tatea Geschrieben 22. Februar 2017 Teilen Geschrieben 22. Februar 2017 (bearbeitet) vor einer Stunde schrieb Raku: Wo siehst Du den Unterschied zwischen der Herstellung von einem Gebrauchsgegenstand und einem Genußmittel, @tatea? Meines Erachtens sind es viel zu viele, die sich keine Sorgen machen. Ich sehe den Erwerb von Genußmitteln und Lebensmitteln noch als wesentlich problematischer an, @Raku, denn hier habe ich ausser dem Geschmacksmoment und meinem Vertrauen in den Händler keinerlei weitere Kriterien zu Verfügung. Im Ernstfall bedeutet das, dass ich eine Menge zweifelhafter oder sogar giftiger Stoffe in meinem Körper akkumuliere. Auch hier bezweifele ich, dass der teure Tee grundsätzlich von besserer Qualität ist, was Pestizide und faire Arbeitsbedingungen anbetrifft. Ich bezweifele auch, dass ein kleineres Handelshaus die Möglichkeiten hat, sein Angebot ausreichend zu testen und überprüfen, da dies viel zu teuer wäre. Auch ein Händler kann nur nach bestem Wissen und Gewissen handeln, und mehr kann man auch nicht verlangen. Natürlich gibt es Ausnahmen, z. B. wenn ein Händler seinen Produzenten persönlich kennt und die Produktion "überwacht". Leider wird bei Tee das wenigste in Bio-Qualität hergestellt und man müsste auf vieles, was gut schmeckt, verzichten. Ich habe jehrelang aus den genannten Gründen nur Kampagnen-Tee getrunken, aber irgendwann will man auch mal was anderes. Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass der Verbraucher relativ viel Macht und Einfluß auf die Sortimente hat. Die Menge der mittlerweile angebotenen Bio-Produkten ist ein Beweis dafür, wenn man sie vergleicht zu den 70er Jahren, wo wenige Bio-Läden eine kleine Kunden-Gemeinde versorgt haben, die damals noch als ausgemachte Spinner galten. @Ann, ich bin Deiner Meinung, dass es wichtig ist, die Herkunft von Produkten zu hinterfragen, die eingesetzten Materialien, den Nutzen und die Haltbarkeit etc.; aber ich bezweifele, dass die 150-Euro-Kanne in China fairer hergestellt wird als die 20-Euro-Kanne. Vielleicht wenn Du von einem einzelnen Keramiker eine handgemachte Kanne kaufen würdest, ich schätze aber, dass man sich dann im höherpreisigen Bereich bewegt. Natürlich ist es gut, Handwerkstraditionen in unserem Kulturkreis zu unterstützen und so auch dazu beizutragen, dass die damit verbundenen Kenntnisse und Fähigkeiten bewahrt werden. Aber die westliche Teegemeinde ist sehr klein, und ich glaube kaum, dass man mit den paar Teekannen, die wir hier konsumieren, in China irgend einen Einfluss auf die Produktionsbedingungen ausüben könnte. Ich schätze, da müsste doch ein größerer Teil Ostasiens auf die Barrikaden gehen (was ja auch teilweise schon der Fall zu sein scheint, zumindest gab es auch im chinesischen Fernsehen schon Berichte über giftige Zusätze im Ton mancher Yixing-Kannen). Wer sich für das Verhältnis der Chinesen zu dem, was in unserer Kultur mit Original und Echtheit bezeichnet wird, interessiert, dem kann ich die kleine theoretische Abhandlung des Philosophen Byung-Chul Han empfehlen: Shanzhai. Dekonstruktion auf chinesisch, im Merve Verlag erschienen. Die Lektüre hat mir einiges erhellt. Bearbeitet 22. Februar 2017 von tatea SilonijChai, Ann, Marc Marc und 1 Weiterer reagierten darauf 4 Zitieren Link zu diesem Kommentar
Manfred Geschrieben 23. Februar 2017 Teilen Geschrieben 23. Februar 2017 Am 22.2.2017 um 07:10 schrieb Raku: Und selbst wenn solche Kannen für 15 € angeboten werden, die fallen doch nicht vom Himmel! Unter welchen Bedingungen und aus was werden die hergestellt, wenn da auch noch die Marge für den Händler einberechnet ist. Wie sieht das bei Tee aus? Seid ihr euch alle sicher, dass da auch das gleiche drin ist, was auf der Packung draufsteht - und ist der Wrapper echt? Ich werde langsam müde. Ich halte dieses Argument für etwas naiv. Wenn die gleichen Kannen von verschiedenen Händlern für sehr unterschiedliche Preise angeboten werden, schließe ich daraus eher nicht, daß sie von unterschiedlich gut bezahlten Töpfern hergestellt werden, sondern daß sie von unterschiedlich gut verdienenden Händlern verkauft werden. Wenn Du eine angemessene Bezahlung der Arbeiter sicherstellen willst, kaufe Deine Teekanne lieber von Hutschreuther, Rosenthal, Royal Copenhagen. Die Arbeiter, die dort arbeiten, werden sicher gut bezahlt. Schlaf gut! RobertC reagierte darauf 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar
Paul Geschrieben 23. Februar 2017 Teilen Geschrieben 23. Februar 2017 (bearbeitet) vor einer Stunde schrieb Manfred: Wenn Du eine angemessene Bezahlung der Arbeiter sicherstellen willst, kaufe Deine Teekanne lieber von Hutschreuther, Rosenthal, Royal Copenhagen. Die Arbeiter, die dort arbeiten, werden sicher gut bezahlt. @Manfred, fahr mal ins Fichtelgebirge, wo früher Hutschenreuther, Rosenthal und viele viele andere deutsche Porzellanfabriken waren. tabula rasa mein Bester. Dort wird schon lange nicht mehr produziert, alles platt! Es gibt noch ein paar wenige Verkaufsstellen, aber die Container auf den Hinterhöfen haben chinesische Schriftzeichen. Eine sehr traurige Geschichte, von der ich Dir viel erzählen könnte, allein ich will Deinen guten Schlaf nicht stören. Bei Royal Copenhagen kenn ich mich nicht aus, ich bin kein Däne. Aber es sollte mich wundern, wenn es dort anders wäre. Schlaf gut! Bearbeitet 23. Februar 2017 von Paul Zitieren Link zu diesem Kommentar
Raku Geschrieben 23. Februar 2017 Teilen Geschrieben 23. Februar 2017 @Manfred Wenn es sich tatsächlich um die gleichen Kannen handelt. Ich kenne es aus einem anderen Bereich, wo ein Künstler sich mit fremden Federn schmückte, indem er anderer Künstler fotografierte Arbeiten als Werbung für sich selbst nutzte. Vorrangig kaufe ich meine Keramik gerne direkt von Künstlern und das am liebsten aus D und ansonsten Porzellan und Keramik auch gerne gebraucht. teekontorkiel reagierte darauf 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar
Manfred Geschrieben 24. Februar 2017 Teilen Geschrieben 24. Februar 2017 (bearbeitet) vor 16 Stunden schrieb Paul: @Manfred, fahr mal ins Fichtelgebirge, wo früher Hutschenreuther, Rosenthal und viele viele andere deutsche Porzellanfabriken waren. tabula rasa mein Bester. Dort wird schon lange nicht mehr produziert, alles platt! Es gibt noch ein paar wenige Verkaufsstellen, aber die Container auf den Hinterhöfen haben chinesische Schriftzeichen. Eine sehr traurige Geschichte, von der ich Dir viel erzählen könnte, allein ich will Deinen guten Schlaf nicht stören. @Paul: Ich habe Deine Aussage sehr ernst genommen, und in der Tat konnte ich zu meiner Verblüffung im Internet keinen Hinweis darauf finden, wo Rosenthal produziert. Ich habe deshalb dort nachgefragt und folgende Antwort erhalten: Zitat Sehr geehrter Herr Kremer, vielen Dank für Ihre Anfrage, welche Frau Kasper zuständigkeitshalber an mich weitergeleitet hat. Der überwiegende Teil, der von uns verkauften Produkte aus Porzellan wird in unseren eigenen Produktionswerken in Nordbayern hergestellt. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende und verbleibe mit den besten Grüßen aus Selb N. M. Endverbraucherservice Bearbeitet 24. Februar 2017 von Joaquin Tel. Nr. und Email entfernt und Name unkenntlich gemacht aus privater Nachricht Zitieren Link zu diesem Kommentar
Teelix Geschrieben 19. April 2017 Teilen Geschrieben 19. April 2017 Ich bin gerade zufällig auf folgendes Video gestoßen, und dachte es könnte noch hierher gehören. Manfred reagierte darauf 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar
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