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Welchen Tee trinkt ihr heute?


Empfohlene Beiträge

@Matsch: @Siebenschläfer hat Recht, ist eine Luffa-Scheibe.


@topic: 2008 Xi Zi Hao Menghai Shu (via TM)

Der Tee ist das ziemliche Gegenteil zu dem 90er Te Ji Shu von gestern: von einem sehr namhaften Produzenten, konkrete Jahresangabe und für einen Shu sehr schön großes Blattgut - lediglich die Herkunftsregion ist Menghai ähnlich schwammig angegeben. Zum Material wird geschrieben, dass es sich um Gushu-Material handelt, das über mehrere Wochen fermentiert und anschließend gut belüftet wurde - eben eine Boutique-Produktion. Bei dem verwendeten Material scheint es sich zumindest teilweise um Huangpian zu handeln: die Blätter haben die typische spröde Leichtigkeit, wie es alle Huangpian zumindest als Sheng gemeinsam haben - vielleicht hängt das aber auch mit der eher leichten Fermentation zusammen, wobei mir das bei dem anderen 2008er XZH Shu nicht aufgefallen ist. Dafür spricht jedenfalls, dass der Tee auch sehr leicht im Körper ist - für einen Shu eher untypisch. Die ersten beiden Aufgüsse liefern eine ganz nette Vanille-Note (wie von Vanille-Puddign aus dem Supermarkt), driftet dann aber schnell in eine belanglose Süße ab - zwar ganz eindeutig alles sehr sauber (insbesondere im Vergleich zu dem 90er Shu von gestern) aber genau so langweilig. Das ist ein Tee, den man ohne Bedenken Tee-unbedarften Gästen vorsetzen kann, ohne dass diese einen dafür hassen (wie es bei einem richtig ordentlichen Bulang Sheng der Fall wäre) und falls doch Tee-Wissen vorhanden ist man mit dem großen Namen protzen kann (und mit 0,32€/g muss man da noch nicht mal so Tief in die Tasche greifen) - aber kein Tee, den man um des Tees Willen trinkt (zumindest nicht als Shu-Banause wie ich) - kann man, muss man aber nicht.

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Ich habe den Matcha Shokokuji Temple Favored Matcha Joko aus meiner Bestellung von ZEN-Market schon eine Woche lang probiert. Er schmeckt einfach nach gar nichts. Am ehesten noch leicht süßlich, nicht nach Heu, Tang, Gras, er wird auch nicht bitter, einfach nur neutral.
Entweder ist das die Kunst für diesen Matcha ihn so absolut neutral zu halten, oder der belgische Zoll hat ihn 2 Monate lang bei über 30° gelagert?

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vor 6 Stunden schrieb doumer:

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Sieht mir für einen Boutique Shou aber unglaublich stark fermentiert aus! 😳

Gut, 2008 - das waren für Shou noch andere Zeiten.

vor 6 Stunden schrieb doumer:

Bei dem verwendeten Material scheint es sich zumindest teilweise um Huangpian zu handeln: die Blätter haben die typische spröde Leichtigkeit, wie es alle Huangpian zumindest als Sheng gemeinsam haben

Sehr gut beobachtet - es ist mittlerweile fast schon Tradition bei etlichen Produzenten und/oder Produktionen, für Shou bei der Shengproduktion aussortiertes Pflückgut zu verwerten - u.a. deshalb sind Shou oft günstiger, auch wenn sie sich in der Beschreibung scheinbar nicht von Sheng Produktionen vom gleichen Dorf unterscheiden, aber solche Details werden halt gerne und oft ausgespart.

vor 5 Stunden schrieb KlausO:

Er schmeckt einfach nach gar nichts.

er wird auch nicht bitter, einfach nur neutral.

Oder ... warst du vielleicht kürzlich erkältet? Vielleicht ist ja dein Geschmackssinn noch nicht ganz auf der Höhe ... der Matcha ist für Marukyu Koyamaen Verhältnisse aber auch sehr günstig.

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Retrobeitrag
(Ursache: Tochter fragte nach Bildern von ihrem ersten Schultag - dabei bin ich auf folgendes gestossen):

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Hach, waren das noch Zeiten, als ich mit der Spiegelreflex Teerunden abgelichtet habe (ca. 9 Jahre ist's her, heutzutage führt u.a. @Lateralus diese schöne Tradition fort, hin und wieder klappt das auch bei @miig)

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Jawohl, ein TPHK aka chinesischer Spaghettigrüntee!

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Holla die Waldfee!

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So weit, so gut.

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Mmmh, da krieg ich gleich Grünteedurst!

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Bearbeitet von GoldenTurtle
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Am 24.9.2022 um 23:26 schrieb iron-arhat:

@Getsomeschon interessant wie sich die Toleranz bzgl Bitterkeit verändert, nicht wahr?

In der Tat. Die Auswahl an verzehrten Obst- und Gemüsesorten hatte bei mir einen positiven Einfluss auf Geschmacks- und Bitterkeitserleben.
Gegen das kleine Nachmittagstief, trinke ich etwas Darjeeling Castleton Muskatel Secound Flush von @teekontorkiel. Das ganze Büro duftet jetzt nach dem Tee und angenehm trinken lässt er sich auch. 


@Diz: Geht die Beschreibung des Man Lou an alle Kunden so raus? Meinen Humor triffts, aber nachdem Peter Kritik für den better than s_x eingefahren hat, erwartet dich ein kleiner Shitstorm von Menschen die die Störung der Totenruhe ernst nehmen :D

Bearbeitet von Getsome
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Weiter geht's mit dem Yancha-Segen. Heute mal ein wenig kürzer gefasst und ohne Bilder :frieden:
 

Lazy Cat Qi Dan Da Hong Pao 2020
Im trockenen Blatt der Duft von Kakaofrucht und einige frisch-würzige Aromen. Keine besonders präsenten Röstnoten.
Wenn man die Blätter in der vorgewärmten Shibo schüttelt, wird der Geruch intensiver: würzig, schokoladig und flüchtigerweise ein interessantes Pisco-Aroma. Nach dem Waschgang bleibt der Geruch schokoladig und würzig (fast schon parfümartig würzig) und wird ergänzt durch Aromen von Bittermandel und Maisfladen.
Der Aufguss hat ein klassisches Yancha-Aroma, duftet aber nicht besonders intensiv. Am Gaumen öffnet sich das Aroma und ich erkenne Feige und weitere Fruchtnoten. Trotzdem ist der Charakter in erster Linie mineralisch-frisch und würzig. Der Tee ist sehr körperreich mit weicher Textur (auch wenn der mineralisch-würzige Geschmack bei mangelnder Aufmerksamkeit als Adstringenz oder Rauheit fehlnterpretiert werden kann).
Auch der Abgang ist würzig und eher trocken, jedoch durchaus mit einigen süßen Fruchtnoten. Das Huigan ist erfrischend und intensiv.

Sehr guter Tee, der sich mit seinem betont würzigen Charakter doch recht deutlich von dem folgenden Qi Dan unterscheidet:

 

Wuyi Origin Qi Dan Da Hong Pao, geerntet am 15.05.20 in Qing Shi Yan und 3x "mittelstark" geröstet

Trockenes Blatt: Hier ist die Röstung etwas prominenter mit Kakaonoten nebst Cranberry und etwas Mango.
Warmes Blatt: Schokolade, leicht säuerliche Stallnoten (die kommen wohl von der Röstung) und Vegetation in der Sonne.
Nasses Blatt: Banane, Stallnoten, Vanilleschote und Koriander. Diese Mischung ist so ungewöhnlich wie großartig.
Aufguss: Das typische Yancha-Aroma ergänzt um eine frisch-grüne Note.
Gaumen: Super samtig weich und sehr voller Körper. Auch hier wieder neben den tollen, süßen Krapfen- und Pfirsich-Aromen, eine grüne Note in Richtung Koriander. Außerdem Hagebutte. Die an Flusskiesel erinnernde Mineralität ist eher zurückhaltend.
Abgang: Im ersten Moment eine Weißbrot-Note, die ebenso aus einem milden Scotch stammen könnte. Dann ein sanftes aber gleichzeitig intensives Sheng Jin, welches den Speichelfluss seitlich hinter den Wangen anregt. Süße Noten von Banane und Vanille leiten über in einen trockenen Ausklang, welcher die bis hierhin zurückhaltende Mineralität jetzt durchaus etwas stärker betont. Schwaches, leicht kühlendes Huigan.

Der ist richtig toll und hat für mich im direkten Vergleich ein wenig die Nase vorn.

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Aged Oolong (2005) aus Nantou (Taiwan) von Nisima.

Irgendwie werde ich mit dem Tee nicht warm... Ich schmecke einen deutlichen Unterschied zu einem jungen Oolong, aber nicht im positiven Sinn.... Er schmeckt ein wenig "muffig" (falls ihr das Wort kennt). Meine bessere Hälfte bestätigte das und sagte, dass irgendwas mit dem Tee nicht stimmig ist und sie definitiv schon besseres getrunken hat.

Hat jemand eine Erklärung dafür? Ich dachte Oolong würde durch die Reifung an Qualität gewinnen?

 

Edit: So leid es mir auch tut, aber ich musste den Tee wegschütten... Für mich nicht trinkbar. 😒

Bearbeitet von Salad Fingers
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vor 11 Stunden schrieb Shibo:

Wenn man die Blätter in der vorgewärmten Shibo schüttelt, wird der Geruch intensiver

Und ich dachte du seist ein Kerl ... Spass beiseite, genau deshalb macht man das ja! 😅

vor 47 Minuten schrieb Salad Fingers:

Hat jemand eine Erklärung dafür? Ich dachte Oolong würde durch die Reifung an Qualität gewinnen?

Denkbar, dass der Tee zu wenig Röstung hatte für solch eine lange Reifung (die Röstung ist der Mantel des Tees, der gegen den Wind der Zeit schützt) ... oder aber, dass er mal zu feucht gelagert wurde, und dann das in diesem Falle notwendige Nachrösten verpennt wurde ... dann kann er bspw. auch etwas säuerliche Fermentationsnoten kriegen (auf sowas stösst man immer wieder - aber es gibt Pu-Nasen, die sonst Oolong kaum mögen, die stehen darauf, und preisen diesen Lager-Fehler / Nachröst-Vernachlässigung sogar als positive Besonderheit an 🙈😅).

@Topic: Neulich recht alte Muster aufgestöbert, u.a. ein Gong Ting Shou von 2006 von der Lang He Factory von Eugene (habe das Muster seit etwa 7 Jahren) ... muss sagen, ich hatte die Factory zuvor unterschätzt.

Zitat

Ripe puerh is Lang He's specialty, the founder Mr. Yang believes there's more artistry in making ripe versus raw, and he always supervises the fermentation process himself. Lang He's lighter fermentation process results in a lighter, sweeter liquor that is free of that fishy wo dui flavour common in heavily fermented shu.

 

Überraschenderweise hat Er nach 7 Jahren den Shou noch immer im Angebot - gut, ist auch etwas nachvollziehbar, er verlangt auch nicht gerade wenig dafür ... $90 für einen Factory Shou, und das von einer nicht sehr gefragten Factory, ist doch eher viel.

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Bearbeitet von GoldenTurtle
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Unbestätigten Gerüchten zufolge, hat sich der Herbst hinterrücks angeschlichen. Zeitgleich ist mein Verlangen nach "wärmeren" Tees gewachsen. Da trifft es sich sehr gut, vor einigen Wochen einen Da Hong Pao als Impulskauf bei @nannuoshan getätigt zu haben. Es handelt sich um einen Tee mit Erntejahr 2020. Die Termine der drei durchgeführten Röstungen sind mit angegeben. Im Dezember 2020 fand die letzte Röstung statt. Nach knappen 1,5 Jahren sollte es ein trinkbarer Tee sein.

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Pfirsichduft und kaffeeartige Röstnoten steigen aus der vorgewärmten Kanne empor. Eine angenehm warme Komposition, aber nicht ganz so dicht und komplex, wie ich es von anderen Da Hong Pao kenne.

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Auf der Zunge haben wir es mit Pfirsich, einer leichten Süße und Röstaromen zu tun. Alle drei sind trennscharf voneinander aus zu machen. Das ist, jedenfalls nach meinem Erfahrungshorizont, untypisch für Da Hong Paos. Sie präsentieren sich dichter im Geschmacksbild und sind schwieriger zu beschreiben.  Beide varianten haben etwas für sich. Für den heutigen Tee muss es nicht Herbst sein.

@GoldenTurtle: Was sind das den für kleine weiße Punkte auf dem Fladen? Kommen die durch die Aufnahme zu Stande?

Edit: @Shibo: Nach dem Pisco-Aroma musst ich erst suchen. Mit was würdest du es vergleichen? Mit Trauben?

Bearbeitet von Getsome
Frage vergessen
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vor 5 Stunden schrieb Getsome:

Nach dem Pisco-Aroma musst ich erst suchen. Mit was würdest du es vergleichen? Mit Trauben?

Eher wie ein Derivat von Trauben: schwerer, süßer und etwas sprittig. Allerdings durchaus ein saftiges Aroma und daher näher an der frischen Traube dran als bspw. ein Tresterbrand à lá Grappa.

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vor 15 Stunden schrieb Getsome:

Was sind das den für kleine weiße Punkte auf dem Fladen? Kommen die durch die Aufnahme zu Stande?

Hierauf muss ich zugeben: keine Ahnung - auf meinem Sample waren keine solchen.
Ich weiss nicht, ob die Fladen vielleicht mal etwas feucht gelagert wurden?
Aber bei meinem alten Sample war auch kein Muff - aber wie gesagt, ich habe das seit etwa 7 Jahren.
Das abgebildete Foto ist ja vom Händler, möglicherweise hat er zur Verzierung auch ein paar weisse Zuckerstreusel darübergegeben - vielleicht macht man das ja so in Australien, wo Eugene ja früher wohnte.

vor 9 Stunden schrieb Shibo:

Eher wie ein Derivat von Trauben: schwerer, süßer und etwas sprittig.

Ich war etwas zu schnell und habe ganz ehrlich gelesen "Eher wie ein Derivat von Tauben" ... da war ich schon beeindruckt und fragte mich, wann und wie du das wohl verkostet hast.

Bearbeitet von GoldenTurtle
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2006 Bulang Shan Qiao Mu Gu Shu Cha von Liming/Bajiaoting (via TeaTracks)

Mal wieder ein(zumindest für mich) neuer Shop: TeaTracks, ein kleiner (neuer?) Online-Shop von Jan und Gabi aus den Niederlanden - keine Eigenproduktionen und keine große Auswahl aber trotzdem interessant, da es neben Tees von großen Marken wie Bajiaoting und Chen Sheng Hao auch 3 Tees von "The Puerist" gibt, wovon Matt in 2020 mal berichtet hat und mich durchaus interessiert, durch den Versand aus China aber bislang immer zu unsicher war. Da bin ich generell gerne bereit ein paar Euro mehr für einen Zwischenhändler zu bezahlen, wenn dafür sicher ist, dass der Tee auch ankommt - lustigerweise kostet der Tee nicht mal mehr z.B. 98€ für den 2018er Zhang Jia Wan bei TeaTracks vs. 102€ im Etsy-Shop vom Puerist - und da ist noch nicht mal mit eingerechnet, dass der Versand aus den Niederlanden ab 30€ kostenlos ist wohingegen der der aus China über 18€ kostet! 

Heute starte ich aber mit einem anderen Tee: einem 2006er Bulang von Liming bzw. Bajiaoting - der Tee stammt noch aus einer Ära, wo Bajiaoting klar eine Sub-Brand von Liming war und nicht eine völlig eigenständig agierende Marke wie es bei neueren Tees wie dem 2020er Da Banzhang der Fall ist. Das platziert den Tee natürlich in direkter Konkurrenz zu den großartigen private-production Liming-Tees, die Peter über seinen Kontakt in Taiwan aufgetrieben hat - da es leider als Außenstehender nicht möglich ist zu wissen, um was genau es sich bei dem Tee handelt (private- vs. mass-production, verschiedene Qualitätsstufen bei den offiziellen Produktionen, dazu morgen auch mehr), könnte man sich einerseits in Ratespielchen und Mutmaßungen auf Basis der unterschiedlichen Wrapper, Preise, Marketingangaben etc. ergehen, da das aber völlig sinnlos und nichtssagend ist greife ich auf das einzig reale zurück: ich schau einfach was der Tee mir beim Brühen sagt. 

Das Blatt sieht für einen Factory-Sheng jedenfalls sehr ordentlich aus und hat ein sehr volles, würziges, angenehm-rauchiges Aroma mit einer dezent pilzigen Note, die mich etwas an eine Thailand-Lagerungs-Note erinnert - das ganze intensiviert sich dann nach dem Waschgang und macht wirklich Lust auf den Tee. Erfreulicherweise tauchen diese Noten auch im Geschmack auf: wie bei einem Bulang zu erwarten mit einem guten Maß an Bitterkeit, die auf Grund des Alters aber schon einiges an Süße gewonnen hat - die Rauchigkeit ist dezenter als im Aroma aber trägt sehr positiv zum eher deftigen Charakter des Tees bei - sehr spannend sind die würzigen Komponenten, die mich an Zimt und Nelken erinnern, was dem ganzen etwas von (Kinder-)Punsch (ich trinke kein Alkohol, daher kein Glühwein-Vergleich) auf einem Weihnachtsmarkt gibt - und das ganze auf einer sehr "saftig" wirkenden leicht pilzigen Grundnote. Für mich geschmacklich ein absoluter Volltreffer mit vielen klar differenzierbaren Facetten, die zusammen sehr gut harmonisieren und wie z.B. bei dem tollen 2020er Mansa ein sehr "heimeliges" Gefühl vermittelt und dem Tee einen wunderbaren Charakter gibt - außerdem gibt es im Laufe der Aufgüsse einiges an Veränderung, was für ein schönes Maß an Komplexität sorgt. Die Aggressivität beschränkt sich dankenswerter Weise auf die der Bitterkeit und nicht wie für einfache Factory-Shengs typisch darauf, dass man einen Magen aus Stahl benötigt - das zeigt sich auch in der Textur, die zwar nicht mit einem Boutique-Sheng mithalten kann aber doch hinreichend weich und schwer ist, damit sie mich zufriedenstellt. Selbst hinsichtlich Qi und Tiefe wird etwas geboten - auch wenn das klar der Schwachpunkt des Tees ist - was den Anspruch des Tees neben Qiaomu-Material auch Gushu-Material zu enthalten (der volle Name des Tees lautet 黎明-布朗山乔木古树茶 (Bulang Shan Qiao Mu Gu Shu Cha)) unterstreicht. Im direkten Vergleich mit dem 2004er private-order Bulang Blend muss er sich zwar genau deshalb geschlagen geben (kostet aber auch nur die Hälfte) und der Tee mag nicht der tollste/teuerste/fancyste/schnellste/irgendwas-te Sheng auf dieser Welt sein aber er liefert auf allen Ebenen, die für einen Sheng relevant sind, etwas und glänzt mit einem wirklich tollen Charakter (was natürlich höchst subjektiv ist), daher gefällt er mir ausgesprochen gut!

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2007 Bu Lang Qiao Mu von Liming/Bajiaoting (via TeaTracks)

Nach dem sehr schönen 2006er BJT Bulang gestern ist es nur logisch heute den 2007er zu trinken, denn ich liebe solche "zielgerichteten" Vergleiche wenn man entweder horizontal (verschiedene Regionen des selben Jahrgangs des selben Produzenten), vertikal (verschiedene Jahrgänge der selben Region des selben Produzenten) oder wie hier qualitativ (selbe Region und selber Jahrgang (auch wenn es hier nicht ganz der selbe Jahrgang ist) des selben Produzenten aber unterschiedliche Qualitätsstufen) Tees vergleichen kann (denn zwischen unterschiedlichen Produzenten ist das immer sehr ungenau, da sich Produktionsmethoden, Qualitätslevel etc. zu sehr unterscheiden). Jedenfalls ist alleine schon optisch klar, dass es sich um einen ganz anderen Tee als gestern handelt: völlig anderer Wrapper, deutlich kleinteiligeres Blattgut und eine deutlich festere Pressung - interessant wäre hier zu wissen, ob die Wrapper-Gestaltung etwas über die Qualitätsstufe des Tees aussagt, denn im Gegensatz zu dem 2006er heißt dieser hier nur 布朗乔木 (Bulang Qiaomu) also kein Anspruch auf Gushu, aber dazu kenne ich mich leider zu wenig mit Factory-Sheng aus, um dazu etwas sagen zu können. Eventuell hängt das aber auch mit dem konkreten Produktionsdatum zusammen, denn von 2006 zu 2007 gab es den berühmten Puerh-Markt-Crash, der neben Preisanpassungen auch produktionstechnische Veränderungen nach sich zog, insbesondere hinsichtlich Qualitätssicherung (so hat der 2007er z.B. auch ein QS-Siegel auf dem Wrapper, der 2006er nicht), aber da ich das nicht weiß, halte ich es wie gestern und lass einfach den Tee für sich sprechen.

Bereits beim Aroma des trockenen sowie nassen Blatts zeigen sich deutliche Unterschiede: es fehlt die saftige, pilzige Komplexität des 2006er dafür mehr Bitterkeit und vor allem deutlich mehr Rauch. Die letzten beiden Faktoren sind auch die dominanten Aspekte der Geschmacksebene - in den ersten zwei bis drei Aufgüssen nahezu ausschließlich und man muss schon sagen, dass der Tee hier ziemlich herb ist (nicht zuletzt wegen der auch nach den 15 Jahren deutlich vorhandenen Adstringenz) und für einen ungeübten Magen wäre es sicher empfehlenswert, vorher etwas zu essen (zum Glück hilft die Tamba-Keramik von Masafumi Ohnishi etwas, um die Adstringenz abzumildern). Ab dem dritten Aufguss wird es dann etwas entspannter und zumindest im Abgang zeichnet sich eine leichte Süße ab, die interessanterweise auch eine florale Note hat aber insgesamt bietet der Tee bei weitem nicht die Vielfalt und Wandelbarkeit des 2006ers weshalb bei der Wertung Aggressivität gegenüber Komplexität eindeutig überwiegt. Wenig überraschend ist auch, dass der Tee hinsichtlich Qi und Tiefe kaum etwas bieten kann - aber man muss auch sehen, dass der Preis mit 0,19€/g heutzutage für einen 2007er Tee durchaus als sehr preiswert angesehen werden muss (wobei auch die 0,47€/g des 2006er mehr als fair sind). Sehr spannend ist auf jeden Fall, dass trotz ähnlicher Lagerung (bis 2021 in Kunming und der 2007er auch in Menghai) der 2007er um einige Jahre jünger wirkt als der 2006er - die festere Pressung mag ein Teil-Faktor sein, aber definitiv nicht ausreichend um einen solch krassen Unterschied zu erklären.

Insgesamt ist der 2007er eher das, was ich von einem typischen Factory-Sheng gewohnt bin - zwar absolut trinkbar (im Vergleich zu manch anderen) aber sehr weit von dem äußerst positiven 2006er entfernt, daher mit entsprechend niedrigerer Wertung.

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1986 Pinglin Baozhong (via Klasek Tea)

Am regnerisch-grauen Nachmittag kam mal wieder der Ton-Kessel von Petr Novak zum Einsatz, denn in das hübsche schwarze Kännchen von Hong Seong-Il hat nach ziemlich genau einem Monat mal wieder ein Wulong den Weg gefunden, dieses mal ein gealterter Pinglin Baozhong von 1986. Besonders in Pinglin werden ja sehr grüne Baozhong produziert - wie das vor 35 Jahren war kann man beim Anblick vom trockenen Blatt nicht mehr sagen. Jedoch zeigt der Geschmack neben einer ausgeprägten Mineralität und einer altersgemäßen Laub-Note auch überraschend intensive florale Noten und vor allem in den ersten drei Aufgüssen eine irritierende Schärfe, die mit der Intensität der Aufgüsse skaliert aber auch bei sehr vorsichtigem Brühen nicht verschwindet. Seltsam - und leider schade, da die Textur des Tees durch das Alter wirklich schön weich geworden ist - da ist der 80er Baozhong von Peter doch DEUTLICH besser. Kann man schon trinken so ist es nicht, aber der Tee zeigt mal wieder, dass nur weil ein Tee alt ist ihn das nicht gleich in eine erhabene, transzendierende Erfahrung verwandeln muss - aus Blei wird auch nach 30 Jahren kein Gold. Das gilt übrigens auch für den Preis: nur weil etwas teuer ist, ist es nicht automatisch wertvoll und gut - wie immer muss der Tee selbst überzeugen, alles andere sind bedeutungslose Labels (zumindest hinsichtlich des Tees - der Preis ist leider nicht ganz so bedeutungslos für den Geldbeutel).

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2020 Bajiaoting Ban Zhang You Ji (via TeaTracks)

Nach den beiden bereits etwas "angereiften" BJT Bulangs heute nun der dritte im Bunde: als "moderner" BJT gibt es hier keine Referenz auf Liming mehr (auch wenn ich mir mit dem thailändischen Text unten auf dem Wrapper nicht ganz sicher sien kann). Interessant ist hier eine nähere Betrachtung des Wrappers: die großen Zeichen oben sagen 八角亭班章有机茶 (Bajiaoting Banzhang Youji Cha) - also Bio Banzhang Tee von Bajiaoting. Vermutlich dürfte Youji dem in der Puerh-Welt häufiger genutzten Shengtai entsprechen, wobei im Shop erwähnt wird, hier das Bio-Label mit dem weißen Kohl (大白菜 (Da Bai Cai)) in der Mitte des Bings dem höchsten Bio-Standard in China entspricht - evtl. gibt es da auch Unterscheidungen wie z.B. bei uns das Bio-Label vs. Demeter-Label? Die Aussage, dass die Labor-Ergebnisse "very good" sind, bringt leider ohne konkretes Testergebnis wenig. Jedenfalls interessant: obwohl der gleiche Jahrgang und die selbe Region handelt es sich offensichtlich um einen anderen Tee als der bereits besprochene 2020er BJT Da Banzhang - mit 0,49€/g dürften sie aber preislich ähnlich liegen.

Labels beiseite: wie schlägt sich nun der Tee? Das Aroma ist zwar vielversprechend - typisch bitter mit Noten von grünen Früchten - aber das Blatt verheißt nichts gutes: Sehr fest gepresst, größtenteils nur winzige Schnipsel. Für die Session habe ich mir vom Sample die "schönsten" Blätter rausgesucht und ordentlich gewaschen, um im ersten Aufguss möglichst nicht die ganz winzigen Brösel drin zu haben - leider ohne nennenswerten Erfolg: der Tee ist vollkommen untrinkbar - 99% Adstringenz, 1% Bitterkeit. Nach dem zweiten Aufguss hab ich aufgegeben und einen ordentlichen Tee getrunken.
Das verheerende Ergebnis mag nun am Sample liegen (wie schon ein paar mal erwähnt - ich kann nur mit dem "arbeiten" was ich habe), kann aber auch sein, dass es ein Versuch ist, etwas mit dem Charakter eines modernen 7542 zu schaffen: jung untrinkbar und erst nach 30+ Jahren erträglich. Falls letzteres der Fall ist: solche Tees brauch ich nicht - es gibt auch Tees die zu jeder Zeit gut sind.

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vor 33 Minuten schrieb doumer:

Jedenfalls interessant: obwohl der gleiche Jahrgang und die selbe Region handelt es sich offensichtlich um einen anderen Tee als der bereits besprochene 2020er BJT Da Banzhang - mit 0,49€/g dürften sie aber preislich ähnlich liegen.

Ja, das ist nicht vom gleichen Pflückgut - zwar wahrsch. vom gleichen Garten (Liming/BJT haben dort ja einen grösseren, eigenen Teegarten, seit etlichen Jahren), aber unser gemeinsamer Import vor etwa einem Jahr war wenn ich mich richtig erinnere aus Da Shu Pflückgut, der von Teatracks hingegen scheint nur junges Plantagenpflückgut zu beinhalten - dafür verlangen sie aber schon nicht gerade wenig.

@topic:

Ich habe heute diesen Shou irgendwie verpasst.

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Eine recht hochkarätige 09er Produktion der Menghai Factory (nein, kein Hong Yu Yuan - dieser wäre eher unteres Mittelfeld) ... dieser hier hingegen ist deutlich weniger süss, hochwertigeres Pflückgut aus ihrem Bio-Garten, gemischt mit gereiftem Pflückgut und blitzsauber produziert - in den vergangenen Tagen bin ich mir eher etwas inbrünstige, rustikale Töne von recht gut gereiften Plantagenshengs von Xiaguan & Co. gewohnt - nun umgekehrte Welt, der Shou spricht viel sanfter, edler ... sanfter noch als ein Dragon Pillar ... ich möchte den ein anderes Mal in einer meditativeren Stimmung noch mal mit mehr Aufmerksamkeit trinken, denn diese fordert dieser Shou unbedingt. Heute habe ich den nur nebenbei am Computer getrunken, und auf diese Weise bin ich dem Tee nicht gerecht geworden, er hat sich mir nicht erschlossen, wie er es bei einer früheren Runde schon wesentlich besser tat.

Korrektur: Kein Hong Yun Yuan

Bearbeitet von GoldenTurtle
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Am 3.10.2022 um 13:59 schrieb GoldenTurtle:

der von Teatracks hingegen scheint nur junges Plantagenpflückgut zu beinhalten - dafür verlangen sie aber schon nicht gerade wenig.

True - aber hier kommt das Bio-Thema ins Spiel, denn das Weißkohl-Label scheint doch nochmals etwas anders zu sein als es einfach nur "Shengtai" zu nennen: wie wir es in unseren lokalen Läden kennen kosten Produkte mit Bio-Label (oder gar Demeter-Label) einiges mehr. Dazu noch ein interessanter Hinweis/Nachtrag zu dem Tee:

Das Testergebnis ist zusammen mit einer Erklär-Grafik des chinesischen Bio-System (leider nur auf chinesisch - aber trotzdem sehr interessant, die Weißkohl-Klasse ist von IFOAM zertifiziert) im Shop verfügbar (hatte ich zunächst übersehen).

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vor 4 Stunden schrieb doumer:

Das Testergebnis ist zusammen mit einer Erklär-Grafik des chinesischen Bio-System (leider nur auf chinesisch - aber trotzdem sehr interessant, die Weißkohl-Klasse ist von IFOAM zertifiziert) im Shop verfügbar (hatte ich zunächst übersehen).

Hast ... du ... das ... Result ... auch ... wirklich ... angesehen?!? 😳
Da ist ja ein Wert über dem gesetzlich zugelassenen Limit! 😬

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  • Joaquin entsperrt und angepinnt dieses Thema

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