Soltrok Geschrieben 16. Oktober 2013 Teilen Geschrieben 16. Oktober 2013 Hallo liebe Teetrinker,anbei, wie versprochen, ein erster Bericht zu einem Pu-Erh von Yunnan Sourcing. Tobias82 hatte sich den Wu Liang gewünscht, und somit teste ich diesen zuerst.Methodik:Ich verwende einen Gaiwan, ich glaube 80 bis 100 ml und 4 Gramm Tee. Als Wasser wähle ich Leitungswasser, das bei mir als weich einzustufen ist. Ich werde den Tee zuerst waschen und anschließend nach 5s. (1. Aufguss), 10s. (2. Aufguss), 20s. (3. Aufguss), 30s. (4. Aufguss), .... 60s. (7. Aufguss) abgießen. Nach dem 7. Aufguss lass ich den Tee ca. 20-30 Minuten in Ruhe, koche das Wasser wieder auf und reduziere und variiere die Ziehzeit. Jeder Aufguss wird erst einmal in einen Glaspitcher abgegossen. Im Hintergrund höre ich das S&M-Album von Metallica, aber schon einmal vorweg, dieser Tee hat nur wenig mit Thrash-Metal (trotz dieser Softvariante) gemeinsam. Beim nächsten Mal gibt es dann doch nur eine Sinfonie ohne Metal;-)0. Aufguss, Waschung: Wow, das riecht aber schön blumig und fruchtig.1. Aufguss: Sehr milder und blumiger Sheng, ganz dezente Tabaknoten und auch leichte Süße. Schmeckt sehr nach grünem Tee.2. Aufguss: Etwas süßer als der erste Aufguss. Auch ein schönes weiches Mundgefühl, als ob der Tee etwas dickflüssiger wird, vermutlich nur eine Einbildung3. Da der Tee so mild ist, habe ich mir überlegt diesen Tee noch einen weiteren Test zu unterziehen: Die hier im Forum im Moment diskutierte Holzhammermethode, die ich als „vom Blatt trinken“ durchführen werde, schein mir sehr geeignet. Ich nehme hierfür 1,1 Gramm Tee und übergieße diesen mit kochendem Wasser. Später wird noch etwas drüber gegossen, um die Blätter noch einmal durchzuwirbeln.4. bis 7. Aufguss: Ja, was soll ich sagen, immer noch grün und kein wenig bitter oder rauchig. Ab jetzt unterbreche ich die Zubereitung, damit der Tee erst einmal wieder durchziehen kann. In der Zeit warte ich gespannt auf die weiteren Aufgüsse, was mir aber schwer fällt. Dieser langanhaltende Geschmack im Mund ist toll.8. Aufguss: Wasser wieder zum Kochen gebracht und die Ziehzeit auf 10 Sekunden reduziert. Leicht süß, leider jetzt etwas herber. Geschmack ist zwar noch da, erinnert mich leicht an einen grünen Tee, den ich mit 100 Grad und langer Ziehzeit gequält habe. Ich glaube ich habe den Pu verbrannt.9. Aufguss: 20 Sekunden Ziehzeit: Der Pu ist wieder zurück, aber ich kann langsam nicht mehr.10. Aufguss: 60 Sekunden Ziehzeit: Immer noch süß, ähnlich wie 9. Aufguss.11. Aufguss: ca. 3 Minuten Ziezeit: Da sich die Musik langsam dem Ende nähert (einige Lieder habe ich aber auch übersprungen), höre ich hiernach auf: Ähnlich wie Aufguss 9 und 10, nur etwas kräftiger.„Vom Blatt trinken“:Nach ca. 40 Minuten Ziehzeit gebe ich noch ein wenig Wasser drüber damit die Blätter noch einmal durchgewirbelt werden. Wow, toll! Sehr süß, keine Bitterkeit, fruchtig, schmeckt jetzt deutlicher nach Sheng, aber nicht rauchig. Ich würde fast sagen, so gefällt mir das besser als die Variante mit den Mehrfachaufgüssen. Gilt aber nicht für jeden Pu;-) (Nachtrag: nach 50 Minuten probierte ich noch einmal, der Tee wird etwas brotiger im Geschmack, aber nicht schlecht; 2. Nachtrag: Nach 75 Minuten: wieder süß, fruchtig, klasse!)Fazit:Ein sehr junger Sheng, der sich mit der Zeit vermutlich noch zu einem Pu-erh entwickeln muss, sehr grün, aber das mag ich. Er ist ja auch von diesem Jahr und somit noch gar nicht in der Pubertät (so ganz passt der Vergleich natürlich nicht, Pus bekommen keine Pickel, außer Pilzen bei schlechter Lagerung). Ich kann diesen Tee besonders denjenigen empfehlen, die nach einem leichten Sheng suchen, vor allem für Grüntee-Fans ist er eventuell interessant.Ich wünsche euch noch einen schönen Abend!PS. Fotos: 1. Blätter vor der Zubereitung, 2. 1. Aufguss, 3. & 4. Vom Blatt; 5. Ende Key und TeeStövchen reagierten darauf 2 Zitieren Link zu diesem Kommentar
Tobias82 Geschrieben 16. Oktober 2013 Teilen Geschrieben 16. Oktober 2013 Hallo Soltrok,interessanter Testbericht... würdest Du sagen, dass der Tee so fein und filigran ist, dass er "grün/mild" wirkt, oder eher in Richtungflach, wenig Ausdruck tendiert. Wenn Du schreibst, dass der Tee "dickflüssiger" wird, kann ich das gut nachvollziehen, spricht meinerMeinung nach für eine gewisse "Substanz" der Blätter. Ich trinke öfter einen älteren Sheng, der nach einigen Aufgüssen fast farbloswird, aber an Ausdruck und Präsenz (dickflüssig) fast nicht zu überbieten ist.Wie ist das bei Dir, nach wie vielen Aufgüssen/Sessions kannst Du einen Tee "fassen", seine Aromen benennen? GrüßeTobias Zitieren Link zu diesem Kommentar
Soltrok Geschrieben 17. Oktober 2013 Autor Teilen Geschrieben 17. Oktober 2013 (bearbeitet) Guten Morgen Tobias,beide Fragen fallen mir schwer zu beantworten, da sie bei diesem Tee auch nicht unabhängig sind. Ich habe die ganze Zeit nach Assoziationen gesucht, mit denen ich den Geschmack vergleichgen kann, aber dafür war der Geschmack zu flach. Flach und wenig Ausdruck klingt jedoch sehr negativ, fein und filigran sehr positiv. Wenn ich beide Beschreibungen als Extrempunkte auf einem Kontinuum abtragen würde, würde ich den Tee stärker in Richtung fein und filligran einsortieren, aber nicht auf der höchsten Ausprägung. Der Tee war für mich schon intensiv, wobei der Geschmack aber auch noch nicht ganz reif war. Bei anderen Pu-Erhs fällt mir das Bennen der Aromen wesentlich leichter. Als ich das erste Mal den '"Mang Fei" Aged Mao Cha Mini Raw Pu-erh' (2011) probierte, kam mir gleich eine Minznote in den Sinn. Oder bei dem '"Yi Dian Hong" Ripe Pu-erh tea mini cake' (ebenfalls 2011) ein ausgeprägtes Wallnussaroma und einen typischen Fischgeschmack, den ich aber bei allen Shus habe. Insgesamt finde ich das Bennen von Armonen aber schon deswegen so schwer, weil Teearomen originell, eigen, ausgefallen aber auch besonders sind. Bei mir sind es Assoziationen, die aber nie 100 prozentig stimmen. Und mit jedem Trinken fällt mir neues an einem Tee auf. Um einen Tee aber "fassen" zu können, sind sicherlich mehrere Verkostungen notwendig. In diesem Fall war es mein zweiter Versuch. Bei Pu-Ehrs finde ich es noch schwieriger, da sich die Tees verändern. Allerdings fällt es mir schwer, besonders wenn die Verkostungen ein halbes Jahr auseinander liegen, eine Geschmacksveränderung auf den Tee oder auf meine Wahrnehmung zurückzuführen.Grüße, Soltrok Bearbeitet 17. Oktober 2013 von Soltrok Zitieren Link zu diesem Kommentar
KlausO Geschrieben 17. Oktober 2013 Teilen Geschrieben 17. Oktober 2013 Hallo,meine Erfahrung zeigt mir auch, dass einen Pu-Erh mindestens 4 mal probieren muss bis ich ihn einigermaßen kenne. Paul und Krabbenhueter reagierten darauf 2 Zitieren Link zu diesem Kommentar
Paul Geschrieben 14. November 2013 Teilen Geschrieben 14. November 2013 Hallo, meine Erfahrung zeigt mir auch, dass einen Pu-Erh mindestens 4 mal probieren muss bis ich ihn einigermaßen kenne. Und dann überraschen einen die Burschen doch noch! Zitieren Link zu diesem Kommentar
Soltrok Geschrieben 15. Januar 2014 Autor Teilen Geschrieben 15. Januar 2014 Also hab ihn jetzt tatsächlich das vierte Mal im Gaiwan und heute haut er mich um, fand ihn schon vorher gut, aber heute erst recht. Paul hat recht!Mittlerweile kommen mir auch Assoziationen, die ich mit diesem Tee verbinde. Ganz leicht erinnert er mich an einen Lung Ching, den ich mal von meinem Händler um die Ecke hatte. Das war jedoch kein Standart-billig Lung Ching (suche so einen wieder, hab noch keinen gefunden), was die Geschmacksbeschreibung immer noch schwierig macht. EIne Untergeschmacksnote ist aber ganz leichte grüne Paprika, aber das ist nicht der dominate Geschmack.Also so ganz fassen kann ich den Tee immer noch nicht, aber ich meine einem Urteil näher zu kommen.Noch eine Assoziation: Dosenpfirsich. Zitieren Link zu diesem Kommentar
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