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Verblasste Geschmacksnoten nach der ersten Session


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Sonntag, klarer Himmel, heiß, Teezeit.

Heute gab es ein paar neue Teeproben zu verkosten. Dabei bin ich erneut auf ein Phänomen gestoßen, dass ich gerne einmal diskutieren möchte:

Die erste Session mit einer Probe schmeckt in Extremfällen fundamental anders als alle darauf folgenden.
Damit meine ich, dass bei gleichbleibenden anderen Parametern (Wasser, Temperatur, Teemenge, Geschirr) der die erste Session leichter, süßer, fruchtiger, etc sachmeckt, als die folgenden tun. In der Regel sind die "leichten" Geschmacksnoten davon betroffen.
Die folgenden Session schmecken zwar immernoch gut und die "verblassten" Noten sind, vor allem in späteren Aufgüssen, noch auszumachen.

 Kennt jemand das Phänomen? Meine bisherige Erklärung ist eine Gewöhnung meinerseits an den Tee.

 

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vor 2 Minuten schrieb Getsome:

Meine bisherige Erklärung ist eine Gewöhnung meinerseits an den Tee.

Ähnlich kenne ich es auch, jedoch würde ich nach einmaliger Verkostung nicht von Gewöhnung sprechen.

Ich denke viel mehr, das bei vielen Tees der Wow-Effekt dann eben vergangen ist und man es deshalb als weniger intensiv erlebt.

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Das die Gewöhnungserklärung nicht standhält hat mich ja dazu bewogen ein Thema aufzumachen.

Was ich gegebenenfalls hinzufügen sollte: Das Phänomen ist mir bisher in der Hauptsache bei Raw Pu Erhs und gerösteten Oolongs aufgefallen. Andere Oolongs sind selten betroffen und Ripe Pu Erh, Weiße Tees und Grüne Tees waren bisher nicht betroffen.
 

Über den WoW-Effekt muss ich erst einmal nachdenken.

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Ich bin mir nicht sicher ob wir uns richtig verstehen, daher versuche ich es mal mit einem Beispiel:

- 1. Session: Der Tee schmeckt klar, nicht leicht aber auch nicht sonderlich schwer, eine leichte Süße und Würze wechseln sich ab und er ist über die Aufgüsse hinweg knackig. Ein guter Gesamteindruck.

- 2. Session: Immernoch klar aber ganz klar schwer mit undefinierbaren Geschmack. Als wäre das Geschmacksspektrum auf einen Punkt verdichtet. Kein Tee den man ein zweites Mal haben möchte.

Der Rest der Probe geht dann dafür drauf die erste Session zu replizieren, jedoch ohne Erfolg.

 

Was den Wow-Effekt angeht: Bei Tees die zu einem Dauerbrenner wurden kann ich das definitv bestätigen. Allerdings nehmen einen diese Tees jetzt auf eine Entdeckungsreise zu den Details mit, während bei dem obigen Phänomen keine Details hinzukommen. 

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vor 17 Minuten schrieb Getsome:

Der Rest der Probe geht dann dafür drauf die erste Session zu replizieren, jedoch ohne Erfolg.

Doch, ich denke gut zu verstehen wovon du sprichst und meiner Meinung nach ist das genau eine:

vor 4 Stunden schrieb GoldenTurtle:

übersteigerte Wahrnehmung des Neuen

Der von Teelix angesprochene "Wow-Effekt" ist mMn nicht zutreffend, so wie du davon berichtest, weil dieser eine herausragende Stärke des Tees bezeichnet, die er aber auch danach behält. Es geht eher in die Richtung "Grass is greener on the other side" - die Neuheitsgeilheit des Menschen. Ganz konkret schärfen sich meiner Meinung nach deine Wahrnehmungssinne vor lauter angespannter Vorfreude, und das stellt sich nach der ersten Session nicht mehr ein.

Wenn du sehr viele sehr gute Tees getrunken hast, stellt sich in dem Punkt mit der Zeit eine Lockerheit ein, dass du emotionell viel gelassener an einen neuen Tee rangehst und gar nicht mehr so viel erwartest. Es ist dann eher eine positive Überraschung. Gut, manchmal kann es trotzdem noch Ausnahmen geben. :lol:

PS: Was ich selbst gelernt habe, die Ursache für die übersteigerte Wahrnehmung des Neuen ist in dir selbst zu finden - wenn sie sehr ausgeprägt ist, kann das mMn auf eine Selbstunzufriedenheit hindeuten, oder aber auch auf schwierige Lebensumstände, in denen du dich zur Zeit befindest. Ohne dir jetzt zu nahe treten zu wollen, aber du bist ja hier anonym, so what.

Bearbeitet von GoldenTurtle
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Mhh...  Für ein Gedankenexperiment nehmen wir einfach an du hast Recht.

Das Beschriebene Phänomen wird ausgelöst durch:
a) Eine Starke (übersteigerte) Vorfreude/Erwartungshaltung an den Tee. Die Sinnschärfung tritt durch die Erwartungshaltung ein und fällt auf ein normales Maß ab, nachdem die Erwartungshaltung bestätigt wurde.

oder

b) Psychologische Probleme des Konsumenten.

zu b): Ist selbstverständlich möglich, zumal ein Einfluss der Psyche auf Geschmack ja auch in anderen Bereichen festgestellt werden kann (Bsp.: besserer Geschmack in der Lieblingstasse, oder der Einfluss des Wetters auf den bevorzugen Tee). Das ist aber ein Erklärungspfad der über ein Forum nicht zufriedenstellend begangen werden kann. Hier gibt es bestimmt nette Ansätze (z.B. Beobachtung des Subjektes und Identifizierung von Umgebungsvariablen die eine Wirkung auf die Störung haben). Das nimmt aber gruselige Formen an. 
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass regelmäßiger und hoher Konsum von Kaffee oder Tee bereits eine Form der Selbsttherapierung darstellen kann. Beispielsweise nimmt der Konsum beider Produkte bei sinkender Sonneneinstrahlung ab. Die Vermutung ist, dass wir Menschen das mangelnde Vitamin D versuchen mit koffeinhaltigen Getränken auszugleichen. Das ist also sowieso ein steiniges Pflaster.

zu a): Vorfreude und Erwartung lassen sich schwer bestreiten. Alleine durch die Bestellung weiß man schon, dass etwas kommt. In dem Fall ist der Knackpunkt, dass das Phänomen dann bei jedem Tee auftreten muss. In meiner Beobachtung tut es das aber nicht. Daher ist anzunehmen, dass andere Variablen darauf wirken und genau an denen bin ich interessiert.

An a) und b) kann man ja spontan nichts ändern. Man kann höchstens versuchen deren Auswirkung zu minimieren. Allerdings sind beide schlecht rational kontrollierbar. Du schreibst ja selbst, dass Erfahrung einen großen Einfluss nimmt und Erfahrung fällt auch nicht Himmel.

Daher: Selbst wenn a) und b) wahr sind gibt es weitere beeinflussende Variablen. Welche?

Um aus dem Gedankenexperiment heraus zu treten:

Vermutlich ist es notwendig das Phänomen erst einmal genauer zu beschreiben. Gegebenenfalls zeichnen sich ja Muster ab.
 

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Interessante Frage. Da diese Frage doch recht philosophisch ausgerichtet scheint, antworte ich mal ein bisschen provokant: Da könnte man sagen dass ich die Gegenthese vertrete, dass die Erwartungshaltung zur Sinnabstumpfung führt.

Ich würde mal davon ausgehen, dass die Erwartungshaltung ein wesentlicher Aspekt ist. Wenn man einen Tee zum ersten Mal zubereitet, dann hat man eine Offenheit, die danach verloren geht. Damit meine ich dass man eben nicht genau weiß, wie gut einem der Tee wirklich schmecken wird, man hat zwar Rahmenbedingungen im Auge, die man aus der Erfahrung ähnlicher Tees, dem Preis des Tees etc ableitet, aber das ist halt doch alles im Ungewissen. Das führt m.E. zu einer größeren Intensität der Eindrücke, da man noch nicht viele konkrete Leitlinien hat, an denen sich die Empfindung orientiert.

Wenn man den Tee dann trinkt, hat man ein konkretes Erlebnis, das unweigerlich zum Maßstab aller weiteren Sitzungen wird. Inwiefern das mit dem Begriff der Gewöhnung übereinstimmt, ist wohl strittig, ich würde sagen, sicher teilweise, aber nicht zu einem allzu großen Teil. Man nimmt eben viele Eindrücke nicht mehr stark wahr, weil man sie erwartet, somit nicht mehr davon überrascht wird und diese Dinge dann nur noch unterbewusst registriert. Somit wäre das Fazit: Je konkreter die Erwartungshaltung ist, desto weniger offen sind wir für neue Eindrücke, und desto gleichgültiger registrieren wir Dinge, die uns beim ersten Mal noch begeistert hatten.

Nein, ich kann das nicht beweisen, will ich auch gar nicht *g* Zudem hab ich das meiste sowieso von Shunryo Suzuki geklaut, bzw. seiner Idee des Anfängergeistes.

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Wenn du es so formulierst, kann ich das nicht so leicht wegwischen :D

Selbst wenn man von sich aus glaubt keine Erwartungen zu haben, geht man vermutlich selten davon aus gleich schlechten Tee zu trinken. 
Dadurch das Tee, zumindest im Kontext der Tee-Verrückten, mehr als ein Getränk ist, ist ein neutraler Ausgangspunkt unmöglich. Stelle ich keine Anforderung an den Geschmack, Geruch, Beschaffenheit und generelles Aussehen des Tees ist eine Teeprobe immer ein neues Fragment der eigenen Teewelt.

In @GoldenTurtle's Ansatz führt Erwartung in Verbindung mit einer Sinnschärfung zu einem Geschmacksbild des Tees das in Zukunft nur noch nährungsweise begriffen aber nicht mehr erreicht werden kann.

Während dein Ansatz eine "Landkartenbildung" des Tees über Zeit ermöglicht. Allerdings begrenzen Vorerwartungen die zu kartographierende Fläche.

Sehr interessant. Ich glaube darin Platon und Aristoteles zu erkennen. 

Ergänzung:
Wir haben schon über Erfahrung gesprochen.

Ich frage mich gerade wie groß die Rolle der Unsicherheit ist.
Man kann einen Tee "abgrenzen" durch Informationen wie Anbaugebiet, Typ, Verarbeitung, etc. Durch Geruch und Blattbeschaffenheit wird der >Eindruck noch genauer.
Der wirkliche Test geht aber nur mit heißem Wasser.

D.h. dann verschwindet die Unsicherheit für diesen Tee. Allerdings stehen nur bekannte Kategorien zur Verfügung. Es wäre also möglich den Tee in interne Kategorien zu packen in die er nicht gehört einfach um der Unsicherheit zu entgehen. Im Folgenden wird einem schließlich bewusst, dass der Tee anders ist.

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  • KlausO hat Thema empfohlen

Um das Thema von der Theorie zur Praxis zurückzuziehen:
 

Im Verlauf der letzen Woche habe ich von zwei der betroffenen Pu's Stücke aufgebrochen und offen in einer Glasschüssel im Raum stehen lassen. Dadurch wurde das Ergebnis wesentlich besser.

Meine aktuelle Vermutung ist: Der erste Aufguss besteht bei Samples fast immer aus kleinen Stücken und dem losen Anteil in der Packung. Da ich bei den vorhergehenden Probenlieferungen immer gut damit gefahren bin den Tee direkt aus dem Kuchen in den Gaiwan wandern lassen habe ich das hier auch so gemacht.
Ich werde das bei der nächsten Lieferung mal genauer unter die Lupe nehmen.

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Wie lagerst du denn die Proben zwischendurch, damit das Phänomen (1. Aufguss gut, 2. nicht) auftritt? Zumal du sagst, dass es bei einer offenen Lagerung besser wird, würde ich (von den oben diskutierten psychologischen Aspekten mal abgesehen) zumindest teilweise darauf tippen. Wenn ein Bing frisch aus dem Paket aus China/Malaysia kommt, schmeckt er definitiv anders, wie wenn er sich etwas aklimatisiert hat (und damit meine ich keine nass gewordenen Las Thoughts :ph34r:).

Und/Oder du hast ein Teil der Antwort mit den "kleinen Stücken" schon selbst gegeben: bei viel zerbrochenen Blättern wird der Tee (i.d.R.) deutlich adstringenter – das kann manchen Tees zwar gut tun, verfälscht aber natürlich das Ergebnis im Vergleich zu weniger beschädigten "Brocken". Das macht ganz klar einen Unterschied!

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Die Proben von denen ich spreche sind meist zwischen 25 und 50g und sind in diesen Tütchen die innen aus Alu und außen meist aus braunem Papier bestehen.

Der überwiegende Teil stammt von Händlern aus Deutschland. Da ich eine Probe in einer bis zwei Wochen leer habe lasse ich die anderen in der Tüte bis sie drankommen. Was im Wesentlichen der kleinen Studentenbude geschuldet ist. Ich befürchte, dass sonst Feuchtigkeit vom Duschen und Kochen zu viel für die Tees wird.

Die Probe an der ich jeweils sitze ist zu einem Teil in der Tüte und zum Anderen in einer Schale offen gelagert (1-2 Tage maximal). Allerdings ist mir aufgefallen, dass ich dort in letzter Zeit eben ein "Stück" Tee drin hatte und nicht viele kleine Stückchen und Blätter wie das der Fall ist wenn ich von ganzen Kuchen herausbreche (das Phänomen ist mir bisher auch nur bei Proben und nicht den ganzen Kuchen aufgefallen/ Anderserseits besitze ich zu wenige Kuchen im diesen Schluss zu ziehen).
 

Bei dem Test letzte Woche habe ich also das Verfahren der Proben wieder dem für Kuchen angeglichen.

 

 

 

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Okay, wenn von deutschen Händlern und in Doypacks gelagert würde ich das Thema "Lagerung" eher ausschließen.

Wie gehst du denn vor, wenn du ein großes Stück Tee hast? Zerkleinerst du das oder lässt du es am Stück?
Ich würde dir empfehlen, den Tee immer zu zerkleinern, da dann das Ergebnis sehr viel gleichmäßiger wird, wie wenn du einen dicken Brocken aufgießt (insbesondere wenn du ein berüchtigtes Stück von der Mitte eines Bings hast). 

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Dann habe ich das mit den Stücken wohl undeutlich erklärt.

Bei ganzen Kuchen: Wenn man da mit der Pu erh Nadel rangeht gibt das ja keine "großen" Stücke. Die werdens chon klein. Ich versuche allerdings wenn möglich ganze Blätter zu erhalten. Je nach Kompressionsdichte ist das aber nicht immer möglich. Ein Stückchen hat ca. 0,5g max.

Bei den Proben hatte ich das "zerkleinern" einfach vergessen. ein "Stück" hatte da schonmal <2g. Daher meinte ich ja auch, dass die Proben jetzt wieder so behandelt werden wie ganze Kuchen. 

Der Zeitraum und Menge ist bisher aber zu gering um zu sehn ob sich das Problem damit gibt.

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