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Welchen Tee trinkt ihr heute?


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Heute wird der Gyokuro Hoshino verkostet, der vor einigen Tagen von Kolodziej & Lieder geliefert wurde. Das Mittagessen ist schon längere Zeit vorbei, gerade habe ich ein Stück Weißbrot gegessen -- das Hauptmessgerät, also ich, müsste sich in neutralem Zustand befinden. 



Die Homepage von K&L beschreibt mehr den Herkunftsort des Tees, als den Tee selbst: Hoshino, 3500 Einwohner, 800jährige Teetradition, sanfte Morgennebel über den Hügeln, reinstes Quellwasser und im Frühsommer Glühwürmchen. Nun gut, wie wir wissen, hatte der Empirismus Unrecht, und unsere Wahrnehmung ist theoriegeladen. Es kann für das Geschmackserlebnis also nur hilfreich sein, wenn ich an Glühwürmchen und den klaren Sternenhimmel denke. 



Danach die Frage der Dosierung, die ja auch im Forum für Gyokuros ausführlich diskutiert wurde. Auf der Verpackung sind 10g für 60ml angegeben. Das ist sportlich. Auf der K&L-Homepage werden für diesen Tee nur 10g für 90ml angegeben, bei TdJ werden für einen Gyokuro aus Hoshino 5g auf 40 ml empfohlen und im Blog http://everyonestea.blogspot.de/ empfiehlt der japanische Autor für Gyokuros 12g auf 100ml. Ich will ja nicht als schwach gelten, aber 10g auf 60ml, das will ich für das erste Mal mit diesem Tee noch nicht versuchen. Letztlich entscheide ich mich für 7g bei einem Shiboridashi mit einem Volumen von 75ml (ohne Tee gemessen). 



Der erste Aufguss zeigt keinerlei Bitterkeit. Mein erster Gedanke ist: "Ich hätte vielleicht doch stärker dosieren können." Die Tassenfarbe ist ein kräftiges Grün, der Tee fühlt sich im Mund nicht wie "Wasser mit Geschmack" an, sondern wie eine sehr viel dichtere Flüssigkeit. Die dominante Geschmacksassoziation ist Gemüse, allerdings bin ich nicht sicher, welches. Nach dem Trinken der ca. 50ml habe ich ein leicht flaues Gefühl und hole mir eine Scheibe Weißbrot. (Da es auch bei Weinverkostungen gerne gereicht wird, gehe ich davon aus, es führt den Geschmackssinn nicht in die Irre.)



Der zweite Aufguss zeigt, wie meist bei Japanern, eine größere Bitterkeit, aber keineswegs unangenehm. Sie erinnert mich ein wenig an die vollmundige Bitterkeit herber belgischer Schokoladen. Nach dem Trinken verspüre ich eine Benommenheit und beschließe, mich so schnell nicht mehr aus meinem IKEA Poäng zu erheben. Ich greife nach der zweiten Hälfte der Weißbrotscheibe neben mir und stelle fest, dass das Brot so schmeckt, wie ich es noch nie bei Brot erlebt habe. 



Beim dritten Aufguss tritt die Herbe wieder in den Hintergrund, ich assoziiere nun irgendetwas Medizinisches. Zum Glück hat der dritte Aufguss nicht mehr die psychedelische Wirkung der ersten beiden. Bei vierten Aufguss taucht nun wieder Bitterkeit auf, aber in einer Form, die mir nicht zusagt. Außerdem fühlt sich der Tee nun auch ein wenig wässriger auf der Zunge an.



Bei einem Tee dieser Preisklasse gilt zudem nose to tail als Verwertungsgrundsatz. Daher wird zuletzt der Gyokuro mit Sojasauce verspeist.


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Schöner Bericht Ralph. :) So wie es auf deinen Fotos den Anschein hat, sehen die Blätter für einen Fukamushi noch recht intakt aus. Hätte da ehrlich mit "schlimmerem", brüchigeren Blättern gerechnet. Ich hatte mir letztes Jahr im Sommer zwei Fukamushi Gyokuro ebenfalls aus Hoshino probeweise für den Kaltaufguss geholt. Kalt aufgegossen war er gar nicht mal so schlecht, habe ich aber letztendlich zu selten gemacht, als das die 2 x 50g sich gelohnt hätten. Die Reste habe ich dann "normal" sprich warm aufgegossen, was mir aber nicht so zugesagt hat. War mir etwas zu intensiv, und auch zu herb für einen Gyokuro. Im Vergleich haben mich normale Gyokuros sowohl kalt als auch heiß mehr überzeugen können.

Ob Hoshino wirklich so romantisch aussieht, wie beschrieben, weiß ich nicht. War leider nie da, was ich aber definitiv nachholen werde, sobald ich wieder zurück bin. :) Zweifelsfrei jedoch eine der Top Adressen in Japan, wenn es um hochwertige Grüntees geht.

Bei mir gibt es gerade einen Gyokuro Mecha, dosiert und zubereitet als Gyokuro. Weiß nicht so recht, was ich davon halten soll. Bruach noch etwas Zeit und ein paar Versuche um mir da ein Bild zu machen.

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Heute wird der Gyokuro Hoshino verkostet,

Bei einem Tee dieser Preisklasse gilt zudem nose to tail als Verwertungsgrundsatz. Daher wird zuletzt der Gyokuro mit Sojasauce verspeist.

So teuer finde ich ihn nicht, habe den noch nicht gekauft, aber €34/50g in einem deutschen Geschäft? :huh: Ehrlich gesagt, ich wäre fast skeptisch, aber er scheint ja recht OK zu sein.

Finde den Bericht gut! :)

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So teuer finde ich ihn nicht, habe den noch nicht gekauft, aber €34/50g in einem deutschen Geschäft? :huh: Ehrlich gesagt, ich wäre fast skeptisch, aber er scheint ja recht OK zu sein.

Finde den Bericht gut! :)

Ich weiß, gemessen an einigen Gyokuros ist er noch günstig, aber gemessen an Preisen für andere gute Tees und an meinem Einkommen... Alltagstee ist das für mich nicht.

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Ich weiß, gemessen an einigen Gyokuros ist er noch günstig, aber gemessen an Preisen für andere gute Tees und an meinem Einkommen... Alltagstee ist das für mich nicht.

Gyokuro ist ja fast schon per definitionem kein Alltagstee. Man kann auch nicht immer nach dem Preis gehen bzw. man kann auch überrascht werden :)

@Topic: Old Gentleman, ein handgemachter Schwarztee aus Georgien. Und zwar habe ich auch Muffins gemacht mit Yuzu-Cha und zusätzlich zerkrümelten Old Gentleman im Teig (zuvor in der zerlassenen Butter ziehen lassen). Ein schwarzer Earl Grey wäre passend, aber den hatte ich nicht da und der Georgische Tee passt auch - sowohl in der Tasse als auch im Gebäck.

Bearbeitet von seti17
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So teuer finde ich ihn nicht, habe den noch nicht gekauft, aber €34/50g in einem deutschen Geschäft? :huh: Ehrlich gesagt, ich wäre fast skeptisch, aber er scheint ja recht OK zu sein.

Finde den Bericht gut! :)

weiss nicht ob das bei gyokuro auch passt aber bei james von teadb gibts tabellen wo eben preise von Taobao mit Yunnansourcing und anderen verglichen werden.. da kanns sein man zahlt für den selben tee mal eben das doppelte bei nem andern händler. in deutschland dann wahrscheinlich das 3-4 fache.

bei grüntees wird doch sicher auch mindestens 100% in deutschland aufgeschlagen.

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weiss nicht ob das bei gyokuro auch passt aber bei james von teadb gibts tabellen wo eben preise von Taobao mit Yunnansourcing und anderen verglichen werden.. da kanns sein man zahlt für den selben tee mal eben das doppelte bei nem andern händler. in deutschland dann wahrscheinlich das 3-4 fache.

bei grüntees wird doch sicher auch mindestens 100% in deutschland aufgeschlagen.

Ja, eben, genau deswegen sagte ich "€34/50g im deutschen Shop", da gehe ich davon aus dass der Tee in Japan wesentlich weniger kostet (ich vermute es zumindest). Und bei Gyokuro ist es ähnlich wie bei Matcha: die unteren Preisklassen sind meist (für mich) nichts. Das ist nur eine Richtlinie, natürlich.

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Meinen Bericht habe ich ja auch mit einem Augenzwinkern geschrieben, ich will mich gar nicht über Preise beschweren. Gyokuro ist eben per se in einer höheren Preisklasse eingeordnet als Sencha oder Kabuse-Cha. Die Substitutionsbeziehungen sprechen deshalb für mich oft für letztere. Für den gleichen Preis bekomme ich dann ein Produkt auf (in dieser Klasse) höheren Qualitätsniveau. Ixg denke, das meint auch Seti.



In Deutschland bestellen oder gleich in Japan oder zu einem niedergelassenen Händler gehen? Ich habe schon all dies getan und werde es wieder tun. Nicht zuletzt ist es eine Frage der Bequemlichkeit. Dass die Importeure eine Gewinnmarge brauchen ist klar und ihnen gegönnt. (Nicht zuletzt, weil mein Gehalt von Steuergeldern gezahlt wird  ;) ) Ich hatte es schon einmal erwähnt, ich bin kein Weintrinker, stamme aber aus einer Weinregion. Bei mir zu Hause schütteln die Leute den Kopf darüber, was Hamburger bereit sind, für eine Flasche Wein auszugeben.


Bearbeitet von Ralph
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Nach den gestrigen Ausschweifungen, welche mich irgendwie


an einen pangalaktischen Donnergurgler erinnern,


habe ich heute tatsächlich mal wieder so etwas gehabt,


das sich wie ein ausgewachsener Tee-Kater anfühlt.


(Keinerlei Kopf- oder Bauchbeschwerden, aber gehobenene Mattigkeit.)





Der Pangalaktische Donnergurgler ist der angeblich stärkste Drink der Galaxis.


Die Wirkung eines Pangalaktischen Donnergurglers ist in etwa so "als ob man


mit einem Goldbarren der in Zitronenscheiben gehüllt ist das Gehirn aus dem


Kopf gedroschen bekommt". Der Anhalter beschreibt auch wie man sich selber


einen pangalaktischen Donnergurgler mixen kann:


"Man nehme den Inhalt einer Flasche Alten Janx-Geist heißt es da.


Man füge ein Teil Wasser aus den Meeren von Santraginus V hinzu - Oh


dieses santraginesische Meerwasser heißt es da. Oh diese santraginesischen Fische!!!


Man lasse drei Würfel arkturanischen Mega-Gin in der Mischung zergehen (sie muß


gut gefroren sein sonst verfliegt das Benzin darin).


Nun lasse man vier Liter fallianisches Sumpfgas hindurchperlen - zur Erinnerung an


all die glücklichen Anhalter die vor Freude in den Sümpfen von Fallia starben.


Über einen umgedrehten Silberlöffel lasse man nun einen Teil qualanktinischen


Hyperminz-Extrakt tröpfeln der nach allen dunklen zu Kopf steigenden qualaktinischen


Zonen duftet: zart süß und mystisch.


Man werfe den Zahn eines algolianischen Sonnentigers hinein. Schau zu wie er sich


auflöst und sich die Feuer der algolianischen Sonne tief im Herzen des Drinks verteilen.


Ein Spritzer Zamphour.


Zum Schluß eine Olive.


Trinken... aber... sehr vorsichtig."



Quelle


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Meiner war von Chawangshop, nicht von What-Cha (ist aber gleiche Quelle - hat What-Cha den von '94 auch?) und ich empfand es genauso! Flach, dünn, mit einer Balsaholz-artigen Trockenheit. Den hatten beide Tees, den von '96 kenne ich auch. Ich stimme dir zu, dass alte Oolongs nicht so kapriziös in der Zubereitung sein sollten, ich konnte aus dem '96 noch etwas herausholen, aber finde beide Tees unbefriedigend. Werde ich nicht nachkaufen, aber sowohl bei Chawangshop als auch bei What-Cha hat es so viele andere tolle Tees, da macht es nichts, wenn welche wegfallen ;)

Ziemlich hoch dosiert und sehr lange Ziehzeiten, ich mache sonst gerne bei solchen Oolongs "flash-infusions", gerade auch zum Anfang, aber hier war das nichts. Ich hatte schon ein wenig den Eindruck, das ich durch Herumprobieren mehr herausholen hätte können, aber der eine Tee war alle und ich bin daran nicht interessiert, so dass ich keinen der beiden nachkaufen werde. Den Benshan 2006 kenne ich nicht.

Ach richtig - ich hatte den 1996er getrunken. Der 1994 von Chawangshop liegt hier jedoch auch rum. Immerhin weiß ich jetzt, meine Erwartungen runter zu schrauben. :D

Du triffst es genau richtig, wenn du den Geschmack mit Balsaholz-Trockenheit beschreibst. Der Benshan fällt in genau die gleiche Kategorie. Der Taiwan Green Heart (2006) von What-Cha gefällt mir hingegen gut, wie das meiste von dem Händler. Da kann ich kleine Ausfälle ebenfalls verzeihen.

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Ach richtig - ich hatte den 1996er getrunken. Der 1994 von Chawangshop liegt hier jedoch auch rum. Immerhin weiß ich jetzt, meine Erwartungen runter zu schrauben. :D

Du triffst es genau richtig, wenn du den Geschmack mit Balsaholz-Trockenheit beschreibst. Der Benshan fällt in genau die gleiche Kategorie. Der Taiwan Green Heart (2006) von What-Cha gefällt mir hingegen gut, wie das meiste von dem Händler. Da kann ich kleine Ausfälle ebenfalls verzeihen.

Falls du zufällig irgendeinen guten Trick entdeckst wie man aus diesen Se Zhongs etwas mehr herausholen kann: entsprechende Hinweise werden gern entgegengenommen ;) Da mich andere Tees aus meinem Tea Hoard mehr locken wird der 94er wahrscheinlich etwas nach hinten geschoben, anderes reizt doch mehr. Diese Balsaholz-Trockenheit ist eigenartig, woher die stammt fragt man sich - fast als hätte die Kiste geschmacklich abgefärbt :lol:

Gut, dann weiß ich, dass der Benshan wegfällt; der Green Heart ist bereits unterwegs zu mir (er ist aber von 2003 offenbar, bei diesen ganzen Jahreszahlen kommt man durcheinander!). Ja, bei dem Händler fällt mir auch die Wahl schwer genug :)

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 Sicherlich werde ich die Tage den 94 noch probieren - auch wenn er schon deutlich unschöner als sein älter Bruder ausschaut. :)



Zur Balsaholz-Trockenheit: Ich meine, sie bereits in anderen gelagerten Oolongs entdeckt zu haben, aber vielleicht war's vielmehr die herrkömmliche Trockenheit.



Und ja, es ist 2003. Meine Güte, das ist wirklich nicht einfach :D



@Topic: Jetzt noch schnell n' Pu.


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Oh, schön Manfred! Warst du mit einer Gruppe? (Und falls, mit welcher?)

Bei welchem/n Teebauer/n hast du eingekauft?

@Topic: Haus-Sheng! :D

oh, das würde wohl den Rahmen dieses Threads sprengen. Vielleicht schreibe ich etwas unter "Eure neueste Teeanschaffung". Zum Pomelo-Tee, einer Hakka-Spezialität, könnte ich auch etwas in dem Thread schreiben, der dazu schon besteht. Ich denke darüber nach, werde aber bestimmt etwas schreiben.

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Heute wird der Gyokuro Hoshino verkostet, der vor einigen Tagen von Kolodziej & Lieder geliefert wurde. Das Mittagessen ist schon längere Zeit vorbei, gerade habe ich ein Stück Weißbrot gegessen -- das Hauptmessgerät, also ich, müsste sich in neutralem Zustand befinden. 

Der zweite Aufguss zeigt, wie meist bei Japanern, eine größere Bitterkeit, aber keineswegs unangenehm. Sie erinnert mich ein wenig an die vollmundige Bitterkeit herber belgischer Schokoladen. Nach dem Trinken verspüre ich eine Benommenheit und beschließe, mich so schnell nicht mehr aus meinem IKEA Poäng zu erheben. Ich greife nach der zweiten Hälfte der Weißbrotscheibe neben mir und stelle fest, dass das Brot so schmeckt, wie ich es noch nie bei Brot erlebt habe. 

Bei einem Tee dieser Preisklasse gilt zudem nose to tail als Verwertungsgrundsatz. Daher wird zuletzt der Gyokuro mit Sojasauce verspeist.

Zum Weißbrot wollte ich mal sagen, dass das schon einen geschmacklichen Einfluss hat. Soblad das Brot beim Zerkauen mit dem Speichel anfängt zu verdauen, gibte es auch eine Geschmackliche Beeinflussung, meist in Richtung Süß. Aber was gut hilft ist, mal einen Schluck Wasser zum Spülen zu trinken.

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  • Joaquin änderte den Titel in Welchen Tee trinkt ihr heute? Teil 2
  • Joaquin entsperrt und angepinnt dieses Thema

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