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Welchen Tee trinkt ihr heute?


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2020 Yiwu Jiu Mao von EoT

Der einzige 400g Bing im 2020er Lineup von Essence of Tea - ein klares Statement, dass der Tee eher in Richtung Daily Drinker geht, als die übrigen 200g Bings. In der Beschreibung steht, dass der Tee zwar nicht von alten Bäumen stammt, aber dass diese in einer natürlichen, sauberen Umgebung wachsen dürfen - ein Faktor, der wie schon öfters angesprochen noch wichtiger als das Alter der Bäume ist (siehe z.B. bei meinem Eintrag zu dem 2020er Bang Dong von Tiago). Jiu Mao sagt mir zwar nichts, aber liegt wohl in Yiwu.
Der Tee ist EoT-typisch (insbesondere für die neueren Produktionen) sehr "sauber" produziert und glasklar, verströmt einen intensiven Duft und im Schälchen bleibt ein angenehmer Stallduft zurück - alles sehr vielversprechend! Die Stärke des Tees liegt klar in der Geschmacksebene: Yiwu-Süße, intensive Fruchtigkeit und eine angenehme Adstringenz (so lange nicht zu viel ist das durchaus OK) geben in der Mischung in den ersten Aufgüssen eine sehr schöne Note von weißen Trauben, die mir gut gefällt. Ab dem 4. Aufguss nimmt die Intensität davon zwar ab, aber der Tee bleibt bis zum Schluss fruchtig-süß angenehm und gewinnt im mittleren Teil etwas an Bitterkeit hinzu, damit es auch spannend bleibt. Im Vergleich zum 2020er Boundless gefällt er mir auf Grund der schönen Trauben-Note auch etwas besser, auch wenn beide qualitativ sicherlich auf dem selben Level sind. Er kann sich zwar nicht mit der Eleganz der High-End 2020er von EoT messen und hat nur ein dezentes Qi aber alles in allem ein schöner Tee zu einem angemessenen Preis, der für mich in die selbe Richtung geht wie z.B. der 2020er Gua Feng Zhai von TE: Eine solide Mittelklasse, die nicht nur eine abgespeckte Sparversion der Oberklasse ist sondern selbstbewusst ihren eigenen Charakter hat (und das ist gut so).

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Hattrick! 😁

2002 Sun Yi Shun Liu An von Sun Yi Shun via TTpl

Auch wenn Liu An nicht unbedingt zu den Tees zählt, die für ihre hohe Blattqualität bekannt sind wie manch andere Tees freue ich mich doch immer wieder sehr, wenn ich die Gelegenheit bekomme, einen zu probieren - zum einen weil ein guter Heicha einfach etwas solides ist und zum anderen weil Liu Ans in Europa so gut wie nicht zu bekommen ist, selbst Gelbe Tees sind da deutlich häufiger anzutreffen! Daher auch wenig verwunderlich, dass 2 von 3 Liu Ans zu denen ich Notizen habe von Sun Yi Shun stammen, quasi das CNNP-Äquivalent in dem Liu An Universum. Im Gegensatz zu dem 2014er hat dieser hier schon etwas mehr Jahre auf dem Buckel und offensichtlich einige davon in eher feuchtem Umfeld, denn der Tee ist nichts für schwache Nerven: das nasse Blatt hat einen deftigen, etwas nussigen Kompost- (also nicht Gemüse-Siff sondern der Geruch von verrottenden Kastanien- oder Wallnuss-Schalen - in der Nähe meines Elternhauses in einem abgelegenen Teilort gibt es einen großen, alten Walnussbaum am Wegesrand, der immer im Schatten liegt, um den sich die Grundstücksbesitzer nicht kümmern - das Zeug was runterfällt bleibt daher dort so lange liegen, bis es sich von alleine aufgelöst hat) und Nasser-Aschenbecher-Duft (damit sind keine Tabak-Noten gemeint sondern der Geruch von einem Aschenbecher voller Zigrattenstummel, die über längere Zeit im Feuchten "gezogen" sind) und stark dossiert findet sich insbesondere der erdige Kompost-Charakter auch sehr deutlich in den ersten beiden Aufgüssen wieder, der Aschenbecher interessanterweise jedoch so gut wie nicht. Was erstmal wenig einladend klingt gefällt mir aber sehr gut, da die Komposition mit einer ultra-schweren, sehr cremigen (wenn auch im ersten Aufguss zugegebenermaßen leicht trüben) Textur einhergeht und der Tee im Gegensatz zu seinem jüngeren Bruder tatsächlich eine durchaus wahrnehmbare Energie vorweisen kann. Weniger scharf und weniger Bambus, die leichte Säure ist aber auch hier vorhanden - die Parallelen sind trotz der offensichtlich "anderen" Lagerung nicht zu übersehen (der "Grau-Faktor" ist hier aber dennoch nicht so hoch wie bei dem tollen 2001er Si Rui Liubao). All zu lange hält er zwar (wie die meisten Nicht-Pu Heichas) nicht durch, aber ab dem 3. Aufguss ist er deutlich freundlicher und könnte mit seinen dezent vanilligen Nuss-Noten durchaus auch Gästen angeboten werden (davor nur wenn es sich um bekennende Kompostophile handelt). 😉

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Bearbeitet von doumer
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Heute ging Mei Leafs Office Gossip Juice außer Dienst. Davon hatte ich 2x 200g erworben und ihn als Bürotee eingeplant. Zu besonders viel Gossip kam es aber nicht :)
Der erste Cake war recht schnell getrunken, aber spätestens um die Hälfte des Zweiten herum ließ das Interesse nach und ich habe ihn erst wieder mit der gemeinsamen Verkostung des Mansa Gushu 2019 Bricks regelmäßiger getrunken.
Während der Mansa 2019 mit seiner Aprikosennote eine Sache hat die er gut macht, so ist der Office Gossip Juice die unausgegorene Variante des Shimmer Bliss Roady. Ein sehr ähnlicher Charakter aber schwächer und weniger präzise im Geschmack. Mittags im Büro den Huang Pian und Abends den "Spitzen"-Tee zu trinken war eine schöne Kombination und wertet den Huang Pian vermutlich in der Erinnerung etwas auf. Der Tee bewegt sich eindeutig auf der fruchtigen Seite. Südfrüchte mit einem Zitruseinschlag und jeweils sehr leichter Süße sowie Herbe. Auf Dauer ist er aber nicht komplex genug. Ich glaube in Zukunft bleibe ich erst einmal bei einem Cake oder Brick eines Huang Pian Tees, dann bleiben sie positiver in Erinnerung.


Gestern habe ich noch die letzte beigelegte Probe aus meiner Bestellung bei @Diz getrunken. Den Anji Bai Cha. Der Geruch erinnert sehr an Zwetschgen. Leider war mein kleinstes Aufgussgefäß zu groß für die Probe und die Aufgüsse konnten leider nicht einlösen was der Geruch versprach. Er war angenehm, mild und leicht fruchtig, aber sehr sehr subtil. Eventuell soll das so sein, es war nicht mein erster Bai Cha, aber der erste Anji Bai Cha. Von daher werde ich Ausschau nach einem solchen Tee halten.
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Bearbeitet von Getsome
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Wieder ein Tee zum drin Baden (nein, zu schade dafür!) von @cml93 :

Ôta Tsuyuhikari Wettbewerbs-Sencha

Umfangreiches Aromenspektrum von Maracuja und Kiefernnadeln im Geruch, über Ananas, weißer Mousse (auch vom Mundgefühl her) und säuerlicher Holzigkeit im Geschmack.

Im dritten Aufguss ist zwar schon Schluss, davor wird aber maximal abgeliefert 👏

 

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vor 7 Minuten schrieb goza:

Wieder ein Tee zum drin Baden

Dafür sollte man dann doch besser einen Zijin Zhukecha nehmen (was mE deutlich empfehlenswerter ist, als die innere Anwendung :devil:). Eine Kuriosität aus Guandong. Aber es kommt schon 'rüber, wie's gemeint ist :) ...

Ontopic: heute letzter Aufguss einer anderen, deutlich trinkbareren Kuriosität (zumindest hierzulande): ein Huong Viet aus der Provinz Lâm Đồng in Vietnam. Ist nix anderes als Dong Ding - leicht fermentierter Jinxuan, bloß halt aus Vietnam. Die Teewirtschaft wird dort hauptsächlich von chinesischen Migranten bzw. deren Nachkommen betrieben, habe ich mir sagen lassen. War ein Mitbringsel aus dem Teehaus Konstanz, das meine Neugier geweckt hatte. Um es kurz zu machen -  den könnte man mit hinreichender krimineller Energie auch als taiwanesischen Dong Ding verkaufen. Und zwar als guten. Wobei bei dieser Sorte nach meinem Empfinden die Zunge leider nie so ganz das Versprechen einlöst, das die Nase gibt. Jedenfalls - der Preis (12,80 € / 100 gr) war mehr als nur angemessen. Ein wirklich schöner, entspannender Nachmittagstee.

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Bei mir war heute zum Mittag der Gyokuro Kiwami von Keiko in der Shibo. Der Kiwami ist nicht mein Lieblings-Gyokuro und kommt deswegen häufiger im Home-Office am Mittag in die Tasse. Ein schön frischer, leicht nussiger Tee ohne Umami-Hammer. Zu teuer für einen Daily und auch ein wenig zu zurückhaltend und wird deswegen zu Ende getrunken und nicht nochmal gekauft...

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Nach drei Aufgüssen wird das Blattgut aber nicht entsorgt sondern durfte heute - passend zum selbstgemachten, frisch fertig fermentierten und gereiften Nattō als kleine Zugabe zu den Frühlingszwiebeln dazu. Passt perfekt!

 

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vor 23 Stunden schrieb cordyceps:

Bei mir war heute zum Mittag der Gyokuro Kiwami von Keiko in der Shibo.

Aha, freut mich, dass Du Deine Verkostung dessen hier teilst!
Ich hatte den Saemidori Gyokuro von Keiko letztes Jahr und damals zwischen diesem und dem Kiwami überlegt. Überrascht mich nicht, dass es nicht Dein Favorit geworden ist. Die Saemidori Variante fand ich für den Preis auch nicht wirklich überzeugend. Schade eigentlich, weil die eigentlichen Fakten (Kultivar, Beschattung, Bedämpfung) mir total zusagten ^^ (Aber bei Keiko findet man sonst ja fast nur fukamushi Tees...)

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vor 7 Minuten schrieb goza:

..und das findest du nicht gut, weil...? Wenn ich fragen darf?

Hei, logisch darfst Du fragen! :)

Das sollte gar nicht klingen, als würde ich Keiko das ankreiden. Ich war nur überrascht, als mir das beim Stöbern letztes Jahr auffiel. Und da wäre ich natürlich neugierig, wie es zu dieser Auswahl kommt! Mit tiefer gedämpften Tees tue ich mich persönlich oft schwer: sie sind mir zu schnell zu intensiv und wenn ich an Dosierung oder Ziehzeit viel runterregle, dann wieder zu dünn.

Dabei muss ich gestehen, dass ich gestern den Shincha Classic von Keiko im Kännchen hatte und er mir durchaus gut gemundet hat ;) Also gar nicht dramatisch, nur sind mir asamushi-Tees persönlich bislang 'weicher', feiner und komplexer begegnet. Keiko hat ein riesen Sortiment, auch ähnliche Tees verschiedener Pflückzeiträume. Das finde ich wiederum attraktiv, dafür fehlen mir eben die kurz-gedämpften Varianten.

Weißt Du, wie es zum hohen Anteil an längeren Dämpfzeiten im Sortiment kommt?

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vor 45 Minuten schrieb Zip:

Also gar nicht dramatisch, nur sind mir asamushi-Tees persönlich bislang 'weicher', feiner und komplexer begegnet.

Während ich deine Bevorzugung von Asamushi-Tees persönlich nachvollziehen kann, vermute ich, dass da dem Wunsch der Käufer nachgegeben wird. Ich meine mal gelesen zu haben, dass Fukamushi durch seine Süße und geminderte Adstringenz beliebter ist als Asamushi, und viele Großproduzenten in diese Richtung gehen ... aber ich vermute hier gerade mehr als ich tatsächlich weiß

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Ein wesentlicher Grund dürfte, wie schon geschrieben, den regionalen Vorlieben geschuldet sein, im Süden mag man es deftiger, salopp ausgedrückt. Und Keiko bezieht seinen Tee (ausschließlich) aus Kagoshima, so viel ich weiß. 
Ein anderer Grund könnte sein, dass durch die längere Bedampfung die Bitterkeit stärker reduziert werden kann. Bei Asamushi geht das „nur“ über das Blattgut. 

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vor 16 Stunden schrieb Zip:

Weißt Du, wie es zum hohen Anteil an längeren Dämpfzeiten im Sortiment kommt?

Florent Weugue (TdJ) spricht da in seinem letzten Newsletter von einem "Markttrend", dem er persönlich mit seinem Angebot nicht folgen möchte. Also wohl eine Modeerscheinung, diese Tees werden derzeit offensichtlich verstärkt nachgefragt. Warum auch immer ...

Zitat

zum Beispiel ist die stärkere Ausrichtung auf Senchas mit einer Futsûmushi (Standard-) Dämpfung, auf Senchas, die nicht-beschattet wurden und nur einer leichten Röstung (Endtrocknung) unterzogen wurden, eine Orientierung, die den großen Markttrends zuwiderläuft. Aber ich glaube, dass genau dies es erlaubt, eine breitere Palette an Tees mit einer eigenen ausgeprägten Persönlichkeit präsentieren zu können.

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Gestern und heute in der Teekanne: 2005 Bulang Shan Old Tree Traditional 

Ein abgefahrener Tee und etwas richtig Neues für mich!

@doumer hat es perfekt getroffen: ein richtig fettes Brett!

Am 9.1.2021 um 21:41 schrieb doumer:

Nach dem Changtai von gestern ist heute ein Tee in der Tasse, der zeigt wie es richtig geht - der 2005er Bulang Shan Traditional Old Tree von He Qing Xiang (via TTpl)

Während ich den Changtai von gestern bereits als "Old School" bezeichnet hatte, legt dieser Tee nochmals eine Schippe drauf: Man wird von einem intensiven Weihrauch-Aroma begrüßt und der Aufguss hält ein richtig fettes Brett aus warmem Leder, feuchtem Holz, Räucherwerk und einer mentholigen Bitterkeit (Bulang, what else?) bereit - Old School Charakter aber auf höchstem Niveau! Richtig gut gelungen ist bei dem Tee, dass er sich diesen derben Charakter bewahrt aber NICHT in die sauer-adstringente Schiene rutscht, wie es bei (Massenwaren-)Factory-Shengs oft der Fall ist. Als waschechter Bulang kommen hier natürlich auch Freund gepflegter Bitterkeit auf ihre Kosten, wobei sie nach über 15 Jahren mittlerweile doch schon etwas gezähmter ist, als bei manch jungem Kollegen. Bulang-typisch geizt der Tee auch nicht mit Energie - allerdings würde ich doch eine Abgrenzung zu dem machen, was ich üblicherweise als Qi bezeichne, es ist mehr ein generell kraftvoller Tee, der belebt. Interessant ist auch, dass die Rauchigkeit hier sehr klar von einer Weihrauch/Räucherwerk-Qualität ist und nicht von einer wilden Lagerfeuer-Art wie z.B. bei dem 2015er XiaoShu LinCang von prSK (diese Rauchigkeit liebe ich!) - das hat einen leichten Off-Noten-Touch (wenn auch nicht wirklich störend), mag aber auch daran liegen, dass der Tee "nachträglich" gepresst wurde (d.h. das Maocha wurde zunächst 8 Jahre so gelagert, bevor es zu Bings gepresst wurde) - das hat oft einen etwas seltsamen Effekt auf die Tees wie z.B. eine eigentümliche Trockenheit. Dadurch (und durch das etwas dezente Qi) erreicht der Tee zwar nicht ganz das Level des 2004er Yunnan Arbor Wild Tea von Liming, aber dennoch ein sehr schöner Charakter-Tee!

Ich bin mir noch unsicher ob mir die Weihrauch/Räucherstäbchen-Note zu heftig ist aber ich habe noch ein paar Reserven von dem Sample. Den XiaoShu LinCang kenne ich leider nicht und habe auch sonst recht wenig Vergleichsmöglichkeiten aber wenn es diesen Tee mit etwas mehr Rauch und weniger Weihrauch geben würde dann wäre es wahrscheinlich mein bisheriger Favorit.

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Seit zwei Wochen finde ich keine Zeit für meine Gong Fu Sessions. Stattdessen gibt es Kaffee aus der Aeropress (auch mal ganz lecker) und Tee "en desk". Nun sind Letzterem aber trotz seines profanen Einsatzgebietes durchaus ein paar Zeilen zu widmen.
Bei dem verwendeten Tee handelt es sich nämlich um jenen, welcher die @SoGensche Bezeichnung "Gammeltee" mehr verdient als die allermeisten Kandidaten, die sich mit diesem Prädikat bereits schmücken durften.
Die Rede ist natürlich vom berüchtigten Batabata-cha. Das Blattgut ist... es ist... ähm... ach, ein Bild sagt mehr als tausend Worte: 
 
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Wie schmeckt das Ganze, fragt ihr euch? Nun, ich habe ihm natürlich, bevor ich ihn zum Schreibtisch-Tee "degradiert" habe, ordnungsgemäß eine Gong-Fu-Audienz gewährt. Die Notizen jener Zusammenkunft lesen sich folgendermaßen:
 
Das Blatt riecht nach modrigem Laub und Acrylfarbe.
Der Aufguss: Walnuss, süß und modrig-faulig. Gelagertes Holz, Vollkornreis.
Geschmack: Holzig, wachsig, modrig.
Wie ein Holzfußboden.
Fazit: Subjektiv viel zu intensiv und modrig. Objektiv ist hier eine Goldmedaille zu vergeben: Sonderpreis in der Kategorie Gammeltee.
 
Aber so leicht gebe ich mich nicht geschlagen. Tatsächlich liefert schon die nächste Zubereitungsmethode deutlich bessere Ergebnisse: Westlich aufgegossen, mit 1g/100ml spielt eine hohle Walnuss die erste Geige. Im Hintergrund dudeln ein paar zarte Holzbläser. Der olle Johnny Rotten am Mikrofon hat sich für das Instrumentalstück verzogen. (Ich weiß, musikalisch würde dieses Ensemble ein schockierendes Bild abliefern, aber ich musste in meiner ärmlichen Metapher bleiben.)
Fazit: Das ist gar nicht schlecht. Das kann man trinken und das wird sogar von Mal zu Mal besser.
 
Trotzdem wird fleißig weiter probiert: Ein Kaltaufguss bringt rein gar nichts. Das Ergebnis ist dünn und blass. Ein trauriges Gebräu, ein lächerlicher Abklatsch von der geballten Schrecklichkeit des Goldmedaillengewinners.
Es braucht richtig heißes Wasser um den Zauber aus diesen Blättern heraus zu kitzeln. Warum nicht gleich das Ganze in einen Topf werfen und köcheln lassen?
 
Gesagt getan, das ist nämlich die traditionelle Zubereitungsmethode. Danach wird der Tee dann noch mit einer Prise Salz "verfeinert" und in einer Schüssel schaumig geschlagen.
Der resultierende Geschmack ist interessant. Zu den schon bekannten Noten gesellen sich Süßkartoffel und - woher auch immer - Keksteig. Mit dem Salz erinnert der Sud etwas an eine dünne Kartoffelsuppe. Nicht schlecht, aber nichts worauf ich Lust habe, wenn ich Tee trinken möchte. Ich bleibe bei der klassisch "westlichen" Methode.
 
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Nun bin ich gespannt, was @TeeStövchen von diesem Teufelszeug zu berichten hat.

 

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@Shibo haha, ja definitiv kein Tee wie man ihn sonst so kennt! Matcha-ähnlich zubereitet ohne Salz aber durchaus ganz OK!


@topic: 2019 Naka Qiao Mu von TTpl

Der direkte Vorgänger des 2020er Naka Qiao Mu: Blätter von den selben Pflanzen und verarbeitet vom selben Mann - und dennoch ein komplett anderer Tee! Während der 2020er vor allem durch seine aromatische Fruchtigkeit (weißer Pfirsich!) besticht und trotz herben und bitteren Facetten (was zu einem Naka einfach dazu gehört) frisch und elegant wirkt - wie die anderen 2020er ein hochwertiger, sauber und modern verarbeiteter Sheng - steht hier vor allem derbe Lagerfeuer-Romantik im Vordergrund. Man schmeckt den Rauch des (Holz-)Feuers beim Sha Qing und kann gut nachvollziehen, dass der Tee gröber/traditioneller verarbeitet wurde, als der 2020er. Aber genau diese vermeintliche Schwäche macht den Reiz des Tees aus: wie beim 2015er Xiashu Lincang von Peter (wenn auch nicht ganz so krass) handelt es sich hier um eine schöne, wilde Rauchigkeit (die nichts mit der Aschenbecher-Rauchigkeit von manchen Factory-Shengs zu tun hat), die mir deutlich besser gefällt als z.B. die Weihrauch-Note beim 2005er Bulang Shan Traditional Old Tree - es schmeckt nach "draußen", nach Freiheit, nach einem Sommergewitter das einen im Grünen beim Grillen überrascht, wohingegen der Weihrauch nach "drinnen", nach feierlichem Tempel und staubigem Alter schmeckt. Das intensive Stall-Aroma im leeren Schälchen unterstreicht diesen Charakter noch zusätzlich und die Bitterkeit, die auch hier vorhanden ist kann entweder in einem glasierten Schälchen einen frischen Akzent setzen oder in einem unglasierten Schälchen zu mehr Breite verhelfen - beides passt gut zum Tee, wobei ich persönlich letzteres bevorzuge. Qualitativ sind natürlich beide Jahrgänge gleichwertig, da sie von den selben Pflanzen stammen - Pflanzen, die nicht all zu alt sind (50-70 Jahre) und daher der Tee nicht so viel Tiefe aufweist wie manch Gushu-Kollege - aber der rohe, unverfälschte Charakter des 2019ers hat mich sofort angesprochen und sticht aus der Masse der modern produzierten Tees hervor, daher eindeutig mein Favorit von beiden!

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Zwei, die sich gefunden haben...

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Ich hab da schon länger einen Shizuoka Tsuyuhikari Sencha, der mir aber nie vermocht hatte, seine Qualitäten zu vermitteln. Irgendwie war er immer ok, nie gut genug, dass man sich ihm so richtig freudig annimmt, aber auch nicht so schlecht, als dass man ihn aufgäbe.

Und dann ist da ein Shigaraki-Becher-Pärchen, die ich vor nicht allzulanger Zeit gekauft hatte, und die noch auf der Suche nach dem passenden Partner waren. "teaware chooses it's tea", heißt es ja auch. Bisherige Versuche mit japanischem Tee waren eher mau, zu stark gedämpft, am besten - naja, das ist untertrieben, das war schon recht gut - matchten sie bisher mit mitteloxidierten Taiwan-Oolongs.

Ich hatte aber gehofft, japanische Keramik auch mit japanischen Tees verwenden zu können.

Und der konkrete Sencha nun relativ dünn zubereitet (nur 2g auf 160 ml, dafür Ziehzeit >2 min), wird vom Shigaraki-Becher dann mit viel Körper versehen. Wie eine Fettformatierung eines Textes, oder alles groß geschrieben. Durch die geringe Dosierung bleiben "unschöne" Charakterzüge in angenehmen Rahmen, der Tee wirkt aber nun dennoch geschmeidig und vollmundig.

 

 

Bearbeitet von Gast
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Gerade hab ich mir einen schönen Bio Sencha zubereitet und meine ,heute eingetroffene Japanische Kyusu - Kanne von TKK eingeweiht. 🙂 Der Bio Sencha von WATANABE schmeckt mir gut. Er ist schön mild im Geschmack und hat eine schöne zitronengelbe Aufgussfarbe.Den ersten Gang hab ich weggekippt-einen Waschgang gemacht, und dann 3 Aufgüsse a 300ml mit je 70 Grad heißem Wasser und 2 Minuten ziehen lassen . Ja ,hab gleich 0,9 Liter intus....kann man durchaus wiedermal trinken. ❤ Langsam teste ich mich vor bei den Grünen...um mal ein paar "Best offs " für mich herauszuschmecken. Aber ein bisschen gewöhnungsbedürftig sind die Grünen für mich schon noch .Aber ich teste weiter. :)  :)  :)  

https://www.tee-kontor-kiel.de/tee/gruener-tee/bio/bio-sencha-roji-watanabe-hon-yuu-yakushima

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Bearbeitet von Adriana
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vor 15 Minuten schrieb Adriana:

Den ersten Gang hab ich weggekippt

Versuch's mal ohne Waschgang. Ich finde, japanische gedämpfte Tees brauchen das in aller Regel nicht. Das kurze Blanchieren (was es mE am besten trifft) ist ja eher so eine Art 'Aufwecken' - japanische Tees mit ihrem höheren Feuchtigkeitsgehalt und der durch das Dämpfen aufgebrochenen Blattstruktur brauchen das mE nicht. Und dadurch, dass sie ihre Inhaltsstoffe sehr viel schneller abgeben, geht durch das Blanchieren auch deutlich mehr an Geschmack und Aroma verloren als bei einem gewokten oder gebackenen Grüntee.

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vor 17 Minuten schrieb Adriana:

Gerade hab ich mir einen schönen Bio Sencha zubereitet und meine ,heute eingetroffene Japanische Kyusu - Kanne von TKK eingeweiht. 🙂 Der Bio Sencha von WATANABE schmeckt mir gut. Er ist schön mild im Geschmack und hat eine schöne zitronengelbe Aufgussfarbe.Den ersten Gang hab ich weggekippt-einen Waschgang gemacht, und dann 3 Aufgüsse a 300ml mit je 70 Grad heißem Wasser und 2 Minuten ziehen lassen .

Ja mit so einer Standard-Allround-Kyusu habe ich auch mal begonnen. Ist gerade für den Anfang gut geeignet weil sie sich leicht reinigen lässt, durch die Glasur keine Patina bildet und somit für viele verschiedene Arten von Tee genutzt werden kann. Später wenn man sich durch das Tee-Angebot durchgetrunken hat und "seine Tees" kennt, kann man dann anfangen die passenden Kyusus, Hohins, Shiboridashis zu finden. Ich habe persönlich die Erfahrung gemacht das die meisten Tees in unglasierten Teekannen nochmal deutlich an Geschmacksintensität zulegen. 

Mit den Watanabe Tees habe ich ehrlich gesagt so meine Schwierigkeiten wobei ich den Hon-Yuu nicht kenne. 

Ich hatte den Kabusecha der "Tokujou" also besonders gut sein soll und war ziemlich enttäuscht.

https://www.tee-kontor-kiel.de/tee/gruener-tee/bio/bio-tokujou-kabusecha-watanabe-asanoyu-yakushima-100g

Auch der Watanabe-Shincha konnte bei mir nicht punkten,

https://www.tee-kontor-kiel.de/tee/gruener-tee/bio/bio-kabuse-shincha-2020-watanabe-yakushima-50g

der Sakura-no-Shincha von den Matsumotos mundet mir deutlich besser.

Aber zur Ehrenrettung der Watanabes muss ich gestehen, dass zumindest der Genmaicha

https://www.tee-kontor-kiel.de/tee/gruener-tee/bio/bio-genmaicha-watanabe-yakushima-100g

für mich unschlagbar in dieser Kategorie ist und seit Jahren regelmäßig 1-2 mal pro Woche auf meinem Programm steht.

Warum du aber den ersten Aufguss weggekippt hast ist mir schleierhaft, das ist bei japanischen Tees pure Verschwendung. Ich würde auch die Ziehzeit beim 1. Aufguss eher auf 1 Minute reduzieren, aber wenn er dir mit 2 Minuten schmeckt ist es auch natürlich auch ok.

 

 

 

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vor 6 Minuten schrieb Schizotwin:

Warum du aber den ersten Aufguss weggekippt hast ist mir schleierhaft, das ist bei japanischen Tees pure Verschwendung.

 

Nunja ich hab noch nicht mehr wie 5 Grüntees getrunken....und ich lese immer von Waschgängen,damit sich das Blatt erstmal öffnet.....und ich fand die Aufgussfarbe so hell - was wohl von weniger Geschmack zeugt ?? Ich lasse mich aber gerne von Euch korrigieren !! Bin sehr dankbar dafür !  :) 

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  • Joaquin änderte den Titel in Welchen Tee trinkt ihr heute? Teil 2
  • Joaquin entsperrt und angepinnt dieses Thema

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