JanS Geschrieben vor 4 Stunden Teilen Geschrieben vor 4 Stunden Ich möchte ein gesondertes Thema für meine Verkostungsberichte zum Thema Dong Ding starten. In den letzten beiden Jahren habe ich in meinen Besuchen dort so viel Tee mitgenommen, dass sich eine Sammlung lohnt. Auch möchte ich die Notizen zusammenhängend halten. Dong Ding ist ein vergleichbar niedriger Berg, der Gipfel ist nur knapp 800 Meter hoch. Dafür ist der Berg ein langgezogenes Hochplateau, die Teefelder liegen also alle auf relativ ebenem Gelände. Der Boden ist recht karg, was zu einer ausgeprägten mineralischen Note im Tee führt. An den umliegenden höheren Bergen verfangen sich die Wolken sehr einfach, so dass die Bergspitze eigentlich täglich in Nebel und Wolken gehüllt ist. Dies sorgt für eine natürliche Reduktion des Sonnenlichtes, ganz ohne Strohmatten. Auf dem Berg liegen drei Dörfer, Yonglong, Zhangya und Fenghuang. Tee aus diesen Dörfern ist "Zheng" also Echter Dong Ding, der überwiegende Teil des am Markt erhältlichen Tees kommt allerdings irgendwo anders her und wird nur im Dong Ding Stil produziert. Über die Frage, was besser schmeckt, lässt sich trefflich streiten, bei Wettbewerben gewinnen jedenfalls regelmäßig Blätter aus dem echten Hochland, weil diese oft eine größere Geschmackstiefe bieten können. Blick von Fenghuang Richtung Süd-West Dong Ding findet sich in mindestens zwei Varianten, die moderne, eher grün produzierte und nur minimal geröstete Variante, sehr stark inspiriert von den Gao Shan Oolongs und in der dunkleren, traditionellen Variante. Auch früher war Dong Ding dabei ein mittelstark oxidierter Tee, deutlich unterhalb von Tie Guan Yin und Bai Hao Oolong, die Definition von "mittel" hat sich über die Jahre aber ebenfalls nach unten verschoben. Blick von Fenghuang Richtung Lugu am Fuß des Berges Manchmal findet man in Läden auch einen sehr stark oxidierten, aber nicht gerösteten Tee als "original" Dong Ding. Das hat damit zu tun, dass früher auf den Teefarmen nur Rohtee produziert wurde, die Endverarbeitung fand bei den Händlern statt, die spezialisierte Röstmeister vor Ort beauftragt haben. Auf den Packungen findet sich als Erkennungszeichen oft der Qilintan See, ähnlich wie Packungen aus Alishan oft die berühmte Eisenbahn zeigen. Irgendwie habe ich es nie geschafft, hier anzuhalten, ich habe nur Schnappschüsse aus dem Autofenster. Tee Nr. 1, ein moderner Vertreter von Winter 2023 Die Blätter sind sehr grün, die Kugeln vergleichsweise groß. Weder optisch noch vom Aroma ist eine Röstung erkennbar. Im Aufguss zeigt sich der Tee sehr grün, im Aroma ist eine florale Note eher exotischer Blumen im Vordergrund, dazu eine frische Holzigkeit von gebrochenem Grünholz und Sternanis. Im Geschmack herb-frisch, mit einer mineralischen Bitterkeit. Unreifes Steinobst, 5-Spice Gewürz und wieder eine gewisse Holzigkeit. Der Nachgeschmack ist bitter-süß und nicht erwähnenswert lang. Das interessanteste an dem Tee ist eine Geschmacksnote wie von einer lang gezogenen Fleischbrühe, die auch zu einem viskosen Mundgefühl führt. Dies gehört zu den Geschmacksnuancen, welche ich besonders schätze. Leider fehl es an Volumen und auch Süße, um diesen Geschmack passend zu unterstützen. Ein geschenkter Tee, und ein gutes Beispiel dafür, wie grün produzierte Oolong in den etwas tieferen Lagen oft weniger aussagekräftig und eindimensional sind. Auf zum nächsten Tee, dieser hält nicht den Abend durch... Golden Hill, Manfred, Matsch und 2 Weitere reagierten darauf 5 Zitieren Link zu diesem Kommentar
Bok Geschrieben vor 3 Stunden Teilen Geschrieben vor 3 Stunden 43 minutes ago, JanS said: Auf den Packungen findet sich als Erkennungszeichen oft der Qilintan See, ähnlich wie Packungen aus Alishan oft die berühmte Eisenbahn zeigen. Irgendwie habe ich es nie geschafft, hier anzuhalten, ich habe nur Schnappschüsse aus dem Autofenster. Haha, das ist der Klassiker des Taiwanischen “in die Berge fahren” an jeder Sehenswürdigkeit fährt man vorbei, wenn man Glück hat, darf man zwei Schritte aus dem Auto raus bevor es zum nächsten Ort geht. Dongding ist so leicht geröstet geworden, weil es dem Geschmack der momentanen Wettbewerbsjury entspricht. Früher höher oxidiert und auch mehr Röstung, findet man zum Glück noch wenn man sucht. Der Wettbewerbsstandard ist schon ok, kann etwas langweilig werden mit der Zeit. Der Goldstandard war und ist der Dongding von Chen Ah Qiao, manchmal kommen die noch auf den Markt zu sagenhaften Preisen… Tees aus den 80ern meist. Hatte einmal das Vergnügen, das ist schon etwas ganz anderes. Unvergesslich. Aber dann vergisst man es trotzdem besser, weil man sich sowas nie leisten kann, selbst wenn man es bekäme - kann man nur auf gute Freunde hoffen Matsch, JanS und Golden Hill reagierten darauf 3 Zitieren Link zu diesem Kommentar
JanS Geschrieben vor 3 Stunden Autor Teilen Geschrieben vor 3 Stunden Tee Nr. 2, etwas komplett anderes: Ein erzkonservativer Tee von Meister Jian Cong, einem der bedeutenden alten Männer auf Dong Ding. Sein Haus liegt etwas abgelegen auf der Rückseite von Dong Ding, ein über 80 Jahre altes Farmhaus in traditionellem Stil. Ein großes Augenmerk liegt mittlerweile auf den Wettbewerbstees, Jian Cong ist der aktuelle Preisträger der Lugu Farmers Association. Da der Gewinnertee offiziell 600.000 NTD, also knapp 18.000 Euro pro 600 Gramm kostet, habe ich dann doch etwas aus dem normalen Sortiment gewählt. Neben Tees von diversen Schülern produziert der Meister einen eher leicht und einen mittelstark oxidiert und gerösteten Tee. Letzteren habe ich dieses Jahr mitgenommen. Aufgrund des Alters ist der Tee elektrisch geröstet. Keiner der alten Teebauern die ich kenne, tut sich die durchwachten Nächte, die für die Holzkohleröstung notwendig sind noch an. Der Tee riecht nach Trockenfrüchten, Sandelholz, orientalischen Gewürzen und trockenem Laub, Tabakblättern, Bratapfel und reifen Pflaumen, umweht von der typischen Gardeniennote. Der Geschmack ist intensiv würzig, nach frischen Datteln, Rumkuchen und dunklem Kakao, mit einer trockenen Mineralität und einer Kräuternote, die leicht kühlend und adstringierend wirkt. Das Mundgefühl ist fest und mittelschwer, der Nachgeschmack intensiv und lang, im Mund mit einer prickelnden Mineralität und einem ausgeprägten Hui Gan. So stelle ich mir Dong Ding vor, und das sogar zu einem noch recht verträglichen Preis. Bombus, Matsch, DavidL und 2 Weitere reagierten darauf 5 Zitieren Link zu diesem Kommentar
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