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Welchen Tee trinkt ihr heute?


Empfohlene Beiträge

vor einer Stunde schrieb teewelt:

Nur damit es kein Missverständnis gibt: Methanol kommt als flüchtige Aromakomponente im fermentierten Tee vor und entsteht nicht beim Auskochen. In dem Standardwerk Tee und Tee-Erzeugnisse zählt Walter Feldheim alle Alkohole auf, die im schwarzen Tee nachgewiesen wurden, darunter das Methanol. (Seite 99)

Ja und ich denke auch, daß (teilweise) zellgebundene (?) Aromestoffe natürlich nicht soo schnell verfliegen, denn sonst würde doch Tee nach gar nix schmecken, wenn grundsätzlich alle leicht flüchtigen Aromen verfliegen würden.

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Ich hatte im Laufe der letzten Wochen einige schöne Yiwu-Shengs im Gaiwan, von denen ich in diesem Kombi-Post berichten möchte. Drei davon kommen vie Teekontor Kiel von Meister Yu, einer ist von Chenshi-Chinatee.

Manzhuan Huang Shan 2012 von Jinsong Yu via Teekontor Kiel

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Süß-deftiger Geruch im trockenen Blatt. Reif für das Alter mit Noten von Leberpastete und Rosinen. Im angewärmten Gaiwan kommen Schoko-Aromen hinzu. Nach dem Waschgang riecht das Blatt fruchtiger mit beerigen, weingummi-artigen Noten. Ich als Millennial fühle mich tatsächlich irgendwie an den Geruch der blauen Powerade aus den Nullerjahren erinnert. Klingt schlimmer als es ist, denn im Verlauf der Aufgüsse wird das Aroma gesetzter und natürlicher. Immer wieder tauchen auch blumige Aspekte auf, sowie eine markante Weihrauch-Note. Sehr komplex!
Der Aufguss duftet süß mit schwerer Frucht und Vanille. Am Gaumen übersetzt sich das in einen schweren Körper mit weicher Textur, die aber auch von einigen holzigen Tanninen unterfüttert wird. Auf Geschmacksebene spielen hier Beeren und Holz die größte Rolle.
Der Abgang bringt Cranberry und wieder ein bisschen von dieser Powerade-Assoziation. Er wird ziemlich trocken und endet in einem dezenten, frischen Huigan.

Ein gefälliger, aber geschmacklich doch überraschender Tee. Unterm Strich wirklich lecker.

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(Heute mal mein wenig fotogenes Alltags-Setup. Patina kann ja durchaus sexy sein, aber auf weißem Porzellan hat sie eigentlich nichts zu suchen :whistling:)


Mengla Gushu 2009 von Jinsong Yu via Teekontor Kiel
Aus dem Doypack kommen einem zunächst einige Fermentationsnoten entgegen, die Rasenschnitt, Pflanzengeschäft und Tropengehege im Zoo evozieren: süßlich, schwer, animalisch. Im angewärmten Gaiwan öffnet sich der Duft in eine ganz andere Richtung: hier wird es fruchtig mit Cranberries, Kirsche und Datteln.
Das nasse Blatt wartet dann aber wieder mit strengeren Noten auf: Trauben-Tresterbrand und in den frühen Aufgüssen etwas animalisch-strenges, fast schon Gülle-artiges. Gleichzeitig ist das Aroma expressiv fruchtig und durchaus süß, wobei sich vor allem in den späteren Aufgüssen eine gewisse trockene Rotweinnote zeigt.
Der Aufguss ist fruchtig (jetzt in erster Linie getrocknete Früchte) und vanillig. Am Gaumen breiten sich spannende Noten von leichtem Rotwein und Mate aus. Trotz diesen Noten kommt der Tee dabei jetzt sehr süß und kaum bitter daher. Am Gaumen hat er eine gute Struktur, die ich jedoch eher als schlank und elegant, denn als füllig bezeichnen würde. Präsente Tannine verleihen dem Tee eine schöne Textur und leiten über in einen Abgang mit entsprechend deutlichem Sheng Jin und einem leicht pikanten Charakter bei wenig ausgeprägtem Huigan.

Noch so ein Komplexitätswunder von Yu (zumindest in Sachen Aroma). Faszinierend, wie das auch hier wieder Hand in Hand mit einer gefälligen Süffigkeit geht.


Yiwu Gushu 2008 von Jinsong Yu via Teekontor Kiel
Marshmallow und Kirsche im trockenen Blatt wird nach dem Schütteln im warmen Gaiwan zu Kirsche und Fruchtschnitte-Riegel (diese Dinger, die aus gepresster Dattelpampe zwischen zwei Schichten Esspapier bestehen. Gibt es zum Beispiel im Drogeriemarkt zu kaufen). Nach dem Waschgang lautet die Assoziation rote Grütze. Wir bewegen uns also auf ultra-fruchtigem Territorium.
Der Aufguss kommt etwas ausgeglichener daher mit milden Aprikosennoten und einigen mineralisch-zimtig-frischen Anklängen. Am Gaumen ist der Tee recht leicht mit Noten von Quitten und einer angenehmen, ledrigen Trockenheit, die auch hier wieder an Rotwein denken lässt.
Der Abgang ist frisch und eher trocken mit einem netten Sheng Jin. Das Huigan ist auch bei diesem Tee wenig ausgeprägt.

Nach dem allzu süßen ersten Eindruck entpuppt sich der Yiwu Gushu doch noch als schöner, gut ausbalancierter Sheng. Ich weiß nicht mehr, wieviel ich vor ca. anderthalb Jahren dafür bezahlt habe, aber ich meine mich zu erinnern, dass er ziemlich günstig war. Damit wäre das Preis-Genuss-Verhältnis hier bemerkenswert gut, wobei man berücksichtigen sollte, dass der Tee für einen Sheng nicht sehr ausdauernd ist.


Yiwu Spring Brick 1998 von Chenshi-Chinatee
Wenn ich mich recht ersinne wurde der Tee in Hongkong gelagert, was die offensichtlich starke Fermentation erklären würde. Das trockene Blatt riecht modrig und mineralisch, auf den Blättern sind weiße Pünktchen zu erkennen. Im vorgewärmten Gaiwan zeigen sich Noten von Kartoffeln, spicy Muskatnuss und Walnuss. Nach dem Waschgang bekommt das Blatt einen milderen und süßeren Duft. Macadamia und Pekannuss-Kuchen, sowie Kaffee legen sich über eine weiterhin präsente, pikant-würzige Note.
Der Aufguss riecht mild und süß mit einer leicht kräutrigen Note in Richtung Hustensirup. Am Gaumen ist der Tee mineralisch-erdig mit entsprechend adstringenter Textur am Zahnfleisch, ohne dass jedoch nennenswerte Tannine vorhanden wären. Pikant und leicht modrig im Geschmack, punktet der Tee vor allem mit einem sehr ordentlichen Körper.
Der Nachgeschmack ist metallisch und lässt den Abgang im Zusammenspiel mit dem sehr pikanten Charakter etwas unharmonisch wirken. Das Sheng Jin ist ausgeprägt und angenehm, das Huigan ist eher schwach.

Diese alten HK-Shengs sind eher nicht so mein Ding, weshalb die Verkostungsnotiz den Tee vermutlich wenig attraktiv klingen lässt. Zumindest die körperliche Wirkung ist jedoch angenehm und beruhigend. Zusammen mit dem erdigen, bodenständigen Geschmack kann das für gemütliche Sessions sorgen.

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"...einige Fermentationsnoten entgegen, die Rasenschnitt, Pflanzengeschäft und Tropengehege im Zoo evozieren: süßlich, schwer, animalisch." - hübsche Formulierung @Shibo

Den Yiwu Gushu 2008 habe ich heute morgen auch getrunken , ich fand keine rote Grütze sondern einen hübsch ausgewogenen Sheng - sehr gut für Anfänger - und bei mir recht ausdauernd.

Zum Preis: Teehaus Schnorr Ffm: 50 gr/59,95 E

                   TKK:50gr/34,90 €

                   Shuitang: 50gr/37 CHF

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vor 8 Stunden schrieb Paul:

und bei mir recht ausdauernd

Oh tatsächlich? Gut, dass du es erwähnst... vielleicht lag es bei mir am Kontrast mit den anderen in letzter Zeit getrunkenen Shengs, die allesamt entweder fest gepresst oder aber aus sehr hochwertigem Blattgut gefertigt waren und damit eine wohl eher überdurchschnittliche Ausdauer mit sich brachten.

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Am 9.2.2019 um 16:43 schrieb SoGen:

@Paul hatte mir liebenswürdigerweise ein kleines Präsent mit drei Proben sehr unterschiedlicher Tees zugesandt, mit deren Verkostung ich heute morgen begonnen habe. Und zwar mit dem preislich unspektakulärsten Tee, einem Cui Lü aus dem Bezirk Enshi im westlichen Hubei, einer bio-zertifizierten Frühlingspflückung. Bezugsquelle war @teekontorkiel, wobei ich diesen Tee auch schon bei anderen deutschen Anbietern gesehen habe, z.T. deutlich teurer (11,90 € oder 14,00 € / 100g statt 9,90 € - in einem Fall sogar gierige 15,90 €). Um ein Ergebnis der Verkostung gleich vorweg zu nehmen: diese Preisspanne gibt dann m.E. auch die Eckdaten für ein gutes, ein angemessenes und ein unbefriedigendes bzw. unverschämtes Preis-Leistungsverhältnis vor.

Da der aus demselben Anbaugebiet stammende gedämpfte Yu Lu zu meinen persönlichen Favoriten gehört, war ich hier recht gespannt auf das Ergebnis. Der Empfehlung des Händlers von 70° - 75° C Aufgusstemperatur bin ich nicht gefolgt; bei der Erstverkostung chinesischer Grüntees halte ich mich grundsätzlich an einen Standard von 7,5 g / 180 ml weiches Quellwasser mit einer Temperatur von 80° C, was ca. 150 ml fertigen Aufguss ergibt. Beim Aufguss ist die Kanne in einem "Boot" (d.h. im Wasserbad), um die Temperatur möglichst konstant zu halten. Die 7,5 g sind auf vier Aufgüsse von ca. 20'', 30'', 50'' und 1'20'' ausgelegt, also auf eine Ziehzeit von insgesamt 3'. Einleitend eine kurze (ca. 5'') Wäsche mit reduzierter Temperatur. Dieser Standard hat den Vorteil, dass er nach meinem Geschmack für die meisten chinesischen Grüntees 'passt' und sich auch bei den 'Abweichlern' ein halbwegs objektiver Vergleichsmaßstab ergibt.

Das Trockenmaterial hatte einen angenehm frischen, fruchtigen Geruch mit einer deutlich süßlichen Note. Dieser erste Eindruck fand sich auch im Duft des ersten Aufgusses bestätigt, der einen angenehmen, vollen Geschmack hatte. Das Geschmacksprofil war stärker vegetabil als der Geruch, aber ausgewogen, wenn auch nicht allzu differenziert (was in dieser Preisklasse auch nicht zu erwarten war). Das 'Terroir' des Yu Lu war für mich identifizierbar, was allerdings auch eine durch meine Erwartungshaltung erzeugte Selbsttäuschung sein könnte. Der Kultivar scheint mir jedenfalls ein anderer zu sein. Ansonsten ist anzunehmen, dass auch der Cui Lü den für Tees aus der Enshi-Region typischen hohen Selen-Gehalt aufweist.

Der zweite Aufguss fiel im Vergleich zum ersten sowohl in der Nase wie auf Gaumen und Zunge leider auffallend blass aus - das meiste Pulver war schon im ersten Aufguss verschossen. Das Geschmacksprofil nun schon recht verschwommen / 'breit' - aber immer noch angenehm zu trinken. Eine Überraschung brachte der sehr ähnliche dritte Aufguss dann noch im Nachgeschmack - sehr angenehme und unaufdringliche, anhaltende Herbheit, wenn auch leider ohne süßliche Noten (auch dies in dieser Preisklasse nicht zu erwarten). Leichte Adstringenz, die nicht nur auf der Zunge spürbar war, sondern ein sehr 'fülliges', samtiges Mundgefühl erzeugte. Der vierte Aufguss war dann erwartungsgemäß eine (deutlich) verdünnte Variante des dritten, der dann auch nichts Neues mehr brachte.

Auch energetisch war der Tee bemerkenswert; wobei die Sensibilität für das Qi natürlich auch immer von der Tagesform des Trinkers abhängt und ich eine zweitägige Tee-Zwangspause hinter mir hatte. Wem das mit dem Qi zu esoterisch ist - der Cui Lü scheint mir einen recht kräftigen Koffein- (worauf auch das dunkelgrüne Blattgut hindeutet) und Theobromingehalt zu haben; er erzeugte jedenfalls eine angenehm entspannte Wachheit. Trotz der oben erwähnten Herbheit bei fortschreitender Auslaugung gut magenverträglich (ich hatte den Tee morgens auf nüchternen Magen verkostet). Noch zum Thema Blattgut - die abgegossenen Blätter sehen deutlich nach Maschinenlese aus, was ich persönlich gar nicht schlecht finde. In diesem Preissegment ist eine angemessene Entlohnung für Handpflückung auch in China m.E. nicht mehr möglich. Irgendein Pflückstandard war jedenfalls nicht zu identifizieren.

Fazit: Aufguss mit der vom Händler empfohlenen Temperatur von 70° - 75° C (eher 70°) dürfte sinnvoll sein, um die Schwächen des Tees (insbesondere die schwache Nachhaltigkeit) etwas zu kaschieren. Für Gongfu-Methode weniger geeignet (was nicht überraschen sollte); zwei lange Aufgüsse (2' / 3') dürften sinnvoller sein. Sicher auch für 'Grandpa-style' gut geeignet. Also empfehlenswert als Alltagstee (nicht zuletzt wegen der Bio-Zertifizierung, was auch immer die wert sein mag) und m.E. auch eine gute Empfehlung für Grüntee-Einsteiger, die nicht gerade im untersten Preissegment ihre ersten Erfahrungen sammeln wollen.

_()_

Danke für diesen Bericht. Hilft mir gerade sehr meine eigene Einschätzung einzuordnen. Trinke ihn gerade das erste mal. Und zwar Gong fu style. Scheint dafür nicht wirklich gemacht zu sein. Aber habe ihn im Grunde auch nur gekauft um einen Alltagstee zu haben, neben meinen etwas teureren Senchas.

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vor 21 Stunden schrieb Paul:

Zum Preis: Teehaus Schnorr Ffm: 50 gr/59,95 E

                   TKK:50gr/34,90 €

                   Shuitang: 50gr/37 CHF

Preisvergleiche sind bei diesem Tee schwierig, da es ca. 3 bis 4 unterschiedliche Varianten davon gibt - einerseits gibts es eine 2L+1B Pflückung, dann gibt es eine 3-4L+1B Pflückung, von diesen beiden Varianten gibt es zusätzlich unterschiedliche Lagerungen, die einen etwa ab 2010 in Zürich und andere bis etwa 2017+- in Taiwan, die, wenn ich es recht in Erinnerung habe, beim späteren Import auch einiges teurer waren, als die bereits 2010 Importierten.
Ich hab nicht nachgesehen, wer welche Version anbietet - ob es die Händler selbst ganz genau wissen ist zudem die Frage (nur so viel - den Unterschied ob 2L+1B erkennt man an einem Unterschied am Wrapper) - wenn jetzt z.B. Schnorr die Taiwan Storage Version anbietet und die anderen Händler die Euro Storage Version, wäre der Preisunterschied wohl gerechtfertigt.

Bearbeitet von GoldenTurtle
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In Deutschland wird ja dieser Tage scheinbar kaum noch Tee getrunken, nur noch kontrovers darüber diskutiert - diesen Eindruck zumindest scheint das Teeforum in den vergangenen Tagen zu machen.

Dagegen ist etwas zu unternehmen!

Prosit in die Runde mit dem prächtigen 15er Spätwinter Cuifeng Hochlang Wulong von Atong!

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Nebenbei: Die Aufgussfarbe erinnert mich an herrlich mineralischen Riesling aus Rheinhessen oder von der Nahe ... wobei ich unterdessen Tee in solch einer Qualität klar den Vorzug gebe ... vor die Wahl gestellt, wäre dies kein Augenzwinkern lang die Frage.

Randnotiz: Zu etwas Buchhaltungsarbeit genehmigte ich mir - wie bei dem Wetter nicht unüblich - heute Morgen einen doch bemerkenswert gelungenen, neueren Shou vom Produzenten "Hängt-ihn-höha" (etwa so wird der chinesische Name ausgesprochen) - der Junge will an die Spitze, das war mir nach dem ersten Schlürfer klar. Mehr dazu vielleicht demnächst im Shou Produzenten Thema.

Bearbeitet von GoldenTurtle
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vor 42 Minuten schrieb GoldenTurtle:

In Deutschland wird ja dieser Tage scheinbar kaum noch Tee getrunken, nur noch kontrovers darüber diskutiert -

Man kann auch einfach sagen, dass hier in letzter Zeit einfach viel Scheiß geschrieben wird, das würde den Nagel mal auf den Kopf treffen! :)

Tee trinken tue ich, aber das Schreiben im Forum fällt gerade etwas schwer... 

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2022 Baozhong von prSK

Hurra, die neuen 2022er Thailand-Tees von Peter sind da! Zumindest eine Vorab-Version, denn von den beiden Pu'erhs gibt es zunächst "nur" das Maocha zum probieren, die Bings kommen später - heute starte ich aber mit einem der beiden Nicht-Pus: dem 2022er Baozhong (包種茶, teilweise auch "Pouchong" übersetzt). Der Tee stammt vom selben Produzenten, von denen Peter auch seine Thailand-Sheng bezieht: Vei Yan. Peter schreibt, dass der Tee aus einem kleinen speziell für Wulong bestimmten Garten stammt, was auf einen gewissen experimentellen Charakter hindeutet und wenn man sich den Tee anschaut auch definitiv der Fall zu sein scheint: Baozhong/Pouchong hat ja schon ein relativ großes Spektrum an Oxidation verglichen mit anderen Wulong aber dieser ist wirklich pechschwarz mit nur kleinen grünen Stellen - meist kenne ich Baozhong doch deutlich grüner wie z.B. bei dem 2021 Wen Shan Bao Zhong, eben einen modernen Baozhong der mittlerweile ja zu den am wenigsten oxidierten Wulongs zählt (weshalb man ihn teilweise auch schon fast als Lu Cha ansehen kann), da ist diese dem Trend entgegenlaufende Variante eine willkommene Abwechslung. 

Das nasse Blatt hat ein unglaubliches Aroma: Ananas, etwas grüne Kochbananen und etwas schwer zu beschreibendes "exotisches" das eindeutig klar macht, dass es sich hier nicht um einen Tee aus China handelt - voll, intensiv, spannend und trotzdem nicht aufdringlich verbreitet das Aroma eine positive Grundstimmung. Und genau so positiv fallen die ersten Aufgüsse aus: frisch und gemüsig, genauer süßliches gegrilltes Gemüse, mit dezenten Fruchtnoten im Hintergrund und kaum floralen Noten machen auch die Geschmacksebne zu einem für einen Wulong sehr ungewohnten Erlebnis - keine Spur von nuttigem Blumenwasser, erstickendem Parfüm oder überbordender Mineralität was mich an den meisten Wulongs stört. Der Tee wirkt so viel natürlicher (oder naturnäher?) als alle Wulongs die ich kenne - der selbe Charakter, der mich auch bei den Shengs von Peter so fasziniert: keine versnobbte Überproduktion, um den weltmännischen Gaumen der schon alles kennt doch nochmals mit irgendwelchen gekünstelten Noten zu reizen und stets darauf bedacht den verweichlichten Gourmet nicht mit womöglich noch zurückbleibenden Ecken und Kanten zu verärgern, sondern schlichte Hausmannskost, welche durch ihre Schlichtheit die Qualität der Zutaten zur Geltung bringt. Zumindest fühlt sich der Charakter des Tees für mich so an - in wie weit sich das mit den Metriken eines Wulong-Experten deckt weiß ich nicht und ist mir auch egal, denn der Tee macht mir richtig Spaß, obwohl es kein Pu'erh ist - und das ist etwas echt seltenes! Und auch wenn dem Tee etwas Ausdauer fehlt (ab dem 3. Aufguss baut er deutlich ab, ab dem 6. ist Schluss) und er als Nicht-Pu kein Qi hat ein klasse Tee: großes Lob an Peter und Vei Yan! Muss ich definitiv mal noch in anderer Keramik und mit Tetsubin-Wasser (bei der Session habe ich meinen Ton-Kessel genommen) probieren.

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vor 15 Stunden schrieb Paul:

anständige Liu Baos werden als kühlende Tees heiß (!) getrunken.

Falls Du es nicht glaubst:  Global Tea Hut,  Dezember 2016 Schwerpunktausgabe Liu Bao. Erstklassiges Heft!

Da bin ich aber skeptisch.. Das ist gänzlich konträr zum chinesischen Verständnis, wobei bspw. Grüntee als kühlend, aber fermentierte Tees wie Shou oder auch teilfermentierte Heichas wie Liu Bao als wärmend gilt.
Ausser es ist ein neumodischer Liubao, der vom Sheng abgekupfert gänzlich unfermentiert ist - was aber gem. dortiger Kenner gar nicht als Liubao zu zählen ist.

PS: Abgesehen davon, gratuliere zur Demonstration gegen Italien ... Deutschland hegt wohl klare Avancen auf den Titel in Katar.

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2022 mindSWITCH Maocha von prSK

Hurra, der erste Pu'erh von 2022: technisch eigentlich nicht ganz korrekt, da es sich um Maocha handelt (die Herkunft aus Thailand ist meiner Meinung nach nicht relevant - das beharren auf willkürlich gesetzte Ländergrenzen ist purer Protektionismus, den Pflanzen sind die sinnlosen Ländergrenzen der Menschen egal - es kommt auf die Qualität des Materials und die Verarbeitung an, alles andere ist Politik) aber ich finde es eine tolle Sache, dass es dieses Jahr möglich ist, das Maocha der Thai-Shengs vorab als Maocha zu probieren. Gegenüber einem gepressten Bing hat man hier auch noch mehr die Möglichkeit, die Schönheit der Blätter zu begutachten - und wie man auf den Bildern gut sieht, ist das Blatt wirklich sehr schön groß und kräftig, regelrecht "sperrig" (selbst bei der sehr großen Sangbian Zini von Jie Zhao muss man schauen, wie man das Material rein bekommt). Und es hat schon im trockenen Zustand ein tolles, intensives Aroma - frisch, voll und fruchtig, letzteres erinnert mich vor allem in nassen Zustand anfangs an Kiwi. Kein Wunder, das Material stammt ja wieder wie bei der 2020er Version und der 2021er Version von den ältesten Bäumen von Vei Yan (siehe Beitrag zum 2021er). Geschmacklich erwartet einen wie letztes Jahr wieder eine Überraschung: insbesondere die ersten Aufgüsse sind zwar durchaus schön fruchtig (sanfte Aprikose - die pilzige Note von letztem Jahr fehlt dieses mal komplett), aber für mich am prominentesten ist die wunderbar breite Bitterkeit. Wüsste ich es nicht besser (und würde man die exotischen Fruchtnoten ausblenden) würde ich bei der Bitterkeit 100% auf Bulang tippen: sie ist so voll und samtig, nicht all zu heftig sondern genau wie manche süßliche Bulang-Dörfer "bitter-sweet". Generell ist der Tee dieses mal extrem voll/intensiv in der Textur mit viel Gewicht - zugleich geschmacklich aber irgendwie flauschig-leicht - wieder ein komplett anderer Tee als die beiden Vorgänger. Gut, man muss berücksichtigen, dass es sich hier um Maocha handelt, d.h. zum einen ist die Dramaturgie der Aufgüsse eine andere als bei einem gepressten Bing (da sich die Blätter nicht erst öffnen müssen startet der Tee gleich voll und verschießt dafür aber auch in den ersten Aufgüssen schneller sein Pulver) und zum anderen verändert auch die Pressung nochmals den Charakter des Tees (Geschmack und Aroma ändert sich, durch ein anderes Trocknungsverhalten ergeben sich neue Facetten wie vermutlich die pilzige Note beim 2021er), aber es ist schon ultra-spannend, diese Entwicklung mitzuerleben: 2020 war rohe, unverfälschte Kraft im Tässchen (Geschmack, Textur, alles scheißegal, nur das Qi zählte), 2021 wurde diese deutlich mehr in gefällige Geschmacksrichtungen gelenkt und dieses Jahr liegt der Fokus ganz eindeutig auf der Textur. Ganz großes Kino! Einzig das Qi scheint dieses Jahr etwas milder auszufallen (wobei das schon Jammern auf höchstem Niveau ist - das Qi ist trotzdem sehr intensiv und stellt 90% aller anderen Tees in den Schatten) und ab dem 4./5. Aufguss baut er schneller als seine Vorgänger ab, aber bei nur einer Session ist es für einen tiefergehenden Vergleich natürlich noch etwas früh - es folgen sicher noch Updates in anderer Keramik. Ich kann verstehen, warum Peter zögerlich ist, den Tee als Bings pressen zu lassen - aber ich hoffe doch sehr, dass er es macht, denn alles ist besser wenn als Bing gepresst. Spaß bei Seite: wie oben beschrieben verändert sich ein Tee durch das pressen nochmals, bekommt dadurch aber für mein Empfinden zusätzliche Komplexität und macht ihn vor allem auch hinsichtlich Lagerung interessanter - und ein Vergleich von dem gepressten Tee gegenüber den beiden Vorgängern wäre natürlich auch spannend!

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Warme Grüsse in die digitale Teerunde liebe Teefreunde!

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Nachdem ich gestern einen kleinen Rest dieses recht stark gerösteten Yancha-Samples verkostet habe (man beachte den Namen des Produzenten), welches Teefreund Beni in Wuyi zugesteckt wurde und das etwa 2 Jahre in meinem Gartenhäuschen (Sommer und Winter) gereift hat, geschah aus entdeckungsfreudigem Kombinationsdrang folgendes:

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Immerhin kam im Nachhall das Aroma des Weisstees noch zur Geltung!

Und keine Sorge, heute gehts wieder puristischer zu und her - auf der Verkostungsliste steht eine 16er Bangwei Longzhu von Jeep, die ebenfalls in rarer Zusammenarbeit mit der Penguin Society entstand.

PS @doumer: Die Aufgussfarbe sieht schon etwas shengmässiger aus dieses Jahr, das ist zumindest mal erfreulich.

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2022 Pang San Zhou Maocha von prSK

Logischerweise gab es heute den 2022er Pang San Zhou, um einen möglichst direkten Vergleich zum 2022er mindSWITCH Maocha von gestern zu haben - auch hier vorerst in Maocha-Form. Wie schon 2020 (denn letztes Jahr gab es von dem Tee nur indirekt eine Version, da hier nach dem "Rezept" von Vei Yan produziert wurde) unterscheiden sich auch dieses Jahr die beiden Tees stark voneinander. Zwar hat auch der Pang San Zhou eine schöne, exotische Fruchtnote, jedoch geht diese hier klar in Richtung Ananas anstatt Kiwi und besonders prägnant ist eine frisch wirkende Nussigkeit. Keine "alte" Walnuss, wie es bei manchen gereiften Shengs der Fall ist sondern eher Kokosnuss - oder wie bei einem Long Jing, wie Peter ja auch im Shop schreibt. Durch ein relativ hohes Maß an Adstringenz, was aber gut zu dem exotisch-sommerlichen Geschmack passt und daher nicht stört, und viel Energie (das Qi ist hier im Vergleich zum mindSWITCH deutlich anregender und kopflastiger, weniger körperbetont) wirkt der Tee deutlich aggressiver als der mindSWITCH - also genau umgekehrt wie in 2020, wenn natürlich auch nicht so garstig wie der 2020er Chafnag Danzhu. Vielleicht ist das auch ein schlechter Vergleich, denn auch wenn er etwas aggressiv wirkt, so lässt sich der Tee doch sehr gut trinken und bietet wie gesagt viel Energie und ein tolles, im Vergleich zu chinesischen Tees ungewohntes Geschmackserlebnis - was will man mehr? Im Vergleich zum mindSWITCH Maocha fehlt es lediglich an der außergewöhnlichen Textur und etwas Tiefe, aber ansonsten läuft es für die meisten Trinker sicher auf eine Charakterfrage hinaus, ähnlich wie wenn man zwischen Yibang und Bulang wählen müsste. Mir persönlich sagt der Charakter des mindSWITCH mehr zu und man merkt, dass das Material von älteren Bäumen stammt, daher bekommt dieser eine bessere Bewertung - tolle Tees sind aber beide!

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Nachverkoste gerade den 13er Xi Banshan von der vorjährigen Gabo Selektion, diesmal mit meiner üblich-geringen Nachmittags-Dosierung von 3g (auf eine etwa 1,5dl Yixing), dafür längerem Ziehen (= mehr Yixing-Einwirkung, bei einer guten Yixing ist das sogar von Vorteil), jedoch zugegeben weniger Aufgüsse (geschätzt 4-5). "Muss sagen", ich bin mit der Wahl nach wie vor zufrieden; im ersten Aufguss glasklare, trocken-bittere Fruchtnoten, welche mir persönlich das Wasser im Gaumen zusammenlaufen lassen, dazu gesellt sich im Nachhall ein bemerkbares Huigan, obendrein eine luftige Wolkenchillwirkung - der Fladen war ja "nur" etwa 100€ - in der Preis-/Leistungskorrelation insbesondere hinsichtlich der sauberen Machart (absolut korrekte Aufgussfarbe), der blitzsauberen Lagerung, als auch der klaren, ortsspezifischen Individualität. Dazu kommt im 2. Aufguss eine Wandlung von der Fruchtnote hin zu einer dezenten Bitterkräuterhaftigkeit, dies sich im 3. Aufguss in eine bitter-süssliche Mentholnote entpuppt und beim 4. Aufguss in eine gelungene Harmonie übergeht.

Anmerkung 1: Eine noble trockene Bitterkeit überschattet bei diesem Sheng stets das Geschehen, mit verhältnismässig wenig Süsse/Frucht - Teetrinker die gerne eine andere Kräfteverteilung haben, dass alles von einer süsslichen Fruchtnote überschattet wird und die Bitterkeit nur die zweite Geige spielt, werden in Yibang besser bedient als in Xi Banshan.

Anmerkung 2: Gabo hat im Shop ein geringes Detail ausgespart, nämlich dass es sich beim Produzenten um Fengyamingyuan handelt - und dieser Name ist Kennern kein Unbekannter. Aber keine Sorge, der Sheng ist schon lange ausverkauft, weshalb diesem Beitrag wohl auch nur schwerlich Werbung unterstellt werden kann.

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Bildkommentar: Diese sehr, dicke, schwere und robuste Tasse aus Taiwan hat mir vor Jahren mlc für meine kleine Tochter geschenkt ... und irgendwie habe ich sie wirklich schätzen gelernt ... sie zeichnet sich durch eine verblüffend runde Haptik aus, beim Halten und ebenso beim Trinken an den Lippen.

PS: Der Kommentar zum 4. Aufguss war nicht ganz korrekt: es geht in eine gelungene harmonische Gesamtnote über, alles wird dabei quasi eins.

Bearbeitet von GoldenTurtle
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Heute gab es für mich ein Leuchtfeuer (ein grünes 😜) unter den grünen Tees: Ôyama Tamaryokucha

Ich bilde mir ein hier irgendwann davon gelesen zu haben, dass es Echizen schafft diese Mangonase in die Tasse zu schummeln, aber mir gelingt das leider nicht. Eine mögliche Erklärung könnte sein, dass ich generell der 2022er Version einen nicht ganz so brutalen Mangoduft bescheinige. 
Unabhängig davon bleibt dieser Tee natürlich eine Wucht!

 

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