Zitatvor 17 Stunden schrieb GoldenTurtle:
Eitergeschmack!! Genau nach dem Begriff habe ich gesucht, um meine Pu-Erfahrung in Worte zu fassen!
Sorry, aber bei der Steilvorlage ...
Zitatvor 17 Stunden schrieb GoldenTurtle:
Eitergeschmack!! Genau nach dem Begriff habe ich gesucht, um meine Pu-Erfahrung in Worte zu fassen!
Sorry, aber bei der Steilvorlage ...
Schönen Sonntag, beisammen. Der Verkostungsbericht ist heute weitgehend unbebildert; meine Handykamera wollte ich Euch nicht zumuten und ich war zu faul teedurstig, um nach erfolgreicher Suche den Akku meiner (in letzter Zeit etwas vernachlässigten) Kamera zu wechseln. Stattdessen weiter unten ein Händlerlink mit Fotos, die Aufgussfarbe und Blattgut ganz gut (letzteres nicht allzu geschönt) wiedergibt.
Dessenungeachtet sind einige segnende Worte über den heutigen Tee angebracht. Es war ein Abschied vom gar nicht mal so traurigen (5,5 gr) Rest eines im Frühjahr letzten Jahres bei Teewald in Dresden erworbenen (und mittlerweile vergriffenen) Milan Xiang Dancong; speziell als 'Laocong' (etwa: "von alten Büschen") angeboten. Was - das Thema hatten wir hier schon mal - nicht viel aussagt, da nicht so recht klar ist, ab welchem Alter ein Teebusch eigentlich als 'Laocong' gilt. Jedenfalls habe ich den Kauf (wie auch den des bereits weggesüffelten Xingren Xiang und Yashi Xiang) nicht bereut. Wie auch ein Jahr zuvor den Kauf zweier Mingqian-Pflückungen aus Sichuan. Um die Schleichwerbung (Ehre, wem Ehre gebührt) abzuschließen: wer Bestellungen direkt in China scheut, findet hier nach meiner zugegeben begrenzten Erfahrung gehobene Qualität mit (für Inland) angemessen bis erträglichem PLV, weswegen ich da gelegentlich vorbeischaue.
Milan Xiang ist jetzt nicht so mein Favorit; auch wenn es sich bei diesem Aroma (Xiang) nicht um den Smog von Mailand (密兰), sondern um eine Orchidee bzw. Pseudorchis gleichen Namens (密兰) handelt. Einfachere Qualitäten dieses Kultivars können etwas penetrant in der Nase sein. In dieser Hinsicht ist der Tee glücklicherweise untypisch. Also kein Sommer in Balbec im Schatten junger Mädchenblüte zur Recherche, aber dafür (wie vom Händler angepriesen) eine tiefe Fruchtigkeit, die sich schon beim trockenen Blatt in der Nase ankündigt. Die für diesen Kultivar typische Pomelo-Note findet sich da auch angedeutet - im Aroma des Aufgusses allerdings nicht mehr; was ein wenig schade ist.
Der Aufguss erfolgte in meiner für Dancong reservierten 'Der Osten Ist Rot' - Shuiping; während der großen proletarischen Kulturrevolution aus Zhuni gefertigt, nach dem Motto: 'Yixing gehört in die Hände der proletarischen Massen'. Was ich, als deren bekennendes Mitglied, selbstredend angemessen finde. Für die Tasse hingegen darf es schon ein kulturell angeeignetes bourgeoises Erbstück sein, dessen Dekor das Aroma besser beschreibt, als es Worte können. Hier ein Archivbild:
Aufgusstemperatur 95° C, Blanchieren, 9 Aufgüsse. Anhaltende Fruchtigkeit, langer Nachgeschmack. Den vom Verkäufer angekündigten 'Honig' assoziiere ich nicht, aber die Textur ist sehr weich und fast sirupartig. Keinerlei Röstaromen (obwohl gerade mal etwas über 2 Jahre alt) und keine bitteren Noten bemerkbar.
Wenig Veränderung in den ersten 5 Aufgüssen, aber eine Überraschung (okay, für mich mittlerweile nicht mehr) im 6. Aufguss: es tritt eine vor allem an den Wangeninnenseiten und im Zungengrund spürbare Adstringenz hinzu und im Nachgeschmack entwickelt sich ein 'minziges' huigan. Den 9. Aufguss habe ich mir sonst meistens gespart; der ist schon deutlich 'dünner' und farblich heller als seine Vorgänger und führt im Abklingen zu einer recht anhaltenden Mundtrockenheit. Aber bei einer Abschiedsvorstellung ...
Um zur heutigen Teemusik (anderer Thread) auch noch den Tee nachzuliefern: die 'Grüne Pappelquelle' (Lü Yang Chun) aus Yangzhou / Jiangsu, von üppigen Morgenbankett. Das Blatt erinnert etwas an Longjing, der Charakter ist jedoch völlig anders.
Schöne klare Tasse, etwas breiter, gemüsiger Charakter mit Anklängen an Spargel, ohne die damit verbundenen bitteren Noten. Ab dem zweiten Aufguss etwas Adstringenz und samtiges Mundgefühl; angeregte Speichelproduktion. Wirklich ein prima Essensbegleiter, aber auch als Solist ein beachtlicher, sehr erfrischender Tee.
Nun ja - 'blanchir' hat schon verschiedene Bedeutungen. Das kurze Vorfrittieren bei Pommes frites etwa wird von manchen auch blanchieren genannt. Joseph Favre hingegen argumentiert, der Begriff mache nur bei Fleisch (insbesondere Kalbfleisch) Sinn, wo es ja tatsächlich zu einer Weißfärbung kommt. Bei Gemüse (und entsprechend wäre es bei Tee angebracht) spricht er hingegen von "blanchilégumage" bzw. "blanchilégumer"... Klugscheißermodus off /emoticons/tongue@2x.png 2x" title=":P" width="20" />; jedenfalls - da hast Du völlig recht - wird dabei kochendes Wasser verwendet. Was sicherlich auch beim Waschen feucht gelagerter Tees sinnvoll ist.
'Blanchieren' ist also tatsächlich keine exakte Bezeichnung. Im Chinesischen spricht man da wohl davon, den Tee "aufzuwecken". Von der Funktion her ist es schon ein (Ab-)Spülen - es wird kleiner Bruch, Staub etc. ausgewaschen und damit werden (kleinere) aromatische Störungen vermieden. Insbesondere bei Grüntees ist da kochendes Wasser natürlich ein no-go und auch nicht nötig. Meine Faustregel ist Normalaufgusstemperatur - ca. 20°.
Zitatvor 32 Minuten schrieb Matsch: im Vergleich relativ trocken gelagerter Oolong wird nicht gespült, richtig?
Jeder, wie er's mag. Das 'Spülen' (küchentechnisch: Blanchieren) hat ja nicht nur gesundheitliche Aspekte, wobei bei Oolongs und Grüntees dann eher evt. Pestizid-Reste ein Thema wären. Ich verzichte auf das Blanchieren (reduzierte Temperatur, sofort abgießen) nur bei gedämpften Tees - da ginge dann in der Tat zu viel verloren.
Zitatvor 12 Stunden schrieb GoldenTurtle: Eben nicht! Nur Pestizide, Fungizide, Herbizide, Schwermetalle etc. sind im Fokus der europäischen Gesundheitsbeauftragten - das Risiko durch Schimmel bei feuchtgelagertem Tee fliegt so weit ich weiss noch gänzlich unter dem Radar.
Wobei - wenn ich mich da in die Entscheidungsträger hineinversetze, dann werden die sich halt denken: Das ist wenigstens auch für den Nichtspezialisten erkennbar und den muss doch da schon der gesunde Menschenverstand davor warnen, verschimmelte Lebensmittel zu konsumieren ...
Okay - vielleicht ist es auch ein europapolitisches Problem und die Franzosen fürchten um den Einstieg in ein de-facto-Verbot für Rohmilchkäse (ich sage nur: Listerien! Wir werden alle störben!!!). Da wäre dann aber der Fraxit fällig ...
ZitatAm 28.8.2022 um 12:29 schrieb GoldenTurtle: überraschte mich S. einmal mehr als äusserst solide Teetrinkerin, der kann ich vorsetzen was ich will, der schmeckt alles!
*** räusper *** ... ich hoffe doch sehr, das ist keine Ironie, sondern da wurde am Schluss nur ein "was mir auch schmeckt" vor dem Ausrufezeichen vergessen. Das sind dann ja auch wirklich die beglückendsten Gäste. Ansonsten müsste ich mich selbst wohl als ausgesprochen unsoliden weil wählerischen Schluckspecht bezeichnen. Nicht nur bei Puh - die Tage fiel mir beim Aufräumen des Küchenschranks die Probe eines Koreaners in die Finger, die ich zur schnellen Ergänzung der Flüssigkeitsreserven kurzerhand 'western style' aufgoss (80°/2'/3'). Ein nicht sehr breites, aber dafür ausgesprochen dominantes Spektrum herber Noten - eher was zum Abbeizen alter Möbel. Hab's nicht runtergekriegt ...
ZitatAm 28.8.2022 um 12:29 schrieb GoldenTurtle: Und dann hatte J. die allererste Tasse vor sich (es handelt sich um eine halbreife Dame, die aber bspw. Sojasauce nicht sonderlich mag - was vorrangig als nächstliegender Vergleich zur Shou Produktion angemerkt wurde), sie nahm also vorsichtig den ersten Schluck, worauf sie gleich aufsprang (das kann sie gut, sie betätigt sich viel mit Poweryoga o.ä.), streckte die Zunge fast würgend raus, verdrehte die Augen wie im Cartoon und eilte hüpfend zu ihrer Wasserflasche, um den Geschmack der Finsternis herunterzuspülen!
Ich hoffe, dem war ein ausführliches Aufklärungsgespräch vorangegangen - optimalerweise mit einer schriftlichen Willenserklärung abgeschlossen. Sonst wäre das kein harmloser Streich mehr ... Da muss ich an meine alte Grundschullehrerin und ihre moralisierenden Ausführungen denken, als ich einem Klassenkameraden ein Reagenzglas mit Ammoniak (zuhause mit dem Chemiebaukasten hergestellt) unter die Nase gehalten hatte. Eine Würdigung meiner naturwissenschaftlichen Neugier war das jedenfalls nicht ...
Aber Danke für Schilderung - bist Du praktizierender Frauenversteher?
TenFu ist eines der Label, dessen Internet-Vertrieb DTH übernommen hat. Von denen hatte ich vor zwei Jahren einen Enshi Yu Lu (um die 40 ct/gr), der recht ordentlich war. An den 'Label-Tees', die ich da kennengelernt habe (außer TenFu bislang Efuton und Lepinlecha) war nichts auszusetzen, wenn auch das PLV da nach meinem Eindruck deutlich ungünstiger ist als bei den 'Hausmarken'. Klar - da verdienen mehr Leute dran ...
Die Labels, über die ich unabhängige Informationen finden konnte, scheinen da auch nur ihre Spitzenprodukte zu vermarkten - im mittleren Preissegment will DTH wohl auch keine Konkurrenz für die Hausmarken.
Ein deutliches Manko allerdings, dass diese Tees im Shop nicht gut 'verkauft' werden - idR findet man da nur den Standardtext zur Sorte und keine Angaben zu dem speziellen Tee. Das ist dann schon ein wenig wie für gutes Geld eine Katze im Sack kaufen ...
ZitatAm 30.8.2022 um 10:34 schrieb GoldenTurtle: bei aller Qualität sollte es dennoch ein erkennbarer Long Jing bleiben
Das ist zumindest das, was der Kunde ohne besondere Vorwarnung erwarten darf. Die Frage ist da letztlich, was für wen erkennbar ist. Vorteilhaft, wenn sich da die persönliche Erfahrung nicht auf den gängigen modernen Longjing #43 beschränkt, sondern man auch einmal den klassischen Longjing Qunti kennenlernen durfte - ihre Unterschiede und Gemeinsamkeiten. Dass die Produzenten mittlerweile fast alle auf den #43 setzen, hat ja hauptsächlich etwas damit zu tun, dass dieser Kultivar auf Kälteresistenz und Frühreife gezüchtet ist - man kann damit mehr Mingqian produzieren, der sich dann teuer verkaufen lässt. Ob der nicht nur teurer sondern auch 'besser' ist als ein zwei Wochen später gepflückter Qunti ist eine andere Frage ...
Okay - wenn ich es richtig verstanden habe, gehören der klassische Longjing Qunti und der aus ihm entwickelte Longjing #43 zur Jiukeng - Gruppe (nach dem Ort Jiukeng in Chun'an / Zhejiang). Nun gibt es am Xihu allerdings noch einen weiteren traditionellen (sprich vor #43) Kultivar, der nicht zur Jiukeng - Gruppe gehört, den hier vorliegenden langblättrigen Longjing Changye (龍井長葉). Der ist relativ selten, was wohl auch auf den Preis Einfluss hat. Ich hatte ihn selbst wissentlich noch nicht in der Tasse - aber dass er sich sowohl im Aussehen als auch im Geschmack von einem handelsüblichen #43 unterscheidet, sollte nicht überraschen. Offen gesagt, bin ich in Versuchung, da mein Erfahrungsspektrum etwas auszuweiten.
vor 1 Stunde schrieb GoldenTurtle: war der aus dem
"Sample pack" ist insofern irreführend, weil die Tees im Shop nicht einzeln (und in Normalpackung statt wie hier 8 gr) erhältlich sind. Ob das "Shan Jian" ('Gebirgsbach') links oben auf der Packung nun der Name des Produzenten ist oder ein Hinweis auf die nähere Herkunft ist, konnte ich nicht herausfinden.
Heute in der Tasse: ein altmodischer Kamairi-cha von Marimo/TKK. Vom Grundcharakter her ein wunderschön weicher und voller, nussiger Tee ohne herbe Noten - der mich stark an einen guten Lushan Yunwu erinnert. Jedenfalls sehr 'unjapanisch'. Das Aroma wartet mit kleinen, flüchtigen Überraschungen auf - etwa einer dezenten Lebkuchennote oder auch einer (noch dezenteren) Reminiszenz an gebratenen Schweinebauch.
Zitatvor 3 Stunden schrieb GoldenTurtle: Und zum "ich gebe erst das Wasser dann den Tee hinzu" - selbstverständlich darf jeder sowas machen, aus der japanischen Perspektive, das Blattgut durch das aufgiessen so wenig wie möglich zu verwirbeln (was gemäss ihrer Ansicht die Bitterkeit fördern würde), macht das ja noch halbwegs Sinn, aber ich finde es doch nicht ganzheitlich sinnvoll
Wenn ich es recht verstanden habe sind solche Vorgehensweisen beliebt bei Leuten, die gerne im Glas (Typ: Longdrink) aufgießen (und aus eben jenem Glas dann auch trinken); gerade handgepflückte Sorten mit guter Verarbeitungsqualität und entsprechend attraktivem Aussehen. So 'ne Art Grandpa-Style im Zeitraffer. Das Beobachten, wie sich die Blätter entfalten und allmählich absinken, hat durchaus seinen (optischen) Reiz. Der mE allerdings ein wenig auf Kosten des Geschmacks geht.
vor 58 Minuten schrieb FireStream: @topic: Ich schlürfe übrigens grade einen @GoldenTurtle eine Atong-Produktion), hat aber mit den oben besprochenen aus Jiangsu außer dem Namen nichts zu tun.
Was passenderweise zu meinem heutigen Tee überleitet. Der Jintan Que She von gestern hatte mich daran erinnert, dass hier noch ein Que She zur Verkostung ansteht - und zwar ein Wuyi-Oolong.
Der Name 'Que She' (Spatzenzunge) kommt ja von einem bestimmten Pflückstandard: optimalerweise ist die Knospe (die 'Zunge') noch von zwei gerade aufgebrochenen Blättchen (dem 'Schnabel') umhüllt. Woher nun allerdings dieser Wuyi Que She seinen Namen hat - weiß der Geier (oder vielleicht einer der geschätzten Mitforisten?).
Wie man sieht, schaut der nicht nur nicht nach einem Que She aus - sondern nicht einmal nach einem Wuyi-Oolong. Aroma und Geschmack erinnern etwas an 'grünen' Tie Guan Yin, jedoch deutlich dunkler getönt und von einer schweren, fruchtigen Süße begleitet, die sich schon in der Nase ankündigt. In der Aufgussfarbe mischt sich Grün mit einem sich zunehmend aufhellenden Bernstein. Leider ist der Aufguss etwas trübe, was sich erst mit dem 4. Aufguss gibt. Mit der Farbe hellt auch die Süße etwas auf in Richtung Karamel.
Das aufgebrühte Blattgut zeigt recht grobe Maschinenpflückung; die Blätter sind an den Rändern ähnlich 'angeknabbert' wie bei Tie Guan Yin, jedoch ohne die dort typische Verfärbung der Ränder - was den leichten Bodensatz und die Trübung durch feinere Schwebeteilchen erklärt.
Insgesamt eine interessante Erfahrung, die ich gerne bei Gelegenheit mit einer gehobeneren Qualität wiederholen würde.
Zitatvor 4 Stunden schrieb FireStream: Citrus medica Digitata
... die zumindest als Namensgeber schon fast als Teestrauch ehrenhalber anzusprechen wäre ...
P.S.: persönlich kenne ich die (eine) Wuyi-Variante dieses Oolong und eine aus dem südlicher gelegenen Anxi, die ich mal bei Herrn Thamm fand. Anders als dem Teapedia-Eintrag nach zu erwarten, war der aus Anxi wie ein sehr leicht oxidierter ('grüner') Tie Guanyin gearbeitet - mit geschmacklich durchaus anderem Charakter als dieser. Eine Verwandtschaft zu dem kräftig oxidierten Wuyi Fo Shou war da für mich nicht herauszuschmecken.
Zitatvor 3 Stunden schrieb GoldenTurtle: @SoGen: Was meinst du zu diesem chinesischen Sprichwort? Weshalb fürchteten sich die Chinesen früher davor, berühmt zu werden?
Am 20.8.2022 um 16:11 schrieb GoldenTurtle: Zitat Ein Mensch fürchtet sich davor, berühmt zu werden, ein Schwein davor, fett zu werden.
Nun ja, da ist was dran. Wobei "die Chinesen" schon ein wenig generalisierend ist. Aber schöner Ausdruck des daoistischen Abscheus vor 'öffentlichen Angelegenheiten', die selbst den harmlosen Meister Jadequelle den Kopf kosteten. Durchaus nachvollziehbar, wenn man sich die Unappetitlichkeit so mancher aktuellen öffentlichen Angelegenheit vor Augen führt.
Doch zum Bi Luo Chun eine Anmerkung; da mir nur eine der Sorten (über frühere Jahrgänge) bekannt ist, notwendig allgemeiner Natur. Zunächst zum Pekoe: ich persönlich finde, er gehört bei Bi Luo Chun dazu. Wenn man ihn im Sonnenschein auf dem Teespiegel der Tasse schwimmen sieht, dann ist das eine optische Zugabe, auf die ich ungern verzichte - im Gegensatz zu Sieben.
Was den Bodensatz angeht, ist es ganz praktisch, ein Ausschank- und ein Kühlgefäß zu benutzen. Der letzte Rest (mit dem Satz) landet beim Ausschenken im Kühlgefäß, wo er das Aufgusswasser schon etwas aromatisiert und mit diesem wieder in der Kanne landet. Bzw. wenn es zu viel wird (etwa bei einem Packungsrest) ab ins Abwassergefäß.
Zu den fruchtig-floralen Noten: die gehören zur Signatur dieses Tees. Es mag ja eine Marketinglegende sein, dass dies das Ergebnis einer natürlichen Aromatisierung ist, verursacht durch die Durchsetzung der Teegärten mit schattenspendenden (und zur rechten Zeit blühenden) Obstbäumen. Zumindest ist das eine mE passende Assoziation zu diesen auch schon bei sehr frühen Pflückungen feststellbaren floral-fruchtigen Obertönen.
Bei mir heute in der Tasse ein anderer, weniger bekannter Tee aus Jiangsu: Que She ('Spatzenzungen') aus Jintan. Das Anbaugebiet liegt am Changdang-See, dessen Wollkrabben auch in Beijing oder Hongkong nachgefragt werden, etwa auf halbem Weg zwischen Dongting am Tai Hu im Südosten (Heimat des Bi Luo Chun) und dem Maoshan im Nordwesten, wo der Qingfeng produziert wird.
Heute letzter Aufguss eines Urlaubs-Verlegenheitskaufes*: ein Long Jing 'Impérial' (das Beste, was man mir an Chinatee anbieten konnte) der lokalen Filiale von 'Palais des Thés'**. Das "Impérial" ist natürlich genau so wenig aussagekräftig wie die Einordnung als 'Premiumtee'. Aussagekräftig ist vielmehr, was da nicht steht: nämlich Xihu. Immerhin (laut Webseite) aus Zhejiang. Kein Hinweis auf eine frühe Pflückung, also wohl ein Yuqian. Optisch und olfaktorisch typischer Longjing gehobener Qualität (ich vermute mal, der bewährte Kultivar 43), wenn auch ein wenig grob verarbeitet. Was insgesamt zur Vermutung eines angemessenen PLV führte, da ich MdT bei früherer Gelegenheitals seriös kalkulierenden Händler und sachkundigen Einkäufer kennen gelernt habe.
Eine Vermutung, die sich bestätigte. In dieser Preislage kriegt man vom Xihu kaum Besseres, eher im Gegenteil. Schönes, für Longjing typisches Aroma nach Wasserkastanie mit dezenten Röstnoten. Vielleicht etwas weniger 'nussig', als ich es von Xihu Longjing kenne. Die empfohlenen 75° Aufgusstemperatur ergeben eine schöne 'gemüsige' Fülle - die filigranen Aromen einer Frühpflückung (wo dann eher 80° angebracht sind) darf man da nicht erwarten. Kein großes Kino, aber auch in Anbetracht der damit verbundenen Reiseerinnerungen ein schöner Samstags-Tee.
[size=10]*Aus der Reihe 'man wird alt': da verreise ich samt Teereiseset und einem Vorrat an Teewasser und vergesse den Tee zu Hause ...[/size]
[size=10]**Ist eine Franchise-Geschichte; die haben idR nicht sämtliche von der Pariser Zentrale angebotenen Tees im Programm.[/size]
Zwar nicht die örtliche Filiale, aber dafür ein 'Palais' mit Salon im selben Städtchen:
Zitatvor 31 Minuten schrieb GoldenTurtle: der Vorteil einer handgefertigten Tetsubin ist mMn aber in erster Linie Kunst und dass man eine alte Handwerkskunst unterstützt und damit diese Kultur am Leben hält.
... möchte ich unterstreichen - wobei auch das, wie mein 'Zwischenruf' etwas offtopic ist. Ich denke, wir reden hier über Funktionalität und den Einfluss von Werkzeugen auf den Teegenuss. Aber die Ästhetik der Werkzeuge spielt schon auch eine bedeutsame Rolle beim 'Genuss'. Das ist jedoch eine andere Dimension der Erfahrung des Teetrinkens. Wobei ich da zur Gattung Fuchs im Weingarten gehöre und mich weitgehend nach der Bauhaus-Devise 'form follws function' ausrichte. Nicht, dass ich keinen Raum auch für 'Verspieltes' ließ und das eine oder andere, was sich im Laufe der Jahre angesammelt hat, wäre heute für mich unerschwinglich. Nicht zuletzt, weil ich der Auffassung bin, dass bei Investitionen das Schwergewicht auf dem Tee liegen sollte - um den geht es ja schließlich auch, nicht nur um uns. /emoticons/wink@2x.png 2x" title=";)" width="20" /> Und ein guter Tee braucht gar nicht so viel Schmuck, um Aufmerksamkeit zu verdienen ...
/emoticons/smile@2x.png 2x" title=":)" width="20" />
@doumer: Zunächst mal Danke für die nachsichtige Aufnahme meiner etwas provokanten Formulierung. Im wesentlichen Punkt stimmen wir ja überein: bestimmte nicht völlig neutrale Materialien bei Kessel oder Kanne 'verbessern' den Teeaufguss im Vergleich zu inertem Material nicht im objektiven Sinn - es ist eine Sache des persönlichen Geschmacks, ob man das eine dem anderen vorzieht. Darüber hinaus geht es hier um sehr subtile Geschmacksnuancen, für deren Wahrnehmung in aller Regel erst eine Sensibilität entwickelt werden muss, wozu es entsprechender Erfahrung* und des damit entwickelten Unterscheidungsvermögens bedarf.
Eben dieses Unterscheidungsvermögen ermöglicht uns dann auch ein eigenständiges, persönliches Geschmacksurteil hinsichtlich der angesprochenen Mythen - ob sie nun Tee oder das 'Handwerkszeug' betreffen. Wobei ein Mythos, der sich subjektiv nicht nachvollziehen lässt, nicht notwendig falsch bzw. unbegründet ist. Und wenn der Nachvollzug nicht gelingt, ist es besser, das unter 'sinnvoll angelegtes Lehrgeld' zu verbuchen als unter 'Fehlkauf' ... /emoticons/mellow@2x.png 2x" title=":|" width="20" />
[size=10]*Wobei ich offen einräume, dass sich meine Tetsubin-Erfahrung auf eine einzige in der hier vorgestellten Preisklasse beschränkt.[/size]
Nur mal als kleiner Zwischenruf eines bekennenden Nicht-Tetsubin-Nutzers: wie man die Geschmacksveränderung des Aufgusswassers durch Aufkochen in mit Lack abgedichtetem Gusseisen letztlich bewertet, ist eine subjektive Angelegenheit. Ich persönlich bin da eher puristisch eingestellt; ein gutes Bergquellwasser, das vor dem Aufguss ausschließlich mit Glas und Edelstahl in Kontakt ist. Also - ich muss das nicht noch mit Eisenionen würzen. Ist, wie schon gesagt, eine Sache persönlicher Vorlieben. Lange Zeit hat man es für sinnvoll gehalten, seinen Tee beim Aufguss zu salzen und dem Vernehmen nach fügt man in gewissen Regionen dem Tee Butter und Gerste zu (vor dem Trinken erst den Schaum wegpusten!). Suum cuique, das Gequieke der Säue, wie der Lateiner sagt.
Jedenfalls - wie die Diskussion hier zeigt, lässt sich der erwünschte Effekt auch mit (relativ) preiswerter Serienproduktion erreichen. Ob nun Satetsu tatsächlich noch mal ein Plus bringt (außer bei Optik, Preis und Prestige) möchte ich mangels persönlicher Erfahrung nicht beurteilen. Die Diskussion zeigt auch, dass der geschmackliche Effekt nicht einheitlich ist. Und dass die Dinger - ob teuer oder preiswert - relativ wartungsaufwendig sind. Das sollte man mögen, sonst landet das Ding schnell bei Ebay ...
Ich denke, gerade für 'Einsteiger' ist es wichtig, sich nicht von Mythen blenden zu lassen, sondern dem eigenen Geschmacksurteil zu vertrauen. Und - mal ehrlich - Hojo ist nun wahrlich ein Tee-Mythologe mit beneidenswerten sensorischen Fähigkeiten. Nicht, dass ich die bei ihm (oder irgendjemand sonst) in Zweifel ziehe, aber ein wenig an Homöopathie und Esoterik erinnert mich das schon. Und da schaue ich dann schon etwas genauer auf die Preisschilder. Ansonsten begnüge ich mich damit, zu konstatieren, dass ich gewisse Effekte nicht nachvollziehen kann und das entsprechend angepriesene Material bei mir Perlen vor die Sau wären.
Zum Tutorial: eine Untertasse macht wenig Sinn, wenn man ohnehin ein Ablaufbrett benutzt. Sie macht Sinn, wenn man hitzeempfindliche Fingerspitzen hat und sich ohnehin scheut, die Lippe der Tasse mit seinen Dreckgriffeln zu befingern. Wenn man den Gaiwan einhändig bedienen will, darf er daher nicht zu groß sein. 160 ml dürfte - wenn man nicht sehr kleine Hände hat - kein Problem sein.
Finger an der Lippe ist nun wiederum bei einer Shiboridashi kein Problem - die hat eine Ausgusstülle und damit ist klar, wo Finger nix verloren haben. Da braucht es dann auch keine Untertasse.
Zitatvor 22 Stunden schrieb GoldenTurtle: Zum obigen Stück von Glass, ich finde der Anschlag ist auf eine dem Klavier unschmeichelhafte Weise schwach, wobei dies mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht an Ólafsson
Ein besonderer Reiz (jedenfalls für mich) dieses Stücks ist die Arbeit mit den Pedalen - wobei Ólafssons Studioeinspielung nicht ganz so 'weich' klingt wie die Liveaufnahme. Möglicherweise spielt da auch die Akustik der Liveaufnahme eine gewisse Rolle. Die Stärken eines modernen Konzertflügels in perkussiver Hinsicht bekommt man bei Glass / Ólafsson eher bei den Etuden zu hören - wobei es ja bei dieser Gattung traditionell um das Ausloten des spieltechnischen und klanglichen Potentials des Instruments geht. Bei 'Opening' geht es eher um die 'Stimmung'; es gibt von dem Stück auch eine Überarbeitung (von Christian Badzura) für Klavierquintett mit entsprechend erweitertem Ausdrucksspektrum, das dann schon fast elegisch daherkommt.
Zu Deinen Tips, danke. Jazz höre ich fast nur noch, wenn ich in nostalgischer Stimmung bin. Aber mit Baker rennst Du bei mir offene Türen ein, ich schätze ihn noch höher als Miles. Dieser Ton auf der Trompete, der Ansatz, die Beherrschung subtilster dynamischer Nuancen - einfach großartig. Speziell die Zusammenarbeit mit Catherine wie auf 'Late Night Jazz' ist großartig. Wobei das, glaube ich, ein Sampler ist (die beiden haben ja einige Alben zusammen gemacht).
Jim Hall ist natürlich eine Klasse fast nur für sich - die kann er sich mit Joe Pass teilen. Eine meiner liebsten nostalgischen Erinnerungen ist die an ein Konzert Mitte der 70er Jahre im Ludwigshafener Pfalzbau, Pass und 'Big Ella':
Die Aufnahme Abercrombie / Hammer / de Johnette kannte ich noch nicht, hört sich interessant an. Alles Top-Namen der Fusion-Szene; keine Ahnung, warum mir das bislang entgangen war ...
'Floating Points' werde ich mir mal in Ruhe anhören.
Zitatvor 15 Stunden schrieb GoldenTurtle: Dies illustriert es sehr gut - wahrsch. ist der Tee sehr fruchtig und blumig, und wurde sehr schonend verarbereitet, um möglichst viel dieser Noten zu erhalten ... zu schonend. Möglicherweise ist die tiefere Ursache, dass dafür ein eher aggressiver Kultivar verwendet wurde, möglicherweise ein fruchtiger Oolong-Kultivar, der sonst relativ stark durch Woken, Oxidation oder Rösten besänftigt wird.
Nachdem ich mich hier gestern über diesen Tee ausgeweint habe, war natürlich mein Widerstand erst einmal gebrochen und so landete er heute mal wieder in der Tasse. Man ist halt Sklave seiner Leidenschaften und bringt eine entsprechende Leidensfähigkeit auf ...
Also - in der Tat ein stark fruchtbetonter Tee, was sich schon beim trockenen Blatt in der Nase ankündigt. Die Richtung ist Kernobst (sonst nicht konkret zuzuordnen), was sich selbst im letzten Aufguss (von vier: 20/30/50/80 sec plus Blanchieren <10) noch deutlich der Nase präsentiert. Im Mund machen sich ab 2. Aufguss zunehmend holzige Töne bemerkbar, die den Geschmackseindruck in Richtung 'Wildfrüchte' verschieben. Wer mal einen Speierling probiert hat, weiss, was ich meine. Wobei das jetzt nicht so intensiv herüberkommt, dass es unangenehm wäre, im Gegenteil. Die edelbitteren Holznoten harmonieren wunderbar mit der 'trockenen' Fruchtigkeit - aber sie verweisen schon darauf, dass da einiges an Tanninen in der Suppe schwimmt. Dass das (bzw. die Catechine) erst ab 2 Minuten Ziehzeit ausgelöst wird, halte ich für ein Gerücht. Übrigens sind es eher diese holzigen Noten, die mich an (jungen) Fujian-Weisstee erinnern, als die fruchtigen. Wobei meine Erfahrungen hinsichtlich Fruchtigkeit mit siebenjährigem, gepresstem Shou Mei meine Referenz sind - es ist ein anderer Fruchttypus.
Der Tee ist in der Tat nur sehr leicht verarbeitet; das Blattgut erinnert an Atongs Pinglin Bai Mao Hou, ist jedoch deutlich heller (hellgrün / weiss gescheckt) und mit mehr Pekoe. Sehr lose gedreht und trocken entsprechend voluminös. Würde mich nicht wundern, wenn der Tee zumindest teilweise sonnengetrocknet wurde und nur eine schonende 'Endfeuerung' erhalten hat. Man ist da ja ein ganzes Stück weiter südlich als Fuding, schon nahe Wendekreis des Krebses - da dürfte auch die Sonnentrocknung etwas schneller gehen. Das aufgegossene Blattgut zeigt Handpflückung, recht sauberer Maofeng-Pflückstandard.