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Kann Sheng in der Heim-Lagerung wirklich "austrocknen"?


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Nachdem sich der Puer bei mir immer weiter anhäuft - wahrscheinlich bin ich da genauso unverbesserlich, wie andere Puer-Trinker - möchte ich mich natürlich auch gut um den Tee kümmern. Viel zu oft lese ich von der angeblich größten Gefahr, dass Tee "austrocknen" ("dry out") und dadurch schlecht werden kann - was immer das bedeutet. Die erste Maßnahme soll deswegen eine möglichst luftdichte Verpackung sein, falls nicht regelhaft über 50% relative Luftfeuchtigkeit gesorgt werden kann. Es geht hier also noch nicht über passende Lagerbedingungen für die Nachreifung (welcher Geschmacksrichtung oder Ideologie auch immer), sondern quasi um die Mindestanforderung, damit der Tee "überlebt". 

Ich frage mich ganz naiv, ob Tee wirklich austrocknen kann. Es bräuchte wohl schon wüstenähnliche Zustände, dass die Luftfeuchtigkeit geringer als die Restfeuchtigkeit des Bings ist. Andererseits dürfte die Luftfeuchtigkeit den Geschmack deutlich beeinflussen. Im Sommer schmeckt Sheng schon anders. Aber das würde auch zeigen, dass die Beeinflussung nicht irreversibel ist. Für irreversible Schäden müssten die wüstenähnlichen Zustände wahrscheinlich länger andauern. Andererseits habe ich gelesen, dass trockene Heimlagerung problematisch sein kann bei traditionell gelagerten Sheng (z. B. aus GZ oder HK bestellten Tee). Dazu würden mich Erfahrungswerte wirklich interessieren, denn ohne Pumidor oder ähnliches kann man in unseren Breiten dem Tee wohl nicht seine gewohnten Bedingungen bieten.

Also ganz verstehe ich die Sorge um das "Austrocknen" vom Tee noch nicht. Ich vermute eher, dass die Mindestanforderung um irreversible Schäden zu vermeiden eher eine möglichst lichtgeschützte und geruchsneutrale Umgebung ist.  

Bearbeitet von blickwinkel
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Meiner Meinung nach wird das Thema zu sehr aufgebauscht - es kommt natürlich aber ein wenig darauf an, was man erreichen möchte:

  • wenn man z.b. auf feucht HK-Lagerung steht, ist das natürlich eine sehr reale Sorge
  • andererseits ist eine feucht HK Lagerung fast immer sehr suboptimal - außer das Ausgangsmaterial ist wirklich mies (weil dadurch merkt man es dann nicht mehr so), sprich wenn man versucht mieses Material zu vertuschen sollte es in der Tat auch möglichst feucht sein
  • wenn man mit größeren Mengen Tee sehr langfristig plant (also auf Jahrzehnte), dann kann es schon Sinn machen, dafür zu sorgen, dass es nicht zu trocken wird, wenn z.b. wie bei mir im Sommer die Luftfeuchtigkeit auf Grund architektonischer Besonderheiten extrem sinkt (<30°) - wenn man nur ein paar Bings als "Trinkvorrat hat" ist das völlig egal
  • prinzipiell ist meiner Meinung nach eine zu trockene Lagerung einer zu feuchten IMMER vorzuziehen, da man hier weniger kaputt machen kann - und gerade bei hochwertigen Tees bleibt bei einer eher trockenen Lagerung mehr vom Charakter des Tees erhalten, weshalb high-end Zeug in Taiwan auch eher trocken (~50-60°) gelagert wird
  • eine Lagerung wie in Taiwan oder Malaysia bekommt man ohnehin nicht hin - da gehört viel mehr dazu als nur ein bisschen Luftfeuchtigkeit regulieren, daher muss man sich klar sein: wenn man Tee zur Lagerung kauft wird es IMMER EU-Lagerung sein und NIEMALS wie ein in Asian gelagerter Tee (was aber keineswegs heißt, dass der Tee nicht reift - im Gegenteil, dazu  schreib ich ja auch immer wieder mal was)
  • viel wichtiger ist wie du sagst den Tee vor Fremdgerüchen und Licht zu schützen - damit kann in viel kürzerer Zeit mehr kaputt gemacht werden
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Ja, das war meine Vermutung, dass anscheinend viel Wirbel gemacht wird, aber wahrscheinlich nur in extremen Fällen Tee irreversibel austrocknen kann. Gut das von erfahrenen Puer-Trinkern (in)direkt bestätigt zu bekommen. 

Wie gesagt, es geht bei all dem noch gar nicht um die Reifung, die man in der Heimlagerung erreichen möchte, das Thema würde ich außen vorlassen, sondern nur um die Mindestanforderungen für die Heimlagerung.

Was ich mich weiterhin frage, ist ob traditionell gelagerter Tee, der ja sein Geschmacksprofil durch relativ feuchte Bedingung erhielt, in unseren "trockenen" Breiten gut aufgehoben ist. Er wird dadurch ja nicht zu einem "trocken" gelagerten Tee mit dem entsprechenden Geschmacksprofil. Kurzfristig ist das wohl kein Thema, aber langfristig wohl schon. Hat da jemand Erfahrung oder Vermutungen?

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  • 7 Monate später...
  • 3 Monate später...

Tees die länger bei unter 50% Luftfeuchtigkeit gelagert werden können sehr wohl zerstört werden in ihrer Reifung. Die Enzyme und das Mikrobiom sterben dann ab und der Tee wird einfach tot.
Jay von TealifeHK hatte einen Vater der lange Zeit in Wien lebte.  Jay meinte als er die Sammlung geerbt hatte waren der größte Teil der Cakes tot, nur ein kleiner Teil hat es überlebt.
Vor allem im Winter trocknet z.B. eine Heizung in der Nähe die Cakes auch gefährlich schnell aus.
Ein paar Monate macht nichts - willst du deinen Tee Jahre lang aufbewahren würde ich ihn in luftdichten Edelstahlbehältern oder Mylar Bags aufbewahren (konträr zu dem was hier oft empfohlen wird - ich lager seit 5 Jahren meinen Tee so und habe nur gute Erfahrungen gemacht) und ab und zu die Luftfeuchtigkeit checken und eventuell mit einem Boveda Pack (69%) wenns unter 60% droppt nachhelfen (für etwa 1-2 Monate - dann wieder raus geben)
 

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  • 3 Monate später...
Am 19.1.2024 um 15:59 schrieb Toha0652:

(…)Mylar Bags aufbewahren (konträr zu dem was hier oft empfohlen wird - ich lager seit 5 Jahren meinen Tee so und habe nur gute Erfahrungen gemacht) und ab und zu die Luftfeuchtigkeit checken und eventuell mit einem Boveda Pack (69%) wenns unter 60% droppt nachhelfen (für etwa 1-2 Monate - dann wieder raus geben)
 

Dazu habe ich eine Frage: Kommen diese Boveda Packs in den Mylar Bag oder lagern sie außerhalb des Bags? Und worin liegen die Bags? 

Ich denke mir: Innerhalb des Beutels ist doch kaum „Raum“ für eine gleichmäßige Zirkulation der Luftfeuchtigkeit. Und ist es nicht problematisch wenn das Pack in direkten Kontakt mit dem Cake kommt? Ich stelle mir vor, dass es in der Tüte dann zu ungleichmäßiger Verteilung von Feuchtigkeit kommt.

Lagern die verschlossenen Beutel hingegen in einer luftdichten Plastikiste und die Packs liegen in der Kiste (statt im Beutel) kommt doch die Luftfeuchtigkeit nicht in den Beutel? 

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vor 3 Stunden schrieb 3beinigespferd:

Dazu habe ich eine Frage: Kommen diese Boveda Packs in den Mylar Bag oder lagern sie außerhalb des Bags? Und worin liegen die Bags? 

Ein Mylarbag ist weitestgehend luftdicht. Ein Bovedabefeuchter außerhalb würde nichts bringen.

Boveda kommt in das Mylarbag. Was die Dauer betrifft wird es augenscheinlich unterschiedlich gehandhabt. Manche lassen es dauerhaft drin und manche lassen es für einen Zeitraum drin um den Cake zu befeuchten. Wenn er wieder Feuchtigkeit aufgenommen hat,  soll er diese im Bag ganz gut von sich aus halten.

Ich praktizieren den Dauerverbleib seit gut einem Jahr. Weil ich glaube, das auch ein Mylarbag nicht hunderprozentig dicht ist und Luftfeuchtigkeit sich seinen Weg sucht. Also innerhalb des Bags verteilt sich die Luftfeuchte automatisch homogen, ich schätze aufgrund der Entropie, bin mir nicht sicher. Einzelne Kuchen nehmen sehr deutlich Feuchtigkeit aus den Boveda auf. Wenn man dann ein neues reinlegt wird es weniger. Für mich ein Zeichen das der Cake dann ein Stück weit gesättigt ist bzw. das gewünschte Niveau erreicht hat.

Die bisherige Entwicklung ist super. Ich nutze allerdings die 65% Variante,  ein kleines Boveda (glaube 8gr) pro Bag.

Bearbeitet von Matsch
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65% ist noch eine sehr sichere Luftfeuchtigkeit, wo dann dir fehlende Luftzirkulation nicht so sehr ins Gewicht fallen. Auch in Hinsicht auch den Taupunkt.

Kritisch wird es dann eher ab 70% immer mehr. Denn da die Luftfeuchtigkeit ja auch von der Temperatur abhängig ist, sollte auch diese möglichst konstant gehalten werden, damit die Feuchtigkeit nicht durch einen Temperaturabfall (z.B. durch Lüften) auf 100% ansteigt und sich Tauwasser bildet. Gerade auch bei so dünnen und nicht isolierten Mylarbags lohnt sich dann vielleicht auch eine Anschaffung von Styroporboxen.

Wenn man seinen Tee aber nur vor dem Austrocknen bewaren möchte, sind die 62er und 65er Packs ausreichend.

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  • 3 Wochen später...

Schlimmstenfalls ist es halt gut "ausgelutscht". Man kontrolliert ja von Zeit zu Zeit, und kann wenn nötig wechseln. So hat man auch einen ganz guten Überblick wieviel Feuchtigkeit aufgenommen wurde und wann der cake gesättigt ist. Ich glaub günstiger sind die kleinen auch.

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vor 43 Minuten schrieb DavidL:

Ich meine hochgerechnet auf den Inhalt.

Naja pro Mylarbag ein Boveda, da hilft dieser Ansatz nicht, zumindest wenn man sie drin lässt, wie ich.

vor 43 Minuten schrieb DavidL:

theoretisch so lang halten wie acht 8er Packs.

Praktisch verbraucht man ein Boveda nicht bis es leer ist, der Kuchen ist ja irgendwann gesättigt. Es ist kein nennenswerter Vorteil mehr Wasser als Reserve zu haben. Ich sehe eher den Verschleiß durch Reibung und Alter. Macht glaub ich Sinn die immer mal zu wechseln, bevor durch nen zerknüllten alten, schlimmstenfalls auslaufenden Boveda ein Kuchen unbrauchbar wird. Man kann die Dinger sogar wieder aufladen, das hat aber auch seine Grenzen.

 

vor 43 Minuten schrieb DavidL:

Auch sollte ein größeres Pack die Feuchtigkeit schneller regulieren können wegen der größeren Oberfläche.

Ich denke dieser Nutzen ist zu vernachlässigen. Ob der Kuchen ein paar Tage länger braucht für die Feuchtigkeitsaufnahme, ist für mich zumindest nicht wichtig.

Bearbeitet von Matsch
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vor 21 Minuten schrieb Matsch:

Naja pro Mylarbag ein Boveda, da hilft dieser Ansatz nicht

Da hast du natürlich Recht.

 

vor 21 Minuten schrieb Matsch:

der Kuchen ist ja irgendwann gesättigt.

Da hast du auch Recht. Selbst ohne Boveda habe ich in meinen Tüten > 65% Feuchtigkeit gemessen und anschließend wird nicht viel benötigt um die Feuchtigkeit zu halten. Durch das Öffnen der Tüte wird meist noch etwas feuchte Luft durch etwas trockenere ausgetauscht. Aber auch das bedarf nicht viel Wasser.

vor 25 Minuten schrieb Matsch:

Ich denke dieser Nutzen ist zu vernachlässigen

Das kommt denke ich auf die Umgebung an. Schwankt hier die Umgebungstemperatur mal etwas stärker, z.B. weil man im Winter nur tagsüber heizt, dann kann eine schnellere Aufnahme der überschüssigen Feuchtigkeit schon hilfreich sein. Behalten die Tüten aber einigermaßen die gleiche Temperatur, dann kann man das vernachlässigen. Größere, plötzliche Temperaturschwankungen sollten aber generell vermieden werden.

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vor 1 Minute schrieb DavidL:

Das kommt denke ich auf die Umgebung an. Schwankt hier die Umgebungstemperatur mal etwas stärker, z.B. weil man im Winter nur tagsüber heizt, dann kann eine schnellere Aufnahme der überschüssigen Feuchtigkeit schon hilfreich sein. Behalten die Tüten aber einigermaßen die gleiche Temperatur, dann kann man das vernachlässigen. Größere, plötzliche Temperaturschwankungen sollten aber generell vermieden werden.

Stimmt, das hab ich nicht bedacht. Ich heize meinen Teeschrank auf konstant 23 Grad.

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