Paul Geschrieben 15. November 2020 Autor Teilen Geschrieben 15. November 2020 Ein wenig Seelsorge in Zeiten von Corona? LockdownBlues? Lesen? Middlemarch, Eine Studie über das Leben in der Provinz, George Eliot, Übersetzt von: Melanie Walz, Rowohlt, 45 € , 1200 Seiten, 0,0375 cent pro Seite! Jetzt könnte ich versuchen euch das Grausen vor 1200 Seiten zu nehmen, euch viel von George Eliot erzählen, euch die Geschichte schmackhaft machen und was sich die Lesepädagogik noch so alles ausdenkt. Alles Quatsch! Geht zum Buchhändler eures Vertrauens um die Ecke und kauft euch Middlemarch und fangt an zu lesen. 2019 zum 200. Geburtstag von Mary Anne Evans kam der Roman in der beeindruckenden Neuübersetzung von Melanie Walz heraus. Rowohlt hat am Ende des Buches eine Schautafel eingedruckt, auf der man sieht wer mit wem verbandelt ist. Also kein Problem. Middlemarch wurde 2015 übrigens zum bedeutendsten englischen Roman alle Zeiten gewählt, neben der Länge ist er auch noch sehr witzig. 1200 Seiten Sicherheit. Ich mußt nicht raus, keine Ansteckungsgefahr und die Zeit vergeht wie im Fluge. P.S. Ab und an gibt es in Middlemarch auch Tee. Willemzwo, Benedicta, teekontorkiel und 3 Weitere reagierten darauf 2 4 Zitieren Link zu diesem Kommentar
Paul Geschrieben 29. November 2020 Autor Teilen Geschrieben 29. November 2020 Nach so einem "LiteraturDickschiff" wie Middlemarch (ich hoffe doch der ein oder andere hat es gekauft/ausgeliehen) mal was Tee-iges? GONG FU CHA, Die Chinesische Teezeremonie, Tina Wagner Lange, Maurice K. Grünig, Judith Gmür-Stalder 1. Auflage: 2019, 416 Seiten, 59,00 EUR, AT Verlag, CH Aarau https://at-verlag.ch/buch/978-3-03902-067-6/GONG_FU_CHA.html Eigentlich wollte ich die Besprechung mit dem Satz: "Teebücher sind selten" beginnen, allein Google bringt 118.000 Ergebnisse in 0,45 sek. Gute Teebücher sind selten - ist auch problematisch, weil dann die Diskussion losgeht was "Gut" sei. Also dann doch wie geplant: Das ist ein MädchenTeebuch. Tina Wagner Lange ist verantwortlich für den Text. Sie arbeitet seit 2011 bei Länggass-Tee in Bern. https://www.youtube.com/watch?v=fd6evEVbaWM Maurice K. Grünig ist verantwortlich für die Bilder. Judith Gmür-Stadler hat sich die Teerezepte ausgedacht. Das Buch ist schon ordentlich schwer ( 1653 g - der Verlag gibt das Gewicht mit 1645 g an, der Unterschied liegt sicher an meiner Waage ). Es ist hübsch grün mit GoldenerSchrift. Leider von oben nach unten geschrieben und dann noch von rechts nach links - kein großer Designwurf, aber was soll's? es zählen die inneren Werte. Und die können sich sehen lassen! Hübsch schwer und hübsch groß, da kann man viele Bilder abdrucken, leider entstehen auch irritierend viele weiße Seiten - buche wir das unter Designsünden ab. Ein sehr schönes Rot eröffnet das Buch, dann die Titelseite ( Gott sei Dank nicht senkrecht gedruckt ) und dann vor dem Inhaltsverzeichnis ganz klein: "für alle, die den Tee und die Menschen lieben" Da muß man erst mal durchatmen. Aber so menschlich geht es weiter durch das Buch: "Mir kommen fast die Tränen" - Erneut zu Tränen gerührt stehen wir da" S. 95. Es sei der Verfasserin nachgesehen, ein gutes Lektorat hätte ihr so etwas sicherlich ausgeredet. Aber das sind alles Kleinigkeiten, die dem positiven Gesamteindruck nicht schmälern. Sehr gelungen und übersichtlich ist der Teil über die Herstellung des Tees. Besonders das Schaubild auf Seite 118 über die Verarbeitung des Tees im Überblick. In seiner Übersichtlichkeit das Beste in der Art, das ich bisher gesehen habe. Der Teil über das bewußte Geniessen ist nicht so meins, aber dafür bin ich wieder ganz bei den Damen im vierten Teil, wo es um die Zubereitung des Tees geht. Nützlich ist die Chinakarte auf Seite 415 mit den Anbaugebieten. Die Photos sind durch die Bank weg gut und aussagekräftig. Die Rezepte konnte ich leider wegen der Kürze der Zeit nicht alle nachkochen, aber das wird nachgeholt werden. Fazit: Ein mit viel Herzblut gemachtes Buch über ein Sujet das den drei Damen sehr am Herzen liegt. Als Geschenk sehr gut geeignet für Leute denen wir TeeNerds als verrückt erscheinen: Ehefrauen, Ehemänner, Freunde, Freundinnen, Eltern und Großeltern. P.S. Etwas hat mit jedoch gefehlt in dem Buch: Ein Bild von Kaspar Lange, der über allem als spiritus rector schwebt SoGen und doumer reagierten darauf 1 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar
SoGen Geschrieben 29. November 2020 Teilen Geschrieben 29. November 2020 Danke für die Vorstellung. Habe es gerade bestellt, so dass der Nikolaus nächste Woche auch was für mich im Sack hat. _()_ Zitieren Link zu diesem Kommentar
SoGen Geschrieben 11. Dezember 2020 Teilen Geschrieben 11. Dezember 2020 Nachtrag - mit Nikolausgeschenk war's nix; die Leute vom AT-Webshop hatten hinsichtlich Lieferzeit den Mund etwas zu voll genommen. Heute wurde das Buch dann geliefert - das kann schon fast mit Bestellungen in China konkurrieren. Da ich das Buch gerade eben mal durchgeblättert und den Text nur überflogen habe, hier keine 'richtige' Rezension sondern nur ein erster Eindruck - ich bitte, diesen Vorbehalt zu beachten. Zunächst: Am 29.11.2020 um 11:07 schrieb Paul: Die Photos sind durch die Bank weg gut und aussagekräftig. - allerdings ohne nähere Hinweise zum Inhalt außer (grober) Angabe des Aufnahmeortes, die sich nicht bei den Fotos, sondern ganz am Ende des Buches findet. Etliche Fotos haben mit Tee gar nichts zu tun (Marktszenen, Street Food ...) und bei den anderen wäre es insbesondere für Tee-Neulinge hilfreich, wenn eine kurze Beschreibung angeben würde, was speziell (z.B. welcher Arbeitsschritt) da nun fotografiert wurde. Das würde dann auch eine Verbindung zum Text herstellen; ihn illustrieren. So steht mir das etwas zu beziehungslos nebeneinander. Die erwähnten Fotos, die nicht direkt mit Tee zu tun haben, geben zumindest das Lokalkolorit der entsprechenden Anbauregion schön wieder. Dass man zur Identifikation der Region allerdings erst einmal im Register (genauer: erst im Register der Fotos mit Seitenzahl, dann im Register der Aufnahmeorte) suchen muss, ist vermutlich ebenfalls unter "Designsünde" abzulegen. So ist es mE - trotz des verhältnismäßig umfangreichen Textes - doch eher als Coffee Table Book einzustufen (und wohl auch konzipiert) denn als Nachschlagewerk. Was den Text selbst angeht (den ich wie gesagt bislang nur überflogen habe), ist er für Tee-Neulinge informativ. Für 'alte Hasen' hingegen dürfte der Lerneffekt recht begrenzt sein - bzw. dürften sie die eine oder andere ärgerliche Falschinformation entdecken. So wird z.B. zum Thema Ursprungslegenden des Tees lang und breit eine schöne Legende über 'Prinz Siddharta' (= Gautama Buddha) erzählt - deren Protagonist in Wirklichkeit eben nicht Buddha, sondern Damo oder Putidamo (達摩, Bodhidharma) ist. Das ist keine saubere Recherche; da wurde einfach ungeprüft von einem anderen Autor (John Evans) abgeschrieben. Dass aus John Blofeld ein "Bloefeld" wurde (nicht nur im Text, auch im Literaturnachweis, der im Übrigen lediglich 5 Arbeiten umfasst) ist ebenfalls schlampiger und wenig vertrauenerweckender Umgang mit Quellen. Wie gesagt ist mir das jetzt nur beim Überfliegen aufgefallen, was beim Lesen noch so alles auftaucht, wird sich zeigen. Ansonsten wäre die Autorin gut damit beraten gewesen, die im Text verstreute Reklame für ihren eigenen Teeladen auf das Vorwort zu beschränken, wenn es denn schon unbedingt sein muss. In einem Buch dieser Preiskategorie ist eine solche Werbeprospekt-Anmutung schon eher eine Zumutung. Das lesenswerteste am Text scheinen mir jedenfalls die eingestreuten Reisenotizen zu sein. Ob der 5. Teil (Kochen mit Tee) der "Rezeptautorin und Foodstylistin" Gmür-Stalder nun wirklich sein musste, darüber darf man selbstredend geteilter Meinung sein. Wenn schon solch ein Kapitel, dann wäre ich persönlich eher an traditionellen (chinesischen) Rezepten interessiert gewesen; da gibt es sicherlich mehr zu entdecken als nur die notorischen Cha Yedan (茶叶蛋, Tee-Eier). Aber auch hier hat man sich für Fantasie statt Recherche entschieden. Schade. Das soll nun beileibe kein Verriss sein. Trotz zwiespältigem Eindruck bereue ich die Ausgabe nicht, auch wenn sich für mich der Nutzen auf den eines schönen Bilderbuches beschränkt, in dem man gelegentlich zur Muße etwas blättern kann, um sich Appetit auf den nächsten Tee zu holen. _()_ Zitieren Link zu diesem Kommentar
GoldenTurtle Geschrieben 11. Dezember 2020 Teilen Geschrieben 11. Dezember 2020 Wer hat meinen Beitrag vom etwa 30.11.20 gelöscht?! Und warum?!?! Nachtrag: Jemand hat aus meiner Antwort ein eigenes Thema erstellt ... was ja möglicherweise auch gut gemeint war, dennoch: Zitieren Link zu diesem Kommentar
nemo Geschrieben 11. Dezember 2020 Teilen Geschrieben 11. Dezember 2020 Wenn ich es richtig sehe, niemand. Er war wohl so gut, dass er ein eigenes Thema bekommen hat Der war es doch, oder? Zitieren Link zu diesem Kommentar
Paul Geschrieben 14. März 2021 Autor Teilen Geschrieben 14. März 2021 Neulich hat in einer sehr spannenden Diskussion über Wasserkocher (!) https://www.teetalk.de/forums/topic/7736-langzeiterfahrung-von-euren-wasserkochern/?page=4&tab=comments#comment-119476 @SoGen in dankenswerter Weise das allseits bekannte KlageHorn "der suboptimalen Übersetzung Wilhelms" geblasen. Hier ist Abhilfe verehrter @SoGen Zhuangzi. Das Buch der daoistischen Weisheit, Neuübersetzung, Übers.: Viktor Kalinke, Geprägtes Leinen, Format 12,5 x 20,5 cm, 456 S, RECLAM Es ist schon in der zweiten Auflage und anschaffenswert! Zu meiner Schande muß ich zugeben bisher noch nichts von dem Übersetzter im Bücherschrank zu haben - aber das wird sich ändern! Der Verlag gibt zwar zu, daß Herr Kalinke geboren ist, sogar in Jena, aber nicht wann; da nun heute alles nur einen Klick entfernt ist: https://de.wikipedia.org/wiki/Viktor_Kalinke Übrigens sehr lesenswert der Wikipedia Artikel! Man erfährt Wichtiges und Amüsantes: "Er arbeitete in Kliniken und verschiedenen Gefängnissen Ostdeutschlands." Wer denkt sich solche Sätze aus, Vater im Himmel! Schön auch, daß Herr Kalinke in Wahrheit Torsten Klemm heißt. Viktor Kalinke hat auch das Nachwort geschrieben. Und das taugt was! Der Schmetterlingstraum ( die Umschlagsabbildung: Zhuangzi träumt von einem Schmetterling, eine Tuschezeichnung von Lu Zhi aus der Mitte des 16. Jhd. ) ist den meisten in der Buberübersetzung bekannt. Kalinke/Klemm weißt in seinem Nachwort sehr hübsch nach, was für einen Pfusch Buber da geleistet hat. z. B. verwendet er das Wort Ich zehnmal in seiner Übersetzung und nach Kalinke/Klemm taucht es im Originaltext überhaupt nicht auf. Der Schmetterlingstraum liest sich nun ganz anders, nicht mehr westlich subjekt-zentriert, sondern als ein Text über die Fähigkeit, vergessen und nicht wissen zu können. Allein das ist den Kaufpreis von 30 € wert! Ich bin kein Sinologe und kann den Wert der Übersetzung nicht wirklich beurteilen, aber soviel steht fest: Dieser Reclamband wird in die Reihe meiner Hauspenaten eingereiht. P.S. Aus Achtung vor dem Werk des Zhuangzi habe ich diese Besprechung mit meiner Melone (CHRISTYS' LONDON) auf dem Kopf geschrieben! Zitieren Link zu diesem Kommentar
SoGen Geschrieben 14. März 2021 Teilen Geschrieben 14. März 2021 Herzlichen Dank, @Paul für den Tip. Wenn ich den Zhuangzi noch mal hernehme habe ich dann jedenfalls eine Alternative zu Stephan Schuhmachers Übersetzung von 1998 ... Dass ich dann zur Lektüre Dir zu Ehren meinen anthrazitgrauen Fedora von Mayser aufsetze erwartest Du jetzt aber nicht, oder? _()_ Zitieren Link zu diesem Kommentar
Paul Geschrieben 5. Dezember 2021 Autor Teilen Geschrieben 5. Dezember 2021 Mein Freund Günther- der typische Parfum und Handtaschenschenker - kauft seine Geschenke immer am 23.12., kurz vor Ladenschluß. Für ihn ist dieser Geschenktipp eh' nicht; eher für den verwöhnten Conaisseur, der Tee und Wörter auf der Zunge zergehen lassen kann und ihren subtilen Nuancen nachzuträumen vermag. Butter bei die Fische! Welches Buch? EINE UNERHÖRTE AUSWAHL VERGESSENER WORTSCHÖNHEITEN AUS JOHANN JAKOB SPRENGS GIGANTISCHEM, IM ARCHIVE GEFUNDENEN, SEIT 250 JAHREN UNVERÖFFENTLICHTEN DEUTSCHEN WÖRTERBUCH Ans Licht gebracht von Nicolas Fink und mit einem Vorwort versehen von Gabriel Schaffter, 14×21,5 cm, gebunden, mit Kopffarbschnitt, Prägung und Lesebändchen, 368 Seiten, Verlag das Kulturelle Gedächnis, Berlin, 25 € "..... und Wörterbücher" antwortet Arno Schmidt auf die Frage, was ihm das Wichtigste sei. Wörterbücher kann man nicht genug haben, und wie die verehrte Leserschaft weiß gehört das Wörterbuch der Brüder Grimm zu meinen Hauspenaten. Allein dessen Stellung ist ins Wanken geraten und es wird ersetzt durch Sprengs Deutsches Wörterbuch. Die beiden Grimms waren sicherlich ehrenwerte Männer, aber auch stinklangweilig! Johann Jakob Spreng (1699 - 1768) ist doch da ein ganz anderes Kaliber: Professor in Basel, in permanenter Geldnot und ein streitbarer Geist, ein Sonderling, studierter Theologe, Sprachforscher, erhielt ein Schreib- und Publikationsverbot durch die Basler Behörden, nachdem er sich angeblich über den Klerus lustig gemacht haben soll. Sein Deutsches Wörterbuch, druckfertig, lag 250 Jahre in den Regalen. Heinrich Löffler, 1975 - 2004, Professor für Germanistik an der Universität in Basel und sein Team haben sich dankenswerter Weise an die Mammutaufgabe gemacht und die Herausgabe betrieben. 95 000 Worteinträge, 7 Bände - wemm das zu viel ist, dem sei dieses Buch empfohlen. Zum stöbern und freuen, zum Schmunzeln, zum Lernen und zum Zeitvergessen. Es ist sehr schön gemacht, Kopffarbschnitt, Prägung und Lesebändchen. Da bleiben keine Wünsche offen. Erwähnt sei besonders aus dem Team 2xGoldstein+Kaiss+Schöfer - die Herren zeichnen verantwortlich für die hervorragende graphische Gestaltung - ERIC SCHÖFER der schon 2014 als er Dürers: "Unterweysung der Messung mit dem zirckel und richscheyt" herausgebracht - für Aufsehen und anerkennendes Schnaufen im Kreis von Fachleuten gesorgt hat. Ein junger Mann von großen Talenten von dem wir Schriftliebhaber noch Großes erwarten dürfen. Also meine Empfehlung für Weihnachten: KAUFEN! PS. Man kann Bücher auch in der Buchhandlung um die Ecke bestellen/kaufen. Dort werden einem die meisten Bücher innert eines Tages besorgt. http://daskulturellegedaechtnis.de/work/spreng/ Shibo, doumer, SoGen und 2 Weitere reagierten darauf 4 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar
Paul Geschrieben 3. Januar 2022 Autor Teilen Geschrieben 3. Januar 2022 (bearbeitet) Weihnachten rum, Silvester rum - und das Frühjahr noch weit? Kontakte verringern, Fernreisen vermeiden - Verzweiflung kriecht heran und greift mit kalter Hand ... HALT! Es gibt Hilfe: ein Schälchen Tee - vorzugsweise einen Hongcha und Henry James, Vier Begegnungen, Erzählungen, mareverlag, Hamburg Das wunderschön gemachte Buch mit Leineneinband, Lesebändchen und Schuber enthält vier Erzählungen von ihm. Davon zwei bisher noch nie übersetzte. Seine Erzählungen bezeichnete Henry James immer als "kleine Juwelen" und Recht hat er. Wer Genaueres wissen will zu dem Inhalt der Erzählungen findet dazu einiges im Netz. Hübsch ist wie gerade die FAZ sich in Strebermanier für/gegen "geschwätzige Schwarze" in die Bresche wirft; lesenswert hingegen die Besprechung von Gustav Seibt in der Süddeutschen. Unbestreitbar bleibt, daß die psychologisch vielschichtigen und sorgfältig gezeichneten Frauenfiguren von Henry James unerreicht sind, seine Meisterschaft der indirekten Charakterisierung und sein "Bewußtseinsstrom-Stil". Aber es bleibt unter dem Strich nur die Aufforderung: KAUFEN + LESEN. Der mareverlag ist bekannt für seine liebevoll und aufwendig gemachten Bücher, aber hier hat er sich selbst übertroffen. Schuber, Farbe des Leineneinbandes , Farbe des Vorsatzpapiers und des Lesebändchens - zum Niederknien! Und das alles für Henry James, einen der ganz Großen der Literatur. PS. Falls einer der männlichen Mitglieder des Teeforums ein kleines Präsent sucht für seine Herzensdame kann er mit Henry James aufs Feinste darstellen, daß er ein Mann von Welt ist, der sich in den zart verästelten Bahnen der weiblichen Seele auskennt und sie versteht. Sucht ein weibliches Mitglied des Forums ein Geschenk für den Traumprinzen ist sie ebenfalls mit Henry James gut beraten, denn sie zeigt so aufs zarteste, daß es neben den goldenen Locken des Prinzen und seinem Roß und seinem Schwert auch noch das ein oder andere Bemerkenswerte im Leben gibt. Bearbeitet 3. Januar 2022 von KlausO Wunsch des Autors doumer und Anima_Templi reagierten darauf 1 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar
Paul Geschrieben 11. Januar 2022 Autor Teilen Geschrieben 11. Januar 2022 Neulich vorm Antiquariat Anima_Templi und TeeStövchen reagierten darauf 1 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar
Paul Geschrieben 8. Februar 2022 Autor Teilen Geschrieben 8. Februar 2022 YOUNG-JAE LEE , Das Grün in den Schalen, 2020 Folkwang Museum + arnoldsche Art Publisers, 28 € Koreanische Tees? Gute, sehr selten auf dem Markt! Aber der aufmerksame Leser des Teetalk sieht am Horizont die Möglichkeit in nächster Zeit mehr über koreanische Tees zu erfahren. Ein Verkostungsfaden kündigt sich an. Warten wir ab. Zur Vorbereitung sei das Buch über die Ausstellung: Young-Jae Lee, Das Grün in den Schalen empfohlen. Es erschien anlässlich der Ausstellung: Körper zu Körper Mai - Juli 2019 im Museum Folkwang in Essen. Young-Jae Lee? In den Tiefen des Forums hat mal @Jinx eine bemerkenswerte Teekanne gezeigt, die sie sich gekauft hat. Diese Kanne hatte sich mir eingebrannt und nachdem ich raus hatte von wem sie war wurde ich zum Fan von Young-Jae Lee. "Sie ist eine koreanische Keramikerin. Auch wenn sie ihre gestalterische Ausbildung in Deutschland erhalten hat und in der europäischen Kunst und Kultur verankert ist - die Urbilder ihres Schaffens bezieht sie aus der koreanischen Keramik." S. 57 Sie ist die Leiterin der Keramischen Werkstatt Margaretenhöhe GmbH, Essen http://www.kwm-1924.de/index.php?id=9&L=160 Giesela Jahn hat in dem Buch einen Artikel geschrieben: Das ist eine Spinatschale. Darin befaßt sie sich mit der Teeschale, Japan und Korea, dem Koreanischen Teeweg, Joseon Keramik und der Suche von Young-Jae Lee nach ihrer spezifischen Teeschale. Das ist sehr interessant geschrieben - manches kann/muß man sicherlich anders sehen - aber amüsant ist es allemal! Dann folgt ein ganz hervorragender Bildteil über die ausgestellten Schalen damals. Hier ist der richtige Punkt auf die wirklich bemerkenswerte Machart des Buches und seine Qualität hinzuweisen. Schweizer Broschur, super Bildqualität, guter Druck, ein anständiges Glossar und ein befriedigendes Literaturverzeichnis. Alles in allem eine Qualität wie man sie von der ARNOLDSCHE Verlagsanstalt in Stuttgart gewohnt ist. Fazit: ein Muß (mit ß!) um im zukünftigen Faden über koreanischen Tee mitreden zu können. SoGen und teewelt reagierten darauf 2 Zitieren Link zu diesem Kommentar
teewelt Geschrieben 9. Februar 2022 Teilen Geschrieben 9. Februar 2022 vor 17 Stunden schrieb Paul: Fazit: ein Muß (mit ß!) um im zukünftigen Faden über koreanischen Tee mitreden zu können. Oder: ein Muss, wie unsere Freunde aus der Schweiz und Anhänger der neuen deutschen Rechtschreibung schreiben würden... 😬 Benedicta reagierte darauf 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar
Benedicta Geschrieben 9. Februar 2022 Teilen Geschrieben 9. Februar 2022 Am 5.12.2021 um 12:03 schrieb Paul: Mein Freund Günther- der typische Parfum und Handtaschenschenker - kauft seine Geschenke immer am 23.12., kurz vor Ladenschluß. Für ihn ist dieser Geschenktipp eh' nicht; eher für den verwöhnten Conaisseur, der Tee und Wörter auf der Zunge zergehen lassen kann und ihren subtilen Nuancen nachzuträumen vermag. Butter bei die Fische! Welches Buch? EINE UNERHÖRTE AUSWAHL VERGESSENER WORTSCHÖNHEITEN AUS JOHANN JAKOB SPRENGS GIGANTISCHEM, IM ARCHIVE GEFUNDENEN, SEIT 250 JAHREN UNVERÖFFENTLICHTEN DEUTSCHEN WÖRTERBUCH Ans Licht gebracht von Nicolas Fink und mit einem Vorwort versehen von Gabriel Schaffter, 14×21,5 cm, gebunden, mit Kopffarbschnitt, Prägung und Lesebändchen, 368 Seiten, Verlag das Kulturelle Gedächnis, Berlin, 25 € "..... und Wörterbücher" antwortet Arno Schmidt auf die Frage, was ihm das Wichtigste sei. Wörterbücher kann man nicht genug haben, und wie die verehrte Leserschaft weiß gehört das Wörterbuch der Brüder Grimm zu meinen Hauspenaten. Allein dessen Stellung ist ins Wanken geraten und es wird ersetzt durch Sprengs Deutsches Wörterbuch. Die beiden Grimms waren sicherlich ehrenwerte Männer, aber auch stinklangweilig! Johann Jakob Spreng (1699 - 1768) ist doch da ein ganz anderes Kaliber: Professor in Basel, in permanenter Geldnot und ein streitbarer Geist, ein Sonderling, studierter Theologe, Sprachforscher, erhielt ein Schreib- und Publikationsverbot durch die Basler Behörden, nachdem er sich angeblich über den Klerus lustig gemacht haben soll. Sein Deutsches Wörterbuch, druckfertig, lag 250 Jahre in den Regalen. Heinrich Löffler, 1975 - 2004, Professor für Germanistik an der Universität in Basel und sein Team haben sich dankenswerter Weise an die Mammutaufgabe gemacht und die Herausgabe betrieben. 95 000 Worteinträge, 7 Bände - wemm das zu viel ist, dem sei dieses Buch empfohlen. Zum stöbern und freuen, zum Schmunzeln, zum Lernen und zum Zeitvergessen. Es ist sehr schön gemacht, Kopffarbschnitt, Prägung und Lesebändchen. Da bleiben keine Wünsche offen. Erwähnt sei besonders aus dem Team 2xGoldstein+Kaiss+Schöfer - die Herren zeichnen verantwortlich für die hervorragende graphische Gestaltung - ERIC SCHÖFER der schon 2014 als er Dürers: "Unterweysung der Messung mit dem zirckel und richscheyt" herausgebracht - für Aufsehen und anerkennendes Schnaufen im Kreis von Fachleuten gesorgt hat. Ein junger Mann von großen Talenten von dem wir Schriftliebhaber noch Großes erwarten dürfen. Also meine Empfehlung für Weihnachten: KAUFEN! PS. Man kann Bücher auch in der Buchhandlung um die Ecke bestellen/kaufen. Dort werden einem die meisten Bücher innert eines Tages besorgt. http://daskulturellegedaechtnis.de/work/spreng/ Paul, hast du ein paar Lieblingsfundstücke aus diesem Buch, die du mit uns teilen willst? Würde mich interessieren! Zitieren Link zu diesem Kommentar
Paul Geschrieben 10. Februar 2022 Autor Teilen Geschrieben 10. Februar 2022 @Benedicta; aber gerne: vermaucheln: heimlich verstecken, verstehlen und verhehlen. Wäre Sach, daß die Frau wenig oder viel von ihres Mannes Gut vermauchlet und auf Fluchtsame behalten und hingegeben hätte, - so solle die Frau von diser Vermauchlung wegen vor Rath erfordert werden. (Gerichtssat v. St. Gallen) rösseln: (Schweizerw.) unnötige Reisen zu Pferde tun. Der Landvogt macht den Bauern viele vergebliche Kosten mit Rößlen und Augenscheinen. (Heute nennt man das "Reisediplomatie) und ist gerade besonders in.) Palmesel: nennen unsere Alten einen armen gemeinen Mann, der Gott und die Welt trät, Gott mit Freude, und die Welt mit Geduld. (Seb. Frank.) Irrsteinlein: scrupulus: etwas, das uns in dem Gewissen oder in einem Geschäffte irret und hindert. Eigentlich ein Steingen in dem Schuh, das einem Reisenden bey jedem Schritte weh tut. Freyschweine: heisen die Schweine, die man einem Beamten ohne Entgelt in die Buch- oder Eichelmast laufen läßt. Im Gespötte werden dergleichen gefreyte Herren selbst Freyschweine genennt. usw. usw. Ein Muß in jedem halbwegs gebildeten Haushalt - schweizer sowieso! SoGen, Benedicta und miig reagierten darauf 1 2 Zitieren Link zu diesem Kommentar
SoGen Geschrieben 10. Februar 2022 Teilen Geschrieben 10. Februar 2022 Dankedankedanke - dagegen ist der 'Grimm' zwar womöglich noch ein bissl lehrreicher, aber lange nicht so amüsant. Die Schweizer scheinen ja wirklich über einen netten Volkshumor zu verfügen, der mit dem (freilich völlig anders gearteten) englischen zu konkurrieren vermag. Wobei es mir gerechtfertigt erscheint, darauf hinzuweisen, dass mir das "maucheln" semantisch doch eine ziemliche Nähe zum deutschen "mauscheln" hat, einem Begriff mit stark antisemitischer Konnotation. Zitieren Link zu diesem Kommentar
GoldenTurtle Geschrieben 10. Februar 2022 Teilen Geschrieben 10. Februar 2022 (bearbeitet) vor 1 Stunde schrieb Paul: rösseln: (Schweizerw.) unnötige Reisen zu Pferde tun. Der Landvogt macht den Bauern viele vergebliche Kosten mit Rößlen und Augenscheinen. (Heute nennt man das "Reisediplomatie) und ist gerade besonders in.) Sagt man in der Tat zumindest teilweise heute noch so! 😅 vor 56 Minuten schrieb SoGen: Die Schweizer scheinen ja wirklich über einen netten Volkshumor zu verfügen, der mit dem (freilich völlig anders gearteten) englischen zu konkurrieren vermag. Dazu eine Anmerkung: die Dialekte und eigenen Wortkreationen sind lokal enorm unterschiedlich, so dass diese bereits im Nachbardorf nicht mehr zwingend richtig verstanden werden. Das ist zwar eine gelinde Übertreibung, aber die Tendenz geht zumindest prinzipiell in diese Richtung. Problematisch des weiteren anzumerken sind die zahlreichen hinzugezogenen Deutschen der vergangenen Jahre, die sich zwar scheinbar sehr integrationsfreudig zeigen, denen insgeheim der Sinn aber eindeutig nach einer Verwässerung des Schweizerdeutschen steht. Bearbeitet 10. Februar 2022 von GoldenTurtle KlausO reagierte darauf 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar
Paul Geschrieben 24. März 2022 Autor Teilen Geschrieben 24. März 2022 In diesen üblen Zeiten sehr zu empfehlen: Jean Paul: Kriegs-Erklärung gegen den Krieg https://www.projekt-gutenberg.org/jeanpaul/daemmer/chap006.html SoGen reagierte darauf 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar
SoGen Geschrieben 24. März 2022 Teilen Geschrieben 24. März 2022 Danke - hat mir bewusst gemacht, wie lückenhaft meine Lektüre dieses Kauzes ist ... Zitieren Link zu diesem Kommentar
Benedicta Geschrieben 24. März 2022 Teilen Geschrieben 24. März 2022 @Paul Danke für diese wunderbaren Wörter! War mir aus unerfindlichen Gründen entgangen und ich bin erst jetzt darüber gestolpert. Mir gefällt das Irrsteinlein besonders gut. Zitieren Link zu diesem Kommentar
Paul Geschrieben 25. März 2022 Autor Teilen Geschrieben 25. März 2022 @SoGen "dieser Kauz" zählt zu dem Feinsten, was wir in deutscher Sprache haben; Brigitte Kronauer schrieb einmal, daß man eine(n) Gute(n) unzweifelhaft daran erkennen würde, daß sie/er Jean Paul lieben würde. Für Einsteiger zu empfehlen: Dr. Katzenbergers Badereise! @Benedicta Irrsteinlein legte man früher in Form von Erbsen in die Schuhe um einer Wallfahrt mehr Gewicht zu verleihen - manch einer kochte sie vorher. Benedicta reagierte darauf 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar
SoGen Geschrieben 25. März 2022 Teilen Geschrieben 25. März 2022 vor 1 Stunde schrieb Paul: Für Einsteiger zu empfehlen: Dr. Katzenbergers Badereise! Kann man nur unterstreichen. Für touristisch Interessierte natürlich auch des Feldpredigers Schmelzle Reise nach Flätz. Dann das Schulmeisterlein Maria Wuz, das sich mangels flüssiger Mittel die Bücher für seine Bibliothek (einschließlich Kants 'Kritik der reinen Vernunft') kurzerhand selbst schreibt. Wenn so der Appetit geweckt ist, ist man reif für den Siebenkäs und schließlich den Titan. Und hat dann, wie schon angemerkt, immer noch einige Lücken zu schließen ... Paul reagierte darauf 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar
GoldenTurtle Geschrieben 26. März 2022 Teilen Geschrieben 26. März 2022 vor 17 Stunden schrieb Paul: Brigitte Kronauer schrieb einmal, daß man eine(n) Gute(n) unzweifelhaft daran erkennen würde, daß sie/er Jean Paul lieben würde. Ich hab mich über die Aussage gewundert ... dann aber mit Verblüffung festgestellt, dass ich Jean Paul stets mit Jean-Paul Sartre verwechselt hab und von Jean Paul noch gar nichts kenne, weil ich den wegen Sartre stets gemieden hab, da ich dachte, nee, von dem brauch ich nicht unbedingt noch mehr! vor 17 Stunden schrieb Paul: Dr. Katzenbergers Badereise! Die Inhaltsangabe hört sich in der Tat vielversprechend an: Zitat Der monströs-verrückte Doktor unternimmt die Fahrt ins Bad nur, um einen missgünstigen Rezensenten seiner Werke zu verprügeln. Na, ich hoffe mal die Teehändler nehmen sich daran kein Beispiel! Zitieren Link zu diesem Kommentar
Manfred Geschrieben 26. März 2022 Teilen Geschrieben 26. März 2022 Und wo kommt in diesem Buch nun der Tee vor? Ich habe mich mehr aus Versehen hierher verirrt und dachte, etwas Erhebendes über Tee zu finden. Aber Tee schein hier gar nicht vorzukommen. Zitieren Link zu diesem Kommentar
Benedicta Geschrieben 26. März 2022 Teilen Geschrieben 26. März 2022 vor 22 Stunden schrieb Paul: @SoGen "dieser Kauz" zählt zu dem Feinsten, was wir in deutscher Sprache haben; Brigitte Kronauer schrieb einmal, daß man eine(n) Gute(n) unzweifelhaft daran erkennen würde, daß sie/er Jean Paul lieben würde. Für Einsteiger zu empfehlen: Dr. Katzenbergers Badereise! @Benedicta Irrsteinlein legte man früher in Form von Erbsen in die Schuhe um einer Wallfahrt mehr Gewicht zu verleihen - manch einer kochte sie vorher. Das kenne ich aus einem alten Heimatfilm. Wie hieß der doch gleich - "Die fröhliche Wallfahrt", glaube ich. Sehr liebenswerter Film. Zitieren Link zu diesem Kommentar
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