geroha Geschrieben 14. April 2012 Teilen Geschrieben 14. April 2012 Wie neulich schon hier notiert, habe ich einen Tee parallel im Tonkännchen und im Gaiwan verkostet: Guanzizai Bulang 2009 (von Bannacha, Link zur Produktbeschreibung des Händlers) Parallelverkostung je 5g im Gaiwan und Yixing-Kännchen (beide 100ml) [glow=red,2,300]Kurzfassung[/glow] Unkomplizierter, leicht zugänglicher Sheng. Nicht die überwältigende Wucht, die Bulang-Tee oft zugeschrieben wird. In späteren Aufgüssen ein Geschmacksprofil, wie ich es gerne bei Durstlöscher-Tees in großer Kanne im Büro mag. Gutes Preis-/Leistungsverhältnis. [glow=red,2,300]Langfassung[/glow] Trockenes Blatt Mittlere (3-4cm) Blätter, kaum Stängel, wenige bis einige Tipps mit Silberflaum. Mittelfest bis fest gepresster Bing. Blätter khaki, bräunlich, gelbgrün (auf Foto leider zu grün). Duft (sorry, wenig Geruchswahrnehmung) etwas Tabak, kein Rauch, Hauch von Pferd? Im vorgewärmten Gaiwan etwas wie das Kälberfutter, das ich als Kind so gern genascht habe. Infusion nach Spülung Tiefes Grünbraun. Im Gaiwan Duft wieder Tabak und … und Pflaumenduft. Sogar etwas Lavendel. Im Kännchen beißender, weder Frucht noch Lavendel - dafür deutlicher Pferdegeruch. Tasse 1. Aufguss: Gelblich mit leichtem Stich ins Orange - meine Frau sagt “Apricot”. Gerade am Rand sieht man den Rosa-Anteil. Erstaunlich mild und rund. Wie Ceylon-Grüntee mit erfrischender Herbheit, aber eher weich. Im Abgang etwas metallisch. Im Nachklang leicht salzig. Im Tonkännchen ist das Metallische seltsamerweise stärker ausgeprägt - der Tee wirkt kratziger. 2. Aufguss: kräftiger, herber, wuchtiger als im 1. Aufguss 3. Aufguss: wieder weicher. Seltsamerweise ist jetzt der Kännchen-Tee runder und gefälliger als der aus dem Gaiwan. 4. Aufguss: lecker! Beide Versionen annähernd identisch. Das Metallische kommt jetzt erst im Nachklang, dafür ist der Abgang salzig. (Leichter Anklang von Kombu-Seetang). Mundgefühl etwas dicklicher als Wasser, aber auch nicht ölig. Dazu eine leichte Adstringenz. 5. Aufguss: vegetative Kraft ausbalanciert von einer weichen Wärme, die man einem so jungen Sheng nicht zutraut. In der Yixing-Version auch Noten von etwas Süßholz, dazu Fenchel und Koriander. 6. Aufguss: yummy! Zwar spürt man deutliche Kraft eines jungen Sheng, aber wunderbar harmonisch. 7. Aufguss: Mist, zu lange gezogen. Fort damit! 8. Aufguss: nicht aufregend, keine Geschmacksexplosion - aber schön ausgeglichener Tee, der perfekt als Durstlöscher wäre. 9. Aufguss: siehe 8. 10. Aufguss: ziemlich konstant wie schon 8. Im Kännchen versehentlich 3mal länger ziehen lassen als im Gaiwan. Natürlich mehr Adstringenz, aber auch etwas “Leder” und Süße. 11. Aufguss: Aromenkombination konstant, aber etwas flacher 13. Aufguss: Schluss, jetzt ist der Tee “alle”. Schlussbetrachtung der Infusion Für Pu-Erh ungewöhnlich kleine Blätter - viele davon gerissen / gebrochen. Grüne Blätter mit etwas Oxidation am Rand, aber nicht so stark dass man von Schummelei sprechen könnte: einige Bulang sollen bewusst etwas oxidiert sein, damit sie auch in jungen Jahren gefälliger und runder wirken. Fazit Wegen meiner Nasenprobleme sind mir sicher etliche Details entgangen. Bestimmt hätte ich aber den erwarteten Kawumm-Schlag-ins-Gesicht gemerkt, der Bulang-Tees (besonders von alten Bäumen) nachgesagt wird. Im Produkttext des Händlers steht, dass es sich bei diesem Tee um eine Mischung aus Blättern von alten Bäumen und von Plantagen handle. Das wirkt plausibel, denn in den Bulangbergen gilt Plantagentee als lieblicher. Bei 20€ für einen kompletten Bing stimmt das Preis-/Leistungsverhältnis. Nur würde ich bei einem Sheng mit so wenig Wucht nicht erwarten, dass er gut altert. Zitieren Link zu diesem Kommentar
luke Geschrieben 14. April 2012 Teilen Geschrieben 14. April 2012 Erkältet versuche ich es Verkostungen zu vermeiden. Nicht mal meine besseren Tees rühre ich an, bis ich wieder frei atmen kann. Finde es bemerkenswert, dass du überhaupt so viel Nuancen wahrnehmen konntest. Welche Version gefiel dir im Nachhinein besser? Zitieren Link zu diesem Kommentar
geroha Geschrieben 14. April 2012 Autor Teilen Geschrieben 14. April 2012 Am Tag der Verkostung war die Erkältung noch nicht so richtig ausgebrochen, da war es mehr der Nachklang einer Betäubung, die mich beeinträchtigte. Im Nachhinein gefiel mir doch die Tonkännchen-Version besser. Als ich erstmal das unterschiedliche Tempo des Abgießens berücksichtigt habe, war der Tee aus dem Kännchen immer einen kleinen Tacken lieblicher und runder als der Gaiwantee ... aber wirklich zuverlässig waren die Ergebnisse nicht. Totz des Yixing-Hypes in den diversen Blogs tendiere ich jetzt dazu, den Gaiwan zu empfehlen: eine 90% Wahrscheinlichkeit für ein sehr gutes Ergebnis erscheint mir zur Zeit attraktiver als eine 50% Wahrscheinlichkeit für ein herausragendes Ergebnis. Zitieren Link zu diesem Kommentar
luke Geschrieben 15. April 2012 Teilen Geschrieben 15. April 2012 Das ist ein gutes Argument, deswegen finde ich es auch wichtig eine Gaiwan im Haus zu haben, mit der man nichts falsch machen kann. Aber irgendwann sollte man mit seiner Erfahrung ja so weit sein, dass man das Optimum aus beiden Varianten herausholen kann (wäre zumindest mein Ziel) und dann würde mich ein Direktvergleich interessieren. Ich habe dabei leider nicht selten das Problem voreingenommen zu sein. Allein der Gedanke, dass die Yixing-Varinate besser schmecken müsste, könnte eventuell mein Urteil beeinflussen und eine Einbildung hervorrufen. So zumindest meine Befürchtung. Zitieren Link zu diesem Kommentar
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