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Welchen Tee trinkt ihr heute?


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Von den nachfolgenden vier Yiwu-Shengs aus dem Sortiment von prsk sind drei wahnsinnig gut. Einer hat mich etwas enttäuscht, das aber auch nur aufgrund seines hohen Preises und entsprechend hoch gesetzten Ansprüchen.
Tatsächlich ist ein anderer der unten besprochenen Tees so wahnsinnig teuer, dass ich beim Blick in die eigene Bestellübersicht kurz meinen Augen nicht getraut habe. Das habe ich bezahlt?! Naja, da hatte ich vergangenen Sommer wohl in einem Anflug saisonaler Frivolität die Budget-Grenzen etwas gelockert.
Hier nun meine nur leicht editierten Notizen zu den im Laufe der letzten Wochen verkosteten Tees:
 

HuangYe Herbst 2013
Eine tolle Früchtebrot-Note im trockenen Blatt, im vorgewärmten Kännchen kommen auch frische Früchte hinzu. Nach dem Waschgang zeigt sich die für den Jahrgang bereits beachtliche Reife mit Noten von trockenem Waldboden und Moschus.
Im Aufguss riecht der Tee mild und fruchtig-süß, überrascht dann am Gaumen aber mit einer präsenten Bitterkeit und einer gewissen Holzigkeit neben Noten von getrockneten Früchten. Der Körper ist sehr voll und liefert die schöne Kombination eines weichen Gefühls auf der Zunge und knackiger Tannine am Gaumen.
Der Abgang ist sehr aromatisch mit Früchtebrot-Noten, kräftigen Tanninen und einem fruchtig-frischen Huigan.

Woah, ist der gut! Tolle Präsenz am Gaumen und einfach verdammt lecker. Ein echtes Highlight.


Big Green Tree 2011
Besonders schönes, großes Blatt (welches ich leider nicht fotografisch festgehalten habe). Das trockene Blatt riecht intensiv-würzig, reif und ein bisschen nach alter Bibliothek. Im warmen Kännchen geschüttelt kommen nussige und rauchige Noten hinzu. Das ist wirklich eine bemerkenswerte Reifung! Die nassen Blätter verströmen einen Duft von sehr reifen Früchten, süß und schwer. Assoziation: Birne Helene... mit einem Schuss Obstbrand... dazu noch Schokolade. Ein ausgesprochen intensives Aroma.
Der Aufguss büßt nichts von dieser Intensität ein. Süß, schwer, fruchtig. Vanille kommt hinzu. Am Gaumen zeigt der Tee eine weiche Textur, ist aber nicht außerordentlich körperreich. Der Süße ist kaum Bitterkeit oder Adstringenz entgegengesetzt, trotzdem wird ihr die Waage gehalten durch kräftige Noten von Tabak, Vanille und Trockenfrüchten.
Im Abgang haben wir plötzlich ein enorm frisches Huigan (toller Kontrast!), welches direkt einsetzt und lange anhält. Das Sheng Jin ist eher zurückhaltend, auf der Geschmacksebene dominieren Trockenfrüchte und Gewürze.

Meine Herren, was ist denn hier gebacken?! Ein imposanter Tee, der ebenfalls in meinen persönlichen Sheng-Olymp einzieht.


269 Tong Qing Hao 2005
Im trockenen Blatt wieder die alte Bibliothek, hier sogar etwas modrig. Fruchtnoten finden sich nur ganz entfernt. Im vorgewärmten Kännchen treten interessante Aromen zu Tage. Aus der Bibliothek wird ein alter Apothekerschrank mit süßlich-kräutrigen Tinkturen. Dazu Backpflaumen, welche sich auch im nassen Blatt wiederfinden, wo der Duft langsam süßer und fruchtiger wird, ohne jedoch den modrigen Aspekt vollständig abzulegen (das passiert erst nach und nach im Laufe der Aufgüsse). Es bleibt spannend mit Portwein-Noten, weihnachtlichen Gewürzen und Kräutern.
Der Aufguss gibt das Aroma der Blätter in einer dezenteren Form wieder. Am Gaumen zeigt er sich zunächst etwas modrig mit Holz und Walnuss, Frucht ist hier fast keine zu finden. Ebensowenig Bitterkeit oder Adstringenz. Die Textur ist weich, aber der Körper wirkt etwas schwächlich. Lediglich bei außerordentlich langen Ziehzeiten hat der Tee mehr Power, Bitterkeit und Charakter am Gaumen, und gefällt mir so deutlich besser.
Im Abgang zeigen sich holzige Noten auf der Geschmacksebene, ohne dass sich dies in markanten Tanninen ausprägen würde. Zum Ausklang versöhnt mich das tolle, sehr frische Huigan.

Ein hervorragendes Aroma, eine kleine Enttäuschung am Gaumen. Dafür ist die Wirkung stark und vermag zugleich zu entspannen und die Konzentration zu fördern. Unterm Strich bin ich zu dem Preis von über 1€/g nicht ganz überzeugt.


Guafengzhai Gushu 2003
Das ist der oben angedeutete Luxus-Tee. Fast 23€ habe ich für das 7g (de facto 8,5g) Sample geblecht. Der Erwerb eines solchen Produkts kommt natürlich mit besonderen Zuwendungen: Um meine Inauguration in die Klasse der oberen 10% zu feiern, hat sich sogar die Sonne blicken lassen und ihre Strahlen in mein WG-Zimmer geworfen. Sie war dann allerdings auch schnell wieder weg, als sie gemerkt hat, dass hier ganz bestimmt kein 10-Prozenter wohnt. Tees machen nunmal keine Leute und das arme Schneiderlein im Hochparterre muss mit weniger Vitamin D auskommen als die Champagner-Schlürfenden im Penthouse. Macht nichts, dafür gibt's hier unten Qi!

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Walnuss, Vanille und Marshmallows im trockenen Blatt. Das Alter ist offensichtlich. Nach dem Vorwärmen kommen holzige Noten hinzu. Diese bleiben auch nach dem Waschgang und werden ergänzt durch Gewürze sowie Aromen von Orchideen und Litschi. Der Aufguss riecht dezent nach Vanille, Holz und reifer Frucht.
Am Gaumen ist der Tee unbeschreiblich klar, butterweich, leicht und doch körperreich. Er ist sehr sanft und zeigt kaum Bitterkeit oder Adstringenz. Geschmacklich stehen holzige Anklänge im Vordergrund, dazu kommen ein paar Fruchtnoten. Das scheint aber gar nicht so wichtig zu sein, hier dreht sich alles um das Gefühl.
Trotz hoher Dosierung ist der Abgang weich mit dezenten Tanninen. Auch das Huigan ist zurückhaltend, fast schon flüchtig. Es verbleibt ein zarter, nussig-fruchtiger Nachgeschmack.

Der GFZ ist ein wahnsinnig subtiler Tee, perfekt ausbalanciert, mit der vielleicht besten Struktur am Gaumen, die mir je in irgendeinem Getränk untergekommen ist. Nach einigen Aufgüssen bekommt der Tee mehr Punch, mehr Präsenz, nimmt mich stärker für sich ein. Dabei bleibt er weiterhin perfekt ausbalanciert.
Die Session wirkt sehr entspannend, das liegt aber mit Sicherheit auch zu einem guten Teil an der Ehrfurcht und Achtsamkeit, der ich mich gemäß des Anlasses verpflichtet fühle.
Nun bietet mein Leben allerdings nicht genügend Momente, in denen ich diesen Tee so sehr wertschätzen könnte, als dass der Preis einer größeren Menge für mich gerechtfertigt wäre. Eine tolle Erfahrung, aber sie wird wohl eher singulär bleiben. Ich trinke ja auch nicht regelmäßig Champagner.

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Am 14.2.2022 um 09:40 schrieb theroots:

Gefällt mir sehr gut, m.E. sehr ausgeglichen mit konstant gefälligen Aufgüssen. Ein gutes Alter. Oder wie siehst du das?

Mir gefällt auch optisch das Pflückgut nach den Aufgüssen ausgezeichnet! Ziemlich reif, aber doch sehr fest und fleischig, nicht überreif, sodass er keine Bitterkeit mehr aufweisen würde, sondern genau richtig. Ich finde das war ein selten optimal getroffener Pflückzeitpunkt für eine Winterernte und denke daher resultieren auch die von dir erwähnten "konstant gefälligen Aufgüsse".

Bearbeitet von GoldenTurtle
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Ein solider Shu von Oma Yu:

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14er Yiwu Taidi, da war noch nix mit Gushu. Ich persönlich finde, man merkt bei diesem überdurchschnittlich, dass er den absichtlich nicht ganz "fertigfermentiert" hat, sondern noch Raum für die weitere Entwicklung/Reifung durch die Lagerung gab. Dies ist jedoch nur partiell meine eigene Analyse, es bezieht sich auch auf eine Aussage seinerseits hinsichtlich seiner Shou Produktionen. Ebenfalls anzumerken ist, dass er doch sehr hart gepresst ist - also tendenziell eher ein Kandidat für die lange Bank. Ich lagere den nun bestimmt schon etwa 6 Jahre, und das merke ich ihm tatsächlich auch schon an. Er ist zugänglicher geworden, ruhiger, aromatisch wärmer - in den ersten Jahren wies er tatsächlich eine leicht säuerlich-bittere Note auf, die sich mittlerweile aber in Wohlgefallen aufgelöst hat.  

Dazu erklingt (oh ich liebe dieses Lied und kann das eine oder andere rumgehüpfe dazu kaum unterbinden):

 

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vor 21 Stunden schrieb Salad Fingers:

Da Hong Pao

Heute nochmal, bin schockverliebt. Mein neuer Lieblingstee.

Auf der einen Seite so intensiv, auf der anderen Seite so viele kleine Nuancen, die ich noch entdecken will. Und das für den Preis, einfach wow. :trink_tee:Das Mineralische im Tee schmeckt überhaupt nicht seifig oder sonst billig, wie es wohl bei anderen günstigen Felsentees der Fall sein soll.

 

 

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@Salad Fingers Wenn du von einem so günstigen Yancha schon derart begeistert bist, rate ich dir ernsthaft, in keine teureren Tees reinzuschnuppern. ✌️
Ganz besonders Yancha ist da ein Fass ohne Boden.

Auf der anderen Seite - auch das grösste Kunstwerk kann immer nur so gut sein, wie man sich darauf einlässt.

Ich hatte gerade den Übernachtzieher eines solchen Kunstwerks etwas nebenher getrunken, und das ist wie wenn man an einem Rembrandt mit nur einem flüchtigen Blick vorbeigeht.

Die musikalische Untermalung zum Thema:

 

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vor 3 Stunden schrieb SoGen:

"Übernachtzieher" zum Unwort des Jahres 2022

Herzlichen Dank für diese wichtige und ausserordentlich frühe Auszeichnung (scheinbar kann da gar nix mehr kommen, dass dies zu überflügeln imstande sein könnte), wobei anzumerken ist, dass ich bin nicht der Einzige bin, der diesem Unwort sich in die Realität Fuss zu fassen beinahe täglich eine helfende Hand bietet ... vielleicht bist ja du schon der Nächste, lieber SoGen?
Obendrein festzuhalten ist, dass ich nicht den Übernachtzieher an sich als das eigentliche Kunstwerk bezichtigte, oder eben nicht bezichtigte, weil ich ihm zu wenig Beachtung schenkte, sondern der deiner vermeintlichen Auffassung nach unnötig in die Länge gezogene, scheinbar in Höchstmass zikadengebissene Tiefländer. Hierbei soll zudem Erwähnung finden, dass ein Wulong gerne bereits als Guifei bezeichnet wird, wenn auch schon nur eine einzige Zikade in einem Teegarten gesichtet wurde. Ein richtiger Befall ist jedoch weniger an den kleinen, verdickten Bissstellen erkenntlich (diese Stellen weisen keine Löcher auf, wie man denken könnte, sondern das Blatt ist dort knapp etwa 1/3 dicker als zuvor wieder zugewachsen), als mehr noch an einem verkrüppelten Wachstum der Ästchen.

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vor 5 Stunden schrieb GoldenTurtle:

@Salad Fingers Wenn du von einem so günstigen Yancha schon derart begeistert bist, rate ich dir ernsthaft, in keine teureren Tees reinzuschnuppern. ✌️
Ganz besonders Yancha ist da ein Fass ohne Boden.

Selbst, wenn ich wollte, könnte ich das sowieso nicht aufgrund der finanziellen Lage durch meine Frühverrentung.

Ab und zu gönne ich mir auch mal etwas Teureres; der tägliche Tee muss aber leider ein tolles Preis-/Leistungsverhältnis haben.

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2021 Mansai von TTpl

Seit längerem mal wieder ein Sheng aus Myanmar, der das auch zugibt obwohl er sogar in China verarbeitet wurde - alleine dafür gibt es schon von mir Applaus und wie bei den Shengs aus Thailand steht es auch hier außer Frage dass es sich um einen Pu'erh handelt: wie an anderer Stelle diskutiert wird Tee (für mich) einzig und allein durch das Material und die Verarbeitung bestimmt - auf finanziellen Interessen begründeter Protektionismus wie dass sich nur Tee aus Yunnan so nennen darf halte ich für sinnlos und zeugt nur von Gier und einem beschränkten Horizont.

Und wie z.B. der großartige mind_switch von Peter braucht sich auch der Mansai vor keinem Chinesischen Bruder verstecken: der Tee besteht aus schönen großen Blättern - schwarz und silber mit einem intensiven bitteren Aroma könnte man ihn genau so gut für einen ordentlichen Bulang halten! Was das Aroma mit dem Zaunpfahl ankündigt setzt sich auch im Geschmack fort: es dominiert hier eine grüne, tiefe Bitterkeit - Moos und Wald wie Wojciech schreibt sind klar vorhanden und geben dem Tee einen tollen wilden Charakter. Dadurch ist er vielleicht etwas weniger zugänglich wie die diesjährige Version des Secret Forest aber trifft genau meinen Geschmack: ich tendiere vor allem zu subtilen oder bitteren Shengs und dieser fällt eindeutig in die zweite Kategorie. Beide haben aber eine tolle schwere und gleichzeitig Weiche Textur, die insbesondere in der Hikidashi Shigaraki-yaki Guinomi von Satoki Ohnishi (大西左朗) wunderbar zur Geltung kommt - in der nur teilweise glasierten Tebineri yakishime Shigaraki-yaki Guinomi wirkt der Tee etwas leichter wenn auch weicher da sie ihm etwas Bitterkeit nimmt. Interessanterweise kommt die Bitterkeit dann aber im Hui Gan deutlicher zur Geltung, der bei der anderen Guinomi deutlich süßer wirkt (was natürlich daran liegen kann, dass mehr Bitterkeit im Geschmack an sich ist). Ebenfalls alles andere als subtil ist das Qi des Tees: kräftig und unmittelbar manifestiert es sich in bester Naka-Manier direkt zwischen den Augen auf der Stirn, macht wach und lässt das Herz in der Tat schneller schlagen - der Tee hat definitiv Power! Als unverbesserlicher Tee-Snob muss ich natürlich anmerken, dass das Qi hier nicht abfließt und generell ist mir ein entspannendes Qi deutlich lieber als ein anregendes wie hier aber das ist schon Gejammer auf sehr hohem Niveau: es ist ein toller Tee, der in allen Bereichen (Qi, Textur, Geschmack, Aroma) punkten kann und Spaß macht.

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2021 Yiwu Old Tree von TTpl

Da mir die 2020er Version des Yiwu Old Tree sehr gut gefällt, war ich doch sehr gespannt auf die diesjährige Version, insbesondere da Wojciech ihm eine "pleasant oldschool smokiness" attestiert, was ich (wenn gut gemacht) ja sehr gerne mag. Das Blatt macht auf jeden Fall auch dieses Jahr wieder einiges her: schöne, große, dunkle Blätter - evtl. einen Tick heller als letztes Jahr - aber nur mit einem Hauch Rauchigkeit, die dafür aber schön frisch und fruchtig wirkt. Dadurch ist auch klar, dass einen hier keine Rauchbombe im Geschmack erwartet aber das ist nicht schlimm: der sehr dezente Rauch gibt dem Tee in Verbindung mit einem offeneren, etwas in Richtung der pre-2020 prSK-Produktionen gehenden wilden Charakter, wozu das für einen Yiwu durchaus ordentliche Maß an Bitterkeit gut passt. Sehr erfreulich ist auch, dass das Qi wieder den selben entspannten Charakter wie letztes Jahr hat (wenn auch zumindest in der Session heute etwas schwächer) - für mich klar mit das Highlight des Tees! Da auch die Textur stimmt (zwar nicht ganz so schwer wie bei dem Mansai gestern, dafür aber runder) gibt es bei dem Tee nichts zu meckern - wie letztes Jahr ein super Tee und wenn der Preis ähnlich wie letztes Jahr ist (der war ja wirklich ein absoluter Preis-Leistungs-Knüller) definitiv ein Tee, von dem ich mir nochmals etwas nachbestellen werde.

Aber zugegeben: Bei "oldschool smokiness" hätte ich mehr an etwas wie bei dem 2006er Bulang Long Feng Tuocha gedacht (muss ja nicht gleich so ein Überhammer wie beim 2006er Yiwu Daye Hou Sheng Zhuancha sein), aber das wäre für heutige Standards vermutlich trotzdem etwas viel - so ist der Tee schön zugänglich, sogar noch mehr als die 2020er Version, da diese im Vergleich sehr verschlossen und subtiler ist. Auch wenn der 2021er auf der Geschmacksebene mit seiner bitter-fruchtigen Facetten definitiv mehr bietet mag ich das Subtile des 2020er doch sehr gerne - und da dort das Qi (bislang) etwas kräftiger ausfällt, hat der 2020er aktuell die Nase leicht vorne.

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vor 21 Stunden schrieb doumer:

Seit längerem mal wieder ein Sheng aus Myanmar, der das auch zugibt obwohl er sogar in China verarbeitet wurde - alleine dafür gibt es schon von mir Applaus und wie bei den Shengs aus Thailand steht es auch hier außer Frage dass es sich um einen Pu'erh handelt: wie an anderer Stelle diskutiert wird Tee (für mich) einzig und allein durch das Material und die Verarbeitung bestimmt

Von mir aus dürfen die sich gerne Pu'Er und/oder Sheng nennen, lediglich mit einem die ausseryunnanische Herkunft des Pflückguts klar kennzeichnenden Zusatz.

Mit einer klaren Kennzeichnung empfinde ich diese Produktionen auch mehr als Bereicherung und weniger als Konkurrenz - für mich ist es auch wie wenn man das Rad facettenweise etwas zurückdreht, denn die Verarbeitung zumindest der Thai Shengs ist interessant, aber definitiv noch nicht ganz auf nicht Boutique-Yunnan-Producer-Niveau (wobei die eigentliche Klasse meist weniger von den Fladenpressern stammt, sondern in denjenigen Händen liegt, die das Pflückgut bis zum Maocha-Stadium verarbeiten). Pendant zur Matchadiskussion empfinde ich diesbetreffend hier noch eine gewisse Unausgereiftheit, im Falle der Shengs insb. hinsichtlich der Herausarbeitung der Vollmundigkeit und des Nachhalls.

Aber warum bestehe ich so sehr auf einer deutlichen Kennzeichnung bei Pflückgut auswärtiger Herkunft, das zu Sheng verarbeitet wird?

Wie bereits einmal ansatzweise erwähnt, aber nun noch etwas ausführlicher, um den grösseren Zusammenhang verständlicher zu machen - bis etwa 2007 stammte viel in Yunnan Shengs eingeblendetes Pflückgut von ausserhalb Yunnans, was aber mit der neuen Gesetzesregelung 2008 untersagt wurde. Ich persönlich gehe davon aus, dass diese Neuregelung in Zusammenhang stand oder gar eine direkte Reaktion war auf die damals geplatzte Pu'Er-Spekulationsblase, weil es ob der Preissteigerungen in den Jahren zuvor eine zunehmend unverhältnismässigere Überproduktion gab (wegen den überbordenden Zukäufen von Pflückgut aus Hunan, aber auch von noch weiter weg). Selbst heute noch finden sich verhältnismässig mehr Shengs mit Pflückgut aus den Jahren 2004-2007 verfügbar, als Produktionen mit Pflückgut der Jahrgänge danach. Selbst etliche Jahre später wurden noch Shengs mit Pflückgut aus diesen Jahrgängen gepresst, wofür damals einfach keine Abnehmer mehr gefunden werden konnten. Vergleichbar und dadurch möglicherweise besser nachvollziehbar ist dies auch mit der Weinüberproduktion in Europa, die seit vielen Jahren auch ein politisches Thema ist, weswegen Weinbauern seit etlichen Jahren Subventionen gezahlt werden, wenn sie mit Rebstöcken bepflanztes Land in normales Ackerland zurückverwandeln. Aber auch in Taiwan gibt es scheinbar ähnliche Subventionen für die Teebauern, die in sehr hohen Lagen aber auch mit dem Umweltschutz zu tun haben sollen.

Und was Pu'Er anbelangt sind wir eben wieder an einem kritischen Punkt - die Preise sind sehr hoch, und wir sind wieder an dem Punkt, wo Auswärtige deswegen wieder vermehrt "Pu'Er" produzieren. Das Platzen der Preisblase wäre für die Endkunden kurzfristig zwar eine spassige Angelegenheit, für die Produzenten und Teebauern aber tendenziell ziemlich schadhaft.

Ich hoffe dies nun allen verständlich dargelegt zu haben.

Bearbeitet von GoldenTurtle
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vor 1 Stunde schrieb GoldenTurtle:

bis etwa 2007 stammte viel in Yunnan Shengs eingeblendetes Pflückgut von ausserhalb Yunnans, was aber mit der neuen Gesetzesregelung 2008 untersagt wurde

Es ist etwas völlig anderes, wenn man etwas als etwas verkauft, das es nicht ist - das ist schlicht eine Lüge - als dass man etwas für das verkauft, was es ist - das ist korrekt. Für die menschliche Schlechtigkeit kann ja der Tee nichts und wie an anderer Stelle dargelegt ist Puerh/Sheng in meinen Augen eine Verabreitungsmethode wie z.B. Sencha. D.h. ein Tee der als Mansai verkauft wird ist vollkommen gleichberechtigt mit einem Tee, der als Yiwu verkauft wird, sofern es sich bei beiden auch um das handelt - wenn der angebliche Yiwu eigentlich kein Yiwu ist sondern aus einer Nachbarregion (innerhalb Chinas) stammt, ist der Mansai in meinen Augen sogar der authentischere Tee, obwohl er nicht aus China stammt. Ehrlichkeit ist wichtiger als Herkunft, wenn denn die Qualität stimmt. 

vor 2 Stunden schrieb GoldenTurtle:

für mich ist es auch wie wenn man das Rad facettenweise etwas zurückdreht, denn die Verarbeitung zumindest der Thai Shengs ist interessant, aber definitiv noch nicht ganz auf nicht Boutique-Yunnan-Producer-Niveau (wobei die eigentliche Klasse meist weniger von den Fladenpressern stammt, sondern in denjenigen Händen liegt, die das Pflückgut bis zum Maocha-Stadium verarbeiten).

Ja, da bin ich ganz bei dir - sie wirken doch deutlich gröber, sind aber deswegen nicht weniger Puerh als ein Puerh aus China. Nur weil ein guter Maler nicht so gut malen kann wie Rembrandt ( 😉 ) ist er nicht plötzlich kein Maler mehr...

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vor 13 Stunden schrieb doumer:

Es ist etwas völlig anderes, wenn man etwas als etwas verkauft, das es nicht ist - das ist schlicht eine Lüge - als dass man etwas für das verkauft, was es ist - das ist korrekt.

Das ist natürlich mehr aus der Sicht des Konsumenten gesehen, aber dass in den Ländern rund um Yunnan (bis nach Assam runter) mehr und mehr Pu'Er produziert wird, genau eben um mit der Hochpreis-Sheng-Welle mitzureiten, kann mMn zu einem ebenso grossen Problem führen ... wenn der Markt gleichermassen wachsen würde, wäre das ja kein Problem, aber da ist aktuell nicht nur die globale Wirtschaftslage zu bedenken, sondern in China gibt es auch Gegentrends, bspw. ist der Kaffee seit Jahren im Aufstieg und ich hörte schon von früheren Teeplantagen, wo heute Kaffee angebaut wird. Inzwischen bieten bereits mehrere namhafte Shops in Europa Shengs z.B. aus Thailand an, und diese natürlich verhältnismässig günstiger im Vergleich zu den althergebrachten Standorten, wodurch zunehmend ein grösserer Gap zu entstehen droht, zwischen dem was Teetrinker effektiv zu bezahlen bereit sind und den Investoren, die betr. ausgesuchter Gegenden so lange investieren wie es noch weiter hinaufgeht. Wenn dieser Gap aber zu gross wird und es unverhältnismässig erscheint, dass zu noch höheren Preisen jemals an Endkunden abgestossen werden kann ... das kann passieren, wenn mehr und mehr auf günstige Produktionen ausweichen. Gut, das tiefere Problem sind Investoren und Spekulanten, diese stören ein natürliches Wachstum. Diesbezüglich vermindern günstigere, auswärtigere Produktionen, dass Sheng generell zum Luxusprodukt verkommt, das sich nur noch Reiche täglich leisten können. Es ist schon eine komplexe Angelegenheit.

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vor 18 Stunden schrieb doumer:

Es ist etwas völlig anderes, wenn man etwas als etwas verkauft, das es nicht ist - das ist schlicht eine Lüge - als dass man etwas für das verkauft, was es ist - das ist korrekt.

vor 3 Stunden schrieb GoldenTurtle:

Das ist natürlich mehr aus der Sicht des Konsumenten gesehen

Nachtrag: obiges war leicht missverständlich ausgedrückt - ich meinte damit, dass wenn dies das einzige ist was einen stört, dann ist dies lediglich aus der Perspektive des Konsumenten gesehen.

PS @topic, wenn ich schon am schreiben bin:

Geniesse nach getaner Arbeit einen bereits ausserordentlich gut gereiften Hochland Wulong "zu etwas gepflegtem Jazz" ... da kann man schon auf den Geschmack kommen, von solch einem Wulong, aber auch von der Kombination ... aber den richtig aufzugiessen ist keine mindere Kunst als Sheng, Yancha oder Phoenix richtig am Nacken zu erwischen.

 

Bearbeitet von GoldenTurtle
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@Salad Fingers Nee, nee, das ist doch kein Guifei ... die Zikaden hatten mit dem nix zu schaffen. 😅

PS: Optischer Nachtrag zum Übernachtzieher des in meinem vorangehenden Beitrag erwähnten Hochland Wulongs ... wie man erkennen kann (besonders auch an der Aufgussfarbe), bei einem Alter von nur etwa 10 Jahren schon aussergewöhnlich weit entwickelt (und bei dem Tee haben die Zikaden tatkräftig mitgeholfen):

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@Salad Fingers Aber das würde doch auch in der Beschreibung aufgeführt sein!?!?!?
Insb. da der Shop ansonsten Guifei klar kennzeichnet.
Allerdings ............ was beides belegen könnte, einerseits auf einen Befall hindeuten, andererseits aber auch durch eine zufällige Namensverwandtheit eine fälschliche Annahme von Guifei hervorgerufen haben könnte, dass die Bezeichnung Mi Xiang (Honig Duft) bei taiwanesischem Wulong einer der, wenn ich es richtig in Erinnerung habe, drei Klassifikationen von Guifei ist ... aber diese sind afaik nicht offiziell und werden westlichen Endkunden gegenüber kaum je verwendet.

Und auch dieser Endkundenpreis eines wohlgemerkt europäischen Shops wäre für einen Guifei Wulong doch sehr niedrig.

Bearbeitet von GoldenTurtle
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@GoldenTurtle

Bitte nicht falsch verstehen, ich will hier keine Kundentäuschung anprangern; das würde ich von den Leuten auch nie erwarten. Darum gehe ich einfach von einem Missverständnis aus und werde auch keine Namen nennen.

 

Konkret habe ich per Mail nach "von Zikaden gebissenen Tees, am liebsten als Oolong" gefragt und bekam drei Vorschläge:

https://www.tee-kontor-kiel.de/tee/oolong/klassischer-oolong-tee/formosa-oriental-beauty-premium

https://www.tee-kontor-kiel.de/tee/oolong/klassischer-oolong-tee/formosa-honey-oolong

https://www.tee-kontor-kiel.de/tee/oolong/klassischer-oolong-tee/formosa-dong-ding-2005-qingxin-gui-fei

 

Die ersten beiden Tees habe ich mir daraufhin bestellt. :(

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@Salad Fingers ist doch ein spannender Fall! Mach doch mal ne Nahaufnahme vom ausgiebig gezogenen Blattgut, von oben herunter, eben ausgelegt auf dem Tisch. Das Blattgut sollte aber unbedingt noch frisch feucht sein, direkt aus der Kanne, am Ende der Session, nachdem es richtig durchgezogen hat. Schon nach wenigen Minuten aus dem Wasser kann das schnell angetrocknet sein und dann ist die Beurteilung schwieriger (kommt aber natürlich auch drauf an, was man beurteilen möchte). Wirkt es auf dich so, als ob die Stängel ganz gerade gewachsen sind?

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@Salad Fingers Noch ein paar Gedanken zu dem Tee, der mir zugegebenerweise auch teilweise ein Rätsel darstellt, denn solche vergleichsweise aussergewöhnlich stark oxidierten, gekugelten Oolongs laufen i.d.R. unter der Bezeichnung "Dark Pearls". Und für solche Guifei befallenes Pflückgut zu verwenden wäre mEn sehr untypisch, weil das hohe Mass an Oxidation (und nebenbei soll er ja auch noch ein hohes Mass an Röstung aufweisen), die doch eher filigranen Guifei Noten praktisch unkenntlich machen würde. Wem dazu Oriental Beauty in den Sinn kommt - ja, die sind befallen und werden zwar etwas mehr oxidiert als bei durchschnittlichen taiwanesischen Oolongs üblich, sind aber doch noch weit weg von einem Hongcha oder den erwähnten "75%" - ersichtlich ist dies nebenbei an der Aufgussfarbe. Zudem wird Oriental Beauty in aller Regel nur so wenig geröstet, dass westliche Verkäufer üblicherweise meinen, er habe gar keine Röstung.

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