Paul Geschrieben 11. Juli 2013 Teilen Geschrieben 11. Juli 2013 Der Douji Yiwushan 2007 von Chenshi China Tee hat meiner Meinung nach ein eigenes Thema verdient und außerdem ist im Pu-Block zu wenig los! Die Grünteeburschen zeigen uns wie´s geht Hier nun mein subjektiver Verkostungsbericht des neuen Douji von Chris:Douji Yiwushan 2007 Teil 1Vorsicht! Das ist kein "Mädchentee", sondern ein Bursche mit Wumm im Arm!"Sind Sie bereit für die nächste Stufe nach Dayi" - natürlich sind wir bereit! Und ab geht die Post:Die Ausgangsposition bei unbekannten Pu´s ist bei mir immer gleich: ich schuldere den Rucksack, pack die 5 Liter Glaswasserflasche ein, der Hund kennt sie schon und freut sich und los gehts in den Wald zu "unserer" Quelle, Wasser holen.Ich gebe zu das ist etwas umständlich, aber ich habe herausgefunden, was es für einen Unterschied macht, ob ich Tees mit Leitungswasser zum ersten Mal kennenlerne oder mit diesem Quellwasser. Ihr könnt ruhig darüber schmunzeln aber nur so ist es für mich der Beginn einer neuen Teeverkostung. Der Bursche kommt von weit her, hat ein gewisses Alter und somit ein Anrecht auf gutes Benehmen meinerseits.Auf dem Hinweg zur Quelle, versuche ich Wasser zu denken, auf dem Rückweg dann Tee - am Anfang etwas schwierig, aber nach 100 Litern geht es immer leichter Die hardware sind ein 100 ml Gaiwan, eine Teeschale, leider nur ein elektrischer Wasserkocher und ein extrem feines Metallsieb. Ansonsten wie bei "dinner for one" immer wieder das gleiche: waschen, ruhen, riechen - Lindenblütenhonig? Echt oder veräppelt mich mein Hirn - denn draußen honigt die Linde und ist voller Bienen und Hummeln.1. Aufguß - sofort abgegossen Farbe: mittelbraun Duft: Blumen, schwer, kein Tabak! Geschmack: mild weich frisches Brot belebendes Prickeln im ganzen Mund - beachtlich.2. Aufguß 20 s Farbe: mittelbraun Duft: ganz leicht Weihrauch, süß im Gaiwan, in der Teeschale Meer und Mango Geschmack: Speck! Eigentlich nicht der Geschmack von Speck - wer von euch hat schon mal voll in eine Speckseite gebissen ? sondern der Speck, der in Carrara in Marmortrögen eingelegt wird und auch nicht dessen Geschmack, sondern eher die Konsistenz! Der Pu wird im Mund ölig, breiig, man meint ihn richtig kauen zu können, Haselnüsse, leicht zusammenziehend, Banane, starkes Durchpulsen des Mundinnenraums. Wenn man ihm Zeit läßt kommt ein Geschmack von süßem Lakritz.3. Aufguß 30 s Farbe mittelbraun Duft: Weihrauch wird stärker (Gloria Hell) Der Duft assoziiert Wärme und Geborgenheit Geschmack: Astringieren wird stärker, das Pulsieren geht bis in die Kiefergelenke und durchströmt dann den Körper. Jetzt wird er mächtig der Bursche und ab geht die Post. Viel wird über Chi geschrieben in den Foren, ich geb mal eine Probe meiner Tai Chi Lehrerin die kennt sich da aus Fakt ist, daß einem der Herr Tee in die Beine geht und man es nicht mehr auf dem Sitz aushältDer Rest der Verkostung folgt im zweiten Teil. Pu suchti ! reagierte darauf 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar
Key Geschrieben 11. Juli 2013 Teilen Geschrieben 11. Juli 2013 solch völlig frisches quellwasser ist was sehr feines. kenns vom wandern, wenn man im heissen sommer direkt was aus einer kleinen quelle getrunken hat... bin gespannt auf die fortsetzung.i-wann werde ich auch in den pu-erh intensiver einsteigen. Zitieren Link zu diesem Kommentar
Paul Geschrieben 12. Juli 2013 Autor Teilen Geschrieben 12. Juli 2013 Douji Yiwushan 2007 Teil 2... und weiter rast der Zug auf der Douji Bahn!Aber ein Zwischenstopp zum Wassertanken muß erlaubt sein. Im Austausch mit ein paar "The Leaf" (http://the-leaf.org/The_Leaf/Home.html - man kann den Link nicht oft genug posten) Lesern kristalisierte sich die Erfahrung heraus, daß es besser ist anstatt das ganze Wasser dauernd wieder zum kochen zu bringen, mit wenig Wasser zu beginnen und immer wieder frisches Wasser in den Kessel zu gießen; die Unterschiede sind frapant.4. Aufguß 25 s (die Zeiten sind selbstgezählt, zwar im Rythmus meiner alten Pendeluhr aber erheben keinen Anspruch auf Atomuhrüberprüfbarkeit) Farbe: hellbraun Duft: Weihrauch aber nicht aufdringlich Geschmack: süß, Zuckerwatte aber nicht die vom Rummel aus billigem Discounterzucker, sondern wie die, die Hemmingway im Paradies einem kleinen kubanischen Jungen spendiert und und sich auf die Veranda setzt um "einen zur Herzstärkung" zu nehmenZwischen dem 4. Aufguß (ein Wort, das Sauna assoziiert) und dem 5. lag eine halbe Stunde leichten Nachsinnens (ein hübsches und passendes Wort, man läßt sich von seinen Sinnen tragen wie von Wellen und schaut wohin man getrieben wird - die Profis behaupten, man könne dieses Treiben willentlich ausrichten - hör und staune geliebter Leser, wie Jean Paul zu schreiben pflegte)Im 5. Versuch wechselt die Süße hin zu Traubenzucker und eine leichte Holznote erscheint m Horizont; im 6. Versuch wird die Holzkomponente stärker und das Prickeln und Pulsieren ist immer noch da. Für mich ist nach dem 6. Versuch Schluß mit Überraschungen - nach ungefähr 500 ml ist mein Fassungsvermögen erreicht und 12 "Aufgüsse" schaffe ich von der Menge her nicht, er (der Douji) hätte sicherlich noch länger durchgehalten, aber für mich war Schluß Fazit: Wirklich eine neue Stufe wie Chris schreibt, ein neuer Stern an meinem P-Himmel, dieser Douji Yiwushan 2007 - ein Bursche mit mächtig Wumm im Arm!Douji Yiwushan 2007 Teil 3Wir hatten im Forum schon die Diskussion ob man Pu auch normal aufbrühen kann.Gong fu cha ist ein Weg unter vielen, was passiert also wenn man den Douji von oben normal (!?) aufbrüht?Ich mag eigentlich solche Teeverkostungen wie oben nicht besonders - aber manchmal geht es nicht anders - eigentlich finde ich sie ungehörig und unhöflich dem Tee gegenüber. Man ist so aufdringlich, schaut in jedes Zimmer/Eckchen eines Fremden und will die intimsten Geheimnisse erfahren - man läßt sich keine Zeit beim Kennenlernen. Na, ein Weg halt unter vielen.Deswegen hab ich den Douji Yiwushan 2007 noch mal wie die tea taster aufgebrüht: wenig Tee (ich habe leider nicht die passende Münze) im 100 ml Gaiwan 5 (!) Minuten ziehen lassen, Wasser aus dem Hahn 13 d H - mein Hahn-Wasser nimmt die Spitzen ein wenig weg läßt die Grundsubstanz aber da.Und das was ich schmeckte war wirklich höchst verblüffend! Es war wie ein Charlie Chaplin Film, den man schneller abspielt. Alles war da wie oben nur ganz schnell hintereinander. Das Brot, das Kribbeln, die Früchte, das Mundgefühl usw. ganz schnell hintereinander; alles überzogen von einem leichten Nebel, der dem Hahn-Wasser geschuldet ist.Und dann das gleiche nochmal! den schon 5 Min. gebrühten Tee nochmals mit kochendem Wasser übergossen und 5 Min ziehen lassen: Eine herrliche Süße und ein lang anhaltendes Mundgefühl!Es führen viele Wege zum Herrn; per aspera ad astra luke, Krabbenhueter und geroha reagierten darauf 3 Zitieren Link zu diesem Kommentar
Paul Geschrieben 19. Juli 2013 Autor Teilen Geschrieben 19. Juli 2013 Hab ich eigentlich nur als einziger die neuen Pu´s von Chris probiert, oder sind alle Putrinker in Urlaub? Kein Feedback von niemandem? Da fühl ich mich ein wenig einsam und wäre froh mal die Meinung von alten Puhasen über diese Tees zu hören - NEHMT EUCH MAL EIN BEISPIEL AN DEN GRÜNTEETRINKERN Zitieren Link zu diesem Kommentar
luke Geschrieben 20. Juli 2013 Teilen Geschrieben 20. Juli 2013 Nun ja, ich war tatsächlich längere Zeit abwesend und habe gerade erst deinen fast schon poetischen Beitrag gelesen. Darüber hinaus habe ich eine kleine Teepause eingelegt. Habe ich eine Aktion von Chris verpasst oder hast du die Tees aus eigener Initiative bestellt? In meiner bescheidenen Sammlung ist dieser scheinbar nicht enthalten.Wenn ich ehrlich bin, dann bereiten mir Pu Erh gewisse Schwierigkeiten, weshalb ich sie nicht so häufig trinke. Erstens brauche ich Zeit. Viel Zeit, denn Pu Erh ist ausdauernd und kein Tee, den ich nebenbei trinken kann. Er verlangt meine volle Aufmerksamkeit, weil ich noch so ungeübt mit dieser Sorte Tee bin. Erst gestern habe ich den Longrun getrunken, ein Tee, der mir wirklich sehr gut geschmeckt hat. Trotzdem war es schwierig, sein Wesen zu erfassen. Ich war aber auch abgelenkt... Und dann passierte etwas, was mir leider häufig mit Pu Erh passiert. Ich muss los und der Pu Erh ist noch lange nicht am Ende. Zurück bleibt immer ein Gefühl der Verschwendung. Vielleicht ein Grund, weswegen ich in letzter Zeit so wenig Pu Erh trinke?Übrigens finde ich den Ausflug in die Natur echt klasse und ich beneide dich, dass du eine Quelle vor Ort hast, aus der du dich bedienen kannst. Ein Traum! Für mich ist das einer der Gründe, weswegen ich in den Bergen Urlaub machen möchte Zitieren Link zu diesem Kommentar
Paul Geschrieben 20. Juli 2013 Autor Teilen Geschrieben 20. Juli 2013 Was heißt hier "fast"? Ich wollte mich damit für den Ingeborg Bachmann Preis bewerben Du hast recht Pu braucht schon ein wenig Zeit, aber siehe Teil 3 es geht auch auf die Schnelle. Man kann Pu auch über längere Zeit trinken; ich mache ihn dann im Gaiwan und da bleibt er dann wenn ich Pause mache; will ich weitertrinken, brühe ich mit kochendem Wasser auf bringe damit die abgekühlten Blätter auf Betriebsthemperatur schütte den Aufguß in meine Glaskanne und den nächsten dann auch und ab geht die Post. Das kann man recht lange machen - Voraussetzung ist natürlich der Herr Pu hat "ein wenig Schmalz im Arm"Gute Pu´s kann man auch kalt werden lassen die Geschmacksveränderung ist oftmals verblüffend!Was das Wasser und die Quellen angeht, ich habe mal einen phantastischen Tee auf Spiekeroog getrunken, angeblich haben die eine Süßwasserblase unter der Insel Zitieren Link zu diesem Kommentar
geroha Geschrieben 27. August 2013 Teilen Geschrieben 27. August 2013 Endlich endlich endlich habe ich diesen Tee auch probiert.Wow!Das wird wohl meine überragende Yiwu-Referenzmarke. Zwar ist meine Yiwu Erfahrung noch nicht so groß (vielleicht 5-6 verschiedene), aber bei keinem habe ich bisher die (in meinen Augen regionstypische) Yiwu-Süße so verdichtet erlebt wie hier.Auch scheint dieser Tee eine sehr sorgfältige Lagerung erfahren zu haben - mir scheint er schon erstaunlich weit auf dem Weg der Reifung vorangekommen zu sein, wenn ich ihn z.B. mit dem 2007er Menghai 7542 vergleiche (der ja auch nicht gerade jugendlich wirkt).Weiter in Details kann ich noch nicht gehen, denn heute ist erste mein erstes Kennenlernen mit dem Tee. Da Paul als Threadstarter hier auch schon die unterschiedlichen Arten der Zubereitung thematisiert hat, steige ich da auch mal ein: inzwischen trinke ich fast jeden neuen Puer erstmal, wenn ich ihm NICHT die volle Aufmerksamkeit widmen kann.Klingt paradox, hilft mir aber enorm.Vielleicht erkläre ich das am besten mit einer Analogie: Wenn man verkuppelt werden soll und zu einem Blind Date geht, erwartet man, dass man eine ganz tolle Frau kennenlernt, macht sich zurecht, versucht sich von der besten Seite zu zeigen ... und ist so verkrampft, dass der Abend höchstwahrscheinlich ein Reinfall wird. Wenn man aber Tag für Tag in der Schule / bei der Arbeit zusammen mit einer netten Frau ist und dann allmählich feststellt, dass man verliebt ist ... bingo!So ähnlich geht es mir eben auch mit neuem Sheng. Statt mit hochgeschraubter Erwartungshaltung an den Tee zu gehen, mache ich ihn nebenher am Couchtisch, während ich fernsehe, Internetsurfe oder lese. Dann bekomme ich einen allgemeinen Eindruck vom Tee und kann mich darauf einstimmen, ob ich für den ersten romantischen Abend zu zweit lieber Yixing-Kännchen oder Gaiwan nehme, ob besser starke oder schwache Dosierung angebracht erscheint...Der Druck ist raus - wenn der Tee beim Fernsehen nicht schmeckt, muss mich das wegen der Ablenkung nicht wundern. Aber oft gibt es auch Abende wie heute, wo ich das Buch weglege, den Fernseher ausschalte und mich einfach nur freue! Zitieren Link zu diesem Kommentar
Tobias82 Geschrieben 28. August 2013 Teilen Geschrieben 28. August 2013 (bearbeitet) Hallo zusammen,leider kann ich speziell bei diesem Tee nicht mitreden, da ich mich aus dem Gebiet der grünen, relativ jungen Sheng zurück gezogen habe. Liegt nicht an Deinen Tees, Chris, aber in der letzten Zeit hat sich immer stärker raus kristallisiert, dass mir die dunklen, vollreifen Kollegen mehr liegen. Statt die Feinheiten der verschiedenen Anbauregionen zu erschmecken, finde ich es spannend, wie sauber und klar ein Kuchen die Jahre der Lagerung verbracht hat.Wie nähere ich mich einem solchen Tee? Welche Art der Zubereitung bringt die Aromen gut zur Geltung? Wie kann ich durch die Wahl von Kännchen und der Teemenge die einzelnen Nuancen beeinflussen? Fragen über Fragen... Fragen die Zeit brauchen, bis man sich einer Antwort nähert, bzw. aus der Ferne erahnt, was noch auf einen wartet.Oft ist es eine Mischung aus bewusstem Schmecken und Genießen, und dem Teil des Bewusstseins, dass aus den vielen, manchmal nicht klar zuzuordnenden Nuancen, ein schönes Ganzes, ein tolles Geschmackserlebnis zaubert. Das Zubereiten von pu´erh hat oft auch etwas magisches: dunkle, unscheinbare Blätter, die vielen Jahre die über diesem Tee vergangen sind... mit einem bisschen heißen Wasser und einer Keramik wieder zum Leben erweckt, aus dem Fluss der Zeit herausgeholt.Ich schließe mich an, Paul, zu oft ist man nicht bei der Sache, trinkt mal neben her ´n Tasse, ohne genügend Respekt und Achtung vor dem Erzeugnis eines Teebauern zu haben... zu sagen es liegt an der hektischen Zeit ist da wohl eine eher plumpe Ausrede... den Fernseher mal ausknippsen, ´nen Gang zurückschalten... Bearbeitet 28. August 2013 von Tobias82 KlausO reagierte darauf 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar
phoobsering Geschrieben 11. Januar 2014 Teilen Geschrieben 11. Januar 2014 hab mich auch mal getraut :http://www.teetalk.de/topic/1785-chronologie-meines-teekonsums/page-2#entry22390 Zitieren Link zu diesem Kommentar
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