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Shuang Jing Lu Cha (von Chà Dáo)


seti17

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Shuang Jing Lu Cha

Dieser Grüntee stammt vom Frühjahr 2014 und ich habe ihn vom Chà Dáo-Teehaus. Ich möchte ihn hier vorstellen und berichten. Wie ich gelesen habe, kann man den Tee (noch) nicht kaufen und es existieren auch nur sehr geringe Mengen. Umso mehr freue ich mich und bin auch etwas stolz, dass ich so großzügig mit diesem raren Tee bedacht wurde. 1000 Dank!

"Der Shuang Jing Lu Cha (Grüner Tee der Zwei Brunnen) ist ein außergewöhnlicher, nach alten Methoden gefertigter Grüner Tee aus dem Dorf Shuang Jing in Xiu Shui in der Provinz Jiangxi. Der Teegarten wurde bereits während der Song-Dynastie angelegt und wird nunmehr von dem chinesischen Tee-Experten und Enthusiasten Sung Liang bewirtschaftet. Die Erträge dieses Teegartens liegen in diesem Jahr bei einigen zehn Kilogramm. Dieser prämierte Tee ist derzeitig in China (noch) nicht im Handel erhältlich[...]".

Dosierung: gut 3g für ~125ml Gaiwan

Wasser: Lauretana, jeweils ~80°C

Ziehzeiten: 1min, 1:25min usw. (s.u.)

Das trockene Blatt präsentiert Unmengen feinster weißer Härchen, der Tee ist auch sehr fein kräuselig gedreht, die einzelnen Blätter zierlich. Farblich zeigt sich eine Vielfalt von matten Grüntönen, auch hier und da hellere, in Gelbliche spielende Anteile. Der Duft des trockenen Blatts ist dezent, im warmen Gaiwan von einer intensiven frischen Süße und ein wenig nach Obst. Sehr verlockend!

1. Aufguss (1 min): Sehr heller, gelblicher, fast farbloser Aufguss. Diese scheinbare Wässrigkeit täuscht aber, geschmacklich ein intensiv ausgeprägtes Konglomerat an grünem Gemüse - wirklich alles von süßlichen blanchierten Zuckererbsen zu gedämpften Brassica-Arten mit ihren subtilen herberen Noten im Hintergrund. Eine Spur ungehäuteter Walnuss ist auch dabei, möglicherweise aufgrund seines Alters.

Auffallend ist der intensive und sehr lang anhaltende Nachgeschmack, eine leicht bitter-süße Fülle. Gut haftend.

Der Tee stammt aus der Pflückung vom März 2014 und als Grüntee mag er schon etwas seiner Frühlingsfrische und seiner geschmacklichen Nuancen eingebüßt haben, umso erstaunlicher ist die geradezu vibrierende frische Saftigkeit und Vitalität, die das nasse Blattgut im Gaiwan ausstrahlte und die einen fast ansprang. Leider ließ sich das nicht wirklich gut auf dem Foto festhalten, wie auch die anderen Bilder ihm nicht wirklich gerecht werden :( Schwierige Lichtverhältnisse usw. Da ich Fotos grundsätzlich nicht nachbearbeite müsst ihr mir das eben glauben :)

2. Aufguss (~1min 25sek): Immer noch sehr hell und leicht stumpf, gegen das Licht gehalten erkennt man im Glaspitcher die wirbelnden Härchen, die selbst durch das sehr feine Sieb nicht aufgehalten werden. Dennoch zeigt sich in diesem schon eine ordentliche Schicht an Härchen. Intensiv gemüsig mit leicht herberen Anteilen, weg vom jungem Gemüse (Edamame, Babyspinat, Zuckerbsen) hin zu Brokkoli, Pak Choy u.ä.

Stark "haftend" und sich gut im Mund verteilend.

3. Aufguss (über 3min, habe gepennt, angedacht waren 2min): Ähnlich wie der 2. Aufguss, allerdings aufgrund der zu langen Ziehzeit nicht fair beurteilbar. Die süßeren und milderen Nuancen werden so unterdrückt.

Leichte Adstringenz im Lippen- und vorderen Zungenbereich, das wird in dieser Ausprägung auch der zu langen Ziehzeit geschuldet sein.

4. Aufguss (die Ziehzeiten zurückschrauben geht ja nicht, daher ~4min): I call it a day :)

Fazit: Ein toller Tee, von großem geschmacklichem Spektrum, schön rund und voller aromatischer Power. Wenn sich dieser Tee schon so herausragend im Herbst präsentiert und man einbezieht, dass er seit dem Frühling abgebaut haben könnte (und davon gehe ich aus, aufgrund der Entwicklung der Aufgussfarbe, die ich anders erwarten würde und der leicht herberen Noten), dann muss der Tee im Frühjahr ja eigentlich noch viel überwältigender sein. Ich bin gespannt.

Dieser Verkostungsbericht basiert überwiegend auf meinen Notizen, die ich bei einer herbstlichen Teerunde gemacht hatte. Das kommt davon, wenn man zuviel Tee kauft, es besteht die Gefahr dass solche Juwelen etwas lange vernachlässigt werden. Ich muss aber dazu anmerken, dass ich bei den früheren Verkostungen a.) ein anderes Wasser genutzt habe und ich manchmal den Eindruck habe, dass sich Lauretana's Kieselsäuregehalt nicht mit allen Grüntees optimal verträgt und b.) ich da besser aufgepasst habe und vernünftige Ziehzeiten eingehalten hatte. C'est la vie!

Nein, auch jetzt noch ist das ein toller Tee, der weiterhin Frühlingsgefühle in den Gaiwan bringt.

Wäre ich in philosophisch angehauchter Stimmung würde ich jetzt über Parallelen von Tee zum menschlichen Leben und seiner Entwicklung ziehen, über das Wachstum und die Reifung sinnieren... Allein - ich lasse das lieber heute ;)

Edit: Wie immer erst geschrieben, dann gesucht. Auf dem Zero-Zen-Blog gibt es auch einen Bericht, siehe hier: http://zeroteazen.wordpress.com/2014/06/18/shuang-jing-lu/


Anscheinend ist der Tee jetzt mittlerweile doch erhältlich. Ich hatte den oben geschriebenen Bericht schon vor längerem angefangen, hatte es dann aber erst später ergänzt. Deswegen beruhen die Angaben auf die spätere Session. Damals  war er noch nicht erhältlich und ich habe es erst jetzt gesehen, dass anscheinend eine Nachlieferung stattgefunden hat.

Hier der direkte Link zu diesem Tee: http://shop.chadao.de/product_info.php?info=p816_11071---shuang-jing-lu-cha.html

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Bearbeitet von seti17
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Hmm, macht Laune auf Grüntee der Bericht.  :thumbup:


Trinke in letzter Zeit nicht mehr so häufig wie früher Grüntee.


Diese feine Pflückungsart mag ich üblicherweise sehr.


Chashi würde mir bestimmt wiedersprechen  :lol:,


aber ich finde eine leichte Reifung bei solchen Tees gar nicht schlecht.


Klar, sie verlieren diese von einigen umjubelte Frische-Note, kriegen


auf der anderen Seite aber reifere Süssenoten (üblicherweise).


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Danke :) Die Blätter waren wirklich sehr fein und das horizontale Blatt auf dem mittleren Foto ist übrigens 2.5cm lang. Die von dir erwähnten süsslicheren Reifenoten hat er vermutlich, geruchlich waren die im Blattgut gut ausgeprägt (wobei man das nicht immer so 1:1 im Aufguss wiederfinden muss), aber der Aufguss selbst ließ die etwas vermissen. Bzw. wahrscheinlich traten die nicht mehr so richtig in den Vordergrund, weil durch die ungünstigen Ziehzeiten (und evtl. das Wasser?) die Balance gestört war und die herberen Anteile zu dominant wurden.



Ich glaube, dass man so Phasen hat, in denen ein Tee oder eine Teeart in den Hintergrund rückt und man sich mit anderen intensiver beschäftigt, ist ziemlich verbreitet. :)


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  • 3 Monate später...

Dankeschön, nannuoshan :) Hat er nichts mehr? Naja, vielleicht bekommt er auch etwas von der diesjährigen Ernte; ich weiß, dass er relativ bald wieder nach China reist, evtl. ist dann auch dieser Tee wieder dabei?


Mir fällt gerade auf, dass ich damals versehentlich die Akzente bei "Chá Dào" genau falsch herum gesetzt habe - ups!

Bearbeitet von seti17
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1.Shuang Jing Lu Cha

2. Wasser: Lauretana, jeweils ~80°C

3. Edit: Wie immer erst geschrieben, dann gesucht. Auf dem Zero-Zen-Blog gibt es auch einen Bericht, siehe hier: http://zeroteazen.wordpress.com/2014/06/18/shuang-jing-lu/

Da finden sich gleich drei Aspekte in diesem Bericht die mein Herz sehr erfreut haben :) Toller Bericht by the way

Bearbeitet von VanFersen
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