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Welchen Tee trinkt ihr heute?


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Mir gehts schon auch ein wenig so. Hab den Eindruck, dass es zwei Dinge sind: Einerseits sind die GABA-Oolongs durchaus köstlich, haben sehr interessante, komplexe Aromenprofile. Aber mir sind sie zu durchoxidiert - zu wenig grün, bitter, erfrischend. Das fehlt einfach.

Bin an dem Punkt, dass ich meine Gaba-Oolongs 1:1 mit knallgrünen Kugel-Oolongs mische. In der Kombination irgendwie viel besser trinkbar als eins von beidem alleine. Aber beides Tees, die ich mir nicht (mehr) anschaffen würde.

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Pah! GABAnausen seids Ihr, Allesamt! 😄

2019er Jingmai Autumn

Lange Zeit warf ich mir vor eine generelle Abneigung gegen dieses Terroir zu haben, was sich aber zum Glück als Fehleinschätzung entpuppte.

Dieser Tee ist sehr ordentlich. Der Garten beheimatet sowohl alte als auch junge Bäume, ebenso gemixt ist das Blattgut dieses Tees.

Die typische Jingmai Süße kommt deutlich zum Vorschein, aber, im Gegensatz zu den meisten Farmerleaf-Produktionen, ist hier noch mehr geboten. 

Für eine Herbst-Pflückung außerordentlich schöner Körper. Am Anfang prickelnd, später satt und weich Platz nehmend. Ebenso ein schönes Qi, welches belebt und happy macht. Blind verkostet hätte ich vielleicht ab dem 5ten oder 6ten Aufguss einmal in die Herbstrichtung gedacht, vorher nicht. Ganz ähnlich wie beim Rareness5 autumn. 2019 war schon ein besonderes Jahr...

Jedes Jahr aufs Neue, gebe ich William und seinen Tees eine Chance. Jedes Jahr aufs Neue, bin ich eher enttäuscht als zufrieden. Dieser Tee zeigt, dass diese Region so viel mehr kann, so viel komplexer ist...

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vor 2 Stunden schrieb Anima_Templi:

Pah! GABAnausen seids Ihr, Allesamt! 😄

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Jedes Jahr aufs Neue, gebe ich William und seinen Tees eine Chance. Jedes Jahr aufs Neue, bin ich eher enttäuscht als zufrieden. Dieser Tee zeigt, dass diese Region so viel mehr kann, so viel komplexer ist...

 

Ich trinke GABA gerne  - wenn ich welchen habe.

Tolles setting @Anima_Templi

Mit William geht es mir genauso - schade eigentlich.  Woran das wohl liegt?

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vor 4 Minuten schrieb Paul:

Ich trinke GABA gerne

Gut zu wissen! Ich halte Dir von diesem etwas zurück. Er ist außerdem sehr freundlich bepreist, mit nicht mal 13$ pro 50gr.

vor 5 Minuten schrieb Paul:

Woran das wohl liegt?

Beim Blattgut hat er sich, m.E., wirklich gemausert, in den letzten Jahren. Ich tippe auf die Verarbeitung.

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vor 1 Minute schrieb Anima_Templi:

Gut zu wissen! Ich halte Dir von diesem etwas zurück. Er ist außerdem sehr freundlich bepreist, mit nicht mal 13$ pro 50gr.

Beim Blattgut hat er sich, m.E., wirklich gemausert, in den letzten Jahren. Ich tippe auf die Verarbeitung.

Danke für das Erste und das Zweite wäre doch mal einer näheren Untersuchung auf einem Subversiven Teetreffen wert?

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vor 48 Minuten schrieb Paul:

Mit William geht es mir genauso - schade eigentlich.  Woran das wohl liegt?

Vielleicht brauchen seine Tees auch mehr Zeit, um sich zu entfalten, vielleicht. Es kann ja sein (Spekulation, kenne noch keine seiner neueren Tees), dass er vom zu grünen ganz in die andere Richtung gegangen ist und die Tees nun ziemlich stark durchkocht ... d.h. sie in einen tiefen Dornröschenschlaf schickt, wovon manche Tees 2, 3, 4 Jahre brauchen, um wirklich zu erwachen.

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2014er Mang Zhi

Hübscher Mini-Cake, der ganz anders als der Jingmai von gestern wirkt.

Der Jingmai war schillernd und farbenfroh. Dieser Tee ist still und geerdet, was nicht heißen soll, dass er nicht überzeugt. 

Die Kopfnoten sind eher zurückhaltend und gedämpft. Die wahre Entfaltung folgt im Mund nach dem Schlucken. Sehr satter Körper, mit unglaublich intensiver Wirkung auf das Zahnfleisch. Mundwässernd- und füllend. 

Man spürt richtig, wie die Energie vom Mund in den Kopf fließt. Zum Glück nicht beissend, sondern kontrolliert, jedoch nicht minder intensiv. Hat der Jingmai gestern beflügelt, holt einen dieser wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Manchmal braucht man solche Tees und generell finde ich sie auch wichtiger...

Ansonsten ist der Tee sehr sauber und klar. Man schmeckt noch die Jugend, aber die Brücke zur Reife ist schon ein Stück überquert. In jedem Fall hat er eine tolle Lagerung erfahren. Nicht zu trocken, und ganz bestimmt nicht zu feucht. 

 

 

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"Shui Xian" Oolong aus Ming Jian, Taiwan
Ernte: Dezember 2018
Kultivar: Four Seasons

Dieser Tee wurde wohl in erster Linie für den taiwanesischen Markt produziert, um die dortige Nachfrage nach Oolong im Yancha-Stil zu günstigen Preisen zu bedienen. Er lag als Sample einer Bestellung bei What-Cha bei und kommt mit einigem Bruch im maschinell gepflückten Blattgut.

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Das sorgt natürlich erstmal nicht für Begeisterungsstürme. Eigentlich lasse ich das Sieb gerne in der Kommode, hier war es aber unverzichtbar. Ich mag es auch nicht, wenn die Teekrümel unter dem Deckel vom Kännchen kleben und sich dann, beim Abnehmen des Deckels, auf dem Teetablett verteilen. Sieht dann aus wie auf einem Schlachtfeld. Und weil das niemand sehen möchte, habe ich auf ein Foto vom Setup verzichtet und stattdessen mal in den wunderschönen Duchek Pitcher geknipst. Die Craquelé Glasur könnte ich mir stundenlang anschauen. Wenn das Gesamtbild nichts hermacht, einfach in den Details verlieren.

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Letzten Endes hat der Tee mir dann aber doch eine nette Session beschert. Der Oxidationsgrad lag etwas höher, als nach dem Lesen der Beschreibung angenommen. Das sorgt für eine angenehme Balance aus fruchtigen und floralen Noten. Darüber liegt ein sahnig-süßer Charakter, der ihn von einem Shui Xian aus dem Wuyi Gebirge abhebt, den ich gerade parallel offen habe. Dieser hier ist milder, gefälliger, aber auch etwas langweiliger.
Am Gaumen nicht überwältigend, aber besser als gedacht mit einer ordentlichen Struktur und einer leichten Röstnote im Abgang. Unpassend zum Weichei-Aromenprofil gibt es eine leichte Bitterkeit, die ich auf den Bruch zurückführe.

Der Tee liegt bei ~10€ für die 100g Packung. Für diesen Preis habe ich schon viel schlechteres getrunken. Wenn man auf der Suche nach einem gefälligen Daily Drinker wäre, wäre das hier ein echter Kandidat. Mir persönlich reicht das Sample.

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2019 ManNuo by prsk

Kaum zu glauben, dass ich diesen Tee nach einer ersten Probe fast nicht gekauft hätte. Letztes Jahr hab ich ihn mit Abstand als den für mich am wenigsten ansprechenden der Ernte deklariert. Mittlerweile mag ich ihn sehr.

In dem Jahr ist er runder und ein wenig voller geworden. War eine wirklich tolle Session, mit Tetsubin vor der Arbeit.

 

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@Anima_Templi oh ja, sehr schöner Tee! 😃

Nachdem ich mich die letzten Wochen dem neuen Kännchen angenähert habe, wage ich heute endlich den direkten Vergleich (mit einem Tee, den ich gut kenne, dem 2017er Lucky Bee):
japanische Bizen-Keramik vs. europäische Bizen-Keramik

Rahmenbedingungen: Es wird ein japanischer Bizen-yaki Hoihin (vintage, dem Zeichen nach Sanrouku-gama genauer Künstler aber unbekannt) mit einem europäischen Bizen-style Kännchen von Jiri Duchek verglichen - um den Vergleich primär auf die Aufgussgefäse zu konzentrieren wurde ansonsten neutrales (glasiertes) Porzellan von Andrzej Bero verwendet. Ich habe zwar einige verschiedene Bizen-yaki Schälchen unterschiedlicher Größe aber auf Grund des unterschiedlich ausgeprägten Ascheanflugs unterscheiden sich diese im Effekt stark (insbesondere auch zu dem Bizen-style Schälchen von Jiri Duchek), was zu viele Variablen in den Vergleich einführen würde. Auch wenn das Äußere der beiden Gefäße doch recht unterschiedlich ist - der Hoihin hat deutlich mehr Oxidation abbekommen und scheint nach der Sangiri-Technik hergestellt zu sein (d.h. die roten Flächen haben oxidation erlebt, die andersfarbigen Stellen waren durch Kohlereste, Sand etc. verdeckt und haben daher eher eine leichte Reduktion erlebt (hier nur sehr leicht und es ist nicht viel Asche "verbacken" - wenn ausgeprägt ist das Ergebnis oft weiße/silberne oder bläuliche Stellen)), während von Jiri Duchek eher eine Art Gomma-Technik (weniger Oxidation, die Asche vom Holz für das Feuer schlägt sich auf der Keramik nieder und verschmilzt auf Grund der Hitze zu gelblichen Stellen, die (wenn es nicht so viel Asche ist, dass es eine Fläche bildet) oft ein Muster bildet, was an gestreute Sesam-Körner erinnert (daher der Name)) zu verwenden scheint, aber das ist natürlich nur Spekulation und ich bin kein Experte was japanische Keramik betrifft. Für das Erhitzen des (gefilterte) Wassers, das ein paar Tage im Mizusashi von Mirka Randova ruhen durfte, wurde der Arare-Tetsubin verwendet.

Ergebnis: Am stärksten macht sich der Unterschied im Aroma des nassen Blattes bemerkbar - beim Hohin ist der Duft viel heller und grüner mit mehr frischen/hohen Noten, während der Duft beim Kännchen deutlich dunkler, gedämpfter und tiefer ist. Das setzt sich zwar auch in den Aufgüssen fort (vor allem bei späteren Aufgüssen, wenn die Ziehzeit nicht mehr ganz so kurz ist), allerdings hier nicht ganz so offensichtlich. Das unterschiedliche Aroma mag natürlich auch daran liegen, dass die Gefäße eine ganz unterschiedliche Form haben (ist bei Schälchen ja auch so, dass das Aroma von ein und dem selben Tee in einem flachen weiten Schälchen ganz anders ist als in einem schmalen hohen Schälchen) und je nach dem wie sehr man davon ausgeht, dass sich Keramik über die Jahre in den darin aufgebrühten Tee anpasst (der Hoihin wird von mir vor allem für grüne Oolongs verwendet, da es sich aber um ein gebrauchtes Vintage-Stück handelt, hatte er zuvor sicherlich einiges an Grüntee abbekommen), aber da sich der Unterschied auch in den Aufgüssen wiederfindet (und keine extreme Patina vorhanden ist, die für ein so unterschiedliches Geschmacksbild spricht), würde ich schon davon ausgehen, dass es Unterschiede gibt. Zwar sind sich beide darin ähnlich, dass sie einen leicht abrundenden Effekt haben (gegenüber Yixing und insbesondere natürlich gegenüber glasierten Gefäßen) aber trotz des optisch ähnlichen Tons tendieren beide doch in eine recht unterschiedliche Richtung. Sehr spannend wäre jetzt natürlich noch ein Vergleich von dem Kännchen mit einem Gomma Bizen-yaki Gefäß, da sich diese was den Oxidationsgrad betrifft (ich denke das macht hier den Unterschied!) ähnlicher wären, aber man kann nicht alles haben 😉

Anmerkung: Dieser Tee harmonisiert übrigens sehr gut mit dem unglasierten Bizen-style Schälchen von Jiri Duchek - die noch vorhandenen Kanten werden nahezu komplett reduziert (was nicht schlimm ist, da es sich ja ohnehin um einen eher einfachen Daily Drinker handelt, dessen Stärke nicht im Facettenreichtum liegt sondern in einer ordentlichen Textur) und der deutliche Gewinn an Körper und Textur tut dem Tee sehr gut! Gefällt mir sogar besser als aus einem glasierten/Porzellan-Schälchen. Und natürlich sind die Ergebnisse nur meine persönlichen Eindrücke ohne jeglichen Anspruch auf irgendwas...

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vor 4 Stunden schrieb doumer:

Nachdem ich mich die letzten Wochen dem neuen Kännchen angenähert habe, wage ich heute endlich den direkten Vergleich (mit einem Tee, den ich gut kenne, dem 2017er Lucky Bee):
japanische Bizen-Keramik vs. europäische Bizen-Keramik

@doumer recht herzlichen Dank für den aufwendigen Vergleich, einleuchtend und nachvollziehbar!

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Heute dann wieder ein "echter" Yancha, und zwar einen Shui Xian aus dem Dao Shui Keng, Herbst 2017.

Der Tee ist, wie wohl nicht untypisch für die Herbsternte im Wuyi Gebirge, eher leicht oxidiert und leicht geröstet. Das macht ihn sehr frisch-aromatisch, mit einer Fülle an floralen Noten. Allerdings fehlt ihm gänzlich ein dunkelfruchtiger, tieferer Aspekt, der mir bei diesem, ebenfalls via What-Cha bezogenen Yancha so gut gefallen hat. Wohlgemerkt ist der verlinkte Tee auch auf der hellen Seite des Yancha-Spektrums, findet aber eine bessere Balance aus Fruchtigkeit und Blumigkeit.

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Nichtsdestotrotz (btw, welch ein konsonanten-strotzendes Wortungetüm.... oh, da war schon wieder eines! Deutsch ist schon eine kuriose Sprache...) macht der Tee vieles richtig. Er ist hocharomatisch, die schönen, länglichen Blätter öffnen sich gleichmäßig während der Session und sind bei einer Dosierung von 6,5g auf 120ml für mindestens sieben klare und intensive Aufgüsse gut. Am Gaumen fehlt es ihm nach wie vor etwas an Struktur, aber an dieser Front hat sich heute schon eine erhebliche Verbesserung im Vergleich zu meinen vorherigen Versuchen mit 5g auf 120ml abgezeichnet.

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Heute waren es satte 25°C hier in Münster, da passt solch ein erfrischender, heller Tee ziemlich gut. Mein Favorit wird er aber nicht werden, dafür ist er mir zu eindimensional.

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Es ist Frühling, der Flieder blüht überall, und es gibt dazu einen frischen exakt einjährigen Sheng, den 2019-er Nannuo Shan

Er fängt relativ harmlos an, die Aromen sind dezent, floral, fruchtig, süß, jedoch ab dem dritten Aufguss entwickelt er eine ungeahnte mineralisch-süße Wucht und Tiefe, besonders wenn man diesem Tee genügend Hitze gibt.

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Ich finde, besonders beim jungen Pu Erh wie dieser Nannuo, kann es durchaus sinnvoll sein das Blatt nach je drei Aufgüssen aus der Kanne zu kippen und durchlüften lassen. Vielleicht ist es nur ein riesiger Placebo-Effekt, aber ich habe den Eindruck dass soweit (fast) jeder Tee durch diese Prozedur intensiver "ausgebrüht" wird und der allerletzte Aufguss nicht so wässrig rüber kommt. Ich werde noch bestimmt einen Blindtest arrangieren, denn, man kann ja nie wissen... 🤔

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@Frau Mahlzahn na immerhin gibt's Schokolade 🤣 
Spaß bei Seite: Auch wenn es nicht mein Fall ist durchaus spannendes Teeset und da ich ja weiß, dass du eine Oolong-Expertin bist, die einen guten Oriental Beauty zu schätzen weiß sieht das in der Tat nach einer sehr schönen Teerunde aus! 🙂

@topic: Bei mir gibt es heute den 2012er Qi Sheng Gu von Chanting Pines.
Trotz des selben Namens und des selben Jahrgangs hat dieser Tee wenig Ähnlichkeit mit seinem Pendant von EoT - allerdings ist Qi Sheng Gu (齊聖谷) auch keine Ortsangabe sondern ein Kunstwort ("Heilige alte Schlucht" oder etwas ähnliches? (Chinesisch Experten vor!) Die Zeichen von der EoT-Version kann ich für einen Vergleich leider nicht entziffern). Auch das Blatt hat wenig gemeinsam - zwar haben beide durchaus einen gewissen Anteil an flauschigen, hellen Knospen aber ist hier das Material sehr fest gepresst, was zum einen in mehr Bruch und zum anderen in deutlich grünerem Material resultiert - der EoT Qi Sheng Gu war da schon vor 4 Jahren weiter.
Geschmacklich liefert der Tee vor allem brotige und saure Fermentationsnoten, ohne dabei jedoch die Derbheit ("Stallcharakter") zu zeigen, die ich so schätze. Insbesondere kräftig gebrüht überwiegen hier die Schwächen - etwas zurückhaltender gebrüht kommt immerhin eine leichte Süße durch, insgesamt bleibt es aber ein eher etwas enttäuschender Brot-Trunk. Zu Gute halten muss man jedoch, dass sich immerhin ein entspannendes, wenn auch recht dezentes Qi einstellt. Sicherlich kein schlechter Tee, aber wie bei vielen von Chanting Pines irgendwie zu langweilig oder nicht mein Fall - schade. 

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Heute habe ich die letzen Gramm einer Formosa #18 Ruby Schwarzteeprobe verkostet. Ich kenne und mag einen Weißtee aus dem gleiche Material. Der ist fruchtig mit etwas Koko, etwas süß und hat im Geruch und Mundgefühl Anleihen blumiger Darjeelings. 
Die Schwarzteevariante erinnert während der ersten und den letzen Aufgüssen an Lakritze. Dazwischen hat der Tee eine Süße von dunklem Honig, aber nicht penetrant. Möchte man Teeneulingen zeigen, dass ungezuckerter Schwarztee gut und süß sein kann, dann wäre der Tee eine gute Wahl. Nur gelingt er nicht einfach. Die Webseite weißt darauf hin, dass man bei Teemenge und Ziehzeit aufpassen muss. Trotzdem war der erste Gaiwan gestern kein Genuss. Heute bin ich auf einen Gaiwan mit dünneren Wänden umgestiegen und damit klappte die Zubereitung besser. 

Mitte letzter Woche hatte ich einen Formosa Assam, bei dem ich mir nicht sicher war woran er mich erinnert. Heute kam der rettende Einfall.
Der Assam hatte eine Weißteesüße die ich von Moonlight whites her kenne. Aber der passende Vergleichstee wäre der Hot Brandy von w2t. Das war eine Weiß/Schwarzteemischung als Cake gepresst. Der Assam ist in den ersten Aufgüssen ausschließlich malzig, die Weißteeanleihen mischen erst ab Aufguss 4 mit.

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Heute Nachmittag war ich auf der dunkeln Seite des Tees, es gab gefälligen, samtigen 2015 Bulang Shan ( produziert von Jinsong Yu). Ich mag diese dunkle Walnuss- Note. Das ist, wie wenn man in die leere NussSchale hineinriecht ... Leider hatte mein CraqueleeKännchen im Winter einen Unfall und seither einen kleinen Sprung. Nun benutze ich sie für Shou, da tritt kein Tee aus dem Haariss und ich hoffe auf den Zahn der Zeit, sprich auf die Kraft der Patina, die sich als sanften Schleier des Vergessens in den Korpus legt...

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Nach der grünen Pflichtübung heute vormittag - ein Meng Ding Gan Lu des aktuellen Jahrgangs, zu dem ich mich vielleicht demnächst mal äußern werde - war ich am Nachmittag in abenteuerlicher Stimmung. Also eine Wundertüte geöffnet - mein Dealer in Shanghai verehrt mir gelegentlich irgendwelche Proben von Tees, die er gar nicht im Programm hat (und ich folglich auch nicht ordern könnte, wenn mir die Probe zusagt) und wo ich dann 'rate mal, welcher Tee heute in der Tasse ist' spielen kann. Die heutige Überraschung war wenigstens mit einem Hinweis beschriftet:

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- wenn auch keinem sonderlich aufschlussreichen. Ein prosaisches "80er-Jahre-Tee". Die Werbeabteilung der Firma braucht offensichtlich dringend mal fachmännischen Rat ... Leider kein Oolong, wie sich nach dem Öffnen herausstellte (war eh nur eine sehr schwache Hoffnung gewesen), sondern offensichtlich ein Pu. Schaut aus wie der gehäckselte Heckenschnitt vom Vorjahr, der sich seitdem auf dem Komposthaufen ausgeruht hat:

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Die Hälfte der Probe (etwas über 7 gr) auf 120 ml Black Forest bei knapp 100° C, aufgegossen im innen glasierten Kännchen von Bero.

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Schmeckt, als hätte man eine Suppe aus gut abgelagertem Waldboden mit reichlich Reisig und Moos gekocht (nicht, dass ich das schon ausprobiert hätte - aber so stelle ich mir das vor). Zwar nicht wirklich mein Fall - aber immerhin keine Hefe-, Pilz- oder gar Schimmelnoten. Nicht mal Moder. Schöne klare, bernsteinfarbene Tasse, weiche Textur. Also - so meine laienhafte Vermutung - wohl kein Shu. Auch keinerlei Bitterkeit, nicht einmal nennenswerte Adstringenz. Wenig Entwicklung, es passiert eigentlich nichts spannendes. Bei den ersten drei Aufgüssen schwach ein paar eigenartige, unidentifizierbare Aromen in der Nase - lediglich eines davon erinnerte mich ein wenig an den Lieblingskaugummi meiner Kindheit: Bubble Dubble. Nun, ein Proust bin ich nicht, aber eine Art Madeleine-Effekt war das schon ... Etwa ab dem 5. Aufguss lässt der Geschmack und auch die Farbe allmählich nach. Generell verliert er seine Ecken und Kanten; wird 'runder' aber auch ein wenig langweilig. Das erstaunlichste: der Abgang / Nachhall lässt deutlich weniger nach und bleibt recht kräftig, was dann bei den späteren Aufgüssen zur eigenartigen Wahrnehmung führt, dass die Geschmacksempfindung mit Verzögerung einsetzt. Nach dem 11. Aufguss war mein Interesse mehr als hinreichend befriedigt - der Tee hatte zwar noch etwas Reserven, aber es passierte nichts Neues mehr.

Das ausgelaugte Blatt sah dann auch nicht ästhetisch ansprechender aus als das trockene:

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Kleine offtopic-Anmerkung noch: über solche Frivolitäten wie Tea Pets bin ich natürlich erhaben, bei mir überwacht eine Trinität veritabler Tea GODs die Liturgie der Teesitzung, thronend auf ihren mythischen Reittieren Schnappi und Speedy ...

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Bearbeitet von SoGen
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Vintage Tieguanyin 1997
Herkunft: Longjuan, Anxi
produziert von Meister Chen
Kultivare: Mischung aus Ben Shan und TGY

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Sehr gespannt war ich auf diesen gelagerten Oolong. Er ist einer von drei gelagerten TGY desselben Teemeisters, die ich bei nannuoshan gekauft habe.
Anders als der kräftig geröstete, zu Kugeln gerollte 2000er (über welchen ich zu einem späteren Zeitpunkt noch etwas schreiben werde), hat das offene Blatt des 97ers eine dezentere Röstung erfahren. Das schlägt sich im überraschend braven, milden Geruch nach Pfirsich, Honig und Bienenwachs nieder.
Bienenwachs ist die dominante Note und eine sehr interessante dazu. Hatte ich so bisher in keinem anderen Tee und hätte sie auch eher im neuen "today's wee dram" Thread im Zusammenhang mit Clynelish verortet. Obwohl diese Note einem ihre Anwesenheit förmlich ins Gesicht schreit, konnte ich sie auch nach einigem Grübeln nicht selbst benennen und musste mir mit einem Klick auf die Produktseite behelfen, um dem Elefanten im Raum endlich einen Namen zu geben. An dieser Stelle einmal Respekt an Gabriele bzw. das Team von nannuoshan. Mir ist jetzt schon mehrfach aufgefallen, dass deren Verkostungsnotizen exzellent sind: sehr konkret, dabei trotzdem übersichtlich und vor Allem treffend.

Überrascht hat mich die milde, fruchtige Nase deshalb, weil ich sie nicht unbedingt mit einem über 20 Jahre alten Tee in Verbindung gebracht hätte. Hätte mir jemand gesagt, der Geruch gehöre zu einem 2017er Oolong, hätte ich es ohne Weiteres geglaubt. Überrascht heißt nicht gestört: Ein Tee mit einem solchen Profil hat bei mir generell gute Karten.

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Am Gaumen geht's honigsüß los, aber dann dominieren plötzlich knackige Tannine. Nun mag ich solche, den ganzen Mundraum belegenden Tannine an sich sehr gerne. Letztens noch, hatte ich sie bei einem sehr harmonischen, mittelalten Factory Sheng von Chris, und es war mir eine reine Freude! Aber sie müssen eben passen. Hier irritieren sie mich eher und wirken seltsam fehl am Platz neben den zarten fruchtig-süßen Noten.

Im Abgang allerdings, können die Tannine ihre Stärke ausspielen, denn der ist laaang und komplex. Die Pfirsischnote kommt hier immer wieder durch und der Nachgeschmack oszilliert zwischen süß und knackig trocken. Für mich ist das ganz klar das Highlight des Tees und hier macht sich auch bemerkbar, dass es sich um einen gereiften Oolong handelt. Zumindest ist mir solch ein Abgang noch nie bei einem jungen Vertreter untergekommen. Meine Erfahrung mit gereiften Oolongs beschränkt sich auf nun genau zwei probierte Exemplare, muss dazu gesagt sein.

Unterm Strich lässt mich dieser Tieguanyin etwas ratlos zurück. Die sehr unterschiedlichen Charakteristika scheinen nicht integriert. Könnte das an der Mischung von zwei verschiedenen Kultivaren liegen, die bei diesem Tee das Rohmaterial bildet? Das kommt mir eher unwahrscheinlich vor. In der Whiskyherstellung heißt es, dass nach dem Vatting (dem Zusammenführen von Destillaten aus unterschiedlichen Fässern) mindestens einige Monate zur "Vermählung" der Bestandteile im neuen Fass notwendig sind, um ein harmonisches Endprodukt zu erhalten. Wenn man das als Analogie heranziehen wollte, würde man davon ausgehen, dass der Tee in den 23 Jahren genug Zeit hatte, seine innere Mitte zu finden.

Leider ist das 6g Sample nun erschöpft, sodass ich dem Ganzen nicht noch tiefer auf den Grund gehen kann. Es bleibt eine zwar nicht uneingeschränkt genussvolle (größtenteils schon, versteht mich nicht falsch), aber doch tolle und interessante Erfahrung.

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vor 13 Stunden schrieb SoGen:

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vor 13 Stunden schrieb SoGen:

Schaut aus wie der gehäckselte Heckenschnitt vom Vorjahr, der sich seitdem auf dem Komposthaufen ausgeruht hat

Schön kommentiert von dir ... dieser typische "Heckenschnitt"-Stil sieht für mich verdächtig nach Fu Zhuan Tee aus Hunan aus - hab da was aus den 90ern das dem sehr ähnlich sieht aber aromatisch jetzt auch nicht sonderlich interessant ist.

Bearbeitet von GoldenTurtle
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Heute gibt es den wunderbaren Bi Lo Chun 2020 Sanxia als Einstieg in den Home-Office-Tag.
Bei grünen Tees könnte ich teilweise stundenlang die Nase in die Packung halten, diesen Drang, und auch diese tolle Entdeckungsreise, habe ich bei sonst keiner Teesorte. Dabei ist es egal ob es japanischer oder chinesischer Grüntee ist.
Bei diesem hier finde eine spitze Zitrusnote im fertigen Tee, die mich letztes Jahr noch an einen Darjeeling erinnert hat, sehr spannend. Zumindest an den einen ernst zu nehmenden Darjeeling den ich bis dato hatte. Heuer triggert dieser Duft eine Assoziation an Zitronenmelisse in mir.

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  • Joaquin änderte den Titel in Welchen Tee trinkt ihr heute? Teil 2
  • Joaquin entsperrt und angepinnt dieses Thema

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