermen der Kanne, den Spuelgang sowie den letzten Aufguss musste ich aus Kapazitaetsgruenden leider auf den elektrischen Wasserkocher zurueckgreifen, der es immer schafft mit seinem Krach die ansonsten ruhige Athmosphaere zu stoeren. Dagegen war das leise Brodeln und Zischen des Wassers in der gusseisernen Kanne der reinste Wohlklang in meinen Ohren.
 
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Die Blaetter in der vorgewaermte Kanne verstroemten einen wunderbar blumigen und fruchtigen Duft. Nach einem kurzen Spuelgang, entfaltete sich ein suesslich fruchtiger Duft, der mich an den Nektar oder Honig von Waldblueten denken lies.
 
1. Aufguss bei 95 Grad und einer Ziehzeit von 30 sek.
Der Duft der Blaetter aus der Kanne hat sich fast 1:1 auf den Aufguss uebertragen, es duftet nach Frucht und Honig. Im Geschmack ist er sehr filigran und fruchtig.
 

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2. Aufguss bei 95 Grad und 40 sek.
Die floralen Aromen sind intensiver geworden. Im Geschmack hat er an Koerper gewonnen. Falls es so etwas wie Teegeschmack gibt, dann meine ich ihn hier ebenfalls wahrzunehmen. Die Suesse ist schon bemerkbar, haelt sich aber noch zurueck. Sehr erfrischend.
 

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3. Aufguss bei 85 Grad und 50 sek.
Im Duft hat er etwas eingebuesst, dafuer hat er im Geschmack deutlich zugelegt. Im Mund zeigt sich eine cremige Konsistenz, die entfernt an Sahne erinnert, gepaart mit einer fruchtigen Suesse.
 

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4. Aufguss bei 80 Grad und 70 sek.
Die floralen und fruchtigen Aromen sind in der Nase nur noch schwach wahrnehmbar. Die cremige Konsistenz ist nach wie vor vorhanden, der Abgang hat an Suesse gewonnen und klingt lange nach.
 

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5. Aufguss bei 75 Grad und 120 sek.
Im Duft hat er stark nachgelassen, die cremige Konsistenz dagegen haelt unvermindert an, neben der Suesse im Abgang schmecke ich noch den Teegeschmack.
 
6. Aufguss bei 70 Grad und 160 sek.
Immer noch cremig, hat das Fruchtige deutschlich nachgelassen Im Abgang kommt der Teegeschmack immer mehr durch, im Grundton ist es aber immer noch suess.  „Wahnsinn!“ so steht in den Notizen, die ich mir dazu gemacht habe.
 
7. Aufguss bei 95 Grad und 240 sek.
So langsam zeigen sich Ermuedungserscheinungen, zwar ist er immer noch leicht cremig, aber die suesse hat abgenommen. Der Abgang haelt auch nicht mehr so lange. Eventuell haette man noch einen achten Aufguss herausbekommen, ich habe es aber dabei belassen.
 
Die Blaetter sind gut erhalten und haben sich in der Kanne auch gut entfaltet koennen.
 

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Fuer mich war sehr interessant zu beobachten, wie sich ueber jeden Aufguesse kleine Nuancen veraendert haben, ohne das er seine Linie dabei verlassen haette. Die Grundzuege waren immer erkennbar. Insgesamt ist dadurch fuer mich ein in sich sehr stimmiges Gesamtbild entstanden, unter dem fuer mich der dritte und vierte Auguss als Mosaiksteinchen im Gesamtensemble am meisten brilieren konnten. Anzumerken waere noch, dass ich eher ein Freund gruener Olong-Tees bin und ich hier natuerlich nur subjektive Eindruecke wiedergeben kann.
 
Insgesamt habe ich fast eine Stunde mit diesem Tee zugebracht. Ob es am Teanin lag, an der entspannten Athmosphaere, an der Freude ueber dieses aussergewoehnliche Geschmackserlebnis, oder einer Kombination davon, kann ich nicht sagen, aber ich fuehlte mich den restilchen Tag ueber beschwingt, entspannt und gluecklich. Der Nachgeschmack, den ich mit fruchtiger Suesse und „Tee“ beschreiben wuerde, hielt noch mehrere Stunden an.
 
Fuers Erste habe ich den Tee in die Verbannung geschickt, denn nun habe ich ein wenig Angst, dass er beim naechsten Mal nicht mehr an das herankommt. Kennt ihr so was auch?

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Schöner Eindruck, der mit meinen Eindrücken zu grünen Oolong kompatibel ist. Scheinbar haben wir ähnliche Assoziationen. Endlich mal jemand, der bei grünen Oolong auch die Eigenschaften als cremig interpretiert! Die Meinung hatte ich im Vergleich zu Freunden eher exklusiv. Ich kann mich auch daran erinnern, einen Alishan Oolong getrunken zu haben, der mir sehr geschmeckt hat. Ich habe sogar noch einen hier als Probe liegen. Vielleicht nehme ich das mal als Anlass den demnächst zu trinken.


Mir gefällt dein Schöpflöffel aus Kirschholz sehr! Ich habe einen ähnlichen in einer sehr simplen Form. Und das blau-weiße Schälchen ist auch sehr hübsch. Wenn ich das nächste Mal in Japan bin (was noch etwas dauern wird), möchte ich mir so ein Set mit bekannten Kutani-yaki-Motiven kaufen. Aber solche Schälchen sind ganz schön teuer. Kann man die eigentlich auch einzeln kaufen? Bei Rakuten habe ich immer nur Sets gefunden.


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Ich kenne dieses cremige Mundgefühl von taiwanesischen grünen Hochgebirgsoolongs auch sehr gut. Ich bin beileibe kein Experte für taiwanesische Teekultivare, aber habe bereits mehrfach gelesen, dass dieses fast sahnige Mundgefühl besonders dem Jinxuan Kultivar (auch bekannt als TaiCha No. 12) zugeschrieben wird. Deckt sich das mit euren Beobachtungen?


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@Stefan: das liest man auch bei Deinem Namensvetter Stéphane und das habe ich auch selber schon erlebt. Hatte mal einen "Naixian Jinxuan" ('Milchduft Jinxuan' - allerdings aus Fujian) der ohne jegliche Aromatisierung einen dezenten Geschmack von Erdbeeren mit Sahne hatte.



@seika: wie auch bei Deiner letzten Verkostungsbeschreibung freue ich mich über die Bilder! Eine schöne Teesession ist doch eine Freude für alle Sinne. Die wenigsten davon kann man per Internet teilen - da bin ich froh, wenn ich zumindest sehen kann, was Du erlebt hast. 7 Aufgüsse sind aber für eine Jinxuan nicht schlecht! Ich trinke eigentlich öfter Taiwantees vom Qingxin-Kultivar, weil die meist ausdauernder sind (und vom Geschmacksprofil eher meinen Vorlieben entsprechen). Jinxuan punkten oft mehr im Duft als im Geschmack - hier scheint  aber auch Dein Gaumen nicht zu kurz gekommen zu sein.


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Danke fuer das Feedback.



@ Luke


Da scheinen wir wirklich aehnliche Assoziationen zu haben. :) Ich meine, ich haette deinen Teeloeffel aus Kirschbaumrinde mal auf irgendeinem von deinen Fotos gesehen. So einen aehnlichen habe ich auch. Finde den simplen sogar etwas praktischer in der Handhabung als den hier gezeigten in Blattform. Aber das Auge trinkt ja auch mit. ;)


Wie es mit Kutani-yaki aussieht weiss ich nicht, koennte mir aber vorstellen, dass man direkt in der Manufaktur oder deren Hauptgeschaeft auch Einzelteile kaufen kann. In Arita ist es in den Hauptgeschaeften der Manufakturen meist kein Problem einzelne Teile aus einem Set zu kaufen, was im Internet oder Kaufhaeusern meist nicht geht. Dort werden sie meist nur komplett als Set angeboten. Ein Grund, warum im Maerz eine kleine Shoppingtour geplant ist   



@ Stefan


Mit Sicherheit kann ich es aus eigener Erfahrung nicht sagen, wuerde es aber, auch aufgrund dessen was ich gelesen habe, ebenfalls vermuten.  



@ gero


Leider funktioniert das mit den Duft-und-Geschmacks-Dateien noch nicht. Ansonsten wuerde ich ein paar Impressionen hier hochgeladen.  ;)


Der Tee zeigte sich wirklich ausdauernd, auch im Geschmack. Das hat mich ehrlich gesagt, auch etwas ueberrascht. Im Schrank warten noch zwei Jinxuan Oolongs aus Mingjian, von denen ich mir zumindest bei einem aehnliches verspreche. Eigentlich juckt es mir schon unter den Fingern, aber im Moment sind noch zu viele andere Tees offen, die erst aufgebraucht werden sollen. Das in Deutschland verbreite System mit Teeproben a 5g hat sich leider noch nicht nach Japan rumgesprochen.   -_-  


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Gut zu wissen! Mal sehen, ob ich das mache. Solche Geschäfte bzw. Manufakturen sind ja leider immer etwas weiter weg von öffentlichen Verkehrsmitteln. Für ausländische Touristen eher unpraktisch. Und die modernen Kutani-Manufakturen in Ishikawa waren leider auch nicht in der Nähe einer Stadt. Vielleicht hat man ja auch Glück in Geschäften, die sich auf eine Gattung spezialisieren.


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