miig Geschrieben 19. Juli 2018 Teilen Geschrieben 19. Juli 2018 (bearbeitet) Hallöchen zusammen, nachdem ich heute eine exzellente Session mit YS' 2016 Bang Dong Autumn hatte, dachte ich mir, es wird Zeit, das mal hinauszuposaunen. Wie kommen Herbst-Tees bei euch an? Ich hab mich lang drum gedrückt, nachdem ich einmal einen Herbst-Sheng hatte, den ich sehr komisch und dumpf fand. In jüngster Zeit hab ich aber immer wieder den Eindruck, dass grade preisbewusste Pu-Trinker gut daran täten, sich den herbstlichen Pus zu widmen. Im Schnitt bekommt man ja einen Herbst-Sheng zum halben Preis der Frühjahrspflückung. Dafür gibt es des öfteren mal weniger Komplexität, weniger spritzige Aromen und weniger Grünizität. Letzteres ist laut Famerleaf unter anderem auch darauf zurückzuführen, dass die Herbst-Blätter größer und dicker sind, und somit im Wok länger gebacken werden, was einen dunkleren Tee zur Folge hat. Für mich - super! Auch Tees, die sehr 'punchy' sind, und gern mal im Magen zwicken, kommen in der Herbst-Ausgabe viel verträglicher rüber. Zudem sind diese des öfteren mal seidiger und dicker, einfach gemütlicher und wärmender. Insgesamt hab ich oft den Eindruck, dass man zwar einen etwas anderen Charakter bekommt, aber kaum qualitative Abstriche machen muss. Beim Bang Dong gefällt mir der Herbst-Sheng sogar besser als der Frühlings-Sheng... obwohl letzterer das doppelte kostet! Klar - wenn mir der Preis eines Tees relativ egal ist, dann kauf ich meistens auch First Flush. Auch bei der jüngsten Sammelbestellung bei YS war von nicht wenigen der Gewinner der Herbst-Tee. Er hat nicht ganz so viele Aromen wie die jüngeren Tees, ist für mich aber viel wertiger in seinem Erscheinungsbild, und ist so viel angenehmer zu trinken. Nie im Leben bekommt man so einen kräftigen, samtigen Körper bei einer Frühlingspflückung für unter 40€ . Ich habe gemerkt, dass ich vieles von dem, was mir beim Pu am wichtigsten ist, im Herbst-Tee in gleichem Ausmaße wiederfinde, oder in größerem, als in den Frühjahrspflückungen. Grade das wärmende, entspannende Cha Qi über mehrere Sitzungen hinweg, mundfüllendes Huigan und öliger Körper - alles beim Herbst-Tee in vollem Maße vorhanden. Was fehlt, sind die spritzigen Aromen, aber damit geht auch ein oft unangenehm grüner Charakter von dannen. In Zukunft werd ich mal etwas mehr Vergleiche in dieser Richtung anstellen - womöglich sogar im Rahmen einer größeren Gruppe, wenn sich genug Interessenten finden - wenn sich genug Leute zusammentun, könnte man ein paar Shengs in Herbst- und Frühlingsausgabe bestellen, und dann gemeinsam vergleichen . Was eine etwas offene Frage ist, wie sich die zwei Typen bezüglich der Alterung unterscheiden. Da ich mir darum nicht so viel Gedanken mache, interessierts mich weniger, aber Erfahrungen und Ansichten dazu wären natürlich super. Meine Hypothese: Macht sooo viel Unterschied nicht. Und bevor jetzt jemand sagt, bis vor kurzem gabs noch gar keine Herbst-Shengs: Bis vor kurzem wurde da auch nicht so streng unterschieden, da warf man einfach alles zusammen. Diese Trennung in Herbst und Frühling ist erst im Zuge der Pu-Premiumisierung so richtig in Fahrt gekommen. Wie sind eure Erfahrungen und Ansichten hierzu? Was sagen die Sektenführer Tee-Meister eurer Wahl zu dem Thema? Nachtrag: Es wär auch interessant, zu schauen, wie Huang Pian-Tees sich in dieser Dynamik verhalten. EoT hat einige "Second Flush"-Shengs für später in diesem Jahr angekündigt - mal schauen, was sie darunter verstehen. Bearbeitet 19. Juli 2018 von miig doumer, Tobias82, Jeezy und 1 Weiterer reagierten darauf 4 Zitieren Link zu diesem Kommentar
GoldenTurtle Geschrieben 19. Juli 2018 Teilen Geschrieben 19. Juli 2018 Wehret den Anfängen! Am 18.1.2015 um 20:14 schrieb GoldenTurtle: Die Herbsternte sei ein Raubbau an der Natur. Und deswegen blühen z.B. die Teebäume öfters als nur ein Mal im Jahr, weil es ihnen wegen dem Stress durch die Überpflückung nicht gut geht. Es ist aber kein Vorwurf an dich Chris. Viele Händler bieten ja (noch) Herbsttees an. Wenn diese von jungen Plantagen stammen ist es auch nicht so ein Problem, weil diese Pflanzen ja leicht ersetzbar sind. Aber bei richtigen Teebäumen ist die Herbsternte nur an den momentanen Gewinn gedacht, aber nicht an die Zukunft. In Indien z.B. wird ja viel schlimmer mit den Teepflanzen umgegangen, aber dort besteht auch nicht die Absicht, dass sie möglichst alt und gross werden sollen. Manfred reagierte darauf 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar
nemo Geschrieben 19. Juli 2018 Teilen Geschrieben 19. Juli 2018 Mir fällt es schwer, Deine Frage, @miig, pauschal zu beantworten. Einige Herbstler schmecken mir und wirken auf mich besser als manche Frühlingspflückungen, bei manchen ist es aber auch genau umgekehrt. Viele der von Dir genannten positiven Aspekte machen einen guten Sheng auch für mich aus, ich finde sie aber auch bei so manchen Frühlingspflückungen (wenn man der Bezeichnung der Produzenten/Händlern denn überhaupt glauben darf). Ein Vergleich von Blättern der gleichen Pflanzen, einmal früh und einmal spät geerntet und auf gleiche Weise weiterverarbeitet, wäre sicher spannend. Als ich Deinen Beitrag vorhin unterwegs gelesen hatte, dachte ich mir gleich, dass @GoldenTurtle bestimmt einen entsprechenden Hinweis in Richtung "Raubbau" posten wird. Ein Aspekt, der, wie ich finde, bei einer ganzheitlichen Betrachtung des Themas nicht zu vernachlässigen wäre, den ich aber persönlich überhaupt nicht einzuschätzen vermag. Nachvollziehbar klingt es natürlich erst einmal, daher würde es mich auch interessieren, ob es dazu noch andere Quellen oder Aussagen gibt. Weil Du, @miig, Farmerleaf erwähnt hast: Hat z.B. William bei seinen Besuchen in Europa zuletzt mal etwas dazu gesagt? Zitieren Link zu diesem Kommentar
Jeezy Geschrieben 19. Juli 2018 Teilen Geschrieben 19. Juli 2018 (bearbeitet) Ich wäre auch sehr an Aussagen interressiert dass die Herbsternte schlecht für die Teebäume sei Laut William (click, 14:00) von Farmer Leaf werden die Gushu Bäume in Jingmai bis zu 6 mal geerntet, von Ende März bis November, und die Plantagen Tees um die 12 mal. Leider geht er in dem Video nicht auf die Nachhaltigkeit ein. Werde mir gleich noch dieses Video anschauen, vll gibt es da mehr Informationen, das Thema interessiert mich Bearbeitet 19. Juli 2018 von Jeezy miig reagierte darauf 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar
Stiefelkante Geschrieben 19. Juli 2018 Teilen Geschrieben 19. Juli 2018 Jeder Tee, der getrunken wird, muss 1. angebaut und 2. geerntet werden. Dass es dabei der Qualität der Pflanzen abträglich ist, würde ich mit Vorsicht genießen. Wir sind gerade im Gushu-Hype, die Preise ziehen immer stärker an für Material alter Teesträucher. Ich kann mir kaum vorstellen, dass man diese "neue" Marktbewegung jetzt mit Überpflückung sich selbst abgräbt. Wahrlich möchte ich nicht bestreiten, dass es Überpflückungen gibt, doch nehme ich an, dass man sich dort die Plantagen genau aussucht, die stärker bepflückt werden. Zu dem Thema "Raubbau an der Natur": Nach wie vor gilt: Nur Konsumverzicht hilft! Wenn ich Bio-Gushu mit ganz geringen Produktionsmengen nutze, dann muss der Nachfrage entsprechend wo anders produziert werden. Das ist letztlich der Grund, warum Kenia und anscheinend neuerdings auch die Türkei unter die großen Teeproduzenten gehen. Kann man sich ganz gut anschauen, wenn man sieht, wie die Top 3 Produzenten (China, Indien und Kenia) ihre Produktionsmengen erhöht haben. Weitergehend zeigt sich da, dass Indien da garnicht am brachialsten für Wachstum sorgt. In China wurde die Produktionsmenge über 10 Jahre veranderthalbfacht. Meines Wissens nach versucht man in Darjeeling eben genau die Produktionsmengen zu begrenzen, damit die Qualität ein Alleinstellungsmerkmal ggü. Kenia, Sri Lanka und Indonesien bleibt (Quelle: Rohrsen). Volker Pispers hat schon ganz treffend gesagt, dass es ein rechnerisches Problem gibt, wenn nun auch die Chinesen ein Drittel der Ressourcen verbrauchen wollen. Ganz deutlich gesagt: Ich finde solche Aussagen wie "Herbstpflückungen sind Raubbau an der Natur" verblendet, da der Tee nunmal irgendwo herkommen muss. Ggf. werden sonst Nahrungsmittelfelder umfunktioniert, wenn der Teepreis weit genug ansteigt. Stichwort: Bioethanol in Süd-Amerika. Im Grunde genommen müsste man bei umweltverträglichem Teekonsum auf die Ergiebigkeit des Teematerials achten. Und da ist CTC Schwarztee wahrscheinlich weit vorne. Zitieren Link zu diesem Kommentar
miig Geschrieben 19. Juli 2018 Autor Teilen Geschrieben 19. Juli 2018 Hmmmmmmmm... ja, gute Frage. Ich mein, man kann einen Tee ohne Herbsternte überpflücken... dann rupft man ihn halt im Frühling fast leer. Und man kann übers Jahr hinweg maßvoll pflücken. Zudem gibts ja noch Sommerernten, die für Shu und ähnliches verwendet werden. Ich bin da bisher skeptisch, ob man das so gleichsetzen kann. Zitat Autumn tea tends to be redder than Spring tea because the tea stems are naturally thicker and harder to cook in the wok, it's normal to get red stems in autumn tea and very hard to avoid them. However, we adjusted our processing parameters to avoid having too red a tea. https://www.farmer-leaf.com/collections/tea-cakes/products/autumn-2017-jingmai-shengtai Zitieren Link zu diesem Kommentar
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