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Welchen Tee trinkt ihr heute?


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vor 3 Stunden schrieb doumer:

Beide haben eien ordentlichen schweren Körper und der Yiwu ist wie der Unicorn super weich und rund - im Gegensatz zu diesem wirkt dieser hier aber (vermutlich auf Grund der "rustikal" wirkenden Verarbeitung) trotz ausgeprägteren Yiwu-typischen floralen Noten (die aber Gott sei Dank nicht zu dominant sind und wie bei manchen Vertretern seiner Art abstoßen billig wirken) weniger ätherisch und paradoxerweise auch weniger tief. Folglich hat der Tee auch auf der Geschmacksebene deutlich weniger zu bieten als der Walong - nur diese betrachtet ist es ein sehr zahmer, sogar regelrecht anfängerfreundlicher Yiwu Sheng.

Ich habe mir heute auch den 2020 Yiwu Old Tree, und damit Nr. 3 der TheTea.pl Tees, vorgenommen. Mit dem Unicorn oder INB4 kann ich ihn nicht vergleichen da ich diese Beiden nicht kenne. Aber in den Beschreibungen von @doumer und @Anima_Templikann ich mich auf jeden Fall wiederfinden. Ein insgesamt sehr schöner, nicht zu aufdringlicher Tee.

vor 3 Stunden schrieb doumer:

Aber wie beim Unicorn ist es nicht diese Ebene, die mein Interesse weckt sondern das Qi des Tees: deutlich intensiver als bei dem Walong und für einen Yiwu eher ungewöhnlich fokussierend - aber zum Glück nicht auf die unangenehme "drittes Auge in die Stirn stanzt"-Art sondern sanft, entspannt aber doch fokussiert.

Eine tolle Session - hat mir sehr gut gefallen. Auch hier habe ich wenig Vergleichsmöglichkeiten aber ich kann mir insgesamt diesen Yiwu sehr gut als "Feierabend"-Tee vorstellen. Nach dem zweiten Aufguss musste ich einfach etwas Musik auflegen und Bongripper - Miserable* mit einer Laufzeit >1h hat perfekt gepasst.

* Der Name klingt vielleicht etwas irritierend - ich kann euch versichern, dass die Musik zwar nicht für Jedermann ist aber man muss kein anderes grünes Kraut dafür konsumieren. Mache ich auch nicht.

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Bearbeitet von cordyceps
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vor 3 Minuten schrieb cordyceps:

Auch hier habe ich wenig Vergleichsmöglichkeiten aber ich kann mir insgesamt diesen Yiwu sehr gut als "Feierabend"-Tee vorstellen.

Hui also wenn "Feierabend"-Tee dem entspricht, was ich als Daily Drinker bezeichne, legst du die Messlatte aber ziemlich hoch 😆 
Würde ihn deutlich über dem Daily-Drinker-Level ansiedeln - insbesondere auch deshalb kein Daily Drinker, weil so schön das Qi auch sein mag, das Thema einfach von zu vielen Faktoren abhängt und nach einem langen Arbeitstag herrscht ein energetisches Vakuum, in dem auch ein Rareness 5 kaum merklich verpufft. 
Apropos: hattest du das Sample schon? Das wäre ein guter Vergleich zum Thema Qi (aber nimm dir Zeit für diesen Tee!).

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vor 5 Minuten schrieb doumer:

Apropos: hattest du das Sample schon? Das wäre ein guter Vergleich zum Thema Qi (aber nimm dir Zeit für diesen Tee!).

Am 8.12.2020 um 17:07 schrieb cordyceps:

Ein Samples ganz anderer Wertigkeit und Ausrichtung habe ich dankenswerterweise von doumer erhalten: 2019 Rareness 5. Davon wanderte heute am frühen Morgen 7g/90ml in mein Kännchen und ich habe mir den ganzen Morgen Zeit genommen :)

Schon die trockenen Blätter im warmen Kännchen riechen fantastisch und extrem fruchtig. Nach dem Waschen kommt ein leicht dumpfer nussig-erdiger Geruch dazu. In der Tasse einfach eine tolle Mischung würzig-süßer Fruchtnoten, zum Teil tatsächlich dominante Backäpfel/Birnen, und insgesamt eine tolle Bitternote. Der Rareness macht sich nicht nur im Mund breit - auch im Kopf setzt er sich ganz gut fest und aus den zwei Stunden die ich mir vorgenommen hatte wurden drei ruhige Stunden am Morgen :)

Ein sehr guter Einstieg in einen ganzen Haufen neuer Samples zum Abstecken der eigenen Präferenzen!

Ja, hatte ich letzte Woche und der Rareness hat mir insgesamt auch besser gefallen als der Yiwu Old Tree.

vor 5 Minuten schrieb doumer:

Hui also wenn "Feierabend"-Tee dem entspricht, was ich als Daily Drinker bezeichne, legst du die Messlatte aber ziemlich hoch 😆

Für mich sind das zwei unterschiedliche Kategorien ;) Einen Daily Drinker kann ich mir generell den ganzen Tag über und auch ohne große "Konzentration" auf den Tee vorstellen, d.h. es ist ein leckerer Tee der mich nicht fordert aber dennoch Spaß macht.

Den Yiwu Old Tree bezeichne ich deswegen als "Feierabend"-Tee weil ich mir ihn sehr gut vorstellen kann wie er nach einem Arbeitstag zusammen mit einer guten Platte wieder alles "einrenkt" weil er bei mir doch sehr entspannend gewirkt hat.

Aber da habe ich uU auch zu wenig Erfahrung wie das mit dem Qi "funktioniert"...

Bearbeitet von cordyceps
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Ah okay, wenn das nicht synonym ist, ist das natürlich nochmals etwas anderes 😉
 

vor 14 Minuten schrieb cordyceps:

Ja, hatte ich letzte Woche und der Rareness hat mir insgesamt auch besser gefallen als der Yiwu Old Tree.

Danke, hatte ich nicht mehr im Kopf - mit fortschreitendem Jahr lässt das Gedächtnis doch mehr und mehr nach.

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vor 40 Minuten schrieb cordyceps:

Aber da habe ich uU auch zu wenig Erfahrung wie das mit dem Qi "funktioniert"...

Bei ernsthaftem Interesse kommst Du da nicht um eineN guteN Qigong-LehrerIn drumherum. Auf Teeforen oder -blogs sollte man sich da nicht wirklich verlassen. Und selbst bei Lehrkräften ist es meiner Erfahrung nach wie mit dem Tee: Ein Großteil entspricht dem Teebeutelsortiment im Supermarkt, bzw preist die eigenen "Waren" an als seien sie das Nonplus-Ultra, ohne dass etwas Substanzielles dahinter steckt.

Wenn Du es so wahrnimmst, dass Dich ein Tee entspannt, dann reicht das doch, um seine Wirkung auf Dich zu beschreiben. Mehr braucht es dazu nicht. Ich persönlich glaube nicht an eine intersubjektiv identische Wirkung. Selbst wenn zwei Personen zusammen den gleichen Tee trinken, kann es natürlich Unterschiede geben. Letztlich interagiert der Tee mit zwei unterschiedlichen Systemen, ähnlich dem Effekt, dass eine Person, die im Winter in einem geheizten Raum die dortige Wärme nicht so spürt wie eine zweite, die von Draußen rein kommt.

Wie auch immer, mach Dir keinen Kopf. Und danke für Deine Berichte. Ich lese sie gerne :)

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Zur Abwechslung mal einen Wulong aus dem Vorratsregal: Ein LiShan DaYuLing von Chen HuanTan 2017 produziert.

Damals frisch gekauft und seitdem in geleerter Matchadose gelagert, überzeugt der Tee immer noch mit kräftigen Fruchtnoten, hauptsächlich in Richtung Pomelo. Dazu gesellt sich eine dezente Würzigkeit und ein erstes Aufblitzen einer Alterungsentwicklung. Gefällt mir hier gut, dass er schon etwas Reife mitbringt, kommt er mir doch gerade ausgesprochen rund vor.
Auch im Nachklang bleiben die Fruchtspitzen übrig und wechseln gelegentlich zu einer schönen Süße. Mal schauen, wie lange das noch andauern wird. Der Start in den frühen Abend ist jedenfalls mehr als geglückt :)

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vor 2 Stunden schrieb nemo:

von Chen HuanTan

@Diz Das ist Atong. 😁

vor 2 Stunden schrieb Diz:

Sieht optisch ja sehr interessant aus weil die Gaoshan sonst gerne eher grün produziert werden.

So ungrün ist der nicht, da täuscht das Foto ein wenig (hab den auch).
Die Hochländer hält Atong ziemlich grün, zwar etwas weniger atomgrün, wie Anima oder miig (?) es dereinst so schön benannten, als üblich, aber dennoch ein Grün bleibt es.
Was die Oxidation angeht bleibt Atong zurückhaltend bei den Hochländern, ebenso bei der Röstung, deutlich bemerkbar geröstete Hochländer gibt es von Atong sehr wenig, und wenn, dann zumindest meiner Kenntnis nach nur aus der Phase 2002-2010.
Aber ... er lässt grundsätzlich das Pflückgut etwas reifer ernten ... daraus resultiert eine geschmackliche Verlagerung, das Hauptgewicht wandert dadurch vom Blumigen ins Fruchtige.

@topic: Hmmm, was hab ich heut eigentlich getrunken?
Also zuerst 14er Stern von Menghai (@Anima_Templi ich setze den Mal zum Vergleich gegen deine Fuhai Factory, denn der 14er Stern hat eine herrliche Restbitterkeit, der ist verhältnismässig wenig fermentiert, aber ganz anders als wie sie das in der Fuhai gemacht haben).
Dann, 2 letzte, lang gezogene Aufgüsse von Übernachtziehern, einerseits 17er He Qi Fang Bangwei single Tree und dann einen 17er Yiwu wasauchimmer von Yu's Exfrau (die produzierte selbst wacker weiter).
Dann, einen 93er Huang Yin der Factory 1, als richtigen Nachmittagssheng - mit dem hatte ich eine bemerkenswerte Runde.

Runde ... oder Yi Pao Cha ... ich finde es komisch, dass sonst niemand im Westen den Begriff für eine Teerunde mit einem Tee zu verwenden scheint. Eine Teerunde bedeutet für mich selbst eben viel mehr ein Treffen mit anderen zur gemeinsamen Tee-Verkostung.

Bearbeitet von GoldenTurtle
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Zur Frage der Produktion bleibt da nichts mehr von mir als Normalkonsument hinzuzufügen :D

Inwiefern das Bild über "den Grad des Grün" täuscht, werd ich morgen bei Tageslicht noch mal überprüfen. Denn viel grüner sah das Blattgut nicht aus, falls ich mich nicht täusche und das erste Foto wurde ohne künstliche Lichtquelle gemacht.

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Tja, was ist hier passiert. Da @doumerden Tee noch nicht probiert hat hier mit Spoilerwarnung ;) - nicht weiterlesen.

 

Hatte heute den 2020 Secret Forest Gushu von TheTea.pl im Kännchen: 7g/100ml. Die warmen, trockenen Blätter haben noch einen schönen fruchtig-süßen Geruch. Nach dem Waschen ist davon nicht mehr viel zu riechen. Die ersten Aufgüsse sind extrem grüntee-grasig und flach mit dünner Textur. Bei mir hat sich leider auch in den späteren Aufgüssen nicht mehr viel getan, insgesamt süßer aber insgesamt sehr flach. Qi wollte sich heute bei mir gar nicht einstellen.

Ich habe noch 7g von diesem Secret Forest und werde ihn auf jeden Fall nochmal in einem anderen Kännchen und zu einer anderen Zeit probieren. Die heutige Session werde ich versuchen komplett aus meinem Gedächtnis zu radieren...

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vor 2 Stunden schrieb nemo:

Inwiefern das Bild über "den Grad des Grün" täuscht, werd ich morgen bei Tageslicht noch mal überprüfen. Denn viel grüner sah das Blattgut nicht aus, falls ich mich nicht täusche und das erste Foto wurde ohne künstliche Lichtquelle gemacht.

Ich mein mehr im aufgegossenen Zustand, auf die Farbe im trockenen Zustand kann man meiner Ansicht nach nicht allzuviel geben ... es gibt ja Oolongs, die sehen trocken so dunkel, teilweise fast schwarz aus, und werden aufgegossen dann auch wieder ziemlich regulär grün.

vor einer Stunde schrieb cordyceps:

Secret Forest

Ich weiss nicht ob du das schon irgendwo aufgeschnappt hast, aber wenn Teeproduzenten "Secret Forest" o.ä. schreiben, ist beinahe schon traditionell ein Tee aus einem Grenzgebiet gemeint, wobei die Pflanzen selbst dann meist etwas jenseits der Grenze stehen, was aber natürlich kein grundsätzlicher Nachteil ist.

Bearbeitet von GoldenTurtle
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vor 2 Minuten schrieb GoldenTurtle:

Ich mein mehr im aufgegossenen Zustand, auf die Farbe im trockenen Zustand kann man meiner Ansicht nach nicht allzuviel geben ... es gibt ja Oolongs, die sehen trocken so dunkel, teilweise fast schwarz aus, und werden aufgegossen dann auch wieder ziemlich regulär grün.

Ich weiss nicht ob du das schon irgendwo aufgeschnappt hast, aber wenn Teeproduzenten "Secret Forest" o.ä. schreiben, ist beinahe schon traditionell ein Tee aus einem Grenzgebiet gemeint, wobei die Pflanzen selbst dann meist etwas jenseits der Grenze stehen, was aber natürlich kein grundsätzlicher Nachteil ist.

Damit geht TheTea.pl ganz offen um:

https://thetea.pl/en/produkt/2020-thetea-secret-forest-gushu-pu-erh/

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@cordyceps Klar können europäische oder amerikanische Produzenten viel leichter damit umgehen! Wir als Kunden sind da auch viel unbefangener. Aber um zu verstehen was das für einen Chinesen bedeutet, brauchen wir wahrsch. lokale Vergleiche.

Wenn ein deutscher Winzer in Deutschland einen Wein herstellt, dann ist das doch selbstverständlich ein deutsches Produkt, ein richtiger deutscher Wein. Und was Tee angeht ist das für einen Chinesen noch viel mehr ein chinesisches Produkt, das urchinesische Produkt schlechthin. Wenn nun der deutsche Winzer von jenseits der Grenze zu Polen bspw. seine Trauben holen würde, ja das wäre bei seinen Winzerkollegen gar nicht gut angesehen, die würden sich sehr wahrsch. sogar über ihn lustig machen deswegen, und auch bei traditionsbewussten Konsumenten würde das für Stirnrunzeln sorgen - ein deutscher Winzer, der im Ausland seine Trauben holt, ja gibts denn sowas. So etwa, nur noch viel stärker, müssen wir uns das vom Nationalgefühl für den Chinesen vorstellen, das hat etwas mit Nationalstolz und Identität zu tun, gerade bei Chinesen, die von der Staatsphilosophie her ja noch viel mehr auf ihr Land eingeschworen sind als wir.

Interessant ist auch wen die Sache mit dem deutschen Wein, dessen Trauben aus Polen bezogen wurde, nicht stören würde - Jugendliche bspw., die, einmal angenommen, keine Ahnung haben und nur saufen wollen. So ähnlich sind wir in Bezug auf die chinesische Teetradition.

Bearbeitet von GoldenTurtle
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Endlich komme ich zum Bericht über eine Reihe von Verkostungen, die mich besonders angefixt hat: Ein Vergleich dreier Jahrgänge von Farmer Leafs Flagschiff-Gushu-Blend "Jingmai Gulan".

Zum hervorragenden 2020er habe ich hier schon einige Worte verloren. Von einem uns wohlbekannten Sheng-Freak habe ich im Rahmen eines kleinen Tausches Samples vom '15er und vom '16er Gulan bekommen. Auch wenn die Zusammensetzung der Blends sich jedes Jahr ändert (hinsichtlich des Anteils an Blattgut aus unterschiedlichen Teegärten in Jingmai), so haben wir hier doch die Basis für einen spannenden Vergleich. Danke @doumer, für diese Möglichkeit.

 

Los geht's mit dem Gulan 2015: Der Tee ist dezent und mild-süß im Charakter, hat aber schon einige reife Noten wie z.B. warmes Holz, Trockenfrüchte und Mandeln. Am Gaumen besitzt er eine gute gute Textur. Bitterkeit ist da, aber gut eingebunden. Hervorzuheben ist der lange, von süß zu trocken verlaufende, Nachgeschmack. Der Tee wirkt rund und gibt einen beruhigenden, erdenden Vibe ab*. Lediglich die Ausdauer bleibt etwas hinter meinen Erwartungen zurück.
Insgesamt ist hier schön zu sehen, wie Williams Hausstil sich auch nach einigen Jahren noch behauptet. Die einsetzende Reife scheint den Sheng abzurunden, ohne zu viel wegzunehmen. Man könnte von einer primär additiven Reifung sprechen.

*ich tänzele noch etwas zögerlich um den Begriff "Qi" herum, aber bald habt ihr mich soweit und die Q-Bombe platzt, ob mit oder ohne Qigong-Lehrer :D

 

Meine Erfahrung mit dem Gulan 2016 war weniger positiv. Zwar ist auch hier der FL-Charakter auszumachen und auch hier finden sich bereits in einem ähnlichen Ausmaße erste Charakterisitka einer Reifung, jedoch wirkt der Tee nicht rund. Über den Grundcharakter legen sich Noten, die nicht passen wollen. Kräftige-dominante Noten, die der Tee nicht zu vertreten weiß, weil er doch eigentlich eher milder und gemäßigter Natur ist. Die Balance fehlt.
Im Aroma haben wir u.a. Barbecue-Soße. Im Geschmack geht es tabak-artig** herb und kräutrig zu. Kamille ist für mich die dominante Geschmacksnote. Im Vergleich zum '15er (zum '20er sowieso) ist er weniger körperreich.
Hier wäre nun interessant zu wissen, inwiefern sich der Sheng in einer "awkward-Phase" befinden könnte. Vielleicht braucht er einfach noch ein (paar) Jährchen? Auf Steepster findet sich eine Review von jemandem, der ihn in jungem Zustand probiert hat. Dessen Eindrücke überschneiden sich teilweise mit meinen, das könnte also ein Hinweis sein. William bietet diesen Jahrgang aktuell für keinen schmalen Dollar in seinem Shop an. Er hat ihn erst vor kurzem wieder eingestellt, was mich darauf schließen lässt, dass er ihn für gut gereift hält. Würde er noch "awkward" schmecken, hätte er vermutlich noch gewartet. @doumer Wie sind denn deine Lagerungsparameter? Entwickeln sich die Shengs bei dir eher schnell oder eher langsam?
Natürlich kann der Schlüssel zum Verständnis dieses Unterschieds auch in der Verarbeitung liegen. Der '16er wurde wohl ziemlich grün produziert. Was dies für die Reifung bedeutet, vermag ich mangels Erfahrung nicht zu sagen. Das Thema wurde hier im Forum aber schon häufiger besprochen und vielleicht können andere da ihr Wissen beisteuern.

**um das, aus gegebenem Anlass, möglichst genau aufzuschlüsseln: Ich kenne mich mit Zigarren nicht aus, aber ich habe ein paar Male Romeo y Julieta "Romeo N°2" geraucht. An den Geschmack im Mund bzw. an dessen süßere Aspekte habe ich mich beim Trinken des '16er Gulans erinnert gefühlt.

 

Als Bonus nehme ich noch den Jingmai Gushu 2013 von Yu via @teekontorkiel mit in den Vergleich auf. Dazu erst einmal etwas Bildmaterial nach dieser Textwand:

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Das ist echt interessant, denn dieser Tee ist völlig anders als jegliche Farmer Leaf Produktion! Das Aromenspiel steht hier viel mehr im Vordergrund. Der Tee ist sehr fruchtig, riecht nach Preiselbeeren und zeigt zugleich eine ätherische Kiefernholz-Note. Am Gaumen ist er herb-fruchtig und ich muss sofort an getrocknete Apfelringe denken. Der Körper ist ordentlich (nicht mehr und nicht weniger). Im Abgang wird er dann noch einmal überraschend süß und kurz ist eine Assoziation von Griespudding da (nicht Vanille, sondern diese Note von gesüßter Milch). Ein wirklich schöner Aromenverlauf.
Woran es mir etwas fehlt, ist ein starkes Huigan. Dieses Element des Teegenusses habe ich bei den Farmer Leaf-Tees (meine Jingmai-Referenz) immer wieder sehr ausgeprägt erlebt. Erst im Vergleich wird mir so richtig klar, wie gerne ich das Gefühl habe, wenn ein Tee sich noch lange nach dem Schlucken in der Kehle bemerkbar macht.
Die Ausdauer des Jingmai Gushu 2013 ist eher mäßig und insgesamt bleibt der Eindruck, dass es hier in erster Linie um oberflächliche Aromatik gehen soll als um geschmackliche Tiefe. Das ist per se weder positiv noch negativ, es ist einfach eine bemerkenswerte Distinktion. Mir gefällt der Tee gut und ich könnte mir vorstellen, ihn an manchen Tagen z.B. dem '15er Gulan vorzuziehen.

Abschließend sei noch erwähnt, dass mich nun natürlich brennend interessieren würde, wie sich der '20er Gulan mit den Jahren entwickelt. Allerdings sind mir ~150€ aktuell einfach zu viel Geld für einen Bing. In dieser Preisregion muss es für mich noch bei Samples bleiben.

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Hatte (glaub ich zumindest) noch keinen Tee des Farmer-Leaf-Lables in der Schale. Bei den Bannacha-Bestellungen damals hat mich leider auch nur wenig so richtig überzeugen können. Schade, denn der Kontakt mit William war immer sehr nett.
Dein Beitrag hat mich gerade aber zu dem Entschluss gebracht, meinen Kuchen des 2014er Manghong Gushu morgen mal anzubrechen. Die Wirkung hatte mir damals ziemlich gut gefallen und so wurde der Tee zu einem Lagerungsexperiment. Bin gespannt :)

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vor 10 Stunden schrieb nemo:

Manghong Gushu

So eine gemeinsame Verkostung in einem gesonderten Thema könnte man echt auch mal wieder machen!

 @nemo Kannst dort dann ja auch deine leicht verspätete Meinung dazu festhalten. 🤣

Hätte jemand einen Vorschlag für eine gemeinsame Verkostung? (aber keine frischen 20er)

Vielleicht etwas preiswertes und dennoch interessantes/facettenreiches?

Bearbeitet von GoldenTurtle
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Am 4.12.2020 um 23:43 schrieb cordyceps:

Nan Nuo Shan Yiwu Lucky Bee 2018

Die glückliche Biene hat mich tatsächlich überrascht. Eine leichte Stallnote, schöne Textur und süß-beerige Noten. Minimale Bitterheit und insgesamt kein "aufregender" Yiwu aber sehr anfängerfreundliche Tee und möglicher Daily-Drinker.

Nan Nuo Shan Yiwu Gushu 2014

Im Vergleich zum Lucky Bee, den ich tatsächlich auch davor getrunken habe, ist der Yiwu Gushu hier eher enttäuschend. Vor allem wenn ich mir den Preis für einen 200g Fladen anschaue.

Medium, ölige Textur. Die Blätter riechen schwer, erdig und leicht nach Propolis/harzig. Insgesamt bieten die Aufgüsse aber nur minimal mehr als der Lucky Bee. Etwas fruchtige Würze, Stall-Note und Süße aber wenig überzeugend.

Achtung, zum besseren Verständnis muss hierzu unbedingt noch etwas festgehalten werden:

- Lucky Bee ist selbstverständlich eine Produktion vom Panda
- der 19er Yiwu Gushu bei Gabriele (nannuoshan) ist ebenfalls vom Panda
- aber der 14er Yiwu Gushu bei Gabriele ist nicht vom Panda

Leute fragt besser vor dem Kauf, wenn etwas nicht ganz klar ist.
Panda steht wie Yu für Qualität, wenn auch mehrere Shengs von beiden teils Jahre brauchen, um richtig aus ihrem Dornröschenschlaf zu erwachen.

Als Vorschlag für eine gemeinsame Verkostung in einem gesonderten Thema:
Dieser 19er Mansa (Yiwu) Gushu Huangpian vom dicken Panda, preiswert und vielversprechend (hab den selbst noch immer nicht verkostet, kommt mir gerade recht)
Wer ist dabei?

@Diz Ich reservier mal einen.

Bearbeitet von GoldenTurtle
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@cordyceps danke für die Spoiler-Warnung aber ich hab trotzdem weitergelesen 😁 Natürlich schade, dass die Session nicht so toll war, aber mit dem Qi ist es halt wie gesagt immer so eine Sache - daher verkoste ich grundsätzlich keine neuen Tees an einem Normalen Arbeitstag, weil wie kürzlich erwähnt zumindest bei mir einfach zu viel Unruhe vorhanden ist.

@Shibo schöner Bericht! Spannend ist deine Beschreibung des 2016er Gulan - Kräuter und Kamille kann ich nachvollziehen (bei dem 19er ja z.B. auch deutlich vorhanden) aber Barbecue-Soße und Tabak hatte ich bei dem bislang noch nicht (wobei ich dem aber nicht abgeneigt wäre, haha). Wenn ich meine Notizen so durchschaue, klingen diese zwar für einen FL Sheng schon verhältnismäßig "rau" aber unterm Strich bleibt es bei primär Jingmai Süß (wobei das letzte Update von diesem Frühjahr zugegebenermaßen mit nicht gerade neutraler Keramik gemacht wurde). Aber da William doch sehr unterschiedlich produziert (oder zumindest produziert hat), ist eine große Schwankung zwischen den Jahrgängen durchaus zu erwarten.
Zu deiner Frage: bis letztes Jahr in einem Ton-Topf (bei 45-55% Luftfeuchtigkeit, durchschnittliche Temperatur vermutlich so 21/22° - wobei es durchaus starke Unterschiede geben kann - zwischen 18 und 36°), ab da aus Platzmangel (sollte mal wieder neue Töpfe machen) in einer (ausgelüfteten) Holzkiste in einem "halbwegs geschlossenen Schrank" (halt Kallanx mit einer Tür 😆) im Schatten, daher tendenziell etwas weniger Luftfeuchtigkeit. Da aber auch die 55% als "ultra dry" gelten dürften, auf jeden Fall eine deutlich langsamere Reifung als bei WIlliam in China.

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vor 2 Stunden schrieb GoldenTurtle:

Achtung, zum besseren Verständnis muss hierzu unbedingt noch etwas festgehalten werden:

- Lucky Bee ist selbstverständlich eine Produktion vom Panda
- der 19er Yiwu Gushu bei Gabriele (nannuoshan) ist ebenfalls vom Panda
- aber der 14er Yiwu Gushu bei Gabriele ist nicht vom Panda

Leute fragt besser vor dem Kauf, wenn etwas nicht ganz klar ist.
Panda steht wie Yu für Qualität, wenn auch mehrere Shengs von beiden teils Jahre brauchen, um richtig aus ihrem Dornröschenschlaf zu erwachen.

Als Vorschlag für eine gemeinsame Verkostung in einem gesonderten Thema:
Dieser 19er Mansa (Yiwu) Gushu Huangpian vom dicken Panda, preiswert und vielversprechend (hab den selbst noch immer nicht verkostet, kommt mir gerade recht)
Wer ist dabei?

@Diz Ich reservier mal einen.

Vielen Dank für die Klarstellung! Ich sollte mir langsam überlegen ob ich dir nicht einen Job in der Marketingabteilung anbieten soll. :D

Diese müsste man aber zuerst noch aufbauen... :ph34r:

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Ja, nee, cordy hat die Tees ja in einen Zusammenhang gebracht, wohl in der Meinung die stammen vom selben Produzenten - da wäre es schon sehr merkwürdig, wenn der deutlich günstigere Tee besser ist als der weit teurere Tee, vom selben Produzenten wohlgemerkt, und beide dann auch noch aus der gleichen Gegend stammen und zumindest gemäss Papier beim teureren um einiges kostspieligeres Pflückgut verwendet worden sein soll.

Bearbeitet von GoldenTurtle
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vor einer Stunde schrieb doumer:

@cordyceps danke für die Spoiler-Warnung aber ich hab trotzdem weitergelesen 😁 Natürlich schade, dass die Session nicht so toll war, aber mit dem Qi ist es halt wie gesagt immer so eine Sache - daher verkoste ich grundsätzlich keine neuen Tees an einem Normalen Arbeitstag, weil wie kürzlich erwähnt zumindest bei mir einfach zu viel Unruhe vorhanden ist.

Noch vor einiger Zeit hätte ich Dir da zugestimmt - aktuell (nicht wegen Corona & Co.) habe ich aber häufig an einem "Feierabend" mehr Zeit und Muße als früher und kann sehr gut abschalten. Und Qi ist auch nicht das primäre Ziel für mich (noch nicht?) und ich finde die Absenz von Qi weniger schlimm als einen "langweiligen" (im Auge des Betrachters) Tee, wie jetzt z.B. bei dem 2020 Secret Forest Gushu.

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@doumer Danke für deine Antwort. Da scheint es plausibel, dass der Tee sich aktuell noch nicht in einem guten Reifestadium befindet. Vielleicht kommt er ja in ein paar Jährchen zu sich.

Bezüglich Bbq-Sauce und Tabak: Ich war auch überrascht und hatte es daher bewusst auch mal mit einer schwächeren Dosierung versucht. Dadurch wurde der Charakter milder bzw. FL-typischer. Trotzdem waren diese Noten, besonders im Kontrast zum '15er, noch deutlich auszumachen. Eigentlich hätte ich solche Assoziationen eher bei deftigeren Terrroirs wie z.B. Bulang vermutet. Hier wirken sie, wie gesagt, fehl am Platz und nicht gewollt.

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vor 53 Minuten schrieb GoldenTurtle:

Ja, nee, cordy hat die Tees ja in einen Zusammenhang gebracht, wohl in der Meinung die stammen vom selben Produzenten

Nope, habe ich ehrlich gesagt zu dem Zeitpunkt gar nicht tun können weil ich nicht wusste von wem der Panda Lucky Bee oder Panda/Nicht-Panda Yiwu stammt ;) Ich habe einfach verschiedene Samples verkostet und diese nicht in einen Kontext gestellt. Deswegen habe ich ja auch bei beiden dazu geschrieben woher das Sample stammt.

 

vor 3 Stunden schrieb GoldenTurtle:

Leute fragt besser vor dem Kauf, wenn etwas nicht ganz klar ist.

Naja, ich habe Samples gekauft und keine Reviews über Hersteller, Marke oder sonst was geschrieben und auch keine Zusammenhänge hergestellt. Ist jetzt was anderes als wenn ich z.B. die vier 2020er von TheTea.pl trinke o.ä.

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  • Joaquin änderte den Titel in Welchen Tee trinkt ihr heute? Teil 2
  • Joaquin entsperrt und angepinnt dieses Thema

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