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Welchen Tee trinkt ihr heute?


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2020 Lao Man E Bitter von TE - vielen Dank @cordyceps für das Sample!

Der Name ist hier Programm: Lao Man E ist ja ohnehin schon für eine tolle Bitterkeit bekannt, auch wenn in fast allen Fällen der Tee aus bitterem und süßem Material besteht - hier wurden jedoch nur die bitteren Pflanzen ausgewählt, wodurch sich der Charakter des Tees deutlich verändert. Die normalerweise samtige, ausgewogene Bitterkeit eines LME erhält so einen deutlich durchdringenderen Charakter: im ersten Moment ist es bitter, dann fühlt es sich an als ob sich der Kiefer zusammenzieht bis sich das ganze plötzlich im Abgang in eine zitrus-artige Süße wandelt, die man auch noch lange nach dem Trinken wahrnehmen kann. Zwar nicht ganz so "fies" wie der 2013er Mengson Bitter von prSK aber trotzdem ein Tee der Kategorie "schnelle Verabschiedung von unliebsamen Gästen" bzw. "super-spannend für den verschrobenen Tee-Nerd". Tiago schreibt, es handelt sich um "Zhong Shu" (= mittlere Bäume), die laut Anwohnern zwischen 70 und 80 Jahren alt sein könnten - letztlich ist der Tee trotz seiner extremen Bitterkeit nicht anstrengend für den Magen und auch wenn die Energie etwas geringer ist als beim 2017er Private Order Lao Man E bitter only von Yu (auch wenn selbst dieser zugegebenermaßen nicht primär durch Qi glänzt - wie die Textur scheint das bei einem "normalen" LME wohl eher von der süßen Variante zu kommen?) ist es ein toller Tee für spezielle Gelegenheiten - definitiv kein Alltagstee!

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vor 1 Stunde schrieb doumer:

ein toller Tee für spezielle Gelegenheiten - definitiv kein Alltagstee!

Perfekt zusammengefasst :)

Nachdem der Tee von UK bis zur mir fast einen Monat lang unterwegs war :( ist er gerade noch rechtzeitig vor dem Wochenende gekommen und ich konnte @doumerein Sample verpacken. Von diesem Sample-Abbruch sind bei mir gleich auch noch 3g in mein 40ml Kännchen gewandert und ich war mir nach einer kurzen Session schon recht sicher, dass er auch ihm schmecken wird :)

Heute Vormittag dann nochmal recht hoch dosiert im unglasierten Petr Sklenička Kännchen gehabt: was für eine bittere Explosion! Und dann dieser ewig lange Nachhall mit einer leichten Süße aber vor allem einer säuerlich-bitteren Citrusnote.

Gefällt mir sehr - leider war der Tee bereits nach einer Woche ausverkauft. :(

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Am 18.3.2021 um 16:55 schrieb goza:

via Sampletausch mit @Shibo bin ich zu einem Mimasaka Bancha gekommen, den ich auch gleich mal ausprobieren wollte.

Die Blätter sind recht sperrig, daher konnte ich die Shibo nur spärlich (gewichtsmäßig) füllen, aber der Tee muss auch gar nicht hoch dosiert werden. Ein bis zwei Minuten nach dem Übergießen mit fast noch kochendem Wasser ergibt es ein dunkles, süßes, röstig-nussiges Gebräu mit angenehmer Gewürznote von Pfeffer und Gebäck. Gar nicht schlecht!

Ich habe ihn nun auch in verschiedenen Aufgussvarianten probiert und bin ziemlich angetan vom Mimasaka-Bancha. Unter den regionalen "Spezialtees" aus dem TDJ Sortiment gefällt er mir am besten.
Deine Beschreibung bildet auch meine Geschmackseindrücke sehr gut ab. Ergänzen möchte ich nur zwei Dinge: Im trockenen Blatt bekomme ich eine schöne Karamellnote, die so richtig Appetit auf den Tee macht. Außerdem finde ich den Abgang ziemlich gut: Überraschend trocken für diesen eher süßen Tee, was eine angenehme Balance herstellt und ihm ein bisschen Komplexität verleiht. Insgesamt eher ein Alltags- bzw. Nebenbei-Tee, aber richtig lecker!
Am besten finde ich den Mimasaka-Bancha mit geringem Blatt/Wasser-Verhältnis (1g/100ml) und langen Ziehzeiten. Grandpa-Style direkt aus dem Glas geht auch gut, da die Blätter so groß sind.

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Dank deines großzügig bemessenen Samples war er jetzt schon einige Male in der Kanne, und ich freu mich jedes Mal darauf. Und er wird sicher nachgekauft. Trotz seiner Trivialität ein Tee, der mir richtig gut schmeckt! Genieße ihn vor allem Abends.

Jetzt aber ein Songboling Roasted Jinxuan, der im Zishagaiwan schön zur Geltung kommt, blumiges Dulce de Leche quasi. Im glasierten Kännchen ist er etwas gedämpft, und kommt nicht so strahlend daher. Nicht direkt herb, aber für meinen Geschmack zu "dunkel". 

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Dürfte schon bei Aufguss Nr. 8 oder so sein, und kein Ende in Sicht.  

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Den muss ich nochmal hervorholen, weil ich diese Woche zwei Schwarztees hatte.

Einmal TG's Laos Wild Phongsali. Gekauft weil ich letztes Jahr einen Pu Erh aus Phogsali kaufte und etwas aus der selben Gegend wollte. Das da ein "n" fehlt oder zu viel ist habe ich natürlich erst gerade eben bemerkt. Der Tee hat eine Rohrzuckersüße und riecht frisch. Western Style oder Gong Fu, bei beiden tut sich nicht wirklich was für mich., aber es ist kein schlechter Tee. So geht es mir auch bei den Asamms, Cylons oder Assam-Cylon-Mischungen: Manschmal ist da Frucht, Süsse oder Blume, nur insgesamt nichts was einen reinzieht.

Chafang 2020 (Herbst) Schwarztee von Pu Erh.sk: Der Tee war Teil des 2020er Tastingsets. Seine Süße geht in in Richtung dezenter dunkler Honig mit einem frischen aber auch bitteren Geschmack. Mein neues Kännchen via @Anima_Templiverbreitert den Geschmack des Tees. Wenn der Tee im Gaiwan sin(x) ist, dann ist er im Kännchen sin(2x) :)
Peter schreibt der Tee sei angenehm für einen Schwarztee und da stimme ich zu, aber das sich verändernde Geschmacksprofil über die Aufgüsse hinweg schmecke ich nicht. Der Tee macht auch nichts falsch und zeiht mich auch nicht zu sich. Beide Bilder sind von diesem Tee.
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Das wird wohl wie bei den Grüntees: Noch ein langer steiniger Weg.

Noch ein bis zwei Sätze zu dem Kännchen. Ich wollte es "umwidmen", da vorher Shou und Hong Cha darin gebrüht wurden, bleibt genau das der Plan. Den Schwarztees dieser Woche tat das Kännchen gut. Mal sehen wie sich Shou darin macht.

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Das Einläuten des verlängerten Wochenendes muss ich noch nachlegen. Einen DanCong Vergleich zwischen Gaiwan und Kännchen.

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Yelaixiang Dancong 2019 von @chenshi-chinatee. Der Geruch ist blumig, leicht und süßlich. Im Kännchen etwas intensiver als im Gaiwan, aber das war bisher bei allen Kannen so.
Eine Dan Cong typische Strenge zieht sich durch alle Aufgüsse. Zunächst ist da eine frische Blumigkeit mit leichter Süße. Die Süße wird intensiver mit leichtem Karamell. In dieser Sitzung fehlt das leicht cremige Mundgefühlt, welches normalerweise das Karamell begleitet.
Zunächst lässt sich kaum ein Unterschied zwischen Gaiwan und Kännchen ausmachen. Ab Aufguss Nummer drei ist aber klar, dass die Aufgüsse aus dem Kännchen intensiver sind. Sowohl die Süße als auch die Strenge werden stärker, die blumigen Anleihen sind in den Hintergrund getreten. Mir gefällt der Tee so und das Kännchen hat eine sehr angenehme Größe. 

 

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Eine von @Paul s Hongcha Proben: Imperial Pure Bud Yunnan Black Tea of Simao

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Augenöffner und Gaumenschmeichler zugleich.

Ich schmecke deutlich Waldhonig, Sahne, und erspüre einen erfrischenden Nachgeschmack von Minze. Nach drei Aufgüssen wird es herber und würzig (Schwarzbier).

Ich bin sehr auf die anderen Tees gespannt, danke!

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Heute ist Tag der dunkles Tees, und der Batabata-cha von @Shibo  fand noch den Weg in die ebensolche
 

Hier nochmal die mutigen Vorkoster

 

Heute erstmal als gongfu, morgen probiere ich noch die traditionelle Methode.

Vor meinem inneren Auge baut sich ein altes Herrenhaus auf, in Gestalt der Art des Marsten House in Castle Rock, holzvertäfelte Wände, dicke verstaubte Teppichböden, abblätternde Farbe, ranzige Ledersessel.

Mit einer gewissen pfeffrigen Würze ist der Tee der Inbegriff von allem, was im Lexikon unter "alt und modrig" zu finden wäre. Eine süßliche, aber gleichzeitige chemische Note will noch darüber hinwegtäuschen, dass jemand angefangen hat, dem verfallenen Haus mit Lack einen neuen Anstrich verpassen zu wollen - verschenkte Liebesmüh'

Trotzdem eine Erfahrung, die auf ihre Art Spaß gemacht hat!

 

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Hübsches Bild :) Versuch den Batabata-cha auch mal nach "westlicher" Methode aufgegossen. Mir haben weder Gong Fu noch die traditionelle Methode zusagen wollen.

 

Von @goza habe ich ein Sencha-Probierset bekommen, an dem ich mich in letzter Zeit gütlich getan habe.

Es handelt sich dabei um Tees der Kultivare Yamakai und Kôshun aus dem Sortiment von TDJ. Sie stammen aus Uji, Asamiya und Hon.yama, wobei die beiden Tees aus Hon.yama in der Verarbeitung ein stärkeres hi-ire erfahren haben:

Yamakai aus Uji, Wazuka
Yamakai aus Asamiya
Yamakai aus Hon.yama
Kôshun aus Asamiya
Kôshun aus Hon.yama

Mein Gaumen ist in Sachen Sencha nicht mehr besonders geübt. Vor 2-3 Jahren habe ich viel Sencha getrunken, gewissermaßen war es meine Einstiegsdroge in die Welt des hochwertigen Tees. Heute muss ich sagen, dass ich mich mit gozas Auswahl teilweise etwas schwer getan habe. Die richtige Aufgusstemperatur zu finden um die von mir gewünschte Balance zwischen Umami, Körper und Aromatik zu finden war ganz schön tricky und wenn ich so drüber nachdenke finde ich es eigentlich erstaunlich, dass so viele Menschen über diese divenhaften Tees ihren Weg in unser Hobby finden.
Wenn aber einmal alles zusammen passt, dann kann so ein Sencha ein unvergleichliches Geschmackserlebnis liefern, weshalb sich das Herumspielen mit den Parametern definitiv lohnt.

Zwischen den verschiedenen Kultivaren konnte ich deutliche Unterschiede erschmecken. Die Yamakai haben einen eher fruchtigen Charakter, die Kôshun haben eine ausgeprägtere Floralität und eine hintergründige Nussigkeit. Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Verarbeitungsstilen und Terroirs sind dann schon eine Nummer subtiler. Tatsächlich könnte ich die Yamakai aus Uji und Asamiya in einer Blindverkostung vermutlich nicht auseinanderhalten. Beide haben mir gut gefallen, mich aber nicht vom Hocker gehauen.
Der Yamakai aus Hon.yama hebt sich mit seinem ausgeprägteren Körper und Umami recht deutlich von den anderen beiden ab. Der fruchtige Aspekt findet hier in einer Aromenstruktur Ausdruck, die an süße Kirschtomaten erinnert. Sehr voll und gleichzeitig erfrischend mit einigen herben Anklängen. Ein toller, komplexer Tee und mein Favorit aus dem Fünfergespann.

Der Kôshun aus Hon.yama gefällt mir auch gut. Er ist herber, etwas weniger voll und Umami-lastig, hat dafür aber eine zugänglichere, betörende Aromatik. Den Kôshun aus Asamiya fand ich beim Öffnen des Samples klasse, weil das trockene Blatt so schön nach süßem Gebäck riecht. Allerdings lässt er in der Schale nach und ist weder besonders aromatisch, noch punktet er am Gaumen.

Danke, @goza für diese Samples. Auch wenn ich aktuell nicht so verrückt nach Sencha bin, hat der Vergleich viel Spaß gemacht und es war schön, sich nochmal mit dieser Teekategorie vertraut zu machen. Das Kultivar Yamakai kannte ich noch nicht und verbuche es als echte Entdeckung. Ich habe schon einige gute Erfahrungen mit Kôshun gemacht (unter anderem mit einem hervorragenden Kamairi-cha von Yutaka-Tee), zähle es also zu den Kultivaren, die mir generell zusagen. Hier hat Yamakai mit seiner tollen Fruchtigkeit aber die Show gestohlen.

Zum Abschluss noch zwei Fotos von einer Session mit dem Yamakai aus Uji:

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Sehr schöne Zusammenfassung!

vor 14 Minuten schrieb Shibo:

Die richtige Aufgusstemperatur zu finden um die von mir gewünschte Balance zwischen Umami, Körper und Aromatik zu finden war ganz schön tricky

Waren sicher keine Einsteiger-Tees, und ich habe auch mehrere Anläufe gebraucht, um die Tees zu "verstehen" - tatsächlich war es häufig eine viel höhere Dosierung als ich üblich nehme, um die angesprochene Balance zu erzielen.

vor 17 Minuten schrieb Shibo:

Zwischen den verschiedenen Kultivaren konnte ich deutliche Unterschiede erschmecken. Die Yamakai haben einen eher fruchtigen Charakter, die Kôshun haben eine ausgeprägtere Floralität und eine hintergründige Nussigkeit.

Das trifft es gut, Yamakai ist so richtig schön beerig, Koshun floral und sogar Richtung Kräuter.

vor 18 Minuten schrieb Shibo:

Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Verarbeitungsstilen und Terroirs sind dann schon eine Nummer subtiler. Tatsächlich könnte ich die Yamakai aus Uji und Asamiya in einer Blindverkostung vermutlich nicht auseinanderhalten.

Ich auch nicht, und im Gegensatz zu China wie die Berge und Dörfer essentielle Rollen spielen können, ist Japantee da nicht so diffiziel zu unterscheiden.

Bei der Tee-Selektion ging es neben den Kultivaren um die eher zugrundeliegende Unterscheidung von Kansai- und Shizuoka-Stil. Ob da der niedrige-hi-ire Tee aus Uji oder Asamiya kommt, ist da nebensächlich.

vor 23 Minuten schrieb Shibo:

Der Yamakai aus Hon.yama [...] Ein toller, komplexer Tee und mein Favorit aus dem Fünfergespann.

Dito!
Und der Uji Yamakai ist mein Schlusslicht. Er hat für mich einen sehr künstlich anmutenden Nachgeschmack. Meine Frau hat einen Labello mit Fruchtgeschmack, der schmeckt genauso.

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Da heute einer der seltenen Tage ist, an denen ich WIRKLICH frei hatte hab ich das genutzt und eine Art Tee-Retreat gemacht und über den ganzen Tag verteilt das 2017er pal•ate Tasting Set von Bitterleaf Teas getrunken: 
Hierbei handelt es sich um ein interessantes Tasting Set, mit dem 4 verschiedene häufig in Shengs anzutreffende Eigenschaften demonstriert werden sollen - hier als kleines Set mit 4 * 8g Dragon Balls, wobei es aus dem selben Material auch 200g Bings zu kaufen gibt. Das Set hab ich vor einiger Zeit gekauft und ist um ehrlich zu sein etwas untergegangen - es war sicherlich gedacht, die Tees frisch zu trinken aber auch so spannend, 4 Tees vom selben Produzenten, aus dem selben Jahr aber von unterschiedlichen Regionen zu probieren. Alle Tees stammen aus der 2017er Herbsternte und bestehen aus "mixed picking material", was ich als primär jüngere Pflanzen mit etwas älterem Material interpretiere (da sonst aus Marketing-Gründen sicher der besonders hohe Anteil an Gushu hervorgehoben worden wäre ;) 

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tián (甜)
Tián, zu Deutsch "süß". Dieser Tee stammt aus Guafengzhai - um ehlich zu sein hätte ich hier eher Jingmai-Material erwartet, da das für mich der Inbegriff von Zuckerguss-Sheng ist (evtl. bin ich hier aber auch etwas von den Farmerleaf Gulan/Gushu/Shengtai geprägt) - aber da Jingmai bereits für den Xiāng-Tee verwendet wurde, hätte ich persönlich eher Wa Long gewählt - Guafengzhai ist für mich der Inbegriff von Textur und Tiefe, auch wenn sich durchaus immer ein gewisser "Süßer Faden" durch zieht. Jedenfalls gibt es hier schon eine leichte Süße, aber der Tee zeichnet sich vor allem durch eine ausgeprägte Textur aus - bei der sich leider der Herbst-Charakter besonders ausgeprägt zeigt, wie es bei nicht all zu hochwertigen Herbst-Shengs leider meist der Fall ist. Auch in Punkto Tiefe ist nicht all zu viel geboten, was das oben angesprochene Mischungsverhältnis jung zu alt bestätigt - alles in allem leider eher enttäuschend, obwohl (oder gerade weil?) ich ein ziemlicher GFZ-Fanboy bin.

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róu (柔)
Róu, zu Deutsch "weich" (oder auch "sanft). Dieser Tee stammt aus Yiwu - die Wahl kann ich klar nachvollziehen, auch wenn Yiwu doch recht weit gefasst ist (und GFZ in Yiwu liegt). Um so überraschender ist, dass der Tee alles andere als weich war - von den 4 Tees war das mit abstand der derbste! Das liegt vor allem daran, dass der Tee im Vergleich zu den anderen eine deutlich gröbere Verarbeitung abbekommen hat, die Blätter sind teils richtiggehend "angekokelt" - was wiederum in einer rauchigen Röst-Note resultiert, die dem nassen Blatt ein sehr interessantes Aroma von gegrilltem Gemüse gibt (was keineswegs unangenehm ist). Dadurch erinnert mich der Tee entfernt an angenehme Lagerfeuer-Shengs wie z.B. den 2019er Naka Qiao Mu von TTpl (ohne jedoch dessen Qualität zu erreichen). Man mag hierbei natürlich darüber streiten, ob nicht ein Makel ist, aber da mir solche Rauchnoten bekanntermaßen zusagen, sorgt das hier für Charakter, welcher dem Tee sonst vermutlich fehlen würde und überlagert den Herbst-Charakter des Tees. Dazu ein leichtes Qi - auch wenn das Ziel verfehlt wurde, der interessanteste Tee des Sets.

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kǔ (苦)
Kǔ, zu Deutsch "bitter". Auch ohne nachzulesen war klar, woher dieser Tee stammen muss: Bulang. Leider wurde bei der Auswahl explizit darauf geachtet, kein all zu bitteres Material zu verwenden - und das, obwohl Herbst-Tee ohnehin nicht so bitter ist, wie die Frühjahrsernte. Dadurch ist der Tee ironischerweise der süßeste Tee des Sets, da das bisschen an Bitterkeit sofort durch die Huigan-Süße ersetzt wird - sie zeigt sich allenfalls in dem erfrischenden Charakter des Tees, wodurch er jünger wirkt als die anderen Tees im Set. Von allen Tees hat dieser auch das mit Abstand schönste Blattgut - und auch hier gibt es ein leichtes Qi. Zwar keine Überraschung wie der Róu-Tee, aber für mich der beste Tee des Sets (auch wenn nur minimal besser als der Róu und daher die selbe Bewertung).

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xiāng (香)
Xiāng, zu Deutsch "duftend". Wie schon erwähnt stammt dieser Tee aus Jingmai und hier wurde das Ziel auch erreicht: das nasse Blatt besticht durch ein schön fruchtiges, leicht blumiges Aroma - das des Aufgusses ist etwas herber und hat eine minimal medizinische Note. Insgesamt aber ein sehr stereotypisch/"offensichtlicher" Sheng ohne Qi, Tiefe oder Textur - ein YS-Abziehbild das nicht im Gedächtnis bleibt. Nicht mein Fall.

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vor 5 Stunden schrieb Shibo:

32g Sheng an einem Tag, mein lieber Herr Gesangsverein! 

Ich muss aber auch gestehen, dass ich pro Tee nur 5-8 Aufgüsse gemacht habe, da es sonst zu viel Flüssigkeit gewesen wäre. 😅

vor 5 Stunden schrieb Shibo:

"Tee-Retreat" 

Primär deshalb, weil ich den Tag ähnlich wie ein "echtes" Retreat aufgebaut habe: abwechselnd ~30min Meditation und ~90min Tee und das ganze 4mal (aber mit jeweils 15-25min Pause zum Lesen und Beine ausstrecken dazwischen, da ich bei beiden Aktivitäten mit gekreuzten Beinen sitze - das halt ich sonst nicht den ganzen Tag durch 🙈).

Bearbeitet von doumer
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Über die trübe Zeit hinweg, habe ich mir vorgenommen meine angestauten Nichtgrüntees abzubauen. Zweifellos gab es da paar nette Tees dabei, aber erst als ich heute nach langer Zeit wieder einen frischen Grüntee in Form des Bi Lo Chun Sanxia 2021 von TKK in der Tasse hatte, war ich wieder so richtig gefesselt. Für manche beginnt die Teereise bei Grüntee, ich denke ich bleibe noch etwas länger am Bahnhof sitzen und schau den Zügen bei der Abfahrt zu...

Der Geruch der aus der Tüte entsteigt ist fast eine Demütigung für so manch echte Maracuja.

 

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2012 Yi Shan Mo von TU

Sehr interessant, wie sich der Tee in den letzten Jahren verändert hat: die in der letzten Notiz erwähnte würzig-scharfe Note ist verschwunden und auch die Alters-Einschätzung stimmt wieder mit dem tatsächlichen Alter überein - er ist quasi auf "Tauchstation" gegangen, wodurch sich der Charakter des Tees radikal ändert. Das nasse Blatt hat ein leichtes Champignon- oder Shiitake-Aroma und einen sehr herbstlichen Charakter (warmes, feuchtes, welkes Laub) und abgesehen von einer sehr weichen, vollen Textur ist er in jeder Hinsicht sehr zurückhaltend: er schmeckt nicht nach viel, außer einer sehr harmonischen Fermentations-Note, das Aroma lässt sich mehr erahnen als sonst etwas - keine Spur von Orchideen oder sonstigen "spannenden" Sachen und das Qi ist weder aufweckend wie bei einem Naka noch Stoner-mäßig wie bei einem Tejipin und auch wenn die Textur voll und weich ist, besticht er nicht durch einen mordsmäßig schweren Körper. Und dennoch: die Energie ist sehr entspannend, wenn auch subtil wirkend - Geschmack und Aroma harmonieren perfekt und zeigen die Essenz von einem guten Puerh (die Reifung) auf - alles im Gleichgewicht, nichts stört durch unnötige Aufdringlichkeit. Wie bei den Thai-Tees von Peter hat der Tee etwas, was sich nicht wirklich in Worte fassen lässt, aber doch den Tee ausmacht - jemand, der das Besondere sucht wird hier nicht fündig - es gibt nichts zu finden, man muss nichts suchen und deshalb ist der Tee so gut.

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Bearbeitet von doumer
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Am 2.4.2021 um 12:04 schrieb SoGen:

Ein wirklich wunderbarer Oolong - absolut empfehlenswert. 

Ja da hast du Recht. Der Songzhong DFH 2019 war dem dem Yelaixiang , bis auf die Karamellnote, sehr ähnlich.Beides schöne Tees.

 

@Anima_Templi legte den bei ihm gekauften Kannen zwei Teeproben bei. Davon ist der Jin Madon 2017 von Nannuoshan? an der Reihe. Einen Tee so kennen zu lernen hat einen schönen Nebeneffekt: man weiß so gut wie nichts und so bringt der Tee etwas Rätselspaß mit sich.
Das Blattbild erinnert an leicht geröstete Anxi Oolongs. Der Geruch ist fruchtig mit leichter Röstung, erinnert etwas an Da Hong Paos und ich meine eine blumige Note zu erhaschen. Das nasse Blatt bestätigt in Geruch und Aussehen den Eindruck eines leicht gerösteten Anxi Oolongs.

Geschmack: Blumig, weich, die Frucht und Röstung muss ich mir eingebildet haben, in späteren Aufgüssen macht sich die Röstung in Verbindung mit einer deutlichen Süße mit leichtem Karamell.
Zwei Spekulationen: a) Die Frucht im Geruch könnte vom verwendeten Holz kommen, denn in Aufgüssen mit Röstung im Geschmack meinte ich auch die Frucht zu erkennen. b) Waren Insekten am Entstehungsprozess beteiligt? In den ersten Aufgüssen hatte ich einen Nachgeschmack der an durch Insekten gebissene grüne Oolongs erinnert.

Ich mochte den Tee, würde aber nicht häufig zu ihm greifen und habe auch nicht den Eindruck, dass Tee noch etwas von mir versteckt hält.


Danke für die Probe @Anima_Templi.

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2012 Luo Shui Dong von  TU

Wie der 2012er Yi Shan Mo von TU ist auch der Luo Shui Dong gegenüber dem letzten Eintrag stiller geworden, auch wenn hier die Veränderung nicht ganz so groß ist: zwar sind auch hier die floralen und adstringenten Noten weitestgehend verschwunden, eine minimale Bitterkeit und Würze ist aber noch vorhanden, wodurch der Tee jetzt etwas "aggressiver" (wenn man das auf dem Level überhaupt so nennen kann) ist, als der Yi Shan Mo - interessanterweise war es ursprünglich ja genau umgedreht. Dadurch konzentriert sich auch hier der Charakter des Tees auf einen buttrig-weiche Textur und das leise Vergehen der Zeit - beides sind wirklich schöne, dezente Tees! Zu Lui Shui Dong (落水洞 - was übrigens wörtlich "fall-into-water cave" bedeutet) haben Eugene & Belle übrigens auch einen interessanten Blog-Post verfasst, in dem neben einem schönen Eindruck von diesem kleinen, abgelegenen Dorf auch berichtet wird, wie sehr die Teebäume unter der Kultur-Revolution gelitten haben und weitere Probleme im Bezug auf Teebäume aufzeigt (z.B. ein trauriger, einsamer, eingezäunter Baum, der laut der voll Pathos in den Fels gehauenen Schriftzeichen 1000 Jahre alt sein soll aber selbst die stets sehr "optimistische" Alters-Schätzung der Anwohner beläuft sich "nur" auf 700 Jahre).

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Über die letzten Tage gab es zwei Tees aus  Gua Feng Zhai.

Einmal @teekontorkiel's Gua Feng Zhai 2018 und einmal Mei Leafs Tub Highness 2020. Beides kein Gushu, soweit ich die Angaben verstehe, aber darauf muss es ja nicht ankommen.

Noch vor ein paar Jahren hätte ich zwei sehr ähnliche Tess erwartet. Da dachte ich auch noch Yiwu sei Yiwu. Diese Sichtweise lässt sich natürlich nicht halten, alleine mit Blick auf die Größenverhältnisse der Landstriche. Es ist wahrscheinlicher, dass sich Tees in einigen wenigen Aspekten ähneln und nicht in wenigen Aspekten unterscheiden.

Gua Feng Zhai 2018:

Geruch: Heu, dunkle trockene Früchte, Reis, frische Südfrüchte, Zitrus, Ziehzeit über 60s wie ein fruchtiges Curry ohne die Gewürze (insgesamt dezent für noch junge Puhs)

Geschmack und Mundgefühl: frisch prickelt (Fruchtsäure?), Südfrüchtemix mit herausstechender Zitrusnote, Guave?, gelegentlich schwingt ein Hauch Bitterkeit im Hintergrund mit, das anfängliche prickeln nimmt sich später zurück und gibt einem mineralischen Gefühl Raum, nach 7-8 Aufgüssen und längeren Ziehzeiten erinnert eine Note an Zimt.
Zur Süße: Keine Süße wie Honig oder Rohrzucker sondern eine leichte Süße die gemeinsam mit den Früchten auftritt.

Mit dem Tee sind es erst ein paar Sitzungen, die härter gepressten Stellen liegen noch vor mir. Bin gespannt, ob sich da noch etwas tut. Bisher gefallen mir die ersten Aufgüsse mit prickelnder Frucht.

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Tub Highness 2020:
Geruch: frisch rote Früchte (Erdbeere/Himbeere/Johannisbeere), Parfüm, sehr intensiv

Geschmack und Mundgefühl: Beeren (Himbeere/Johannisbeere), manchmal sticht Erdbeere heraus, süß bis sehr süß, Nuß? eher Mandel?, manchmal bitter, anhaltende Süße im Mundraum.

Die ersten drei Mal war der Tee unangenehm "schaumig" und fast klebrig im Mund. Nach zwei Wochen Eingewöhnungszeit an das Raumklima war davon nichts mehr zu spüren. Durch den Cake bin ich danach recht schnell durch und würde seine Stärken bei starker Mandel sowie Süße und gemächlichen Früchten sehen und weniger, wenn die Früchte im Vordergrund stehen. 

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Gemeinsamkeiten sehe ich nur bei der Süße. Natürlich liegen da zwei bis zweieinhalb Jahren zwischen den Tees, aber es fällt auch auf, dass die Früchte prägnant sind. Heißt, die Fruchtnoten lassen sich ersten überhaupt und zweitens auch leichter einer bestimmten Frucht zuordnen.

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1990s Loose Leaf Raw Puerh von EoT

Ein Tee mit inzwischen doch recht vertrautem Werdegang: irgendwann in den 90ern (vermutlich gegen Ende) von einem unbekannten Produzenten hergestellt, zunächst in Hong Kong gelagert und dann in Taiwan für den Rest der Zeit gelagert. Auch wenn ich prinzipiell durchaus HK-Shengs etwas abgewinnen kann, haben doch alle einen sehr gleichförmigen Charakter und nahezu kein Qi mehr (ich weiß nicht, was es ist, aber HK-Storage scheint das Qi eines Tees absolut zu vernichten) - so auch hier: weich, in den ersten Aufgüssen deutlich erdig was schnell zu einer warmen Süße wird. Im Gegensatz zu anderen wirkt dieser hier durchaus wie beworben etwas sauberer - aber das ist meiner Meinung nach nicht unbedingt ein Vorteil bei einem HK-Sheng, denn die können nur eine Sache wirklich gut: feuchte Weichheit. Dadurch, dass er nicht "all in" geht, platziert sich der Tee irgendwie in einem etwas unbestimmten Limbo - nett, aber undefiniert.

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Nach dem (nicht schlechten aber doch irgendwie) enttäuschenden Sheng am Morgen gab es am Nachmittag dafür etwas richtig ordentliches: 2018er Naka von prSK

In den letzten 3 Jahren hat sich auch hier einiges getan: der Tee ist deutlich derber als bei der letzten Notiz. Zwar war auch da schon von einer gewissen Bitterkeit und Adstringenz die Rede, was auch nach wie vor die Hauptrolle spielt, aber an Stelle einer moosigen/nussigen Note tritt nun deftiger Stall und Urin - und unter dem ganzen eine tiefe Süße. Die schwere Textur hat der Tee beibehalten und auch das intensive Qi - auch wenn ich es evtl. nicht unbedingt als entspannend beschreiben würde und es sich Naka-typisch im Stirn/Nasen-Bereich manifestiert ist es angenehm und fokussierend. Ein toller Tee und ein mustergültiger Naka - dessen Charakter ganz im Gegensatz zu der 2019er Version steht (als diese noch ganz frisch war - muss ich unbedingt auch mal wieder schauen, wie der Tee sich entwickelt hat).

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@doumer: Wenn du die Urinumschreibung verwendest, dann bekommt man direkt Lust auf den Tee......nicht! :)

Nach den äußerst positiven Erfahrungen mit pu-erh.sk's GFZ 2003 wollte ich auch die anderen drei älteren Semester aus dem Shop probieren.
https://www.teetalk.de/forums/topic/4544-welcher-tee-ist-heute-in-eurer-tasse-teil-3/?do=findComment&comment=118867
Also habe ich je ein 7g Sample bestellt und muss schon sagen, dass Peter sehr großzügig war, denn in allen drei Tütchen sind 9g Tee. Alle drei Tees sind Factory Shengs und sind dementsprechend eine Mischung nach Rezept. Die Jahresangaben sind angeblich das Jahr der Pressung und der Mao Cha womöglich das ein oder andere Jahr älter.

Zwei der drei Samples sind probiert. Ich bin immer der Nase nach und habe zuerst die mit dem ansprechendsten Geruch gewählt. Hoffentlich sind die Fabriknamen richtig von der Packung übertragen, der ein oder andere Buchstabe war schwer zu entziffern.

Tong Qing Hao 269 2005

Geruch: Vanille, Gebäck und geräucherter Speck. Nach dem Waschgang Medizin, etwas Keller und nach weiteren Aufgüssen riecht das Blatt würzig.

Geschmack und Mundgefühlt: Angenehm, würzig, Speck, leichte Süße, ganz leicht medizinisch, das Gebäck kommt im Nachgeschmack. Ab Aufguss 5 kommt etwas Leder hinzu und würzige Noten übernehmen den Tee. Trockenes Mundgefühl.
Der Tee wärmt spürbar.
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Die 9g habe ich auf 7g im Gaiwan und 2g im/in? der Shibo aufgeteilt. Im Gaiwan waren 7g genau richtig, aber im Shibo hätte es etwas mehr sein dürfen. Deshalb habe ich den nächsten Tee nicht mehr aufgeteilt, was ebenfalls eine gute Entscheidung war.

 

Qizomu Gushu 2005

Geruch: Vanille, Gebäck, Holz und (mediterrane) Kräuter. Nach dem Waschgang werden die Kräter deutlicher und der Tee riecht "sauberer" oder als der Ting Qing Hao.

Geschmack und Mundgefühl: frisches Mundgefühl (etwas Minze?), medizinisch, Strenge/Herbe im Hintergrund. Die Kräuter werden stärker und haben gemeinsam mit dem Tee ihren Höhepunkt bei den Aufgüssen fünf bis acht. Denn dort wird das Mundgefühl zudem ölig. Der Tee gibt sich nicht so leicht Preis wie der Tong Qing Hao, u.a.  ist es schwer zu erkennen ob es neben den Kräutern eine eigenständige Würze gibt.
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Rückblickend wäre es natürlich schlauer gewesen zuerst mit den Tees anzufangen um den Gaumen zu schulen und sich dann an den GFZ 2003 zu wagen. Beide Tees sind nicht so vielschichtig wie der GFZ, waren den Besuch aber auf jeden Fall wert.
Man sollte sich Zeit für die Tess nehmen, weshalb ich den letzten der drei (Liming Tea King 2004) wohl auf das nächste Wochenende vertagen muss.

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Hon Yama Hebizuka Sencha: Der handgepflückte Tee stammt von einer Teefarm in den Bergen von Hon Yama (Shizuoka, Präfektur Shizuoka, südwestlich von Tokio). Der höchste Gipfel heißt Hebizuka. Es bedeutet laut Akira soviel wie das Grab der Schlange (The Grave of the Snake). Der Tee wächst auf rund 800 Metern Höhe bei der Familie von Herrn Nakamura, knapp an der Anbauhöhengrenze für Tees in dieser Gegend von Japan. Er wird nach der Ernte für 24 Stunden in Bambuskörbe gepackt, um ihn ein wenig „reifen“ zu lassen. Erst danach wird er kurz für 30 Sekunden gedämpft, weiterverarbeitet und am Ende nur ganz kurz „gefeuert“ (das Wortspiel musste sein 😉 Erfreulich ist, dass der Tee genauso schmeckt, wie von Akira beschrieben. Das trifft auch netterweise für die anderen Tee zu, die ich bei ihm bestellt habe. Wer es genauer wissen will —> bitte hier nachsehen: https://hojotea.com/item_e/g18e.htm - Akira führt wie immer alles akribisch genau auf, wodurch keine Frage offen bleiben sollte - oder?

Ein Wort vorweg zur Zubereitung: ich habe den Tee inzwischen mehrfach mit diversen variablen Parametern zubereitet. Meine Methode für (neue) Grüntees. Akiras Methode (sehr heiß und 1 Minute beim 1. Mal ziehen lassen, dann mehrfach heiß und nur wenige Sekunden Ziehzeit und dann immer um 10 Sekunden steigern mit gleichzeitig gesteigerter Wassertemperatur). Ein Mittelding zwischen beiden Ansätzen habe ich auch getestet. Wie auch immer: mit meiner dem neuen Tee angepassten Methode hole ich für meinen Geschmack am meisten heraus (kühler und dafür längere Ziehzeiten). Ich denke es bleibt wie immer jedem selbst überlassen für jeden Tee „SEIN“ Optimum zu finden. Menge: ca. 4g auf 200ml (das variiere ich auch je nach Lust und Laue - und es entspricht auch Akiras Vorschlag für diesen Sencha).

ZUBEREITUNG (Kyuso & Samashi: Kokuzo pottery 国三)  | 1 Portionslöffel = 4g

AG1: 66°C/105 Sek. —> sehr gut (!), eine Fülle an Geschmack. Reichhaltig, harmonisch und gleitet angenehm den Rachen hinunter; angenehme Süße (Süßholz bester Qualität), sehr blumig: vor allem an Bergblumen erinnernd, wie Enzian und Erika (dabei haben sie diese wahrscheinlich gar nicht in Japan); gepaart mit der angenehmen, grünen Frische einer Almwiese; man behält übrigens lange das „Süßholz“ am Gaumen mit einem feinen Kräuternachgeschmack im Mund. Dezent ist das Unami eingebettet; alles unglaublich harmonisch; keine Bitterkeit - nur ein dezenter Anklang fern im Hintergrund (so soll es sein); nichts sticht extrem hervor; ein Sencha, wie ein exzellent komponierter und viele Jahre im Fass gereifter Wein aus Spanien oder besser noch: Südafrika. Stellenzicht kommt mir jedes Mal in den Sinn. Deren Pinotage aus 2012, der ab 2019 genial schmeckte. Gereift wäre überhaupt eine treffende Beschreibung für diesen Tee. Er hat einerseits einen jugendlichen Charakter mit erstaunlicher Reife, die ich einem Sencha bisher nie zugetraut hätte. Wäre er ein Rotwein, dann hätte er die „ideale Trinkreife“. Sind die Bambuskörbe für diesen Sencha was das Eichenfass für den Pinotage ist? Ich würde Mal vorsichtig behaupten: yeap!

AG2: 74°C/25 Sek.  —> sehr gut „g’schmackig“ (81°C in Samashi); witzig: mehr Unami als bei AG1 (ist jedoch nicht jedes Mal so - vielleicht weil ich die Temperatur immer nur auf 2-3°C genau treffe?); Bergkräuter & alpine Blumenwiese: Enzian & Co lassen nun deutlicher grüßen; süßlich; ab jetzt bleibt immer ein extrem langer Nachgeschmack im Mund, im Abgang: weniger Geschmack an frisches Heu erinnernd.

AG3: 74°C/25 Sek. —> sehr gut, toller Nachgeschmack, erinnert jetzt wieder stärker an Heu mit vielen Bergblumen (v.a. im Abgang); ganz anders als sonstige Senchas (einzig der Uji Sencha Jubuzan von Akira schmeckt insgesamt noch mehr nach Blumen; Wiesenblumen, genauer gesagt - noch immer extrem vollmundig und ausgewogen. Ich könnte derzeit nicht sagen, welchen Aufguss ich bevorzuge. Alle 3 waren eine Offenbarung, um es pathetisch auszudrücken - aber nur so werde ich diesem Sencha gerecht. Und überraschend lange anhaltend im Nachgeschmack: vor allem ab AG2.

AG4: 78°C/45 Sek. —> sehr gut, wird jedoch weniger intensiv im Geschmack; noch immer viel Süße und Bergblumen(Kräuter), kein Umani mehr. Das ist nun weg. Nachgeschmack weiter lange anhaltend: mehr Bergkräuter nun als Süßholz.large.1434680398_1DSC9015_PortionslffelmitHonYamaHebizukaSencha_Hojotea.png.9c62d1aa386d9dd9eb8ebc83775c94d1.png

 

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AG5: ist nur mehr ein (Schwanen)abgesang: ganz gut aber nicht mehr sehr gut - und diesen erspare ich mir in Zukunft. Es sind noch mehr Aufgüsse drinnen, wenn man den 2. & 3. wenige Sekunden kurz hält und auch den 1. maximal 1 Minute; jedoch erhält man dann nur einen exzellenten und ziemlich gute 5-6 weitere Aufgüsse, und ich lege Wert auf 3-4 exzellente Aufgüsse. Habe ich probiert: ist nicht mein Ding - auch nicht ein Mittelding zwischen Akiras Empfehlung und meiner Art der Zubereitung.

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  • Joaquin änderte den Titel in Welchen Tee trinkt ihr heute? Teil 2
  • Joaquin entsperrt und angepinnt dieses Thema

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