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früher als 2018 Dong Ding

Der Faden ist in den letzten Tagen etwas eingeschlafen. Zeit Ihn mit einem guten Tee wieder zu beleben.

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In dem Verkostungsbericht zu dem über Jinsong Yu bezogenen Dong Ding hatte ich erwähnt, dass dies einer von drei grüneren Dong Ding war, die mir bisher zugesagt haben. Also denke ich es wäre nicht unpassend, die anderen beiden hier auch vorzustellen. Und dazu noch einen Tee, der im Gegensatz dazu nur "ganz ok" ist, um die Unterschiede zwischen den Qualitätsstufen zu beschreiben.

Dieser Tee war ein Geschenk von einem Freund, der in Fenghuang arbeitet. Bedauerlicherweise konnte der sich auch nicht mehr genau erinnern, woher er diesen Tee hatte, ein Nachkauf ist damit leider ausgeschlossen. Ebenso bin ich mir deshalb nicht über das exakte Alter des Tees sicher, außer dass er logischerweise vor dem Datum an dem ich ihn bekommen habe produziert sein muss. Ich habe das, was übrig ist, in eine Dose gepackt und verfolge die Reifung des verschwindenden Restes mit großem Interesse und gleichzeitigem Bedauern.

Was ich bis zu diesem Zeitpunkt an grünen Dong Ding getrunken hatte, war entweder eine schlechtere, weil weniger aussagekräftige Version eines Gao Shan Tees, oder eine schlechtere, weil weniger komplexe und aromatische "unfertige" Version der dunkleren Dong Ding. 

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Dieser Tee war der erste, bei dem ich ein eigenständiges Profil und Qualitäten, die mir kein anderer Dong Ding gegeben hatte, finden konnte. Das bezieht sich vor allem auf die von einer höheren Oxidation unabhängige, fast buttrige Süße und eine besondere florale Note. Diese wird in der Literatur gerne als Gardeniennote beschrieben, vor diesem Tee konnte ich mir darunter bei Dong Ding nichts vorstellen.

Nach dieser langen Einleitung halte ich die eigentliche Beschreibung kurz. 

Die Blätter sind relativ grün, eine Röstung war nie wahrzunehmen. Diese ist nur minimal, um den Tee zu stabilisieren. Die höhere Oxidation ist dem Blatt nicht anzusehen, zeigt sich aber in der orangenen Tasse.

Der Duft ist sehr süß, nach vollreifer Ananas und Mango, dazu exotische Blumen. Über die Aufgüsse wandeln sich die floralen Anteile hin zu heißem Sand, dazu kommt bei der Frucht noch Banane heraus.

Geschmacklich zeigt sich der Tee sehr klar und tief, mit einem Wechselspiel aus mineralischer Härte, einer prägnanten floralen Bitterkeit und einer vollmundigen, weichen Süße. Der Nachgeschmack ist sehr lang mit einer Vielzahl süßer Aromen.

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  • 4 Wochen später...

ich hatte hier wortwörtlich den Faden verloren, zu irgendwas sind die doofen Bots also gut. Und nachdem der Post vor diesem gelöscht ist, kann mit diesem Kommentar niemand mehr etwas anfangen.

Zeit, die Reihe von Dong Ding weiter zu führen. In das aktive Ignorieren des Rosenmontags starte ich mit einem holzkohlegeröstetem Tee von Frühling 2024.

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Der Tee ist eher auf der leichten Seite einzuordnen, ohne dezidiert grüne Aromen. Die Röstung ist sehr harmonisch und hintergründig, was insofern erwähnenswert ist, da der Tee nicht aus der oberen Preisklasse kommt. Ob es sich um Material vom Originalberg handelt sollte daher bezweifelt werden, an der reinen Qualität von Blatt, Verarbeitung und Röstung gibt es aber nichts auszusetzen.

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Der Tee ist frisch, mit einem Aroma von reifer gelber Frucht, verschiedenen Sommerblumen und Zuckerguss. Im Geschmack tritt die Frucht etwas hinter den floralen Charakter zurück, der eine herbe, leicht holzige Dimension beiträgt. Leider ist Mineralität nur in Ansätzen erkennbar, dadurch fehlt dem Tee im Vergleich zu den Besten ein bisschen Struktur und Fülle. Auch der Nachgeschmack ist zwar angenehm fruchtig und trocken mit Hui Gan, allerdings nicht ganz so prägnant, wie ich das bereits erlebt habe. Das ist aber Jammern auf hohem Niveau.

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Der Tee gehört zu den geschmacklich stabilen Vertretern, das heißt, sobald sich die Blätter voll geöffnet haben verändert sich das Geschmacksbild nur in Nuancen, eine große Wandelung über die Aufgüsse findet nicht statt. Ab dem fünften Aufguss bleicht die Frucht dann langsam aus, der Tee wird dann pflanzlich und kalkig-trocken mineralisch und baut etwas schneller ab als Referenzqualität aus Dong Ding.

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weiter geht´s mit 2 Tees, die ich heute im A-B Vergleich (erneut) probiert habe. Der Vergleich war zugegeben insofern relativ sinnlos, da die Tees bis auf das Alter komplett unterschiedlich sind und sich aus der direkten Gegenüberstellung kein großer Erkenntnisgewinn ziehen lässt. Andererseits ist genau dieses Erschmecken der Bandbreite auch ganz amüsant, gerade da es sich um etwas ältere Tees handelt, bei denen die Reifung komplett unterschiedlich verlaufen ist.

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Tee Nummer 1 (links) ist der 2014er Dong Ding von Teamania. Zu diesem Tee hatte ich hier: https://www.teetalk.de/forums/topic/22-welchen-tee-trinkt-ihr-heute/?do=findComment&comment=162310 schon mal einen Bericht geschrieben. Meine Meinung zu dem Tee hat sich seitdem nicht groß geändert, deshalb halte ich die Beschreibung jetzt kurz. Heute kam mir die angesprochene harzige Note etwas prägnanter vor, dazu gegenüber den alten Notizen eine Piniennote und mehr getrocknete Kräuter im Aroma.

Tee Nummer 2 (rechts) ist ein Si Ji Chun von 2013. Auf der Dose als "TonTin" romanisiert, offensichtlich war zu diesem Zeitpunkt das internationale Marketing mit einheitlicher, wiederkehrender Benennung der Anbaugebiete noch nicht im Fokus.

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Der Tee hat sein bisheriges Leben bis Mitte 2024 ungestört im Vakuum verbracht, ist also nie Beeinflusst oder gar Nachgeröstet worden. Es ist zwar ein sehr grüner Tee, Oxidation und Trocknung waren aber ausreichend, dass der Tee stabil geblieben ist. Genau diese langsame Reifung macht auch den (einzigen) Reiz dieses Tees aus.

Die Frucht ist fast wie bei dem Vergleich von frischem Obst zu Getrocknetem extrem voll und stark geworden. Riecht das trockene Blatt noch eher pflanzlich frisch und leicht süß- wie Mais- zeigt das Aroma des aufgegossenen Tees eine schwere Parfümnote, Lotusduft und eine Fruchtigkeit wie von einem gerade kochender Marmeladentopf. Die Fruchtigkeit entwickelt sich zu Mango und überreifer Ananas, es kommen auch Zitrusfrüchte dazu. Mit jedem Aufguss wird die Frucht voller und schwerer.

Im Mund dominiert von Beginn an das Mundgefühl über den Geschmack, der Tee ist voll, weich, rund und ölig-süß. Die erste Assoziation im Geschmack ist Erdbeer-Sahne, die Floralität hat sich vollständig zu Sekundäraromen abgebaut. Erst hinter dem süß-fülligen Antritt kommt die leichte Fruchtigkeit und die minimale Bitterkeit des Sortencharakters an Gaumen und Zunge heraus.

Der Tee bleibt über alle Aufgüsse hinweg parfümartig und süß, ab dem dritten Aufguss kommt vermehrt die spitze Frische und der mineralische Unterton hervor, die Frucht wird etwas heller, ohne an Intensität zu verlieren. Der Nachgeschmack ist eher leicht und frisch fruchtig.

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Was zeigt jetzt die Gegenüberstellung der beiden Tees? Auch nach über 10 Jahren erscheint Volumen und Kraft nicht magisch aus dem Nichts. Ein leichter Tee bleibt immer ein leichter Tee. Aber über die Zeit kann sich auch der Geschmack von grüneren Oolong interessant verändern, ohne dass es hierfür große Lagerungseinflüsse, Fermentation oder andere Fremdaromen benötigt. Die extreme Konzentration der Süße über die Zeit habe ich als Bestandteil schon in anderen Tees gehabt, allerdings nicht so singulär in einem ansonsten damals wohl nicht wirklich aufregenden Tee.

Diese Entwicklung war so auch nicht unbedingt vorhersehbar, gerade die neueren Sorten neigen grün produziert eher zum raschen Abbau und Verblassen des Geschmacks. Deshalb passt dieser Tee bei aller Verschiedenheit gut als Gegenstück zu dem Dong Ding von Teamania. Denn @Diz hat hier einen Mustertyp eines mittelalten Oolong im Programm. Die geschmackliche Entwicklung, die zurückhaltende Süße, Floralität, Tiefe, Mineralität und Ausgeprägtheit des Nachgeschmacks entsprechen genau dem, was gutes Material und sorgfältige Lagerung nach dieser Zeit herausbringen sollen.

Der Si Ji Chun kann weder die eigentlich typische Mineralität bieten, noch gibt es einen positiv herausstechenden Nachhall. Dafür ist der Geschmack sehr besonders. Der Vergleich ist also Gut gegen Interessant.

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Bearbeitet von JanS
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