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Teezubereitung und philosophischer Hintergrund


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Aufgrund der Fragestellung von KlausO hab ich mal diesen Thread eröffnet um aus dem Threat  „Schaumig schlagen“ ( http://www.teetalk.de/topic/2926-schaumig-schlagen/#entry34792 ) thematisch sinnvoller Weise abzuzweigen.





KlausO sagte am 09 Aug 2014 - 07:06 AM:


Guten Morgen, nach dem ich gerade meinen "Hallo Wach" Matcha, natürlich elektrisch Aufgeschäumt habe (weil ich es anders nicht hin bekomme), klärt mich doch bitte alle beide auf.



Ich habe, natürlich nur immer klischeehaft mitbekommen, dass es bei der Teezeremonie, dass es a nur im den Tee und der Hingabe zu diesem geht und b, soweit ich weiß geht es doch auch darum das alle Anwesenden gleich (in nehme an Rang und oder Sozialstatus geht) sind. Vielleicht habe ich auch zu viel "Blödsinn" im Fernsehen gesehen. Die Vorführung der japanischen Teezeremonie die glaube ich 2 mal im Jahr in Stuttgart, Lindenmuseum veranstaltet wird fehlt mir nach wie vor.





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Ja, Klaus, Du hast da an der Oberfläche gekratzt. So wie, bildlich gesprochen, mit Deinem elektrischen Milchaufschäumer an der Glasur Deines Chawans.



Das mit der Gleichheit im Teeraum ist so eine Sache der Zustände der Zeit in der Sen no Rikyū lebte. Die Gesellschaftlichen Kasten konnten nur unter Berücksichtigung bestimmter Verhaltensregeln miteinander verkehren, was eine sinnvolle Gesprächsführung u.U. verhinderte. So war das Kastenwesen im Teeraum aufgehoben. Allerdings sind hier die Gesprächsthemen auch eingegrenzt.



Für mich steht Sen no Rikyū in der Linie bekannter Zen-Meister, die über Meister Rinzei, Bodhidharma bis hin zu Shakyamuni Buddha führt. Für mich ist die Teezeremonie letztendlich nichts Anderes als Zazen in Bewegung, so wie Kinhin, Bogenschießen, Schwertkampf und was es sonst noch so an ZEN-Künsten giebt, wie die Kampfkünste der Shaolin in China, wo das jap. ZEN gleichbedeutend mit dem chin. Chan ist. 


Da wo es für mich quasi aufhört, fängt es bei den Schülern der jap. Teeschulen an. Sen no Rikyū als Begründer und Entwickler der Cha No Yu. 



Hier mal ein Link zu Sen no Rikyū - Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Sen_no_Riky%C5%AB 


Und hier zum Wikipediaeintrag zum Film "Der Tod eines Teemeisters": http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Tod_eines_Teemeisters 


Hier ein Link zu einer Onlinepublikation: http://kops.ub.uni-konstanz.de/bitstream/handle/urn:nbn:de:bsz:352-opus-23342/CHADO_Aufl2.pdf?sequence=1 


Kantowsky, Detlef: CHADO - TEEWEG : Literatur und Praxis im deutschsprachigen Bereich, 2007, Verbesserte und mit einem Nachtr. ergänzte 2. Aufl.


Freie Schlagwörter: Teezeremonie; Teeweg in Deutschland; Das Buch vom Tee; Japonismus; Urasenke Teeschule; Japanese Tea-Ceremony; Tea-Ceremony in Germany; The Book of Tea; Urasenke; Kakuzo Okakura;



Das ist ja schon mal so einiges zum Lesen und googlen.



Und dann kann ckaden ja auch erstmal was aus der Sicht der Urasenke beisteuern um das Bild etwas abzurunden.



Wie der Milchaufschäumer im Chawan in meine Sicht der Dinge passt, dazu kann ich ja später noch was schreiben.




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Was mir bis jetzt nicht bekannt war, dass hier der Buddhismus mit eine Rolle spielt.

Das kann man aus (wahrscheinlich viel mehr als nur) zwei Perspektiven betrachten:

Zum Einen gibt es den wunderschönen Spruch "cha zen ichi mi" = "Tee und Zen sind ein Geschmack". Durch Sen no Rikyu, der im Daisen-in Subtempel des Daitokuji (große Klosteranalage des Rinzai-Zen im Norden Kyôtos) gelebt hat, wurde die Teezeremonie so entscheidend geprägt, dass sie von seiner buddhistischen Sicht der Welt durchdrungen ist.

Zum Anderen kann man auf einer viel grundlegenderen Ebene argumentieren, dass es im klassischen Japan keinen Lebensbereich gab, der nicht in irgendeiner Form buddhistisch gedeutet oder geprägt wurde. Ähnlich wie wir hier in Europa kaum einen kulturellen Aspekt unabhängig vom Christentum erklären können.

Bearbeitet von geroha
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"Ähnlich wie wir hier in Europa kaum einen kulturellen Aspekt unabhängig vom Christentum erklären können."

Einerseits richtig andererseit falsch - Radio Eriwan :)

Die meisten kulturellen Aspekte, die der Laie dem Christentum in die Schuhe schiebt, haben wenn man den Staub von ihnen abwischt meist eine griechische oder römische Sandale an ;)

Ein Grund für den Erfolg und die Dauer des Christentums ist dessen Assimilationkraft von bestehende Zuständen und deren Ummünzung zu christlichen Werten ein wunderbares Beispiel, weil doch recht unstrittig in der Forschung ist die Sol invictus Geschichte und unser Weihnachtsfest.

Nett auch die Geschichte mit Europa und dem Stier - kennst Du aber sicherlich schon.

Entschuldige diesen kleinen religionsgeschichtlichen Ausflug, aber buch es ab unter "deformation professionelle".

Von Heidegger und seiner Sicht von dem Wesen des Kruges (Chawan) will ich hier erst garnicht anfangen, aber doch soviel sagen, daß wir unser europäisches Licht nicht unter den Scheffel stellen müssen was das Brühen und Gießen angeht :)


 

 
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Nun, die meisten jener kulturellen Aspekte, die gerne dem Christentum zugeschrieben werden, aber andere Wurzeln haben (z.B. Sieben Todsünden - bekomme ich jetzt einen Fleißpunkt? ;) ) wurden aber von christlichen Mönchen tradiert ... ohne die Institution christlicher Klöster wäre also relativ viel an klassischer Bildung dem Abendland verloren gegangen.


Wie auch japanische Mönche von ihren Studienaufenthalten in China einiges mitbrachten, was nicht originär buddhistisch ist: Teesamen, daostische Legenden vom Schlaraffenland "Hôrai", konfuzianische Vorstellungen zu sozialen Normen etc. pp.



Wenn man mal rausfiltert, was einem exotisch ins Auge springt, ähneln sich unsere Kulturen doch sehr.


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Hinzu kommt noch das der Buddhismus in Japan über den intensiven Kontakt mit dem Shintoismus eine ganz eigene Form über Ausdrucksweise und Didaktik, wie der Kern der Buddhistischen Lehre vermittelt wird, entwickelt hat. So ist in der Cha No Yu wie sie von den Teeschulen im heutigen Japan vermittelt wird sehr viel vom Einfluss des Shintō zu entdecken. Aber auch von der modernen Welt. Das Meister - Schüler Verhältnis ist in großem Umfang, der Weitergabe der Form in Seminaren gewichen. Übrigens hat es nur das Soto ZEN und die Urasenke einigermaßen erfolgreich übers Wasser richtung Westen (bis Amerika) geschafft. Die anderen buddhistischen  und Tee-Schulen sind wohl so speziell japanisch, dass man im Westen recht wenig damit anfangen kann.


Ah, ich brauch zu lang zum Schreiben. Ja Gero der chin. Buddhismus wurde ganz entscheidend vom Taoismus und Konfuzianismus beeinflusst, da es Taoisten und Konfuzianer waren die die Buddhistische Lehre aufgegriffen haben als sie mit Bodhidharma aus Indien nach China kam.

Ebenso verschmolz der Buddhismus in Tibet mit dem dort vorgefundenen Bön.

Und ja, der hier tradierte Katholizismus enthält viele Elemente des ursprünglichen Christentums, ist aber kein Christentum sondern eine Erfindung der Römer zu einer ganz bestimmten Zeit, um die Massen besser unter Kontrolle zu bekommen und den Herrschaftsanspruch der römischen Kaiser zu festigen. Dass klappte ja auch noch bis weit übers Mittelalter in den späteren westlichen Kulturen. Kultur und Bildung konnte über lange Zeit nur in der Abgeschiedenheit der Klöster erhalten bleiben, weil es außerhalb hauptsächlich ums Saufen, Rumhuren und Totschlagen ging. Dabei störte Kultur und Bildung nur. Auch wenn dass natürlich auch eine gewisse Kultur (des Alltags) war.  ;)

So mancher mag nun zu dem Schluss kommen, dass das die richtigen Zeiten für ihn gewesen wären, als noch die Haudegen den Ton angaben. :lol:

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[1] So ist in der Cha No Yu wie sie von den Teeschulen im heutigen Japan vermittelt wird sehr viel vom Einfluss des Shintō zu entdecken. [...]

[2] Die anderen buddhistischen  und Tee-Schulen sind wohl so speziell japanisch, dass man im Westen recht wenig damit anfangen kann. [...]

[1] Und shintoistische Einflüsse zeigen sich wodurch?

[2] Vielmehr war Urasenke die einzige Teeschule, die den Teeweg unter Hounsai international machen wollte. Der Rest hatte schlicht wohl kein Interesse oder die Mittel dazu. Obwohl im Ausland eigentlich nur die Urasenke bekannt ist, habe ich in Japan außerhalb der Urasenke fast nur Mitglieder der Omotesenke kennen gelernt. Eine Freundin von mir meinte, dass in Japan die Omotesenke insgesamt höher angesehen ist, da diese oft für Teezeremonien für das Kaiserhaus zuständig war (gebe ich jetzt einfach mal unreflektiert weiter).

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Ich habe mir diesen Artikel


http://de.wikipedia.org/wiki/Japanische_Teezeremonie


noch mal durchgelesen um die Teezeromie in etwa zu verstehen (ist vermutlich ein absoluter falscher Ausdruck).



Schön fand ich, dass die damals auch schone eine Teezui hatten. :P



Ab diesem Abschnitt: "Oda Nobunaga und Toyotomi Hideyoshi, die größten Feldherren Japans, waren begeisterte Anhänger ...."


Bearbeitet von KlausO
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[1] Und shintoistische Einflüsse zeigen sich wodurch?

Überall dort, wo auf die Einhaltung der korrekten Form zuungunsten der "rechten Geisteshaltung (Samadhi)" (im Sinne des Dhyana-Buddhismuses ~ Meditationsbuddhismus) wert gelegt wird.

 

@KlausO: Wenn man Matcha in dieser Geisteshaltung des Samadhi zubereitet ist es vollkommen gleich, ob dazu ein Chasen oder einen Elektroquirl benutzt wird.

Die Sichtweisen sind hier ja teils sehr selektiv. Wenn man schon dem Katholizismus Verflechtungen mit der Politik nahelegt, weswegen dann nicht auch buddhistischen Schulen (Mittelalter, Stichwort Gozan) und dem Shinto?

Luke, mal vollkommen Wertfrei: Was Du da ansprichst ist ein vollkommen anderes Thema. Hier geht es um Teezubereitung und philosophischen Hintergrund. :)

 

Aber eins will ich doch mal heraus nehmen: "Die Sichtweisen sind hier ja teils sehr selektiv.".

Wir versuchen hier das Thema Differenziert zu betrachten. Religiöse Institutionen und deren Verflechtungen mit der Politik gehören nicht in dieses Thema. Auch Katholizismus nicht, denn der besitzt meines Wissens nach keinen philosopischen Hintergrund zur Teezubereitung. :)

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Danke mal für alle Antworten von euch.



Bitte macht aus diesem Thema keine "Weltreligionsstreitereien", er reicht was momentan auf der Welt passiert.  :wacko:  Hier geht es um den japanischen "Teeweg" im Zusammenhang mit Matcha und dessen Zubereitung. Das hier auch Einstellungen (Geisteshaltung) religiöse Ansichten eine Rolle spielen ist mir schon klar. :)


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