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Welchen Tee trinkt ihr heute?


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2009 Yiwu Gua Feng Zhai via prSK

Auch wenn mich die neuen prSK Thai-Sheng sehr interessieren wollte ich heute zunächst nochmals einen Rückblick auf letztes Wochenenden machen: da haben ein paar Teefreunde und ich ein kleines Tee-Treffen bei mir gemacht und viele gute Tees und spannenden Vergleiche (z.B. der Vergleich mehrerer Jahrgänge eines Tees miteinander oder die selbe Region von unterschiedlichen Produzenten) gehabt - an dieser Stelle nochmals herzlichen Dank an alle Teilnehmenden, insbesondere an Peter, der mit Abstand die längste Anfahrt hatte! Das Highlight des Treffens war für mich klar der Sonntag Nachmittag, an dem wir drei verschiedene High-End Guafengzhai von unterschiedlichen Jahrgängen und Produzenten miteinander verglichen haben und zum Abschluss noch einen 30 Jahre alten unbekannten Sheng getrunken haben - jeder einzelne super und mit intensivem Qi, zusammen haben sie uns (im positiven Sinne) komplett geplättet, so ein heftiges Qi-Erlebnis hatte ich noch nie! Und einer der erwähnten GFZ war der 2009er, den Peter in seinem Querschnitts Sample Set anbietet - mit dem Rest des Samples wollte ich mir den heute nochmals genauer anschauen, um eventuelle gegenseitige Beeinflussungen beim Parallel-Vergleich auszuschließen (auch wenn Parallel-Vergleiche sehr aufschlussreich sind, ist das natürlich ein Nachteil davon).

Das Aroma vom nassen Blatt macht bereits klar, dass man es hier mit einem anderen Charakter als dem ungewöhnlichen 2016er Goldmark GFZ (dessen Material ja eigentlich von 2011 stammt) oder dem würdevoll gealterten 2003er GFZ zu tun hat: eine sehr schöne Rauchigkeit macht klar, dass man es hier mit einem etwas derberen Charakter zu tun hat. Wobei "derb" hier eindeutig positiv gemeint ist, denn es ist keine unschöne Aschenbecher-Rauchigkeit von einer billigen Factory-Produktion sondern eine saubere, weite Lagerfeuer-Rauchigkeit wie z.B. beim 2015er Xiaoshu Lincang. Und genau diese Sauberkeit/Natürlichkeit zeichnet den Charakter des Tees auch auf der Geschmacksebene aus: während der 2016er Goldmark vor allem zu Beginn mit einer pilzig-fruchtigen Süße dick aufträgt und man eine gewisse Fruchtsaft-Assoziation erzeugt wirkt der 2009er mit mehr Bitterkeit und Adstringenz natürlicher mit dem Charakter von klarem Quellwasser. Apropos: an dem zugegeben doch recht Puerh-lastigen treffen haben wir festgestellt, dass das Quellwasser ungefiltert trotz seiner enormen Härte von ~18° dH am besten kommt - ich werde daher künftig (sofern der Pu nicht zu zart besaitet ist) direkt das Quellwasser nutzen, auch wenn das bedeutet, dass ich einerseits für Nicht-Pu künftig ein anderes (gefiltertes) Wasser nutzen muss statt einer Mischung für alles und andererseits es auch im Sommer schneit (zumindest für meine Teekännchen ;-). Aber zurück zum Tee: rauchig und (etwas) derb bedeutet jedoch nicht, dass es sich um einen simplen Tee handelt - von den dreien würde ich diesen sogar gerade auf Grund der Kanten, der Wandlungsfähigkeit und vor allem der Tiefe für den komplexesten halten und auch wenn das Qi einen Tick dezenter ist als bei dem 2016er Gold Mark ist es trotzdem noch weit über dem Durchschnitt. Übrigens sehr spannend: nach einigen Aufgüssen verschwindet bei dem 2016er die Frucht-/Pilzsaft Note recht plötzlich während der 2009er zu dem Zeitpunkt deutlich zahmer geworden ist - ab da liegen die beiden mit einer absolut typischen, "wilden" Süße (Shanye Yun (山野云), zu Deutsch "der Geschmack des wilden Berges") sehr viel näher beisammen als zu Beginn - der 2003er liegt durch die deutlich fortgeschrittene Reifung etwas weiter entfernt, der selbe GFZ-Charakter lässt sich aber trotzdem glasklar erkennen. Genau wie die anderen beiden ein spitzen Tee der es auf Anhieb (genau wie die anderen beiden) in meine persönliche (zugegeben sehr GFZ-lastige) Top-Ten geschafft hat - zu schade, dass es diesen Tee nicht offiziell zu kaufen gibt!

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Bearbeitet von doumer
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2022 mindSWITCH von prSK

Nach dem großartigen 2021er mind_switch und dem vielversprechenden Teaser in Form des 2022er Maochchas war ich doch sehr auf die aktuelle Pressung gespannt - und wurde mal wieder überrascht: sie hätte kaum unterschiedlicher ausfallen können, als die 2021er Version! Während diese eher locker gepresst war, der Bing etwas kleiner im Durchmesser dafür dicker als normal war (zumindest bei der Version 1.0, siehe Vergleich mit Version 1.01 im Blogpost), ist es beim 2022er gegenteilig: der Bing hat eine normale Größe (Fullsize Bing) ist aber sehr flach da ziemlich fest gepresst - glücklicherweise (?) nicht so extrem wie bei dem abgespacted Rareness 6 aber doch ziemlich am oberen Ende der Skala (zumindest für eine moderne Produktion). Dass das mit den Geschmack und Charakter des Tees bestimmt ist klar - daher ist insbesondere der Vergleich zum Maocha spannend.

Das Aroma des nassen Blatts ist schön tief, voll und trägt bereits die charakteristische "Kernigkeit", die sich auch als roter Faden durch die Geschmacksebene zieht und sich für mich zu dem typischen Charakteristikum für Thailand Sheng herauskristallisiert hat (zumindest bei den jüngeren Vertretern, die über 20-jährigen Vertreter haben eine zu große Transformation durchlaufen, um hierzu noch Aussagen treffen zu können) - tatsächlich nicht ganz unähnlich der bei einem Guafengzhai oft anzutreffenden Kernigkeit (mit Ausnahme von Chawangshu), auch wenn eindeutig exotischer und wilder. Wie zu erwarten war startet der erste Aufguss recht bitter und adstringent - die Kernigkeit hat hier etwas von Traubenkernen: nicht die verweichlichte Sorten, die man im Supermarkt findet (falls diese überhaupt noch Kerne haben) sondern die ursprünglichen, wo eine Traube zu 66% aus Kernen besteht. Dazu die ebenfalls für Thailand Sheng typische exotische Note, die mich bei jungen Shengs immer etwas an grüne Bananen erinnert - beides kommt um so besser zur Geltung, wenn man den Tee etwas vorsichtiger mit nicht ganz so heißem Wasser brüht. Aber die Bitterkeit und noch nicht einmal die Adstringenz stören mich bei dem Tee, denn es ist absolut unmissverständlich, welche Qualität in dem Material steckt - eine wenig-intrusive Verarbeitung (im Sinne von gewollten Veränderungen in Richtung Süße, Sanftheit, Oxidation etc.) finde ich hier angemessen. Am besten lässt sich das evtl. mit einem weiteren Beispiel von unserem Tee-Treffen erklären: Samstags waren wir "in der Stadt" indisch essen (wer schon mal gegoogelt hat, wo ich wohne, weiß dass es das bei uns "auf dem Land" nicht gibt) - definitiv das beste Indische Restaurant, das ich hier in der Region kenne und es war auch gut, alles prima zubereitet, super gewürzt etc. Sonntags waren wir dann in dem winzigen Dorf, wo ich das Wasser zum Tee brühen hole bei einem äußerst unscheinbaren Restaurant essen - Restaurant ist hier fast noch übertrieben, denn man geht quasi über die Terrasse in ein spartanisch eingerichtetes Wohnzimmer mit Holzofen, in dem ein paar große, grobe Tische aufgestellt sind. Das essen hier ist einfach gestrickt - die meisten hatten eine gegrillte Forelle mit Kartoffelsalat - bei weitem nicht so exotisch, aufwändig und farbenfroh wie das indische Essen - und doch war es das beste, was ich seit vielen Jahren (in einem Restaurant) gegessen habe, denn die Qualität der wenigen Zutaten war absolut überragend! Der Fisch stammt aus der Region, wurde auf den Punkt genau ohne viel Firlefanz gegrillt und ein guter hausgemachter Kartoffelsalat als Beilage ist da völlig ausreichend - wer noch einen Salat dazu hatte konnte auch hier klar erkennen, dass dieser am Morgen noch im Garten stand, so frisch war er. Die beiden kernigen Betreiber haben keine übertrieben-falsche Freundlichkeit aufgesetzt, wie es in unserer Gesellschaft viel zu oft der Fall ist - dass ein (ziemlich schlanker) Freund, der mit seinen beiden Wild-Schnitzeln zügig fertig war überraschend und mit dem Kommentar "das könne er bestimmt noch vertragen" nochmals ein Stück auf den Teller gelegt bekommen hat, zeigt dafür eine sehr viel ehrlichere Freundlichkeit. Worauf ich hinaus möchte: auch wenn das indische Essen ohne Frage gut war - hier hat man die Qualität und die Hingabe direkt wahrgenommen, weshalb das Essen auf einem ganz anderen Level war. Und so fühlt sich auch der mindSwitch (und seine beiden Vorgänger) für mich an: hier wurde nichts beschönigt oder übertüncht, ausschließlich die Qualität muss für sich sprechen.

Aber um den Tee nochmals in Relation zu seinen beiden Vorgängern zu stellen: der 2022er ist auf Grund der festeren Pressung und etwas grünerem Charakter deutlich näher beim 2020er (damals noch als Chafang Danzhu benannt) als beim 2021er v1.0 aber trotz der Derbheit kann man die Fortschritte in der Produktionsmethode durchaus erkennen - somit steht er irgendwo zwischen dem 2021er v1.01 und dem 2020er. Da ich mich von außen in den Bing hineinarbeite habe ich heute auf jeden Fall das Glück, viele intakte, große Blätter zu haben - das wird wenn ich mich weiter vorgearbeitet habe definitiv anders sein - das Ziel ist hier definitiv wie Peter auch im Shop schreibt eine langfristige Lagerung wohingegen der 2021er (v1.0) zum jetzt trinken deutlich besser geeignet ist. Es wird definitiv spannend zu beobachten, wie sich die Tees in den nächsten Jahren parallel entwickeln werden!

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Am 31.3.2023 um 08:59 schrieb real_G:

Ich würde sagen die Kapazität is knapp 100ml. Ja... and den Pasha denke ich wirklich ab und zu ...

Das finde ich interessant, was du bei der Dosierung alles aus dem Tee herauskitzeln konntest. 

Am Grand Reserva bin ich gerade dran, weil es sich um einen Blend handelt, möchte ich ihn noch ein- oder zweimal trinken, bevor ich eine Meinung abgebe.

ontopic: 
Die Auswärtstermine nehmen auf der Arbeit in letzter Zeit zu. Deshalb war ich auf der Suche nach ein paar günstigen Tees die sich für die westlicher Methode oder Grandpa Style gut eignen. So kann ich den Tee in einem Termobecher für die Fahrt mitnehmen.

Zwei der Kandidaten aus dem lokalen Teehandel kommen aus mir unbekannten Anbaugebieten. 

Einmal der "Azoren Wulong Gorreana", der auf der grüneren Verarbeitungsseite sitzt und optisch einem Baozong mit kleineren oder gebrochenen Blättern nahe kommt. Er hat ein eigenes Geschmacksprofil, anders als beispielsweise beim Zealong Black, liegt es mir nicht. Die Packung wird im Grandpa Style geleert, danach muss ich den Tee nicht nochmal haben.

Der zweite heißt "Artisan Georgia Black". Mir war zwar bewusst, dass in Georgien Tee angebaut wird, bisher hat sich kein Tee von dort zu mir verirrt. Am besten lässt sich der Tee als Schwartee mit Kräuterteeeinschlag beschreiben. Einmal ging es in Richtung Pfefferminze, ein anderes Mal schien es Menthol zu sein. den hier kann ich mir gut im Wechsel mit dem Phongsali Schwarztee aus Laos vorstellen. 

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Bei mir gab es heute den

Laocong "Duckshit" (Ya Shi Xiang)

Der Duft hat direkt Parallelen zu den von mir bisher verkosteten Mi Lan Xiang Dancongs aufgebracht. Die trockenen Blätter dufteten zuerst sehr fruchtig und süß, wie Fruchtgummi oder Fruchtbonbons, dann als der Tee zunehmend Feuchtigkeit aufgenommen hatte wurde daraus mehr ein Frucht-Gelee / -Kompott. Später kamen dann sehr ausgeprägte blumige Noten hinzu. Wenn der Entensch*** in China genau so riecht, sind das schon magische Wesen dort. :D

Geschmacklich hat mich besonders die Transformation im Mund überzeugt. Erst blumig, dann kamen die Röstnoten mit etwas Holz und zum Schluss wurde es dann süß. Die Röstung bei diesem Tee ist nicht zu stark und sehr gelungen wie ich finde. Sie ergänzt den Tee, anstatt etwas zu Kaschieren. Der Nachgeschmack ist sehr langanhaltend und wie ein Film im ganzen Mund, nicht nur auf der Zunge. Als hätte man ein Bonbon gelutscht.

Das Cha Chi war für mich schon beim ersten Aufguss spürbar, kam aber etwas verzögert und war dann sofort in voller Kraft da. Kräftig, aber nicht so stark wie manche Pu Erhs, die ich schon hatte.

Der Tee war nicht zu trocken, hat gegen Ende allerdings etwas seifig geschmeckt und gerochen. Vielleicht habe ich aber auch die blumigen Noten mit diesen "Oma-Seifen" assoziiert, die auch sehr stark blumig sind. Etwas sauer wurde er auch, was etwas an die in der Beschreibung des Tees genannten Kirschen erinnert.

Ich fand den Tee aber gelungen und sehr lecker. Der wird sich noch öfter in meiner Kanne wiederfinden. Auch bei diesem Tee musste ich erneut feststellen, dass ich ein Fan von Dancongs bin. :)

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Für die Feiertage habe ich mir ein Langzeitprojekt vorgemerkt. Gemeint ist das Altern des Phogsali 2013 von Tea Addict, gekauft in einem lokalen Teeladen. 
Altern scheint mir ein übertriebener Begriff zu sein. Der Tee lagert mit einem 58%igen Bovedapack bei Raumtemperatur in einem Doybag. Ungefähr alle 3 Monate wird der Doypack geöffnet, der Tee kurz in Augenschein genommen und der Bovedapack bei bedarf durch einen neuen ersetzt. Diese Parameter haben sich in einem vorangegangenen Alterungsexperiment mit weißem Tee als tauglich erwiesen. Insgesamt lagert der Tee ungefähr 2,5 Jahre bei mir, aber erst ca. 1,5 Jahre mit dem Bovedapack.

Vor drei Wochen wurden ca. 10 Gramm Tee aus dem Kuchen gebrochen und in einem glasierten Tongefäß gelagert. Heute steht die finale Sitzung damit an.

Eine Teeprobe aus dem selben Tong aber einem anderen Bing habe ich hier https://www.teetalk.de/forums/topic/22-welchen-tee-trinkt-ihr-heute/?do=findComment&comment=115027 verkostet. Das ist so lange her, dass ich den Tee kaum wieder erkannte.

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Mit der Nase nimmt man zunächst Holz, Heu, nasser Waldboden und später etwas Kräuter wahr. Vom Keller ist kaum etwas übrig.

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Im Mund kommt vom Keller und der Fruchtnote praktisch nichts mehr an. Jetzt präsentiert sich der Tee als recht gewöhnlicher Sheng mit ein paar Jahren auf dem Buckeln. Von den 10 Jahre seit der Ernte macht sich nichts bemerkbar. 

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Vor ein paar Jahren schrieb ich, der Tee sei "stark". Konzentriert hätte es besser getroffen, denn jetzt scheint der Tee offener und breiter im Geschmack zu sein. Er hat sich durch die Lagerung auseinandergezogen. Die Ausdauer des Tees kann sich sehen lassen.
Aus Experimentsicht ist das ein schönes Ergebnis. Ganz offensichtlich wird der Tee unter den gewählten Parameter nicht schlecht und entwickelt sich positiv. Ein guter oder hervorragender Tee wird aus dem Cake sicher nciht mehr, aber es bleibt spannend, was sich noch so tut.

 

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Nein, es war sozusagen die Pilotstudie vor dem jetzigen Experiment mit dem Sheng. Zu Anfang waren Bovedapacks mit 72% Luftfeuchte in den Doypacks, dass war zu viel für den Weißtee. Andere Leute berichten von guten Erfahrungen mit 72%.
Suche mal hier im Forum nach "ageing", mit Sicherheit hat schonmal jemand was nützliches gepostet.

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2022 Chafang Pang San Zhou von prSK

Nach dem 2022er mindSwitch gestern war heute selbstverständlich der 2022er Chafang Pang San Zhou im Kännchen - auf diesen war ich auch sehr gespannt, da es 2021 ja nur einen indirekten Nachfolger zum 2020er Chafang Pang San Zhou gab (der 2021er Vei Yan's Tea ist nicht Peter's "Rezept").

Optisch ist er dem mindSwitch sehr nahe: er ist genau so hart wenn nicht noch härter gepresst - ich sehe hier in Zukunft schon Blut fließen, haha! Und auch im Aroma zeigen sich Parallelen, auch wenn die typische Kernigkeit beim nassen Blatt weniger ausgeprägt vorhanden ist - dafür breitet sich beim Aufgießen eine sehr schöne fruchtige Note im Raum aus, die mich an halbgrüne Pflaumen erinnert: einerseits voll und tief, andererseits frisch und herb - sehr schön! Vorhersehbar ist der erste Aufguss nach den üblichen Parametern wie auch beim mindSwitch primär bitter und adstringent - dank entsprechend hoher Qualität des Materials aber dennoch trinkbar, was bei einem durchschnittlichen Sheng nicht der Fall wäre. Ab dem zweiten Aufguss hab ich dann wieder wie gestern die Temperatur etwas reduziert, was dem Tee sehr gut tut: hier treten Bitterkeit und Adstringenz weniger ausgeprägt auf und es kommen süße und fruchtige Noten sehr viel besser zur Geltung - letztere haben eine zitrusartige Frische und den Thailand-typischen exotischen Charakter. Interessant ist, dass der Chafang Pang San Zhou im Vergleich zum mindSwitch eine deutlich ausgeprägtere und schwerere Textur hat, was sicherlich daran liegt, dass zumindest das was ich heute an Material vom Bing lösen konnte einen höheren Knospen-Anteil hat, als es beim mindSwitch der Fall ist (ob das generell oder nur oberflächlich ist, kann ich noch nicht sagen). Insbesondere wenn man die Adstringenz durch niedrigere Temperatur etwas reduziert gefällt mir diese sehr gut - die geschmeidige Weichheit des mindSwitch ist zwar auch sehr schön aber eine volle Textur ist einfach direkter erlebbar. Die größte Überraschung ist für mich aber das Qi des Tees: während es beim 2020er noch einen sehr deutlichen Unterschied zum Danzhu gab, ist dieses mal das Qi deutlich intensiver und näher am mindSwitch dran - deutlich über dem aufgerufenen Preis von 0,39€/g (zum Vergleich: der mindSwitch liegt bei 0,58€/g, was gegenüber zu vergleichbaren Tees auch China immer noch extrem wenig ist).

Mir gefällt er sogar etwas besser als die 2020er Version und ich würde auch dieses mal sagen, dass er im Vergleich zum mindSwitch der etwas zugänglichere ist ... aber eine so feste Pressung ist alles andere als anfängerfreundlich, auch wenn es für die langfristige Lagerung gut sein mag. Daher tue ich mich mit der abschließenden (Erst-)Bewertung etwas schwer: einerseits ein qualitativ toller Tee, der viel bietet - andererseits aber auch ein etwas zickiger Tee, der richtig behandelt werden möchte und dessen Handhabung durch die Pressung nicht ohne ist, wofür ich tendenziell etwas Abzug geben würde. In Anbetracht der winzigen Produktionsmenge (lediglich 14 Bings!) aber vermutlich ohnehin eher ein Liebhaber-Stück als was für die breite Masse 😉

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Am 9.4.2023 um 02:09 schrieb Getsome:

Das finde ich interessant, was du bei der Dosierung alles aus dem Tee herauskitzeln konntest.

Für mich kommt bei dieser Dosierung/Zubereitung bei guten puerhs eine Komponente dazu, die ich jetzt mal spontan als 'zartes reines Bergquellwasser' beschreiben möchte - schätze ich sehr!

 

Hallo liebe Osterhasen,

heute gab es Rare5 2021.

Gute Kunst macht für mich aus, dass sie mir nicht diktiert, was ich zu empfinden habe, sondern mir quasi den Spiegel vorhält, mich auf mich selbst zurückwirft. Wenn ein Saxofonist zB in einer Ballade eine besonders verliebte Phrase spielen 'will', so ist es etwas anderes, als wenn die Musik einfach 'so ist' - und es meine Sache ist, was da bei mir passiert. Kubrick ist so ein Regisseur, wo ich das auch so erlebe.

Erwähnen wollte ich das, weil der Rare5 2021 für mich genau das erfüllt, und zwar auf allen Ebenen. Er ist einfach da. So, wie er ist. Man könnte jetzt über mit Kuvertüre verklebte Marmeladen sprechen und über eine 'gallertartige' Textur... über die wundervolle Energie... aber es spielt keine Rolle. Wo andere Tees sich von der schönen Seite zeigen, einladend sind; oder bunt oder knallig, so schweigt der Rare5. Nicht auf eine unfreundliche, raue Weise, sondern er überlässt es einfach mir und hält mir somit den Spiegel vor. Das ist wunderbar!

Eventuell würde der ein oder andere sagen, dass der Tee herausfordernd ist - ich würde es eher nicht so formulieren, es sei denn, man bringt diese Herausforderung in Verbindung mit der alltäglichen Herausforderung, mit 'sich selbst' zu leben.

Ja... da kommt man ins Schwurbeln... : - )    ... wäre der Tee nicht so teuer, hätte ich mir schon den Bing bestellt, aber so werde ich einfach immer wieder ein paar Grämmlein genießen.

Alle Gute für euch und einen schönen Montag!

Thomas

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Am 8.4.2023 um 22:08 schrieb doumer:

Das Aroma des nassen Blatts ist schön tief, voll und trägt bereits die charakteristische "Kernigkeit"

Oh, tolles Review - ich bin schon gespannt, bald werde ich auch meine erste Session mit dem Mind Switch bing begehen.

Bearbeitet von real_G
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@real_G schöne Besprechung vom Rareness 5v2 - das trifft den Charakter von diesem tollen Tee sehr gut 👍


@topic: 2022 grand RESERVA von prSK

Mindestens genau so sehr wie auf die beiden frischen 2022er Thailand Shengs war ich auf diesen ungewöhnlichen Tee gespannt: es handelt sich um einen Blend aus mehreren Jahrgängen interessanterweise alles Tees, die auch einzeln verfügbar und mir bekannt sind: dem 2016er Chafang Lao Cha, dem 2020er Chafang Pang San Zhou und etwas von dem 2022er mindSwitch. Das ist natürlich eine sehr spannende Sache, denn die Gelegenheit hatte ich noch nie, dass man bei einem Blend auch die einzelnen Komponenten kennt! Und da es sich hier nur um einen Blend aus unterschiedlichen Jahrgängen handelt und nicht aus unterschiedlichen Regionen handelt, stehe auch ich als eiserner Blend-Gegner der Sache aufgeschlossener gegenüber: Peter schreibt zwar, dass die Idee eines Jahresübergreifenden Blends nichts neues ist sondern so auch schon von chinesischen Factorys praktiziert wurde, die meisten Factory-Blends sind jedoch regionsübergreifend, was zu oft jedoch nur einen oberflächlich positiven Effekt (z.B. auf der Geschmacksebene) erzielt, den eigentlichen Charakter des Tees jedoch verzerrt/verfälscht. Zugegeben: bei dem durchschnittlichen Factory-Sheng wie einem 7542 ist das ziemlich egal, da das bei dem niedrigen Qualitätslevel des Ausgangsmaterials auch vollends egal ist, aber wenn man sich z.B. die Tees von W2T anschaut, kann man das sehr deutlich erkennen, da das Ausgangsmaterial teilweise auf einem Qualitätslevel ist, um - wenn nicht mit anderen Regionen vermischt - wirklich tolle Tees wie z.B. den 2020er Unicorn hervorzubringen.

Aber zurück zum Tee: man kann zwar wenn man die Einzelkomponenten kennt durchaus Verbindungen zu diesen herstellen (z.B. hat der 2016er eine sehr charakteristische Reifungsnote, die direkt auch hier erkennbar ist) aber die Summe aller drei Tees "bekämpft" sich glücklicherweise nicht gegenseitig (wie bei vielen regionsübergreifenden Blends) sondern verstärkt sich gegenseitig. Daraus gehen spannende Facetten wie z.B. eine nussige Kastanien-Note hervor, die ich so von keinem der einzelnen Tees kenne, wodurch das Aroma und der Geschmack sehr vielschichtig und komplex wirkt - mehr als es bei den "reinen" Tees der Fall ist. Ein gewisser Verlust an Tiefe und Charakter (das ist hier etwas schwierig zu definieren - natürlich hat der Blend einen sehr eigenständigen Charakter, dieser fühlt sich aber weniger tief verwurzelt an als den Charakter des Ausgangsmaterials, von dem ich meist rede - quasi der Essenz des Tees) unvermeidlich, fällt aber vor allem im Vergleich zu regionsübergreifenden Blends sehr gering aus. Spannend finde ich auch folgende zwei Beobachtungen: bei der Textur lässt sich gut erkennen, dass hier (mehr oder weniger) der Durchschnitt der drei Einzelkomponenten gebildet wird - beim Qi lässt sich das ganze aber nicht so leicht "verformeln", da zu Beginn der Session das Qi sehr intensiv ist, dann aber relativ schnell auf das Level von ungefähr dem 2020er zurückgeht, das dafür aber sehr lange durchhält. Ob das etwas mit dem verwendeten "Rezept" zu tun hat? Das genaue Mischungsverhältnis der drei Komponenten ist ja schließlich nicht bekannt.

Als vorläufiges Fazit würde ich sagen, dass das Experiment gelungen ist: es handelt sich um einen wirklich guten Tee zu einem sehr fairen Preis, der gerade in den leicht zugänglichen Metriken Geschmack und Aroma sehr viel zu bieten hat, ohne in den komplexeren Metriken zu viel zu verlieren - insbesondere wenn man ihn wie die anderen beiden 2022er Thailand Sheng vorsichtig mit etwas kühlerem Wasser brüht. Da ich aber doch sehr auf den typischen "single origin" Charakter eines Tees konditioniert bin und die feinen Unterschiede zwischen den einzelnen Jahrgängen zu schätzen weiß, bin ich dennoch etwas unschlüssig was den Tee betrifft, da er wie gesagt auf der einen Seite gelungen ist, auf der anderen Seite aber nicht meinem persönlichen Beuteschema entspricht - daher werde ich den Rest des 50g Samples in nächster Zeit noch ein paar mal genauer unter die Lupe nehmen und ggf. diese Notiz nochmals aktualisieren!

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Nach dem letzten Wochenende hat bei mir doch die Lust auf Pu Erh nachhaltig eingesetzt. Das hatte ich in dem Maße lange nicht mehr, meinen Bestand hatte ich bereits im letzten Oktober umzugsfertig verpackt und ehrlicherweise keinen Gedanken an den Tee verschwendet. Definitiv von meiner Seite das größtmögliche Lob an Peter, meine derart eingeschlafene Leidenschaft für Pu Erh wachgeküsst zu haben.

Ins Kännchen gewandert ist ein Lincang von 2016, weitere Infos habe ich nicht mehr im Kopf. Den Tee habe ich vor Jahren in Taiwan gekauft.

Trotz kräftiger Dosierung wird der Tee nie übermäßig bitter sondern bleibt im leichten, frischen Geschmacksbereich. Insgesamt ist der Charakter recht gefällig, ohne übermäßige Tiefe oder Komplexität, aber mit einer schönen Balance zwischen Frucht, Adstringenz und Herbe. Der Tee hat eine schöne trockene Süße die mich an Guava erinnert.

Der Nachgeschmack ist für mich wenig bemerkenswert, die Energie ist leicht, entspannend und beruhigend. Der Tee steigt nicht in den Kopf.

Insgesamt als sanfter Wiedereinstieg in die Pu Erh Welt genau richtig und ein hervorragender Tee um das (lange) Wochenende ausklingen zu lassen.17489.thumb.jpg.ea61a019cec235e378ced21fb4e0357d.jpg17490.thumb.jpg.018c75b07ac78398602df8842acf95c4.jpg

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Heute die zweite Session mit pu-erh.sk Red Wine 2022, diesmal mit meinem bevorzugten Schälchen für diese Art von Schwarztee, sowie mit Roti, einem relativ großen Zhuni Kännchen, bei dem ich längere Zeit auf der Suche nach den geeigneten Tees war und aktuell gerne Schwarze Tees darin zubereite. Für ganz junge Shengs war mir das Kännchen teilweise schon beinahe zu 'kommentierend'.

Unzählige Aufgüsse waren heute drin, ein elegantes Mundgefühl, sehr klar. Es ist einfach schön, mit diesem Tee dazusitzen und das schöne, ebenfalls elegante aber kraftvolle Gefühl zu genießen. Eine dunkle herbe Note ist dabei, die mich an 'ungesüßte' Molasse erinnert. Später kommen Curry-Gewürze dazu, im Spiel mit einer hellen und frischen, leicht säuerlichen Fruchtnote und malzigem Geäst.

Der Tee verströmt eine geheimnisvolle Atmosphäre, schon nach der ersten Session blieb der Tee lebhaft und faszinierend  in meinen Gedanken. Auch heute wieder, eine geheimnisvolle Eleganz... wunderbar! 5/6

 

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Bearbeitet von real_G
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Am 10.4.2023 um 09:04 schrieb doumer:

es handelt sich um einen Blend aus mehreren Jahrgängen interessanterweise alles Tees, die auch einzeln verfügbar und mir bekannt sind: dem 2016er Chafang Lao Cha, dem 2020er Chafang Pang San Zhou und etwas von dem 2022er mindSwitch

Nachtrag: ich hatte fälschlicherweise vom 2020er Chafang Pang San Zhou als Bestandteil gesprochen, es handelt sich aber um die 2019er Version davon (also auch aus dem selben Garten von Veyan), die ich tatsächlich NICHT einzeln kenne sondern nur Maocha von 2018 und 2020. Es ist aber dennoch deutlich mehr, als man sonst über einen Blend weiß und daher ändert das nicht viel an meiner Notiz zu dem Tee ;-)

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Hallo zusammen,

heute sollte es mal wieder ein Weißtee sein, und zwar der '2020 Arbor White'. Wie auch die anderen Pröbchen von white2tea stammt das Blattgut wohl von alten Bäumen und ist normalerweise für puerh bestimmt.

Der Duft des trockenen Blattes war 'funky'; fast sowas wie süße Bratensoße mit Früchten... und das nasse Blatt verströmte eine leichte Würze und weckte sanfte Erinnerungen an Sheng; und das leicht süße, kuchige Aroma, wie ich finde typisch für diese Weißteetypen, verwies interessanterweise auf Schwarztee... diese Eindrücke hatte ich bislang immer wieder mal: Auf einer gewissen Ebene scheinen sich diese Weiß- und Schwarztees zu überschneiden. Es ist subtil, aber für mich doch recht deutlich und einer der Hauptfaktoren, warum ich mich auch zu den Weißen hingezogen fühle, obwohl mich das anfangs doch überrascht hatte, denn eigentlich stehe ich gar nicht so sehr auf Weißtee.

Schon der erste Aufguss war vollmundig und klar mit dezenter Marzipan-Sheng-Note und leichter Fruchtigkeit, die später kräftiger, ab und zu säuerlich und blumiger wurde. Etwas Holz, Baumrinde.

Auffallend war eine süße Rauchigkeit, wie ich sie bei noch keinem Weißtee hatte - tief verwoben - und sie stand dem Tee außerordentlich gut. Keine Aufdringlichkeit, eher als Gewürz, ungefähr so wie Torf bei den alten Single Malts, bevor das zum brachialen Trend wurde.

Der Body ist schön und eigentlich durchgehend mit einer lebendigen Präsenz und toller Süße.

Langsam und weich öffnet sich eine breite Energie im Bauchbereich, sehr angenehm. Ich bin sehr angetan!

Zubereitet in meinem Lieblingsschälchen für Schwarz- und Weißtee, einem nicht so sehr krakelierenden crackling glaze Schälchen, das mir mein Freund Pierre aus Frankreich geschenkt hat;  sowie Gugelhupfi, einem Kännchen von Bero, das auch vorwiegend für diese Typen zum Einsatz kommt. Also war ich in 'heimischen Gefilden' unterwegs.

Viele Grüße!

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Bearbeitet von real_G
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Eigentlich hatte ich nicht vor heute über meine Teesession zu berichten. Ich dachte mir: Es wird eine weitere Pu Erh Session, ähnlich wie die Anderen auch. Aber nein.

Ao Ne Me 2021

Über den Tee hat @Getsome hier schon mal berichtet. Und ich kann mich einigen seiner Aussagen gut anschließen. Von dem Tee habe ich eine Probe bestellt, die Teil eines Geburtstagsgeschenks für meinen Bruder war. (5 Pu Erh Proben, ohne Infos wo sie herkommen, wie teuer etc.) Jetzt gibt es den Tee leider nicht mehr.

Die trockenen Blätter verströmen keinen übermäßig intensiven Geruch im warmen Gaiwan. Aber eine gewisse Note konnte ich erkennen, auf die mein Bruder mich aufmerksam gemacht hat: Speck. Und zwar dieses rauchig salzige eines knusprig gebratenen Speckstreifen. Vielleicht meinte Getsome das mit "Schweißgeruch"?! Sowas habe ich auch noch nie an einem Tee gerochen.
Die nassen Blätter hingegen weisen diese Noten nicht auf. Sie riechen auch nicht sehr besonders. Als ich tief eingeatmet habe, konnte ich aber einen schönen fruchtigen Geruch wahrnehmen.

Der erste Aufguss war gelb bis bernsteinfarben. Und was mich an dem Tee mit am meisten begeistert hat: Die dickflüssige Textur und das Mundgefühl.
Ähnlich wie Getsome geschrieben hat: Der Tee ist (am Anfang) nicht fruchtig, nicht blumig. Ich fand ihn milchig (wegen dem Mundgefühl), nussig und etwas malzig. Also eher in der herzhaften Region. Erst nach 3-4 Aufgüssen kamen dann leicht fruchtige und zitronige Noten hinzu und er schmeckt etwas mehr, wie es bei jungen Shengs "üblich ist".
Und jedes Mal ist das Schlucken sehr angenehmes Gefühl im Mund. Man spürt, wie der Tee gefühlt langsamer als andere Tees, den Hals hinunter gleitet.

Wie auch William über den Tee geschrieben hat: Das Cha Qi hat die Session dann erst richtig schön gemacht. Es war sehr angenehm und nicht zu stark. Ich habe es auch erst 30 Minuten nach Beginn so richtig wahrgenommen.

Auch von meiner Seite ein Daumen hoch. Weil er überrascht. Wegen dem Mundgefühl. Und wegen dem Qi. :)


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2019 Chenyuan Hao Chawangshu via Puerh.uk

Nachdem sich die letzten beiden CYH Yiwus als Nicht-Chawangshu herausgestellt haben, heute nun ein richtiger Chawangshu! Hierbei handelt es sich um einen 2019er Jahrgang, den Paolo aktuell nicht im Shop anbietet - es gibt aber dafür eine 2016er Version zu kaufen (Notiz dazu kommt noch), die preislich ähnlich liegen dürfte: mit 2,18€/g merkt man hier den "großen Namen" Chawangshu definitiv im Geldbeutel, daher um so mehr Danke Paolo für das Sample.

Das Material sieht super aus: schöne große und kräftige Blätter mit dunkler Farbe, was vereinzelt durch helle Knospen aufgelockert wird - und insbesondere das nasse Blatt hat ein wunderbar tiefes Yiwu-Aroma. Tatsächlich zeigt sich hier bereits ein ganz anderer Charakter als beim 2022er Chawang der weniger tief aber dafür mit einer frisch-bitteren Note eher dem entspricht, was ich von den TE CWS gewohnt bin. Und auch auf der Geschmackseben setzt sich dieser Eindruck fort: der Tee hat eine dunkle Tiefe, die zusammen mit der sehr schweren, vollen Textur wunderbar intensiv wirkt - die leicht kernige süße Basis wird durch dezent bitterere und mineralische Facetten zudem mit genügend Komplexität versorgt, damit der Tee hier über die Session hinweg spannend bleibt, sind aber dennoch dezent genug, damit der Tee in keinster Weise aggressiv wirkt. Das wird insbesondere im Vergleich zum 2022er deutlich, da auch der Charakter des Qis ein ganz anderer ist: während es dort sehr anregend und kopflastig ist, ist es hier sehr viel mehr körperbetont und entspannend - viel eher GFZ-typisch. Dadurch wirkt es zwar vielleicht nicht so extrem aber dafür sehr viel angenehmer (was natürlich immer eine Sache der persönlichen Vorlieben ist), was durch einen sehr ausgeprägten "Gushu-Effekt" verstärkt wird: bereits beim ersten Aufguss wird die Brust frei und man kann tief durchatmen - man kann definitiv spüren, dass es sich um eine sehr gute Qualität beim verwendeten Material handelt. Das wird insbesondere im Vergleich zu den frühen Produktionen wie dem 2003er Manzhuan oder dem 2003er Youle deutlich: die sind zwar für damalige Verhältnisse sicher auch sehr gut aber hatten durchaus noch Mängel und die Produktion ist seither definitiv sauberer geworden - während die alten eher Richtung Factory gehen, geht dieser eher Richtung Yu was die Geschmeidigkeit betrifft. Und der Tee bietet ein Maß an Tiefe, wie ich es bisher nur bei Kleinstproduktionen von Yu und prSK erlebt habe, aber noch nie bei einem großen Produzenten (auch wenn die taiwanesischen Boutiquen im Vergleich zu den chinesischen Fabriken sicher klein wirken, gegenüber den quasi privaten Produktionen von Peter, wo es oft nur einen geringen zweistelligen Betrag an Bings einer Produktion gibt, sind sie mindestens genau so groß) - lediglich die Ausdauer könnte besser sein, da das intensive Level vom Beginn der Session nicht all zu lange gehalten werden kann.

Toller Tee, bei dem vor allem zwei Dinge für mich besonders interessant waren: Zum einen hätte ich bei einer Blindverkostung diesen Tee eher für einen "normalen" Guafengzhai statt für einen Chawangshu im speziellen gehalten (was nicht negativ gemeint ist - GFZ ist nach wie vor meine liebste Gegend), da er tief und dunkel im Charakter ist - Chawangshu ist für mich auf Grund der Erfahrungen mit den TE Tees und dem 2022er Chawangshu von EoT eher als hell und aggressiv vorbelegt wo der 2022er Chawang von CYH deutlich mehr ins Bild passt (und in gewisser Weise auch der 2013er Chawang von CYH, da auch dieser trotz des Alters etwas helles hat). Und zum anderen dass es auch bei renommierten Boutiquen einen Lernprozess/Veränderungsprozess in Punkto Produktion gibt - noch ist meine Erfahrung mit CYH zu gering, um das detaillierter beschreiben zu können, da ich die Zwischenschritte noch nicht kenne und es wird vermutlich nicht so krass sein, wie bei Peters Produktionen, dass sich ein Jahrgang völlig von dem anderen unterscheidet, aber in Anbetracht dessen, dass CYH als eine Boutique mit traditionellem Produktionsansatz bekannt ist und ich das "traditionell" bei den älteren Tees eher auf einen etwas derberen Factory Charakter bezogen habe, scheint sich das in ein "traditionell" eher im Geiste von Yu gewandelt zu haben (nicht zu grün, geschmeidig und voll, sauber mit Blick fürs Detail). Spannend!

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2016 Chenyuan Hao Chawangshu via Puerh.uk

Nach dem 2019er CYH Chawangshu gestern ist es nur logisch, dass heute die bereits erwähnte 2016er Version auf dem Programm steht: die Möglichkeit zwei High-End Chawangshu Sheng miteinander zu Vergleichen ist schon eine absolute Rarität (zumindest für mich) aber noch dazu in der Lage zu sein einen vertikalen Vergleich vom selben Produzenten auf diesem Level machen zu können wird wohl einmalig bleiben!

Am auffälligsten ist zunächst, dass das Blatt sehr viel kleinteiliger ist, was aber sicherlich dem Sample geschuldet ist - auf den Bildern im Shop sieht der Bing sehr ordentlich aus - aber davon abgesehen ist es dem 2019er sehr ähnlich: kräftiges, sehr dunkles Blatt mit ein paar hellen Knospen. Der markanteste Unterschied macht sich bereits im Aroma bemerkbar: während beim 2019er noch keine großartige Reifung/Fermentation stattgefunden hat (dry storage ist zwar super, um High-End Material optimal reifen zu lassen, braucht aber länger) ist sie hier in vollem Gange. Vor allem zu Beginn der Session tritt diese sehr markant auf und dominiert auch auf der Geschmacksebene bis zum Schluss den Charakter des Tees - was aber keineswegs negativ ist, denn die Fermentationsnote ist sehr sauber und klar mit einer leichten Süße von eingelegtem Obst (etwas weicher als bei EU-Storage, vielleicht eingelegte Birnen?) was mir sehr gut gefällt. Interessanterweise ist der Tee aber überhaupt nicht verschlossen sondern gleich von Beginn an voll da - und auch wenn der 2019er mit seiner Tiefen Süße schon ganz oben mitspielt geht der Punkt knapp an den 2016er: eine so saubere Reifung ist etwas wirklich schönes und auch das etwas, was ich sonst nur von Yu und prSK gewohnt bin. Hinsichtlich Qi sind beide etwa gleich auf - beim 2019er erschien es mir etwas ausgeprägter, aber da es hierfür kein Messverfahren gibt, ist das immer etwas sehr subjektives und von der Tagesform abhängig - die größten Unterschiede nach der Reifung sind für mich zum einen die Textur und zum anderen die Tiefe: auch wenn die Textur beim 2016er schön, weich und mit angenehmen Gewicht ist, hat der 2019er hier etwas mehr zu bieten und die gestern erwähnte Tiefe kommt ohne konkurrierenden Fermentations-Charakter klarer zur Geltung. Aber das ist (wie viel zu oft hier, haha) Jammern auf hohem Niveau, beides sind erstklassige Tees - welcher einem eher liegt ist Frage der persönlichen Vorlieben: mag man eher junge Shengs oder steht man eher auf eine schöne Reifung? Vielleicht hat man ja auch wie ich das Glück und kann beide probieren 😉

Und da ich gestern etwas zur Produktionsmethode von CYH geschrieben habe: ich maße mir nicht an, die kleinsten Feinheiten bei soetwas erkennen zu können, aber es scheint mir dass der 2019er nochmals einen Tick sauberer ist, als der 2016er - aber das ist nur ein sehr geringer Unterschied, von den 2003ern sind beide weit entfern!

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@DavidL: Ich werde deine Besprechung bei der nächsten Kanne Ao Ne Me im Hinterkopf behalten. Der Blick auf die Feinheiten des Tees verändern sich oft über die Zeit und durch die Erfahrungen anderer Teetrinker.

 

@real_G: Hattest du den ersten read wine und kannst etwas zu den Unterschieden und Gemeinsamkeiten mit dem red wine 2022 sagen?

 

Am Freitag stand der bereits im Forum besprochene grand reserva 161922 auf der Agenda. Gebrüht wird im Gaiwan, den sowohl das Kännchen für jungen Pu, als au8ch das Kännchen für älteren Pu, brachten den Tee schlechter zur Geltung, als es der Gaiwan tut.

Die Teeprobe hab ich in etwas über einer Woche verkostet, damit der Blend möglichst viele seiner Facetten zeigen konnte. @real_G und @doumer haben bereits einiges zum Tee geschrieben, dass nicht erneut wiedergekäut werden muss.

In meiner Probe war der Lao Cha 16 der bestimmende Tee. Wer diesen kennt, weiß in groben Zügen was der grand reserva für einen bereit hält. Die beiden jüngeren Jahrgänge verleihen dem Tee eine sehr angenehme Frische in Duft und Geschmack. Das Mundgefühl des Lao Cha wird ebenfalls etwas aufgelockert. Direkt nach dem ersten Aufguss breitet sich der Tee wärmen und gelegentlich schweißtreibend im Körper aus. Der Kopf klart etwas auf, das spüre ich gerade heute Abend, nachdem ich mich zunächst aufraffen musste, noch einen Beitrag zu schreiben.

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Nun folgen die klassischen zwei Seiten einer Medaille. Die eine Seite: Der Blend ist durchaus gelungen. Das ausgewählte Material passt gut zusammen. Der Blend hat keine "Lücken", bietet etwas für Nase, die Geschmacksknospen und den Kopf. Er ähnelt damit sehr Peters Hekai 2019, der aus mehreren Ernten eines Teegartens (oder Farmers) bestand. 

Die andere Seite: Pur gefiel mir der Lao Cha besser und der mindswitch-Anteil geht meines Erachtens nach im Blend unter. Pang San Zhou hätte es auch getan. Klar, das hätte einen anderen Blend ergeben, da der Pan San Zhou auf der Geschmacksebene stärker ist als der mindswitch. Dessen Stärken auf der Gefühlsebene liegen.

Müsste ich mich nicht zwischen Tees entscheiden, hätte der grand reserva einen Platz im Teeregal. Die anderen Thailand Tees haben die Nase einen Tick vorne, dass andere Teetrinker dem grand reserva den Vorzug geben, ist ebenfalls verständlich.

Bearbeitet von Getsome
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Xiaguan Te Ji (2014, Taiwan Storage)
Hierbei handelt es sich um den neusten Zugang in meiner eher kleinen Sammlung. Der Shu ist zu einem sehr festen Nest gepresst, so dass es doch viel Gebrösel beim beschwerlichen Lösen und dann danach auch im Aufguss gibt.
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Geschmacklich ist der Tee recht mild. Der erste Aufguss kommt fast etwas fruchtig rüber, überstrahlt von angenehmen Holznoten. Letztere übernehmen bei den folgenden Aufgüssen die Führung und verdrängen die Fruchtigkeit, besonders im Duft erahne ich Anklänge von Adlerholz oder Patchouli, die sich im Verlauf zu warmer Asche wandeln. Im Abgang verbleibt eine leicht herbe Fruchtsäure, aber frei von jeglicher Bitterkeit. Diese schwindet bei späteren Aufgüssen zunehmend. Dadurch wirkt der Tee dann schließlich kühl und reserviert und zum Ende hin bleiben zarte Holznoten gefolgt von leichter Süße.

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Ich würde den Tee als sanft, ausgewogen und gutmütig beschreiben. Auch bei längeren Ziehzeiten kippt er nicht um wie bspw. der Jingmai Golden Needle. Er ist schön um ihn nebenher zu trinken und dabei in Ruhe über etwas nachzudenken. Er stellt keine wirklichen Anforderungen, wird aber auch nicht langweilig. Jubel löst er dennoch keinen aus, dafür ist er zu ruhig.

Fazit: Ein angenehmer Tee, der einen gut beim Nachdenken begleitet.

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Am 16.4.2023 um 23:58 schrieb Getsome:

Hattest du den ersten read wine und kannst etwas zu den Unterschieden und Gemeinsamkeiten mit dem red wine 2022 sagen?

Ich habe auch den ersten red wine, den ich bislang bevorzuge. Ich kann nicht sagen, ob es an der Pflückungszeit liegt, aber der erste hat für mich deutlich mehr Tiefe und auch Rundheit. Der zweite kommt dem Namen 'red wine' meiner Ansicht nach aber näher, hier fand ich bei den bisherigen Sessions durchaus eine 'weinige' Komponente. Er ist auch 'dunkler', herber zumindest; und auch etwas trockener. Vielleicht etwas fahriger als der erste, aber das war schon bei der zweiten Session weniger auffällig. Aber klarer werden die Eindrücke sicherlich erst, wenn man deutlich mehr Zeit mit den Tees verbringt. Fest steht, dass ich aber beide mag.

Das bringt mich auch zu dem Gedanken, was sich so alles verändert, wenn man mit einem Tee einige Jahre verbracht hat und Kriterien wegfallen, die man gerne verwendet, um neue Tees zu ordnen oder sich für einen potentiellen Kauf zu organisieren, und man den Tee so nimmt, erlebt und wertschätzen lernt, wie er ist. Das Thema ist weit, und für den Moment möchte ich das dabei belassen, aber mich würde auf jeden Fall interessieren, wie ihr das so erlebt!

In den letzten Tagen habe ich mich ein bisschen mit dem 2022 Mind Switch von Peter befasst und das erste Mal vom gepressten Tee probiert. Den Bing brauchte ich noch nicht zu öffnen, denn Peter schickte mir freundlicherweise eine kleine Tüte mit Bruch und 'Teadust' mit. Herrlicher Tee... mehr dazu bei anderer Gelegenheit.

 

Und nun zum heutigen Tee:

Da war mal wieder dieser Gedanke, dass ich doch 'endlich mal' die ganzen alten Pröbchen, die so im pumidor rumliegen, aufbrauchen sollte... Und so stieß ich auf thetea.pl 1990 Gaoshan Qing Bing, bei dem ich mir dann gar nicht mehr sicher war, ob ich ihn überhaupt schon mal probiert hatte... ich glaube, heute war das erste Mal.

Vom Duft erkennt man schon, dass da HK ein Aufenthaltsort war, das verduftet aber nach zwei drei Aufgüssen, die der Tee braucht, um seinen Charakter preiszugeben. An sich bin ich ein großer Liebhaber von traditional storage und habe schon einige Male bei yeeon Tee bezogen. Das ist einfach was anderes, da kommt zur 'qi' Sache, die sich bei jüngeren und trockener gelagerten Shengs viel auf einer direkten, vielleicht öfter auch auf einer eher körperlichen Ebene auch das atmosphärische Empfinden mehr dazu; und die offensichtlichen körperlichen Erscheinungen nehmen ab. Naja, schwer zu sagen, ist ja bei jedem Tee was anderes...

Der Tee ist teilweise etwas adstringent, auf einer 'nadeligen' Ebene. Wenn das überhand nimmt, ist hier meine einzige kleine Kritik zu finden. Ansonten ist der Tee ziemlich 'sauber', also keine fade Schrank-Note, wie ich sie schon ab und an bei den älteren Shengs von ttpl gefunden habe. Ein Spiel aus Holz und Frucht, das durchgehend aktiv bleibt, in den späten Aufgüssen dann schön vereint. Eine Süße entpuppt sich, tief und voll. Auf der Geschmacksebene finden sich neben dem üblichen Holz und den typischeren Eindrücken eines durchaus gut gelagerten Shengs auch mürbe Aprikosenplätzchen, Salbei und Betaisodona. Es entwickelt sich langsam, aber deutlich eine Energie in der Brust, angenehm. Die späten Aufgüsse wie bereits erwähnt sehr rund und elegant.

Guter Tee und eine schöne Überraschung! ... hätte ich ihn mal früher gekostet, wäre vielleicht noch was zum Kauf verfügbar. = - ) 

Herzliche Grüße!

Thomas

Nachtrag: Neben dem kleinen cg-cup hatte ich heute auch wieder das anagama Schälchen von Jiri in Verwendung: Eine wunderbar seidige und üppige Textur mit differenziertem Geschmack - wunderbar.

 

 

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Bearbeitet von real_G
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@real_G obwohl ich inzwischen KEIN Fan mehr von feucht gelagerten Shengs bin blieb mir der doch auch positiv in Erinnerung - das mag aber auch daran liegen, dass er für einen Sheng mit HK Storage gar nicht so feucht gelagert wurde, da die "Keller-Phase" (Di Cang (地倉)) der Lager typischen HK-Storage Shengs ausgelassen wurde und danach genügend Zeit zum Auslüften in Taiwan hatte.

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vor 16 Stunden schrieb doumer:

da die "Keller-Phase" (Di Cang (地倉)) der Lager typischen HK-Storage Shengs ausgelassen wurde und danach genügend Zeit zum Auslüften in Taiwan hatte.

Sehr interessant... und das passt auch zu meinen Eindrücken, denn die Note verflog ziemlich nach ein paar Aufgüssen. Trotzdem war es zu Beginn unverkennbar HK. Einige von chenshi's Tees sind ja auch schon einige Zeit raus aus der HK Lagerung (die war dann aber traditional? ich weiß es nicht genau...) und zeigen andere Facetten. Da mag ich den 'sph yiwu' ziemlich gern.

 

vor 16 Stunden schrieb doumer:

KEIN Fan mehr von feucht gelagerten Shengs

... so ... extra für Dich gab es dann heute gleich einen Tee von yeeon, den ich in den Untiefen des pumidors ausgrub, hinter den Spinnweben... einen traditional gelagerten Huang Pian!    = - D 

Naja, nicht nur extra für Dich, denn zur Feier des Tages musste es etwas Altehrwürdiges sein, serviert in den kleinen Qing-Schälchen, denn Konfuzius höchstselbst ist erschienen... (siehe Fotos, für die Dramatik mit einem 14mm Objektiv aufgenommen)

Grufti (das Kännchen) brühte einen Tee, konzentriert süß-sauer-würzig zu Beginn mit schöner Textur. Diese Würze und Fruchtigkeit, die fast an Felsentee erinnerte, kam Aufguss für Aufguss mehr in den Hintergrund und eine schöne und klar definierte Holzigkeit mit Holz-Süße bestimmte den Ton, gefärbt von dem süß-sauren Glühen. Heller Rührkuchen mit viel frischen Aprikosen. Es fühlte sich so an, als wäre die Wahrnehmung einfach einen halben Schritt nach links geschritten. 

Die yeeon Tees, zumindest die meisten, die ich bislang getrunken hatte, gefallen mir sehr gut, die Lagerung finde ich stets einwandfrei. Erwähnenswert ist hier ein XG tuo (Sheng), der wirklich sehr sehr dunkel kommt, der ist einer meiner Liebsten; und auch noch bezahlbar...

Viele Grüße!

 

ps: Aber ich muss auch sagen, dass ich innerhalb des letzten Jahres mehr und mehr auf den Geschmack der jungen Shengs gekommen bin; und auch von trockener gelagerten Tees. Trotzdem bleibt die traditional storage etwas Besonderes, es ist halt wirklich was ganz anderes.

 

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Bearbeitet von real_G
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2019 Chenyuan Hao Luo Shui Dong via Puerh.uk

Bei meiner letzten Bestellung hat mir Paolo ein paar sehr spannende 2019er Samples von CYH zukommen lassen - und auch wenn es sich nicht um einen "großen" Namen handelt wie der Chawangshu von letzter Woche so war ich auf diesen Tee besonders gespannt: Luo Shui Dong (落水洞) ist seltsamerweise ein Dorf, von dem es kaum Tee zu kaufen gibt - lediglich YS scheint hin und wieder einen Tee von dort anzubieten, 2022 die erste Eigenproduktion von dort (und wenn man bedenkt, dass YS sprichwörtlich tausende Tees im Angebot hat, will das schon was heißen). Dabei gefällt mir der 2012er von TU wirklich sehr gut, daher bin ich froh mit diesem Tee einen weiteren Luo Shui Dong aus verlässlicher Quelle probieren zu dürfen, Danke Paolo!

Luo Shui Dong liegt südlich von Mahei und nordöstlich von Yiwu-Stadt - zum Preis liegen mir keine Infos vor, daher hab ich mich einfach mal von dem Tee überraschen lassen. Offensichtlich ist jedenfalls, dass es sich Yiwu-typisch um schöne große Blätter der Da Ye Zhong (大叶种) Variante handelt, die im Aroma eine schöne dunkle Tiefe zeigen. Das trifft auch ganz gut den grundsätzlichen Charakter des Tees, denn geschmacklich ist er nicht typisch Yiwu-süß sondern besticht vor allem durch eine dunkelgrüne moosige Note mit leicht gemüsigem Anklang - je nach Aufguss ergänzt mit mal süßen, mal bitteren oder mineralischen Tendenzen, insgesamt aber immer relativ dezent. Ein Vergleich zu dem deutlich älteren LSD (haha!) von TU fällt hier etwas schwer - daher vielleicht eher mit etwas von ungefähr dem selben Alter: er erinnert mich am ehesten an den 2018er Gaoshan von Yu der für Gaoshanzhai zwar eher etwas untypisch ist aber genau diese dunkelgrüne Moosigkeit aufweist, wie es auch hier der Fall ist. Dieser Charakter gibt dem Tee auch etwas "heimeliges", was wiederum etwas an den tollen 2020er Mansa von prSK erinnert (auch wenn der durch die Beimischung von Pangxiejiao doch etwas spezieller ist) - dazu passt auch die zwar weiche aber nicht außergewöhnliche Textur und die überschaubare Komplexität: der Fokus des Tees liegt eindeutig auf der Tiefe mit einem entspannten Qi. Kein typischer Yiwu - und genau deshalb gut! Der TU LSD gefällt mir zwar besser, da er mehr in Punkto Fermentations-Noten bietet und vor allem den von mir sehr geschätzten Stall-Charakter hat aber bei beiden Punkten ist sein Alter natürlich von Vorteil...

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