GoldenTurtle Geschrieben 20. Juli 2018 Teilen Geschrieben 20. Juli 2018 (bearbeitet) Also gut ich möchte mich etwas zurückbesinnen und für das Teeforum mal wieder etwas wirklich sinnvolles schreiben. Zurück zum spannenden Fall Jingdong Wild 17, der meiner Meinung nach noch nicht vollständig ausgeleuchtet ist, @miig, @doumer und von mir aus auch @nemo, da du ja den Fladen ebenfalls hast, wir haben uns andernorts darüber unterhalten wegen dem Auslüften - hier nun wegen der eklatanten Bitterkeit (eklatant ungleich ekelhaft, wichtig festzuhalten). Meiner Meinung nach ist dieser Fladen aber dermassen wild, da gibt's ja kaum was ausser Bitterkeit, dass dieser von den Chinesen wohl zu der "Klasse" von unkultivierten Bäumen gehört, die als ungeniessbar gezählt werden (unkultiviert meint hier nicht das Betragen wie beispielsweise mein gestriges, ist aber eventuell gleichermassen ungeniessbar). Diese haben auch ein Erkennungsmerkmal, es ist ein zusätzliches Schutzblatt, das in den Fladen jeweils gerne etwas heller, teils gelblich aufleuchtet, wie wenn es ein Huang Pian reifes Blatt wäre, ist es aber nicht in dem Sinn, es sieht auch von der Form her anders aus als ein Teeblatt - ich knipse bei Gelegenheit gerne mal ein Bild davon. Das kommt meiner Erfahrung nach häufig in Tees vor z.B. vom Wuliangshan, verschiedene Jinggu Dörfer, Kunlushan und eben auch Jingdong. Ein weiteres Merkmal solcher Tees von unkultivierten Bäumen ist, dass die "normalen" Teeblätter darin (trocken) im Beeng sehr dunkel, manchmal fast dunkelbraunrot erscheinen, was manche meiner Meinung nach irrtümlich als Purple Mutation interpretieren liess. Zudem heisst unkultiviert im Umkehrschluss hier ausnahmsweise nicht, dass die Kultivierten im Gegensatz aus Stecklingen gezogen wurden - nein - die Kultivierungsarbeit wurde schätzungsweise vor etwa 1500 bis 700 Jahren von den Menschen gemacht, und auch die daraus hervorgangenen, aus Samen gezogenen, inzwischen uralten Bäumen, weisen keine der 4 unkultivierten Merkmale mehr auf. Nebenbei habe ich hier auf dem Blog vor einiger Zeit mal etwas über diese Thematik einen konkreten Fall betreffend geschrieben: http://g-kroet.blogspot.com/2014/11/2013er-loose-sheng-vom-legendaren-ca.html Nun finden sich in Europa und scheinbar auch in Amerika tatsächlich Geniesser solcher von manchen gewiss als überbitter bezeichneter Tees - ich werde demnächst an eine Teerunde mit @nannuoshan, @Diz und hoffentlich auch @Formosa Wulong und @DaBiZi den Tee mitbringen und bin bereits auf ihr Verdikt gespannt. Bearbeitet 20. Juli 2018 von GoldenTurtle Stiefelkante reagierte darauf 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar
miig Geschrieben 20. Juli 2018 Teilen Geschrieben 20. Juli 2018 Hey Kröt, ist es ok, dass ich den Beitrag hier hergepackt hab? Man könnte ihn natürlich auch in den Thread zu Purple-Pu packen, aber da es eine doch recht spezifische Fragestellung ist, könnte man ihn hier mal besprechen. @doumer und ich gehören ja zur Gruppe der Grapefruit-Brüher, sprich, zu den Freunden gepflegter Bitterkeit, und auch zu den Freunden des Jingdong (und des Kunlu Sheng, auf den ja wohl nahezu alles gesagte auch zutrifft). Ich verstehe gut, wenn Leute sich mit dieser Art Tee nicht anfreunden können, und EoTs Gewohnheit, Purple-Shengs als "Wild Tea" zu bezeichnen, halte ich für nicht allzu hilfreich. Dass ein Baum/Buch wild wächst überschneidet sich zwar manchmal mit lila Blättern, ist aber trotzdem eine andere Sache und sollte m.E. getrennt bezeichnet werden... so wie YS das sehr brav macht. In jedem Fall will ich mal den Anwalt des Teufels spielen und dem Jingdong beispringen. Zunächst noch was grunsätzliches: Wie im Purple-Faden besprochen, gibt es verschiedene Merkmale, die einen Tee als "Purple" qualifizieren und das können sehr unterschiedliche Tees sein, die so bezeichnet werden, was die Sache etwas unübersichtlich macht. In dem konkreten Fall gehts wohl um Tees, die oft als "Ye Sheng" bezeichnet werden, was eine der verbreiteteren Purple-Sorten ist. Diese gibts in "süß" und "bitter" - letztere haben hohe Intensität, Adstringenz, und eben die berüchtigte Bitterkeit. Zudem haben sie neben fruchtigen und beerigen Aromen auch derbere Noten, die ich gerne als Pferdestall-Aroma bezeichne. Die Kombination dieser beiden Dinge gefällt nicht jedem, es sind schon extrentrische und z.T. gar extreme Tees. Sie haben aber auch ihre Freunde, wie eben z.B. mich Ich würde die Situation ein bisschen mit sehr feuchter, traditioneller Lagerung von Tee vergleichen - manche finden's grauenhaft, andere haben Spaß dran. Ich würde sagen, dass, wenn man sich mit der Bitterkeit arrangiert, so ein Tee einen schönen Körper, gute Ausdauer und komplexe, interessante Aromen bieten kann. Zudem bekomm man relativ gute Qualität für überschaubares Geld, was bei den gefälligeren Tees nicht mehr möglich wäre. vor 2 Stunden schrieb GoldenTurtle: Meiner Meinung nach ist dieser Fladen aber dermassen wild, da gibt's ja kaum was ausser Bitterkeit, dass dieser von den Chinesen wohl zu der "Klasse" von unkultivierten Bäumen gehört, die als ungeniessbar gezählt werden Also da werfen wir jetzt natürlich alle Möglichen Bedeutungen von "wild" durcheinander... aber sei's drum. Ein bisschen Polemik ist ja in unseren überkorrekten Zeiten etwas, das die Leute nicht mehr gewohnt sind und das recht erfrischend sein kann (so wie eine gepflegte Bitterkeit im Purple-Sheng ). Ich würde mal sagen: werden diese Tees von "den Chinesen" so gesehen, oder eher von der Kröte? Dass du diese nicht magst, ist ja völlig legitim. vor 2 Stunden schrieb GoldenTurtle: Ein weiteres Merkmal solcher Tees von unkultivierten Bäumen ist, dass die "normalen" Teeblätter darin (trocken) im Beeng sehr dunkel, manchmal fast dunkelbraunrot erscheinen, was manche meiner Meinung nach irrtümlich als Purple Mutation interpretieren liess HM. Das ist eines der Merkmale, die ich für recht offensichtlich hielt. Kannst du etwas näher ausführen, was du damit meinst. Das interessante ist ja eben, dass bei der Purple-Varietät die Bings so dunkelrot sind, dass sie aussehen wie Hongcha, ABER dass die Blätter, aufgegossen, wieder hellgrün werden. Tees, die ihre Rotheit einer Oxidation verdanken, bleiben eben dunkel. Ich mach demnächst mal ein Foto, wenn ich wieder einen Pörple aufgieß.Hab hier spontan nur alte Bilder, die nicht sehr gut sind, aber erkennen lassen, was ich meine: Das sind die selben Blätter! Ich bin gespannt, wie deine Verkostungsrunde ausgeht. doumer reagierte darauf 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar
nemo Geschrieben 20. Juli 2018 Teilen Geschrieben 20. Juli 2018 Jetzt verwirrst Du mich aber, @GoldenTurtle. Hatte ich mal was zu besagtem Jingdong geschrieben oder verwechselst Du mich mit @Joscht und seinem Verkostungsbeitrag? Ich habe zwar eine Probe von dem Tee, schließe mich da aber auch ganz Deinem Urteil "da gibt's ja kaum was ausser Bitterkeit" an Ab und an kann ich mal aus Neugier und Abwechslung einen solchen bitteren Brocken trinken, aber es ist eigentlich nichts, was ich beim Teegenuss suche. Wie schön, dass Geschmäcker verschieden sind Zitieren Link zu diesem Kommentar
doumer Geschrieben 20. Juli 2018 Teilen Geschrieben 20. Juli 2018 @miig stimme ich dir völlig zu, dass die Bezeichnungen was Purple Sheng angeht im besten Fall undurchsichtig sind – dem "wild" von EoT kann ich aber insofern etwas abgewinnen, weil das die natürlich vorkommende Mutation von den künstlich gezüchteten ZiYa-Varianten unterscheidet, ist aber super unglücklich weil inzwischen ja alles was nicht regelmäßig gestutzt wird als "wild" bezeichnet wird. Ich für mich persönlich mache die Unterteilung in "traditionelles Blatt", "Ye Sheng aka. wild" und "ZiYa aka. purple" – klingt für mich einleuchtend und entsprechend habe ich auch meine Teeliste sortiert. @GoldenTurtle ich finde den Jingdong gar nicht so übermäßig bitter – es dominiert für meinen Geschmack eine super-fruchtige Sauerkirsch-Note (natürlich mit einem ordentlichen Maß an Bitterkeit im Hintergrund aber kein Vergleich zu einem richtig bitteren Bulang). Und wie miig schon sagte müssen nicht alle Ye Shengs bitter sein – es gibt auch super-softe wie den 2017er Wuliang Wild von EoT. Wie du schon an anderer Stelle sagtest: jeder soll das trinken, was ihm gefällt. Nur weil Gold wertvoll ist, heißt es noch lange nicht, dass es mir gefällt... Zitieren Link zu diesem Kommentar
GoldenTurtle Geschrieben 20. Juli 2018 Autor Teilen Geschrieben 20. Juli 2018 vor 1 Stunde schrieb miig: ABER dass die Blätter, aufgegossen, wieder hellgrün werden. Nur ganz kurz hierzu, ich möchte gerne ein ander Mal noch ausführlicher antworten, aber ich sah schon "echte" Purple Mutanten, die auch im aufgegossenen Zustand noch eine klar Röte aufwiesen. PS: Gut dass du daraus ein eigenes Thema gemacht hast. PPS: vor 25 Minuten schrieb doumer: Und wie miig schon sagte müssen nicht alle Ye Shengs bitter sein Stimmt, oder auf jeden Fall mindestens nicht gleich bitter. Zitieren Link zu diesem Kommentar
miig Geschrieben 20. Juli 2018 Teilen Geschrieben 20. Juli 2018 Ja... was ganz interessant ist, das sind Ye Sheng Bitter-basierte Schwarztees (gibts bei Yunnan Sourcing). Durch die Oxidation wird die Bitterkeit etwas gedämpft, ist aber immernoch sehr prägnant. Überhaupt scheinen sich Purples für Hongcha ganz gut zu eignen. @GoldenTurtle: Bin gespannt! Ist schon interessant, was es da noch alles zu entdecken gibt. Zitieren Link zu diesem Kommentar
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