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Teepreise


miig

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Hallo,

hab grade die Grünteedoku Nr. 3 hier gesehen http://www.teetalk.de/index.php/topic,123.0.html .

Und war doch etwas baff angesichts der Information dass einer der besten Shinchas Japans für 12€/kg (bzw. 2000 Yen) vom Farmer verkauft wurde.

Ich mein, mir ist klar dass eine gewisse Marge da sein muss, aber sind das echt 10.000% ?

(Wenn man mal mit einem Endverkaufspreis von 1000€/kg rechnet, ich hab mal den Goldmedaillengewinner hier als Grundlage genommen http://www.kolodziej-lieder-shop.de/epages/61009178.sf/de_DE/?ObjectPath=/Shops/61009178/Products/T-2541 )

Es ist ja so dass wenn man den Tee direkt aus Japan bestellt, man immernoch ähnliche Preise bezahlt, ich vermute mal dass die Japaner nicht so völlig andere Konditionen haben als wir hier, auch wenn der Wechselkurs das Ganze natürlich verschärft.

Auch dachte ich mir, wenn der Besitzer der Plantage, der gezeigt wird, für seine 5 Tonnen Shincha die 12€ bekommt, dann verdient er ja grade mal 60.000€ an der wichtigsten Ernte des Jahres. Das ist vielleicht realistisch da seine Frau und er ja anscheinend fast alles selber machen und nicht grade Maybach zu fahren scheinen. Aber dennoch scheints mir arg wenig zu sein.

Kennt sich da jemand ein bisschen aus? Ich nehme an dass man den Japan-Grüntee exemplarisch nehmen kann, wobei in China sicher noch viel günstiger Arbeiter zu kriegen sind.

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Einen wichtigen Punkt hast Du ja schon angesprochen: Wechselkurs!

Zum einen sind die 2000 Yen bei heutigem Kurs ca. 19€ - das ist schonmal eine Preissteigerung von mehr als 50% gegenüber den im Bericht genannten 12 €.

Dann schaue ich nochmal in den Bericht. Bzw noch vor dem Start, der Titel "Kyuchu - Wo Japans grüner Tee wächst". Wer hat da den recherchiert?!? Die Insel heißt "Kyushu", das lässt mich ja gleich an der journalistischen Sorgfalt zweifeln. Dann sind auch im Bericht Übersetzungsfehler. Bei 6:20 sagt Herr Watanabe, dass die Stängel im frisch gedämpften Tee biegsam sein sollen, aber der deutsche Sprecher sagt "... so dass sie sich nicht biegen...".

Der hier portraitierte Herr Watanabe ist eher die Ausnahme unter den japanischen Teebauern, denn er kann wirklich das Endprodukt (Sencha / Gyokuro) herstellen. Die meisten Teebauern produzieren Rohtee ("aracha") der von Großhändlern eingekauft und sortiert wird (Kukicha, Konacha etc. aussortieren). Also bekommen die Teebauern in der Regel weniger als Herr Watanabe, die Großhändler wollen auch noch was verdienen.

Die wenigsten Teebauern sehen sich Verkaufsverhandlungen mit ausländischen Kunden gewachsen - der allergrößte Teil der Exporte geht über die eben schon erwähnten Großhändler. Die haben Kosten für Kundenaquise (internationale Messen z.B.), die der Teebauer nicht decken muss. Dazu kommt der Aufwand für Biozertifizierung nach EU-Standards, Nachweis der Verkehrsfähigkeit (seit Fukushima dazu auch die Untersuchung auf radioaktive Belastung) und dann kommt der große Kostenbatzen des Transports. Ob jetzt Exporteuer oder Importeur die Transportkosten tragen, ist für den Endpreis beim Verbraucher egal, aber das schlägt auch zubuche. Dazu gehört auch eine ordentliche Versicherung. Stellt Euch mal vor, der Container mit dem gesamten Jahreseinkauf an Gyokuro geht in stürmischer See über Bord: Da ist man als Importeur aber sowas von in den Hintern gekniffen! Wenn der Fall eintritt, sind schon längst die guten Tees aus dem Angebot der Eporteure verschwunden. Soll man dann schlechtere Ware einkaufen und seine Kunden enttäuschen - oder ganz auf den Tee verzichten bis zur nächsten Ernte im Folgejahr?

Im Ankunftshafen werden japanische Lebensmittel erstmal vom europäischen Zoll festgehalten. Bis die Analyse-Ergebnisse (Radioaktivität) vorliegen, kann man nochmal Gebühren für 1-2 Wochen Zolllager berappen. Dann kommt der Transport vom Hafen zum Importeur (Spedition muss auch ihre Gehälter bezahlen) und hoffentlich noch eine eingehende Laboranalyse. Wir haben zwar unser eigenes Labor, aber seit Fukushima senden wir von allen Japantees auch noch zu einem externen Labor Proben, weil die dort genauer analysieren können, was radioaktive Aspekte angeht. Wenn der Tee für die Produktion freigegeben ist, wird evtl gemischt und neu abgefüllt. Das kostet alles Lagerkapazität, Strom, Verpackungsmaterial und Arbeitszeit.  Die Opportunitätskosten der Kapitalbindung im Lagerbestand würden hier vermutlich zu weit führen.

Dann kommt der Transport zum Einzelhändler, der den Tee zu einem Preis einkauft, der alle Zwischenschritte vom Teebauern bis zu ihm abdecken muss. Dann hat der Einzelhändler seine Miete, Lohnkosten für Mitarbeiter, eigene Sozialversicherungen (da gibt es keinen Arbeitgeberanteil zur Rentenversicherung, muss Euer Teehändler alles selber aufbringen), Strom, Werbung und weil wir in Deutschland sind auch noch ein paar Steuern. Damit dieser Teehändler auch in ein paar Jahren noch aktiv sein kann, muss er natürlich einen Aufschlag berechnen.

So, ganz viel geschrieben, aber vermutlich am Kern des Problems vorbei.

Als ich 1998 in Shizuoka war, habe ich dort direkt vom Teebauern einen handgepflückten Edel-Sencha (kein Gyokuro) geschenkt bekommen, der in seinem Hofladen für 5000 Yen /100g verkauft wurde. Der Tee war fantastisch, aber die 5000 Yen wäre nach heutigem Kurs ca. 45€

Sicher wird er den Tee an Großhändler für einen geringeren Preis verkauft haben ... aber 2000 Yen für einen angeblichen Supertee finde ich schon recht fraglich.

Von daher möchte ich diesen arte-Bericht nicht als Grundlage für eine Preisdiskussion empfehlen.

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Die für den Verkauf in Deutschland genannten Preise sollten nicht mit den Preisen ab Plantage verglichen werden. Um ein realistisches Bild zu erhalten, ist ein Vergleich mit den Preisen in den Geschäften der Herkunftsländer viel sinnvoller. Der angesprochene Tee dürfte auch in japanischen Tee Shops deutlich teurer als die genannten YEN 2000 sein.

Andreas

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