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Wasser zur Teezubereitung, welches nehmt ihr?


T(ea)mo

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vor 4 Stunden schrieb Getsome:

... Das Leitungswasser scheint mir im Allgemeinen kräftigere Aufgüsse zu ergeben, während Volvic und Celtic jeweils delikatere Noten betonen dafür in der Tiefe nachlassen. Da ich alle drei Wässer auch sonst trinke (Leitungswasser/Celtic/Volvic) weis ich natürlich nicht wie groß der Gewöhnungseffekt ist.

Wie ist die Tiefe definiert? Das würde ich gerne verstehen. Gibt es da auch eine Breite?

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@ Manfred: Nach einigem überlegen ist vermutlich die folgende Erklärung passend. Natürlich work in progress.

Breite: Wie viele einzelne Geschmacksnoten lassen sich rausschmecken + sind Geschmacksnoten zwar zu erkennen aber es ist unklar was es genau ist. D.h. je mehr davon je breiter der Tee
Tiefe: Stärke der Geschmacksnoten + persönlich setzt ein ein tiefer Tee, im Sinne des von dir zitierten Posts, eine gewisse Breite voraus.
Dafür ein Beispiel: Aromatisierte Tees, wie sie Freunde von mir trinken, sind sehr ausgeprägt in dem auf der Packung beworbenen Aroma (z.B. Karamell). Mehr schmeckt man da aber nicht. Eventuell noch den Eigengeschmack des Wassers. Der Karamellgeschmack ist "tief" aber ohne weitere ausgeprägte Geschmacksnoten in der breite reicht mir das nicht.

Um auf die Wasserexperimente zurückzukommen bietet sich ein Oriental Beauty an. Mit dem Leitungswasser waren klar herauszuschmecken eine honigartige Süsse, Pfirsiche/Nektarine und weitere Fruchtnoten die ich nicht zuordnen konnte. Zudem hatte der Tee etwas sättigendes an sich, was kein Geschmack ist und daher nur der Vollständigkeit halber erwähnt wird.  All diese Geschmäcker waren immer deutlich da. Wenn man mehr Süsse wollte einfach bei geringerer Temperatur aufgießen, bei dem Wunsch nach mehr Frucht einfach heißer aufgießen. Dennoch konnte man bei allen drei Aufgusstemperaturen die "weniger betonten" Geschmacksnoten deutlich erkennen. 
Die beiden Testwässer betonen unabhängig von der Temperatur die Süße mehr. Was bei niedrigen Temperaturen dazu führt, dass , im Vergleich zum Leitungswasser, die Geschmacksnoten der Früchte abebben.

 

Vor ein paar Jahren hatte ich mal einen Yin Zen der drei  bis vier Aufgüsse lang bei 80 bis 85 Grad sehr lecker war. Da war das Celtic Wasser für meinen Geschmack besser (es brachte einen leichten Anflug von Gurken deutlicher zur Geltung) als das Leitungswasser. Nach den ersten vier Aufgüssen konnte ich mit 90 bis 95 Grad Leitungswasser noch ein paar akzeptable Aufgüsse herausholen, nicht jedoch mit den Flaschenwässern.

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Das Wasser ist angekommen. Einen Tee konnte ich bereits damit trinken. Allerdings möchte ich erst einmal nichts dazu schreiben weil mir eine Idee kam:
 

Wenn mehrere Leute aus dem Forum zum selben Tee das Wasser verwenden hätten wir ein aussagekräftigeres Ergebnis. Daher würde ich gerne Leuten aus dem Forum etwas von dem Wasser zur Verfügung stellen. Optimal wäre es wenn sich eine Gruppe von Leuten findet die sich sowieso zu Teerunden zusammentun, 5 Pakete mit einer Flasche zu verschicken möchte ich in jedem Fall vermeiden. Im Gegenzug hätte ich gerne eine kleine Probe des Tees der auch verkostet wird. So hätten alle gleiche Voraussetzungen und eine Diskussionsgrundlage.

Hat jemand Interesse? 

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Am 2.9.2017 um 23:42 schrieb Manfred:

Wie ist die Tiefe definiert? Das würde ich gerne verstehen. Gibt es da auch eine Breite?

Tiefe beim Tee bedeutet für mich, wenn ein Tee mich zum Denken, gar zur inneren Einkehr anregt, die Hektik der Welt vergessen lässt, und z.B. die Komplexität der Aromatik zu mir spricht. Oder die Wirkung natürlich. Ich würde sogar sagen, die Wirkung ist weniger als alles, aber weit mehr als nichts.

Das Wasser hat für mich einen wesentlich geringeren Anteil daran als der entsprechende Tee selbst. Sagen wir es so, die Aromatik kann durch zu weiches Wasser etwas luftig werden, was dann zwar lieblicher, aber auch etwas weniger komplex scheinen kann. Handkehrum kann man dann durch intensivere Dosierung und Ziehzeit die oberen Spähren des Tees etwas genauer inspizieren, ohne zu starke Beeinträchtigung durch die mineralischen Bässe des Tees.

Ich hoffe jetzt sind alle Klarheiten behoben.

Bearbeitet von GoldenTurtle
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Ich muss gestehen, ich scheue davor zurück, Wasser in Plastikflaschen zu kaufen und damit Tee zuzubereiten. Ich will durch meinen Genuss keinen unnötigen Müll verursachen. Unnötig daher, weil das Hamburger Leitungswasser relativ weich ist. Ich habe mal in Heidelberg gewohnt (Tropfstein am Wasserhahn ...), und da würde ich das bei empfindlichen Tees vielleicht anders sehen. 

Überhaupt - und das ist bei der Kaffeefraktion nicht anders - machen wir vielfach ein Gewese, das in den Herkunftsländern vermutlich eher verwundert betrachtet wird. :) Ein Italiener meinte mal, in Deutschland schwafeln die Kaffeenerds bezüglich Espresso etwas von "blumiger Frische, die im Abgang in #Blaschwafel übergeht" und stehen mit dem Thermometer neben dem Wasserkessel, ängstlich, dass das Wasser ein halbes Grad zu heiß oder zu kühl sein könnte. In Italien - wo sie bei schlechtem Espresso vermutlich deinen Kopf auf einem Pfahl durch die Straßen tragen, wenn du Geld dafür nimmst - kommt der aus der Espressomaschine, wird gesüßt, getrunken und schmeckt einfach göttlich.

Bei mangelhafter Wasserqualität sieht das alles selbstverständlich anders aus. Aber in Deutschland sind wir in vielen Regionen ziemlich privilegiert, was die Wasserqualität angeht. 

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vor 19 Minuten schrieb GoldenTurtle:

Tiefe beim Tee bedeutet für mich, wenn ein Tee mich zum Denken, gar zur inneren Einkehr anregt, die Hektik der Welt vergessen lässt, und z.B. die Komplexität der Aromatik zu mir spricht. Oder die Wirkung natürlich. Ich würde sogar sagen, die Wirkung ist weniger als alles, aber weit mehr als nichts.

Das Wasser hat für mich einen wesentlich geringeren Anteil daran als der entsprechende Tee selbst. Sagen wir es so, die Aromatik kann durch zu weiches Wasser etwas luftig werden, was dann zwar lieblicher, aber auch etwas weniger komplex scheinen kann. Handkehrum kann man dann durch intensivere Dosierung und Ziehzeit die oberen Spähren des Tees etwas genauer inspizieren, ohne zu starke Beeinträchtigung durch die mineralischen Bässe des Tees.

Ich hoffe jetzt sind alle Klarheiten behoben.

Deine sehr poetische Beschreibung ist wissenschaftlich kaun nachzuvollziehen und sehr auf Deine Person zugeschnitten ("für mich, wenn ein Tee mich zum Denken, gar zur inneren Einkehr anregt, die Hektik der Welt vergessen lässt, und z.B. die Komplexität der Aromatik zu mir spricht."). Ein anderer könnte über die Tiefe eines Tees ja gar nicht sprechen, da er nicht weiß, ob dieser Tee "Dich zum Denken und zu innerer Einkehr" bewegt.

Gleizeitig finde ich Deine Beschreibung sehr interessant. Deine Aussage, ein Tee habe Tiefe, bedeutet für mich nun, daß der Tee bei Dir mehr oder minder große Ruhe oder gar eine Erleuchtung hervorgerufen hat. Es ist nicht mehr eine objektive Aussage über den Tee, sondern eine über Deine Wahrnehmung des Tees.

Geschmack ist natürlich immer Wahrnehmung. Aber wenn in der Bahnhofsgaststätte das Essen versalzen ist, werden sicher die meisten Kunden dieses Empfinden haben. Die Aussage, die Du da zu "Tiefe des Tees" gemacht hst, ist allerdings wesentlich mehr auf Deine Person bezogen. Die interessante Frqge ist nun die folgende: Wenn wir Deine Definition zugrundelegen, und Du bit mit einen Teetrinker einer Meinung, daß der Tee XYZ Tiefe hat. Bedeutet das dann, daß Ihr beim Trinken des Tees dasselbe empfunden abt?

Da ist die Aussage von @Getsomeetwas leichter nachvollziehbar, für ihn ist Tiefe einfach die Intensität des Geschmacks. Dafür hätte man dann aber nicht das Wirt Tiefe erfinden müssen, da das Wort "Intensität" ja ur Verfügung stht.

Sorry, da waren Korrekturen nicht mehr erlaubt, daher die vielen Rechtschreibfehler am Ende.

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vor 35 Minuten schrieb Manfred:

Deine sehr poetische Beschreibung ist wissenschaftlich kaun nachzuvollziehen und sehr auf Deine Person zugeschnitten

Sehe ich auch so, aber wer trinkt denn hier Tee "wissenschaftlich"? 

Will sagen: Geschmack ist zu 99% subektiv. Das letzte Prozent geht auf Aussagen, auf die sich mehr oder weniger alle einigen können: stark versalzen/verwürzt oder verbrannt. 

Schon was Schärfegrade, Würzungen etc. angeht, können sich kaum zwei Leute auf exakt dieselbe Aussage einigen. Was für Essen gilt, gilt doch erst recht für etwas so subtiles wie Tee? ;)

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@Jinx Das geht mir zu weit. Was Schärfe betrifft, muß man zwei Dinge unterscheiden. Es gibt Leute, die Schärfe nicht vertragen und das i.a. auch wissen. Die darf man natürlich nicht um ein differenziertes Urteil über sehr scharf gewürzte Gericht fragen. Wenn man das in Betracht zieht, ist Geschmack doch durchaus vergkeichbar. Ansonsten könnten ja auch gar keine Freinschmeckerzeitschriften existieren. Aber genug der Abschweifung vom Tee!

P.S.: Wir trinken den Tee nicht wissenschaftlich, aber beim Vergleich von zwei Tees können wissenschaftliche Kriterien durchaus hilfreich sein.

Bearbeitet von Manfred
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vor 3 Stunden schrieb Manfred:

Es ist nicht mehr eine objektive Aussage über den Tee, sondern eine über Deine Wahrnehmung des Tees.

Ja, ähnlich wie Jinx sagt würde ich auch meinen, wissenschaftlich lässt sich die Tiefe eines Tees weder er- noch vermessen.

Denn nimmt man sie z.B. metrisch unter die Lupe, würde so ziemlich jeder Tee schlecht abschneiden, im Verhältnis zu einer Kuh zum Beispiel. Wobei, wenn man zufällig nachdenkt, das Beispiel vielleicht noch trickreicher ist als man denken würde, schliesslich halten die Inder, die sich den Teekonsum zumindest auf die Flagge geschrieben haben, sie als etwas vom Tiefsten auf der gesamten Welt.

Diese Messmethode gäbe zwar den Teeoretikern eine gewisse analytische Kontrolle und Sicherheit in den Aussagen, aber nicht unbedingt jene, welche im oder dem Leben wirklich etwas bringt. Ausser natürlich bei den Sachunkundigen, und das reicht den meisten ja auch. Wenn wir da an nur unseren geliebten Dr. S. denken. Man könnte z.B. mit Aussagen wie "Ein Dongding hat durchschnittlich 25% mehr Tiefe als ein Hochland Wulong." ungemein abräumen, wenn man denn nur den Durchmesser der Kügelchen messen würde. Also, ich halte das für keine gute Idee, aber wenn du willst, können wir das Verfahren gerne patentieren lassen. Ansonsten möchte ich diese Ausführungen mit dem traditionellen Abschluss Aufruf beenden: obliviscatur eius

Bearbeitet von GoldenTurtle
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vor 22 Minuten schrieb GoldenTurtle:

 mit dem traditionellen Rede beenden: obliviscatur eius

Ooops! Woher stammt das, und was soll das bedeuten?

Ich kann mir ja noch grob ausmalen, daß es heißt "er wird vergessen". Ich sehe aber keinen Zusammenhang mit dem Thema und habe auch keinen berühmten Text gefunden, aus dem Du das wohl zitiert hat.

Oder heißt es: "Er vergißt ihn"??

vor 32 Minuten schrieb GoldenTurtle:

Ja, ähnlich wie Jinx sagt würde ich auch meinen, wissenschaftlich lässt sich die Tiefe eines Tees weder er- noch vermessen.

 

Dann ist es also nut Gerede?

Ohhhhh, das hätte jetzt NICHT zusammengefügt werden dürfen.

@Joaquin: könnte man es nicht dem Benutzer freistellen, ob seine neue Nachricht an die vorhergehende angehängt wird, oder nicht?

Jetzt ist zusammengefügt, was nicht zusammengehört, und es gibt auch keine Korrekturmöglichkeit.

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vor 7 Stunden schrieb Manfred:

@Joaquin: könnte man es nicht dem Benutzer freistellen, ob seine neue Nachricht an die vorhergehende angehängt wird, oder nicht?

Jetzt ist zusammengefügt, was nicht zusammengehört, und es gibt auch keine Korrekturmöglichkeit.

Eine solche Funktion gibt es nicht. Diese Funktion dient ja gerade dem Unterbinden von mehreren Beiträgen eines Teilnehmers in Kette, da so etwas i.d.R. die Lesbarkeit stört. Einfach das nächste mal daran denken, dass die Beiträge zusammengefügt werden können und den Text entsprechend gestalten.

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Am 9/2/2017 um 23:42 schrieb Manfred:

Wie ist die Tiefe definiert? Das würde ich gerne verstehen. Gibt es da auch eine Breite?

So eine interessante Frage. Ich möchte mich auch mal an einer Annäherung versuchen. 9_9

Also, Tiefe objektiv zu definieren halte ich auch für schwierig. In gewisser Hinsicht würde ich zustimmen, dass dies auch gar nicht das Ziel eines derartigen Ausdrucks ist, diesen bis ins letzte Detail festzunageln. Gleichzeitig steht er m.E. auch nicht im luftleeren Raum, ich denke, bei vielen Tees mit Tiefe wäre bei einer Verkostung schon Übereinstimmung zu finden.

Ich würde spontan sagen, Tiefe ist für mich nicht das Selbe wie Intensität. Ein Tee mit großer Intensität kann dennoch relativ oberflächlich und einfach gestrickt sein, wie es bei vielen modischen Tees der Mittelklasse der Fall ist. Ein simpler Tieguanyin oder Darjeeling zum Beispiel - die haben überwiegend ein Gesicht, das man schnell erfassen kann. Das ist auch so gewollt, und kein Fehler, sondern eben die Machart dieser Tees. Wenn ich Besuch bekomme und wir interessante Gespräche führen, ist ein einfach zu umreißender Tee, der nicht zu viel Aufmerksamkeit bindet / benötigt, sondern sich in die Situation einfügt, genau das richtige!

Hochwertigere Tees hingegen haben viele Gesichter, die sich nach und nach enthüllen, oder auch nicht. Man hat nicht nach ein paar Aufgüssen schon eine sehr genaue Vorstellung davon, wie dieser Tee beschaffen ist und was im weiteren Verlauf noch von ihm zu erwarten ist. Statt dessen hat man viele verschiedene Eindrücke, die zum Teil unabhängig sind voneinander, die sich zum Teil gar widersprechen können. Vor allem hat man Eindrücke, die sich nach und nach entfalten, um immer wieder neue Facetten zu enthüllen, neue Assoziationen auszulösen. Die ersten paar Eindrücke repräsentieren eine Oberfläche, die keineswegs schon das Gesamterlebnis vorweg nimmt. Dieses Potential eines Tees,  kontinuierliche Entdeckungen über längere Zeit hinweg zu ermöglichen, würde ich als Tiefe bezeichnen.

In gewisser Hinsicht muss man für diese Tiefe erst bereit sein, um sie wahrzunehmen. Genauso wie z.B. bei einem Film, bei dem nicht die Rollen der Handelnden gängigen Klischees entsprechen, und man gleich weiß ok, hier ist der Held der Geschichte, hier ist der Bösewicht, hier ist der Randprotagonist, der bald als Kanonenfutter dient... da hat man auch sehr schnell eine Orientierung und muss sich dann nicht mehr so anstrengen, um der weiteren Handlung zu folgen. Bei einem Film mit mehr Tiefe werden dann eben diverse Hintergründe enthüllt, die einem klarmachen dass man selber in die Rolle des Bösewichts hätte kommen könne, mit etwas Pech, und dass der vermeintliche Held auch schlimme Dinge zu tun bereit ist, etc etc. Man kann sich nie wirklich zurücklehnen, in der Gewissheit, die Dinge verstanden zu haben, es bleibt immer ein Rest an Ungewissheit, Unverständnis, ein Mangel an vollständiger Auflösung, der für die einen spannend und aufregend ist, für die anderen frustrierend und anstrengend. Ob es einem das wert ist, ob das überhaupt passt, hängt vom Kenntnisstand, der Situation, dem persönlichen Empfinden usw usf ab. Aber wenn man viele recht simple Filme gesehen hat, kann es ein enorm bereicherndes Erlebnis sein, sich mal auf ein Machwerk mit mehreren Dimensionen einzulassen.

Ich behaupte: Dies lässt sich auf Tees recht gut übertragen. Man kann das natürlich nicht objektivieren und dann im Online-Shop einen Tiefewert angeben. Zugleich würde ich davon ausgehen, dass sich erfahrene Teetrinker in vielen Fällen einig sind, wenn man beurteilt ob ein gewisser Tee nun eher flach oder eher tiefgründig ist, und sich somit schon zu einem ordentlichen Maß ein Konsens finden lässt.

Bearbeitet von miig
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vor 7 Minuten schrieb miig:

 

 

Ich würde spontan sagen, Tiefe ist für mich nicht das Selbe wie Intensität.

Für mich bedeutet "Tiefe" beim Tee in erster Linie Vielschichtigkeit, die sich durch längeren Genuss z. B. bei vielfachen Aufgüssen offenbart. Ein Geschmack, der sich vielfältig offenbart, ohne zu einem Chaos zu werden. Gern auch bei mehreren Aufgüssen ein deutlich identifizierbarer Wandel. 

Im Gegensatz dazu gibt es Tees, die erstmal überraschend oder auch sensationell schmecken. Mein gestriger Zealong Oolong ist so ein Beispiel für mich: Zuerst duftig-blumig, aber nach mehreren Aufgüssen schnell verflachend und nichtssagend werdend - auch bei längerer Ziehzeit. Ein schöner Tee, aber keine große Tiefe. 

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Wenn ich das denn für mich selber zusammenfasse, habe ich erfahren, daß der begriff "Tiefe" für einen Tee für jeden etwas anderes bedeutet, es aber von jedem als eine anerkennende Bemerkung über den Tee gemeint ist. So in dem Sinne, "der Tee schmeckt mir sehr gut".

Also dann, Prost!

Bearbeitet von Manfred
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vor 10 Stunden schrieb miig:

Man kann das natürlich nicht objektivieren und dann im Online-Shop einen Tiefewert angeben. Zugleich würde ich davon ausgehen, dass sich erfahrene Teetrinker in vielen Fällen einig sind, wenn man beurteilt ob ein gewisser Tee nun eher flach oder eher tiefgründig ist, ...

Beim Lesen dieser Worte dachte ich, Tiefe ist etwas, in das man hinein- oder noch besser gesagt hinabtauchen kann. Wie hohe Kunst (die erhabener Tee auch ist), in der man sich selbst verlieren ... aber auch irgendwann vielleicht noch besser finden kann.

Entgegengesetzt denke ich, dass man bei Tees auch von Höhe sprechen kann ... schon mehrmals kam ich mir bei gewissen abgefahrenen Teerunden vor wie auf luftigen Höhen, quasi auf Wolkenkissen weit über das Land gleitend, von sanften Winden umgeben.

Von Breite, um auf die Frage von Manfred zurückzukommen, würde ich persönlich aber weniger sprechen, ausser wenn man damit die Fette des Landes meinen würde, z.B. ein von Tieflandsonne und Tieflandwärme gesättigter Dongding. Oder aber die von Gero dereinst erwähnte Breitseite der Bitterkeit von jungem Plantagen Bulang. :lol:

PS: So, jetzt hab ich Durst.

PPS @Manfred Das bedeutete Schwamm drüber! :lol:

Bearbeitet von GoldenTurtle
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vor 11 Stunden schrieb Jinx:

Für mich bedeutet "Tiefe" beim Tee in erster Linie Vielschichtigkeit, die sich durch längeren Genuss z. B. bei vielfachen Aufgüssen offenbart. Ein Geschmack, der sich vielfältig offenbart, ohne zu einem Chaos zu werden. Gern auch bei mehreren Aufgüssen ein deutlich identifizierbarer Wandel. 

Im Gegensatz dazu gibt es Tees, die erstmal überraschend oder auch sensationell schmecken. Mein gestriger Zealong Oolong ist so ein Beispiel für mich: Zuerst duftig-blumig, aber nach mehreren Aufgüssen schnell verflachend und nichtssagend werdend - auch bei längerer Ziehzeit. Ein schöner Tee, aber keine große Tiefe. 

Ich gieße den Tee - wenn immer es geht - Western Style auf. Natürlich nicht Pu Erh oder Kabusecha. Aber egal, bei mir muß der Tee meistens beim ersten und einzigen Aufguß zeigen, was in ihm steckt. Und das geht auch. Eine Enttäuschung darüber, daß der dritte Aufguß des Darjeeling First Flush nicht mehr Aroma hat, gibt es bei mir daher nicht.

Wenn ein Tee mich beim ersten Aufguß überzeugt, dann freue ich mich schon. Leider gibt es viele Tees, bei denen das nicht gelingt. Oder wo ich denke "mehr ist da nicht?". Dann .... komme ich zum Thema zurück und probiere aus, ob der Tee mit anderem Wasser besser schmeckt. Und das kommt gelegentlich vor.

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Oha, that escalated quickly.



Unabhängig davon wie der eigene Zugang zu Tee aussieht, meiner ist analytisch geprägt, der anderer spirituell,  benötigen wir Begriffe sobald wir mit anderen Menschen in Dialog treten. Wenn uns etwas daran liegt, dass unsere Worte verstanden werden ist es ratsam die eigenen Begriffe mit jenen der anderen Dialogteilnehmer abzugleichen. Das ist in der bisherigen Diskussion auch geschehen. Zumindest ist mir jetzt sehr deutlich klar geworden, dass Posts wesentlich kritischer zu lesen sind. 

Als sehr interessant hat sich herausgestellt, dass die Räumlichkeit des Tiefenbegriffes verschieden ausgelegt wird. Ich sehe eher mehrdimensionale Koordinatensysteme wärend ich Golden Turtels Interpretation eher als metaphorisch verstehen würde.

Als ehrlich schockierend empfinde ich die ein oder andere Formulierung zur Wissenschaft, welche es auch in den Zitatenschatz geschafft hat. Das war sicherlich bewusst provokant. ;)

Dann lasst mich auch bewusst provokant sein:

Wenn ihr über eure persönlichen Erfahrungen zu Tees berichtet und es keine Möglichkeit gibt den Tee zu erfassen, was genau ist es das ihr mitteilt? 

In den Post zu Thema Essen gab es ja auch schon Diskussionen in dem sich einerseits die "Glaubensrichtungen" abzeichnen und andererseits klar Philosophien benannt werden aus denen eigenes Handel abgeleitet wird. Wie geht, dies damit zusammen, dass ihr Wissenschaft hier, teils vehement, ablehnt?






 

Bearbeitet von Getsome
Rechschreibung/Grammatik
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vor 10 Stunden schrieb Getsome:

In den Post zu Thema Essen gab es ja auch schon Diskussionen in dem sich einerseits die "Glaubensrichtungen" abzeichnen und andererseits klar Philosophien benannt werden aus denen eigenes Handel abgeleitet wird. Wie geht, dies damit zusammen, dass ihr Wissenschaft hier, teils vehement, ablehnt?

Ich vermute dass es hier niemanden gibt, der Wissenschaft an sich ablehnt, dass ich aber zu den Personen gehöre, an die du dabei gedacht hast *g*. Was zumindest ich gemeint habe ist, dass Teetrinken eine subjektive Sache ist, die nicht notwendigerweise mit wissenschaftlichen Methoden zugänglich ist, dass es nicht nötig ist (glücklicherweise), die Dinge genau zu quantifizieren und zu sortieren. Gerade der Begriff der "Tiefe" hat für mich somit eine subjektive Dimension, die ich genießen kann, denn es ist erlaubt, sich den flüchtigen, momentgebundenen Impressionen hinzugeben, ohne es alles konkret festmachen zu müssen. Für mich hat das auch eine Dimension der Achtsamkeit (= die Dinge so wahrnehmen, wie sie jetzt und hier gerade sind, ohne zu viel zu analysieren).

Ich lehne also keineswegs die Wissenschaft ab. Um aber mal ein bisschen provokant zu formulieren: Ich behaupte, dass man, um sich in gewisse Elemente des Teetrinkens einfinden zu können, verstehen muss, wo die wissenschaftliche Methodik ihre Grenzen hat. Das wird besonders bei der Diskussion von Yixing-Kannen erkenntlich, und noch mehr beim berühmten Cha Qi.

vor 10 Stunden schrieb Getsome:

Wenn ihr über eure persönlichen Erfahrungen zu Tees berichtet und es keine Möglichkeit gibt den Tee zu erfassen, was genau ist es das ihr mitteilt?

Da wirds ja dann schon existenzphilosophisch :) Wer sagt denn, dass es keine Möglichkeit gibt, den Tee "zu erfassen"? Die Tatsache dass wir unterschiedliche Definitionen von Tiefe haben? Es bleibt natürlich immer etwas, das nicht kommuniziert werden kann, aber dennoch kann man über das meiste sprechen. Besonders interessant sind da natürlich Live-Verkostungen: Alle haben den selben Tee in der Tasse, und vergleichen ihre Eindrücke. Schon interessant was da alles rauskommt. Was denkst du denn darüber, @Getsome?

Bearbeitet von miig
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Naja, aber wenn man bei der Diskussion über Tee mit sinnfreien Wörtern wie Tiefe jongliert, hat man letztlich nichts mitgeteilt, außer das der Tee einem mit der gegebenen Zubereitungsart geschmeckt hat.

Wichtiger erscheint mir aber, wenn auch das Geschmackserlebnis sehr subjektiv ist, daß die Dinge, die dem Geschmackserlebnis vorausgehen, nämlich die Art der Zubereitung (Menge des Tees, Temperatur, Wassermenge) und die Art des Wassers sehr wohl kommunizierbar sind, und daß es sinnvoll ist, diese Parameter zu variieren, bis man findet, der Tee ist gut. Ob der dann "Tiefe" hat oder aromatisch schmeckt bleibt dannn jedem selber überlassen.

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Ob der Begriff der Tiefe jetzt automatisch sinnfrei ist, weil er eine subjektive Komponente hat, ist wohl die Frage :) . Sicher ist dies ein kniffliger Begriff, aber nicht unbedingt ein nutzloser. Ich habe den Eindruck dass er eher beschreibt, wie ein Tee wahrgenommen wird, welche Dimensionen in den Vordergrund treten, und nicht so sehr, ob er einem schmeckt.

Das Konzept bzw. die Metapher der Tiefe jenseits einer rein räumlichen Dimension ist ja durchaus etwas, das im menschlichen Erleben in verschiedensten Kontexten eine Rolle spielt und wahrgenommen wird. Gerade der Gegensatz Tiefe-Oberflächlichkeit ist ja ein doch recht gängiges Konzept. Insofern würde ich behaupten, dass sich da schon ein Bedeutungskern extrahieren lässt, der zu einem gewissen Anteil erfahren und verstanden wird und als solcher kommunizierbar ist. Zu diesem Kern gesellt sich dann natürlich eine ungewöhnlich große Menge subjektiver Assoziationen, die nie alle übermittelt werden können.

Ursprünglich ging es ja um ein gewisses Wasser, das dem Tee Tiefe verliehen hat, aber da es ähnliche Überlegungen gibt, was das Material der Zubereitungsgeräte und die Entwicklung bei der Lagerung angeht, denke ich, dass dieses Konzept in der Teewelt durchaus nicht so unbekannt ist. Insgesamt ist die Wahrnehmung von Tiefe im Tee wohl eher eine ästhetische denn eine empirische Angelegenheit, und somit durchaus flüchtig... für Empiriker also ohne größere Verluste ignorierbar :)

 

Bearbeitet von miig
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vor 38 Minuten schrieb miig:

Ob der Begriff der Tiefe jetzt automatisch sinnfrei ist, weil er eine subjektive Komponente hat, ist wohl die Frage

Ja, für Menschen die keinen Sinn für das Sinnliche (im nicht niederen Sinn) haben, ist es selbstverständlich sinnfrei. Allerdings ist dies bedauernswert und hat wiederum mit Sicherheit einen tieferen Sinn.

Bearbeitet von GoldenTurtle
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vor 1 Minute schrieb GoldenTurtle:

Ja, für Menschen die keinen Sinn für das Sinnliche (im nicht niederen Sinn) haben, ist es selbstverständlich sinnfrei. Allerdings ist dies bedauernswert und hat wiederum mit Sicherheit einen tieferen Sinn, was natürlich ebenfalls sofort als Unsinn abgetan wird.

Höre ich da etwas Überheblichkeit heraus? :S

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