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Teespielzeug - oder, worin bereite ich meinen Tee zu?


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vor 1 Stunde schrieb GoldenTurtle:

doumer ist ziemlich grün, möglicherweise grüner als es die Erde durchschnittlich bräuchte

Das mit Sicherheit nicht! Ich versuche nur die Sünden die ich begehe an anderer Stelle wieder auszugleichen und da gibt es eben deutlich lohnendere/effektivere Ansätze als der Verzicht auf ascheglasierte Unikate - daher meine Verwunderung. Aber ich finde es gut, dass du über so etwas nachdenkst!

vor einer Stunde schrieb GoldenTurtle:

Obendrein wage ich es zu bezweifeln, ob Paul tatsächlich ein richtiges Feuer hinkriegt, oder ob es sich dabei nicht viel eher um ein paar aufgeschichtete Streichhölzer handelt.

🙈 
Wenn Paul die Temperatur, die er für Gäste (im Winter) in seiner Werstatt hält, nur mit ein paar Streichhölzern hinbekommt, ist das in der Tat sehr beachtlich!

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Ääähmm ... back on topic. Jedenfalls fast - nicht jedes Teespielzeug dient ja der Zubereitung von Tee, wie der Titel dieses Threads suggeriert. Es gibt auch welche, die ausschließlich dem Genuss dienen:

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q.e.d. Ich kann wenig dazu sagen, außer dass das Täßchen schon etliche Jährchen bei mir zu Hause und für Fenghuang Dancongs reserviert ist. Grund, es Euch hier vorzustellen, ist vor allem die Hoffnung, dass vielleicht jemand die Kalligraphie übersetzen (oder auch nur das eine oder andere Schriftzeichen identizieren) könnte. Übrigens habe ich auch die Marke nie identifizieren können - wobei der Boden auch noch Reste von Stempelfarbe aufweist. Was die Vermutung zulässt, dass das Täßchen mal Teil einer chinesischen privaten Sammlung war. Als Entstehungszeit vermute ich frühe Republik (1912 - 1949).

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Bearbeitet von SoGen
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  • 2 Wochen später...

Heute werden gleich zwei Neuzugänge vorgestellt:

Zum ersten:

Fang Xia (放下), die Keramik-Eigenmarke von EoT beobachte ich schon seit sie mit den Teeschälchen gestartet sind: auch wenn diese auf den ersten Blick schlicht wirken steckt doch einiges dahinter - der Ton wurde von Hand verarbeitet (bzw. auf traditionelle Weiße mit den Füßen geknetet), bei der Glasur handelt es sich um eine Ascheglasur vom letzten lebenden menschlichen Nationalschatz Chinas auf seinem Metier und gebrannt wurde das ganze im Holzbrand (traditioneller Dragon Kiln in Jingdezhen). Und solch eine Liebe zum Detail ohne dabei mit auffälligen Verzierungen protzen zu müssen macht den Unterschied - die Schälchen fühlen sich trotz einheitlichem, schlichten Erscheinungsbild und obwohl es sich um eine größere Serie handelt ganz anders an als eine typische Massenproduktion (selbst wenn diese hochwertig ist) - das gefällt mir außerordentlich gut! Daher habe ich nicht lange gezögert als dann auch ein Gongdaobei (Pitcher) im selben Stil (wenn auch mit einer leicht texturierten Oberfläche) verfügbar war und habe bei der Gelegenheit auch gleich ein Hongni (红泥) Shuiping (水平) Kännchen der selben Marke mitbestellt - es wurden nämlich mittlerweile auch einige preiswerte Yixings unter der Eigenmarke veröffentlicht. Dabei handelt es sich um Huanglongshan Hongni (黄龙山红泥) von ordentlicher Qualität was von einem Töpfer verarbeitet wurde, der seit 30 Jahren nichts anderes als Shuiping Kännchen macht - und ich muss sagen ich wurde mehr als positiv überrascht! Das Kännchen ist so dünnwandig dass es gefühlt kaum mehr wiegt als ein Kännchen mit dem halben Volumen - das kann locker mit dem Kännchen von Chen Tu Gen (was für mich die Referenz auf diesem Gebiet ist) mithalten und das obwohl es auch nur halb-handgefertigt ist: ich weiß nicht, ob da eine andere Technik dahinter steckt aber zwischen diesem Kännchen und dem von Jie Zhao liegen was das betrifft Welten (alleine der Deckel von dem Kännchen wiegt schon so viel wie das komplette Shuiping). Die Verarbeitung hat trotzdem noch eine gewisse Grobheit: man sieht Werkzeugspuren, nicht alles ist symmetrisch-perfekt und insbesondere der oberen Rand innen ist ziemlich grob aber das gefällt mir eigentlich ganz gut: zusammen mit den eingeritzten Schriftzeichen am Boden gibt es dem Kännchen einen vintage-artigen Charakter. Und entscheidend ist: es gießt wunderbar und ohne zu tropfen - und das trotz Singlehole Filter. Da muss ich gestehen war ich etwas besorgt, wie gut das funktioniert aber bisher hat es bei allen Tees perfekt funktioniert! Einziges Manko: das Luftloch im Deckel sitzt leicht zu - aber mit entsprechender Handhabung ist auch das kein Problem - trotzdem interessant: bei dem winzigen antiken Zhuni-Kännchen passiert das nicht obwohl das Loch hier nur den halben Durchmesser hat - es liegt also nicht nur am Durchmesser. Außerdem halte ich schon länger Ausschau nach einem qualitativ gutem Hogni-Kännchen, was aber nicht wie ein F1-Kännchen ein Vermögen kostet, um langfristig die Wirkung von Hogni im Vergleich zu Zhuni und Zini zu studieren: ist es lediglich der Allwetter-Reifen unter den Yixings oder hat es durchaus sein Berechtigung? Man wird sehen!

Jedenfalls muss ich sagen, dass EoT mit Fang Xia eine wirklich Klasse Sache aufgebaut haben - ich hab noch nirgends (was Keramik betrifft) ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis gesehen, da hier an den richtigen Stellen auf Qualität geachtet wird (Material, Verarbeitung) und an den richtigen Stellen gespart wird (unnötige Verzierungen, berühmte Namen) - kann ich nur jedem wärmstens empfehlen, der etwas chinesische Keramik benötigt!

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Zum zweiten:

Das Kännchen stellt sicherlich den absoluten Tiefpunkt meiner (Yixing)-Karriere dar: 30ml - noch kleiner und es würde vermutlich als Teapet gelten! Abgesehen von den winzigen Ausmaßen ist das Kännchen besonders spannend, da es sich um ein antikes Kännchen (späte Qing-Dynastie bis frühe Republik) handelt - da konnte ich, obwohl ich schon das eine oder andere Yixing-Kännchen habe hust, beim besten Willen nicht widerstehen! Sehr zu Freuden meines Geldbeutels hat das Kännchen auch eine Beschädigung am Deckel, die zwar keinerlei Einfluss auf die Funktionalität hat, jedoch dafür sorgt, dass es im Vergleich zu einem unbeschädigten antiken Zhuni nur halb so viel wert ist. Ich find das sogar durchaus spannend, da man so einen Blick unter die geglättete Oberfläche bekommt - ähnlich wie bei dem Shipiao von Shi Feixing, bei dem (ebenfalls am Deckel) eine Stelle nicht geglättet wurde. Im direkten Vergleich fällt auf, dass das antike Zhuni sehr viel feiner ist - hier gibt es keinerlei Schamottierung wie beim modernen Zhuni - überhaupt hat der Ton eine bemerkenswerte "Geschmeidigkeit" wie ich sie auch von qualitativ sehr hochwertigem Hualongshan oder Zhaozhuang Zhuni nicht kenne. Die Form nennt sich Bianyuan (扁圆) (= flach und rund), der man ansieht, dass sie schon etwas älter ist, was mir sehr gut gefällt - moderne Ausprägungen sind meist deutlich extremer, teilweise auch mit ausgeprägtem "Kragen" oder ähnliches. Da es sich um ein antikes Kännchen handelt sind davon abgesehen wenig Infos verfügbar: die Signatur Meng Chen (孟臣) ist lediglich die Referenz an einen sehr berühmten Töpfer aus Yixing, der für einige Kannen-Formen verantwortlich ist (wie z.B. auch die berühmte Shuiping) und auf Grund seiner Bekanntheit eine regelrechte Kannen-Gattung hervorgerufen hat, die zumindest früher (teilweise auch heute noch) nach ihm benannt und "signiert" werden. Nicht umsonst stammt von dem taiwanesischen Dichter und Historiker das Zitat "茶必武夷、壶必孟臣、杯必若琛,三者为品茶之要,非此不足自豪,且不足待客。" (Der Tee muss Wuyi sein, die Kanne muss Mengchen sein und die Tasse muss Ruochen sein - diese drei sind wichtig für den Teegenuss, ohne diese kann man kein stolzer Gastgeber sein.)

Entgegen dem Zitat hab ich natürlich vor das Kännchen vor allem für Sheng zu nutzen, was bei den bisherigen Versuchen auch trotz Singlehole-Filters wunderbar funktioniert hat - bei den relativ großen Blättern von hochwertigem Sheng ist das winzige Loch ohnehin kein Problem aber auch bei Shengs mit kleinem Blatt hat es sehr zu meinem Erstaunen absolut perfekt funktioniert als ob ein feines Sieb drin wäre, klasse! Dank der winzigen Größe kann man so auch mit 2g konzentrierte Aufgüsse machen, wodurch sich das Kännchen einerseits natürlich für besonders teure Tees anbietet aber andererseits auch dann, wenn man nicht gerade 2 oder 3 Stunden für eine Session einräumen kann (da das Gesamtvolumen der Aufgüsse natürlich deutlich geringer ist) - insbesondere bei den späteren Aufgüssen macht sich die kleine Größe aber schon bemerkbar: man muss hier wenn die Aufgüsse länger werden schon auch mal ein zweites oder drittes mal Wasser über das Kännchen gießen, da es im Vergleich zu großen Kannen schneller auskühlt. Das macht es aber nur um so spannender: jedes Kännchen ist in der Handhabung etwas anders 🙂
Dazu passt mit seinen 20ml ganz wunderbar der kleine Fingerhut von Martin Hanus - auch wenn er seinem Stil treu bleibt merkt man bei den diesjährigen Stücken von ihm auch einen klaren Fortschritt: toll gearbeitet (insbesondere die größeren auch sehr dünn - bei diesem Winzling kommt das nicht so zum tragen) haben sie trotz aufwändiger Technik (wie hier die Engobe) einen groben, archaischen Charakter - ungezwungen und ungekünstelt. Schöner Kontrast zum Kännchen!

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  • 1 Monat später...

@Anima_Templi @nemo
Kurze Frage an euch: Bei TKK waren gestern 5 Tassen von Li Jiao verfügbar, welche alle innerhalb eines Tages verkauft wurden (Preis jeweils 259€). Wie sind eure Erfahrungen mit den Tassen von Ihr? Sind es Sammlerstücke oder haben Sie diese spezielle Eigenschaft, den Tee zu verbessern? Es wundert mich ein wenig, dass so teure Tassen so schnell verkauft wurden - die Nachfrage muss groß sein!

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vor 5 Stunden schrieb enjoi:

haben Sie diese spezielle Eigenschaft, den Tee zu verbessern?

Ja, wobei ich nicht zwangsläufig von verbessern sprechen würde, aber es ist eine markante Veränderung. Ich habe davon in vergangen Jahren schon mehrfach berichtet (wofür ich in den ersten 1, 2 Jahren wie üblich bitter kritisiert wurde), manchmal unter der Bezeichnung Schlick-Schlamm-Ton o.ä. aus Ablagerungen taiwanesischer Stauseen. Wenn dort aus irgendwelchen Gründen mal das Wasser abgelassen wird, ist es ein richtiger Run etlicher Töpfer, solcher Ablagerungen habhaft zu werden. Die verändernde Auswirkung dieser Erzeugnisse auf den Tee ist beeindruckend, eine schöne Spielerei, aber man muss das nicht haben, man kann auch ohne glücklich sein. Führende Töpfer aus Yixing haben das Resultat auf Augenhöhe mit führenden Erzeugnissen aus Yixing anerkannt. ABER: dennoch verkleiden manche dieser taiwanesischen Töpfer deren Erzeugnisse innen mit hochwertigem Ton aus Yixing.

vor 1 Stunde schrieb goza:

sie sehen so toll aus

😅 Früher haben wir an Teerunden ja darüber gelacht, wie schrecklich die ausgesehen haben.
Sind mittlerweile wirklich hübscher geworden, z.B. die von Nemo, da hat auch schon das eine oder andere berichtet:

Am 30.10.2020 um 16:32 schrieb nemo:

Ein schöner Kandidat ist der Tee auch für den Teebecher (Schälchen wäre untertrieben) von Li Jiao, den ich bereits mit allen möglichen Tees ausprobiert habe. Die verstärkende Wirkung auf so manche Geschmacksnoten ist nicht von der Hand zu weisen und im Blindtest von Mittrinkenden bestätigt. Eine schöne Bereicherung, auch um alte Bekannte mal etwas anders zu erfahren. Nicht von einer anderen Seite, auch nicht wie mit einem geschmacklichen Makro-Objektiv. Vielleicht eher so, wie der Unterschied von einer 4:3-Röhre auf einen 16:9-HD-Schirm. Ein gut produzierte Streifen kann darauf noch mehr fesseln. Man nimmt aber auch besser wahr, was man ggf. nicht unbedingt so deutlich sehen möchte. 

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PS: 

Am 31.8.2019 um 18:43 schrieb GoldenTurtle:

Ok, wieder nur eine Kanne und eine Chahei welche bei mir mit einem lieben Teefreund zu Besuch waren ... aber was für welche! Diese wollte ich euch nicht vorenthalten und habe heute wieder einmal ordentlich geknippst.

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Aus Taiwan, Schlammton aus dem Stausee, und das ist etwas ganz besonderes (kostet direkt vor Ort von einem renommierten Künstler umgerechnet auch knapp im vierstelligen Bereich, mind.), enorm starke, harmonisierende und zeitverlangsamende Wirkung auf die Aromatik des Orchesters in der Kanne. Irgendwie gelingt der Kanne einen aromatischen Schnappschuss mit verschiedenen Lichtsstärken und Belichtungszeiten und diese mittels aromatischem-HDR zu einem Gesamtbild zu verschmelzen. Ich war verblüfft wie anders ein mir zuvor bekannter Sheng daraus schmeckte - statt einzeln war alles auf einmal.

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Verkostet wurde u.a. der 2019 Frühlings Lao Man E Gushu (10 Jahre Shuitang Jubiläumssheng) ... kurz: ein äusserst trinkfreudiger, sphärischer Fruchtsaft!

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PS: Ja ich weiss, da ist schon ausgetropft, mir gefällt das Bild aber trotzdem. ^_^

 

 

Bearbeitet von GoldenTurtle
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Ich finde den Ansatz und das Fazit von Anima sehr gut!

Am 12.2.2021 um 17:23 schrieb Anima_Templi:

Das Flussschlammschälchen betont wie immer besonders den Körper des Tees und macht ihn breiter und wuchtiger. 

Das Schälchen aus der Ukraine bildet den Tee am homogensten ab und driftet in keine Richtung ab.

Die Jian-Schale hingegen gibt dem Tee ein wenig mehr Kanten. Er wird differenzierter und klarer, die Kopfnoten kommen hier sehr schön zur Geltung. Auch hat es das mit Abstand schönste Mundgefühl. An den Lippen schmeichelt es sanft wie Seide, auch haptisch ist es am schönsten, man möchte es nicht mehr aus der Hand geben. 😊

Geschmacklich gesehen gibt es keinen Sieger, hier kommt es auf persönliche Präferenzen an, aber Abseits des Geschmacks ist das Erlebnis für die anderen Sinne bei der Jian-Schale am schönsten. Es ist ein Erlebnis es zu benutzen und das Spiel des Lichts mit der Keramik zu bewundern, ob mit oder ohne Tee.

 

Bearbeitet von GoldenTurtle
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  • 2 Wochen später...

Und schon wieder ein Neuzugang: Dieses Kännchen ist mal etwas anderes - kein Yixing sondern ein Chaozhou (潮州) Biandeng (扁灯, zu Deutsch "flache Laterne")! Auch wenn mein Herz klar für Yixing (und hier insbesondere Zhuni) schlägt, interessieren mich Chaozhou-Kännchen schon länger aber auf Grund der kompletten Abwesenheit von vernünftigen (schriftlichen) Informationen habe ich bislang davon die Finger gelassen (denn bevor ich ein quietsch-rotes Kännchen aus "modernem" Chaozhou-Ton von einem Händler kaufe, der auch Tee von 1600 Jahre alten Bäumen für einen Spottpreis verkauft hat, hätte ich mehr davon, mit den Geldscheinen den Ofen anzuzünden) - dank dem Kontakt zu dem Sammler aus Taiwan, von dem ich auch schon mein schnuckeliges 30ml Zhuni habe, bot sich hier die Gelegenheit für etwas reales. Dennoch: die Informationslage ist auch unter eher "mündliche Überlieferung" statt "Enzyklopädie" und daher wird auch das Alter des Kännchens vorsichtig auf 1970er geschätzt - könnte auch älter sein aber letztlich kommt es ja auch hier wie bei Yixing auf die Ton-Qualität an. Und Chaozhou-Ton unterscheidet sich doch deutlich von Yixing-Ton: wie der Name schon sagt stammt dieser natürlich nicht aus Yixing sondern aus Chaozhou, was 40km nördlich von Shantou am Delta des Flusses Han Jiang liegt (auf Grund der Nähe wird wohl auch Chaozhou und Shantou fast gleichbedeutend verwendet - evtl. in ähnlichem Verhältnis wie Zhuni zu Hogni) und wird von den Einheimischen auf Grund der Farbe ebenfalls Zhuni (朱泥) genannt. Abgebaut wird der Ton in der Region Feng Xi (枫溪区) (die ein Verwaltungsbezirk von Chaozhou ist), die auf dem Fenghuang Shan (凤凰山) liegt, weshalb gesagt wird dass Chaozhou-Kännchen besonders toll für Feng Huang Dan Cong wäre, da Kännchen und Teepflanze aus der selben Erde stammen (ich werde natürlich aber trotzdem Sheng mit trinken). Er ist deutlich geschmeidiger als Yixing-Ton, weshalb Chaozhou-Kännchen auch auf der Töpferscheibe gedreht und nicht "zusammengebaut" werden - scheinbar soll er auch poröser sein als Yixing-Zhuni wobei zumindest bei diesem Kännchen die geglättete Oberfläche so seidig-glatt ist, dass das Wasser regelrecht abperlt (und nicht "nur" abfließt wie bei Yixing - schwer zu beschreiben, müsste man live sehen). Obwohl das effektive Volumen des Kännchens nur bei ca. 100ml liegt ist es im Vergleich zu meinen Yixing-Kännchen ein ziemlicher Brummer: relativ dicke Wände und die sehr flache Form machen das Kännchen sehr ausladend (siehe Vergleichsbild zum 30ml Kännchen) aber die Kurven gefallen mir sehr gut. Auch sehr hübsch finde ich den ovalen Stempel am Boden, auch wenn dieser wenig Aussagekraft hat: 老安順 (Lao Anshun) ist nur ein generischer Stempel wie "Zhongguo Yixing" und lässt keine Rückschlüsse auf den Künstler zu. Und vielleicht ist das für meine Verhältnisse schon relativ große Volumen gar nicht so schlecht, denn damit lässt sich natürlich leichter experimentieren - unter 50ml-Kännchen sind schon ziemliche Spezialisten und je kleiner das Kännchen wird, desto mehr Unterschied machen winzige Volumenunterschiede (klar, bei einem 30ml-Kännchen sind 5ml schon fast 20%!) - denn mit Chaozhou fühlt es sich ein wenig an wie vor vielen Jahren als Yixing noch ein ganz neues Thema für mich war 😉

Das Schälchen von Chio Jae Hoon ist nur mal eine mögliche Kombination zu dem Kännchen, da zum einen das Volumen passt und zum anderen der grobe Charakter einen schönen Kontrast zu dem sehr "smoothen" Kännchen bildet - und doch haben beide über das jeweilige ovale Siegel doch eine Gemeinsamkeit. Außerdem ist es durch die Glasur recht neutral (sieht man nicht so gut aber die groben Risse in der weißen Engobe sind komplett mit transparenter Glasur versiegelt) und vor allem zu Beginn möchte ich lernen, was das Kännchen mit dem Tee macht - weitere Variablen in Form von nicht- und semi-neutralen Schälchen können dann ggf. später noch ergänzt werden, wenn ich wie z.B. bei dem Zini von Chen Ju Fang einschätzen kann, was das Kännchen an sich mit dem Tee macht.

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Bis auf weiteres wars das aber erstmal an "neuer" Keramik: mit Yixing und europäischer Keramik bin ich inzwischen gut versorgt und ein ordentliches Chaozhou-Kännchen sollte auch reichen (hoffentlich :ph34r:)...

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Wie versprochen, nachfolgend einige Bilder einer neueren Anschaffung. Es handelt sich um eine zeitgenössische Chawan welche aus der Kollaboration zwischen Keita Matsunaga (Keramiker und ehemaliger Architekturstudent) und Takeshi Hashimoto (Architekt) entstanden ist. Ich folge den Arbeiten von Keita Matsunaga schon länger, da er immer wieder innovative Ideen hervorbringt, so etwa diese Serie von Keramiken welche mit Urushi veredelt wurden (weitere Arbeiten von ihm finden sich hier). 

Auf der Aussenseite findet sich die abstrahierte Silhouette eines architektonischen Gebildes. Die relativ fein ausgearbeitete Innenfläche mit metallischer Glasur (kommt auf den Bildern leider zu wenig zur Geltung) steht im starken Kontrast zur zerklüfteten Oberfläche. Letztere fällt im Vergleich zur funktionalen Schalen etwas aus dem Rahmen, die Schale lässt sich aber trotzdem noch gut nutzen. Etwas kleiner hätte die Chawan allerdings ausfallen dürfen.

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vor 4 Stunden schrieb KlausO:

Sieht für mich wie ein ausgehölter Baumstamm.

Ich dachte da eher an einen eingeschmolzenen, alten Weißwandreifen ...

vor 4 Stunden schrieb KlausO:

Ist nicht negativ gemeint.

Dito. Gefällt mir sogar ausnehmend gut. Auch die "Urushi Freaks", die mir für meinen Teetisch allerdings einen Tick zu psychedelisch wären ... 😵

Bearbeitet von KlausO
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Beides nicht von der Hand zu weisen, auch wenn ich optisch eher beim Baumstamm bin. ;)

Allerdings liegt @SoGen effektiv gar nicht so falsch. Ich vermute zumindest, dass weisse Dekor direkt nach dem - noch heissen - Brand aufgelegt wurde und sich so dicht und beständig mit der gebrannten Chawan verbunden hat. Die hauchdünne Schicht fühlt sich ein bisschen wie Kunststoff an. Allerdings schwierig zu sagen, um was es sich dabei wirklich handelt und wie die Verarbeitung genau erfolgt ist. Etwas Vergleichbares habe ich bisher nie gesehen.

Am 8.1.2022 um 18:53 schrieb SoGen:

Auch die "Urushi Freaks", die mir für meinen Teetisch allerdings einen Tick zu psychedelisch wären ..

Gewisse Farbkombinationen sind in der Tat sehr gewöhnungsbedürftig. :D 
Die etwas dezenteren Stücke hätten sich jedoch mit einer ansonsten schlichten Ausstattung sicherlich gut kombinieren lassen. 

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@Paul: Solltest du jemals zu einer Keramikreise "light" Richtung Süden aufbrechen, bist du selbstverständlich gerne eingeladen! Eine weitaus weniger beschwerliche Alternative zum vollwertigen Programm. ;)

 

Da ich letzten Wochenende endlich dazu gekommen bin, meine Sammlung etwas zu räumen, habe ich die Gelegenheit genutzt um noch ein paar Exoten abzulichten:

Yunomi von Ikeda Shogo
Einer meiner favorisierten Künstler (für weitere Stücke vgl. hier inkl. weiterer Verlinkung). Hier habe ich zugegriffen, da a) Yunomis von ihm selten anzutreffen sind und b) der Preis in Ordnung war. Nur im Ansatz auf den Bildern zu erkennen, aber es handelt sich um ein etwas frivoleres Stück  (PN für die hübsche Dame in der Vollansicht 😜..). Empfinde ich bei Sake-Behältnissen grundsätzlich angemessener/passender, aber irgendwie hat mich dieses Exemplar dann doch überzeugt. 

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Sake-Becher von Ikeda Shogo

Mit freier Interpretation des Fuji, wird bei mir aber ebenfalls als Yunomi verwendet. Tolle perspektivische Arbeit und Haptik, kommt auf den Bildern leider zu wenig zur Geltung.

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Chawan von Fuminori Fukami 

Diese Schale habe ich schon eine ganze Weile und zusammen mit diesem Stück erworben. Während die andere Chawan regelmässig genutzt wird, setzt dieses Exemplar eher Staub an. Sowohl die Darstellung als auch die Formgebung konnten mich letztlich nicht überzeugen. Trotzdem immer wieder ein Blick wert (inkl. eigens angefertigter Tomobako). 

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Am 8.1.2022 um 11:24 schrieb theroots:

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Wieder einmal erheiternd deine neueste Anschaffung. 👍
Lateralus scheint gleich mit seiner ersten Assoziation ins Schwarze getroffen zu haben.

Danke auch für die weiteren Einblicke, muss beizeiten mal wieder in deinem Privatmuseum vorbeischauen, ich hoffe du verlangst mittlerweile keine überrissenen Eintrittsgebühren.

Zum letzten Stück: Anime meets teaculture ... 😅👍
Für einen lokalen Teefreund, den du aber wahrscheinlich noch nicht kennst, wär das womöglich eine mittlere Offenbarung.

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Am 8.1.2022 um 11:24 schrieb theroots:

 Letztere fällt im Vergleich zur funktionalen Schalen etwas aus dem Rahmen, die Schale lässt sich aber trotzdem noch gut nutzen. Etwas kleiner hätte die Chawan allerdings ausfallen dürfen.

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Faszinierend. Entschuldige, wenn ich das frage, aber kann man daraus wirklich sinnvoll trinken oder ist das schon mehr zum Anschauen und Bewundern?

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