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Kyonishiki Shincha von Ocha no Kanbayashi


seika

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Diesen Tee habe ich Anfang Juli verkostet. Da ich mir aber so gut wie keine Notizen gemacht habe, kann ich rueckblickend nur einige Eindruecke widergeben und Bilder zeigen, die ich waehrend der Verkostung gemacht habe.

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Shincha Satsuki (links) und Shincha Kyonishiki (rechts)
 
Der Kyonishiki ist im Programm von Ocha no Kanbayashi der Shincha der hoechsten Qualitaetsstufe. Im Normalen Programm gibt es noch einen hoeherwertigen Sencha, der fuer mich preislich aber (noch) jenseits von Gut und Boese ist. Zu Ocha no Kanbayashi selbst bzw. deren Geschichte hat Luke in seinem Blog etwas geschrieben, worauf ich hier gerne verweisen moechte. Bestellt habe ich den Tee ueber den Webshop der Firma und nach ein paar Tagen wurde er mir schon geliefert. Service ist Klasse. Weniger gut finde ich den Webauftritt an sich, denn dort fehlen jegliche Informationen (ausser Preis und Gewicht) zu den angebotenen Tees. Da wuerde ich mir etwas mehr wuenschen, vor allem auch, um etwas ueber die Unterschiede der angebotenen 9! verschiedenen Senchas zu erfahren. -_-
 
Auch ohne jegliche Infos zu haben, hat mich der Kyonishiki schon beim ersten Anblick ueberzeugt. Die  dunkelgruenen zur Nadelform gerollten Blaetter, verstroemen einen verfuehrerischen frischen Duft mit leichten Citrusanklaengen.

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Aufgegossen habe ich ihn sowohl in der Kyusu mit 5g/100ml/50Sek. als auch in der Hohin mit 3g/60ml/30Sek. im ersten Aufguss.

In der Tasse zeigt der Kyonshiki ein leuctendes Gelbgruen und entfaltet einen wunderbar frischen Duft, mit leichten Citrus- und Umamianklaengen. Letzere machen sich auch im Mund bemerkbar. Auffallend fand ich, wie ausgewogen der Tee schmeckt. Sowohl die Herbe als auch die Suesse und das Umami klingen nur leicht an, man muss sie schon fast suchen. Frisch und leicht mit einem wirklich tollen Aroma, genau das, was ich mir unter einem Uji Shincha vorstelle. 

1. Aufguss:

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Farblich, finde ich, kommt der Tee in der Seladon Schale ganz anders zur Geltung.

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2. Aufguss:

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Und dass nasse Blattgut:

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Mehr als zwei gute Afguesse waren bei "normalen" Ziehzeiten in der Kyusu-Dosierung mir aber leider nicht moeglich. In der Hohin gelangen mir mit kuerzeren Ziehzeiten auch drei gute Aufguesse, danach war aber Schluss. Das und die Tatsache, dass er fuer einen Fukamushi-Liebhaber wie mich auch etwas mehr Koerper haben koennte, trueben den ansonsten sehr positiven Gesamteindruck etwas. Mal schauen, wie sich der Satsuki Shincha von Ocha no Kanbayashi, der zwei Stufen unter dem Kyonishiki angesiedelt ist, und der Ryuoen Saikokyu Uji Shincha, der auf dem gleichen Preisniveau liegt, im Vergleich schlagen. Der Kyonishiki ist auf jeden Fall schon mal ein Kandidat fuer die Shincha-Bestellung im naechsten Jahr.

Zum Abschluss noch ein Bild mit Tee-Leckereien, die ich dazu hatte:

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Ein schöner Bericht mit tollen Bildern, seika!



Das Blattgut hat es mir sofort angetan, ich bin ja ein grosser "Nadelfan" (was sich allerdings rein und ausschließlich auf Tee bezieht! :ph34r:  :D ).


Würdest Du sagen, dass er relativ kurz bedampft wurde, also ein Asamushi? Zumindest legt einem die Optik des Blattguts diese Vermutung nahe.



Bei den abgebildeten Leckereien, dachte ich zuerst mal an Matcha-Seife... :whistling:  Durch Deinen Hinweis dass es essbar ist, denke ich aber nun an Matcha-Waffeln oder Kuchen?! Auf jeden Fall wunderschön und, im Nachhinein, schmackhaft anzusehen! ;)


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@ Anima



Asamushi koennte hinkommen. Mit Gewissheit kann ich es nicht sagen, denke aber, der Tee liegt irgendwo zwischen Asamushi und Futsumushi. In jedem Falle ist er nicht allzu lange bedampft worden. Dafuer sprechen seine Herkunft (Uji), der frische Duft, die gelbe Aufgussfarbe und der nur leicht ausgepraegte Koerper. 



Wie sich die Suessigkeiten genau nannten habe ich vergessen, Matcha Biscuit mit einer Cremefuellung. Optisch fand ich das eingebrannte 茶 sehr passend. :D



@ Tobias



Freut mich, dass dir die Bilder gefallen. Die gezeigten Keramiken sind meine letzten Anschaffungen und spiegeln auch ein Stueck weit meinen derzeitigen Geschmack wieder: schlicht und modern. Sind uebrigens aus der gleichen Manufaktur. Im Herbst wird es wieder etwas farbenfroher und pompoeser zugehen. :P


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Hallo seika,



wie oben schon geschrieben, haben die Japan-Tees und Keramiken einen ganz eigenen Stil. Es hat etwas gedauert, bis ich mich auf die Shinchas von Ryouen einlassen konnte. Wenn man immer im gewohnten Fahrwasser der pu´erh Welle treibt, was ja nichts schlechtes ist ;) , braucht man ein bisschen Zeit, sich auf diese luftig/leichten Tees einzulassen. Nachdem mein schönes (und einziges) Hochin von Meister Houzan wieder gebrauchsbereit ist, schmecken mir die Tees echt gut... ruhig, gefasst und sehr subtile Aromen...



Grüße aus Marburg! 


Bearbeitet von Tobias82
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Sehr interessant, Dein Eindruck. Wenn ich mich richtig erinnere, dann fand ich meinen Shincha auch auffällig mild (muss gleich meinen eigenen Bericht mal nachlesen). Ich weiß nicht, ob das wirklich ein Merkmal von Uji ist, denn ich bin der Meinung auch schon herbere und körperreichere Uji-Tees getrunken zu haben. Aber nagel mich nicht darauf fest. Ich habe noch einen hatsuzumi dieses Hauses eingefroren, wenn ich den aufmache, haben wir zusammen mit deinem noch Ungetrunkenen einen guten Überblick über deren Sortiment :)


Wie schmeckt er Dir denn im Vergleich zu dem, den Du uns geschickt hast?


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@ Tobias
 
Pu Erh reizt mich schon, und irgendwann werde ich dieses Kaptiel sicher auch aufschlagen. Leider sieht es in Japan mit Pu Erh ziemich mau aus... na ja, man kann auch nicht alles haben. ;)
 
@ luke
 
Dass alle Uji-Tee so mild sind, wuerde ich auch nicht unerschreiben. Als Zwischenfazit der bisher probierten Uji Shinchas wuerde ich das aber erstmal stehen lassen. Wobei das ja auch nicht so viele waren, als das man das verallgemeinern koennte. Koennte mir vorstellen, dass die "normalen", also nicht-Shincha Tees, auch etwas vollmundiger und kraeftiger sind. Den Ryuoen Shincha habe ich noch nicht aufgemacht. Ich weiss, ich bin ganz schoen im Rueckstand, aber wetterbedingt hatte ich in den letzten anderthalb Monaten einfach keine Lust auf auch nur irgendwas warmes.  ;) 
 
Da die Zimmertemperatur aber nun wieder konstant unter 30℃ liegt, habe ich den Kyonishiki vorgestern aus seinen Dornroeschen-Schlaf befreit. Ca. einen Monat hat er in einen Tiefkuehlbeutel verpackt in der Tiefkuehle geschlummert.
 
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Dem Aroma hat es nicht besonders gut getan, der frische Duft und die Citrusnoten sind nur noch ganz schwach wahrnehmbar. Geschmacklich hat er weit weniger eingebuesst, er kommt mir aber etwas vollmundiger als vorher vor. 
 
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Wirklich aussagekraeftig ist der Vergleich natuerlich nicht, aber ich habe ueber den gleichen Zeitraum einen Tamaryokucha Shincha, in einer Dose im Schrank bei Zimmertemperatur, die im Schnitt wohl bei 35℃ lag, gelagert. Ist dem Tee ueberhaupt nicht gut bekommen. Kein Aroma mehr und sehr stumpf im Geschmack. Habe ihn schweren Herzens schliesslich entsorgt.
-_-

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@seika: Puh, sehr aufwändig fotografisch dokumentiert, und schön dezente Utensilien.


Der Aufwand zum Nachbearbeiten ist einfach doll.


Oder tust du direkt von der Cam aufs Netz? Falls ja, was verwendest du denn für Farbeinstellungen an der Kamera?



Noch eine andere Frage.


Habe gelesen irgendwo, du residierst momentan auf Japan.


Ist da die Nachfrage nach auf den Punkt gebrachten, einfach vergleichbaren Tee-Bewertungen nicht gross?


Ich kann einfach vom Wein sagen, da ist bei hochwertigen Produkten die Nachfrage nach knallharten Bewertungen riesig!


Bearbeitet von GoldenTurtle
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So aufwendig finde ich das eigentlich nicht. Sonst wuerde ich es auch nicht machen. ;)


Ich benutze eine EOS Kiss X4, alle Einstellungen sind auf Autopilot. Das einzige, was ich nachtraeglich am PC nachbearbeite ist die Groesse der Bilder.



Ja, ich lebe in Japan. Nun schon seit ein paar Jahren, aber wie die Nachfrage nach Teebewertungen ist, kann ich dir nicht sagen. Weil ich noch keine gesehen habe. :P Im Buchhandel findet man jede Menge Weinfuehrer, selbst ueber Kaffe gibt es mehr Buecher als ueber Gruentee. Die Ausnahme ist Sado. Darueber gibt es gefuehlt mehrere Buecherregale voll. Inhaltlich geht es da aber mehr um die Zeremonie, die Geschichte und verwendeten Utensilien als um den Tee selbst. 



Wenn ich hier jemanden erzaehle, dass ich mich fuer Tee interessiere, werde ich gedanklich automatisch in die Sado-Ecke verfrachtet. Fuer Tee an sich interessieren sich in Japan vermutlich genau so viele / wenige Menschen wie in Deutschland. Es ist etwas alltaegliches, was man trinkt ohne sich grosse Gedanken drueber zu machen. Viele junge Japaner scheinen immer weniger Bewusstsein in Bezug auf zu haben. In der Zeitung war mal ein Artikel, da hat eine Lehrerin in der (Mittel?)Schule die Kinder Tee zubereiten lassen. Ein Junge hat die gefuellte Kyusu einfach auf den Gasherd gestellt um Tee zu kochen. Daraufhin hat die Lehrerin eine Umfrage unter den Schuelern gemacht, ob und wie bei den Kindern zu Hause Tee zubereitet bzw. getrunken wird. Ergebnis in nur knapp 20% der Familien wird Tee in einer Kyusu zubereitet, der Rest trinkt nur Tee aus der PET-Flasche (zum Erwaermen kommt er in die Mikrowelle) oder gar keinen.  :unsure: Duestere Aussichten fuer Japans Teeindustrie. Ein Grund, warum viele angefangen haben ihren Blick aufs Ausland zu richten.   


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@Seika

Diesen Eindruck kann ich nur bestätigen. Das trifft auch auf Keramik zu. Das Bild, dass alle Japaner leidenschaftliche Teetrinker sind, muss stark relativiert werden. Und zu Thema Uji: Ich werde auf den Geschmack achten, wenn ich wieder einen Uji-Tee aufmache. Jetzt ist aber erstmal einer aus Shizuoka dran. Aus der Ernte 2011...

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Sag mal, wie viele Tees lagern eigentlich bei dir? ;)

Ich habe nicht gezählt. Sollte ich auch besser lassen... Aber ich habe mir jetzt ein Kaufstopp auferlegt , um die Reserven ein bisschen zu reduzieren. Übrigens habe ich den Tee aus Shizuoka gerade probiert. Es ist ein Shincha und fukamushi zugleich. Bei 5g/100ml ist das ob der Kräftigkeit ein hervorragender "Herrentee".
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