GoldenTurtle Geschrieben 28. Juni 2015 Teilen Geschrieben 28. Juni 2015 (bearbeitet) Geschätzte Tee-Süffel-KollegenAuch wenn ich ganz sicher noch viel zu lernen habe,sammle ich hier einmal alle diesbezüglich relevanten Beiträge,weil ich immer wieder Probleme mit der internen Suchfunktion habe.Also: Gewisse Kultivare sind besser geneignet, daraus bestimmte Teesortenherzustellen als andere (Beispiel folgt ein paar Zeilen weiter unten). Daraus ergibt sich der ...1. Aspekt eines korrekten Tees: Die richtige Wahl des Kultivars für die herzustellende Tee-SorteAber so über alles erhaben sind diese Mengendefinitionen zugegebenauch nicht, z.B. die konsumierte Menge Grüntee vorgestern warwesentlich geringer, und war mir aber etwas auf den Magen geschlagen. Ein Grüntee davon war auch im hochtemp. Test erheblich herbgeworden, ich sage ja auch nicht, dass man jeden Grüntee deswegenals unkorrekt klassifizieren sollte.Ich würde jetzt einen echt krassen Schritt gehen, wenn ich sagen würde,der Tee ist nicht korrekt, weil der Kultivar nicht für die ihm entsprechendeTeesorte verwendet wurde. Was aber, wenn er Tradition hat?Das Ganze wäre ja auch aus der Luft gegriffen, wenn es nicht auch Grünteesgäbe, die den Härtetest mit Genuss ohne übermässige Herbeentwicklungbestehen würden. Erheblich andererseits wäre, wenn ich von der identischenTeesorte aus dem selben Kultivar auf einen Tee stossen würde,der diesen Test bestehen würde.Es geht beim obigen Zitat eigentlich bloss um die fett markierten 3 Zeilen.Beim Rest bin ich mir noch nicht restlos sicher, ob dieser Fall dem1. oder 2. Aspekt zuzuordnen ist, oder ob gewisse Grünteesortenein Recht besitzen, weniger gut verträglich zu sein als andere Grünteesorten.Ich denke letzteres langfristig gesehen eher weniger.2. Aspekt eines korrekten Tees: Nicht auf fruchtig-frisches Spektakel, sondern auf Bekömmlichkeit hin produziertIch möchte aber zusätzlich noch ein kleines Bisschen detaillierter auf die mehr oder wenigerbekömmlichen Teesorten eingehen:Das hat wenig mit der jeweiligen Sorte an sich, sondern mehr mit der individuellen Herstellungsweisedes jeweiligen Teebauern zu tun.Hierzu aus dem Kopf einen ungefähren Ausspruch von Teemeister Atong:dass "nur richtig gekochte (=gut geröstete) Oolongs wirklich bekömmlich sind".D.h. wenn kaum geröstet = magenfordernder. Der springende Punkt ist nicht der Oxidationsgrad.Also auch mal in dieser Hinsicht ein Hoch auf Teemeister Atong!Der Typ denkt einfach ehrlich mit und macht Tee, so wie er es wirklich korrekt findet,auch gegen den Trend. Dafür wird er übrigens häufig von anderen Teebauern leichtverspottet, weil ja niemand mehr solche traditionellen Oolongs kaufen wolle.Na gut Trend, dann hat es mehr von der wahren Ware für mich! Das ist z.B. eine klare Richtlinie für korrekten Tee.Der Tee muss dem Kultivar entsprechend bekömmlich produziert sein.Sogar ein guter, junger Pu'Er ist bekömmlich, wenn er korrekt ist,sogar wenn er aus Lao Man-E stammt.Klar, eine Richtlinie darf nie darauf hinausgehen, ob der Tee einempersönlich schmeckt oder nicht, sondern lediglich, ob er korrekt gemacht(und gelagert) ist oder nicht.3. Aspekt eines korrekten Tees (Grüntee und Gelbtee hier natürlich ausgenommen):Nicht auf einen schnell vergänglichen, gewinnenden Eindruck beim Verkauf, sondern auf Langfristigkeit hin produziertIch kann mir vorstellen, dass der allererste Kontakt mit dem traditionellen Oolong nicht so einfach ist.Darum ja auch u.a. der Trend. Aber das ist wie wenn die gesamte Weinweltalle Weine auf supersüss und superfruchtig umstellen würde - so dumm ist dasBurgund und das Bordeaux glücklicherweise nicht.Ich erinnere mich genau, mein erster Oolong von Atong war Ende 2013ein 2012er Zheng Dongding. Ich konnte mich mit der traditionellen Machart(d.h. ziemlich stark oxidiert und gekocht/geröstet) zuerst überhaupt nicht zurechtfinden,ich war völlig in der grünen Oolong-Welle gefangen,aber heute ist es für mich beim Dong Ding das einzig Wahre geworden (abgesehenvon der noch traditionelleren, noch dunkleren und noch stärker gerösteten Variante,aber die macht Atong auch nicht, sondern nur ein uralter Teebauer-Freund von ihm,diese ist auch noch interessant). Solche Sachen sind aber wie gesagt in Taiwanüberhaupt nicht Mainstream, ich habe ja auch z.B. etwa ähnlich lang den 2011erNantou Competition Winner Dong Ding, aber das echt Dramatische ist,wie unterschiedlich sich die beiden Dong Dings entwickelt haben in denvergangenen ca. 500 Tagen in meinem Tee-Archiv:Der zwar mMn gut geröstete, aber doch sehr grüne Competition Winner Dong Dingfällt geschmacklich geradezu dramatisch auseinander - es ist fast eher ein gekugelterund gerösteter Grüntee, während der viel günstigere von Atong eine wahre Metamorphosedurchlebt hat, wie von der Raupe zum Schmetterling. Nebenbei für mich auch noch ein weiteres,besonderes Qualitätsmerkmal für korrekten Tee (gut, Grüntee ist da natürlich ausgenommen).Jetzt ist er so gut, dass ich nichts davon hergeben würde. Und Ende 2013 hielt ich es für einen Fehlkauf! Aber man lernt.Das ungefähr bedeutet für mich bisher korrekter Tee.Ökologisch verträglich und so ist ja klar, das muss nicht sonderlich erwähnt werden.Und noch einmal: "Korrekter Tee" hat nichts damit zu tun, ob mir der Tee schmeckt oder nicht,das ist eine andere Geschichte, die man zwingend raushalten muss.Und noch einen weiteren weizenvomspreutrennden Punkt:4. Aspekt eines korrekten Tees:Bei einem korrekten Tee ist eine deutlich positive, physisch klar wahrnehmbare und reproduzierbare Wirkung zu verzeichnen. Bearbeitet 29. September 2015 von KlausO Auf Wunsch von GT geändert Zitieren Link zu diesem Kommentar
Krabbenhueter Geschrieben 7. Juli 2015 Teilen Geschrieben 7. Juli 2015 Ich würde noch anfügen:Den optimalen Zeitpunkt für die Ernte.Das bedeutet, wenn für Oolongs die Spitzen noch nicht richtig ausgewachsen sind, wäre das nicht korrekt im Sinne von "korrektem Oolong" nur mal als Beispiel, weil ich eigendlich wenig Ahnung davon habe...Nachtrag Punkt 4:Wirklich? Zumindest bei jemandem, dem Tee allgemein nicht gut tut, bezweifle ich das. Zitieren Link zu diesem Kommentar
miig Geschrieben 9. September 2015 Teilen Geschrieben 9. September 2015 (bearbeitet) Grad gesehen dass dieser Begriff, wie alle guten Dinge, in Frankreich entstanden ist:première infusion d'une dizaine de secondes : résultat très correct, un pu erh effectivement peu fermentéhttp://vacuithe.blogspot.de/2011/06/gu-shu.html (Teebesprechung von 2011) Bearbeitet 9. September 2015 von miig Kri reagierte darauf 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar
GoldenTurtle Geschrieben 9. September 2015 Autor Teilen Geschrieben 9. September 2015 Haha, miig du Scherzkeks! Zitieren Link zu diesem Kommentar
miig Geschrieben 9. September 2015 Teilen Geschrieben 9. September 2015 Zitieren Link zu diesem Kommentar
GoldenTurtle Geschrieben 17. September 2015 Autor Teilen Geschrieben 17. September 2015 (bearbeitet) Ich muss endlich einmal noch einen bestimmten Punkt durch eine Anmerkungvon Beni korrigieren, der wohl in der deutschsprachigen Welt von gewissenTeesorten (namentlich ganz besonders Taiwan Oolong) wohl mit am meistenAhnung hat, und ganz sicher mehr als ich! Das Ganze ist meinerseits einBisschen nach dem "Failing-Forward"-Prinzip, das geb ich ja gerne zu,aber besser, man geht mal an etwas ran, als man tut überhaupt nichtsin der Richtung. So, hier also die Korrektur und dazu auch noch einenerweiternden Punkt von ihm betr. den potentiellen gesundheitlichen Risikendurch unkorrekt produzierten Tee:Also ich würde schon fast meine Hand dafür ins Feuer legen, dass Atong gesagt hat, dass der springende Punkt NICHT die Röstung ist, sondern die korrekte Verarbeitung und damit die richtige Oxidation. Dabei ist unabhängig ob der Oolong schwach oder stärker oxidiert ist. Der springende Punkt ist, dass sich bestimmte Inhaltsstoffe bei der kontrollierten Oxidation von bitter und grün-grasig in eher süß und aromatisch verwandeln.Wie schon öfter gesagt, bin ich der Meinung, dass die Probleme von unkorrektem oder nicht gut verarbeitetem (auch teurer hochwertiger Tee kann nicht gut verarbeitet sein) Tee auf die Gesundheit ( und hier vor allem Magen Darm) extrem unterschätzt werden. Meistens schleichen sich Probleme langsam und unbemerkt ein, bleiben dafür aber um so hartnäckiger. Viele Menschen sind auch unterschiedlich empfindlich.@Moderatoren Klaus oder Rootie: Bitte beim 1. Beitrag in diesem Themabeim fettgeschriebenen Titel des 2. Aspekts folgende Worte löschen: "nur in kleinen Mengen"Danke! Das ist dort irgendwie versehentlich reingerutscht. Bearbeitet 29. September 2015 von KlausO Erledigt Zitieren Link zu diesem Kommentar
miig Geschrieben 30. April 2017 Teilen Geschrieben 30. April 2017 Ich bin ja grad in einem Rechercheflash was die Purple-Tees angeht. Grade in Olivier Schneiders exzellentem Artikel dazu gelesen: Zitat c'est un thé tout à fait correct schön, oder? (Englische Version des Artikels kommt bald) GoldenTurtle reagierte darauf 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar
GoldenTurtle Geschrieben 30. April 2017 Autor Teilen Geschrieben 30. April 2017 Am 9.9.2015 um 12:44 schrieb GoldenTurtle: Haha, miig du Scherzkeks! Zitieren Link zu diesem Kommentar
Gast Gast414 Geschrieben 13. Dezember 2017 Teilen Geschrieben 13. Dezember 2017 (bearbeitet) Um die Unterhaltung voran zu treiben hier einmal MarshalN und seine Meinung zu einem "korrekten" Tee. http://www.marshaln.com/2017/12/objectively-good-tea/ Ich empfand es als interessant zu lesen und habe bisher selten seine Beschreibung bei mir erfüllt gesehen. Zitat When I drink tea at the office, I particularly enjoy the fact that, half an hour after my last cup as I’m driving home from work, I can still taste the cup of tea I just had – its aftertaste glows in my mouth. With poor quality tea or weakly brewed tea, you can’t get that. Yes, the moment you get with a nice floral taste might be somewhat enjoyable, but the real difference marker between a good and a great tea is how long it stays with you. Bearbeitet 13. Dezember 2017 von Cel Zitieren Link zu diesem Kommentar
GoldenTurtle Geschrieben 13. Dezember 2017 Autor Teilen Geschrieben 13. Dezember 2017 (bearbeitet) vor 29 Minuten schrieb Cel: With poor quality tea or weakly brewed tea, you can’t get that. Ich würde vielleicht sagen "with overpicked tea you can't get that" ... weil heute das Meiste leider überpflückt und nicht mehr so kräftig ist. Dazu genau passend: @nannuoshan nimm unbedingt diesen Lincang Gushu Hongcha ins Sortiment, der war neulich so enorm ausdauernd im Gaumen, dass man ihn sogar noch nach mehreren Runden des nächsten Tees wahrgenommen hat. Ich erinnere mich auch mal einen Tee getrunken zu haben, der wahrscheinlich noch extremer war, ich weiss nicht mehr genau welcher, ist schon lange her, meinte ein Oolong, auf jeden Fall schmeckte ich den noch nach dem Zähneputzen, das war schon etwas verrückt, fast bedenklich.. Aber ich würde seine Ansicht, dass gute Qualität nur am Nachhall zu messen sei definitiv nicht unterschreiben. Ich denke er polarisiert absichtlich und empfindet es selbst gar nicht so extrem, nur damit sich die Leute darüber unterhalten. Bearbeitet 13. Dezember 2017 von GoldenTurtle Zitieren Link zu diesem Kommentar
Paul Geschrieben 13. Dezember 2017 Teilen Geschrieben 13. Dezember 2017 Ich denke große Teemomente bleiben als Erinnerung in einem; nicht unbedingt nur im Mund und im Rachen (dort sicherlich auch), sondern sie bringen eine Saite in unserer Seele zum schwingen und wir spüren das noch sehr lange nach. teekontorkiel, doumer und GoldenTurtle reagierten darauf 3 Zitieren Link zu diesem Kommentar
Gast Gast414 Geschrieben 13. Dezember 2017 Teilen Geschrieben 13. Dezember 2017 @Paul Sehr nett ausgedrückt, fühle Dich dafür einmal ganz doll von mir gedrückt (falls Du so etwas zulässt) Zitieren Link zu diesem Kommentar
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