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Welchen Tee trinkt ihr heute?


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2012 EoT Bulang

Mit großem Respekt bin ich an diesen Tee heran gegangen. Wird er doch allenthalben als "bitteres Schwergewicht"  gehandelt. Umso mehr freue ich mich, dass ich mich getraut und dazu noch, mit etwas über 8gr, hoch dosiert habe.

Der Duft des Blattgutes im heißen Kännchen ist eindeutig mit Kuhstall zu assoziieren, allerdings eher mit Heu und Dung, als mit Ammoniak und Pisse.

In der Schale zeigt sich ein gehaltvoller und interessanter Bulang. Die Bitternoten sind weit weniger extrem als erwartet, zudem sprechen sie genau die richtigen Bereiche im Mund an, sodass auch eine leichte süße in der vorderen Partie einen kleinen aber feinen Beitrag leisten kann. Der Tee wandelt sich nicht stark, sondern behält seinen Charakter stringent bei, wofür ich sehr dankbar bin. Ordentliches Qi, lässt mich kurzzeitig tief ins Kissen sinken.

So stelle ich mir einen bitteren UND stimmigen Bulang vor, klasse!

Stellt sich nur die Frage, ob meine Weichei-Phase endgültig vorbei ist, oder ich nur einen guten Tag hatte... :D

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vor 20 Stunden schrieb Getsome:

Da musste ich erst einmal nachschlagen was sich hinter Petrichor verbirgt

Dito! Hatte den Begriff schon häufiger gehört und immer gedacht, dass es sich wohl um eine Art Kraut o.Ä. handeln wird :D

"Geruch von Regen der auf Erde trifft" klingt fast schon poetisch. Diese Assoziation hatte ich bei Yancha ebenfalls noch nie, aber bei so manchem Shu Puerh wäre das eine treffende Beschreibung.

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vor 3 Stunden schrieb Anima_Templi:

Stellt sich nur die Frage, ob meine Weichei-Phase endgültig vorbei ist, oder ich nur einen guten Tag hatte... :D

Du hattest natürlich auch einen 9 Jahre alten Tee  :devil:. Ein 2021er Bulang wird womöglich nochmal etwas anders antreten. Dennoch, toller Bericht, schön dass der Tee dir so gut geschmeckt hat.

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Nach einem knappen Tag Zeit zum Nachdenken ist die folgende Aussage natürlich falsch.

Am 18.4.2021 um 21:27 schrieb Getsome:

Am ehesten kam Petrichor für mich bei Grüntees hin. Aber auch da bin ich gerade sehr unschlüssig. 

Bei Grüntees gehen die Assoziationen eher an Tau oder Frühlingsregen. Erde assoziiere ich bei Sheng als auch Shu Puhs, aber entweder als frische und nasse Erde, Waldboden oder kräftige dunkle Erde. An das letzte Mal als "Regen auf Erde traf" kann ich mich gar nicht erinnern. Von Regen überrascht werde ich in der asphaltierten Stadt. In der "Wildnis" bin ich bei Sonnenschein oder nach dem Regen unterwegs. Jetzt muss ich konsequenter Weise in eine Waldhütte ziehen und auf Regen warten. :) Aber sehr schön, welche Gedankenketten durch eine simple Assoziation in Gang kamen.

Gestern viel der Startschuss für ein kleines teeexperiment mit @chenshi-chinatee's Bingdao Gushu 2015. Der mittlerweile dritte Cake ist bereits gut gut angebrochen und hat jetzt ein Bovedapack mit 72% in der Packung beigelegt. Ich bin einfach neugierig was passiert und schaue in einem Monat mal und dann wieder in einem Monat und so weiter. Wären es keine 72% Packs würde ich länger als einen Monat warten. Lieber früher nachsehen und gegensteuern, als direkt im ersten Anlauf zu scheitern.

Ich kannte den Tee mit ca. 2-3 Jahren und war begeistert. Mineralisch, Heu, frisch und vergleichsweise mild. Der Zweite Cake war ca. 3-4 Jahre alt und blieb zunächst wie der erste nur schwächer, wurde dann etwas undefiniert. Danach überzeugte mich ein nach Rohrzucker und leichtem Tabak schmeckenden Sample einen weiteren, in der Zwischenzeit 6 Jahre alten, Cake zu kaufen.

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Als Vergleichspunkt soll das gestrige Setup mit Gaiwan und Kännchen dienen.

Geruch Gaiwan und Kanne : Tabak (trockene Zigarren), frisch aufgewühlte Erde im Hintergrund; nass kommt ein nicht bestimmbares Gemüse mit leichter Strenge dazu 

Geschmack Gaiwan: Die ersten drei Aufgüsse sind leicht und mild, mineralisch, ab Aufguss 4 kommt Tabak und sehr leicht Rohrzucker dazu, Kräuternote ( vermutlich das undefinierbare Gemüse im Geruch)

Geschmack und Mundgefühl Kanne: Intensiver, zu Beginn gleich Tabak, leichte Erde statt mineralisch, stärker werdender Tabak und leichter Rohrzucker, Kräuter kommen im Nachgeschmack deutlicher durch, Nachgeschmack sehr leicht ölig, Tabak verschwindet, Kräuter bleiben.

Der Tee wärmt, egal aus welchem Gefäß. Mein Verdacht ist, dass es sich beim Tabak um die konzentrierte und zusammengestauchte Kräuternote handelt, denn bisher hat mich Tabak nicht begeistern können.

Die junge Version des Tees wird für mich wohl ungeschlagen bleiben, aber der 6 Jahre alte Cake hat Potenzial. Bin gespannt was sich tut.

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vor 4 Stunden schrieb KlausO:

Also muffig und feuchter Waldboden

Das hatte ich nicht gemeint, wobei das natürlich eine häufige Assoziation bei Shu Puerh ist :)

Nach dem, was ich nun über Petrichor gelesen habe, bringe ich aus meinem persönlichen Erfahrungsschatz den Geruch nach einem Sommerregen in Südeuropa damit in Erinnerung. Also ein kurzer, kräftiger Regen auf sehr trockener Erde. Gar nicht modrig.

Manche Shus, die nicht ganz so heftig kompostiert wurden, haben ja eher trocken-nussige als modrige Aromen, sind aber trotzdem erdig. In dieses Spektrum würde irgendwo auch Petrichor, bzw. was ich mir darunter vorstelle, passen. Ebenso verhält es sich vermutlich mit einigen Shengs jenseits der 15 Jahre Alterung, allerdings sind meine Erfahrungen da sehr begrenzt.

@Getsome
Ja, allerdings! Schöne Gedankenketten :)

 

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2014 EoT Long Lan Xu

Bei diesem Tee tue ich mir schwerer...

Der Körper ist in Ordnung, allerdings folgt auf eine eher unangenehme Adstringenz - ja, es gibt auch eine gute Adstringenz, ähnlich wie bei der Bitternis - ein leichtes Taubheitsgefühl im Mundraum. Eine leichte Bitternis ist auch im Spiel, allerdings spricht diese den ganzen Mundraum an und ist lange nicht so positiv aussagekräftig wie beim gestern getrunkenen Bulang. Geschmacklich bleibt er hinter meinen Erwartungen zurück, auch das Qi ist eher verhalten.

Klar, der Tee kostet deutlich weniger, das muss man mit einrechnen. Sicherlich ein ordentlicher Tee zu dem Preis, aber kein Kandidat für einen kompletten Kuchen. Ganz im Gegensatz zum Bulang, hier werde ich wohl zuschlagen... :)

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Heute habe ich zum ersten Mal einen Tie Guan Yin Qing Xiang aufgegossen. Zunächst habe ich die ganzen 5,5g der Probe Akira Hojos für die glasierte Kyusu vorbereitet. Der Tee duftet zusammengerollt grandios nach schweren Blumen & Jasmin. Ob er auch so schmeckt? Einen Oolong habe ich noch nie aufgegossen; SOS! Zum Glück seid ihr ja da, und so habe ich das Forum durchforstet, um eine Grundidee zu bekommen. Dann bin ich nach Akiras Vorschlag für einen ähnlichen TGY vorgegangen: kochendes Wasser in Kanne & raus; Tee rein, kochendes Wasser & sofort raus, dann richtig aufgegossen. Kanne die gesamten 55 Sekunden immer langsam mit kochendem Wasser übergossen; zum Glück fasst der Wasserkocher 1,7L - ich denke mit Erfahrung benötigt ihr weniger? Dann habe ich begonnen in drei große Becher irrtümlich japanisch abzugießen, da ich vor lauter Bemühen nur ja alles richtig zu machen, vergessen habe eine meiner Samashis dafür „zweckzuentfremden“, die ich extra hingestellt hatte … Naja, das werde ich beim nächsten Aufguss nachholen. Ganz schön viel Tee in den Bechern. Spätestens jetzt lernt man (ich) winzige Kannen zu schätzen! 150 ml würden vollkommen ausreichen, wenn nicht gar weniger, frage ich mich?

Der Aufguss riecht extrem nach schweren Blumen, wie Orchideen mit einer auffällig starken Jasminnote. Die ist so stark, dass nachsehe, ob ich nicht irrtümlich den Grüntee mit Jasmin erwischt habe, den mir Akira ebenfalls der letzten Teesendung beigepackt hat. Nö, es ist schon der TGY. Qingxiang ist sehr hohe Qualität und Chunxiang die Höchste, die wie ich gelesen habe; bei letzterer soll der Tee so schmecken, wie er riecht. Scheint zu stimmen. Ich habe also gerade tatsächlich einen Qingxiang in den Bechern, den er schmeckt eindeutig weniger stark als er riecht. Äußerst faszinierend: es kommen die intensiven, nach schwülstigen, schweren Blumen schmeckenden Noten in den Vordergrund, und viel Jasmin; dann folgt ein lange anhaltender Nachgeschmack am Gaumen. Der Tee ist in keiner Weise bitter und angenehm süßlich! Die anderen Nuancen sind alle wie von einem schweren Parfüm zugedeckt. Ich denke man benötigt man mehr Erfahrung mit „grünen“ Oolongs, um mehr herauszuschmecken. Alles zusammen ist es eine schöne Erfahrung. Ich bin recht beeindruckt und schon gespannt auf einen TGY Chunxiang, wenn der dann tatsächlich so schmeckt, wie er riecht wäre das der Hammer. Aber stimmt das? Mein Fazit: dieser TGY ist mehr als nur einen Probeaufguss wert. Noch was: die Zunahme des Volumens der Teeblätter ist äußerst faszinierend. | AG2: 45 Sek. | AG3 55 Sek.

Für AG4 hat mir Akira leider die Zeit unterschlagen. Ich habe ab hier jeweils um 10 Sekunden gesteigert, da ich diesbezüglich hier im Forum und auch sonst nicht so ganz schlau wurde. Noch verbesserungswürdig das ganze Prozedere 😉 

 

vor 23 Minuten schrieb Anima_Templi:

2014 EoT Long Lan Xu

@Anima_Templigenau dieses Kännchen hätte ich gebraucht 😃

 

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Hallo ihr Lieben!

Auf Empfehlung meiner lieben Nachbarin habe ich heute schwarzen Tee, auf ganz traditionell-orientalischer Weise getrunken. Hierzu habe ich die losen Teeblätter in einer Kanne zubereitet. Ich liebe den intensiv-bitteren Geschmack des schwarzen Tees, daher habe ich ihn ohne Zucker oder sonstiges getrunken.  

Liebe Grüße!

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@Anima_Templi da mich dein Hinweis zur unangenehmen Adstringenz beim Long Lan Xu etwas gewundert hat - ich bin ja sonst auch recht "anfällig" dafür und heul gerne mal deswegen rum, z.B. beim 2014er MangZhi von TTpl, der von anderen als nicht Adstringent empfunden wurde (die Vermutung von da (dass es am Sample liegt) kann aber natürlich auch hier zutreffen) - bei dem Tee ist zwar laut meinen Notizen schon Adstringenz vorhanden aber keineswegs unangenehm. Daher hatte ich den gestern Abend in einem süßen kleinen glasierten Shibo (mehr dazu am WE, wenn Zeit und Lichtverhältnisse vernünftige Fotos zulassen) und meine Erinnerung wurde auch bestätigt - aus glasierter Keramik sind zwar die Spitzen (und somit auch Bitterkeit und Adstringenz) betonter (neben dem abgebildeten Schälchen hatte ich auch Aufgüsse mit komplett glasierten Schälchen getestet) aber alles noch im grünen Bereich und für mein Empfinden nichts unangenehmes. Zwar konnte ich gestern kein Qi wahrnehmen, aber das lag vor allem an der Tagesform und selbst der beste Tee mit dem stärksten Qi wäre da machtlos gewesen: bei der Migräne konnte ich am Abend kaum die Augen offen halten oder einen Bissen herunterbekommen - erst nach dem Tee war es dann wieder besser :D 

Zugegeben: der Long Lan Xu ist ein Tee, der sich über die Jahre doch ziemlich verändert hat und je nach verwendeter Keramik und Tagesform auch ganz unterschiedliche Ergebnisse liefert (neben dem 2012er Baotang von EoT einer der Tees, zu denen ich meine Notiz bereits relativ häufig aktualisiert habe). Falls du noch etwas von dem Sample übrig hast evtl. mal mit anderer Keramik versuchen (Zini passt an sich super, ggf. ein anderes Schälchen? Schließlich ist auch nicht Glasur gleich Glasur und das Schälchen macht einen mindestens so großen Unterschied wie das Kännchen) - aber klar, an die Bitterkeit vom Bulang kommt er natürlich nicht heran. Dennoch: einer meiner liebsten Tees - er fällt wie der Baotang, oder die 2012er Lui Shui Dong und Yi Shan Mo von TU in die Kategorie "eigentlich nichts Besonderes aber trotzdem wegen etwas schwer zu fassendem richtig gut" :) 

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Teebibliothek?

Wer hatte nur gleich wieder eine Teebibliothek?

Na ich hab keine, aber ein paar Proben von hochherzigen Freunden. Darin fand ich heute

Luo Hou You 1111 von 2013 ein sehr sehr guter Shu damals von puerh.fr (Olivier Schneider)

lesenswerte Links dazu:

http://www.puerh.fr/en/article/2013_the_latest_vintages_from_luo_hou_you.htm

http://www.puerh.fr/en/article/luo_hou_you_kucong_shanzhai_wuliang_ailao_shan.htm

Tees von Olivier Schneider zu haben am Einfachsten über Teekontor Kiel:

http://www.puerh.fr/en/article/luo_hou_you_kucong_shanzhai_wuliang_ailao_shan.htm

Die meisten Shu's sind schlecht. Wenige sind gut, aber nur sehr wenige halten eine zweistellige Aufgußzahl durch.

Dieser ist einer davon.

 

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Ai Ban Gushu 2020 von Farmer Leaf

(nein, ich bin nicht Williams deutscher Cousin, der ihm noch einen Gefallen schuldet)

Der Ai Ban Garten hat bei mir einen Stein im Brett, weil mir der 2019er Shengtai, von dem ich einen kleinen Kuchen habe, so gut gefällt. Ich verlinke hier mal @miig, der den Tee auch gut fand und ihn für einen Gushu gehalten hat. Hier also nun die Gushu Variante aus dem folgenden Jahr und in loser Form.

Blumig und frisch duftet es aus dem Doypack. Wenn man nach dem ersten Aufguss an den Blättern schnuppert, wird der grüne Charakter von einer vegetabilen Note gekochter Möhren unterstrichen.
Der Aufguss selbst riecht aber vorrangig blumig mit einer üppigen Süße, die mich an Vanillekipferl erinnert.
Am Gaumen wird die Süße von einer ausgeprägten Mineralität in den Hintergrund gedrängt. Es bleibt floral mit einer schönen, knackigen Bitterkeit und einer guten Portion grüner Vegetation. Der Körper ist voll und weich, was einen interessanten Kontrastpunkt zu der eher frisch und leicht wirkenden Aromenstruktur bietet.
Im Abgang wirkt der Tee ebenfalls frisch, von dem belebenden Kribbeln im vorderen Mundraum bis zum starken Huigan, in welchem Süße und Frische zusammen einen gelungen Abschluss bilden.

Insgesamt ein Tee mit sehr floralem Charakter, der aber auch einiges an Abwechslung bietet. Der mildere 2019er Shengtai trifft meinen Geschmack allerdings besser, zumal dieser sich auch prächtig zu entwickeln scheint, wie eine erneute Verkostung diese Woche gezeigt hat. Dem 2020er Gushu hätte das Pressen in Bing-Form sicherlich ganz gut getan, da die grünen Noten durchaus eine Entschärfung vertragen könnten. Als Maocha ist das schon etwas speziell.

Interessant finde ich, dass ich das Parfümartige, das @doumer beim 2019er angesprochen hat, dort nach wie vor nicht feststellen kann. Beim 2020er hingegen würde ich dieses Attribut sofort unterschreiben (und doumer würden vermutlich die Ohren klingeln vor lauter Blumen). Es scheint also so zu sein, dass diese parfümartige Floralität durchaus im Terroir steckt. Lediglich unsere Wahrnehmungsschwelle hinsichtlich dieser Charakteristik und unser Empfinden darüber, wann die Noten in der richtigen Balance stehen, scheinen sehr unterschiedlich zu sein.
 

Genug geschwafelt für heute. Hier noch zwei Fotos von der Session am Sonntag. Für mich war es ein herrlicher, langsamer Nachmittag. Die Männer beim Amstel Gold Race mussten sich dafür umso mehr beeilen.

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vor 9 Stunden schrieb doumer:

Zini passt an sich super, ggf. ein anderes Schälchen?

Danke für Deine Ausführungen. :)

Ich gebe Dir Recht, dass die gewählte Keramik einen großen Einfluss auf den darin gebrühten/daraus getrunkenen Tee hat. Allerdings war das Erlebnis mit dem Long Lan Xu auf mehreren Ebenen nicht stimmig, so dass es mir schwerfällt zu glauben, dass ein anderer Materialmix alles ins Lot rückt. Ich habe aber noch ausreichend an Menge um mehrere Versuche zu starten. Das werde ich wohl am Wochenende tun, da wird auch der Bulang nochmals konsumiert werden.

Momentan alleiniger Cake-Kandidat, ist allerdings der Bulang, welcher im gleichen Zini-Kännchen ganz hervorragend performt hat. 

Die benutzten Novak-Schälchen sind übrigens generell ganz hervorragende Pu-Schälchen. Der Körper wird dadurch weich und voll,  und schafft somit eine stimmige Basis für das Aromengerüst des Tees. Im Prinzip profitiert, nach meiner Erfahrung, jeder Sheng von diesen Schalen.

Bearbeitet von Anima_Templi
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vor 6 Stunden schrieb Anima_Templi:

... Die benutzten Novak-Schälchen sind übrigens generell ganz hervorragende Pu-Schälchen. Der Körper wird dadurch weich und voll,  und schafft somit eine stimmige Basis für das Aromengerüst des Tees. Im Prinzip profitiert, nach meiner Erfahrung, jeder Sheng von diesen Schalen.

Wahre Worte! Wobei ich den Effekt bei meinem blauen Randova Schälchen fast noch stärker spüre.

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Ah, das ist ein Novak-Schälchen! Hab mich schon gefragt - Glasur erinnerte mich eher an Pavek, jedoch passt die formgebung nicht zu ihm (und da ich ein Pavek-Schälchen aussortiert habe, da mir das Ergebnis nicht gefällt, auch wenn es wunderschön ist, der Hinweis).

Naja, letztlich bleibt natürlich noch dass die Geschmäcker halt verschieden sind - ich erinnere mich da an ein Treffen in Frankfurt vor ein paar Jahren: der Baotang kam sehr unterschiedlich gut an 😅

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2020 Thailand Chiang Rai Old Tree Ku Cha von Olivier Schneider (via @teekontorkiel)

Wow - als ich das Sample geöffnet habe war ich doch sehr überrascht: der Geruch sowohl vom trockenen aber insbesondere vom nassen Blatt erinnert mich eklatant an diese sauren, grünen Fruchtgummi-Streifen mit grobem Zucker außen - damit hab ich nicht gerechnet! Auch wenn der Tee natürlich nicht sauer sondern bitter ist (gibt es bei uns überhaupt bittere Süßigkeiten?) - schließlich handelt es sich hier um die Varietät Ku Cha (苦茶) - hat der Geschmack dennoch verblüffende Ähnlichkeiten damit, da der Tee eben nicht nur bitter sondern auch (vor allem im Abgang) sehr süß ist. Zudem ist die Bitterkeit keine Bulang-typische Bitterkeit wie z.B. bei dem 2020er Bulang Ku Cha von TE sondern eine sehr fruchtige Bitterkeit, was die Assoziation noch verstärkt - die Grapefruitnuancen aus der Beschreibung sind klar erkennbar. In den späteren Aufgüssen wenn die Fruchtigkeit etwas zurückgeht kommen die herberen Aspekte klarer zur Geltung: herbe, schwarze Schokolade mit nicht zu viel Zucker und dezenten gerösteten Nüssen. Ich hab zwar ohnehin einen Hang zu bitteren Tees aber dieser kann auf der Geschmacksebene definitiv die volle Punktzahl erzielen, da er nicht "nur" gut sondern auch noch wandelbar ist! Dazu kann der Tee mit einem leichten, fokussierenden Qi aufwarten, was durchaus etwas an einen Bulang erinnert - nur was den Körper betrifft ist hier nicht all zu viel geboten, was aber bei allen Thailand-Shengs bisher der Fall war, die ich hatte. Auch wenn ich normalerweise bei einem Sheng Qualitäten suche, die etwas tiefer gehen als die Geschmacksebene, macht dieser Tee seine Sache so gut, dass ich trotzdem begeistert bin. Das neue Kännchen von Martin Hanus war hier auch genau die richtige Wahl: zum einen weil Maocha doch deutlich voluminöser ist als gepresster Pu und ich das Sample so gerade in das Kännchen bekommen habe und zum anderen weil in einem glasierten Kännchen natürlich die Bitterkeit besonders schön zur Geltung kommt 🙂

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2000 "Dao Jian Zhong" Qin Bing via @teekontorkiel

Ein Tee mit wirklich Geschichte dahinter! Absolut wissenswert, daher hier ein Zitat von Gelis Produktbeschreibung:
Der Produzent Dao Jian Zhong hat selbst nie seinen Namen auf seine Tees geschrieben. Er wurde 1930 in Pu'Er, Provinz Yunnan, China geboren und erlebte den Untergang der traditionellen Pu-Erh Produktionsstätten in China, gefolgt von der Übernahme der kommunistischen Machthaber. 1956 desertierte er aus der Armee und floh nach Laos und später nach Thailand, wo er in der Provinz Chiang Mai anfing, für die legendäre Teefabrik Hong Tai Chang zu arbeiten. Diese war selbst ursprünglich von chinesischen Auswanderern gegründet worden und hat nach der Schließung ihrer chinesischen "Mutterfabrik" eigenständig die alten Traditionen aufrecht erhalten. Dao Jian Zhong hat in diesem Geiste viele klassische Pu Erh Tees in Perfektion nachgeahmt und mit den originalen Labels und Nummern der alten berühmten Produzenten aus China versehen. Nach der Schließung der Hong Tai Chang Fabrik in den 1990ern leitete er bis zu seinem Tod im Jahre 2019 die kleine Fabrik Ming Ding, die seither sein und das Erbe von Hong Tai Chang weiterführt.

Nun zum Tee an sich: das nasse Blatt hat einen intensiven Petrichor-Duft (wie wir kürzlich gelernt haben 😉 ), mehr Geosmin als bei den meisten Tees die ich seit längerem hatte - und trotzdem wirkt der Tee sehr sauber, kontrollierte Reifung statt wilder Kompost. Geschmacklich startet der Tee mit schön pilzig-brotigen Noten mit subtiler Süße, eher Dezent und weich. Letzteres ist definitiv ein Hauptmerkmal des Tees: ein ruhiger und weicher Charakter macht den Tee ideal für eine stille Session. Er hat zwar nicht die Power des 2020er Chafang Danzhu von prSK aber trotzdem wirkt er schön entspannend, auch wenn sich das Qi nicht klar fassen lässt. Die Geschmacksebene wird primär von einer variablen Süße dominiert - bleibt aber insgesamt sehr wandelbar: wenn die pilzigen Noten der ersten Aufgüsse verschwinden kommt in den mittleren Aufgüssen eine leicht saure Röstnote (nicht unangenehm!) zu tragen, die mich an Kaffee erinnert. Und auch der Duft des nassen Blattes ändert sich: so wie Petrichor nur zu Beginn des Regens wahrnehmbar ist und dann beispielsweise der Duft von nassem Laub zu tragen kommt, so lässt er auch hier nach und neben nassem Laub kommt warmes Holz und sauberer Gewölbekeller zum Vorschein. Alles aber immer recht dezent - im Gegensatz zu dem Chiang Rai Maocha von gestern, wo die Vorzüge leicht erkennbar und offensichtlich sind muss man hier schon genauer hinhören. Die Erfahrungen mit den Thailand-Shengs von Peter haben sich hier definitiv bezahlt gemacht, denn der Tee passt wie diese ebenfalls nicht in die von chinesischen Shengs vertrauten Qualitäts-Kriterien (Sauberkeit ausgenommen) - und trotzdem ist er richtig gut! 🙂

(Hinweis: die initiale Bewertung der Thailand-Shengs von Peter ist nicht direkt mit der Bewertung hier vergleichbar, weil dort noch die Lernkurve einberechnet ist - bei Gelegenheit werde ich diese aktualisieren!)

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  • Joaquin änderte den Titel in Welchen Tee trinkt ihr heute? Teil 2
  • Joaquin entsperrt und angepinnt dieses Thema

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