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Ich habe festgestellt, wie ich früher meine Erwartungshaltung so stark durch vermeintliches Wissen prägen liess, dass ich nicht unbefangen/vorurteilsfrei an die Sache ran ging ... z.B. hatte jemand dereinst gesagt, dass der Xiamen Duanni Ton (sehr) porös sei ... und so habe ich stets auch fast nur entsprechend rustikale Tees darin gebrüht.

Am 18.9.2022 um 15:06 schrieb GoldenTurtle:

Gut gereifter 6FTM aus der Xiamen Kanne, der Würze, Smokyness, Reife, Bitterkeit, Mineralität und einen Hauch fruchtiger Süsse gekonnt vereint, jedoch auf die eher rustikale Weise.

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Nach der obigen Verkostung bin ich jedoch zum Schluss gelangt, dass der gar nicht so porös sein kann, da der aufgegossene Sheng weniger abgerundet wurde als bei einer kürzlichen Session in meiner hochgebrannten Zhuni Yixing!

Nun habe ich bei frühem Sonnenlicht mal richtig in die Kanne reingeguckt - und siehe da, sie ist sehr glatt (ich befürchte, man kann das auf dem Foto weniger erkennen und nur erahnen), fast wie eine Jianshui von aussen (ohne Politur versteht sich).

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Die Tonart scheint also auch gedreht bearbeitet zu werden wie Jianshui, und sie sind auch vergleichbar schwer/dicht.
Was doch ein beachtlicher Unterschied zu echtem Yixing Ton ist, der nicht gedreht, sondern entweder händisch geklopft oder maschinell in Form gepresst wird, da er nicht geeignet ist um gedreht bearbeitet zu werden.

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Ist es denn wirklich olfaktorisch bzw. gustatorisch greifbar, wie porös ein Ton ist? Ich könnt das vielleicht noch am Klang ausmachen, für mehr reicht es bei mir glaub ich nicht,  hab aber weder Yixing Zhuni noch Duanniton getestet. Würde mich wirklich interessieren. Den allgemeinen Angaben nach scheint es ja wirklich der Duanniton zu sein der den größten Effekt hat (siehe z.b. chenchi tee). 

Mich würden die Sintertemperaturen und Zusammensetzungen  der beiden (bzw. drei, ziniton fehlt auch noch, , und wenn einer ne Liste hat der japanische Shudei auch noch) Tone interessieren und wie hoch sie tatsächlich gebrannt wurden. Ich glaube mit steigender Brenntemperatur nimmt die Wasseraufnahmekapazität des Tons ab und damit auch das Wechselspiel zwischen Ton und Wasser. Zumindest sagt mir das mein Verständnis davon. Bleibt für mich noch die Frage welche Bestandteile des Tons tatsächlich Auswirkungen haben, Eisen soll ja eine große Rolle spielen, könnte mir Vorstellen,  daß auch andere Bestandteile anteilig etwas bewirken. Also möglicherweise viele Variablen bei der Beeinflussung des Geschmacks.

Bei der Duannikanne sieht es so aus als wäre der Henkel auch aus Ton, da würde ich aus Stabilitätsgründen Schamotte anteilig vermuten, das macht das Drehen wieder schwieriger, ab ner gewissen Größe der Schamottkörnchen geht es gar nicht mehr mit dem drehen, weil es dir die Fingel weghobelt. Das ist zumindest meine Layenerfahrung damit. Also fraglich ob der Stiefel gedreht ist. Obwohl die Chinesen geschichtlich solange damit zu tun haben, daß die bestimmt Techniken und Tone haben die das möglich machen.

Ich würde gern mal mit solchen Tonmassen "rumspielen" Japanischer Ton wird teilweise über Jahre im Winter dem Frost ausgesetzt um eine erhöhte Plastizität zu erreichen,  leider kann man sowas hier nicht kaufen. Ich hab zumindest nix gefunden. Den einzigen natürlichen Ton den ich finden konnte war der Stooberton aus Österreich. Dort werden auch schon seit ner ganzen Weile Krüge daraus gemacht, was sicher kein Zufall ist. Ton und Wasser passt wohl gut zusammen.

 

 

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  • 2 Wochen später...
Am 22.9.2022 um 17:55 schrieb Matsch:

Ist es denn wirklich olfaktorisch bzw. gustatorisch greifbar, wie porös ein Ton ist?

Würde sagen ja, aber dafür muss man den damit testenden Tee natürlich aus etlichen Sessions in anderen Aufgussgefässen gut kennen.

Je poröser eine Kanne ist, desto dumpfer macht sie den Tee, aber für unvollkommene Tees ist das mehrheitlich gut, denn sie rundet den Tee ab was Bitterkeit und Rustikalität anbelangt, aber (leider) eben auch feinsäuerliche Fruchtspitzen.

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Ich glaube ich weiß sogar jetzt was du meinst. Ich habe ein einfaches japanisches Standardkännchen aus weißem, relativ porösen Ton. Ich konnte da zunächst nicht viel mit anfangen. Japanische Grüntee (Shinsha)schmeckten daraus irgendwie flacher als aus Porzellan. Stand dann ne Weile rum.

Ich hab es dann mit Shou probiert, das war deutlich besser. Was in Porzellan (Gaiwan) zu sehr "alte Bibliothek " hatte war aus dem Kännchen irgendwie schöner, runder. Unschöne Noten im Vordergrund sind in den Hintergrund verschoben worden und dezente,sehr schöne Hintergrundnoten sind besser zu schmecken gewesen. Der 80er Baozhong von Peter schmeckte plötzlich wirklich richtig gut. Für mich erstaunlich. 

Gegenteilig beeindruckend war dann ein fein fruchtiger Schwarztee. Im Gaiwan schön süße, fruchtige nach Pflaume schmeckende Aromen. Aus der Tonkanne dann , hauptsächlich herbe Noten, die feinen Nuancen fast komplett weg.

Spannend! Ob es nun die Porösität oder der Ton mit seinen Komponenten war, für mich schwierig zu sagen, könnte mir beides vorstellen. 

Ich bin jetzt schon gespannt auf das karbonisierte HojoKännchen...hängt leider noch irgendwo in der Welt bei irgendwelchen Zöllen fest, z.Z. in China😃 gut das Ton mit der Zeit nicht so nachlässt wie Grüntee.

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  • 1 Monat später...

@GoldenTurtle lass mich raten, auf der oberen steht: Lasciate ogne speranza, voi ch'intrate -> Gebt alle Hoffnung auf, die ihr hier eintretet; gemeint ist natürlich der Kreis der Teetrinker und Kannenliebhaber😂

Aber mal ne ernste Frage: Sieht die untere nicht arg speckig glänzend aus und war das nicht ein Ausschlusskriterium? Oder ist die einfach schon 105 Jahre im Gebrauch und hat eine Patina entwickelt?

Bearbeitet von FireStream
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vor 1 Stunde schrieb FireStream:

Aber mal ne ernste Frage: Sieht die untere nicht arg speckig glänzend aus und war das nicht ein Ausschlusskriterium? Oder ist die einfach schon 105 Jahre im Gebrauch und hat eine Patina entwickelt?

Nee, das ist mMn echter Yixing Ton und richtig hoch gebrannt. Genau das versuchen die Faker ja zu imitieren.
Es gibt dabei aber feine Unterschiede in der Oberflächenstruktur - aber Fotos können leicht täuschen, man muss es in den Händen halten und zuvor schon viele verschiedene Yixings in den Händen gehalten haben, um langsam ein Gespür dafür zu entwickeln.
Der Klang beim Reiben ist zudem auch metallisch vom Feinsten.
Und man muss für ein abschliessendes Urteil daraus getrunken haben - richtiger Yixing Ton, der gut verarbeitet ist, macht eine wahrnehmbar positive Auswirkung auf den Tee.
Hingegen wenn der Tee aus einer "Yixing" nur abgestumpft wirkt, ist die Kanne entweder schlecht verarbeitet oder fake.
Und wenn gar keine Auswirkung der Kanne wahrnehmbar ist (z.B. im Vergleich mit Aufguss im Porzellangaiwan), dann ist es wahrsch. ebenfalls ein Fake, aber inwändig gecoatet/glanzfarbbeschichtet.

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  • 4 Wochen später...
Am 3.12.2022 um 18:50 schrieb GoldenTurtle:

Hier ein Schnappschuss von zwei unterschiedlichen Yixings @Salad Fingers ...

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... die Obere ist eine doppelt gebrannte "Zwieback" Yixing, und die Untere eine preiswerte Zhuni aus der sicheren Jie-Connection, da gibt es nun tatsächlich auch kleinere, nur etwa 1dl:

Dieses Schätzchen habe ich heute meiner Teekeramiksammlung hinzugefügt.. Danke nochmal für die tolle Geste @GoldenTurtle. Er hat sie für mich reserviert und ich habe sofort zugeschlagen.

Der Versand von 20 € und vor allem der Zoll von über 50 € waren zwar heftig, aber es hat sich gelohnt. Den genauen Zollbescheid habe ich heute angefragt, weil 50 € aus der Schweiz nach Deutschland mir zu hoch erscheinen, aber selbst wenn ich damit keinen Erfolg haben sollte: Ich bin verliebt.

Bei Interesse werde ich natürlich einen Erfahrungsbericht schreiben. :P

 

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