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Qualität und Entwicklung bei mittelreifem Sheng


GoldenTurtle

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Hi!

Was bedeutet für euch und wie erkennt ihr Qualität bei mittelreifem Sheng?

Die Frage bewegt mich irgendwie, manchmal habe ich das Gefühl, leicht angereifte bis mittelreife Sheng (so 4-15J.) schmecken bei gewissen Händlern einer fast wie der andere. 

Oder denkt ihr, dass Sheng sich mit der Entwicklung tendenziell vom lokalen Geschmacks-Charakter und sonstigen Eigenheiten zunehmend weg entwickeln und sich ganz generell mit der Zeit ähnlicher werden?

Ich kann mir aber auch vorstellen, dass viele kleine Produzenten "damals", wenn auch von den damaligen Preisen her einiges günstiger, trotzdem auch deutlich weniger "picky" waren und oft erheblich niedrigere Maochaqualität gekauft haben (auch geblendet im negativen Sinn, mit Minderwertigem gestreckt), als sie es heute tun würden.

Und manchmal dazwischen gibt es Tees wo man denkt, wow, da hat einer eine neue Klippe erklommen und danach wollten alle anderen guten Produzenten auch auf das Niveau.

Mann, wie selten kommt man an mittelreifen Sheng, der nicht nur gut (solche gibt es schon, teils sogar preiswert), sondern wirklich überragend ist.

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So viele Fragen :)

Vielleicht müsste man mal klären was mittelreif für dich heißt. 5-15 Jahre, oder noch mehr? Manche Leute sagen ja, ein Puer ist erst mit 70 Jahren wirklich reif, für mich ist ein Tee aus den 90ern schon ein seltener Luxus.

vor 12 Stunden schrieb GoldenTurtle:

Was bedeutet für euch und wie erkennt ihr Qualität bei mittelreifem Sheng?

Über die Frage könnte man Bücher schreiben (wenn man denn genügend wüsste :devil:) und Kriege führen. Ich würde schon von ein paar verschiedenen Ansätzen ausgehen. Einmal ist Qualität wenns Spaß macht :) Es gibt dann Tees die eher urig-rustikal sind und sich aromatische Fehltritte leisten, die aber zugleich sehr unterhaltsam sind und interessante Kontraste bieten. Manchen sind die zu ruppig.

Dann gibt es diese eleganteren Tees die eher in Richtung Perfektion gehen und ein elegantes, in sich geschlossenes, harmonisches Spektrum bieten, die aber weniger Kontraste bieten. Manchen sind diese zu langweilig.

vor 12 Stunden schrieb GoldenTurtle:

Oder denkt ihr, dass Sheng sich mit der Entwicklung tendenziell vom lokalen Geschmacks-Charakter und sonstigen Eigenheiten zunehmend weg entwickeln und sich ganz generell mit der Zeit ähnlicher werden?

Ich denke, es gibt schon einen spezifischen Lagerungscharakter. Wenn ich von diversen Händlern Tee bestelle, dann haben die einen gewissen Hausgeruch - alle Tees die im selben Lager waren teilen eine Grundnote. Ich würde also vermuten, dass wenn man jetzt Tees aus aller Welt in ein bestimmte Lager packt, dass deine Aussage dann zutrifft. Andererseits aber würd ich sagen, wenn man Tee aus einer Charge auf Lager in der ganzen Welt verteilt, dass diese sich dann auseinander entwickeln werden.

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vor 28 Minuten schrieb miig:

Wenn ich von diversen Händlern Tee bestelle, dann haben die einen gewissen Hausgeruch - alle Tees die im selben Lager waren teilen eine Grundnote.

Hmmm, das ist mir bei gewissen echt auch schon aufgefallen!
Je länger ein Tee reift, desto wichtiger und einflussreicher werden die Lagerbedingungen, ist ja eigentlich logisch, aber die Leute achten mir teils scheinbar mehr auf die Luftfeuchtigkeit als auf die Geruchsebene.

Um (persönlichen :ph34r:) Fremdgerüchen Einhalt zu gebieten, halte ich die abgefahrenen Fladen ja auch in einer Yixing Dose und pfeiffe bei denen auf die Feuchtigkeit. Ich kenne von verschiedenen Tees nun die Entwicklung bei niedriger Feuchtigkeit nach einem Zeitraum von Rund sieben Jahren und ich finde die Entwicklung bei niedriger Feuchtigkeit sehr gut, wenn auch nicht so schnell, aber bei guter Qualität ...

 

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vor 14 Stunden schrieb GoldenTurtle:

Um (persönlichen :ph34r:) Fremdgerüchen Einhalt zu gebieten, halte ich die abgefahrenen Fladen ja auch in einer Yixing Dose und pfeiffe bei denen auf die Feuchtigkeit. Ich kenne von verschiedenen Tees nun die Entwicklung bei niedriger Feuchtigkeit nach einem Zeitraum von Rund sieben Jahren und ich finde die Entwicklung bei niedriger Feuchtigkeit sehr gut, wenn auch nicht so schnell, aber bei guter Qualität ...

...wow, das sind ja schon ganz andere Zahlen, als die 2-3 Jahre Zeit Räume, die gewöhnlich so im Forum auftauchen. Wenn Du sagst, Du bist zufrieden
damit, heißt dass der Grundcharakter ist erhalten geblieben, hat sich nur leicht verändert, im Sinne des "Bewahrens", oder eine gewisse Reifung hat statt
gefunden, im Sinne von Entwicklung?

Am ‎22‎.‎09‎.‎2016 um 22:58 schrieb GoldenTurtle:

Oder denkt ihr, dass Sheng sich mit der Entwicklung tendenziell vom lokalen Geschmacks-Charakter und sonstigen Eigenheiten zunehmend weg entwickeln und sich ganz generell mit der Zeit ähnlicher werden?

Ist wohl die Überlegung, ab wann der Reife-Charakter, die spezifischen Blatteigenschaften überlagert... auf der anderen Seit, wer kann schon sagen, ursprungsreine
Tees über einen langen Zeitraum getrunken zu haben, also sagen wir 30-40 Jahre.

Was mindestens genauso wichtig für die geschmackliche Entwicklung ist, wie der einzelne Tee verarbeitet wurde: stark gerollte und geschlossene Blätter,
offene Blätter, Blattgrade, Dichte beim Pressen, etc.

Eine Sache, über die ich öfter nach denken muss: früher wurde viel gelagerter pu´erh getrunken und auch nicht unbedingt nur "shou", was ja das Geschmacksbild
lange geprägt hat. Also nicht unbedingt, wie erhalte ich anfängliche Aromen über lange Zeit, sondern wie bekomme ich Reife und Fermentation so hin, dass der
gelagerte pu´erh Geschmack entsteht.

 

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  • 1 Jahr später...

Ich muss gestehen dass ich bisher eine recht ambivalente und komplexe Beziehung mit den gereiften Shengs führte...

Am 22.9.2016 um 22:58 schrieb GoldenTurtle:

Mann, wie selten kommt man an mittelreifen Sheng, der nicht nur gut (solche gibt es schon, teils sogar preiswert), sondern wirklich überragend ist.

Ich habe schon manchen Sheng durchprobiert, mein ältester Sheng war bisher 13 Jahre alt. Letztendlich bin ich bei sehr jungen Shengs (max. 2 Jahre alt) stehen gebleiben. Die Ursache dafür ist; die meisten reifen Shengs die ich probierte waren an und für sich gar nicht schlecht,  ...aaaber es ist eben dieser mehr oder weniger vorhandene "urige Bauernhof" der nun mal gar nicht meinem Tee-Geschmack entspricht. Es gab natürlich Ausnahmen, die Mehrheit meiner reifen Shengs war aber eher...

Am 23.9.2016 um 11:11 schrieb miig:

Es gibt dann Tees die eher urig-rustikal sind

Meine bisherigen reifen Shengs waren gehaltvoll, komplex und an und für sich eher die obere Reihe des guten Geschmacks, das urige Bauerhof-Aroma im Vordergrund (auch wenn nur ein bisschen) macht mir jedoch beim Genuss den Strich durch die Rechnung. Bisher erlebte ich nur eine einzige Ausnahme wo ein jahrzehnt-alter Sheng mich mehr oder weniger überzeugt hat.

Meine Frage wäre; wie oft trifft man denn auf ordentlich reife Shengs "ohne Bauernhof"? Oder muss man sich in der Welt der reifen Shengs eben auf "das Urige" einfach einstellen und es als "Teil des Genusses" akzeptieren? Bin ich ein viel zu empfindlicher Teetrinker? :$

Grüße, OstHesse

PS: Wenn ich "Bauernhof" sage, meine ich keinen Mist oder vergammelten Fisch (der schlimmste Gestank den es für mich gibt :sick: ) sondern das Aroma von Holz dass durch jahrzehntelange Nutzung und Kontakt mit Tieren entsprechend beeinflusst wurde. Alte Balken in einem Kuhstall, z.B.

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vor 11 Stunden schrieb OstHesse:

Meine Frage wäre; wie oft trifft man denn auf ordentlich reife Shengs "ohne Bauernhof"? Oder muss man sich in der Welt der reifen Shengs eben auf "das Urige" einfach einstellen und es als "Teil des Genusses" akzeptieren? Bin ich ein viel zu empfindlicher Teetrinker? :$

Gereifter Sheng ist verkaufstechnisch eine eigene Welt für sich, denn wer etwas wirklich gutes hat und lagert, und nach Jahren merkt, wenn etwas sich besonders gut entwickelt, verkauft eher das, was nicht ganz so gut ist. Oder man wartet mit dem richtig guten, bis es richtig reif ist, und man es dann zu einem sensationellen Preis verkaufen kann.

Traditionell lagert man für sich selbst.

Das ist wie schon öfters gesagt auch schön, um die Entwicklungen verfolgen zu können.

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Das ist eine sehr gute Frage @OstHesse :) Ich bin vorsichtig mit der Antwort, weil die Assoziationen so persönlich sind. Einerseits gibt es ein extrem großes Spektrum an Richtungen, in die sich gereifte Shengs entwickeln - von garstig-brachial bis zu feinsinnig-subtil. Zugleich ist mit der längeren Reifung oft eine Entwicklung in eine bestimmte Richtung verbunden. Es ist durchaus möglich, dass es das ist, was du mit Bauernhof meinst.

Man könnte mal eine kleine Tauschaktion machen und dir ein paar Muster schicken. Ansonsten sei ganz uneigennützig darauf hingewiesen, dass bei der jährlichen Teezui viele interessante Shengs verkostet werden und dies (neben den vielen anderen Treffen) eine sehr gute Möglichkeit sein könnte, dich mal durchzuprobieren ;)

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@OstHesse ich denke ausschlaggebend bei deiner Beschreibung ist das"tierische", denn das Aroma von altem Holz kann (meiner Meinung nach) sehr angenehm sein, vor allem wenn es altes warmes Holz ist (alte Scheune in der Sonne, Kirche/Kloster im Sommer (keine neumodische Bauten sondern Bestand aus dem Mittelalter)), aber das ist natürlich Geschmacksache. Prinzipiell sind solch herbe noten eher bei traditioneller/feuchter Lagerung zu finden – versuch es mal mit eher trockener gelagerten Shengs. Essence of Tea hat hier ein paar sehr schöne, eher dezente auf Lager ;) 

@Topic: wie @miig schon sagte ist das so eine Sache, was denn "mittelreif" eigentlich ist. Je nach Tee, Kompression und Lagerung lässt sich das nicht verallgemeinern – recht passend finde ich aber den von Gwyn geprägten Begriff "awkward stage", da sich bei den heranreifenden Shengs in diesem Stadium viel verändert, des öfteren auch mal etwas unangenehme Dinge auftreten können wie z.B. eine gewisse saure Note. Im Idealfall gehen diese Noten aber irgendwann wieder zurück und dann ist für mich diese Stufe abgeschlossen und der Tee sozusagen "fertig" bzw. gereift – natürlich reift er noch weiter, aber bis zum Peak zu warten, ab dem der Tee wieder abbaut wäre ja schade um den Tee und würde den Begriff "gereift/gelagert"gealtert" sehr weit nach hinten datieren und auf eine kurze Zeitspanne einschränken. Insgesamt finde ich aber diese Phase sehr spannend, da hier viel geht und Shengs in dieser Phase auch am intensivsten auf unterschiedliche Tonarten beim aufgießen reagieren – daher gibt es hier viel zu entdecken :thumbup:
Zu der eigentlichen Frage, was einen guten mittelalten Sheng ausmacht: Ich würde hier (analog den jungen Shengs) in zwei Kategorien unterteilen – hochwertig und Daily Drinker. Bei den hochwertigen setzt sich im Prinzip das fort, was auch für die jungen gilt: Der Tee sollte eher subtil-kräftig sein als Faust-aufs-Auge und durch beginnende holzige und warme Töne gefallen – insgesamt eher ruhige, warme Tees mit entspannendem Qi die wenn möglich die oben angesprochenen unangenehmen Noten nur minimal aufweisen. Musterbeispiel hierfür wäre für mich z.B. der 2008er Mr. Feng Selected Trees von EoT – natürlich auch das nicht verallgemeinernd gesprochen unter Berücksichtigung der Region (bei einem Teeni-Bulang wär ich etwas skeptisch, wenn diese Beschreibung zutrifft). Bei den Daily Drinkern darf es ruhig etwas rauher und direkt-würziger sein – Indikator für eine gute Qualität ist hier für mich wenn der Tee schön schwer ist und im Idealfall ein gutes Qi bietet wie z.B. der 2012er Baotang von EoT oder der 2009er Zheng Si Long Yiwu LuoShuiDong. 
Wie immer bei solchen Aussagen: persönliche Meinung auf Grund bislang getrunkener Tees, Irrtum nicht ausgeschlossen und nicht zur Verallgemeinerung geeignet.

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  • 3 Wochen später...
Am 14.10.2017 um 11:12 schrieb GoldenTurtle:

Traditionell lagert man für sich selbst.

Tja, dazu hätte ich jetzt was zu berichten.

Vor einigen Monaten (4 bis 5, weiß nicht mehr genau), habe ich drei Stücke meiner 10+ Jahre alten "Bauernhof"-Shengs an meine Eltern verschenkt, in der Honffnung sie könnten den urigen Noten was abgewinnen. Es hat sich herausgestellt dass meine Eltern diese Tees in ihrem Gartenhäuschen in einer Plastiktüte deponiert und vergessen haben. Diese lagen also monatelang in einem Schuppen, der viel Sonne abbekommt (Hitze hatten wir ja in den letzten Sommermonaten reichlich) und eine recht trockene Atmosphäre schafft. Keine sonstigen Feuchtigkeitsquellen waren im Schuppen vorhanden, kein Keller, das Häuschen ist von viele Pflanzen und Bäumen umgeben. Und heute war ich eben in diesem Schuppen, half meinen Eltern beim Schleppen vieler Gärtner-Utensilien und entdeckte meine Tees, unberührt und luftdurchlässig eingetütet...

Selbstverständlich hab ich diese Sheng-Stücke mit nach Hause genommen und ich bin gerade dabei den Changtai Golden Jinggu (2004), eines der drei Stücke, zu verkosten. Beim Kauf war das Urig-Erdig-Kompostige viel zu sehr ausgeprägt, was meine Geschmack gar nicht traf. Nach ca. 4-5 Monaten relativ trockener westsächsischer Gartenhäuschen - Lagerung hat sich der Jinggu wie folgt verändert: Das urig-kompostige "Muh-Muh" hat sich bedeutend abgerundet und verschob sich in Richtung gut eingelegten Apfel-Kompotts, rohen Kartoffeln und reifen Holzes. Textur wurde weicher, die früher von "Muh-Muh" zu sehr dominierte Süße entfaltete sich jetzt voll und jetzt schmecke ich sogar eine gewisse Minzigkeit heraus, die sich nach dem 5-ten Aufguss voll entfaltet. Besonders der langanhaltende minzig-prickelnde Nachgeschmack ist sehr angenehm und erfrischend. Der Raum füllte sich mit dem Aroma von frisch geernteten rohen Kartoffeln.

Die Lehre die ich daraus ziehe: dry storage for the WIN! :P Verehrter @doumer hatte da tatsächlich recht.

Die Frage die sich mir aber jetzt stellt ist, eignen sich alle Shengs für trockene Lagerung? Es gibt da ganz kontroverse Meinungen und gar hitzige Debatten...

 

Bearbeitet von OstHesse
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sehr schöner Beitrag, @OstHesse! Und zeigt mal wieder eindrucksvoll, dass man keinen Pu, solange er nicht von alleine davon krabbelt oder ein wirklich böses Qi besitzt so schnell aufgeben sollte :) Man kann immer noch viel "reparieren", wie du gemerkt hast – allerdings muss man dazu sagen, dass die "westsächsische Gartenhauslagerung" (prima neuer Fachbegriff!) sowie allgemein Lagerung bei uns (abgesehen von extra befeuchteten Lagerstätten) nicht mehr als "dry storage" im "klassischen" Sinne zählt (die wäre immerhin bei 60-70% Luftfeuchtigkeit) sondern wohl eher als "ultra-dry storage" ;) 

Und zu deiner Frage: Ja, meiner Meinung nach kann man jeden Pu "dry storage" lagern (solange man es nicht übertreibt und seine Bings z.B. auf der Heizung lagert oder mit zum Sonnenbad nimmt), es muss einem nur klar sein, dass es immer ein anderes Ergebnis sein wird, als bei "traditional storage". Das muss aber nichts negatives sein wie vor allem im englisch sprachigen Raum immer wieder zu hören ist – klar, die Pus reifen deutlich langsamer und werden nie diese feuchten Kellernoten bekommen, dafür behalten sie (soweit ich das beurteilen kann) mehr und länger ihren ursprünglichen Charakter bei, der zumindest teilweise auf Primäraromen basiert. Letztlich ist es geschmackssache – ich mag beides sehr gerne, wobei ich insgesamt gesehen eher zu dry storage tendieren würde.

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Nun, gut, zweiter Tee verkostet, der CNNP Yiwu (2006)

Die Veränderung des Tees ist weniger drastisch als beim Jinggu, aber umso spezifischer. Die Holzigkeit, die diesem Yiwu von Anfang an zu eigen war, ist geblieben, die Steinfrucht-Kompott-Noten, die vor der Lagerung da waren, sind nur noch ganz im Hintergrund zu erahnen. Dafür kommt eine samtweiche den Geschmack eindeutig dominierende Süße zum Vorschein, die Textur des Tees ist viel feiner als vorher, was sich aber richtig in den Vordergrund gerückt hat ist diese intensive Mineralität, die einen prickelnden Nachgeschmack und langanhaltende Mundfrische hinterlässt! Eben dieser Mineral-Kick gibt dem Tee eine ganz andere Erlebnisnote, welche vor einem halben Jahr noch nicht da war, zumindest nicht derartig im Vordergrund. Der Geruch des Teeblattes in der Kanne lässt noch viel Uriges durchblicken, das Aroma und Geschmack in der Tasse jedoch fast gar nicht mehr, klares Holz mit einem Anflug erntefrischer Kartoffel und alter handgestrickter Topflappen aus purer Wolle. Die Art und Weise die Mineralität zum Vorschein kommt, erinnert mich deutlich an junge Gushu Shengs. Die psychoaktive Wirkung des Tees ist eindeutig stärker geworden.

Morgen verkoste ich das letzte Sheng-Stück, verrate aber noch nicht was für Tee das ist. Überraschung muss sein. ;)

Grüße, OstHesse

Bearbeitet von OstHesse
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Dritter Tee!

Dieser ist aber keine 10+, sondern ein Dayi 8582 (2013), also ein 4 Jahre alter Sheng-Klassiker.

Gewaschenes Teeblatt gibt noch viel "Holz" von sich, nach dem ersten Aufguss verschiebt sich dieses in den Hintergrund und bleibt dort, es kommen gebackene Äpfel, Aprikosen-Kompott, ein Hauch Birne und eine richtig kernige Mineralität - salzige Brise, heißer Sand und Steine am Meeresstrand, erhitzt durch die gnadenlose Mittagssonne. Das klare trockene Holz, eine leichte Süße und gebackene Äpfel dominieren den Tee bis zum Schluss, nach dem 6-7 Aufguss gesellt sich ein Hauch vom frischen Champignon dazu. Keine Spur von Bitterkeit. Die Trockenlagerung hat, was Aromen, Textur und Geschmack angeht, nichts großartig verändert, jedoch Vorhandenes verstärkt, wie z.B. die Steinobst-Aromen und die Mineralität. Das "Holz" hatte vorher eine gewisse erdig-morsche Note, die jetzt aber weg ist. Im Großen und Ganzen schmeckt er immer noch relativ "jung", ich schätze die morschen Noten hatten die jugendliche Frische dieses Sheng mehr oder weniger überdeckt. Der Antrunk und Abgang sind überraschend mild und ausbalanciert, gut anhaltender Nachgeschmack der von der mineralischen Astringenz dominiert wird. Macht leicht "bu-bu" im Kopf. :P

ich für meinen Teil habe folgendes beschlossen; wenn ich wieder mal alten Sheng anschaffen werde, wird dieser bei mir zuerst verkostet und dann je nach Bedarf einer mehrmonatigen ultra-trockener Lagerung unterzogen. Keiner dieser drei Tees hat davon einen geschmacklichen Verlust davongetragen, im Gegenteil alle haben was dazu gewonnen, auch wenn in unterschiedlicher Art und Weise.

Grüße, OstHesse

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