Key Geschrieben 13. August 2012 Teilen Geschrieben 13. August 2012 kurz die frage: was versteht ihr unter "bohea tee"? Zitieren Link zu diesem Kommentar
geroha Geschrieben 13. August 2012 Teilen Geschrieben 13. August 2012 Das stammt von "Wuyi" - ob das jetzt aus einem lokalen Dialekt, der Verballhornung ausländischer Händler oder einer Kobination daraus stammt, weiß ich nicht. Gemeint sind damit also Oolongs klassicher Machart, der Ausdruck wurde aber später wohl von englischen Teehändlern einfach als Abgrenzung gegenüber ganz dunklen Schwarztees einerseits (Keemun / Qimen) und Grüntees andererseits verwendet - muss also nicht wirklich die Herkunft vom Wuyi-Shan angeben. Zitieren Link zu diesem Kommentar
OstHesse Geschrieben 11. April 2018 Teilen Geschrieben 11. April 2018 Sehr alter thread, ich weiß, aber ich betreibe gerade ein wenig Quellenarbeit... William Milburn's "Oriental Commerce" von 1813, S. 521 ff Goods From The East, Hrsg. Maxine Berg, 2015, ab Part IV Artikel basierend auf: Thomas Short, A Dissertation upon Tea, Explaining its Nature and Properties (London: W. Bowyer, 1730) (pp. 14-15) Sowohl die Originalquellen aus dem 18-19Jh. als auch die modernen Nachforschungen geben an dass der Bohea - Tee aus China mengenmäßig den größten Teil des Tees ausmachte der nach Europa von Briten und Niederländern verschifft wurde. Uns liegen zwei Quellen vor, von 1730 und 1813, und beide berichten dass Bohea ein presiwerter "Schwarztee" ist, neben anderen verwandten Sorten wie Pekoe, Congou und Souchong. Beide Quellen beschreiben ebenfalls das ungefähre Aussehen dieser Tees, wobei Bohea, der billigste und verbreitetste, ein eher großes Blatt besitzt und den Aufguss am stärksten färbt. Es ist auf jeden Fall spannend zu erfahren wie sehr sich der heutige nach CTC-Methode hergestellte in Assam maschinell gepflückte Schwarztee von dem "Schwarztee" unterscheidet, der vor 250 Jahren die britische und ostfriesische Teekulturen entscheidend prägte. Im Sinne der Frage "was versteht ihr unter "bohea tee"? - Bohea, historisch gesehen, ist der typische presiwerte "Schwarztee" des 18 und 19 Jh., eingekauft in Guangdong (Canton), China von europäischen Kaufleuten (vor allem Briten und Niederländer), hergestellt in den heutigen Provinzen Guangdong und Fujian. Es war kein bestimmter Tee aus einer bestimmten Region, sondern eine Mischung aus eher mittelmäßigen hochoxidierten Tees bzw. aus Überresten der traditionellen Teeherstellung. In Worten von Milburn, ein Tee der wie verbranntes Heu riecht und rauh schmeckt. Derselbe Autor gibt auch an dass der Begriff Bohea von "Voo-Yee" stammt, einem Land welches sich in der Provinz "Fokien" befindet - von daher kommt die heutige Auffassung dass der ursprüngliche "Schwarztee", der die Europäer auf den Teegeschmack brachte, aus dem Wuyi - Gebirge stammt, in der heutigen Provinz Fujian. Grüße, OstHesse PS: Ein Wuyishan-Felsentee mit Milch und Kluntje??? blindblend, Fisheyes und chenshi-chinatee reagierten darauf 1 2 Zitieren Link zu diesem Kommentar
OstHesse Geschrieben 12. April 2018 Teilen Geschrieben 12. April 2018 (bearbeitet) Nur um mal auch eine bildliche Quelle zu bringen... Ein Stillleben von Jean-Étienne Liotard, Anfang 1780er Liotard war ein Maler aus Genf, der im 18 Jh. dort lebte und wirkte. Das festgehaltene Teegeschirr umfasst Kanne, Teebehälter, eine Schüssel mit Zucker und Zuckerzange, sowie eine mit Tee gefüllte Tasse. Neben Zucker steht die Milchkanne. Die ganze Darstellung ist sehr detailliert und farbgetreu soweit es mit Ölfarben geht. Wenn wir und aber den Tee in der Tasse anschauen, sowie den Löffel der drin schwimmt, sehen wir einen Tee der 1). keine Milch intus hat und 2). von der Farbe her relativ hell und goldig, was eher an einen Yencha oder Dancong erinnert. Selbst wenn man typischen "Schwarztee" stark verdünnt, bleibt er ja deutlich braun, nicht goldig. Pieter Gerritsz. van Roestraeten: "Still-Life with Chinese Teabowls", 1670er Joseph Van Aken: "An English Family at Tea", um 1725 Circle de André Bouys: Un goûteur de thé (Tea Taster), 18 Jh. Die in diesen Bildnissen sichtbaren Tees sind wiederum anständig braun. Ein Paar Bilder, nur um zu zeigen, dass die Teekultur des 20ten und des 21sten Jahrhunderts, dass Teegschirr und der Tee selber bei weitem nicht einfach so vergleichbar oder gar identisch sind mit dem, was im 18 Jh. an Tee und Teekultur da war. Bearbeitet 12. April 2018 von OstHesse blindblend und Johannes Fuchs reagierten darauf 1 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar
OstHesse Geschrieben 1. Mai 2018 Teilen Geschrieben 1. Mai 2018 Einfach mal noch mehr Quellen... Laut o.g. Quellen waren es Bohea und Singlo, die Tees die während des 18 Jh. den größten Anteile des Teexportes aus China ausmachten, wobei Singlo ein Grüntee war. Laut gegenwärtiger Quellenlage war Singlo ein Sammelbegriff für Tees die aus dem Huangshan - Gebiet im heutigen Anhui stammten. QUELLE (siehe Fußnoten). Wenn man das beschriebene Aussehen des Singlo heranzieht (z.B. das von Milburn), sowie seine georafische Herkunft, dann wäre Huangshan Maofeng der moderne Nachfolger des Singlo. Bohea wird in den Quellen meist wie folgt beschrieben. 1). schwarzes großes Blatt, 2). riecht leicht verbrannt, 3). färbt Wasser dunkelrot. Wenn man dieser Beschreibung folgt und eine moderne Entsprechung sucht, wird mehr oder weniger mit Shui Xian - Züchtungen fündig! Billigere leicht zu züchtende Varietäten haben ein eher großes, grobes und relativ preiswertes Blatt, in der Wuyi-Oolong-Herstellung weit verbreitet und gastronomisch sehr flexibel, denn man liest oft dass billigere Shui Xian Oolongs sich mit meisten Gerichten, Zucker und sogar Milch sehr gut vertragen. Als Geschmacksbeschreibung begegnet man oft Sätzen wie "slightly burnt taste" und "heavy honey aroma". Es gibt eine gewisse chinesische Publikation, die eine Karte des berühmten "Teeweges nach Europa" enthält. Da ich kein Mandarin kann, konnte ich leider die Publikation selbst weder finden noch lesen, dieses Bild wird aber oft gepostet, besonders im Zusammenhang mit dem "russischen Karawanentee". Bemerkenswert ist aber dass sowohl die Route in Richtung Russland, genauso wie die Route in Richtung Canton (und somit Niederlande und England) von der Provinz Fujian ausgeht, die mit dem großen roten Punkt markierte Haupthandelsstelle befindet sich laut dieser Karte irgendwo im südöstlichen Wuyi Shan. ... mit all der Information, lassen sich theoretisch (!) die modernen Nachfolger bzw. Entsprechungen jener Tees ermitteln, welche im 18 Jh. den europäischen Teegeschmack am meisten geprägt haben! Es ist und allen bewusst dass die historischen Tees willkürliche Blends darstellten, aber wenn man sozusagen den "allgemeinen Grundgeschmack" dessen, was im Europa des 18 Jh. so als Tee bevorzugt wurde, erleben will, wäre mit folgenden modernen Tees wohl am besten bedient. Bohea ~ presiwerte Shui Xian Oolongs im Wuyi-Stil Singlo ~ Huangshan Maofeng Und natürlich noch ein Bild von Johann Philipp van der Schlichten, 1. Hälfte des 18 Jh., welches einen ziemlich dunklen Tee zeigt, welcher wohl mit Zucker aber ohne Milch getrunken wird. Überhaupt scheint der Bohea in den Bildquellen klar zu dominieren, zumindest mein Eindruck. Grüße, OstHesse blindblend reagierte darauf 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar
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