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Puerh Vorlieben beschreiben


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Hallo,

hab mir gerade folgendes gedacht:

Ich gehe in einen Teeladen, wo ich verschiedene Puerhs kaufen könnte.

Nun fragt mich der Händler, was ich gern hätte.

Und dann muss ich möglichst nicht zu ausschweifend beschreiben, was für eine Sorte von Puerh mein Interesse erweckt.

Wie gehe ich da am besten ran?

Vieleicht erst mal Shu oder Sheng? - gut, das ist klar

Dann vieleicht, ob der Puerh noch relativ frisch sein sollte bei Sheng oder schon etwas gelagert oder ...

Also ich bevorzuge etwas gereiftere, die schon etwas runder sind. Wobei man das am Jahr allerdings auch nicht festmachen kann.

Kleine Blätter oder große Bläter, soweit das zu erkennen ist.

Oder kenne ich mich schon mit Anbaugebieten aus? - eher nein.

Sicher ich kann spontan entscheiden, was mir gefällt. Aber gefällt mir, was der Verkäufer anbietet, wenn ich nicht nach dem richtigen frage?

Ich muss mehr Sorten erst einmal probieren. Aber "kleinere" Sorten sind auch im web nicht zu finden, so dass andere Beschreibungen nicht verfügbar sind. Es gibt eben eine unüberschaubare Vielfalt an Puerh - Möglichkeiten.

Was denkt ihr so darüber, wie würdet ihr in so einen Laden gehen?

Gruß Krabbenhueter

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Das ist wirklich ein schwieriges Thema - denn seien wir mal ehrlich: die Läden in Deutschland, wo einem wirklich fundierte Beratung zu Pu-erh gegeben werden kann, wird man eher an einer als an zwei Händen abzählen können.

Selbst bei (hier schwenke ich mal zum Internet-Handel, weil ich da eher fündig werde, wenn meine Suche über losen Shu hinausgeht) sonst wirklich gut gemachten Seiten mit reichlich Hintergrundinfos zu den Tees wie Benjowski oder Teahouse, sind die Details zu Pu-erh wirklich sehr dünn.

Wenn ein Händler mehrere Pu-erh zur Auswahl hat (eben mal die Internet-Präsenz des Berliner Teesalons angesehen - nette Auswahl!), würde ich eingrenzen

1. Sheng / Shu,

2. ungefähre Altersangabe (1-2 Jahre, 5-8 oder deutlich älter?)

und mir die 3-4 die dann noch übrig bleiben mal beschreiben lassen.

Wenn der Verkäufer dann ins Stammeln kommt oder nur Allgemeinplätze verwendet, wird er sich vermutlich nicht so mit den Tees auseinadersetzen, dass er mich wirklich beraten kann - und ich rate selber. Oder ich habe jemanden vor mir, mit dem ich richtig fachsimpeln kann.  ;D Das dauert dann auch gerne mal länger.

Und dann kommt wieder das Problem: ist das, was ich als "angenehm herbe Frische" empfinde für mein Gegenüber eine "abstoßend aggressive Bitterkeit"? Teebeschreibungen sind schwierig und ich habe leider keine bessere Lösung gefunden, als die Beschreibungen anderer als Hinweise zu verstehen. Das wirkliche Lernen über Tee findet dann in meinem Mund statt.

Wenn Du ganz konkret auf der Suche danach bist, wie man das Erleben beim Trinken eines Pu-erh in Worte fassen kann, dann findest Duim Blog von Bannacha einen guten Artikel. Da geht es außer um Geschmack auch um Duft, Mundgefühl etc.: "How to describe Pu-erh tea"

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das große problem, wie auch das wunderbare sind nun mal die verschiedenen möglichkeiten, die sich gegenseitig beeinflussen, bei anderen teesorten ist es relativ simpel zu sagen was gut ist oder einem schmeckt oder nicht.

es gibt natürlich ein paar wichtige faktoren, die ich hier nur kurz anreissen mag:

1) optik: geschmacklich und qualitativ kaum einfluss, aber habe eine tendenz festgestellt, die aber nur eine verallgemeinerung ist und nicht 100% gilt: die größte auswahl und damit qualitativen unterschiede gibt es bei bing/jingua (kuchen/kürbis) und zhuang/fang (backstein/plakette). tuocha hab ich bisher nur minderer quali gefunden. bei pilzform kann ich gar keine erfahrungswerte weitergeben. das gesamtvolumen und form bedingt auch die reife: mehr oberfläche = mehr interaktion = schnellere reifung. d.h. auch kleinere sollten schneller durchgereift sein, als große pu-erh.

2) shu und sheng ist bei manchen fast eine glaubensfrage, aber sheng ist nicht pauschal gut, er ist nur komplizierter im geschmack und in der herstellung. shu ist verfahrenstechnisch unempfindlicher gegenüber fremdeinflüssen und ist auch "cremiger" und weicher. bei sheng kann man relativ viel falsch machen. da ist shu einfach gutmütiger und ich hoffe nach der letzten aufteilaktion habe ich die hardcore sheng-jünger hier im forum zumindest gezeigt, dass es auch guten shu gibt. sheng hat aber dieses gewisse etwas was sich nur schwer in worte fassen lässt.

3) anbaugebiete gibt reichlich, da muss man sich wohl oder übel durchtesten - aber das anbaugebiet gibt auch nur andere rahmenbedingungen vor wie sonneneinstrahlung, wärme allgemein und feuchtigkeit. manche gebiete haben da bessere vorraussetzungen als andere, in anderen stehen ältere teebäume mit großen blättern und dann gibt das anbaugebiet auch nur die verarbeitungstechnik vor (insofern traditionell nach den jeweiligen techniken im dorf - was bei uns landet ist aber leider zu 99% von den größeren manufakturen).

4) dann haben wir noch bei sheng trocken und feuchtlagerung - der einfluss sollten jeden ansatzweise klar sein: feucht = schnellere fermentation = bisschen "shu-iger" bzw trocken: langsam, heller vielleicht auch etwas kratziger. dabei sind die übergänge natürlich fließend. shu kann man auch so lagern, macht aber den bock nicht mehr fett.

5) alter sollte auch jedem klar sein. gero hat das ja schon in dem post vor mir umrissen, gibts aber auch an etlichen andern stellen zu lesen...

mit dem punkt anbaugebiet hab ich bei der blatt quali thematik schon an der oberfläche gekratzt: dick und groß = ja so mögen wir sie  ;) klein und dünn... also ein größer ledriger lappen stellt das ideal dar, ist aber durch die natürliche knappheit preislich verdammt hoch angesiedelt. wenn ihr hier sagt: ich gebe gerne 200+ euro für einen sheng aus, könnte ich den auch besorgen, nur umso höher die regionen werden, desto schwieriger wird die geschmackliche rechtfertigung und ganz zu schweigen von der akzeptanz auf dem deutschsprachigen markt. wenn ich nächstes jahr mal drüben bin und ihr wirklich DEN pu-erh haben wollt, dann guck ich mal, nur ihr müsst euch auf etwas festlegen. 200 euro sind da nur eine imaginärer schwellenwert. gibt auch pu-erh für fünfstellige eurobeträge :)

wie immer möchte ich hier noch anfügen, dass es noch mehr als diese paar faktoren gibt, aber sie spiegeln doch vielleicht die jenigen wieder, die den größten einfluss auf das haben, was ihr haben möchtet

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@ Krabbenhuetter,

Ich muss mehr Sorten erst einmal probieren. Aber "kleinere" Sorten sind auch im web nicht zu finden, so dass andere Beschreibungen nicht verfügbar sind.

Das stimmt so nicht ganz. Bei Banacha kannst du von jedem dort angeboten  Puerh eine kostengünstige 20g Probe bestellen. Habe ich selbst schon gemacht, Maik und Gero habe schon von meinen Versuchen den Rest abbekommen.  ;D

@ geroha, @ chensi-chinatee, mal wieder ein sehr gelungene Einführung und Erklärung.

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:) das mit den "kleineren" Sorten meinte ich anders. Es ging mir darum, dass eine kleinere Fabrik in kleineren Mengen Puerhs produziert. Die aber dann so selten anzutreffen sind, dass man nirgendwo eine Beschreibung dazu findet. Ich werde demnächst mal ein Beispiel einstellen.

Der aktuelle Anlass meines Besuchs in einem Teeladen ( nicht der Teesalon ), der bestimmt von einem "Puerh - Kenner" geführt wird, war ja gerade gestern. Und da ich schon mehrmals dort war, bin ich auch schon etwas mit dem dortigen Vorgehen vertraut. Die dort zu sehenden Sorten sind sehr gering. Aber er hat mehr in seinem "Keller". Ich denke mal, dass ich erst zu die wirklich interessanten Sorten vordringen werde, wenn ich einigermaßen gezeigt habe, was ich haben möchte und er mich für geeignet genug hält  :) , wenn ich das mal so ausdrücken darf.

Gegenüber einem Versand sehe ich schon den Vorteil, dass ich sehen und riechen kann, was mir angeboten wird. Obwohl ich dem Riechen gegenüber dem späteren Aufguss noch eine eigenen Rolle geben möchte. Für mich ist es noch nicht so einfach direkt von dem trockenen Blatt auf die Art des späteren Aufgusses zu schließen. Einzig vieleicht wenn der Tee muffig oder schlecht riecht würde mich das davon überzeugen meine Finger davon zu lassen. Denn ich hatte schon Proben, die so nach fast nichts gerochen haben und später dann aber im Aufguss überzeugten, jedenfalls mich.

Gruß Krabbenhueter

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Das klingt gut, dass Du jemanden in der Nähe hast, der sich auskennt.

Vielleicht hilft es dann ja, wenn Du mit dem berater drüber sprichst, welche der bereits probierten Tees Dir gut gefallen, damit er weiß, was er Dir noch anbieten kann.

Einige mögen das für bevormundend halten, aber ich finde es gut, dass er Dir einige Sorten "vorenthält", bis Du Dir eine Vertrautheit mit der Thematik erarbeitet hast, die Dich auch schwerer zugängliche Tees erschließen lässt.

Ich hatte mal einen Sheng aus den 70er Jahren, von dem ich sehr enttäuscht war ... vielleicht würde mir der Tee in ein paar Jahren viel besser gefallen, wenn ich weniger auf den Geschmack und mehr auf die Wirkung achte.

Vielen Dank, dass Du das Thema aufgebracht hast - das war der letzte Anstoß für mich, endlich ein länger geplantes Vorhaben umzusetzen:

Ich verkoste gerade zwei Sheng parallel, die ich gerne auf längere Sicht zu meinen Vergleichsmaßstäben machen möchte (Jingmai Gushu 2010 und Mangfei Plantagentee 2008 - gewählt weil das meine einzigen kompletten Bing sind und hoffentlich noch eine Weile vorhalten). Es fällt mir viel leichter, Besonderheiten herauszuarbeiten, wenn ich es in Relation zu einem anderen Tee setzen kann.

Vielleicht hilft es Dir ja auch, wenn Du die gesuchten Eigenschaften in Relation zu bereits bekannten Tees ausdrückst, z.B. "Ich hätte gerne einen Sheng, der ähnlich frisch wirkt wie A, aber eine deutlichere Süße hat und im Nachgeschmack so lang anhaltend wie B ist."

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Sehr schönes Thema, zu dem ich mangels Erfahrung nicht wirklich etwas beitragen kann. Shu habe ich bisher noch gar nicht wirklich probiert. Aber bei Sheng kann ich mittlerweile feststellen, dass ich die weniger strengen gerne mag. Einen Grenztee 1990 vom Teespeicher fand ich z.B. sehr sehr lecker, aber der kostet natürlich auch etwas. Habe Glück gehabt, dass ich an eine Probe gekommen bin. Bei älteren Sheng ist mir zudem aufgefallen, dass sie nicht das "Fischige" eines Shu haben, was mir nicht ganz so zusagt.

In Hamburg gibt es leider keinen Laden, der sich auf diese Art Tee spezialisiert hat. Wenn es einen gäbe, dann müsste ich darauf hoffen, dass der Verkäufer die gleichen sensorischen Verknüpfungen hat, damit er versteht was ich will. Gerade bei Pu Erh habe ich die Erfahrungen gemacht, dass die Beteiligten bei den Aromen unterschiedliche Assoziationen haben. Bei rauchigen Pu Erhs kann das z.B. von Lagerfeuer bis Aschenbecher reichen, also positiv oder negativ behaftet sein. Generell würde ich mich gerne in einem Laden von Experten beraten lassen, denn "gute" Pu Erhs haben mir bisher immer geschmeckt. Das geht generell vor Ort zwar besser, könnte aber auch online funktionieren. Chenshis Idee mit einem besonders hochwertigen Pu Erh finde ich interessant. Könnte mir schon vorstellen, dass wir uns einen Fladen teilen, den er in China für uns auswählt. Aber 200 Euro wäre etwas viel...

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Jetzt hab ich schon zwei Teeläden, die mir bei Puerh helfen. Da komme ich mit dem Austrinken gar nich hinterher  :)

Ich lass mich mal etwas treiben und werd sehen, wohin die Reise geht.

Zu dem teuren Tee von Chenshitee wollte ich noch sagen, dass dann natürlich schon etwas genauer bekannt sein sollte wohin es geht und ob dann genug zusammenkommen, die der gleichen Meinung sind, sprich also den gleichen oder einen ähnlichen Geschmack verfolgen, muss sich erst noch rausstellen. Aber bis dahin haab ich noch einige Schalen zu leeren  :)

Gruß Krabbenhueter

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