JanS Geschrieben Sonntag um 20:29 Teilen Geschrieben Sonntag um 20:29 Über die letzten Wochen habe ich eine kleine Verkostungsreihe gemacht, in der ich den gleichen Tee, den ich sehr gut kenne, in allen meinen Oolongkannen aufgebrüht habe. Einen systematischen Vergleich hatte ich bislang noch nicht durchgeführt, ich probiere neue Kannen eigentlich nur mit verschiedenen Tees durch und bleibe dann bei der Kombination, die mir am meisten zusagt. Das grundsätzliche Profil der Kannen wusste ich also schon, habe mir aber bislang keine echten Notizen zu den Unterschieden gemacht. Ein Fazit vorweg, die Nutzung der Kannen werde ich durch meinen Versuch nicht ändern, Kannen für eher grüne, mittelstark oxidierte, dunkle, stark geröstete und gereifte Tees passen recht gut. Aber an den Stellen, wo mehrere Kannen geeignet sind kann ich jetzt besser wählen, was zu dem einzelnen Tee und meiner Tagesform passt. Für diesen Versuch habe ich jede Kanne mindestens zwei mal mit Zeit, Ruhe und unbeeinflussten Geschmacksnerven verwendet, die Notiz ist das Fazit aus diesen Sessionen plus den vorher bekannten Eindrücken. Als Versuchstee habe ich einen meiner Alltagstees, einen Shibi 2022 mittelstark geröstet verwendet. Dieser Tee ist eher rustikal, nach zwei Jahren angenehm nachgesüßt und abgerundet, näher an einem leichten Dong Ding als an einem typischen High Mountain Oolong, aber mit einem frischen, blumigen Anteil. Der Tee ist mittelschwer, leicht mineralisch mit guter Länge im Nachgeschmack. Neben dem Fakt, dass ich den Tee gut kenne halte ich ihn hier für gut geeignet, da er Anteile aus der gesamten Geschmackspalette enthält und den Einfluss des Tons so gut zeigen kann. Zu den einzelnen Verkostungsnotizen, zuerst die Yixing Kannen, von links nach rechts: Zini Volles Aroma, ausgeprägte Orchideen und Gardenien Note. Im Geschmack Frische, eine pflanzliche Bitternote, hintergründig mineralisch, Pfirsich und Aprikosentöne. Insgesamt voll und eher weich, der robuste Charakter ist klar erkennbar aber angenehm abgerundet, die Süße prägnant. Die frischen Pflanzennoten und die Mineralien wandeln sich später zu weihnachtlichen Gewürzen. Der Körper ist dem Oxidationsgrad entsprechend leicht aber vollmundig, der Nachgeschmack lang mit intensiver Süße und einem Widerhall aller Aromen. Muo Lu Ni Vor allem die Kanne, aber auch der Aufguss riecht deutlich mineralisch, fast metallisch, nach süßem Kakao und frisch gemahlenem Kaffee, die pflanzliche Note (frisch geschnittener nasser Kirschlorbeer) ist deutlich hervorgehoben. Weißer Pfirsich, Kaki und Mango in Geschmack und Aroma. Robust, mit intensiver mineralischer Bitterkeit. Bittersüßes Spiel im Nachgeschmack, wieder mit trockener Mineralität und dunklem Kakaopulver. Wandelt sich zu einem orientalisch gewürzten Rumkuchen mit Datteln und Rosinen. Intensität turned to 11. Duanni Schwerer, reifer, orientalisch anmutender Geruch nach exotischen Blumen und Früchten. Geschmack intensiv, holzig und nussig, nach Trockenfrüchten. Erst im Abgang kommt die pflanzliche Bitterkeit dazu. Die Fruchtnote nach weißem Pfirsich entwickelt sich erst langsam, verbunden mit weiteren roten Früchten. Vollmilchschokolade und harziges Holz. Süßer Geschmack und Körper sind zulasten der Mineralität und der Bitterkeit verstärkt. Im Abgang leicht und fruchtig süß, trocken und adstringierend. Hongni Sowohl aus der Kanne als auch am Aufguss deutliche Röstaromen wahrnehmbar. Exotische Blumen, Süße und frisches Brioche, sehr intensiv. Im Geschmack Mineralität prägnant, Süße eher diffus, getoastete Noten, adstringierende Frische, die Bitterkeit ist aber geschmacklich nicht ausgeprägt. Im weiteren Verlauf parfümartige Süße, Aroma und Aufguss sind intensiv aber die einzelnen Geschmäcker sind eng verwoben und deshalb schwer zu identifizieren. Körper relativ voluminös und fest, süßes Volumen aber wenig Differenzierung im Nachgeschmack. Außerdem habe ich noch drei Kannen aus anderem Ton für Oolong, zwei glasierte Tonkannen (vom gleichen Künstler) aus Taiwan und eine Kyusu aus Hokkaido. Kanne mit grüner Glasur Aroma von Pfirsich und Kirschblüte, leicht aber intensiv in Geruch und Geschmack. Mineralisch, frisch und leicht süß im Geschmack, aber mit hoher Intensität, Zimt, Kardamom, Orangeat und einer herben Zitrusnote und pflanzlichen Untertönen. Der Körper ist sehr leicht, dafür ist der Nachgeschmack intensiv, vor allem mit trockenen mineralischen Tönen. Die geschmackliche Breite ist stark reduziert, dafür sind die einzelnen Aromen scharf herausgehoben. Kanne mit schwarzer Glasur Parfümartige Blumigkeit und überreifer Pfirsich in Aroma und Geschmack, Trauben, Stachelbeere und später getoastete Noten. Bitter-herber leichter Charakter mit ausgewogener Süße, Mineralität und holzige Noten in den späten Aufgüssen. Im Abgang Mineralität und Hui Gan, der Nachhall ist lang und intensiv. Im Vergleich näher am typischen High Mountain Geschmack als an Dong Ding, mit deutlich weniger Volumen, aber klarer und reiner. Kyusu Reife Frucht - Steinobst, Birne, Mango und Melone -, dazu trockene Mineralität und robuste Pflanzennoten in Aroma und Geschmack. Im Hintergrund exotische Blumen und eine an Schinken erinnernde Röst- und Umaminote. Viel Volumen und Intensität. Ab dem vierten Aufguss reiner, geräucherter Pfirsich im Geruch, im Geschmack dominieren eine spitze Mineralität und eine frisch-bittere Kräuter- und Gewürznote. Fruchtigkeit ist nur noch hintergründig und im Hui Gan des langen Nachgeschmackes zu finden. Fazit: Aus keiner der Kannen ist der Tee untrinkbar. Alle Kannen haben ein klares Pfirsicharoma als Hauptbestandteil herausgestellt, die Unterschiede liegen abseits der Hauptnoten. Vor allem die Präsentation von Mineralität, Frische und Süße unterscheidet sich zum Teil so stark, dass in einem Blindtest wohl nicht erkennbar wäre, dass es sich um den gleichen Tee gehandelt hat. Die Tonkannen haben durchweg (unterschiedliche) Teile der Sekundäraromen abgedämpft, vor allem die raueren, kantigen Noten und einen leicht abgerundeten "Kerngeschmack" gebrüht, mit Fokus auf der Süße statt auf der Frische. Mit der blauen Kanne als Ausreißer, die die mineralischen Noten überbetont. Die Glasuren haben den Tee ebenfalls stark beeinflusst, wenn auch in eine komplett andere Richtung. Neutral sind diese Kannen sicher nicht. Interessanterweise war die Röstung nur in der Hongni Kanne zu schmecken, hier war das Geschmacksbild ansonsten aber recht diffus. Die vom Ton nicht herausgefilterten Sekundäraromen haben den eigentlichen Geschmack hier überlagert, Zini war hier im Vergleich deswegen näher am eigentlichen Geschmack des Tees. Der raue, offenporige Ton der Japan-Kyusu hat den kantigen Charakter des Tees erstaunlicherweise am besten wiedergegeben. Diese Kanne ist ganz klar meine Entdeckung 2024 und nicht umsonst meine Standardkanne für frische dunkle Oolong, zusammen mit der Zini Kanne. Vielleicht erweitere ich den Versuch in den nächsten Wochen noch um ein paar Kannen, die ich eigentlich für andere Tees nehme, das wäre dann aber eher von akademischem Interesse. Manfred, DavidL, Brewlessordinary und 4 Weitere reagierten darauf 5 2 Zitieren Link zu diesem Kommentar
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