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Kleine Polemik: Tee und Gesundheit


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  • 2 Wochen später...
Am 12.10.2017 um 20:13 schrieb OstHesse:

Da ich vor Jahren ebenfalls "wissenschaftlich und quellenbezogen" in Geschichts- und Ernährungsforen unterwegs war, glaube ich das Problem mehr oder weniger zu kennen.

Es ist eben der an sich recht grobe, aber für die Allgemeinheit paradoxerweise zu subtile Unterschied zwischen epidemiologischer Untersuchung und klinischem Versuch. Bei epidemiologischen Untersuchungen, auf denen dann epidemiologische Studien fußen, werden unterschiedliche Ereignisketten mithilfe statistischer Methoden untersucht um zeitliche und räumliche Zusammenhänge aufzudecken.

Beispiel: Die Schneemenge und die Erkältungsrate der Bevölkerung lassen sich als Funktionen bzw. Kurven darstellen; x-Achse sind die Monate, y-Achse die Menge an Schnee-Niederschlag in mm oder die Prozentsatz der Erkälteten gemessen an der Gesamtbevölkerung. Wenn man diese beiden Kurven übereinander legt und sich nur an der x-Achse (Zeit) orientiert, sind sie sich äußerst ähnlich im Verlauf, wenn das eine steigt, steigt das andere und umgekehrt. Dieses Verhältnis wird Korrelation genannt. Diese beweist keine Ursache-Wirkung-Beziehung zwischen Schnee und Erkältungen!

Klinische Versuche hingegen sind experimentell so ausgelegt, dass zwischen zwei Ereignisse keine bloße Korrelation sondern ein Ursache-Wirkung-Verhältnis nachgewiesen werden kann. Dabei werden, grob gesagt, alle Bestandteile der beiden Ereignisse einzeln untersucht, dies geschieht experimentell, unter Verwendung von Kontrollgruppen und oft sind solche Versuche blind oder gar doppelblind ausgelegt. Beispiel; nach dem Genuss von Kraut X haben die Probanden den Effekt Y. Das Kraut wird so gut wie es geht in seine Bestandteile zerlegt, alle infrage kommenden Stoffe so gut wie es geht isoliert, und dann werden diese pur an Probanden getestet. So findet man das Alkaloid Z, was eben den Effekt Y eigentlich   v e r u r s a c h t !

... nun, was die Medien und die "Ernährungsszene" (Fruitarier, Veganer, Low Carb, Paleo, etc.) angeht, wird gerade dieser grobfeine Unterschied zwischen Epidemiologie und klinischem Versuch viel zu oft verwischt und verdreht. Die am meisten durch Medien und Ernährungs-Gurus zitierten Studien überhaupt sind eben epidemiologische Untersuchungen, die dann aber als Ursache-Wirkung-Beweis hingestellt werden!!! Wer aus bloßer Korrelation weitreichende kausale Schlüsse zieht und versucht diese gar als "wissenschaftlicher Beweis" zu verkaufen, betreibt astreine Pseudowissenschaft, denn Korrelationen belegen weder kausale Zusammenhänge noch sind sie geeignet irgendwelche Ernährungsempfehlungen zu tätigen.

Ich habe in meinem Leben eine Unmenge an reißerischen Ernährungs-Artikeln der Mainstream-Medien lesen müssen, und fast immer (gefühlte 90-95%) haben wie es mit recht nüchternen (sprich un-sensationellen) epidemiologischen Untersuchungen zu tun, die dann mit Schaum vorm Maul "Wissenschaft hat bewiesen!!!1!!11!!eins!eins" kreuz und quer als Nachweis kausaler Verbindungen zwischen A und B propagiert werden. In fast allen Fällen ist es nicht mal die Studie an sich, es ist die z.T. absolute Unfähigkeit der Medien und der "Gurus" die Ergebnisse korrekt zu interpretieren.

Grüße, OstHesse

Das Problem ist doch viel mehr, dass Personen und auch Medien beginnen Studien zu interpretieren ohne entsprechende diagnostische Kenntnisse zu haben, was Überinterpretationen fördert. Schlimmer wird es dann noch, wenn diese Deutungen mit dem eigenen Alltagswissen elaboriert wird und pseudostringent dargestellt wird (zu einem gewissen Grad ist das wiederum auch wichtig, um alltägliche Kommunikationen zu ermöglichen). Ein weiteres Problem sehe ich in der Überinterpretation von Effektstärken (so ähnlich hatte es miig auch schon angedeutet). Viele Zusammenhänge sind natürlich nur gering ausgeprägt. 

Sicherlich hast du recht, dass Korrelationen nicht als Ursache-Wirkungs-Verhältnis interpretiert werden sollten, da die Zusammenhänge häufig komplexer sind als über diese bivariate Betrachtung abgebildet werden können. Es liegt häufig an dem Unvermögen die Daten entsprechend vorsichtig zu interpretieren (insbesondere bei der Vielzahl an Hobbyakademikern/-wissenschaftlern). Entsprechend förderlich ist das Potential von Fehlinterpretationen und daraus resultierenden falschen Ableitungen, vor allem zu Handlungsempfehlungen oder sonstigen Ratschlägen. Auf der anderen Seite sollte die Methodik bitte nicht so pauschalisiert abgewertet werden. In vielen Wissenschaftsbereichen können aufgrund von Datenbeschaffenheiten und -verfügbarkeiten kaum andere Methodiken angewendet werden. Korrelationen können auch als Indikator betrachtet werden, vor allem um sich noch nicht erforschten Zusammenhängen zu nähern (gerade im sozialwissenschaftlichen Bereich). 

Was deine Empfehlungen zu den Stdiendesigns angeht, kann ich deine Empfehlungen gut nachvollziehen. Aber der Aufwand für entsprechende randomisierte Interventions-Kontrollstudien-Designs sind nicht zu unterschätzen. Gerade wenn keine starken Zusammenhänge zu erwarten sind und auch die Störvariablen nicht identifiziert bzw. erfasst werden können, wird das Studiendesign kaum realisierbar, insbesondere hinsichtlich der Stichprobengröße.

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Was mir bei den ganzen Medienberichten über gesundes/ungesundes Essen sowie den im Internet zu findenden Beiträgen zum Thema gesundes Essen fehlt, ist der Aspekt des Genusses. 

Wer sich gesund ernähren möchte und dabei den Berichten folgt, darf seine Gewohnheiten alle paar Jahre ändern. Siehe das Thema Ei, Cholesterin, Butter etc. Erst heißt es, es wäre ungesud, dann stützen neuere Studien, deren Qualität (und die der Wiedergabe durch populäre Medien) für Laien kaum oder gar nicht einschätzbar ist, eine konträre oder zumindest relativierte Aussage. 

Wenn Leute befragt werden, die sehr alt sind (also 100+) und das bei guter Gesundheit, so kommt immer ein Punkt deutlich heraus: Dass die zufrieden mit dem waren, was sie taten oder auch aßen. Wer sich ausschließlich von minderwertigen Fertiggerichten und Fast Food ernährt und dabei Zufriedenheit empfindet, der wird sicherlich gesundheitliche Probleme bekommen, aber die Gleichung gesundes Essen = Gesundheit geht auch nicht auf. Mir kommt es so vor, als würden zu viele Menschen sich auf eine bestimmte Weise ernähren oder auf Lebensmittel gänzlich verzichten, weil sie der Meinung sind, dass dieses für ihre GEsundheit förderlich bzw. abträglich ist, und das bei an sich einwandreien und auch durchaus gesunden Nahrungsmitteln. Ein Beispiel ist die Vermeidung von Gluten, auch wenn man nicht an Zöliakie leidet (was nur ca. 1% der Menschen hierzulande tun). Oder der Verzicht auf Milchprodukte, ohne dass eine Laktoseintoleranz vorliegt. Es gibt nicht wenige dieser Verzichter, die auf Nachfrage antworten, dass es auch für Gesunde gut sei, auf diese LEbensmittel zu verzichten, weil sie ja einem gewissen Prozentsatz der Bevölkerung objektiv schaden m(. 

Ich habe da auch ein BEispiel aus der unmittelbaren Umgebung: Mein Vater, Dithmarscher und ausgewiesener Fleischfan (musste täglich auf den Tisch) litt an einer schweren Form der Athrose. Es wäre für seine GEsundheit defintiv förderlich gewesen, den Fleischkonsum stark zu reduzieren (das tägliche Fleisch führte bei mir übrigens zu einer gewissen Abneigung gegenüber allzu großen Fleischmengen). Sein damaliger Arzt setzte ihn jedoch auf eine strikte Rohkostdiät, inklusive angekeimter Weizen und andere Dinge, die er (und ich auch) geschmacklich furchtbar fand. Meine Mutter machte aus Solidarität mit, aber ich war ein Kind und durfte mich nicht auf diese Weise ernähren (damaliger Stand der Forschung). Das war auch gut so, denn ich hätte die Nahrungsaufnahme mit Sicherheit eingestellt. Mein Vater hielt das ein knappes halbes Jahr durch. Der Wundereffekt trat nicht ein, und wenn es eine leichte gesundheitliche Verbesserung gab (was ich nicht beurteilen kann), so blieb die von ihm unbemerkt und wurde durch die starke Abneigung gegenüber dem aufgezwungenen Ernährungsstil überdeckt. Nach ein paar Monaten flog die Maschine, die das Gemüse zerkleinerte, in hohem Bogen auf den Müll, und meine Eltern kehrten zu der von meinem Vater geliebten fleischreichen Ernährung zurück. 

Wenn der Arzt weniger dogmatisch gewesen und eine schrittweise Reduktion des Fleischkonsums angeregt hätte, wäre die Wahrscheinlichkeit vermutlich höher gewesen, dass mein Vater sich umgewöhnt und zu einem zumindest maßvollen Konsum gefunden hätte. Durch die Radikalität der ärztlichen Anweisung lehnte mein Vater eine vegetarische oder wenigstens weitgehend vegetarische Lebensweise jedoch strikt ab.  Egal wie gesund die Rohkostdiät gewesen sein mag, sie konnte nicht die gewünschten Erfolge zeigen, weil der Aspekt des Genusses gänzlich fehlte. 

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vor 8 Stunden schrieb Jinx:

Was mir bei den ganzen Medienberichten über gesundes/ungesundes Essen sowie den im Internet zu findenden Beiträgen zum Thema gesundes Essen fehlt, ist der Aspekt des Genusses. 

Es darf natürlich auch nicht vernachlässigt werden, dass mediale Aufbereitungen bewusst sich nur auf einen Punkt konzentrieren können, um Komplexität zu reduzieren. Sonst werden entsprechende Artikel für die Mehrheit nicht nachvollziehbar. Auch wichtig ist, sie müssen interessant sein. Aber es stimmt schon Genussartikel, sind seltener bzw. weniger gut verbreitet, aber sicherlich ist das auch nicht unabhängig davon, dass entsprechende Artikel für die Vielzahl an Personen nicht eingängig attraktiv wirken.

vor 8 Stunden schrieb Jinx:

Wer sich gesund ernähren möchte und dabei den Berichten folgt, darf seine Gewohnheiten alle paar Jahre ändern. Siehe das Thema Ei, Cholesterin, Butter etc. Erst heißt es, es wäre ungesud, dann stützen neuere Studien, deren Qualität (und die der Wiedergabe durch populäre Medien) für Laien kaum oder gar nicht einschätzbar ist, eine konträre oder zumindest relativierte Aussage. 

Absolut richtig, @Jinx. Hier liegt aber auch eine Wissenschaftsherausforderung vor. Wir kennen bis heute die Kausalitäten gar nicht. Viele der Wirkungszusammenhänge können auch auf Grund der schweren Methodik gar nicht analysiert werden. Es ist sogar so, dass der Statistik für eine komplexitäts-/relaitätsadäquate  Betrachtung teilweise immer noch Lösungen fehlen, die dann von einzelnen Fachdisziplinen auch genutzt und verstanden werden können (aber es ist absolut spannend, wie sich Statistik in den letzten Jahrzehnten revolutioniert hat). Als Folge liegen unendlich viele Einzelstudien vor, denen es zum Teil  auch an angemessenen elaborierten Forschungsständen fehlt und diese sich häufig nur auf Einzelfacetten beziehen.

Das ist aber weniger ein Problem der Wissenschaft. Ich sehe ein wesentlich größeres Problem in dem gesellschaftlichen und politischen Wunsch an die Wissenschaft, Forschungserkenntnisse schnell zu generieren möglichst einfach zu beschreiben. Forschung ist aber ein komplexer Prozess, der über Jahrzehnte sich erstrecken kann. Mich wundert es nicht, dass bei Gesundheitsthemen sich entsprechend viele divergente Handlungsempfehlungen ergeben und dann von den von mir oben angesprochenen Hobbywissenschaftlern gedeutet/überinterpretiert werden, vor allem um eigene Interessen zu stärken. 

 

Bearbeitet von Soltrok
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vor 33 Minuten schrieb Soltrok:

den von mir oben angesprochenen Hobbywissenschaftlern

Die oder vielmehr den Prototypen hast du namentlich nicht erwähnt.
:ph34r: Auch ein Wissenschaftler ist ja nicht in jeder Disziplin gleich gut, und mancher merkte, dass er bei Gesundheitsthemen mit eigenen Websites und befreunden Shops seinen Titel besser vermarkten kann. 
Ja, den hast Du wahrscheinlich gar nicht gemeint, sondern eher die üblichen Forumsdiskussionen, wo sich Laien mit mehr oder weniger fundierten Ansichten austauschen.

 

vor 9 Stunden schrieb Jinx:

Wenn der Arzt weniger dogmatisch gewesen und eine schrittweise Reduktion des Fleischkonsums angeregt hätte, wäre die Wahrscheinlichkeit vermutlich höher gewesen, dass mein Vater sich umgewöhnt und zu einem zumindest maßvollen Konsum gefunden hätte.

Das ist ein übliches menschliches Verhaltensmuster, in jede Diskussion verhärten die Fronten bei dogmatischem Auftreten. Es hilft nichts, wenn man jemanden überzeugen will. Mit Humor kommt man oft besser zum Ziel - vorausgesetzt, er ist nicht ausschließlich auf Kosten der Gegenseite.;)

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vor 2 Stunden schrieb T-Tester:

Die oder vielmehr den Prototypen hast du namentlich nicht erwähnt.
:ph34r: Auch ein Wissenschaftler ist ja nicht in jeder Disziplin gleich gut, und mancher merkte, dass er bei Gesundheitsthemen mit eigenen Websites und befreunden Shops seinen Titel besser vermarkten kann. 
Ja, den hast Du wahrscheinlich gar nicht gemeint, sondern eher die üblichen Forumsdiskussionen, wo sich Laien mit mehr oder weniger fundierten Ansichten austauschen.

Ach T-Tester, ich habe an unseren Freund zwar gedacht, aber ich wollte es auch allgemeiner auf viele im Journalismus oder Marketing tätige Personen übertragen. Ich wollte aber keinem Forumsmitglied zu nahe treten, hatte ich ja auch oben schon geschrieben, dass es für alltägliche Kommunikation notwendig ist, so zu diskutieren. 

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vor 6 Stunden schrieb Soltrok:

Es darf natürlich auch nicht vernachlässigt werden, dass mediale Aufbereitungen bewusst sich nur auf einen Punkt konzentrieren können, um Komplexität zu reduzieren. Sonst werden entsprechende Artikel für die Mehrheit nicht nachvollziehbar. Auch wichtig ist, sie müssen interessant sein. Aber es stimmt schon Genussartikel, sind seltener bzw. weniger gut verbreitet, aber sicherlich ist das auch nicht unabhängig davon, dass entsprechende Artikel für die Vielzahl an Personen nicht eingängig attraktiv wirken.

Hier meinte ich eher Privatleute und weniger die Medien, die sich, wie du völlig richtig anmerkst, auf Kernaussagen fokussieren müssen, um lesbare Artikel zu publizieren. 

Durch das Internet wurde die Möglichkeit der Publikation demokratisiert, wovon wir alle profitieren. Dieses Forum ist ja auch ein gutes Beispiel. ;) Es gibt unzählige Blogs zum Thema gesunde Ernährung, plus Beiträge in Foren, sozialen Medien und Communities. Da fehlt mir der Genussaspekt immer wieder. Leute propagieren ihren Ernährungsstil, der sich oft vor allem durch Verzicht auszeichnet, mit einiger Vehemenz. Viele der gezeigten Rezepte (Rubrik: Food Photography will gelernt sein ...) mögen wahnsinnig gesund sein. Aber ich kann halt kochen und den Geschmack von Gerichten nach dem Lesen der Rezepte in etwa einschätzen, und vieles davon würde ich nicht mal Tieren geben. ;) Die Freudlosigkeit, die vielen Gerichten innewohnt sowie die Vehemenz der Propagierung finde ich schon  erschreckend.

Wenn man länger einem Ernährungsstil folgt, der auf bestimmte Lebensmittel verzichtet, gewöhnt man sich natürlich geschmacklich um. Ein gutes Beispiel sind Fleischersatzprodukte für Veganer, die von vielen Fleischessern und interessanterweise auch von gar nicht wenigen Vegetariern aus geschmacklichen Gründen abgelehnt oder als weniger wohlschmeckend empfunden werden als das Original. Auch Herr Hildmann durfte jüngst feststellen, dass veganer Fleischersatz in der eigenen Filterbubble am besten funktioniert. :D

 

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  • 1 Monat später...

Und da sind wir wieder...

https://www.focus.de/gesundheit/ernaehrung/jugendliche-erkrankt-hepatitis-und-gelbsucht-so-gefaehrlich-ist-gruener-tee_id_4994197.html

Grüner Tee verursacht Leberentzündungen! :o Finger weg vom grünen Tee!! :/ Mein Gott, wir werden alle... :S Und so weiter. Doof nur wenn Leute wie wir die eigentlichen medizinischen Berichte lesen und es genau nehmen.

https://www.livescience.com/52392-green-tea-hepatitis.html

Es stellt sich heraus dass dieser "Grüntee" eine unbeklannte Mischung unbekannter Zusammensetzung, denn weder die Betroffene noch die Ärzte scheinen zu wissen was die chinesische Aufschrift auf der Verpackung eigentlich angibt. Auch ist eine Reihe von Fällen dokumentiert wo Supplemente und Extrakte auf Grüntee-Basis, jedoch kein Grüntee i.e.S. eben zu Leberentzündungen geführt haben. Diese Umstände scheinen für FOKUZ aber keine Relevanz zu haben, denn der Artikel nennt Camellia sinensis als direkter Verursacher der Leberentzündung. Einfach so. Ich zitiere:

Zitat

Dann untersuchten die Ärzte den grünen Tee, den das Mädchen im Internet aus China gekauft hatte. Sie machten schließlich die Pflanze Camellia sinensis, aus der grüner Tee gewonnen wird, für die Erkrankung verantwortlich. Nach einigen Tagen am Tropf und medikamentöser Behandlung sei das Mädchen aus dem Krankenhaus entlassen worden.

Schon 2008 hatte berichtet das "World Journal of Gastroenterology", dass Camellia sinensis Lebererkrankungen hervorrufen kann. Die Gefahr ist demnach besonders groß, wenn die Blätter hochdosiert eingenommen werden, etwa wenn sie zu Diätpillen oder Puder weiterverarbeitet werden.

Die angegebene Quelle sagt folgendes:

Zitat

Camellia Sinensis is the scientific name for green tea, which is widely regarded by the public as safe, and commonly incorporated into supplements due to purported anti-cancer potential, weight reduction and antioxidant properties. Acute hepatotoxicity from C. Sinensis is well-described, and may range from acute hepatitis to acute liver failure. Based on 17 published cases in the literature, most cases appear to occur following large ingestions of green tea, with resolution following withdrawal, and recurrence with re-challenge. Consequently, C. Sinesis has been banned in France and Spain, although it remains unregulated in weight loss supplements commercially available in the U.S.

Auch hier gibt es ein Problem: Frankreich und Spanien haben Camellia sinensis - Extrakte verbieten lassen, jedoch nicht Grüntee in seinem Originalzustand! Für den unkundigen Leser entsteht aber der Eindruck als hätten diese zwei Länder Tee an sich komplett abgeschafft. Wenn man den Quellenangaben dieses Papieres folgt, kommt das: http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/lt.21021/full

Was wir hier also haben sind gut dokumentierte Fälle von hochkonzentrierten Camellia sinensis - Extrakten mit Begleitstoffen, welche zu akuten Leberentzündungen geführt haben. Der Unterschied zwischen Extrakt mit fragwürdigen Nebenstoffen und frischem Grüntee-Blatt scheint für den messerscharfen Verstand der Sensationsmedien nicht so wichtig zu sein, Camellia sinensis ist Gift!!! Wir werden alle sterben...

/facepalm/ 

Bearbeitet von OstHesse
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Am 12/22/2017 um 23:27 schrieb OstHesse:

Camellia sinensis ist Gift!!! Wir werden alle sterben...

In der Quelle vom NCBI steht übrigens noch folgender Satz:

Zitat

The specific components likely implicated in liver toxicity include […] green tea root extract (Camellia Sinensis) based on prior data suggesting liver toxicity.

Geht es also tatsächlich um Teewurzelextrakt* (bisweilen als TRE abgekürzt)? Dann hätte es ja noch weniger mit Tee zu tun, als @OstHesse bereits aufgedeckt hat …

 

* Drollig ist auch, dass die Autoren offenbar der Ansicht sind, es gäbe einen Grünteebusch, aus dessen Wurzeln man ein Extrakt herstellen könne …

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  • 4 Monate später...

Da in der Tee-Welt so gruselig viel Aufhebens um vermeintliche fantastische gesundheitliche Wirkungen gemacht wird, wollte ich mal den Spieß herumdrehen. Es wurde nämlich von einer Zeitung namens Vox mal zusammengestellt, wie widersprüchlich die Ergebnisse verschiedener Studien sind - und wie viele Lebensmittel Ergebnisse sowohl in der Krebsprävention als auch in ihrer Verursachung zeigen können, je nach Aufbau der Studie. Und - tadaaa - Tee ist auch dabei. Schaut's euch an:

Medical_studies-05.0.png

 

https://www.vox.com/2015/3/23/8264355/research-study-hype

 

Gefunden hab ich es dank der mal wieder hervorragenden Ausgabe von John Olivers Sendung zum Thema wissenschaftliche Studien. Eigentlich Pflichtlektüre für jeden, der jemals mit wissenschaftlichen Studien argumentiert hat.

 

Bearbeitet von miig
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wann lernt es endlich mal auch der letzte wissenschaftspolemiker, dass es ganz ganz wenig sachen gibt, die krebs verursachen? ich kenne da eigentlich nur den virus hpv. ansonsten wird immer nur das risiko erhöht, bei lebensmittel eh nur minimal. genau so wie sie ihn verhindern. nix verhindert krebs, ausser medikament x in der schublade der pharmafirma xy (verschwörungstheoretiker seid gegrüsst :D)

die grafik ist witzig

Bearbeitet von phoobsering
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Bei Tee habe ich allerdings auch schon gehört, dass es Speiseröhrenkrebs begünstigen soll, vermutlich durch die Trinktemperatur und viele ältere Japaner und Chinesen das überdurchschnittlich oft hätten.

Wobei das dann auch für Kaffee und andere Heißgetränke gelten sollte vermutlich.


Wie immer gilt, alles in Maßen und den Tee nicht zu heiß trinken.

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vor 18 Stunden schrieb Entchen19:

vermutlich durch die Trinktemperatur und viele ältere Japaner und Chinesen das überdurchschnittlich oft hätten

Dann sollte es aber nicht nur diese Gruppen treffen. Nehmen wir einfach einmal an, dass Reflux häufiger in diesen Gebieten aufgrund fettreicher Ernährung vorkommt. Das wäre eine andere Möglichkeit. Wie gesagt, reine Annahme.

Klar mann man entsprechende Zeichen deuten. Es muss aber nicht am Tee liegen, könnten es nicht auch Pestizide sein, die früher auf den Teeplantagen genutzt wurden. Nicht vieles ist wirklich so einfach wie es auf dem Papier scheint.

 

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