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Die 3 wichtigsten Merkmale eines wirklich guten Shengs


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Moin Teefreunde

Es wird ja viel mit grossen Worten verkauft; berühmte Dörfer, alte Bäume - doch was ist wirkliche Qualität im Sheng?

Die Beobachtung von Entwicklungen in der Shou-Branche brachten mich darauf, mehrere der wichtigsten Punkte einmal niederzuschreiben:

Am 5.1.2021 um 10:49 schrieb GoldenTurtle:

Gleich nach dem ersten Schluck ist mir eines der Ziele vollkommen klar, was bisher selten im Shou erreicht wurde - einen mundwässernden Effekt,
dieser ist in China unter Sheng-Kennern etwa das zweitwichtigste Kriterium (nach Huigan, der wiederkehrenden Süsse),
und nach dem zweiten Schluck wird mir klar, auch dies geschieht nun bei dem Shou, was bei bisherigen Produktionen ebenfalls nur sehr selten vorkam.
Es geschieht auf eine mildere, schokoladenhafte Weise, beim Sheng spielt beim Huigan vergleichsweise wesentlich mehr Bitterkeit eine tragende Rolle (ich verglich es früher mal mit Babuskas oder Zwiebelschichten; eine Schicht Bitterkeit, eine Schicht Süsse, eine Schicht Bitterkeit, eine Schicht Süsse, - traditionell spricht man vergleichsweise afaik aber eher von Wellen im Meer, die Süsse die heranrollt, sich dann wieder zurückzieht, um später wieder heranzurollen - so viel zum Thema Huigan).

Bei dieser Aufzählung fehlte lediglich noch der 3. Punkt: Die Vollmundigkeit

Also:

- einen mundwässernden Effekt
- die wiederkehrende Süsse, und
- die Vollmundigkeit, eine gaumenauskleidende Aromatik

Betrachtet doch bei der nächsten Runde mit einem Sheng diesen einmal aus jenen Gesichtspunkten.
Von diesen Aspekten aus gesehen kann einem viel klar werden, warum bspw. manche Shengs vergleichsweise günstig sind, weil deren Pflückgut z.B. wichtige Eigenschaften fehlen, deren Schwächen die Teefactories traditionell und gewisse Boutique Produzenten auch heute noch durch Blends auszugleichen versuchen. Es geht beim Blenden traditionell weniger um die Aromatik, als mehr diese 3 Punkte zu erreichen, wobei am ehesten Abstriche bei der Vollmundigkeit gemacht werden, weil diese zu erreichen bereits für sich alleine viel fordert in diversen Produktionsschritten (wie ich irgendwo mal hinsichtlich Oolong ausgeführt habe, das gilt grundsätzlich aber auch für Sheng Maocha) - alles 3 zusammen wäre ein perfekter Tee (die restlichen Aspekte ergeben sich von selbst, wenn diese 3 stimmen), aber das ist nicht ganz so leicht zu erreichen, wie ihr feststellen werded.

Eure Gedanken dazu?

Bearbeitet von GoldenTurtle
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Nachtrag: Das Thema Vollmundigkeit ist mMn auch vom Fokus der langfristigen Stabilität aus gesehen das Schwierigste dieser 3 bei Sheng.
Es gibt eine "falsche", grüne Vollmundigkeit - diese erkennt man dadurch, dass der Sheng bereits direkt nach der Produktion sehr blumig-fruchtig ist, er ist eher ein Grüntee (aber auch der Grüntee wäre besser durchgewokt - es ist noch etwas anderes, ein schlecht produzierter Grüntee, zusätzlich noch mit nicht einmal einem für Grüntee passenden Kultivar). Am trüben Aufguss ist diese oberflächliche, die frischen Aromen auf eine nicht shenggemäss schonende Produktionsweise ebenfalls zu erkennen.
Neben häufigen Magen-Unverträglichkeiten ist das Problem hierbei, dass diese Vollmundigkeit wie bei einem Grüntee nicht zeitstabil ist, sondern auf eine zeitnahe Konsumation hin produziert ist, oft mit dem Fokus, zu Beginn möglichst stark zu beeindrucken - und die meisten Teetrinker im Westen lassen sich davon auch täuschen.
Ein korrekt produzierter Sheng ist hingegen am Anfang häufig verschlossen und braucht (ebenfalls bei korrekter Lagerung) 1-2, in selteneren Fällen 3-4 Jahre um aus dem Dornröschenschlaf wie ich es nenne restlos aufzuwachen und Vollmundigkeit in der Zeit erst zu entwickeln (ich empfehle aus gesundheitlichen Gründen Sheng einerlei erst ab einer Lagerung von frühestens einem Jahr zu trinken).

Die von gewissen Teetrinkern genannte "Awkward-Phase" ist etwas, dass es bei einem gut produzierten Sheng später gar nicht gibt. Dies ist der "Zeitabschnitt", wenn die nicht shenggemässe, zu wenig durchgewokte Produktionsweise nach ein paar Jahren ihre Schattenseite zu zeigen beginnt, wenn der temporäre Grünteeglanz ihren Schein verliert und wegen der nicht shenggemässen Produktionsweise in der Entwicklung aromatisch kaum was mehr nachkommt (Zerfall statt Entwicklung; dies hat mit dieser Produktionsweise zu tun, wird aber zusätzlich noch verstärkt, wenn der Tee obendrein noch zu trocken gelagert wird) - aber solch ein Tee ist schlicht nicht für eine längere Lagerung/Entwicklung konzipiert, sondern für den zeitnahen Verbrauch.

Bearbeitet von GoldenTurtle
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