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Welchen Tee trinkt ihr heute?


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Ich habe gestern bereits das zweite mal den Tenryu Shincha 2023 Yama no Ibuku Competition Grade von TKK getrunken und ich bin (abgesehen vom stattlichen Preis) richtig enttäuscht 😟.

Ich habe leider keine Bilder, diese folgen dann vermutlich heute, wenn ich dem Tee seine 3. Chance gebe.

Beim ersten Öffnen der Packung war die Vorfreude groß und ich konnte es kaum erwarten, zum ersten mal in dieser stressigen Woche in den Genuss zu kommen, richtigen, guten Tee zu trinken. Ich komme für gewöhnlich gegen 22:00 Uhr nach Hause, da habe ich weder Zeit, noch Verlangen nach einer Tee-Session, ganz zu schweigen von dem Effekt auf meinen eh schon mittelguten Schlafrythmus....

Ich öffne also die Packung und mir strömt ein herrlicher Duft entgegen. Genau so stelle ich mir meinen japanischen Grüntee vor. Auch die Teenadeln sehen wunderschön aus. Dunkel und glänzend. 

Doch dann die Enttäuschung...

Aufgebrüht habe ich wie folgt:

Beim 1. "Kennenlernen":

3 g / 150 ml, 65 Grad, Ziehzeiten in Sekunden: 60, 15, 30, 45, 60
 

Das Ergebnis war mau....mir war als großer Japantee-Freund bewusst, dass Shincha natürlich auch milder als Sencha schmecken kann, jedoch hätte ich nicht damit gerechnet, so wenig Geschmack und Aroma aus den Blättern zu kitzeln. 

Farblich waren der 2. und 3. Aufguss ein Highlight, der Tee war richtig grün. 

Geschmacklich kann ich leider nicht sagen, dass auch nur ein einziger Aufguss ein Highlight war. 

Ich dachte mir, dass eventuell die Dosierung oder aber die Temperatur zu gering war. 

Am nächsten Tag (gestern) habe ich dann meine Freundin dazu überreden können eine Session mit mir zu machen. Sie ist eher keine Teetrinkerin, wenn, dann kostet sie von mir ab und zu einen Oolong, Grüntee sagt ihr jedoch weniger zu.

Mit den Erfahrungen vom Vortag und ohne ihr mitzuteilen, dass die erste Session eine Enttäuschung war, habe ich also wie folgt dosiert:
 

3,5 g / 150 ml, 70 Grad, Ziehzeiten abermals 60, 15, 30, 45, 60 Sekunden.

Wieder das gleiche Ergebnis...ich habe mir nichts anmerken lassen und den 1. und 2. Aufguss "genüsslich" getrunken, als dann von meiner Partnerin folgender Satz kam: "Das schmeckt nach nichts. Wie warmes Wasser."
Und diesen Satz kann ich leider unterstreichen. Wenn man diesen Tee im Vergleich zu anderen japanischen Grüntees trinkt, fehlt absolut das "Grüne", das Umami, die Süße, die frische. 

Heute folgt Test Nr. 3, diesmal mit Bildern.

Wenn ihr irgendwelche Tipps habt, oder wenn ich eurer Meinung nach "falsch" aufgebrüht habe, dann bitte immer her mit euren Vorschlägen.

Bearbeitet von Opro
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vor 14 Minuten schrieb Opro:

Ich habe gestern bereits das zweite mal den Tenryu Shincha 2023 Yama no Ibuku Competition Grade von TKK getrunken und ich bin (abgesehen vom stattlichen Preis) richtig enttäuscht 😟.

Ich habe leider keine Bilder, diese folgen dann vermutlich heute, wenn ich dem Tee seine 3. Chance gebe.

Beim ersten Öffnen der Packung war die Vorfreude groß und ich konnte es kaum erwarten, zum ersten mal in dieser stressigen Woche in den Genuss zu kommen, richtigen, guten Tee zu trinken. Ich komme für gewöhnlich gegen 22:00 Uhr nach Hause, da habe ich weder Zeit, noch Verlangen nach einer Tee-Session, ganz zu schweigen von dem Effekt auf meinen eh schon mittelguten Schlafrythmus....

Ich öffne also die Packung und mir strömt ein herrlicher Duft entgegen. Genau so stelle ich mir meinen japanischen Grüntee vor. Auch die Teenadeln sehen wunderschön aus. Dunkel und glänzend. 

Doch dann die Enttäuschung...

Aufgebrüht habe ich wie folgt:

Beim 1. "Kennenlernen":

3 g / 150 ml, 65 Grad, Ziehzeiten in Sekunden: 60, 15, 30, 45, 60
 

Das Ergebnis war mau....mir war als großer Japantee-Freund bewusst, dass Shincha natürlich auch milder als Sencha schmecken kann, jedoch hätte ich nicht damit gerechnet, so wenig Geschmack und Aroma aus den Blättern zu kitzeln. 

Farblich waren der 2. und 3. Aufguss ein Highlight, der Tee war richtig grün. 

Geschmacklich kann ich leider nicht sagen, dass auch nur ein einziger Aufguss ein Highlight war. 

Ich dachte mir, dass eventuell die Dosierung oder aber die Temperatur zu gering war. 

Am nächsten Tag (gestern) habe ich dann meine Freundin dazu überreden können eine Session mit mir zu machen. Sie ist eher keine Teetrinkerin, wenn, dann kostet sie von mir ab und zu einen Oolong, Grüntee sagt ihr jedoch weniger zu.

Mit den Erfahrungen vom Vortag und ohne ihr mitzuteilen, dass die erste Session eine Enttäuschung war, habe ich also wie folgt dosiert:
 

3,5 g / 150 ml, 70 Grad, Ziehzeiten abermals 60, 15, 30, 45, 60 Sekunden.

Wieder das gleiche Ergebnis...ich habe mir nichts anmerken lassen und den 1. und 2. Aufguss "genüsslich" getrunken, als dann von meiner Partnerin folgender Satz kam: "Das schmeckt nach nichts. Wie warmes Wasser."
Und diesen Satz kann ich leider unterstreichen. Wenn man diesen Tee im Vergleich zu anderen japanischen Grüntees trinkt, fehlt absolut das "Grüne", das Umami, die Süße, die frische. 

Heute folgt Test Nr. 3, diesmal mit Bildern.

Wenn ihr irgendwelche Tipps habt, oder wenn ich eurer Meinung nach "falsch" aufgebrüht habe, dann bitte immer her mit euren Vorschlägen.

ich brühe meine japanischen grüntees eigentlich nach sehr ähnlichen parametern wie du bei deiner ersten session. meine intention wäre auch erstmal eine erhöhung der dosierung und brühtemperatur gewesen. 

probiere doch mal eine verlängerung der ziehzeit um jeweils ca. 15 sekunden aus. vielleicht hilft das? 

tut mir leid, dass der tee eine solche enttäuschung ist - zumal bei dem preis. 
Ich habe dieses Jahr 3 Shinshas probiert und war mit allen sehr zufrieden. Die liegen allerdings alle in einem anderen Preissegment - ich investiere mein Geld dann doch lieber in Sheng :)

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Hallo @Opro,

in deinem Fall würde ich zunächst die Dosierung verdoppeln, die Temperatur reduzieren (60°) und die Ziehzeit auf 90-120 s für den ersten Aufguss verlängern. 

Wenn weitere Versuche ohne Erfolg bleiben, würde ich es noch mit einem Kaltaufguss probieren. 1-2 TL / 500 ml mit kaltem Wasser aufgießen und über Nacht in den Kühlschrank. Das gibt mir oft eine Ahnung, in welche Richtung der Tee geschmacklich geht. 

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2020 YiWu Zhang Jia Wang (Mansa) - puerh.sk

Die Mansas, die ich von Peter bislang kenne, sind für mich immer was Besonderes; ich lasse auch keine Gelegenheit aus, um zu betonen, wie sehr ich den 2020 Mansa (mit den Krabbenscheren) mag mit seinem ungezähmten, völlig ungekünstelt natürlichen Charakter. Und auch der neue 2020er Mansa reiht sich nahtlos ein, aber mit völlig anderem Gemüt.

Wenn der 'Crabby Mansa' ein willder Vagabund ist, der sich nichts zu beweisen hat, so hat es sich der neue Mansa in einem schönen Häuschen gemütlich gemacht und lässt es sich gut gehen. Allerdings, und das kam auch erst heute bei der Session voll raus, kann er seine Herkunft nicht verbergen; und hinter der aufgeräumten Fassade lebt ein tiefsinniger Charakter, der knallhart seine Meinung sagt.

Der Duft des Blattes ist betörend süß und sogleich zeigt sich, dass es wohl ordentlich in die Tiefe gehen wird.

Von Anfang an sind die in der Farbe recht dunklen Aufgüsse süß und voll, mit üppig-weicher Textur und bitterem, oder besser: bitter-süßem Nachklang, der sich lang erstreckt und im Hals verweilt. Die Süße ist vollständig im Body verwoben, das ist so bestechend wie ich es durchaus nicht allzu oft erlebe. Ein Hauch von Adstringenz kommt auf (weniger als bei meinen ersten Sessions, vielleicht spielt auch das Kännchen eine Rolle?), die zur pflaumigen Fruchtnote passt - mitsamt ihrer runden Süße und ihrer Säuerlichkeit. Das Ganze befindet sich, wie Peter es schon wunderbar beschrieben hat, in einem alten Cogna-Fass, wahrscheinlich europäische Eiche; eine alkoholische Note ist immer wieder spürbar.

Schön ist dieser Kontrast bzw. das Zusammenspiel aus der fast nachtischartigen, süßen Süffigkeit und der cognacösen Herbheit mit ihrer Holzigkeit und alkoholisierten Fruchtigkeit.

In den weiteren Aufgüssen, gegen Mitte der Session, zeigt sich im Zentrum diese klare Note, die ich auch beim 'Crabby Mansa' finde: Etwas Reines… mit einem Gefühl der Reife (aber eher 'alterslos'). Im Moment würde ich das mal auf der Geschmacksebene als 'Schnee' bezeichnen, das ist aber nur ein kleiner Eindruck und wird dem Gefühl nicht wirklich gerecht.

Besonders und mächtig ist der Tee auf der Energie-Ebene, das war heute sogar das auffälligste Merkmal:

Ein sehr starker Tee. Schon mit den ersten Schlückchen öffnet sich der Bauch und mit jedem weiteren Schluck mehr und mehr im ganzen Torso, ein bisschen in die Hände geht es auch. Und das bleibt und verstärkt sich in der Brust, recht schwer geht es zur Sache. Auf dieser Ebene unterscheidet er sich abermals vom 'Crabby Mansa', den ich auf der Energie-Ebene, trotz des ungezähmten Charakters, als milder und vielleicht sogar freundlicher Bezeichnen würde. Das hat mich tatsächlich etwas überrascht!

 

Das Schälchen von Hanus gefällt mir sehr gut, es ist weich, dick und rund im Geschmack und nimmt nichts weg (so die ersten Eindrücke).

Das Kohokujo-Kännchen... das war eigentlich für Oolong reserviert und hat da auch so einige zubereitet, aber in letzter Zeit stand es einfach nur rum, weil ich morgens so gut wie nie Oolong trinke… also drängte sich die Idee auf, es mal mit puerh zu versuchen. Der 'Crabby Mansa' war der erste puerh in dem Kännchen (es heißt Neo) und von Anfang an war ich sehr angetan. Heute, interessanterweise war das beim 'Crabby' überhaupt nicht so, hatte ich Eindrücke eines Hung Shui Oolong! Sowohl im Duft des nassen Blattes als auch im Geschmack, und zwar ungefähr in den Aufgüssen 3-7 (oder so). Ich habe keine Ahnung, ob diese bestimmte nussige Röst-Note dann doch ein Charakteristikum des Zhang Jia Wang ist, oder ob die Reste vorangeganger, lang zurückliegender Oolong-Sessions aus den Poren des Kännchens gesogen wurden. Erinnern kann ich mich jedenfalls nicht an Röst-Noten bei diesem Tee - aus den ersten zwei Sessions mit ihm in anderen Kännchen.

Liebe Grüße, Thomas  : - )

 

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@Golden Hill @Jayjo @Siebenschläfer

Habe jetzt nochmals einen Versuch gestartet.

3,5 g auf 100 ml, 70 Grad, 75, 15, 30, 60 Sekunden. Deutlich besser, reichlich Umami, dezente Süße aber mein Lieblingstee wird es glaube ich nicht. Er ist deutlich milder als ich es gerne hätte. 
 

 

 

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Bearbeitet von Opro
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2022 Bada Danzhu von prSK

Nach einem Treffen in kleiner, privater Runde mit Peter letztes Wochenende stehen bei mir jetzt natürlich auch erstmal die neuen 2022er (und ein paar "neue" 2020er) China Shengs auf dem Programm. Und was das wieder für Tees sind! Wir hatten sämtliche Tees blind verkostet - nicht einmal Peter selbst wusste welcher Tee als nächstes im Kännchen landet, da die "Lösung" auf einem gefalteten Zettel im Sample-Tütchen verborgen war - und auch wenn (oder gerade weil) wir in den meisten Fällen bei der Bestimmung des Tees grandios gescheitert sind, war das mal wieder ein sehr lehrreiches Treffen, das zeigt wie wenig man sich auf Stereotypen bzw. vorgefasste Meinungen verlassen kann. An dieser Stelle nochmals Danke an alle Teilnehmer und insbesondere natürlich an Peter!

Eines der besten/eindrücklichsten Beispiele dafür ist der 2022er Bada (und sein 2020er Vorgänger), mit dem ich heute starte: Bada oder auch oft Badashan (巴达山) liegt ganz im Westen von Xishuangbanna (nordwestlich von Bulang) und somit quasi genau gegensätzlich zu Yiwu. Diese Gegensätzlichkeit macht sich auch im Charakter bemerkbar: typisch (zumindest hätte ich das auf Grund meiner bisherigen Beobachtungen mit der Region gesagt) ist eine gewisse Bitterkeit, die aber im Gegensatz zu Bulang weniger texturbetont ist, dafür aber mit einer frischen Zitrus-Note aufwarten kann. Und diese Bitterkeit sorgt gerade bei den jungen Sheng durchaus für eine gewisse Aggressivität - daher waren wir bei diesem Tee zunächst eher von einem Mansa (also Yiwu) ausgegangen, da der Tee sehr freundlich startet - frisch-süß, kaum Bitterkeit mit einer wunderbar weichen Textur. Dazu kommt ein sehr intensives Qi, das primär im Stirnbereich wirkt dann aber nach kurzer Zeit in die Arme abfließt - das liebe ich! Zudem wirkt das Qi selbst auch sehr weich und geschmeidig - obwohl es zunächst im Stirnbereich wirkt fühlt es sich ganz anders an als z.B. ein sehr scharf-konzentriertes Qi eines (starken) Nakas (was übrigens im zentralen Norden von Xishuangbanna liegt). Ein ruhiger, weicher Tee der trotzdem viel Kraft hat und es nicht nötig hat mit irgendwas besonderem anzugeben - das klingt zunächst mal sehr nach einem high-end Yiwu wie einem Rareness 5 - dementsprechend waren alle sehr überrascht, als Peter einen Blick auf den Zettel geworfen hat und er hatte zunächst auch schon daran gedacht, ob ihm nicht evtl. beim Abpacken ein Fehler unterlaufen sei. Mit dieser Information wurde es dann aber in den weiteren Aufgüssen deutlicher, dass die Zuordnung doch korrekt war (was auch die Session heute nochmals bestätigt hat), denn auch wenn der Tee für das was ich sonst von Bada gewohnt bin sehr sanft und ruhig bleibt, kam dann doch eine typische Zitrus-Note zum Vorschein, die das ganze bestätigt. Eine Vermutung ist, dass es sich bei dem Tee um einen Danzhu (单株) handelt, also dem Pu'erh-Äquivalent zu einem Dancong (单丛) aus der Yancha-Welt: das verwendete Material stammt von einzelnen, ausgewählten (und in diesem Fall besonders alten) Teebäumen, wohingegen die bisherigen Produktionen wie dem 2011er oder 2013er "nur" Gushu (und nicht Gushu Danzhu) waren (natürlich hab ich diese auch nicht ganz frisch erlebt und in den Jahren dazwischen hat sich einiges an der Produktionsmethode getan aber dennoch spannend) - wie viel die Auswahl der Teebäume eines Gartens ausmacht, wird auch noch die 2022er Versionen des Rareness 5 zeigen - aber dazu ein ander mal mehr. Zu dem Tee bleibt nur noch zu sagen, dass es ein wunderschöner Tee ist, der "einfach nur gut" ist und sich dabei auf irgendwelche besonderen Geschmacksrichtungen usw. verlassen zu müssen - und dass er locker mit Tees mithalten kann, die das doppelte kosten!

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@Opro ich nehm als Standard immer 5g/dl. Hab aber auch nicht so kurze ziehzeiten wie @KlausO und sicher nicht so viele Aufgüsse. Meist sind es 3 und ein sehr langer vierter.

 

Heute war ein entspannter schöner Tag  etwas Regen aber dennoch haben wir einen Besuch beim Berliner KOS Teehaus  "Make Tea not War" zum 5 jährigen Jubiläum gewagt und einen schönen Gyo und ein paar schmackhafte Onigiri genossen.

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Bangwei 2010 - puerh sk

Das Pröbchen habe ich für zwei Sessions aufgeteilt und so landeten heute ca. 5,5 Gramm im (knapp 10cl) Kännchen, was ungefähr meiner üblichen Dosis entsprach, bevor ich nach dem letzten Wochenende das Experimentieren (wie schon erwähnt auch mit anderen Parametern) wieder angefangen habe.

Das trockene Blatt duftet lebhaft und harzig, glühende Orangen und tropische Marmeladen... Im nassen Blatt finden sich Aromen von mit Harzen veredelten Hölzern mit einer frischen, aber klaren Reifenote; auf dem Holz eine vertrocknete Erdbeermarmelade, erneut Orange… eine komplexe Nase, tiefgründig und lebendig.

Und dann die ersten Aufgüsse…

Der Tee stellt sich vor, oder besser gesagt, mit Fanfaren und einem Hauch von Raserei!

Eine aufdringliche rauchige Note, zusammen mit fast explosiven säuerlichen Zitrusnoten an der Zungenseite und eine anfangs große Bitterkeit. Die Rauchigkeit (Holzrauch) vermittelt sofort den Eindruck eines klassischen Rezeptes, wie man sie bei Factory-Shengs findet, besonders wenn sie trocken gelagert wurden. Dazu eine ziemlich starke Adstringenz.

Diese Eindrücke sind aber nur vorhanden, was den Geschmack und die anfängliche Agressivität der ersten drei bis fünf Aufgüsse angeht. Denn hinter diesen vordergründigen und vehement aufdringlichen Noten zeigt sich ein Blatt von hoher Güte, rein und klar.

Die Textur entwickelt sich mit einer gewissen Schwere, eine dezente Süße scheint schon bald etwas durch und die Kraft des Tees entfaltet sich: Zunächst steigt es mir regelrecht zu Kopf, aber bald schon verteilt sich die Energie im Körper, mal hier mal da, ab und an wild und nur kurz an manchen Stellen aufblitzend, dann wieder woanders auftauchend.

In den späteren Aufgüssen, wenn sich die anfänglich bombastische Vorstellung gelegt hat und sich auch die Rauchigkeit zurückzieht (die ist im Duft des Blattes übrigens nie aufgetaucht!), kommt fast schon eine Eleganz durch, mit Zitrusholz und einem sehr langen tropisch-fruchtigen Abgang; mit einer präsenten reinen Süße, die im Hals verweilt.

Ja, und dann, gegen Ende der Session, da kommt ein Versöhnungsangebot mit weichen floralen Honignoten, fast sowas wie eine Entschuldigung nach den Ohrfeigen, die man zu Beginn eingesteckt hat.   : - D

Da ich weder der größte Freund von sehr agressiven Tees noch von zu viel Adstringenz bin, ist klar, dass dieser Tee nicht zu meinem Liebling wird. Aber auf der Qualitätsebene, das muss ganz klar hervorgehoben werden, ist das ein wunderbarer Tee; und auch wenn das ein oder andere an Fabriktees erinnert, so hat das überhaupt nichts mit dem Standard, den man so aus den Fabriken kennt, zu tun und ist qualitativ in einer anderen Galaxie (sofern wir in einem Universum bleiben wollen)!

Interessanterweise waren einige der frühen Aufgüsse sehr schön im Celadon-Cup von Jiri zu erleben (nicht direkt auf den Bildern zu sehen): Mit seiner sehr stark ausgeprägten Mineralität und seinem 'rauen Ton' (bei vielen Tees ist mir das aktuell noch zu viel) und Nussigkeit fing er die adstringente Wildheit sehr schön ein.

 

Viele Grüße und einen schönen Sonntag!

 

ps: Erst im Nachhinein habe ich im Blog von @doumer gelesen, dass es sich hier wohl um eine Herbsternte handelt. Das erklärt auf einer gewissen Ebene wohl die adstringenten Aspekte, denn ähnliche Erlebnisse habe ich bei so gut wie jedem Herbsttee. Ansonsten habe ich ein paar mal schmunzeln müssen bei den Übereinstimmungen, die wir in unseren Rezensionen gefunden haben. Meine Punktzahl würde heute allerdings nicht ganz so hoch ausfallen.

 

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2022 Mangsheqing Gaogan von prSK

Auch dieses Jahr hat Peter mal wieder etwas ganz besonderes im Programm (oder hatte? die Samples des Tees scheinen schon alle ausverkauft zu sein): Mangsheqing Gaogan (蟒蛇箐高杆). Gaogan (高杆) ist mittlerweile klar - dabei handelt es sich um die besonders hoch gewachsene Bäume, die größtenteils aus einem langen Stamm bestehen und nur oben in der Krone Blätter haben, da es weiter unten im Urwald zu wenig Licht gibt - aber Mangsheqing (蟒蛇箐) ist ein komplett neuer Ort für mich. Übersetzt bedeutet das "Boa Constrictor Bambus-Hain in einer Berg-Schlucht" und ist quasi ein Teegarten (oder eher Vorkommen, denn mitten im Urwald kann man wohl kaum von einem Garten sprechen) des Dorfes Miaojiu (ähnlich wie z.B. Chawangshu (茶王树) zu Guafengzhai (刮风寨) gehört). Miaojiu (oder Miao Jiuzhai) ist ein Dorf der Yao (瑶族) und liegt auf ca. 1400 Meter 30km nördlich von Yiwu in Mengla und um von dem Dorf zu Mangsheqing zu gelangen muss man erstmal 1h durch den Fluss Tongqing waten. Dabei scheint es sich zudem um ein Guoyoulin (国有林) Gebiet (also einen staatlich geschützten Wald) zu handeln, was den naturbelassenen Urwald erklärt, denn hier darf keine Land-/Forstwirtschaft betrieben werden - Eindrücke und Bilder kann man in diesem Blogpost (nur Chinesisch) sehen. Bei den Bäumen handelt es sich um die "klassische Teepflanze", die vor langer Zeit mal gepflanzt und dann aufgegeben wurden und sich deshalb im Urwald sehr weit nach oben recken müssen, um noch Licht abzubekommen - sprich nach dem beschwerlichen Fußmarsch muss man auch noch einen hohen Baum erklimmen, um endlich an die Teeblätter zu gelangen - kein Wunder also, dass der Preis für den Tee sehr hoch ist, denn solch eine Arbeit muss auch ordentlich entlohnt werden (und bei Peter kann man sich wenigstens sicher sein, dass das auch auf eine faire Weiße passiert)!

Für den Namen des Ortes gibt es zwei Erklärungen:

  1.  es gibt dort tatsächlich viele Boa Constrictors, wie man z.B. in diesem Blogpost (nur Chinesisch) gut sehen kann - das ist nochmals etwas anderes wie wenn ein langnasiger Teehändler mal in einem Busch eine kleine Schlange findet und daraus dann eine riesen Geschichte macht (Storytelling soll ja gut fürs Marketing sein)
  2.     natürlich wie bei fast allem in China eine Legende:
    Kong Ming (孔明) (aka Zhuge Liang), ein Stratege aus der Zeit der drei Reiche, führte angeblich seine Soldaten durch die Gegend, die durch Miasma krank wurden (sehr oldschool - und spricht nicht unbedingt für die Qualität des Bodens, haha). Also mussten sie anhalten um sich auszuruhen und während sie sich auf die Suche nach frischem Wasser machten wurden ihre Pferde von Boa Constrictors verschlungen - es lagen nur noch die Teesamen der Pferde herum, aus denen eben diese alten Teebäume aufgingen (scheinbar mussten die Pferde Tee(samen) geladen haben, denn sonst ist die Metamorphose von Pferd zu Tee etwas fraglich - auch wenn nicht ungewöhnlich, man muss sich nur die Legende hinter Walong anschauen, siehe hier)

Jetzt aber endlich zu dem Tee an sich! Dieser ist genau so ungewöhnlich, wie der Ort von dem er stammt: optisch ist das Blatt zwar schön aber nicht auffallend - es sind ja "nur" verwilderte, normale Teepflanzen, keine verrückte Mutation wie bei dem Rareness 6 - dafür hat bereits das Aroma vom nassen Blatt Facetten, die ich so noch nirgends hatte. Für mich riecht es wie zart gebratene Hähnchenbrust mit wilden Kräutern und einem Hauch exotischer Frucht wie Kiwi - Hähnchenbrust deshalb, weil es etwas sehr saftig-fleischiges hat aber auf eine helle, leichte Art, nicht wie z.B. den Räucherspeck, den man manchmal bei einem zünftigen Sheng findet. Dieser saftige Aspekt setzt sich auch auf der Geschmacksebene fort wobei hier die Kräuter noch von einer schönen Bitterkeit begleitet werden und die Kiwi eher im Abgang kommt - der Hui Gan (回甘) des Tees hält übrigens phänomenal lange an! Dieser Tee profitiert zudem sehr davon, wenn man ihn mit etwas kühlerem Wasser (80-90°) brüht aber dafür etwas länger ziehen lässt: dadurch nimmt die Bitterkeit nicht überhand und das ungewöhnliche Kräuterfleisch mit Fruchtsoße kommt besser zur Geltung und der Körper wird voller (generell ist diese Methode insbesondere bei sehr jungen Shengs sehr zu empfehlen). Die Textur ist schön weich und voll, spannender ist aber das Qi und die Tiefe des Tees: dieses wirkt zunächst sehr lokal im Stirnbereich und fließt im Gegensatz zum Bada Danzhu von gestern auch nicht ab sondern löst sich langsam im Körper und sammelt fast unbemerkt an Stärke. Nach ein paar Aufgüssen kribbelt dann langsam auch Gesicht und Nase - zugleich wird man durch die introspektivische Qualität der Tiefe ruhiger und gelassener, so dass es fast etwas davon hat, als würde man einen Schnaps nach dem anderen trinken, ohne dass man dabei die negativen Auswirkungen des Alkohols hat. Auch wenn ich sonst ja sehr ein Freund von körperbetonten Qis bin: das ist wirklich sehr schön und ein intensives Erlebnis, ohne dass der Tee wie ein Qi-Hammer einen plätten muss. Dazu die verrückten Geschmacksfacetten und Aromen, die im Laufe der Session genügend Wandlung zeigen, um den Spannungsbogen interessant zu halten - das ist wirklich mal wieder ein grandioser, einzigartiger Tee wie ich sie bislang nur von Peter kenne - da kann kein anderer Produzent egal zu welchem Preis mithalten!

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w2t vs w2t (2x4g)

Mein Freund aus Frankreich, 'P the G', hatte mir zwei w2t Blind-Pröbchen geschickt, zwei unterschiedliche Jahrgänge der gleichen Produktionslinie. Bestimmt Blends…

Und da wir beide nicht so richtig Lust auf großartiges Analysieren hatten, kam die Idee auf, die Blends einfach zu blenden! Und so kam es dann auch. Über Nacht im Porzellandöschen akklimatisiert und los ging's, 8g im Zhuni-Kännchen 'Böppele, dem Gnadenlosen'. Gnadenlos deshalb, weil es für mich das Kännchen ist, das wie kein anderes die Schwächen eines Tees zeigt; für mich ist das meistens dann irgendwo im Bereich der Adstringenz und Aggressivität auffällig…

Das trockene Blatt duftet wie eine Süßigkeit, vielleicht kandierte Früchte, w2t typisch schön präsentiert und ein bisschen 'aufpoliert'.

Beim nassen Blatt verhält es sich etwas anders, mehr Zitrus, mehr grasige Noten, ölig anmutend, aber immernoch ansprechend, obwohl zu viel Grasiges… naja, eigentlich nicht so meins.

Ölig auch der Body des Tees, dicht und immer süß, von Beginn an.

Und erstaunlicherweise keine Adstringenz! Da war mein Freund durchaus überrascht… denn er erlebte in der Vergangenheit und auch heute einiges an Adstringenz bei diesen Tees, besonders beim jüngeren Jahrgang. Er hatte sie natürlich öfter auch einzeln verkostet. Die Überraschung war auch deshalb so groß, denn er weiß von meinen zahlreichen Berichten über Böppele; und dass das Kännchen keine Scherze macht…

Durchweg süß, später etwas mehr Motoröl (Werkstatt) und Grapefruit (das hatte ich öfter bei Lao Man'E zum Beispiel).

Die Energie ziemlich bald aufsteigend, klar und angenehm. Es wird auch langsam heiß… naja, passt zum Wetter, denn als ich heute wieder recht früh aufgestanden bin und ordentlich voller Vorfreude die Fenster aufriss, da kam mir gleich diese schwüle Wand entgegen. Würde ich jetzt schön abgelegen in Naturnähe wohnen in einem kleinen alleinstehenden Häuschen, so hätte ich mich vielleicht enstpannt zurückgelehnt und die schönen Bedinungen für die Puerhs genossen, aber in der Stadt, im Dachgeschoss… ja, so ist es halt im Sommer.

Jedenfalls hat mir der Tee insgesamt ganz gut gefallen, gefühlt eine klare Bevorzugung des etwas älteren Materials, soweit ich das von dem Blend her einschätzen kann.

Die Auflösung: Es war Tuhao AF 2017 und 2021. Der Tee soll Laobanzhang repräsentieren, ohne Laobanzhang zu sein. Zitat von der Produktseite: 'This tea is a bargain and better than the vast majority of teas mislabeled as Laobanzhang in the market.'

… auch, wenn das auf gewisse Weise zutreffend sein sollte, diese Art des Marketing und die endlose Verschwiegenheit über den Inhalt der Shengs sorgen dafür, dass ich ziemlich ungern bei w2t einkaufe. Da nehme ich lieber mal ein paar der anderen Typen aus dem Angebot, Strawberry Lapsang oder Canton Canon fallen mir da spontan ein als Tees, die mir durchaus gefallen und die sehr gefällig sind (typisch w2t für mich).

Manchmal habe ich w2t verglichen mit einer Hollywood-Produktion aus den 40ern/50ern, also dieses 'perfekt gemachte' Schwarzweiß ohne Ecken und Kanten. Toll anzusehen, aber vielleicht auf Dauer zu steril. Nimmt man hingegen europäische Autorenfilm-Produktionen wie zB Accattone von Pasolini… das ist pur, ungeschönt und geht sofort mehr in die Tiefe. Ja, das wären dann wohl Peters Tees… : - )

 

Grüße euch!

Thomas

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Hashiri Shincha Kuritawase 2023 via Sunday Natural

Heute hatte ich eine schöne Session mit o.g. Tee.

Der erste Aufguss präsentierte sich reich an Umami mit einer frischen maritimen Ummantelung und einem leicht adstringierenden Abgang. Der zweite Aufguss enthielt weniger Umami, war aber herrlich ausgeglichen. 3&4 zeigten sich vegetal wie frisch geschnittenes Gras. Den fünften und letzten Aufguss dominierten feine mineralische Noten. 

Unten ein Bild vom dritten Aufguss. 

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Bearbeitet von Golden Hill
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Red Wine Loose Leaf 2022    -    puerh sk

Nachdem die gepresste Version dieser Herbsternte nicht gerade die zugänglichste war, freute ich mich heute auf die lose Version des des Red Wine.

Im Duft sogleich eine mineralische Frische wie ein verregneter Wald und etwas holzig. Leicht, nicht wirklich süß.

Das geht auch so beim nassen Blatt weiter: Holzstängel, mineralische Klarheit und herbe heiße Himbeeren.

Auch im Geschmack oft die heißen Himbeeren, leicht säuerlich; deutlich kommt das Gestängel durch, mit Herbheit, teils Bitterkeit und einer cremigen Adstringenz, ohne wirklich trocken zu sein. Süße kommt fast keine durch, tiefe herbe Molasse kommt mehr und mehr, aber auch da ohne wirklich süß zu sein. Hell und leicht sind die dominierenden Geschmackseindrücke; und das verbunden mit dem vollen und üppigen Körper, der im Verlauf durchaus auch Schwere zeigt, ist eine besondere Mischung.

Der Body (klar Gushu!) und das Gefühl/das Befinden sind für mich nach einer Session die Aushängeschilder des Tees: Die Energie kommt auch im Körper spürbar an, in den Händen, in der Brust; aber es ist vielmehr das gesamtheitliche Gefühl, was diesen Tee auszeichnet. Nicht auf einer vordergründigen oder messbaren Ebene, sondern subtil in den Alltag schleichend eine leichtfüßige Unbeschwertheit, freudvoll, amüsant und offenherzig. Das kommt so auch nicht allzu oft vor. Und wenn man nach vielleicht zu oberflächlichen Kategorien messen und analysieren möchte, entgeht einem wohl das Schöne an diesem Gushu-Schwarztee. Zulassen, dass ein Tee seine eigene Raumzeit entfalten kann, gewissermaßen.

Toller Tee, auch wenn er eigentlich gar nicht das erfüllt, was man eventuell gemeinhin von einem 'schönen Schwarztee' erwarten würde.

Liebe Grüße!

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2022 Dahei Senlin von prSK

Neben dem Mansong (曼松) hat (oder hatte - es gab nur einen Bing) Peter dieses mal einen weiteren Yibang (倚邦) im Angebot und zwar von einem Ort, von dem auch Jingsong Yu sehr schwärtm: Dahei Senlin (大黑森林) bzw. Daheishan. Dieser ist (noch) nicht so bekannt/verbreitet, daher ist der Tee von Yu auch die einzige Vergleichsmöglichkeit - allerdings ist die Nachfrage nach der "Entdeckung" auf Grund der Qualität direkt in die Höhe geschnellt, weshalb der Tee ziemlich teuer ist. Nach unserem Treffen war ich sehr gespannt diesen Tee nochmals einzeln zu probieren, denn an dem Tag haben wir viele sehr potente Tees getrunken, was die Beurteilung eines einzelnen Tees etwas schwieriger macht.

Dass es sich um Yibang handelt macht bereits das trockene Blatt deutlich: im Gegensatz zu den anderen sind die Blätter hier sehr klein, da Yibang für seine kleinblättrige Camelia Sinensis Variante bekannt ist - ansonsten ist es schön kräftig und dunkel. Das dunkle ist auch klar ein bestimmender Bestandteil des Charakters des Tees: das Aroma des nassen Blatts ist dunkel-moosig was sich auch auf der Geschmacksebene fortsetzt - sehr passend, denn Dahei Senlin bedeutet zu Deutsch "großer (大) schwarzer (黑) Wald (森林)". Interessant ist, dass auch der Tee von Yu eher Yibang-atypische Muster zeigt, das bei dem Tee von Peter deutlich ausgeprägter ist: nicht bunt und farbenfroh sondern dunkelgrün mit leicht bitteren Anklängen, nicht hell-penetrant sondern weich und schwer würde ich in einer Blindverkostung nicht auf einen Yibang tippen (und hatte bei dem Teetrffen zunächst auch eher Hekai im Sinn) - wie die Mansong von Peter ist das ein Yibang, dessen Charakter mir gefällt, insbesondere die schwere Textur ist wirklich toll! Dass er geschmacklich eher gedämpft ist, finde ich ist hier sogar etwas positives, da das den bereits erwähnten dunklen, moosigen und etwas "mystischen" Charakter unterstreicht - zumal die Stärke des Tees absolut eindeutig das Qi ist: ich kann mich nicht daran erinnern, dass ein Tee es bisher schon mal geschafft hat, dass mich das Qi so geplättet hat, dass ich erstmal eine Pause brauchte aber der Dahei Senlin schafft es! Im ersten Aufguss zeigt es sich noch etwas verhalten im Stirnbereich aber mit jedem weiteren sammelt sich hier (und wirklich nur hier) mehr und mehr Energie, die auch keine Anstalten macht abzufließen - beim fünften Aufguss fühlt sich mein Schädel dann an, als ob er kurz vor dem Zerspringen wäre - heftiges Zeug! Damit stellt sich aber auch eine Frage, die bei 99,99% der Tees gar nicht relevant ist: ist so eine starke Wirkung noch angenehm? Bei einer kräftigen Dosierung wie heute wird für mich die Grenze überschritten - ich hatte ihn die Tage auch mal etwas niedriger dosiert im minimal größeren Zhuni-Kännchen von Wang Jian Fang (王建芳) was dem Tee sehr gut getan hat: das Qi war trotzdem noch sehr kräftig aber blieb angenehm und auch wenn bei Zhuni die Textur weniger ausgeprägt ist kommen auf der Geschmacksebene ein paar höhere Noten zur Geltung, was Yibang als Herkunft unterstreicht. Andererseits kann man einem Tee schlecht zum Vorwurf machen, dass er zu stark ist (frei nach Fisherman's Friend: "ist er zu stark bis du zu schwach") und spannend ist auch, dass der ganze Körper nach Beendigung der Session kribbelt (irgendwann löst sich das Qi also doch von der Stirn) - aber mir sind ist die entspannende Wirkung eines guten Yiwus (oder ähnlicher Regionen) doch deutlich lieber. Für so ein einmaliges Erlebnis hat der Tee aber zweifelsohne dennoch die volle Punktzahl verdient - und wer das Glück hatte, ein Sample zu ergattern kann sich glücklich schätzen!

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Bada 2020   puerh sk

Wie zB der 2020 YiWu Zhang Jia Wang wurde auch dieser Bada ein paar Jahre in Jinghong gelagert.

Das trockene Blatt duftet schwer süßlich, fast klebrig nach Bergamotte-Öl, aber da ist gleichzeitig eine leichtfüßige Frische, die eine ordentliche Tiefe mit sich bringt.

Das nasse Blatt, das durchweg besonders wunderbar duftet (eine besondere Eigenschaft dieses Tees finde ich), zeigt noch mehr Zitrus, jetzt ätherischer, nicht mehr klebrig-süß, aber dafür harziger und geht tief ins tropische Holz mit großer Reinheit. Später auch Aromen von Kräuterbonbon. Toll!

Im Geschmack sofort eine würzige Zitrusnote, da kann man die Fantasie frei fließen lassen, wenn man mag, sie taucht in den verschiedensten Schattierungen auf... und dabei belasse ich es mal.

Klar ist eine säuerliche Frische zu vernehmen zum Abgang hin, zusammen mit einer 'Blattstängel-Würze' und einer deutlichen Bitterkeit.

Der Body ist mittel, sogar teils auf der leichteren Seite, teils mit mehr Festigkeit, das passt alles zum sommerlich erfrischenden Charakter des Tees; und alles ist durchdrungen von dieser Mischung aus Zitrus und diesen 'Blattgrünstängeln'… schwer zu beschreiben, aber da ist auch was dabei von Samen und vielleicht sogar eine Ahnung Getreide… leicht holzig, ein bisschen Muskat, ein bisschen grünlich… - aber nicht als getrennte Geschmackseindrücke, sondern als einer. Im Abgang etwas Herbheit und Bergamotte.

Es entsteht schnell ein erhebendes Gefühl, das zu Kopfe steigt. Dort ist der Tee sehr gegenwärtig, fast die ganze Session hindurch. Es ist aber nicht allzu intensiv, die Energie ist keinesfalls überbordend, aggressiv oder stürmisch. Eines der schönsten Erlebnisse der Session ist gegen Ende, wenn die Energie sich (endlich) löst und durch den Körper nach unten fließt: Dabei entsteht ein Gefühl der Wanderschaft und des Abenteuers, man möchte sogleich hinaus in die Natur und tief atmen. Bei den späten Aufgüssen entwickelt sich aus dem Gestängel eine feine, zarte Honigsüße, die sich bis dahin im Verborgenen hielt und nur ab und zu durchschimmerte. Zu lang gezogen, kann der Tee ein bisschen streng werden; aber niemals aggressiv.

Eine der interessanten Beobachtungen für mich heute war die Zubereigung: Etwas zu kurz, und es war beinahe zu leicht… etwas zu lang, und es wurde eher harsch und ziemlich bitter. Ja, einen guten Zeitpunkt zu finden, bedarf bei diesem Tee für mich wohl ein paar Sitzungen, aber im Moment habe ich nur noch Tee für eine weitere Session übrig. Darüberhinaus hat mir der Tee bei etwas heißeren Trinktemperaturen besser gefallen, da er mir runder, verwobener und tiefer vorkam. Ob oder inwieweit das mit den Brühtemperaturen zusammenhängt, kann ich (noch) nicht sagen.

Sehr interessanter Tee und gerade jetzt im Sommer würde ich bestimmt öfter nach ihm greifen wollen.

Liebe Grüße!

 

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Am 6.6.2023 um 16:06 schrieb Manfred:

 

Wie hast du den denn aufgebrüht? Und welcher Sencha war es denn?

Sorry hatte Login Probleme, deshalb habe ich nicht geantwortet.  War glaub ich der 50/50 von tea adicts bei 3g auf 100ml ca. 65 Grad (oder was halt grade aus dem Wasserhahn kam). Da zum Teil Asamushi sehr kurze Aufgusszeiten.

Liegt aber nicht speziell an dem Tee, habe bis jetzt noch keinen Grünen gehabt der gar keine Probleme verursacht hat.

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Heute im frühen Morgenlicht eine Session mit dem Organic Hong Shui von Taiwan Tea Crafts. Ein alter Favorit, der früher einmal Red Spring Hong Shui hieß, und von dem ich kürzlich eine größere Menge zu guten Konditionen gehamstert habe.
Bei dieser Charge handelt es sich um Lot 1040, welches im Frühjahr 2021 geerntet und ein halbes Jahr später gebacken wurde.

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Im trockenen Blatt finden sich milde Röstaromen und fruchtige Noten von Trauben und exotischeren Früchten. Wenn man den Tee im angewärmten Nixing-Kännchen schüttelt, intensiviert sich das Trauben-Aroma und ein üppig-süßer Duft nach Ovomaltine weckt die Vorfreude auf das Frühstück. Nach dem Waschgang treten die exotischen Noten (besonders Kakaofrucht) wieder stärker hervor. Ergänzt werden sie durch Backaromen und Crème Brûlée.
Im Aufguss zeigt sich, ganz wie gewohnt und erhofft, mein Lieblingsaroma in Sachen geröstete Oolongs: ein Feigenbaum in der Sonne und frisch gebackene Krapfen. Erwähnte ich bereits, dass ich noch nicht gefrühstückt habe?
Am Gaumen kommt nach dem Aromenfeuerwerk in der Nase kommt überraschend viel hongcha-artiger Moschus durch. Das ist wohl auf das hohe Maß an Oxidation zurückzuführen und lässt ihn hier etwas dumpf und weniger komplex erscheinen, auch wenn sich weiterhin Aromen von Kakaofrucht und Traube bemerkbar machen. Der Körper ist, wie schon damals, ziemlich dünn.
Im Abgang meine ich, eine schöne, würzige Note von Bockshornklee zu erkennen, aber was viel wichtiger ist: die Textur des Tees hält mehr als sie am Gaumen versprach. Es wird angenehm trocken und der Abgang endet in einem richtig schönen, frischen Huigan.

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Ein Oolong aus sicherlich eher einfachem Si Ji Chun Material, der jedoch absolut einwandfrei verarbeitet ist und genau meinen Geschmack trifft. Für ~10€/100g bekommt man einen Tee, der in Sachen Qualität meiner Meinung nach in der 30-50€/100g Gewichtsklasse boxt. Der eher dünne Körper macht ihn nicht zu ersten Wahl für ausgedehnte Gong Fu Sessions, aber für die Session nebenbei im Home Office oder als Reisetee (sehr geringes Packmaß!) gibt es für mich kaum etwas besseres.

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Da die letzten Tag etwas zu voll waren heute noch ein schneller Nachtrag zum 2022er Hekai von prSK:

Nach dem letzten Hekai von Peter muss ich gestehen, war ich Hekai gegenüber etwas kritisch eingestellt - auch wenn das zugegeben nicht wirklich fair ist: auch dieser Hekai ist ein besserer Gushu als die meisten anderen unter diesem Label angebotenen Tees von anderen Produzenten, jedoch konnte er nicht das Level des 2019er erreichen (der zugegeben aber auch ein Danzhu war) und vor allem waren die anderen Tees des 21er Jahrgangs allesamt absolut phänomenal, weshalb dieser gefühlt etwas abfiel. Aber der aktuelle Jahrgang hat mich wieder mit Hekai versöhnt: der Tee ist locker wieder auf dem Level des 2019ers, wenn nicht sogar noch einen Tick besser!

Am auffälligsten ist für mich gerade zu Beginn der Session, dass der Tee im Vergleich zu den letzten (also 2021 und 2019) deutlich dunkler wirkt - nicht das sonst für Hekai typische helle, an trockenes Heu erinnernde und zitrusartig bittere sondern eine dunkelgrüne, ölige Schwere die aber trotzdem mit einer schönen Bitterkeit aufwarten kann. Dadurch gewinnt der Tee ungemein an Tiefe und Charakter - dazu kommt ein deutlich ausgeprägteres Qi als beim 2021er. Wie Peter schreibt ist das in seinem Programm sicher ein sehr guter Einstieg in die Gushu-Welt - global gesehen aber auch ein guter Gushu und einer der besten Hekai die ich bisher hatte!

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Kleiner Nachtrag zum Bada 2020 (puerh sk)

Heute wurde die zweite und somit (vorerst) letzte Session mit dem 'Jinghong-storage' Bada 2020 abgehalten; und weil diese zweite Sitzung so anders war als die erste, möchte ich hier ein paar Worte schreiben.

Heute war der Tee wesentlich weniger ätherisch, er hatte was Dunkles und kam äußerst rund und mineralisch. Die ersten Aufgüsse hatten eine 'Braune Zucker-Süße', die ich bei Puerh-Schwarztees aus alten Bäumen in dieser Art öfter erlebe und sehr gerne mag. Eine tiefe mineralische Rundheit, aber auch Süße und Geschmeidigkeit waren da, ohne gefällig zu sein. Sowohl im Duft des Blattes als auch im Geschmack war wesentlich weniger Zitrus zu vernehmen, über weite Strecken sogar eigentlich gar nicht. Zarte Honig- und Birnenaromen zeigten sich im Abgang, tief im Hals. Eine schnell vorbeiziehende Adstringenz an der Zungenspitze, abermals mineralisch. Und auch sehr interessant war, dass keinerlei Eindrücke der Jinghong-Lagerungszeit aufgetaucht sind, die beim ersten Mal dabei waren. Gemeint sind hier eine fast dessertartige, üppige Süße und Anklänge von Holzigkeit in Form von (vielleicht leicht harzigem) Geäst. Diese Charakteristika fand ich sowohl im Mansa als auch im Huazhu.

Die Energie war nicht zu stark, angenehm klar mit einem 'geschärften Blick'... 

Ab und an, vor allem gegen Ende hin, musste ich an den 2014 Yuna Hero von Peter denken... interessant!

Das Bizen Schälchen, in das ich mich schon beim bloßen Anblick verliebt hatte, zeigt auch hier abermals seine unglaubliche Wirkung auf den Tee: Eine unglaublich transparente, klare und definierte Vorstellung der Aromen ohne verstreut zu sein,... weich, elegant, leichtfüßig, mineralisch, leicht aber mit einer gewissen Festigkeit! in gewisser Weise 'eisenhaltig'. Ich bin begeistert!

Herzliche Grüße!

PS: Witzigerweise hatte ich vergessen, dass ich bei der ersten Session mit dem Bada auch schon das Kohiki Kännchen hatte.

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