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Erfahrungsbericht: „Sauerer“ Yiwu Sheng Cake


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Einer meiner Sheng Cakes hatte, bereits bei seiner Anlieferung, einen äußerst unangenehmen Geruch und Geschmack, welcher in Ermangelung eines passenden Begriffs im Folgenden als „sauer“ bezeichnet wird.

Grund für den Bericht: Ich persönlich kann zurzeit mit den Daten nicht viel anfangen. Gegebenfalls sind sie in der Zukunft mal nützlich und sollen daher Interessierten zur Verfügung stehen.
Produkt &Geschichte: Der Yiwu Cake liegt im oberen Ende der 5-10 Jahresmarke. Mehr möchte ich aus Fairness gegenüber dem Shop erst einmal nicht dazu sagen. Aufgefallen ist mir der spezielle Geruch des Cakes sofort, da Yiwu mein bisheriges Lieblingsgebiet ist und daher auch das Gebiet mit der höchsten Drinkerfahrung.

Ersteindruck Geruch & Geschmack: Beide sind nicht einfach zu umreißen, da es sich eben nicht teetypische Ausprägungen handelt. Der Geruch war viel zu rauchig und „benzinig“ für Yiwu. Richtig unangenehm war aber eine Note die zwischen unsauber und ranzig liegt. Der Geschmack ähnelt dem Geruch in leicht bis mittel abgeschwächter Form.

Um dem zu begegnen habe ich den einen kleinen Teil des Cakes abgebrochen und in kleineren Stücken in zwei Metalldosen verstaut. Diese Dosen wurden in regelmäßigen Abständen zum Luftaustausch und dem Nehmen von Geruchsproben geöffnet. Der restliche Cake verbrachte seine Zeit in der mitgelieferten Verpackung.
Der Doseninhalt wurde über ca. ein Vierteljahr verkostet ohne nennenswerte Veränderungen in Geruch und Geschmack erkenne zu lassen.

Schließlich habe ich den Cake aufgegeben und wollte ihn einfach in der Verpackung auf ewig versauern
J lassen. Nach einem halben Jahr hatte ich ihn aber zufällig nochmal in der Hand und habe dabei festgestellt, dass der Geruch merklich besser war. Daraufhin beschloss ich mit dem Cake zu experimentieren.

Beobachtungen aus dem Experiement:
a) Die Experimente dauerten ca. ein weiteres Vierteljahr und beinhalteten Aufgüsse direkt aus dem Cakestammen und welche die in Stücke gebrochen ein bis zwei Wochen in offenen Behältern im Wohnraum standen. Dies hatte leichten Einfluss auf den Geruch aber keinen auf den Geschmack.


B) Dosierung/Ziehzeit: kein Einfluss

 

c) Größe der Teebrocken: je kleiner desto ungenießbarer

 

d) Geruch der nassen Blätter: von unverändert bis „fast wie Yiwu“

 

e) Geschmack: ungenießbar (ca. 35% des Cakes), trinkbar aber schlecht (30%), ohne die oben beschriebenen negativen Geschmäcker und sonst neutral (ca. 5%), wie guter Standardyiwu (5%). Die restlichen 25% wurden vor dem Experiment verbraucht (alles grobe Schätzwerte).

Alles was für mich unter „ungenießbar“ fällt wanderte nach 1-2 Mal waschen und zwei Aufgüssen direkt auf den Kompost. Ich kann keine Aussage treffen ob ab Aufguss x oder y Besserung eintritt. „trinkbar aber schlecht“ zeigt leichte Besserung ab ca. Aufguss 7, dennoch nichts was man trinken möchte. Für die beiden letzten Kategorien gilt, dass sie sich über die Aufgüsse hinweg wie andere Yiwus auch verhalten. Leider, leider habe ich vergessen zu notieren von welcher Stelle des Cakes die jeweiligen Proben kamen. L

Welche auffälligen Beobachtungen konnten gemacht werden??

 

1) Zum Aussortieren der Nase folgen: Roch eine Probe schlecht viel sie immer in eine der beiden ersten Kategorien. Aber nicht jede akzeptabel riechende viel in die letzten zwei. Daher: riecht es schlecht, gleich auf den Müll.

2) 

 Alle Proben der ersten und zweiten Kategorien waren geprägt von bemerkenswert dunklen Blättern im Vergleich zu Tees im selben Alter. Das wird spätestens am Inhalt des Siebes deutlich: tief schwarze Rückstände neben den dunkelbraun bis braunen anderen Blättern. Aber! In den beiden letzten Kategorien fanden sich ebenfalls diese Rückstände. Allerdings in wesentlich geringer Konzentration und gefühlt heller. Zumindest für die meisten der schwarzen Blätter gilt: Äußere Sicht oder Rand des Cakes.

3) 

 Die Energie des Tees war in jeder Probe ungefähr gleich zu spüren.

4) 

 Für die beiden trinkbaren Kategorien gilt: Im Vergleich zum restlichen Cake natürlich erfreulich. Im Vergleich zu anderen Tees fehlte dennoch Lebendigkeit und Breite des Geschmacksspektrums. Dies ist mir aber nur aufgefallen, wenn der andere Tee zügig im Anschluss getrunken wurde.

 

Wenn ihr Fragen oder Verbesserungsvorschläge habt, editiere ich den Text entsprechend.

Ansonsten freue ich mich auf Beiträge und Diskussion
J

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Das ist interessant, aber wie kann es jemandenm helfen, wenn Du weder den Tee noch den Händler benennst?

Da es in gewissem Sinne hierher paßt: Ich habe bei Yunnan Sourcing den Lao Ban Zhang von 2009 gekauft. Wie sich bei einer Parallelverkostung in Zürich herausstellte, hat der Tee bei der Zubereitung offenbar so viel Rauch abbekommen, daß der Rauchgeschmack den Teegeschmack völlig überdeckt. Da Du auch von Rauchnoten schreibst, könnte das bei Dir wohl auch der Fall sein. Könnten die kleinen Teebrocken dadurch entstanden sein, daß der Tee angebrannt ist?

P.S.: Was ist "Die Energie des Tees"? Ist das irgendso ein esotherischer Begriff, oder wie ist das definiert?

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vor 43 Minuten schrieb Manfred:

...hat der Tee bei der Zubereitung offenbar so viel Rauch abbekommen, daß der Rauchgeschmack den Teegeschmack völlig überdeckt. ...

Du meintest sicher "bei der Produktion" anstelle von "bei der Zubereitung"?

Ja, leider werden Tees nicht selten schlecht gekocht / trocken gegart. Ein guter Tee hat einen klaren Geschmack ohne rauchige oder muffige Noten. Rauchgeschmack ist ein Indiz für mangelhaftes Kochen (zu heißer Wok, schlecht gewendete Blätter, zu schnell und/oder zu kurz gekocht ...) was entweder am schlechten Koch liegt (davon gibt es leider sehr viele) oder er soll die mangelnde Qualität des Blattmaterials überdecken.

Und die Herkunft alleine macht noch lange keinen guten Tee. Selbst das edelste Blattwerk nützt nichts wenn es schlecht bearbeitet wurde.

Das Leben ist zu kurz für schlechten oder auch nur mäßigen Tee. ;)

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@Manfred: Was die Energie anbelangt: Soweit mir bekannt ist  Cha Qi   der Fachbegriff dafür. Ich meinte damit, dass der Tee wärmend und belebend ist sowie zu schwitzen führt.
Was den Shop angeht. Ich habe bisher keinen Hinweis, dass böse Absicht oder Ähnlich dabei eine Rolle spielen, zumal alle anderen Tees (inkl. einem weiteren Yiwu Cake) gute und Qualitativ einwandfreie Tees waren. Ich habe das unter "Scheiße passiert, das Leben geht weiter" verbucht. Zumal ich selbst Kontakt zum Shop gesucht habe und alles geklärt ist.

Was die Theorie des angebrannten Tees angeht: Gefühlt war der Tee "trocken" ohne, dass ich dafür ihrgendeinen Beleg hätte. Wenn ich wieder zu hause bin schaue ich mal nach Fotos von den Blättern.

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vor 2 Stunden schrieb teekontorkiel:

Ja, leider werden Tees nicht selten schlecht gekocht / trocken gegart. Ein guter Tee hat einen klaren Geschmack ohne rauchige oder muffige Noten. Rauchgeschmack ist ein Indiz für mangelhaftes Kochen (zu heißer Wok, schlecht gewendete Blätter, zu schnell und/oder zu kurz gekocht ...) was entweder am schlechten Koch liegt (davon gibt es leider sehr viele) oder er soll die mangelnde Qualität des Blattmaterials überdecken.

Stimme ich prinzipiell zu, allerdings sind mir auch schon ein paar wenige Shengs untergekommen, bei denen die Rauch-Note (zumindest für meinen Geschmack) kein negativen Einfluss hat, sondern ganz essentiell zum Charakter des Tees beiträgt (z.B. der 2014 EoT Yunyun oder der 2015 prSK XiaoShu LinChang) und mir da auch gefällt. Man kann auch zwischen negativen Rauchnoten (Aschenbecher) und interessanten Rauchnoten (Lagerfeuer im Wald) unterscheiden – ähnlich wie ein sehr bitterer Tee nicht gleich schlecht ist (Bitterkeit in Factory-Shengs ist meist Pfui, Bitterkeit in einem Wilden Sheng ist absolut Klasse ... oder ich hab einfach nur einen komischen Geschmack). 
Das sind aber vermutlich eher zufällige Glücksgriffe und nicht unbedingt mit entsprechendem Vorsatz so produziert ;) 

Bei sauren Noten konnte ich aber bislang noch keine positive Version finden :( 

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@topic: Es existiert eine Theorie, derzufolge ein Sheng, welcher er zu lange (einige Jahre) luftdicht und enganliegend verpackt war, sauer/säuerlich werden kann. Die Bakterien benötigen auch Luft für ihre Fermentationsarbeit. Angrenzend dazu gibt es eine weitere, haarsträubende Theorie eines Professors aus Yunnan, mit dieser Aufregung wollen wir euch aber noch verschonen, zumindest bis unsere Laborergebnisse vorliegen. Wenn sie sich als wahr erweist, könnte sie globale Folgen für den Preis von Sheng haben.

Bearbeitet von GoldenTurtle
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vor 15 Minuten schrieb doumer:

ähnlich wie ein sehr bitterer Tee nicht gleich schlecht ist (Bitterkeit in Factory-Shengs ist meist Pfui, Bitterkeit in einem Wilden Sheng ist absolut Klasse ... oder ich hab einfach nur einen komischen Geschmack). 

Ja genau. Bitter ist nicht gleich bitter. Meistens ist bitter ja nicht lecker, aber diese köstliche "bittersüße" Herbe wie bei LBZ o.ä. ist ja ein intensiver Hochgenuss. Das bezeichne ich dann eher als "herb", denn "bitter" klingt irgendwie unlecker. Vielleicht sollten wir es edelbitter oder zartherb nennen wir bei Schokolade?

:P

 

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Danke für diesen interessanten Bericht. Das ist richtig schön zu lesen, wie du dich diesem suboptimalen Tee gewidmet hast, um seine Facetten kennenzulernen und auszutesten, wo die Reise hingehen könnte. Was du machen könntest, ist, den Tee aufdröseln und in einem Porzellangefäß richtig lang wegpacken. Oder jemandem geben, der einen Pumidor hat. Womöglich könnte man durch eine feuchte Umgebung die Reifung nochmal richtig in Gange bringen und den Tee nochmal weiterbringen. Oder dämpfen... Aber das sind alles, wie du schon gesagt hast, Experimente :)

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vor 30 Minuten schrieb teekontorkiel:

Ja genau. Bitter ist nicht gleich bitter. Meistens ist bitter ja nicht lecker, aber diese köstliche "bittersüße" Herbe wie bei LBZ o.ä. ist ja ein intensiver Hochgenuss. Das bezeichne ich dann eher als "herb", denn "bitter" klingt irgendwie unlecker. Vielleicht sollten wir es edelbitter oder zartherb nennen wir bei Schokolade?

:P

 

Hihi, "edelbitter" gefällt mir :thumbup:

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@Getsome Wir ist nur ein Teil einer kleinen Teerundengruppe (Teeliebhaber und Teehändler). Die Resultate sollten dann aber schon irgendwann von einer Uni kommen und zuverlässig sein. Was Fachliteratur anbelangt, einige Mitglieder eines anderen befreundeten Teezirkels sind an der Übersetzung eines angeblich sehr guten Buches über Pu'Er aus dem Chinesischen, so weit ich weiss gibt es noch kein einziges gutes auf deutsch, und die von Cloud auf englisch sind ja teilweise ok, teilweise naja.

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vor 35 Minuten schrieb miig:

Was du machen könntest, ist, den Tee aufdröseln und in einem Porzellangefäß richtig lang wegpacken. Oder jemandem geben, der einen Pumidor hat. Womöglich könnte man durch eine feuchte Umgebung die Reifung nochmal richtig in Gange bringen und den Tee nochmal weiterbringen. Oder dämpfen... Aber das sind alles, wie du schon gesagt hast, Experimente :)

Die Geruchsänderung kann als Hinweis gedeutet werden, dass weitere Entwicklung möglich ist. Leider ist von dem Cake nichts mehr da. Evtl. bekommt jemand mal ein Exemplar in die Hände und kann das dann testen.

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  • 2 Wochen später...
Am 7/26/2017 um 10:55 schrieb Manfred:

Das ist interessant, aber wie kann es jemandenm helfen, wenn Du weder den Tee noch den Händler benennst?

Da es in gewissem Sinne hierher paßt: Ich habe bei Yunnan Sourcing den Lao Ban Zhang von 2009 gekauft. Wie sich bei einer Parallelverkostung in Zürich herausstellte, hat der Tee bei der Zubereitung offenbar so viel Rauch abbekommen, daß der Rauchgeschmack den Teegeschmack völlig überdeckt. Da Du auch von Rauchnoten schreibst, könnte das bei Dir wohl auch der Fall sein. Könnten die kleinen Teebrocken dadurch entstanden sein, daß der Tee angebrannt ist?

P.S.: Was ist "Die Energie des Tees"? Ist das irgendso ein esotherischer Begriff, oder wie ist das definiert?

Hallo Manfred,

diese Rauchgeschmack ist eine typische Geschmack von LBZ, wird aber nach der Zeit „weicher“ werden. Diese Rauchgeschmack ist der Charakter von LBZ deswegen egal richtige oder gefälschte haben solche rauchgeschmack da. 

Ich kenne diese Geschmack weil ein freund von meinem Vater jedes Jahr hinfliegt und selber Tee macht und verkauft.

ich habe aber auch schon gefälschte LBZ probiert, die nachgeschmack ist aber anders.

 

kann ich schlecht erklären. wenn chance gibt, kannst mal vorvei kommen und ausprobieren in karlsruhe :)

 

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vor 19 Stunden schrieb wu.chia.yu:

diese Rauchgeschmack ist eine typische Geschmack von LBZ, wird aber nach der Zeit „weicher“ werden. Diese Rauchgeschmack ist der Charakter von LBZ deswegen egal richtige oder gefälschte haben solche rauchgeschmack da. 

Dem möchte ich wiedersprechen. Rauchgeschmack kommt nicht vom Teeblatt, bwz. einer Region sondern von der Produktion, dem Trockengaren, bzw. "killgreen". LBZ ist einer meiner absoluten Lieblingstees, daher genieße ich ihn relativ häufig. Es gibt durchaus sauber produzierte LBZ mit klarem Geschmacksbild ohne jegliche Rauchnoten. Sogar der frische 2017er hat eher erfrischende Noten aus Zitrusschale, Moos, Minze - zudem strotzt er vor Kraft und spendet unglaublich viel Energie. :love:

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Yep! Rauchgeschmack kommt von der Produktion oder Lagerung aber keinesfalls vom Tee selber. Die Probe von @Manfred ist aber definitv rauchig wenn auch nicht ganz so schlimm wie andere Proben von verschiedenen Teebergen. Dies kommt vor allem bei älteren Tees gerne vor da man früher tendenziell in Bambushütten mit offener Feuerstelle gewohnt hat. Gemauerte Häuser sind erst mit steigendem Pu-Erh Preis und somit gesteigertem Einkommen en vogue geworden. B)

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