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Wozu trinken wir Pu'er?


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Möglicherweise ist das eine blöde Frage, aber ich konnte zu keiner eindeutigen Antwort kommen und gebe sie daher an euch weiter...



Im Thread über die Pu'er Lagerung bin ich durch den Post von Cha-Shifu auf den zweiteiligen Artikel von Aaron Fisher: 'Puerh Storage - Aging and aged tea' gestoßen


Part 1 http://the-leaf.org/issue4/wp-content/uploads/2008/12/puerh-storage-part-1.pdf


Part 2 http://the-leaf.org/issue4/wp-content/uploads/2008/12/puerh-storage-part-2.pdf



Dabei ist mir folgender Teil aufgestoßen:



"Given the choice, though, I would take a tea that was too wet over a tea that was too dry any day of the week.


[...]One thing that I think many people with little experience drinking vintage tea sometimes don't understand is


that 99% of the people you meet who drink old tea do so for its Qi. Zhou Yu has said to me dozens of times


that >>'you'd have to be a fool to spend thousands of dollars on a flavor. You could buy a plane ticket to Switzer-


land and eat some of the best, fresh and warm chocolate on earth for that price.<< I would have to agree. If you


are just after a flavorful tea, there are other, more rewarding and cheaper genres, like oolong for example. And


this is what I was hinting at earlier when I mentioned that I would take a tea that was too wet over one that was


too dry: Teas that are stored in places that are too dry in a sense die, losing all their Qi. On the other hand, I


have had plenty of wet stored teas that don't taste great but have awesome Qi - leaving the whole body envelo-


ped in warm, comfortable vibrations of bliss.[...] no flavor is worth spending such amounts. And when Qi becomes


the predominant criteria for evaluating a tea - which it is for almost every single drinker of vintage Puerh I have


ever met - then we often forgive a bit of mustiness, or other problems with the flavor."



Es geht in dem Abschnitt um dry vs wet storage. Aaron Fisher sagt, dass wet stored Pu'er oft Einbußen im Geschmack hinnehmen muss und die dry storage Lagerung daher sehr beliebt ist. Er sagt, dass er einen wet stored Pu jederzeit einem dry stored vorziehen würde. Denn es geht ihm (und 99% aller Pu'er Trinker) nicht um den Geschmack, sondern ausschließlich um das Qi des Tees. Als Argument bringt er das sehr interessante Gleichnis ein, dass man, wenn man nur auf ein möglichst befriedigendes Geschmackserlebnis abziele, sein Geld lieber in Schokolade investieren solle. Dort bekäme man für sein Geld wesentlich besseren Geschmack als bei gelagertem Pu'er.


In die gleiche Richtung geht auch die "Debatte" über die Entwicklung des Pu'er Markts. Heutzutage gibt es einen Markt für jungen Sheng. Früher (vor ~15 Jahren) war das undenkbar: Junger Sheng war kein Tee zum Trinken sondern Rohmaterial zur Lagerung. Das eigentliche Endprodukt war der gealterte Sheng. Man konnte als Verbraucher gar nicht ohne weiteres an jungen Sheng kommen auch wenn man es wolle; die Händler haben ihn überhaupt nicht angeboten. Er wurde als "kalt" angesehen (nach der chin. Medizinlehre) und ungeeignet für den Verzehr.



Wenn es bei Pu'er also nur um das Qi geht, dann habe ich folgende Einwände:



1. Wie erklärt sich die "Strömung" hin zum Genuss von nicht-gealtertem, jungen Sheng?




2. Welche Berechtigung hat dann Shu Pu?



Aaron Fisher sagt selbst in Part 1, Ende Seite 2 bis Anfang Seite 3 aus, dass Shu Pu'er kein richtiges Qi hat, da er nicht anständig (natürlich) gelagert ist. Welche Daseinsberechtigung hat Shu Pu dann?




3. Wenn es nur um das möglichst effiziente Erreichen eines Qi- bzw. Rauschzustandes geht (leaving the whole body enveloped in warm, comfortable vibrations of bliss) warum dann nicht einfach mit billigem Fusel betrinken oder Pot rauchen? Scheint mir einfacher und billiger, wenn man die Preise von altem Tee mit viel Qi/Cha Zui betrachtet.





Nach der Argumentation mit der Schokolade könnte man das gleiche auch für so viele andere Sachen verwenden. Warum nicht gleich nur aromatisierten Tee trinken oder Fruchtsaft, da ist viel mehr reiner, fruchtigerer und "befriedigenderer" Geschmack drin als in Tee oder Whisky oder Wein oder was auch immer...



Vielleicht hat man den Tee früher deshalb getrunken, weil es nichts anderes gab (im alten China meine ich damit) oder jedenfalls keine schweizer Schokolade zum genüsslichen Vollstopfen. Pu'er hat man soweit ich weiß ja nicht absichtlich gemacht und dieses Geschmacksergebnis zu erhalten; vielmehr hatte es praktische Gründe gehabt wie Haltbarkeit und Transport.


Heute sind letztere Gründe nicht mehr relevant. Pu'er ist ein Überbleibsel aus alten Tagen. Vielleicht spielt das auch mit rein: Eine Verbindung zur Vergangenheit, Tradition, Nostalgie ... Meditation.



/thread :D


Bearbeitet von rdmn
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Dank dir rdmn fuer das Aufwerfen dieser sehr banalen, wie wenig diskutierten und letztendlich super interessanten Frage wie ich finde ?

Hauptsaechlich trinke ich aelteren Sheng, ab mind. 7 Jahren, da ich das "kalt" von Jungen nicht mag, soeben habe ich einen fuer mich neuen 2005er Fladen angestochen ?

Zum Thema dry vs wet storage habe ich die fuer meinen persoenlichen Geschmack optimale Lagerung in Ostchina bei durchschnitlich knapp 80% rel. gefunden. Das mag fuer viele westliche Puer Trinker als feucht gelagert gelten, aber aus dem innerchinesischen Blickwinkel wuerde ich von gemaessigter Trockenlagerung sprechen. Das tut nicht nur dem Geschmack gut sondern entwickelt auch ein langanhaltendes Qi im Gegensatz zu feuchter Lagerung wie diese in Guangdong, Hongkong, KL oder Taiwan bietet, sofern dort nicht mit geregelter Luftfeuchte gelagert wird.

Spannendes Thema ?

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Mir gefällt schon die Aussage nicht, dass es "99% der Trinker nur um das Qi, und nicht um den Geschmack geht". Und nicht nur dass sie mir nicht gefällt, ich halte sie auch für kompletten Unfug. (Ich weiss ja nicht welche "inkorrekten" Tees der Herr Fisher getrunken haben muss, um eine Unterstellung wie diese zu schreiben, dass man gealterten Pu wohl kaum wegen dessen Geschmack trinkt...  ;) Ich hatte erst bei einem Tee ein wirklich intensives "Qi-Erlebnis". Bei manch anderem Ansätze davon, und trotzdem liebe ich Pu und wähle ihn ganz sicher nicht danach aus, wie "high" ich von ihm werde!  :lol:



Zu 2: Ich glaube Herr Fisher sollte sich in nächster Zeit vor herabstürzenden Eulen in Acht nehmen...!  :whistling:


Mal im Ernst, bei richtig gutem Shu spürt/schmeckt man gewisse Parallelen im Geschmack zu altem Sheng, m.E. deutlich, wenn auch ein wenig anders. Für all diejenigen, die schlicht kein Vermögen in alten Sheng investieren können/wollen, sicherlich eine Alternative. Komischerweise sehe ich bei meinen diversen Teefreunden aus China zu 90% Bilder von Shu-Pu, und nicht von Sheng. Kann mir keiner erzählen, dass der Tee bei dieser Beliebtheit keine Daseinsberechtigung hätte...  ;)



Zu 3: Wenn Du einmal dieses "Qi" gespürt hast weisst Du, warum man es in keiner Weise mit einem Alkoholrausch oder Drogenrausch vergleichen kann....


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Also ich möchte mich nicht für den Begriff Qi erklären müsse. Meiner Meinung nach handelt es sich dabei um eine Art Zusammenfassung von mehreren Konzepten. Wobei Vorstellungsgabe dabei eine bedeutende Rolle spielt.

Ich selbst kann durch Loslassen eine Art Wahrnehmung erzeugen.

Jeder versteht etwas anderes darunter.

In wiefern man das auf Puerh beziehen kann, liegt auch an jedem selbst.

Das ist also nichts Schlimmes. Aber ob es bedeutend ist, ist auch die Frage.

Natürlich kann man auch Schokolade essen.

Aber beim Tee kann man sich mit dem Gießen sehr schön beschäftigen...

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Tee ist für mich ein Genussmittel. Ein besonderer Genuss ist dabei für mich, die Veränderung eines Tees über mehrere Aufgüsse hinweg zu erleben - dass kann ich bei keiner anderen Teesorte über soviele Aufgüsse wie bei Sheng.


"Genuss" und "erleben" will ich bei Puer nicht völlig vom Geschmack loslösen. Aber erst durch die intensive Beschäftigung mit Puer bin ich dazu gekommen, beim Tee neben Geschmack, Duft und Aussehen generell auch auf weitere Aspekte zu achten: Mundgefühl, Effekte auf Körper und Stimmung. (Obwohl ich mein erstes chazui-Erlebnis mit einem Taiwan Oolong hatte).



1. Erklärung aus meiner Sicht: Mode und Verfügbarkeit. (und außerdem gibt es Tage, da schmeckt mir junger Sheng als Alternative zu Grüntee sehr gut)



2. Es gibt genug Menschen, denen Shu sehr gut schmeckt.



3. Halte ich für zu grob vereinfacht, Puer nur auf den Qi-Aspekt zu reduzieren, erst recht, wenn es nur um den Rauschzustand ginge.



Warum ich Puer trinke? Manche Fragen beantwortet man sich am besten, indem man es einfach mal ausprobiert. ;)


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Möglicherweise ist das eine blöde Frage, aber ich konnte zu keiner eindeutigen Antwort kommen 

Wenn es bei Pu'er also nur um das Qi geht, dann habe ich folgende Einwände:

1. Wie erklärt sich die "Strömung" hin zum Genuss von nicht-gealtertem, jungen Sheng?

2. Welche Berechtigung hat dann Shu Pu?

Aaron Fisher sagt selbst in Part 1, Ende Seite 2 bis Anfang Seite 3 aus, dass Shu Pu'er kein richtiges Qi hat, da er nicht anständig (natürlich) gelagert ist. Welche Daseinsberechtigung hat Shu Pu dann?

3. Wenn es nur um das möglichst effiziente Erreichen eines Qi- bzw. Rauschzustandes geht (leaving the whole body enveloped in warm, comfortable vibrations of bliss) warum dann nicht einfach mit billigem Fusel betrinken oder Pot rauchen? Scheint mir einfacher und billiger, wenn man die Preise von altem Tee mit viel Qi/Cha Zui betrachtet.

Möglicherweise konntest Du zu keiner eindeutigen Antwort gelangen, weil es keine gibt!

 

Die Fragestellung, die Du hier aufwirfst, entspringt dem Yin und Yang in der Ernährungslehre. Wobei hier Essen und Trinken gleichzeitig Medizin ist. 

 

Deine Fragestellung richtet sich an Menschen den westlichen Kulturkreises, denen dieser Hintergrund zumeist zur Gänze fehlt.

 

Deshalb dürfte in diesem Zusammenhang die Frage "Wozu trinken wir Pu'er?" ehr damit beantwortet werden "Des Genusses wegen".

 

Und wenn wir das Qi hier mal als "Lebensenergie" die hier vermehrt wohl als eine aufputschende Wirkung verstanden wird, betrachten, können Deine Fragen auch anders beantwortet werden.

 

zu 1   junger Sheng: Der Käufer hat gewählt. Geschmackssache. Bei diesem und jenem Sheng ist eine deutlich aufputschende Wirkung spürbar.

zu 2   Ich dachte eigentlich, dass sich mittlerweile die Einsicht durchgesetzt hätte, Sheng nicht mit Shou zu vergleichen.

zu 3   Wer hat Dich auf die Idee des Vergleiches von Qi mit einem Rauschzustand gebracht?

Bearbeitet von Charyu
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So, jetzt schreibe ich auch mal langsam was dazu ;)



Ich habe ein bisschen das Gefühl, dass mich manche nicht ganz verstanden haben. Diese 3 Punkte von mir sind nicht meine Thesen oder so, es sind meine Argumente gegen die ursprüngliche These: 'Pu'er trinkt man ausschließlich des Qis wegen'



Meiner Meinung nach ist dieses Behauptung von A.F. unwahr und er widerspricht sich ein bisschen selbst. 






Deine Fragestellung richtet sich an Menschen den westlichen Kulturkreises, denen dieser Hintergrund zumeist zur Gänze fehlt.


 


Deshalb dürfte in diesem Zusammenhang die Frage "Wozu trinken wir Pu'er?" ehr damit beantwortet werden "Des Genusses wegen".





Dass wir Westler möglicherweise eine komplett andere Motivation zum Pu'er trinken haben als Chinesen finde ich ist ein sehr interessanter Gedanke. Da müsste man wohl idealerweise einen Chinesen dahaben, der das beantworten könnte.


Das mit dem "Genuss" ist mir etwas zu allgemein. Es gibt ja wie schon hier aufgeführt wurde mehrere Wege zu genießen.



Wenn ich mich selbst frage, warum ich Pu'er trinke, komme ich auch nicht auf eine eindeutige Antwort. Der reine Wohlgeschmack ist es sicher nicht. Vor allem, da mir anfangs ja überhaupt kein echter Tee geschmeckt hat. Teilweise geht es wie Gero gesagt hat wirklich darum, die Veränderungen des Tees zu beobachten und die verschiedenen Geschmacksnuancen des Tees herauszuschmecken. Dazu kommt, dass das Teetrinken unheimlich entspannend für mich ist. Das trinken von Pu'er umso mehr. Das liegt vielleicht zum Teil auch am Qi; mir gefällt aber auch das ganze Drumherum: So einen Tee als Kuchen zu haben und aufzubrechen ist schon was feines. Mit Geschick im Gaiwan aufbrühen und abgießen, am besten in Gesellschaft trinken und diskutieren. Dann entwickeln sich die Blätter langsam von Aufguss zu Aufguss und bei alten Yiwus kommt dann manchmal erst nach dem 5. oder 6. Aufguss auf einmal eine Süße, die vorher überhaupt nicht vorhanden war. Das macht irgendwie glücklich :D  - Das ist es jedenfalls für mich. 


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Das mit dem "Genuss" ist mir etwas zu allgemein. Es gibt ja wie schon hier aufgeführt wurde mehrere Wege zu genießen.

Ich könnte ja jetzt antworten: Tee genießt man mit allen Sinnen. 

 

Genuss ist hier bewusst allgemein gehalten um alle individuellen Wege des Genusses mit einzuschließen. 

 

Im Übrigen hatte ich mir da mal eine Theorie zusammengestöpselt, die der Überprüfung bedarf.

Leute, die unreifen Sheng bevorzugen sind auch auf grüne Tees spezialisiert oder haben ihn mal gern getrunken.

Leute, die reifen Shou bevorzugen haben ihre Teetrinkerwurzeln im schwarzen Tee (Englischer Machart).

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Qi umfasst weit mehr, als das der reine Genuss von Tee dies als alleiniger Träger jenen Zustand bewirken bzw. fördern kann. Man muss auch unterscheiden ob man das Qi als solches wahrnimmt oder aufnimmt. Denn am Ende hat alles ein Qi, ob Räume, ein Stein, jeder Gegenstand hat eine Form von Qi, welche fördernd für das eine oder hindernd für das andere sein kann. 


So sagt man, strahlt ein Raum auch Qi aus, weshalb ein laut hektischer Raum kaum geeignet zum entspannen ist. 



Generell unterscheidet man in drei Gruppen:



1. Yang-Qi - welches über die Luft und somit mit der Lunge aufgenommen wird.


2. Ying-Qi auch Nähr-Qi genannt - welches wir über die Nahrung aufnehmen.


3. Yuan-Qi auch Erb-Qi genannt - was wir oder was uns von unserer Erbanlagen mitgegeben wurde.



Vor allem ist Punkt 3 eine sehr heikeler Punkt. Hierzu habe ich vor kurzem ein Buch gelesen, in der Forschungsergebnisse über die Erbanlagen, DNA etc, aufgelistet wurden. Man glaubt kaum wie schnell sich unsere DNA überschreibt und das wirklich alles was wir tun, denken, essen, Sport oder nicht Sport auf unsere DNA und somit auf unseren Nachwuchs vererbt wird.



Sicherlich hat das nicht zu bedeuten, dass man dank ungesunder Eltern, vielleicht auch so wird, denn am Ende ist man seines eigenen Glückes Schmied, aber man kommt nicht gerade mit den optimalsten Bedingungen zur Welt, das ist auch ein Faktor.


Leider weiß ich den Fachbegriff nicht mehr, aber es wurde sogar bewiesen das jeder Mensch in seiner DNA einen gewissen Strang hat, der bei den einen kürzer ist und bei anderen länger ausgeprägt. Während die mit dem längeren Strang mit einem weit gestärkteren Ich in die Welt geschickt werden, neigen jene mit der Verkürzung eher schneller zu Traurigkeit und Depressionen. 



Aber auch hier ist nichts fix, zwar kann sich dies auswirken, aber muss es nicht. So kann es auch anders kommen. Dies fällt auch unter die Rubrik Resilenz. 



In China hat Pu'er sowieso in den letzten Jahren einen immensen Hype auch bei der jüngeren Generation bekommen, da er als gesunder Schlankmacher verkauft wird bzw. dabei helfen soll abzunehmen, ob dies stimmt oder nicht - naja auf jeden Fall ist viel Marketing dahinter.


In der TCM hat er auf jeden Fall eine wärmende Wirkung und fördert durch seine Natur eine gesunde Verdauung. 



Ich muss gestehen, das ich immer mehr auf diesen Zug aufspringe, aber eher die gereiften Shengs oder gut erdig kräftige Shus, da diese beiden für mich eine sehr wärmende und vor allem auch spirituelle Wirkung haben. Ich fühle mich, dank des erdigen und verwelkten Geschmacks sehr mit der Erde und der Dichte an Energie davon ausgehend verbunden.



Aber Qi, hm naja, sagen wir es mal so, ich genieße und empfinde eine Art von universeller Verbundenheit, aber Qi, wie schon oben geschildert ist weit mehr. Denn was der Tee vielleicht fördert, wagt mein Körper kaum umzusetzen, da ich ein wandelndes Nervenbündel bin. Man merkt es zwar nicht von außen, aber mein Körper ist meist sehr angespannt, daher ist dies ein Umstand den ich ins Gleichgewicht bringen möchte.



Somit ist mein Yin und Yang weit davon entfernt im Einklang und somit im Sein eines ausbalancierten Qi's zu sein. 


Da hilft auch das Qi vom Tee alleine nicht. Ein universelles Qi ist viel Arbeit es zu erreichen, für manche mehr, für andere weniger. Denn oft konsumiert eine Seite zu lange die andere und man hat einen Überschuss an Yang Qi oder Yin Qi, weshalb manche Menschen mehr zu innerer Kälte oder ständiger innerlicher Hitze neigen, darum wäre es in solchen Umständen nicht förderlich, wenn man einen Tee trinkt der Yin fördernd ist, somit kühlt, wenn man innerlich schon ein Gefühl von Kälte empfindet.



Ok, nun aber schluss, ich denke ich habe hier etwas weit ausgeholt :D hahaha



P.s.: Ich trinke eher wenig Grünen, da ich ihn nicht gut vertrage, meine Nerven tanzen von zu viel davon einen Hardcore Tango ;)


Bearbeitet von VanFersen
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Märkte werden heutzutage erschlossen und Bedürfnisse gezielt geweckt.

Pu ist historisch gesehen ganz ein einfach der billigste Tee gewesen und ist als gepresster Tee in die Randgebiete exportiert worden. In Zentralchina hat man sich darüber nur die Nase gerümpft und hatte immer die zarteren und geschmacklich/aromatisch ausgewogeneren Tees bevorzugt.

Shou ist Anfang der 70 Jahre auf Grundlage der Erfahrung bewusst feucht gelagerten Tees in Hongkong/Guangzhou etc entwickelt worden um neue Märkte in Südostasien zu erschließen. Die Produktion von Pu war nach dem Krieg und vor allem während der Nachkriegskatastrophen in China komplett eingebrochen. Die Nachfrage in Südostasien nach billigem Tee für die Teehäuser aber sehr groß.

Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung Taiwans Ende 70er Anfang 80er ist Oolong aus einem hauptsächlichem Exportprudukt immer mehr vom heimischen Markt geschluckt worden. Neue Anbaugebiete wurden im Hochland erschlossen. Weil viel Geld geflossen ist der Markt für Tee in Taiwan immer chaotischer geworden und die Nachfrage nach immer grüneren Oolongs hat sich durchgesetzt, welche bei Dauergenuss auf den Magen schlagen (genauere Gründe sind komplex und im würden den Rahmen sprengen).

In diese Lücke sind die sehr billigen und Magenfreundlichen Shous eingeführt worden. Pu ist seit dieser Zeit in Taiwan systematisch aufgebaut worden.

Wenn viel Geld vorhanden ist natürlich immer das extravagante gesucht, das was besonders ist und selten. Nachdem sich Shou zunächst durchgesetzt hatte, kamen die alten gelagerten Tees an die Reihe die zu immer höheren Preisen verkauft wurden. Da es von den alten Sachen nicht viel gab, waren das Thema bald erschöpft und man ermutigte die Kundschaft jungen Sheng zu kaufen. Und selbst zu lagern --- quasi selbst alten Tee zu produzieren.

Anfang 2000 ungefähr schwappte die Welle dann nach China rüber, die meistens Taiwan 20-30 Jahre hinterherhinken. In China war das Potential riesig, da eine immer breitere Schicht immer mehr Geld hatte und ein großes Nachholbedürfnis an Kultur und Ästhetisch schönen Dingen hatte.... Jedenfalls mit gewisser Verzögerung zu Taiwan ist der ganze Markt explodiert und 2006 dann zum ersten mal komplett eingebrochen, weil alles völlig überhitzt war.

All das ändert nichts an der Tatsache, das Pu in China bis Ende der 90 Jahre das billigste war was der Teemarkt hergegeben hat (ich sag jetzt etwas pauschal) und Pu in Taiwan Anfang der 80er Jahre systematisch von schlauen Geschäftsleuten aufgebaut worden ist.

Davor, wenn es in China um edle Tees ging, war immer von Grüntee oder Oolong die Rede. Im Norden gab es unter anderem auch sehr edle Jasmintees die sehr teuer waren. Wenn überhaupt, kann man noch sagen, dass in der Qing-Dynastie mit den Mandschus, die gewohnt waren Pu zu trinken, nun plötzlich mit dem Kaiser als ursprünglicher Nomade auch die Tees aus Yunnan mit speziellen Selektionen an den Kaisehor geschickt wurden (Gongting Pu). Letztendlich wurden die Mandschus auch immer mehr sinisiert und der Kaiser ist dann auch bei Longjing, und Jasmin hängen geblieben, mit Pu eher als Grundlage für Milchtee.....

Nach diesem kleinen historischen Abriss, den ich hier gerne zur Diskussion stelle und mich über andere Meinungen freue, möchte ich wieder zum Ausgangspunkt zurückkommen:

Pu ist seit den 80ern von schlauen Taiwanesischen Geschäftsmännern mehr oder weniger bewusst aufgebaut worden. Im Laufe der Zeit ist das Potential immer mehr entdeckt worden und die Märkte und Nachfrage sind bewusst geweckt und erschlossen worden, denn Pu bringt beste Vorrausetzungen dafür mit:

- Grossblättrige Kultivare mit starkem Körper und kräftigem Aroma/Geschmack (der Hauptgrund dafür, dass Pu Lagerbar ist)

- Urteepflanze

- "Je älter desto besser" (ein Satz erst irgendwann nach den 70ern geprägt wurde und zwar mit der Entwicklung des Shou)

- Antik Tees/Antik Markt/Versteigerungen mit hohen Margen und riesen Potential für "Fakes"

Heute rückt immer mehr der Gedanke der Urteepflanze (Gushu) und Bio/Natürlichkeit in den Vordergrund, was eigentlich paradox ist, da die Teepflanze über Jahrhunderte immer mehr weg von ihrer Wildheit (aber auch Aggressivität oder Kälte) hin zu einer sehr subtilen und feinen, zarten Pflanze kultiviert wurde. Heute wird Plantagentee oft nur noch negativ mit industrieller Fertigung gleichgesetzt (was aber ein modernes Problem ist und nicht das des Plantagenanbaus ansich, den es schon seit Jahrunhundeten gibt und eine kulturelle Errungenschaft darstellt).

Deswegen ist meine Meinung, dass wenn man das Phänomen Pu heute auf Grundlage nur der letzten 30-40 Jahre verstehen will, dass mit gesundem Menschenverstand eigentlich nicht alles unter einen Hut zu bringen ist, da jede Logik aufhört zu greifen --- seien es die Preise; sei es die Philosophie; sei es eine gewisse "mystische" oder körperlich besondere Erfahrung (qi); sei es die teilweise immer weiter um sich greifende Meinung Pu sei der Gipfel der Teeerfahrung usw......

Meine Meinung heute ist, dass das was am lautesten Schreit zwar von den meisten gehört wird, aber nicht unbedingt immer das sinnvollste ist. Oft sind es die leisen, einfachen und unaufdringlichen Dinge, die letzenendes auf Dauer einen viel größeren Reiz ausstrahlen, weil sie nicht soviel Raum für sich beanspruchen (Geschmacks und Aromaflash der Pus im Gegensatz zu einem feinen subtilen Grüntee oder einem rund ausgewogenem Oolong Tee). Dadurch gewinnt der Mensch und seine persönliche Erfahrung mehr Raum und wird nicht so sehr vom Tee davongetragen.

Zuletzt kann ich persönlich den Pus natürlichen nicht einen gewissen Reiz absprechen und ich trinke sie auch hin und wieder sehr gern, aber wie ich mich schon so oft wiederholt habe, halte ich sie für völlig überbewertet.....

Und weil ich noch nicht genug geschrieben habe noch ein kleiner Nachtrag ;)

Die Sache mit 99% feucht gelagerten Tees werden unter Kennern bevorzugt und Chaqi..... Man darf ganz einfach nicht vergessen, dass Pu von Taiwanesen vermarktet worden ist und die zuerst die Shous und feuchtgelagerten Tees aus Hongkong überall verscherbelt haben und später dann die Preise systematisch in die Höhe getrieben haben....

Heute sieht die Realität ganz anders aus. Denn heute wird der Pu Markt und die Pu Szene von Festlandchinesen beherrscht und in China wird vornehmlich trocken gelagerter Pu bevorzugt. Ich würde sogar sagen mit fast dem entgegengesetzten Verhältnis. Heute werden überall Lagerräume geschaffen, wo die Tees relativ trocken mit konstanter Luftfeuchtigkeit gelagert werden. Was zum Bsp Taiwan angeht vor allem nicht zu feucht und gut belüftet. Ich habe solche Räume selbst besucht. Das sind gut klimatisierte Räume mit idealen Lagerbedingungen. Das hat nichts mehr mit der Feuchtlagerung zu tun wie sie die meisten alten Pus in den stickigen kleinen Lagerräumen von Hongkong abbekommen haben, die den ganzen Markt in Taiwan überschwemmten und später bewusst als Antik Tee gefaket worden sind.

(Da ich die Ursprünglche Frage von rdmn auch sehr spannend fand, habe ich dazu eben ein "kurzes" Brainstorming gemacht, was keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit und Richtigkeit haben soll. Im Gegenteil, vieles konnte ich nur sehr oberflächlich anreißen. Dennoch finde ich den historischen Kontext sehr wichtig wenn man versucht Pu heute zu verstehen. Wie ich finde eben durchaus auch sehr reizvoll, aber in jeglicher Hinsicht etwas aus den Fugen geraten)

Bearbeitet von Formosa Wulong
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Großartiger Beitrag, vielen Dank! Schließe mich eigentlich allem was du sagst voll und ganz an.





Heute rückt immer mehr der Gedanke der Urteepflanze (Gushu) und Bio/Natürlichkeit in den Vordergrund, was eigentlich paradox ist, da die Teepflanze über Jahrhunderte immer mehr weg von ihrer Wildheit (aber auch Aggressivität oder Kälte) hin zu einer sehr subtilen und feinen, zarten Pflanze kultiviert wurde. Heute wird Plantagentee oft nur noch negativ mit industrieller Fertigung gleichgesetzt (was aber ein modernes Problem ist und nicht das des Plantagenanbaus ansich, den es schon seit Jahrunhundeten gibt und eine kulturelle Errungenschaft darstellt).





Da finde ich dass man womöglich doch etwas unterscheiden könnte zwischen umweltschonendem, naturnahem Anbau und aromatisch ansprechenden, feinen Tees: Viele von uns sind der industriellen Fertigung von Lebensmitteln überdrüssig, die keine Rücksicht auf die Natur nimmt und oft große Mengen an Agrochemikalien benutzt (ich fühle schon, wie Ekkes Puls sich beschleunigt *g*). Da, finde ich, erklärt sich ein bisschen der Wunsch, nach einer etwas harmonischeren Lebensweise im Einklang mit der Umwelt. Das wird natürlich von vielen Händlern aller Sparten auch systematisch ausgenutzt, um Produkte zu vermarkten und Preise zu erhöhen.






Meine Meinung heute ist, dass das was am lautesten Schreit zwar von den meisten gehört wird, aber nicht unbedingt immer das sinnvollste ist. Oft sind es die leisen, einfachen und unaufdringlichen Dinge, die letzenendes auf Dauer einen viel größeren Reiz ausstrahlen, weil sie nicht soviel Raum für sich beanspruchen (Geschmacks und Aromaflash der Pus im Gegensatz zu einem feinen subtilen Grüntee oder einem rund ausgewogenem Oolong Tee). Dadurch gewinnt der Mensch und seine persönliche Erfahrung mehr Raum und wird nicht so sehr vom Tee davongetragen.





Das ist sehr wahr, und sehr menschlich, und sehr tee-typisch :) Möchte aber anmerken dass es auch feine, subtile Pus gibt, grade die jungen Sheng sind ja oft sehr nah an jungen Grüntees oder grünen Oolongs (und bringen die selben problematischen Tendenzen mit sich). Ich merke aber schon, wie mich dieser ganze Hype um den Pu auch ein bisschen, ähm, weniger interessiert als zuvor.


Da stimme ich MarshalN, der die Weisheit oft nicht mit Löffeln gefressen hat, mal zu. Es gab mal eine Diskussion auf seinem Blog, in der ein Kommentator meinte, im Vergleich zu Pu-Erh seien die anderen Tees einfach irgendwie flach und langweilig, hätten weniger "Qi" und aromatische Komplexität. Da meinte der Gute: "good Oolong has everything", und das ist nur zu wahr. Du als Taiwan-Bewohner bist da sicher recht fein raus *g*



Aber zuletzt finde ich es wirklich sehr passend dass du erwähnst wie sehr man da von Marktmechanismen und Moden beeinflusst ist - wir wollen halt immer das Neue, das Schicke, das Besondere.


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Im Übrigen hatte ich mir da mal eine Theorie zusammengestöpselt, die der Überprüfung bedarf.

Leute, die unreifen Sheng bevorzugen sind auch auf grüne Tees spezialisiert oder haben ihn mal gern getrunken.

Leute, die reifen Shou bevorzugen haben ihre Teetrinkerwurzeln im schwarzen Tee (Englischer Machart).

Interessante Theorie! Ich mag ja alles, aber es hängt vom Wetter ab - bei kalter Witterung ist kein Shu vor mir sicher. Je wärmer es wird, desto grüner werden Thea und ich uns :)

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Warum ich Pu trinke? Wegen dem Geschmack, natürlich!


Doch falls mir Herr Aaron Fischer eine Schweizer Schokolade empfehlen kann, die das Aroma einer alten Bibliothek, den Duft von Nadelwäldern und Frühlingswiesen, den Geschmack von Kampfer sowie Buttergemüse, etc. bietet, bin ich bereit meine Gewohnheiten zu ändern. Bis dahin nehme ich mir das Recht, ihn als "engstirnig" zu bezeichnen.


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Aber alle die Tees wodurch Pu berühmt geworden sind, sind diese billigen Tees von früher. Dafür werden bei Versteigerungen die höchsten Preise erzielt.

Ja, gut, ich lehne mich mal etwas weit aus dem Fenster - das ist doch ein typischer Hype.

Typisch China. Und typisch menschlich.

Etwas ist rar und geheimnissvoll, wenn wir ehrlich sind, die Leute gehen doch mit solch

einer Ehrfurcht an die Sache, dass sie auch bestimmt positives finden.

Ich will damit nicht sagen, dass die alten (guten) Shengs schlecht wären,

aber meiner Meinung nach dramatisch überbewertet, jenseits eines nachvollziehbaren

Preis-/Leistungsverhältnisses, wenn wir da von erheblich vierstelligen

Zahlen für z.B. einen echten Qing Bing sprechen. Ich finde den Tee schon gut,

aber wenn ich ehrlich bin - ich und ein Teesüffelkollege fahren z.B. mehr

auf einen ähnlich alten, (echten!), abgefahrenen Liu Bao ab, da bleibt

einem die Spucke weg. Sandelholz sag ich dir, Sandelholz vom Feinsten.

Aber wenn dereinst mal die heutigen hochqualitativen Shengs so alt sind,

wird dann also auch noch ganz anders die Post abgehen (wenn sie nicht gerade wieder streikt).

Was eigentlich verrückt ist - wir Europäer waren ja für verschiedene

Qualitätsrevolutionen im Tee sogar erheblich mitverantwortlich.

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