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Welchen Tee trinkt ihr heute?


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Nachtrag zu gestern: 2021 Mangzhi von Yu

Dieser Yu-Sheng ist mir von der Teerunde mit zwei guten Teefreunden letztes Wochenende besonders im Gedächtnis geblieben: er war so ganz anders als die meisten Tees von Yu, die ich bislang kennen gelernt habe (insbesondere die jungen): von Zurückhaltung keine Spur! War das nur ein Zufall? Daher war ich sehr gespannt, wie er sich unter gewohnten Bedingungen schlägt.

Das Blatt gewinnt keinen Schönheitspreis - das mag am Sample liegen, hat aber sicher auch damit zu tun dass es in Mangzhi (莽枝) vor allem "gemischtes" Blattgut (also zwischen großen Blättern wie in Yiwu und kleinen Blättern wie in Yibang) gibt - ähnlich wie z.B. in Xikong, was ganz in der nähe liegt. Zur Einordnung: Mangzhi liegt östlich von Youle und westlich von Gedeng (was wiederum westlich von Yibang liegt) und Manzhuan (was westlich von Yiwu liegt) und wird von den Yi und Yao bewohnt. Mit lediglich einer Ausnahme von TU und einer von TTpl kenne ich Mangzhi bislang nur von diversen ZSL-Produktionen (am besten hat mir hier der 2018er gefallen). Und tatsächlich lassen sich hier Parallelen insbesondere zum ZSL-Sheng erkennen: der Tee startet mit einer intensiven Bitterkeit, bei der eine schöne Nussigkeit mitschwingt und auch dir dort angesprochene Mentholigkeit ist nachvollziehbar - der Tee lässt einen tief durchatmen. Bemerkenswert ist, wie süß der Tee im Abgang wird - eine schöne voll Honigsüße, kein billiger raffinierter Zucker. Diese Süße ist es auch, die im Laufe der Session ganz lanhsam aber sicher das Ruder übernimmt und die Bitterkeit immer mehr in den Hintergrund rückt - und diese "wilde Süße" hält der Tee dann auch sehr lange. Der Eindruck von letztem Wochenende hat sich jedenfalls bekräftigt: der Tee erinnert mich deutlich mehr an die 2018er Produktionen von prSK als an das, was ich sonst von Yu gewöhnt bin (wenn man das bei dem bisschen Erfahrung bislang überhaupt so nennen kann) - er ist voll, fast schon derb mit seiner Bitterkeit und tritt mit breiter Brust auf - toll! Dazu ein angenehmes Qi, ordentliche Textur und Tiefe - der Tee macht für meinen Geschmack alles richtig. Schöner Tee, schönes Kännchen und ein wunderbares Schälchen (man beachte die wunderschönen Kristalle!) - was will man da mehr?

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vor 23 Minuten schrieb doumer:

er ist voll, fast schon derb mit seiner Bitterkeit und tritt mit breiter Brust auf

Ich möchte hier anmerken, dass dieser Tee nicht bitter ist! 😂

Sehr schöne Beschreibung, @doumer :)

2020 ShuiXian by tt.pl

Da mir die gestrige Session mit Tonkesselwasser so gut gefallen hat, habe ich ihn heute für diese Yancha-Session wieder verwendet. Das Ergebnis hat mich überzeugt.

Die fruchtige Süße, welche bei diesem Tee ausgeprägt ist, erreicht durch das Tonwasser ein ganz neues Level an Intensität. Die Kopfnoten präsentieren sich schillernd und schmeichelnd, die Einbußen beim Körper nehme ich gerne in Kauf, passt diese neue Leichtigkeit doch hervorragend zu dem farbenprächtigen Bild der Aromen, welches der Tee zeichnet.

Das Blattgut ist sehr hübsch. Man beachte die öligen, weißen Ränder, welche beim ersten Aufguss in der Schale wabern. Der Aufguss ist wunderbar klar und die Farbe erinnert mich an ein hervorragendes Quittengelee, welches ich kürzlich bei einem guten Freund probieren durfte.

Der Kopf wird frei, das Herz leicht. Die Stimmung wird untermalt vom singen des Kessels und dem Schnarchen des Vierbeiners neben mir. Eine tolle Session! :)

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Und zu heute: 2021 Manlin auch von Yu

Manlin (曼林), ein Dorf im Westen von Manzhuan (曼磚) (was wiederum westlich von Yiwu (易武) liegt) ist für mich ein kaum beschriebenes Blatt: bis auf einen guten 2016er Sheng aus dem damaligen (leider viel zu kurz laufenden) Teaclub von EoT (2 Pakete mit 1-2kg Puerh im Jahr - nicht die jämmerliche 0815 Nachfolger-Version wie sie jeder x-beliebige Teeshop anbietet) und einen sehr guten 2016er von ZSL (der für mich zu den Highlights von ZSL zählt) hatte ich von dort leider noch keinen Tee. Im Grunde aber auch nicht schlimm - so geht man schon nicht mit einer Erwartungshaltung an den Tee, was i.d.R. ohnehin auch wenn man es sich vornimmt kaum vermeidbar ist. Wobei das für heute auch nicht ganz korrekt ist, denn auch dieser Tee hat uns letztes Wochenende sehr gut gefallen ;)

Im Gegensatz zum Mangzhi von gestern startet der Tee deutlich dezenter - wobei auch das hier relativ ist: im Vergleich zu anderen (jungen) Yu-Shengs ist auch dieser wenig zurückhaltend. Eine schönte tiefe Süße spielt die Hauptrolle, die vor allem zu Beginn durch eine Adstringenz begleitet wird, die den Tee deutlich grüner wirken lässt als den Mangzhi. Zusammen mit der vollen und geschmeidigen Textur hätte ich hier am ehesten auf einen guten (wenn auch etwas adstringenteren) Yiwu getippt, da der Grundcharakter doch tief und ruhig ist - ganz anders als der Mangzhi aber genau so gut! Erwähnenswert ist, dass der Tee für mich von den 2021er Shengs von Yu (einer fehlt noch) bislang das intensivste Qi hatte - wobei man dazu sagen muss, dass auch das eher sanft ist, eine absolute Qi-Keule wird man bei Yu vermutlich nicht finden (auch hier wieder der Hinweis: so viele kenne ich noch nicht von ihm und auch "nur" bis zu dem 3€/g-Level).

Und etwas Off-topic zum Thema Qi: entgegen mancher Diskussionen verdeutlicht die Tatsache, dass man bei einem 20ml-Schlückchen aus dem winzigen antiken Kännchen überhaupt ein Qi wahrnimmt, dass es sich NICHT nur um die Auswirkung von Koffein handeln kann, da die Menge hier schlicht viel zu gering und vernachlässigbar ist. Es handelt sich um 2 - 2,5g Tee oder so und selbst wenn das mit Redbull angerührter Koicha wäre, würden 20ml nicht ausreichen um den Effekt zu erklären.

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2000 Kai Yuan Purple Stamp
von EoT in meiner Tasse.
6g/105ml

EoT hatte den vor Jahren im Angebot, ich habe hier nur ein uraltes Sample von einem Bekannten.
Anscheinend wurde der von nem Malaysischen Teemeister gekauft und in seinem damaligen Teehaus angeboten. ("This tea was ordered by a Malaysian tea master in 2000 for sale in the teahouse he was running at the time. It has been stored in Malaysia since then in very clean conditions.") Wurde dann von EoT in einen No-name-wrapper verpackt - weshalb man nicht mehr über den Tee weiß. (fragwürdige Praxis imo)

Während der Begriff Teemeister ja heutzutage exponentiell verwendet wird und unter den ganzen selbst ernannten desselben Begriffs quasi keine Bedeutung mehr hat, scheint er hier jedoch zu passen. Der Typ wusste anscheinend was er zu kaufen hat.

Exzellenter Tee. Die Malaysische Lagerung zeigt sich wie immer wundervoll in der Reife. Deshalb ist der Tee auch relativ trinkreif und angenehm. Dass der Tee trotz der Jahre in guten Lagerbedingungen noch relativ intensiv ist, spricht für ihn. Trotzdem ist der Tee noch ziemlich adstringent, trocknet aber nicht den Mund und die Kehle aus (weshalb das zu ertragen ist).
Ist zwar adstringent, unterscheidet sich aber deutlich von jungem Sheng, woran man wieder merkt wie wichtig gute Lagerung ist.

Schon nach der Hälfte der ersten Tasse wusste ich: "Oh, das könnte guter Tee sein". (Wenn sich die Nackenhaare aufstellen dann weiß man schon dass man sich auf etwas gefasst machen muss ;) )

Geschmack möglicherweise eher Richtung Bulang? (keine Ahnung - bin kein Experte. wirkt für mich definitiv nicht wie Yiwu). Kann etwas bitter werden, je nachdem wie lang ich die Infusionen mache. Schöne Walnuss und Holznoten. Nix weltbewegendes - aber auch keine dünne Suppe. (aber wer trinkt Tee schon für den Geschmack ;D )
Liquor hat schönes Mundgefühl. Schön dickflüssig.
Sehr wärmend, Kribbeln überall. Mundkühlend. Sehr schönes Gefühl - nicht besonders einschläfernd, aber auch nicht übermäßig aktivierend. Ein gutes Mittelmaß. Etwas stimmungserhellend möglicherweise. (Bin noch eher Anfänger im Beschreiben von Body-Effects... oft weiß ich das nicht so eindeutig zuzuordnen.) Fühlt sich jedenfalls gut an.

Ziemlich stark auch in den späteren Infusionen (bis Infusion 6 oder 7 - dann fällt er ab in der Wirkung - bleibt aber zufriedenstellend genug für weitere Infusionen). Hält gut an für einige Infusionen. 10 hab ich glaub ich mindestens rausbekommen. Werde die Blätter noch in die Thermos hauen für später/morgen.


Hatte ne gute Zeit. Guter Tee. Würde kaufen.

Bearbeitet von Toha0652
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The Shou must go on!

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Der Plan!

Schon lecker, wenn solche chinesischen Mandarinen ausnahmsweise mit hochwertigem Shou geladen sind ... es ist eine schöne, kontrastreiche, erfrischende Kombination ...

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... aber! Die sind aromatisch so kräftig, dass sich Aroma in einer Tonkanne absetzen würden.

Da kommt der selten benutzte Chawan wie gerufen!

Neulich hab ich davon ja im Chahai aufgegossen - hab das von Chinesen gesehen - aber zum abgiessen/filtern war das nicht so richtig praktisch ... und praktisch soll es ja schon sein, da bin ich ausnahmsweise mal froh um ein Teesieb.

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2016 Tea Hong GABA Orange.

Nein, nicht aromatisiert, nur kreativ benannt. Irgendwie hört man von GABA-Tees nicht mehr viel, oder? Vor ein paar Jahren war das ja ne Zeitlang total angesagt.

Der Tee liegt auch schon seit 5 Jahren bei  mir rum. Hatte nicht mehr so viel Interesse daran, weil er mir zu durchoxidiert ist - ähnlich wie stark geröstete Tees und Shu vernachlässige ich diese Tees, weil mir eine gewisse grüne Bitterkeit fehlt. Somit gleich mal 10g auf die große Kyusu.

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Aber schon kein schlechter Stoff. Hatte damals noch grüne Blatt-Anteile dabei, jetzt hat sich das homogenisiert - optisch und im Blatt.

Mir gefällt der Tee besser als damals. Man kann immernoch die Blätter reinschaufeln, ohne sich kümmern zu müssen, dass es evtl. zu stark wird. Aber es gab vier komplexe, aromatische Aufgüsse, die sehr schön in die Weihnachtszeit passen. Komplexe Gewürze, Brotkrume und gar kein Rauch - deutlich anders als geröstete Tees.

Ich würd den Tee nicht zu lange lagern, mein Eindruck ist, dass er jetzt auf seinem Gipfel ist. Hat sich sehr deutlich verbessert, viel harmonischer, stimmiger und tiefer.

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Das Tetsu-Wasser kann natürlich auch nicht schaden, nachdem ich jetzt lange Zeit fast nur in Edelstahl Wasser erhitzt hab. Gut möglich, dass auch das den erfreulichen Eindruck mit bedingt.

 

 

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Ihr kennt das bestimmt, wenn euch als Teeliebhaber natürlich auch "Tee" geschenkt wird. Auch mir hat ein Arbeitskollege von seinem Peru Trip das lokale Siedegetränk Emoliente mitgenommen. Die Geste weis ich sehr zu schätzen und ich habe mich aufrichtig darüber gefreut. Geschmacklich dann aber nicht ganz mein Fall, es schmeckt irgendwie wie Kräutertee mit Getreidenote. Muss man mögen....

 

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Heute in meinem Gaiwan: Darjeeling Green GFOP1 Okayti. Bei diesem Tee hat mich immer schon die Beschreibung genervt: "Frecher, frischer Grüntee... Fordernd und fruchtig im Geschmack". Ah ja.

Nun habe ich eine Probe und trinke sie in drei Teilen. Unbefriedigenderweise kann ich euch keine genauen Angaben zu den Aufgußparametern machen. Mir fehlt eine Apothekerwaage und für alles andere bin ich gerade zu faul (bzw. der Tee ist für einen solchen Aufwand nicht teuer genug).

Duft im vorgewärmten Gaiwan, trockenes Blatt: nach Grüntee, überraschend angenehm nussig und süß. Farbe der Blätter: gelblich grün-braun mit schwarz.

Duft der nassen Blätter: wie oben, aber mit einer scharfen Note.

Erster Aufguß ca. 80 ºC, Dauer: nicht sehr lang. Nussig, würzig, etwas scharf-adstringent. Nota bene: die offizielle Empfehlung lautet 1.5 min bei 90 Grad. Geschmack hält etwas an. Insgesamt angenehm. Für meinen Geschmack dürfte es etwas intensiver sein, d.h. ich nehme beim nächsten Aufguß weniger Wasser. Tassenfarbe ein dunkleres Gelb (es ist so nebelig heute, ich kann es nicht näher bestimmen).

Zweiter Aufguß: bißchen wie der erste, wobei sich das Würzig-Adstringente verstärkt. Ich mag den Nachgeschmack bei solchen Tees (lucky me).

Dritter Aufguß: jetzt wird es auch schon dünner, wobei sich ganz leicht blumige Noten zeigen. (Vermutlich ist mein Wasser mittlerweile bei 70 Grad.)

4. Aufguß: habe das Wasser auf 90 Grad hochgejubelt. Das nasse Blattgut riecht süß und würzig. So schmeckt auch der Aufguß, wobei es (wie erwähnt) jetzt dünner wird. Der Geschmack erhält damit etwas Transparentes.

Ich muß der Teeprobe zugute halten, daß das Ablaufdatum mit 18.05.2020 angegeben war. Eventuell war er jung "frischer" im Geschmack. So jetzt vom heutigen Befund ist der Beschreibungstext Unsinn. Ich würde ihn als angenehm warm und würzig beschreiben. Mit 5,70 €/ 100g ein preiswerter Alltagstee, der bei richtiger Zubereitung sogar ganz angenehm schmeckt. Wenn ich noch mehr davon hätte, würde ich ihn freiwillig weitertrinken.

Um einen ungefähren Eindruck zu vermitteln.

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vor 31 Minuten schrieb Benedicta:

"Frecher, frischer Grüntee... Fordernd und fruchtig im Geschmack". Ah ja.

... eine echte Alliterations-Attacke :ph34r:.

TGs, ähm, enthusiastische Beschreibungen haben mich auch schon oft amüsiert.

vor 31 Minuten schrieb Benedicta:

Ich muß der Teeprobe zugute halten, daß das Ablaufdatum mit 18.05.2020 angegeben war.

Ja, das ist halt schon was. In der Regel ist das MHD 2 Jahre nach dem Abpacken gesetzt, der Tee ist somit mindestens 2,5 Jahre alt. Da tut sich schon einiges bei einem Grüntee...

Jedenfalls ein schöner Bericht. Respekt für so viel Forschergeist! 4 Aufgüsse durchzuziehen bei so einem doch einfachen Tee, das verlangt schon Entschlossenheit :) Ich find, die Art Tee ist ein klassischer Kandidat für: Wasser drüber, passt schon.

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2021 Yibang Guoyoulin von Yu

Noch ein Yibang (倚邦) von Yu - er hat dieses Jahr mehrere gemacht - das genaue Dorf wird hier zwar nicht erwähnt, aber dass es sich um Material aus einem Guoyoulin (国有林) Gebiet handelt. Meng-Lin hat in ihrem Blog-Post zu den 21er Yibangs auch ein Bild von einem Teebaum aus eben diesem Guoyoulin-Gebiet und so wie es aussieht, scheint es sich um Gaogan (高杆) Bäume zu handeln - vielleicht keine ganz so hohen wie die, von denen der Rareness 6 stammt, aber das ist auf dem Bild nicht klar zu erkennen.

Das Sample stammt aus der Bingmitte und enthält daher evtl. mehr Bruch als üblich aber was man von den Blättern sieht, sieht gut aus (da in Yibang die kleinblättrige Variante wächst, sind hier ohnehin keine Yiwu-Riesenblätter zu erwarten) und hat einen satten, vollen Duft. Interessanterweise wirkt der Duft des nassen Blattes aber etwas dezenter, moosiger und der Aufguss hat einen fast schon nussigen Duft - nicht unbedingt das, was ich von einem typischen Yibang erwartet hätte (was eine positive Überraschung ist). Auf der Geschmacksebene lässt sich der Tee aber nicht lumpen und startet mit einer intensiven Vielzahl an verschiedenen Facetten, die im ersten Aufguss eine zunächst bitter-adstringent-süße Mischung ergeben, die eine mögliche Fruchtigkeit überlagern (ja, ich könnte auch dezenter dosieren) - aber keine Blumigkeit, wofür Yibang doch so berühmt/berüchtigt ist? Von wegen! Zwar zunächst tatsächlich nicht im Geschmack aber der Hui Gan lässt regelrecht Blumen in der Kehle wachsen - das klingt zunächst mal nicht so gut (Hanahaki Disease (花吐き病)?) aber ist tatsächlich erstaunlich und selbst ich als Blumigkeits-Grinch muss gestehen, das hat was (liegt aber evtl. auch mit an der Art der Blumigkeit - zwar keine frischen Maiglöckchen wie beim 2021er Bai Hua Qing von EoT aber trotzdem mit einer gewissen frischen Leichtigkeit - weit weg von den erstickenden Orchideen der Großtante). Besonders gut gefällt mir auch die schwere und unglaublich weiche Textur des Tees - kaum zu glauben, dass das ein Tee von diesem Jahr ist! Das mag evtl. auch mit meinen "extra-schweren" Wasser zusammenhängen, aber der Tee hinterlässt einen regelrechten fruchtig-blumigen Film im Mund, der mich etwas an Maracuja erinnert - vor allem in den ersten Aufgüssen, wenn der Overload der verschiedenen Facetten etwas schneidendes haben. Zumindest im Porzellan-Schälchen von Andrzej Bero - in der Karatsu-yaki Guinomi von Dohei Fujinoki (藤ノ木土平) wird das etwas mitigiert, was vor allem in den folgenden Aufgüssen gefühlt die Fruchtigkeit etwas besser unterstreicht und mehr in Richtung Kirsche lenkt. Ab dem dritten Aufguss gefällt mir der Tee eigentlich am besten - dann ist die Blumigkeit nicht mehr so krass, die Facetten lassen sich besser entziffern und der Tee ist richtig schön voll und fruchtig. Yu-typisch zwar nur ein mildes Qi - wobei man hier mal wieder über die Definition von Qi sprechen muss: für mich ist Qi vor allem die Energie, die sich im Körper zeigt - das mag bei dem Tee zwar nicht so ausgeprägt sein wie bei anderen, aber der Tee an sich ist trotzdem voller Energie - wie nennt man das dann? Egal: so oder so ein klasse Tee - definitiv einer der besten Yibang die ich bisher hatte, auch wenn er einen ganz anderen Weg geht als die rohe Kraft des Rareness 4. Freunde von Yibang Shengs kommen hier auf jeden Fall auf ihre Kosten - werde ich womöglich doch auch noch zu einem Yibang-Fan?

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2021 Gaoshan von Yu

Bei Yu ist Gaoshanzhai (高山寨) ja eine Konstante im jährlichen Lineup - und nachdem sich mit dem 2017er von Yu sich die Region auch so richtig für mich erschlossen hat (die 2018er Version hatte ich 3 Jahre früher kennen gelernt und auch wenn ich das damals als guten Tee wahrgenommen habe, ist der Funke nicht übergesprungen - die Notiz muss ich unbedingt aktualisieren), hab ich nicht lange gefackelt und gleich einen Bing von der diesjährigen Ernte mitbestellt ... es dürfte sicherlich interessant sein, wie sich beide Tees in den kommenden Jahren entwickeln.

Wie man dem Namen unschwer entnehmen kann ist Gaoshanzhai (高山寨), was wörtlich so viel wie "Dorf des hohen Berges" bedeutet, eines der höher gelegenen Dörfer in Yiwu und wird sowohl von den Han als auch von den Yao bewohnt. Das Blatt ist in bester Yiwu-Manier schön groß und dunkel - die Pressung wirkt überraschend fest, das Binghole ist so tief/ausgeprägt, dass man in der Mitte an ein paar Stellen tatsächlich durchsehen kann - das erinnert mich schon etwas an die 2020er China-Shengs von prSK. Jedenfalls hatten wir vor 2 Wochen auch wieder festgestellt, wie unterschiedlich die 2017er und 2018er Version sind: der eine (2017) ätherisch grün leicht und mit toller Brombeernote, der andere (2018) schwer voll und subtil. Nachdem die 2020er Version eher in die selbe Richtung wie der 2018er ging (bei einem kleinen Sample ist das natürlich immer etwas schwer zu beurteilen) scheint Yu mit dem 2021er eine richtig tolle Mischung gelungen zu sein: zwar auch hier keine so ausgeprägte Brombeer-Note wie beim 2017er aber trotzdem eine schöne subtile Frucht-/Beeren-Note und dazu die weiche Schwere in der Textur der 2018er Version, ohne dabei jedoch an Leichtigkeit im Charakter zu verlieren. Das ganze gepaart mit einer sehr schönen, tiefen Süße und gefühlt von allen Yu Gaoshans das stärkste Qi (Erinnerung: Yu-Skala, nicht prSK-Skala) - mir gefällt er mindestens so gut wie der 2017er, vielleicht sogar noch einen Tick besser (aber um das zu beurteilen muss ich ihn erst noch ein paar mal trinken). Der Tee schlägt genau in die Kerbe, die mir (neben der einfachen Befriedigung, die ein richtig bitteres Kraut verschafft) am besten gefällt: ein ruhiger, dezenter Tee mit viel Tiefe und entspannendem Qi wie z.B. der Alltime-Favorite Rareness 5 oder der 2020 Unicorn (was nebenbei auch noch der mit Abstand beste Tee von W2T ist, den ich kenne). Natürlich ist ein Yibang Guoyoulin wie gestern etwas bombastisches aber genau das ist es, was die Tees von einander unterscheidet: der Gaoshanzhai braucht keinen Bombast um gut zu sein und das ist die Kunst von solchen Tees.

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Farmerleaf Jingmai Shu 2016.

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Ein überaus unspektakulärer Tee, dem das Schicksal vieler Shus zuteil wurde: er liegt in der Sample-Schublade rum und wird nicht beachtet. Aber heut früh -5 Grad und eine etwas kurze Nacht, da war seine Stunde gekommen. Somit nicht zimperlich, und gleich mal 14g davon auf die 260ml Kyusu gepackt.

 

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Mit vier Aufgüssen über dem, was ich von Shu erwarte, aber die hohe Dosierung erleichtert das auch. Ein  spektakulär unspektakulärer Tee - macht genau das, was er soll. Kein Wou Dui (wäre nach 5 Jahren auch verblüffend), keine Fehlaromen. Solide Schokoladigkeit, wärmt, macht wach, einverstanden.

Aber was ganz nett ist: Der Tee illustriert schön den Aufwärtstrend, den Shu in jüngster Zeit erfährt. William schreibt über den Tee:

Zitat

The taste of ripe pu-erh tea depends more on the fermentation technique than on the raw material

Und er gibt auch zu, dass ihn Shu nicht besonders interessiert. In einem aktuellen Video hingegen erzählt er, wie er mittlerweile Shus aus hochwertigem Material zu schätzen weiß, und wie mies das meiste Material ist, das für Shus verwendet wird:

 

Zitat

Actually, it's by trying these smaller batches with higher quality material that you realize how shitty the material is that they use in the big piles.

Selbst Peter von Pu-Erh.sk hat einen hochwertigen Shu im Angebot - was für Zeiten.

@Paul du warst doch mal der Chef-Lobbyist für Dunkel-Tee. Irgendwie ist es darum still geworden. Und @GoldenTurtle, du warst doch mal der Chef-Initiator für Gushushu-Projekte... was ist daraus geworden?

Bearbeitet von miig
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@miig Ab und an trifft man sich noch mit dem Großen Shu (dem Echten nicht mit dem Schweizer Fake) und trinkt gemeinsam Shu. Aber da ist es wie mit allem im Alter, man wird wählerischer ;).

Es gibt viel Mist bei Sheng und Shu und die Guten sind in beiden Kategorien selten und leider meist auch teurer. Ich war noch nie der billigen landstörzerischen Meinung, daß Shu ein Ersatz von altem Sheng sei. Er ist etwas eigenes und muß nach eigenen Kriterien beurteilt werden.  Das Schreien nach Gushu-Shu ist meiner Meinung nach nichts als Theaterdonner; ich hatte noch keinen im Schälchen der seinen meist erheblichen Preis wirklich wert war. Wohingegen man bei "Fabrikware" gute Tees finden kann für wenig Geld - allein man muß sie halt 20/30 Jahre liegen lassen:)

In meiner Überlebenskiste und in meinem Reisegepäck aber ist immer (!) ein Shu - es gibt nichts besseres gegen einen verstimmten Magen oder die ScheißKälte!

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Um zu Paul Statlers Kommentar auch noch einen von SoGen Waldorf hinzufügen: meine Erfahrung im Bereich Shu und Sheng ist zwar recht begrenzt, weil ich mich nicht überwinden kann, das Zeug zu mögen. Trotzdem reicht sie zu der Erfahrung aus, dass es da offensichtlich qualitativ eine große Bandbreite gibt. Wobei für mich ein skeptisches Interesse bislang das höchste der Gefühle war und dieses Interesse nicht dazu führte, jemals etwas zum intensiveren Verkosten nachzukaufen. Anders als bei Frauen ist "interessant" nicht notwendig ein Kompliment. Vermutlich habe ich schlicht was gegen das Assamica-Ausgangsmaterial (bei Hong Cha auch).

Jedenfalls - dass bei der Herstellung von Shu eine Kontolle und exakte Steuerung des Fermentationsprozesses (man kann hier mE durchaus auch von 'Kompostierung' sprechen) die entscheidende Rolle spielt und nicht das Ausgangsmaterial, leuchtet mir schon ein. Um da ein (sicherlich etwas schiefes) Analogon zu bemühen: bei einem Pils spielt die Qualität der gemälzten Gerste eine zwar nicht zu vernachlässigende, aber doch deutlich nachrangige Rolle beim Geschmack des Endprodukts - dessen sachgemäße Lagerung mit inbegriffen. Gushu-Shu wäre hingegen (entschuldige) eher so etwas wie eine Frikadelle aus Wagyu-Rinderfilet. Wenn die Sorgfalt und Expertise bei der Fermentierung der Qualität des Ausgangsmaterials entspricht, gibt das sicher ein Spitzenprodukt (in qualitativer wie preislicher Hinsicht) - aber so ein klitzekleines bißchen prätentiös ist das ja schon, oder?

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