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Welchen Tee trinkt ihr heute?


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@Anima_Templi Caveat: Ich gehe hier nicht von Blindtest-Situationen aus, da die von mir oben angesprochenen positiven Erfahrungen und Wahrnehmungen gerade nicht solchen analytischen Settings und Stimmungen entspringen. Sie beschreiben eher den ganzheitlichen Effekt, den eine Gong Fu Session in meinem Alltag und dem anderer haben kann.

Ich bleibe dabei, dass die eigene Erwartungshaltung und situative Umstände immer eine ausschlaggebende Rolle spielen. In wechselnden Ausprägungen, bei jeglichem Tee, egal welcher Güteklasse.
Damit wollte ich aber den Genuss eines besonders hochwertigen Tees gar nicht herabwürdigen. Es ist toll, dass es solche Tees gibt und viele würde ich gerne selbst einmal probieren. Zum Beispiel den Rareness 5, der hier ja oft gelobt wird. Lange wäre mir so ein Tee schlicht zu teuer gewesen, mittlerweile dringe ich über Samples langsam in solche Preis- und Qualitätsregionen vor. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis ich auch mal ein paar feine Exemplare von z.B. pu-erh.sk im Schälchen habe. Ich vertraue ja auch auf eure Empfehlungen hier im Forum und halte die Lobpreisungen solcher Tees nicht für verblendetes Geschwafel.
Trotzdem bin ich der Meinung, dass es eben nicht solcher außerordentlicher Tees bedarf um eine außerordentliche Erfahrung zu machen. Die herausragende Qualität kann man anerkennen. Für die konkrete Situation muss das aber noch nichts heißen, auch wenn die Qualität natürlich beste Voraussetzungen liefert. Ich glaube einfach, dass man sich etwas vormacht, wenn man meint, einen Tee vollständig losgelöst von Erwartungshaltungen betrachten zu können. Und ich glaube nicht, dass Tees "solcher Güteklasse"  auf so zwingende Weise zu einer positiven Wirkungswahrnehmung führen, wie du es formuliert hast. Der Aspekt des "in der Lage sein, die Wirkung spüren zu können", also, dass es für die angemessene Würdigung einer gewissen Erfahrung bedarf, mag eine Rolle spielen. Dazu kommt aber noch die Frage der subjektiven Präferenzen, sowohl geschmacklich, als auch die Wirkung betreffend (siehe z.B. @doumer's Beschreibungen von Naka-Qi als angenehm oder weniger angenehm).
Unterm Strich: Ich habe den Rareness 5 (als illustratives Beispiel) noch nie probiert. Es kann sein, dass er mich vom Hocker hauen würde. Es kann aber auch sein, dass ich ihn zwar mag, seine Qualität anerkenne (oder sogar in einer Blindverkostung erkenne), er mir aber in keiner Session so ein schönes Erlebnis bereitet, wie ein viel bescheidenerer Tee es vielleicht zufällig vermag. Weil dieser mir einfach subjektiv mehr zusagt. Natürlich könnte ich auch Banause genug sein, um in einer Blindverkostung den Rareness 5 für einen Smoky Lapsang Souchong zu halten. Wahrscheinlicher ist aber eines der beiden anderen Szenarien.
 

@Lateralus Für Blindverkostungen fehlen mir in meinem Tee-Alltag die Motivation und auch die physische Präsenz anderer Tee-Nerds. Ich hätte große Lust, so etwas mal auf einem Forentreffen zu machen. Der Limitationen der von dir beschriebenen "Methode 1" bin ich mir zwar vollständig bewusst, praktiziere sie aber eifrig in - auch irgendwie blinder - Glückseligkeit.

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Entschuldigung @Anima_Templi mein Satz war nicht sorgfältig genug gewählt da ich meinen Beitrag zu schnell getippt habe.

Retrospektiv möchte ich ihn so verfeinern: Nur der Blindtest erzählt uns Dinge über den Geschmack alleine. 

Unsere Psyche ist bei weitem nicht stark genug, um einen Bias in welche Richtung auch immer auszublenden. Das gilt für medizinische wie sensorische Tests. Ich sehe hier keine Möglichkeit, dass wir Teeliebhaber diese Form der Objektivität erreicht haben, die einen Blindtest unnötig macht. 

In deinem konkreten YS Beispiel könnte es sein, dass du die blumigen Beschreibungen ablehnst und sie durch diesen negativen Bias gar nicht erst schmeckst bzw schmecken möchtest. Das alles passiert im Unterbewusstsein und entzieht sich unserer Kontrolle. 

Bearbeitet von Lateralus
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@Lateralus mal eine ganz dumme Frage: wie machst du das mit den Blindtests organisatorisch? Alleine ist das doch im Grunde unmöglich - wenn du z.B. zwei Tees testen möchtest musst du zum einen zwei identische Tee-Aufguss-Gefäße + zwei identische Schälchen haben, außerdem darfst du nicht wissen, welche Tees zu vergleichst (wenn du z.B. einen Lao Ban Zhang und einen Yiwu vergleichst suchst du automatisch nach den für die jeweilige Gegend typischen Charakteristika) und zu guter letzt darfst du auch den Tee an sich/das Blatt nicht sehen (auch nicht beim Aufgießen) da man daraus ebenfalls Rückschlüsse ziehen kann. Folglich kann ein richtiger Blindtest nur gemacht werden, wenn jemand anderes für dich Tees zubereitet - oder übersehe ich etwas? 

Übrigens: Das war bisher jedes mal wenn ich mit Peter Tee getrunken habe zumindest ein paar mal pro Treffen der Fall, dass er einfach einen Tee aufgegossen hat ohne uns vorher zu sagen um was es sich handelt (zugegebenermaßen ist die Chance dass es sich um einen ordentlichen Sheng handelt bei ihm recht hoch aber trotzdem ist genau das für mich eine Blindverkostung). War z.B. sehr spannend zu sehen, wie die Teerunde eben noch in lebhaften Diskussionen vertieft plötzlich nach dem ersten oder zweiten Schälchen eines Tees ganz ruhig wurde - erst dann hat sich heraus gestellt, dass Peter gerade begonnen hat, einen 2009er Lao Ban Zhang Gushu aufzugießen 😉
Und wenn man das als Blindverkostung definiert, dann mag ich das sehr (ich hab z.B. alle seine 2019er so kennen gelernt und an den ersten Eindrücken hat sich auch nachdem ich wusste welcher Tee was war (und somit die Region und den Preis kannte) nichts geändert - lässt sich nur eben im Alltag nicht umsetzen (zumindest ist das bei mir so). Daher bin ich auch nicht deiner Ansicht, dass nur ein Blindtest einem etwas über den Tee erzählt - als ich das erste mal (blind) die Herbstversion des Rareness 5 probiert habe, war sofort klar welcher Tee das ist, weil er unverkennbar eine ähnliche Energie und eine ähnliche Birnen-Note hat wie die Frühjahrsversion, ob blind oder nicht macht hier keinen Unterschied.

@Shibo ich denke genau damit bringst du es auf den Punkt: Erwartungshaltung und situative Umstände. Wer im Vorfeld weiß, dass er jetzt einen super-teuren Tee aus einer geheimen Gegend trinkt, geht da ganz anders ran, wie jemand der nur weiß, dass er jetzt einen Tee trinkt. Wenn man alleine trinkt und daher zwangsweise weiß, welchen Tee man jetzt trinkt (und damit meist auch, was er gekostet hat) hilft nur, sich dessen bewusst zu sein und möglichst darauf zu achten, sich davon so wenig wie möglich beeinflussen zu lassen (denn hier hat @Lateralus definitiv Recht: niemand ist jemals wirklich Objektiv). Genauso haben die situativen Umstände einen enormen Einfluss auf das Ergebnis der Teerunde: nach einem anstrengenden Arbeitstag, an dem ich geistig völlig ausgelaugt bin wird auch ein Rareness 5 nicht den selben Einfluss hinsichtlich Qi auf mich haben, wie wenn ich mir an einem Vormittag am Wochenende 2 - 3 Stunden Zeit (und Ruhe) dafür nehme - ebenso Körperlich: wenn ich starke Schmerzen habe kann der Tee noch so gut sein, ich kann mich niemals wirklich darauf konzentrieren, weil der Schmerz ständig ablenkt usw.

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Blindtests sind nicht bei allen Lebensmitteln gleich einfach zu realisieren. Was bei Whisky einfach ist, wird bei Zigarren schon deutlich schwieriger und bei Tee nochmal eine Stufe komplexer. Darum mache ich bei Tees eigentlich nur extrem selten Blindtests. Alleine ist das überhaupt nicht machbar, und sogar zu Zweit ist es nicht easy. Man müsste wirklich absolut identisches Equipment haben und dann auch noch die exakt gleiche Temperatur bei allen Testobjekten realisieren. Natürlich darf man dabei nicht wissen um welche Teesorte es geht bzw. von welchem Hersteller dieser Tee kommen. Und ja @doumer du hast absolut Recht: man darf nur noch das fertige Produkt erhalten und keinesfalls beim Brühvorgang dabei sein. Kein einfacher Task, aber auch nicht unmöglich bei einem Teetreffen zu realisieren.
 

 

 

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Tianmuhu Hong Cha  via @chenshi-chinatee
Ernte: 2018

Dieser Tee hat so eine herrliche Kakao-Note! Ich muss immer an mit Kakaopulver gepuderte Schoko-Trüffel denken, wenn ich die Nase ins Doypack stecke. Dazu noch eine gute Portion Honigsüße. Etwas malzig ist er auch, aber deutlich milder als die meisten mit bekannten chinesischen Schwarztees.

@Chris: Da der Tee nicht mehr im Shop ist: Magst du vielleicht etwas zu Pflückdatum, Kultivar, Verarbeitungsmethode, oder sonstigen interessanten Eckdaten sagen?

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Hallo Shibo,

ich hatte den Tee von einem persönlichen Kontakt über chinesische Bekannte aus Worms, deren Cousin in Tianmuhu (Liyang), quasi südlichster Zipfel von Jiangsu, Steinwurf zu Anhui und Zhejiang. Der Tee war von Guyu (pre rain) 2018er Pflückung. 

Hier gibts auch den Teegarten direkt zu sehen, war 2017 das letzte mal da:

 

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Da ich vorher an William gedacht hab (und der Kerl ist ja wirklich nett!), krame ich heute nach mehreren Jahren der Entwicklungsmöglichkeit den ca. 17er Jingmai Gulan Gushu hervor, es interessiert mich doch wie der zwischenzeitlich geworden ist und hoffe das Beste! Frisch und auch nach etwa einem Jahr hatte mich der ehrlich gesagt ja nicht gerade begeistert, aber wer weiss, die unterschiedlichen Produktionsweisen sind in gewisser Hinsicht eine Lotterie - manchmal tut sich ein Fladen erst nach Jahren wunderbar auf. Oder man selbst wird reifer und findet neue Zugänge.

Gerade süffle ich einen ca. 06er Taiwan Hochland Taichung TGY von Atong, bei dem wohl eher letzteres zutrifft und ich noch vor etwa zwei, drei Jahren den Zugang überhaupt nicht hatte - jetzt finde ich diesen Wulong sensationell.

@chenshi-chinatee Schön persönliches Video, das gefällt mir. 👍
Die Tianmuhu Tees finde ich ja auch gut, dezent und nobel zurückhaltend.
Wenn ich mich recht erinnere stammen die doch auch aus einem Naturschutzgebiet?

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Also dann wären wir bei der Nachverkostung der Nachverkostung vom Jingmai Gulan Gushu '17 von William ...

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Nach dem Motto: Gibt einem Sheng 3 Jahre Zeit ✌️

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Teilweise ziemlich gepresst ...

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Aber geht doch gut auseinander ...

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Auf Arte gibts übrigens aktuell ne Serie: "Patina Paradise"

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Der Duft des in der feuchten, heissen Kanne geschüttelten trockenen Materials ist nun ein paar guten Shengs, die ich neulich von Lucy in der Kanne hatte, verblüffend ähnlich.

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Nun sieh da.. der Sheng ist inzwischen deutlich besser geworden, hat an Mehrdimensionalität stark zugelegt, die Süsse hat zugenommen, die Bitterkeit ist dezenter geworden, im Nachhall ein gutes Spiel der Beiden. 

PS: Beim 2. Aufguss ist eine leichte Intensivierung der Bitterkeit zu verzeichnen, für mich aber sehr angenehm, mit sehr langem, schönen Nachhall.

Yippie, ist doch immer wieder schön wenn ein früher voreilig als Fehlkauf abgestempelter Zuwachs der Teebibliothek sich nur mit genügend Geduld und guter Bambuslagerung als Bereicherung herausstellt.

Bearbeitet von GoldenTurtle
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vor 16 Minuten schrieb miig:

auch wenn sie anfangs des öfteren verdächtig zart sind

Verdächtig zart?! Ganz im Gegenteil beim 17er Gulan! Das ist ein bitterer Haudegen ersten Ranges, so ziemlich auf Augenhöhe mit der Bulang-Clique, nur klar übertroffen von manchen Wilden, wenn sie noch ganz jung sind. Der war am Anfang eben sehr eindimensional, fast nur bitter. Ich habe mir heute gedacht, der hat bestimmt ungeschützt durch andere Bäume ganz viel Sonne abbekommen. Und in den späteren Aufgüssen prahlt er noch immer mit seiner transzendenten Bitterkeit, wenn sie auch durch die Lagerung unterdessen deutlich interessanter und in den späteren Aufgüssen zwar nicht ganz so wie am Anfang, aber dennoch etwas facettenreicher geblieben ist. Für mich ist klar, der mag noch ein paar Jahre ruhen und wandelt sich noch mehr.

Wandelt sich ... noch tiefer ... die Bitterkeit öffnet sich durch die Ruhe langsam und zeigt einen Glanz, eine Schönheit, das finde ich noch ziemlich interessant und lehrreich. 

Bearbeitet von GoldenTurtle
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vor 17 Stunden schrieb GoldenTurtle:

Auf Arte gibts übrigens aktuell ne Serie: "Patina Paradise"

Kenn ich sogar, aber auf die Folge über Teegeschirr warte ich bisher vergeblich :D 

vor 11 Stunden schrieb GoldenTurtle:

Verdächtig zart?! Ganz im Gegenteil beim 17er Gulan! Das ist ein bitterer Haudegen ersten Ranges, so ziemlich auf Augenhöhe mit der Bulang-Clique, nur klar übertroffen von manchen Wilden, wenn sie noch ganz jung sind.

Echt jetzt? Von 2017 habe ich nur den Bulang von ihm und der ist schon obwohl Bulang eher mäßig bitter... :ph34r:
Ich habe bislang auch alle Farmerleaf Tees als eher zart und vor allem zugänglich erlebt - ordentliche Anfänger-Shengs. Die Gulan heben sich meist doch klar von den übrigen des Jahrgangs ab, sind inzwischen aber auch vom Preis her über das Anfänger-Stadium hinaus. den 2016er hatte ich erst vor 2 Monaten, den 2015er muss ich mal wieder rauskramen, das interessiert mich jetzt doch!

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vor 1 Stunde schrieb doumer:

aber auf die Folge über Teegeschirr warte ich bisher vergeblich

🤣👍 ... das Zeug will einfach nicht rosten!

vor 1 Stunde schrieb doumer:

den 2016er hatte ich erst vor 2 Monaten, den 2015er muss ich mal wieder rauskramen, das interessiert mich jetzt doch!

Ich kann nur vom 17er sprechen, das kann ja je nach Wetter und Selektion von Jahr zu Jahr stark variieren.

Bearbeitet von GoldenTurtle
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vor 23 Stunden schrieb GoldenTurtle:

Ich kann nur vom 17er sprechen, das kann ja je nach Wetter und Selektion von Jahr zu Jahr stark variieren.

Klar, wurde ja 2019 sehr deutlich was der Jahrgang für einen Unterschied machen kann 😉

 

@topic: Dôsenbô Kanaya-Midori Sencha von Thes du Japon

Auch wenn ich den Echizen Shiboridashi primär mit Sheng nutzen werde (und bislang ausschließlich genutzt habe) muss das Debüt doch standesgemäß mit einem ordentlichen, ganz frischen Japanischem Sencha stattfinden!

Dieser Tee stammt wirklich aus Uji, genauer gesagt Dôsenbô, wurde auf ca. 400-500 Meter von Mr. Yuki angebaut und ist komplett unbeschattet. Was mich auf den Tee aufmerksam gemacht hat war die Beschreibung seiner Geschmacksnoten: milchig und nach Kiefer. Und tatsächlich: abgesehen von den üblichen süßen Umami-Noten hat der Tee eine schön milchig-weiche Textur und erinnert in den ersten Aufgüssen wirklich durch gewisse harzige, dunkle und trotzdem frische Facetten, die einen durchatmen lassen an den Duft eines Nadelwalds - klasse! Ich war bei der Dosierung evtl. etwas "enthusiastisch" (aber dank der massiven Bauweise des Shiboridashis schließt der Deckel trotzdem), weshalb schon eine gewisse Adstringenz mitschwingt, aber die passt meiner Meinung nach gut zu dem Charakter des Tees. Zwar nicht ganz so ein Aha-Erlebnis wie mit dem Gyokuro Fujitsubo, aber trotzdem ein außergewöhnlicher Sencha, der mehr leistet, als sein Preis erwarten lässt.

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vor einer Stunde schrieb Paul:

Wirklich ein sehr hübscher Sencha, wobei die Dosierung bei mir nicht so "mörderisch" war.

Stimmt - und war trotzdem gut! (war hier zugegebenermaßen auch eher ein Versehen - bin etwas aus der Übung mit Japanern und hab den Shibo wie gesagt bislang nur mit Sheng genutzt - war aber trotzdem lecker)

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Farmer Leaf Lafu '20

Beim Öffnen des Doypacks strömt mir ein fruchtig-floraler Duft entgegen, der mich ein wenig an die Aromen eines Indian Pale Ale erinnert. Dieser etwas ungestüme, aber keineswegs unangenehme Duft verflüchigt sich jedoch schnell und hält sich fortan im Hintergrund. Er mag auf die Frische des Tees und die noch nicht allzu weit zurück liegende Pressung in Bing-Form zurückzuführen sein.

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Einmal aufgegossen, befinden wir uns in bekanntem Farmer-Leaf-Sheng Territorium. Auch wenn es sich hier um keine Eigenproduktion von William handelt, sondern um ein Sourcing aus dem namensgebenden Terroir nahe Burma, scheint mir das Aromenprofil den Shengs aus Jingmai recht ähnlich. Will heißen: floral, süß und zugänglich. Gerade die Süße ist im Lafu deutlich ausgeprägt.
Der Körper ist allerdings dünner als in den Eigenproduktionen aus Jingmai. Das passt zum rundum leichten Charakter des Tees, lässt aber an einvernehmender Komplexität vermissen.
Richtig schön finde ich den mentholig-frischen Nachgeschmack, der das Zahnfleisch noch lange nach dem Schlucken mit einem angenehmen Prickeln belegt.

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Das Blattgut in meinem Sample lässt auf einen sehr lose gepressten Bing schließen. So überlebte auch diese Schönheit von einem Blatt den Produktionsprozess vollkommen unbeschadet:

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Positiv hervorzuheben ist auch die erfrischende, klärende und gleichzeitig beruhigende Wirkung des Tees. Wenn schon kein Showstopper in geschmacklicher Hinsicht, so hinterlässt die Session ein sehr sauberes, natürliches und irgendwie gesundes Gefühl.

@miig Ich bin gespannt, was du zum Lafu sagst. Als Besitzer eines ganzen Bings wirst du viel intimere Details an ihm kennenlernen, als ich mit diesem kurzen Eindruck nach zwei Sessions einzufangen vermag. Ich für meinen Teil hätte nichts gegen einen ganzen Kuchen von dem Stoff. Das scheint mir ein echter Feel-Good Tee zu sein und gerade von solchen Exemplaren ist es immer schön, eine gesunde Portion in Griffweite zu haben.

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2020 Tian Men Shan GaoGan von EoT

Dieser Tianmenshan (天门山) stammt wie der Lao Jie Zi aus einem Yiwu Staatswald (Guoyoulin (国有林)) und ebenfalls von hohen Bäumen (Gaogan 高杆) - auch preislich befindet er sich auf nahezu dem selben Level (1,20$/g vs. 1,49$/g des Lao Jie Zi). Trotz dieser vielen Gemeinsamkeiten hat der Tee aber einen ganz anderen Charakter!

Im Gegensatz zu dem zurückhaltenden, ätherischen Start des Lao Jie Zi startet der Tianmenshan mit einem wahren Paukenschlag: Voller schwerer Körper, reichlich Energie und parfümig-florale süße Noten machen einem klar, dass man es hier mit einem qualitativ hervorragenden aber stereotypischen Yiwu Sheng zu tun hat. Da kann auch die (zumindest in dieser Dosierung recht ausgeprägte) Adstringenz nichts daran ändern: es gibt kein Entkommen von den Orchideen. Im Laufe der Aufgüsse wandeln sich zwar die floralen und adstringenten Noten und lassen einer angenehmen Honigsüße Freiraum, bleiben aber immer merklich vorhanden - das mag sicherlich vielen Yiwu-Liebhabern gefallen aber mein Fall ist es um ehrlich zu sein nicht. Das Qi des Tees fällt leider etwas enttäuschend aus: während der Lao Jie Zi hier ja ein sehr schönes und trotz seiner Direktheit entspannendes Qi hat (was maßgeblich dazu beiträgt, warum mir der Tee so gut gefallen hat), hat dieser Tee zwar auch viel Energie, aber diese scheint ihr Pulver zum Großteil auf Geschmacks- und Texturebene zu verbrauchen, denn das Qi ist zwar vorhanden und lässt den Kopf auch etwas wie in Watte gepackt anfühlen, hat aber keinen langanhaltenden, entspannten Charakter. Die Euphorie von Matt kann ich hier nicht nachvollziehen - im Vergleich dazu wirkt sein Bericht über den Lao Jie Zi deutlich zurückhaltender. Ich stimme ihm zwar zu, dass der Tianmenshan im Vergleich regelrecht überstimmulierend ist, aber genau das ist meiner Meinung nach das Problem: Es fehlt die Harmonie und die Tiefe - das ist z.B. auch der Grund, warum ich Peters Tees (prSK) den amerikanisch-lauten Tees von W2T und Co bevorzuge. Daher würde ich im direkten Vergleich den Tianmenshan eher mit 4-Sternen bewerten, auf Grund der Qualität sind aber 5-Sterne im globalen Vergleich auf jeden Fall angebracht.

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PS: Zwecks Vergleichbarkeit habe ich zwischendurch extra auch Porzellan Pitcher und Schälchen verwendet, um auszuschließen, dass die Keramik dieses mal den Unterschied macht. Dieses winzige (50-60ml) Yuzamashi von Nobuhara Katushi ist so süß (und zum Glück von der Sorte Bizen-yaki, die den Tee nicht sonderlich stark beeinflusst) :love:

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Da es schade wäre, meine Teeschalen irgendwo verstauben zu lassen, habe ich mir vorgenommen, alle in den nächsten Tagen (Wochen?) wieder zu einem Einsatz zu verhelfen. Bleibt abzuwarten, ob ich auch immer für ein Bild zu motivieren bin. Zum Einsatz kommt voraussichtlich zumindest immer eine Portion Haru Kasumi von Marukyu Koyamaen. ;) 

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Goishi-cha via Thés du Japon
Ernte: Juli '19

@Paul, @GoldenTurtle, @miig, @doumer: Hier die versprochenen Eindrücke.

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Dosiert mit ca. 2,5g auf 150ml. Entsprechend der hier und dort verlautbarten Warnungen habe ich aus reiner Vorsicht auf einen Tea Taster Cup zurückgegriffen. Keine Kreuzkontamination von dieser so eigentümlichen Ausgeburt unseres Lieblingsgetränks auf den unglasierten Deckel meiner Shiboridashi :ph34r:

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Solcherlei Hysterie einmal beiseite gelassen: Der Goishicha schmeckt deutlich gefälliger, als ich vermutet hatte. Eingestellt hatte ich mich auf eine intensive Säure in Richtung Kombucha, bekommen habe ich vordergründig erstmal eine fruchtige Zwetschgennnote. Dieser ist natürlich eine gewisse Säure inhärent und der Charakter des Tees ist schon durch eine markante Säuerlichkeit geprägt. Für mein Empfinden allerdings weniger zitrisch, sondern eher essigsauer und über weite Strecken auch an Hagebutte erinnernd. Dabei aber eben nicht zu aggressiv, sondern angenehm erfrischend. Dem zuträglich ist auch eine schöne Zimtigkeit, die sich nach dem Schlucken im Rachen ausbreitet.

Daneben steht noch eine etwas eigene Note. Sie ist süßlich und erinnert mich entfernt an Fischsud (keinesfalls despektierlich gemeint). Insgesamt ist das natürlich schon ein sonderbares Aromenprofil, welches sich nur schwer mit den für Tee gängigen Konventionen - so es diese denn gibt - beschreiben lässt. Ich muss auch zugeben, dass ich zwar die restlichen "Briketts" mit Genuss trinken werde, von dem Gedanken an einen Nachkauf aber ziemlich weit entfernt bin - selbst unter der hypothetischen Prämisse eines günstigeren Preises. Der Charakter des Goishi-cha trifft einfach nicht das, was ich in einem Tee suche.

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  • Joaquin änderte den Titel in Welchen Tee trinkt ihr heute? Teil 2
  • Joaquin entsperrt und angepinnt dieses Thema

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